Des Sheriffs bitterster Sieg: Western - Luke Sinclair - E-Book

Des Sheriffs bitterster Sieg: Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Jim war auf der Flucht. Ausgekochte Revolverschwinger ritten auf seiner Fährte, aber er wollte sich nicht zum Kampf stellen. Nie wieder wollte er auf einen Menschen schießen, denn er hatte schon zu viel Blut und Tod gesehen. Er war ein einsamer Mann, der seinen Frieden suchte. - Doch dann lernte er die schöne Jill kennen. Ihr zuliebe nahm er den Sheriffstern. Und so wurde er hineingetrieben in den bittersten Kampf seines ganzen Lebens ...

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Luke Sinclair

Des Sheriffs bitterster Sieg: Western

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Inhaltsverzeichnis

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Des Sheriffs bitterster Sieg: Western

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Des Sheriffs bitterster Sieg: Western

Luke Sinclair

„Als Jim seinen Job verfluchte“

Jim war auf der Flucht. Ausgekochte Revolverschwinger ritten auf seiner Fährte, aber er wollte sich nicht zum Kampf stellen. Nie wieder wollte er auf einen Menschen schießen, denn er hatte schon zu viel Blut und Tod gesehen. Er war ein einsamer Mann, der seinen Frieden suchte. - Doch dann lernte er die schöne Jill kennen. Ihr zuliebe nahm er den Sheriffstern. Und so wurde er hineingetrieben in den bittersten Kampf seines ganzen Lebens ...

*

Jim Galaghan ritt an der Reihe der wuchtigen Wagen vorbei, die diese Straße klein und eng erscheinen ließen. Jedenfalls war sie ihm bei seinem letzten Besuch hier größer vorgekommen. Vor dem Mietstall am Ende der Straße blickte er sich noch einmal um und musterte die Reihe der sieben Conestoga-Wagen mit einem kritischen Blick. Die Leute mussten völlig verrückt sein, zu dieser Jahreszeit noch auf dem Treck zu sein, ohne die Berge bereits hinter sich zu haben. Und wenn sie hier in Virginia City überwintern wollten, dann mussten sie eine Menge Geld besitzen. Es war fast unmöglich, dass Leute, die sich auf dem Treck befanden, so viel Geld hatten. Aber um diese Jahreszeit über die Berge zu gehen, war ein Risiko, das kein vernünftiger Mensch einging. In diesem Land kam der Winter mitunter so zeitig, dass man über Nacht in seinem Bett erfrieren konnte.

Jim Galaghan schüttelte den Kopf und trieb den Rehbraunen durch das große Tor, durch das ihm ein Geruch von Stroh, Staub und die scharfe Ausdünstung von Pferden entgegenschlug.

Der Stallmann kam mit den schleppenden Schritten eines alten Mannes den Mittelgang entlang, als Galaghan vor einer leeren Box absaß. Er musterte den großen Fremden schon aus einiger Entfernung, während er näher kam. Seine Augen waren an das Halbdunkel besser gewöhnt, und er hatte in einem harten Leben die Fähigkeit erworben, einen Menschen einzuschätzen. Er verließ sich auf den ersten Eindruck, und er irrte sich selten. Er sah ein hartknochiges braunes Gesicht, in dem zwei graue kühle Augen standen. Der ausgeprägte Mund und das entschlossene Kinn verrieten, dass dieser Mann es verstand, seinem Willen Geltung zu verschaffen.

„Geben Sie ihm Hafer“, sagte Galaghan müde. „Wir haben einen langen Weg hinter uns.“ Er klopfte leicht mit der flachen Hand das staubige Fell des Rehbraunen, als wollte er sich von ihm verabschieden. „Und bürsten Sie ihm das Fell.“

Der Stallmann sah dem Fremden nach, der das breite Tor schon fast wieder erreicht hatte, und dessen drahtige Gestalt sich deutlich vor dem hellen Hintergrund abhob.

Unter dem Tor wandte sich Galaghan noch einmal um.

„Diese Wagen“, fragte er, „wohin wollen die Leute?“

„Nach Süden, über den Targee-Pass.“

Galaghan blickte die Straße hinauf, vorbei an der Reihe der Wagen. Ein wahnsinniges Unternehmen um diese Jahreszeit. Er zögerte noch und schaute weiter zurück, dorthin, wo er vor wenigen Minuten hergekommen war. Von den beiden Kerlen, die seit Wochen hinter ihm her waren, hatte er in den letzten beiden Tagen nichts mehr gesehen. Aber er wusste, dass sie kommen würden.

Entschlossen setzte er sich in Bewegung. Was tat es, wenn sie ihn gerade hier einholten? Hier war es ebenso gut wie anderswo, und einholen würden sie ihn eines Tages, auch wenn er es immer wieder zu verhindern suchte. Während des langen, staubigen Weges hatte er an das Bier in Alonsos Kneipe gedacht, und jetzt sollte ihn nichts davon abhalten, es zu trinken. Auch nicht diese beiden!

Als Galaghan die Kneipe betrat, stockte sein Fuß kaum merklich. An der Bar stand jemand, den er kannte.

Rusty Dolan war ein Mann, dem man nicht gern den Rücken kehrte, wenn man einmal mit ihm Streit gehabt hatte.

Auch Dolan hatte ihn bemerkt. Er musste ihn in dem fleckigen Spiegel hinter der Bar gesehen haben, denn er drehte sich plötzlich um und grinste ihn an.

„Hallo, Galaghan. Dich trifft man überall, wo es stinkt.“

„Halt die Klappe“, knurrte Galaghan im Vorbeigehen und stellte sich an das hintere Ende der Mahagonibar, denn er wollte keinen Streit mit Dolan. Er winkte dem Keeper und verlangte ein Bier.

Vor Dolan stand eine halbvolle Whiskyflasche. Die Männer, die zwischen ihm und Galaghan standen, nahmen ihre Drinks und verzogen sich schweigend. Dolan war verdammt schnell mit dem Revolver. Das war allgemein bekannt, und auch Galaghan wusste es. Aber er hatte keine Angst vor ihm. Seine Hände befanden sich auf dem dunklen Holz der Bar und waren damit beschäftigt, Tabak auf ein Zigarettenpapier zu schütten.

Als Dolan sich etwas von der Bar abhob, blickte Galaghan auf.

„Ich gebe dir einen Rat, Dolan“, sagte er ruhig. „Kümmere dich um den Whisky da vor deiner Nase und um sonst nichts.“

Dolan begann wieder zu grinsen. Er wollte abermals etwas sagen, aber diesmal wurde er von anderer Seite unterbrochen.

„Bist du nicht der Führer dieses Trecks da draußen?“ Es war ein junger Bursche, kaum zwanzig Jahre alt, der diese Frage gestellt hatte. Er saß an einem der Tische, aber etwas schräg auf seinem Stuhl, so dass ihn die Rückenlehne nicht beim Schießen behinderte.

Dolan wandte sich zu ihm um.

„Stört dich daran etwas, Kleiner?“

„Mich nicht“, erwiderte der Junge mit unschuldiger Miene. „Aber ich gehöre ja auch nicht zu den Leuten dieses Trecks. Die störte es vielleicht, wenn sie wüssten, dass ich dich vor kurzem erst in Fort Laramie mit einigen Kerlen zusammen sah, die man allgemein als Treckhyänen bezeichnet. Ihr hattet ein ziemlich vertrautes Gespräch, so schien mir. Als ob ihr etwas aushecktet.“

Rusty Dolans Gesicht war bei den fast beiläufigen Worten des Jungen erstarrt. Jetzt wirbelte er herum und zog während der Drehung. Aber er brachte den Colt nur aus dem Holster und war schon tot. Ein unsichtbarer Schlag warf ihn gegen die Bar, an der er dann mit leeren Augen herunterrutschte, und der Donner eines Schusses erfüllte den Raum.

Der Junge hielt den rauchenden Revolver noch dicht über der Tischplatte. Galaghan wusste nicht, ob der Boy die Waffe schon in der Hand gehabt, ehe Dolan gezogen hatte. Fast schien es so, denn so schnell konnte niemand schießen.

Galaghan setzte langsam das Glas ab, aus dem er gerade getrunken hatte, und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Der Junge kam herüber und blieb neben dem Toten stehen. Erst jetzt steckte er den Revolver ein.

„Ich bin Johnny Hagardine“, sagte er laut und selbstbewusst. „Er hat seinen Streit gesucht und hat ihn gehabt.“

Niemand antwortete ihm. Sie standen schweigend und starrten abwechselnd auf den Toten und dann auf den Jungen.

Galaghan schob sich an der Bar entlang.

„Er wollte Streit mit mir“, sagte er. „Es war ein Fehler, sich da einzumischen.“

Der Junge musterte ihn mit braunen, sanften Augen. Er hatte ein schmales, hübsches Knabengesicht.

„Du kannst froh sein, vielleicht war er schneller als du.“

Galaghan wurde ein wenig zornig.

„Weißt du eigentlich, wer das war? Das war Rusty Dolan. Vielleicht sagt dir der Name etwas.“

Johnny Hagardine zuckte uninteressiert mit den Schultern.

„Nie gehört.“

„Das wird dich noch mal das Leben kosten, Junge. Man sieht sich die Leute vorher an, mit denen man anbändelt. Er war einer der Schnellsten in der Gegend.“

Der Junge ruckte an seinem Waffengurt und sagte leichthin: „Trotzdem ist er jetzt tot, scheint mir.“

Galaghan musterte ihn mit einem Seitenblick. Dieser Junge war einer jener Grünschnäbel, die mit dem Revolver Karriere machen wollten. Denen die Geschichten, die man sich von Billy the Kid und John Wesly Hardin erzählte, in den Kopf gestiegen waren.

„Du scheinst nicht gern zu leben“, sagte Galaghan. Johnny Hagardine lachte nur. Er schien überhaupt nichts ernst zu nehmen, nicht einmal den Tod.

Erst jetzt schob sich ein Mann aus dem Kreis der anderen, trat zu dem Toten und beugte sich zaghaft über ihn. Er trug eine grobe Tuchjacke und eine abgetragene Hose aus ähnlichem, strapazierfähigem Stoff, derbe Stiefel mit flachen Absätzen und keine Waffe. Ein typischer Siedler, unerfahren und schlecht ausgerüstet. Der Mann richtete sich wieder auf und wandte sich zu Johnny Hagardine um. Sein Gesicht war kantig und von tiefen Linien durchzogen. Er ballte die großen, von harter Arbeit schwieligen Fäuste, aber der Zorn in ihm konnte die Unsicherheit nicht ganz vertreiben.

„Du hast unseren Treckführer erschossen.“ Die Bitterkeit in seiner Stimme überwog den Zorn. Sorge und Ratlosigkeit gewannen die Oberhand in seinem wettergebräunten Gesicht, und die kräftigen Hände entspannten sich langsam.

Johnny Hagardine zuckte mit den mageren Schultern.

„Er hat den Revolver zuerst gezogen. Sollte ich mich etwa von ihm erschießen lassen?“

Galaghan betrachtete den Jungen mit wachsendem Unmut. Am liebsten hätte er ihn geohrfeigt. Aber wenn er ihm vielleicht nicht das Leben gerettet hatte, so hatte er ihm doch zumindest einen Kampf erspart. Und er wollte nicht undankbar sein.

„Du hast ihn beleidigt“, hielt ihm der Siedler entgegen.

Johnny schien nur mit halbem Ohr hinzuhören. Er schob sich den Hut in den Nacken, und eine dunkle widerspenstige Locke fiel in die Stirn.

„Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Ihr könnt froh sein, dass ihr ihn vom Hals habt.“

Johnny Hagardine wandte sich der Bar zu, goss aus Dolans Flasche in das leere Glas, trank und kümmerte sich nicht weiter um das, was um ihn vorging.

„Sie haben Mr. Dolan gekannt, Fremder?“ Die Frage war längst verklungen, ehe Galaghan seinen Blick von Johnny Hagardine löste und den Siedler ansah.

„Ja“, sagte er abwesend. „Ich glaube, der Junge hat die Wahrheit gesagt. Es war ein Fehler, Dolan zu engagieren.“

„Er war der einzige, den man auftreiben konnte“, verteidigte sich der Siedler. Galaghan warf ihm einen beredten Blick zu.

„Kein Wunder, um diese Jahreszeit.“ Auch er wandte sich wieder seinem Bier zu. Der Staub da draußen hatte ihn durstig gemacht.

Der Siedler drehte sich mit einer ratlosen Geste um und verließ die Kneipe. Einige Männer unterhielten sich aufgeregt und gingen dann ebenfalls. Auch sie sahen wie Siedler aus. Ihre Kleidung war dafür geschaffen, beim ersten Frost die Glieder erfrieren zu lassen.

Galaghan trank sein Bier aus. Den Durst war er los, aber der Staub des langen Rittes brannte noch in seinem Nacken. Von früheren Besuchen wusste er, dass sich hinter dem Haus eine Pumpe befand. Er ging hinaus und war noch ein wenig verwirrt. Der Junge im Saloon war fast noch ein Kind. Er hatte ein sanftes Gesicht und einen weichen Mund. Und doch war er eiskalt wie eine Hundeschnauze.

Galaghan zog seine mit Lammfell gefütterte Jacke aus. Er wusch sich Gesicht und Hals mit dem eiskalten Wasser, das aus der Pumpe kam, während er mit der Linken den rostigen Schwengel bediente. Dann trocknete er sich mit seinem Taschentuch ab und hob seine Jacke auf. Dabei fiel sein Blick auf eine junge Frau, die um die Ecke des Schuppens neben der Kneipe kam, ihn mit einem zögernden, fast fragenden Blick ansah und dann näher kam.

Galaghan sah ihr entgegen. Sie war nicht nur jung, sondern dazu noch verteufelt hübsch. Er versuchte nachzurechnen, wie lange es her war, seit er eine solche Frau zuletzt gesehen hatte, gab es aber auf, als sie vor ihm stehenblieb.

Sie sah mit einem festen, selbstbewussten Blick zu ihm auf, und Galaghan stellte fest, dass sie auffallend klare, graue Augen hatte, die durch ihr fast schwarzes Haar noch heller und größer wirkten.

„Sie waren dabei, als Mr. Dolan erschossen wurde.“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Galaghan nickte.

„Ja, das stimmt.“

„Chet Meacham hat mir davon berichtet.“

Galaghan blickte sie verwundert an. Chet Meacham, das musste der Siedler sein, der bei der Schießerei dabei war.

„Ich bin Jill McGrove“, fuhr sie fort. „Mein Vater war es, der diesen Treck zusammenstellte und nach Westen führen wollte. Er ist unterwegs gestorben. Die Leute, die bei mir sind, haben ihn sehr geachtet und tun alles, was ich sage, aber das hilft uns jetzt nicht. Durch Dolans Tod sind wir in eine unangenehme Lage gekommen. Niemand von uns kennt das Land, das vor uns liegt. Wären Sie an einem Job interessiert, wenn wir Sie gut bezahlten?“

„Sehe ich wie ein Narr aus?“ Galaghan schlüpfte in seine warme Jacke. Dann hielt er plötzlich inne und blickte Jill McGrove an. „Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich?“

Jill McGrove versuchte zu lächeln, aber es glückte ihr nicht ganz. Ihr Gesicht wirkte ein wenig hilflos.

„Wir wussten nicht, an wen wir uns sonst noch wenden sollten. Hier hält uns ohnehin jeder für verrückt, weil wir es jetzt noch riskieren wollen. Und Sie scheinen darin keine Ausnahme zu sein.“

Galaghan knöpfte seine Jacke zu und steckte das Taschentuch ein.

„Wir bieten Ihnen dasselbe wie Dolan“, versuchte sie es noch einmal. „Vierzig Dollar. Oder wenn Sie darauf bestehen ...“

„Nein“, schnitt Galaghan ihr barsch das Wort ab.

„Besonders freundlich sind Sie nicht“, wies sie ihn zurecht.

„Tut mir leid, Ma'am, aber ich halte Sie ebenfalls für verrückt, genau wie die anderen. Um diese Jahreszeit noch über die Berge zu wollen, ist blanker Unsinn.“

Er wollte gehen, aber er spürte den festen Griff ihrer kleinen Hand an seinem Ärmel und wartete.

„Es gibt für alles eine Erklärung.“ Ihre Stimme klang betont kühl. „Wenn alles so gekommen wäre, wie wir dachten, dann hätten wir die Berge längst hinter uns. Ganz so dumm, wie Sie denken, sind wir nämlich nicht. Aber Vater bekam unterwegs eine Lungenentzündung. Ein Doc in Fort Laramie behandelte ihn, und wir lagen lange fest. Als er gestorben war, hatten wir keine andere Wahl, als weiterzuziehen, aber wir kamen nicht so schnell voran, wie wir dachten. Es war kein Scout zu bekommen. Mein Vater hat oft Büffel gejagt und war bis nach Idaho gekommen. Es soll dort gutes Land geben, und wir werden es auch ohne Sie erreichen.“

„Das Land läuft Ihnen nicht weg.“

„Sie wissen so gut wie ich, dass wir hier nicht überwintern können. Wir brauchten Essen und Trinken und Futter für die Zugtiere. Wer könnte das schon bezahlen? Um hier über den Winter zu kommen, müssten wir unsere Wagen und Zugtiere verkaufen. Und dann würden wir unser Ziel nie mehr erreichen. Trotzdem danke ich Ihnen fürs Zuhören.“ Sie drehte sich abrupt um, und Galaghan blickte ihr nach. Die Siedler steckten also bis zum Hals in Schwierigkeiten. Aber dennoch war es Wahnsinn, was sie vorhatten. Sie mussten allein sehen, wie sie damit fertig wurden. Er jedenfalls hatte seine eigenen Probleme.

Erst als Jill McGrove nicht mehr zu sehen war, bemerkte Galaghan die schlanke, etwas schlaksige Gestalt in der Hintertür, die zum Saloon führte. Johnny Hagardine grinste ihn an.

„Nicht übel, die Kleine. Du hättest nicht so unfreundlich sein dürfen. Sie steckt in Schwierigkeiten, und man sollte ihr helfen.“

Johnny musste ihre ganze Unterhaltung mit angehört haben.

„Ihr ist nicht zu helfen“, entgegnete Galaghan ärgerlich.

Johnny hielt den Kopf etwas schief.

„Weißt du, mich hält hier eigentlich nichts. Ich werde zu diesen Leuten gehen und sie fragen, ob ich diesen Job bekommen kann. Ich fühle mich irgendwie dazu verpflichtet.“

„Ausgerechnet du. Sie werden dich zum Teufel jagen.“

„Das glaube ich nicht. Sie haben gar keine andere Wahl, als ja zu sagen, denn sie haben sonst keinen.“

Galaghan setzte sich in Bewegung und blieb vor Johnny Hagardine stehen, dessen Haltung sich nicht verändert hatte.

„Hast du schon einmal einen Treck geführt? Kennst du wenigstens dieses Land?“

Johnny lächelte ihn unbekümmert an.

„In der Not lernt man am schnellsten. Diese Leute kennen nicht einmal die Verhältnisse dieses Landes, und doch sind sie entschlossen, weiterzuziehen.“

Noch ein Verrückter, dachte Galaghan. Laut sagte er: „Weil sie die Verhältnisse nicht kennen.“ Er schob sich an dem Jungen vorbei, und dieser folgte ihm.

„Ich lade dich zu einem Drink ein“, sagte Galaghan über die Schulter und bestellte zwei Whisky. Der Barkeeper warf ihnen verstohlene Blicke zu, doch Galaghan kümmerte sich nicht darum. Es gab wichtigere Dinge, mit denen er sich auseinanderzusetzen hatte. Er hatte vorgehabt, hier so wenig wie möglich aufzufallen, um keine allzu deutliche Spur zu hinterlassen. Das war nun gänzlich misslungen. Bereits morgen würde jedes Kind in Virginia City von dem Zwischenfall wissen, und man brauchte nur seine Beschreibung zu geben, um zu erfahren, wo er geblieben war. Es war ihm unmöglich gemacht worden, ungesehen aus der Stadt zu verschwinden.

Sein Blick streifte Johnnys Gesicht von der Seite, und er musste an die Leute dieses Trecks denken. Er fluchte unhörbar in sich hinein. Wenn dieser Junge neben ihm den Wagenzug führte, dann würde nicht ein einziger von ihnen jemals den Targee-Pass überhaupt zu Gesicht bekommen. Sie würden in den Tod laufen wie eine Herde wehrloser Schafe.

Galaghan warf Geld auf die Bar und sagte halblaut: „Ich habe noch etwas zu erledigen. Vielleicht sehen wir uns noch.“

Johnny nickte kaum merklich.

„Danke für den Drink.“

Galaghan trat auf die Straße und ging auf die Wagen zu, bei denen ein paar Siedler standen. Er erkannte Chet Meacham unter ihnen. Die anderen hatte er noch nie gesehen. Es waren ein älterer Mann mit grauem Haar und ein junger Bursche etwa in Johnnys Alter. Er hatte einen eigenwilligen Zug im Gesicht und trotzig blickende Augen. In der Kleidung unterschied er sich kaum von Chet Meacham. Er blickte Galaghan als einziger entgegen, und sein Blick ruhte einen Moment lang auf dessen Revolver.

Galaghan blieb bei den Männern stehen und tippte flüchtig grüßend an den Hut. Sie brachen ihr Gespräch ab und blickten ihn an. In Meachams Augen war kühle Zurückhaltung.

„Miss McGrove hat mir das Angebot unterbreitet, diesen Treck zu führen“, sagte Galaghan.

„Ich weiß“, nickte Meacham. „Und Sie haben abgelehnt.“

„Ich habe es mir überlegt.“

„Sie scheinen Ihre Entschlüsse schnell zu ändern“, sagte der Junge neben ihm etwas vorlaut. Galaghan beachtete ihn nicht.

„Wo kann ich Miss McGrove finden?“, fragte er.

„Sie ist mit den andern zum Essen gegangen“, erklärte Meacham und wies mit der Hand die Straße hinunter. „Gleich neben dem Variety-Theater befindet sich ein kleines Speiselokal.“

Galaghan wollte sich abwenden, aber er merkte, dass Meacham noch etwas sagen wollte.

„Das ist Mr. Foley, und das ist mein Sohn Sidney“, stellte er vor.

Bob Foley machte einen gepflegten Eindruck. Er trug stutzerhafte Kleidung und schien nicht recht zu den anderen zu passen. Noch weniger passte er in diese ihm offenbar ungewohnte Umgebung.

Galaghan nickte ihnen zu und ging dann in die ihm angegebene Richtung davon. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, aber jemand musste Jill McGrove helfen. Johnny Hagardine würde sie alle ins Verderben führen.

Ein Stück neben dem Variety-Theater sah er den kleinen, bescheidenen Speiseraum, in dem man billig essen konnte. Galaghan ging hinein und bemerkte Jill McGrove zwischen den anderen. Einige von ihnen hatte er flüchtig im Saloon gesehen. Er nickte ihr zu und bestellte das, was die anderen aßen: Bohnen mit Pökelfleisch.

Als er fertig war, blieb er so lange sitzen, bis die Siedler gingen. An der Tür holte er Jill McGrove ein.

„Einen Augenblick, Ma’am.“

Sie blieb stehen und drehte sich um. Ihre Augen waren groß und erwartungsvoll.

„Der Job, den Sie mir angeboten hatten, ist der noch frei?“

Sie sah ihn einen Moment an, und es schien ihm, als könne er eine gewisse Erleichterung in ihren Zügen erkennen.