Batavia. Logbuch I - Hannes Grabau - E-Book

Batavia. Logbuch I E-Book

Hannes Grabau

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Beschreibung

Vom Flusskanonenboot zum Theaterschiff - abenteuerliche Geschichten und wahre Begebenheiten. Aufgeschrieben von Hannes Grabau. Bunt gemischt und schön gefärbt erzählen 35 Kurzgeschichten über die ersten fünfzehn Jahre des Theaterschiffes Batavia. Die ersten Jahre der Batavia waren geprägt durch eine ganz besondere Besatzung, welche die Batavia mit aufgebaut haben. Lernen Sie Kuddel Grabsch, Dieseljonny Herbert, Schnellkellner Rainer und Buddel-Kalle kennen. Freunde die an Bord ausgeholfen haben, wilde Parties feierten und immer für Abenteuer bereit waren. Weitere Protagonisten sind Steuereintreiber, eine Stewardess die vom Himmel fiel, schwimmende Pianisten und fliegende Hähnchenlieferanten. Und nicht zu vergessen Fritz der Zauberer mit seinem besten Kunststück: die angenagelte Zunge.

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Seitenzahl: 94

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kunst & Kultur pur

Bald 50 Jahre Theaterschiff Batavia

Das Batavia Abenteuer beginnt

Die erste Reise

Von Fahrensleuten und Landratten

Vor Bishorst

Auf der Batavia, da gibt es kein´ Kaviar

Klaviertransport

Hähnchen ohne Federn

Die Staatsoper

Die Gäste

Unter schwerem Beschuss

Die ersten Jahre im Wedeler Hafen

Lisa & Hein

Mein Freund Herbert

Herbert auf dem Kiez

Frische Schollen

Taxi

Im Kabelgatt

Heiratsmarkt in Wedel

Heiratsmarkt an Bord

1000 + 1 Nacht

Die Rathaustür

Die Russen kommen

Fritz der Zauberer

Künstlerpech – die angenagelte Zunge

Damenbesuch

Ali und der Igel

Schnellkellner Rainer

Zeuge! Was haben Sie gehört?

Lidodeck

Kuckuck Kuckuck

Die Dame mit dem schwarzen Hut

Jailhouse RockI

Jailhouse Rock II

Der abgebrochene Zollstock

Geistige Getränke

Ein Traum geträumt

Vorwort

Was wäre aus dem Projekt Batavia geworden, wenn es nicht die vielen Helfer, Gönner, Mutmacher und Handwerker gegeben hätte. Ich glaube, wir hätten die ersten Jahre als Theaterschiff nicht überstanden. Alles war im Aufbau, keiner konnte sich vorstellen, dass aus einem Klumpen Rost, Holz und Farbe das entstanden ist, was die Batavia heute darstellt. Allein die Baugenehmigung für den Ausbau des Theaterraumes im Unterdeck war eine Tortur. Niemand wollte eine Baugenehmigung geben oder fühlte sich dafür zuständig. Ich wurde von Pontius zu Pilatus geschickt. Erst durch eine Anordnung des Innenministers von Schleswig-Holstein konnte der Bau begonnen werden. Vom damaligen Landtagsabgeordneten Martin Schumacher und dem Bauamtsleiter der Stadt Wedel, Antonius Blanke, bekam ich große Unterstützung. Die Firma Schönrock aus Rissen half mit dem Einbau des Stromgenerators. Der Klimatechniker Uwe Koch baute die Belüftungsanlage ein.

Es waren viele ehrenamtliche Helfer Tag und Nacht an Bord, um etwas zu reparieren oder neu einzubauen. Die roten Theaterstühle kamen von der Hamburger Staatsoper. Die Stuhlpaten haben dafür gesorgt, dass die Sessel mit rotem Samt aufgearbeitet werden konnten und heute noch ein Prunkstück im Theater sind. All diejenigen, die uns finanziell unterstützt haben, haben wir namentlich im Theater ausgehängt.

Ein herber Rückschlag war die große Sturmflut vom 03. Januar 1976. Es gingen viele Dinge kaputt oder verloren. Aber am 24. April 1977 konnte das Theater eröffnet werden. Premiere hatte das Stück »Die ehrbare Dirne« von Jean-Paul Sartre, aufgeführt vom Theater Wedel unter der Leitung von Andy Neil. Da der Theaterverein noch keine eigene Spielstätte hatte, bot ich den Theatermimen hier ein Zuhause. Viel später bekamen wir eine Leistungsvereinbarung mit der Stadt Wedel für unser Kindertheater.

Beleuchtungsanlage und Scheinwerfer wurden von unseren Mäzenen und Freunden Roswitha und Jürgen Niemax gestiftet. Ein neues Dach kam vom Bauunternehmer Rehder. Erst nach 35 Jahren bekamen wir einen festen Wasseranschluss. Trinkwasser und Abwasser wurde von der Stadt Wedel verlegt. Das durchgerostete Achterdeck im Theatereingang wurde von der Firma Groth ersetzt und neu eingebaut. Die Firma Groth hat auch die neuen Streichpfähle gesetzt, damit die Batavia nicht abtreibt.

Zugleich gibt es noch die vielen großen und kleinen Spenden und Geldgeber, die der Batavia in den vielen Jahren treu geblieben sind. Das sind ganz normale Bürger der Stadt. Manchmal wurden auch Glühbirnen vorbeigebracht oder Plastikstühle für den Biergarten abgestellt.

Und nicht zu vergessen: Die Crew der Batavia, die jeden Tag ihr Bestes gibt. Allen dafür vielen, vielen Dank.

Tausend über tausend Dank geht an meine Familie. Ohne sie geht es nicht. Meine Familie ist die Zukunft der Batavia.

Abendstimmung im Wedeler Hafen

Batavia in Eis und Schnee

Kunst & Kultur pur

Lange habe ich überlegt: Soll ich wirklich alles aufschreiben, was ich in den 50 Jahren an Bord der Batavia erlebt habe?

Die vielen Geschichten, Stories und Erlebnisse. Die Menschen, die alle ein- und ausgegangen sind. Die bekannten und unbekannten Künstler, die auf der Batavia – Bühne auftraten. Nicht zu vergessen die unzählige viele harte Arbeit nicht nur in den Anfangsjahren ab 1972. Der Bau des Theaters im Unterdeck. Die vielen Helfer und Unterstützer der Batavia von 1972 bis heute. Das Kindertheater, Freilichtkino, Kleinkunstfestival, der Heiratsmarkt, Jazz- und Folkloreabende, Kabarett und Theater. Aber auch die tollen Sonnenuntergänge, das Warten im Frühjahr auf den ersten Kiebitz-Schrei, Partys und Hochzeitsfeiern. Auch solche Ereignisse wie die Sturmflut 1976. Die täglichen Reparaturarbeiten, das Verschweißen der Löcher im Schiffsboden, Rostklopfen und Malen. Der Auf- und Abbau der Kulissen, Kulissen ins Lager fahren, Plakate und Werbung gestalten, verschiedene Medien bedienen und den Kontakt zur Presse halten. Natürlich auch der tägliche Einkauf von Proviant und Getränken für Tresen und Kombüse und das Reinigen des ganzen Schiffes.

Und immer wieder die Sorge, ob das Geld reicht, um alles bezahlen zu können: Schiffsversicherung, Steuern, Abgaben, Löhne, Material für Kulissenbau und Schiffsreparaturen und auch die Miete für das Kulissenlager. Und natürlich auch Geld für Kostüme der eigenen Theatervorstellungen, für Schminke, Gagen und diverse Neuanschaffungen.

Die vielen Proben für neue Theaterstücke. Die immerwährenden Fragen: Kommen genügend Zuschauer? Bekommen wir einen Zuschuss der Stadt Wedel? Finden wir Arbeitskräfte für die Kombüse und im Service? Nur durch die Mithilfe der ganzen Familie konnte der Gaststätten- und Theaterbetrieb all die Jahre aufrechterhalten werden.

Meine Frau Angelika kümmert sich um das ganze Spektrum der Werbung und um das Engagieren der Künstler.

Sie führt zudem Regie für die Abend- und Kindertheatervorstellungen des Batavia Ensembles. Und sie steht auch noch in der Kombüse an den Pfannen und brutzelt herrliche Bratkartoffeln.

Auch ich arbeite immer noch bis spät in die Nacht und habe Lust und Freude an allen Arbeiten, die an Bord anfallen.

Ich werde oft gefragt: »Hannes wie lange willst du noch auf der Batavia schuften«? Ich antworte jedes Mal: »Bis zum Schluss, immer und ewig. Kennst du das Zirkuspferd, frage ich? Es läuft in der Manege immer im Kreis, bis es irgendwann tot umfällt. Und dann kommt ein neues Pferd und das Leben geht weiter«.

Die Macher der Batavia: Angelika Strub und Hannes Grabau

Das erste Foto im Wedeler Hafen. Die Batavia hat festgemacht!

Bald 50 Jahre Theaterschiff Batavia

Nun wird es Zeit, dass ich die Geschichten aufschreibe, die ich den vergangenen 50 Jahren an Bord oder auch anderswo erlebt habe, bevor man einiges vergisst oder auch manche Zeitzeugen nicht mehr da sind. Es sind die Geschichten, die das Leben schrieb. Über die Anfänge, den Kauf der Batavia, die erste Reise nach Bishorst und den Schulauer Hafen. Über den Wedeler Hafen, den heutigen Liegeplatz, die vielen skurrilen Typen, die durchgeknallten Freaks, über verrückte Weiber und schöne Frauen.

Es sind fast unglaubliche Geschichten von Steuereintreibern und fliegenden Kuckucks, knusprigen Hähnchen ohne Federn, die von einem Jagdflieger abgeworfen wurden. Aber auch von großartigen Musikern und großartigen Schauspielern. Jeden Tag eine neue bunte, aber auch arbeitsreiche Welt auf einem über hundert Jahre alten Kahn, der ständig leck ist und oft geflickt werden muss und mit kalten Wintern, in denen immer die Wasserleitung einfror. Auch zu erwähnen: Unser schönes Kindertheater mit Lolli Molli, Panama & Co. Im Sommer mit Pippi Langstrumpf, Open Air, vor dem Schiff. Nicht zu vergessen das legendäre Freilichtkino vor der Batavia, das Lido-Deck und die schönsten Sonnenuntergänge der Westküste. Aber auch wunderbares und leckeres Essen aus unserer kleinen Kombüse, von freundlichen Mitarbeitern serviert.

Dann wären da noch die vielen fleißigen Hände der Handwerker, die Rost klopfen, sägen, schweißen, streichen, die Kulissen bauen und anmalen.

Ganz wichtig: Meine Frau Angelika, die alles zusammenhält, das Programm und die Veranstaltungen plant. Auch wichtig: Die Presse, die unermüdlich über die Batavia berichtet und das seit nunmehr 50 Jahren. Und im Mittelpunkt natürlich die vielen Gäste, Freunde und Unterstützer.

Die Batavia – Geschichten sind alle wahr und erlebt und kein Seemannsgarn. Nie wurde gelogen oder etwas dazu gedichtet. Alle Namen und Örtlichkeiten sind real und nicht erfunden. Solche komischen und verrückten Erlebnisse schreibt nur das Leben und das ist verrückt genug.

Ich kann natürlich nicht alles erzählen oder aufschreiben. Das gäbe sicherlich Tränen, blaue Augen oder sogar Mord und Totschlag.

Immerhin gibt es Zeugen, die alles miterlebt haben, das sind Fritz die Bordratte und Paul das Kielschwein – und die lügen nie!

Postkarte Kanonenboot Vaterland abgeschickt in Tsingtau

Nachbarschaft der Batavia

Das Batavia Abenteuer beginnt

1968 kaufte ich mir mein erstes größeres Boot, einen Motorsegler von 8,50 m Länge. Viele schöne Fahrten auf der Ostsee und auf der Elbe habe ich damit unternommen. Mein Liegeplatz war der kleine Jachthafen in Teufelsbrück, der von der Familie Häwecker betrieben wurde.

Hier lernte ich »Schnalle« kennen. Zur damaligen Zeit betrieb Schnalle ein Abbruchunternehmen in Hamburg. Erst Jahre später wurde Schnalle bekannt durch Schnalles Hafen, den er neben dem Wedeler Kraftwerk betrieb. Schnalle und ich wurden Freunde. Mit meinem Motorsegler »Onkel Ernst« haben wir viele gemeinsame Fahrten unternommen. Wir waren der Schrecken der Unterelbe.

In den Tanzschuppen und Kneipen war stets was los. Wir hatten immer unseren Spaß, wenn Schnalle beim Verlassen der Tanzfläche seine Stinkbomben, Knallerbsen oder Juckpulver verstreute. Dann mussten wir schnell die Lokalitäten verlassen, sonst gab es Ärger.

Nach der großen Sturmflut von 1962 wurden viele kleine Häfen durch die neue und höhere Eindeichung der Elbe dicht gemacht. Es wurde schwierig, Liegeplätze für unsere Ausflüge zu finden. Wir überlegten, wie wir das ändern könnten. So kam uns der Gedanke, dass es ein Hausboot oder ähnliches sein müsste. Einfach irgendwo so ein Schiff hinlegen, dort festmachen und hier seine Freizeit verbringen. Durch Zufall entdeckten wir ein Objekt, welches uns zusagte. Es war das schwimmende Clubhausboot vom Altonaer Ruderclub Phoenix. Liegeplatz war zur damaligen Zeit (1972) der alte Hamburger Holzhafen. Das Hausboot lag vorher im Markenwerder Hafen genau dort, wo die Betonröhren gebaut wurden für den neuen Elbtunnel. Somit musste ein neuer Liegeplatz gefunden werden.

Erst ging es zur anderen Elbseite, zu Herbert Lührs, der einen eigenen Anleger hatte. Aber der Liegeplatz war nicht ideal. Es war zu viel Schwell auf der Elbe und dadurch eine Vereinsarbeit nicht mehr möglich. Man musste wieder umziehen. Es ging nun in den alten Holzhafen von Rothenburgsort und das war leider auch das »Aus« für die Vereinsmitglieder des Ruderclubs, die ja alle aus Altona kamen. Keiner wollte so weit fahren, um zu trainieren. Der Verein wurde aufgelöst und das Clubschiff wurde verkauft.

Der neue Eigner war ein Hamburger Barkassenbetreiber. Wir nahmen Kontakt auf und besichtigten den Dampfer. Der erste Eindruck war erschreckend. Wie ein verlassenes Totenschiff lag das Schiff am Kai, Fenster und Türen waren eingetreten, das Mobiliar zerstört. Das Holz war vergammelt, das Deck und die Aufbauten vom Rost zerfressen, der Rumpf voller Beulen und der Mast gebrochen. Nur Verrückte würden so etwas kaufen. Das war ein Fall für die Abwrackwerft.

Im Vorschiff befand sich eine kleine Wohnung. Hier wohnte der Bootsmann »Opa Drescher«, ein steinalter Mann. Wie sich herausstellte war er früher mal Besatzungsmitglied der »Vaterland« gewesen, vor uns lag jetzt dieses Flusskanonenboot aus der Kaiserzeit, Einsatzgebiet Tsingtau, China. Dieser Bootsmann lebte schon jahrelang an Bord. Er war wohl auch der Wachmann. Wir haben uns mit ihm angefreundet. Er hatte keine Familie, die sich um ihn kümmerte.

Dann musste er für längere Zeit ins Krankenhaus. In dieser Zeit haben irgendwelche Vandalen das Schiff noch weiter zerstört.