Bianca Extra Band 72 - Allison Leigh - E-Book

Bianca Extra Band 72 E-Book

ALLISON LEIGH

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Beschreibung

GEWAGTES SPIEL UNTER MONTANAS WEITEM HIMMEL von CHRISTINE RIMMER Riskanter Einsatz: Für eine Reality-TV-Show spielt Brenna die Verlobte des sexy Cowboys Travis. Mit einer glamourösen Hochzeit soll die Show enden, die Travis unbedingt gewinnen will. Auf Brenna hingegen scheint eher ein gebrochenes Herz zu warten … NUR EIN BISSCHEN VERHEIRATET? von TERESA SOUTHWICK "Wir sind noch verheiratet?" Schockiert hört Rose, dass ein bürokratischer Fehler ihre Scheidung von Lincoln ungültig gemacht hat. Zwar verspricht ihr Ex, der sie damals verließ, sich darum zu kümmern. Aber zugleich macht er ihr ein unfassbar verführerisches Angebot … GLÜCK UND GLAS UND SÜßE KÜSSE von ALLISON LEIGH Tausend Scherben sind ein schlechter Anfang für die Liebe! Weil Isabellas Mündel mutwillig ein Fenster zerstört, muss die hübsche Kellnerin mit dem umwerfenden und reichen Rancher Erik Clay verhandeln. Und vielleicht kann aus einem schwierigen Anfang etwas Wunderbares entstehen … DIE RÜCKKEHR DER TRAUMFRAU von KERRI CARPENTER Das ist Carissas große Chance: Bei den reichen Dumonts taucht der Caterer nicht auf, und sie soll einspringen! Wenn sie den Job gut macht, ist sie gerettet. Carissa ahnt nicht, dass der attraktive Millionenerbe Jasper Dumont den Partyservice dafür bezahlt hat, wegzubleiben …

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Seitenzahl: 703

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Christine Rimmer, Teresa Southwick, Allison Leigh, Kerri Carpenter

BIANCA EXTRA BAND 72

IMPRESSUM

BIANCA EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 72 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2017 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „The Maverick Fakes a Bride!“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Stephanie Thoma-Kellner

© 2017 by Teresa Southwick Originaltitel: „Just a Little Bit Married“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Valeska Schorling

© 2013 by Allison Lee Johnson Originaltitel: „A Weaver Vow“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Stefanie Rose

© 2017 by Kerri Carpenter Originaltitel: „Bidding on the Bachelor“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Rita Hummel

Abbildungen: nd3000 / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733736736

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

CHRISTINE RIMMER

Gewagtes Spiel unter Montanas weitem Himmel

Travis braucht zum Schein eine Verlobte, um die Reality-TV-Show zu gewinnen: Die hübsche Brenna erklärt sich bereit! Bloß dass ihr gewagtes Spiel weitergeht, wenn die Kameras längst ausgeschaltet sind …

TERESA SOUTHWICK

Nur ein bisschen verheiratet?

Vor zehn Jahren wollte Lincoln die Scheidung von seiner Ehefrau Rose. Jetzt erfährt er, dass sie noch verheiratet sind. Kann er den größten Fehler seines Lebens wiedergutmachen und Rose zurückerobern?

ALLISON LEIGH

Glück und Glas und süße Küsse

Für Erik ist die schöne Isabella die faszinierendste Frau, der er jemals begegnet ist! Doch er spürt, dass sie Angst vor der Liebe hat. Diese Angst will er ihr nehmen, das schwört er sich …

KERRI CARPENTER

Die Rückkehr der Traumfrau

Carissas und Jaspers Hochzeit war beschlossene Sache. Doch dann machte Carissa Schluss und verließ den Ort. Nun ist sie zurück! Ganz Baywater wartet gespannt, wie Jasper auf ihre Rückkehr reagiert …

Gewagtes Spiel unter Montanas weitem Himmel

1. KAPITEL

Alle Kundinnen von Bee’s Beauty Parlor versammelten sich vor den großen Fenstern und beobachteten, wie Travis Dalton die Broomtail Road hinunterritt.

In einem knapp geschnittenen Westernhemd und Jeans, die seine knackige Hinterpartie eng umschlossen, mit Cowboystiefeln und schwarzem Hut verkörperte der Mann die Träume aller Cowgirls. Ein Filmstudent aus Kalispell ging mit einer Videokamera rückwärts vor ihm her und nahm ihn auf. Dabei sprach Travis die ganze Zeit und gestikulierte heftig.

„O Mannomann.“ Bee strich ihr kupferblondes Haar glatt. „Travis sitzt echt gut im Sattel.“

Die Frauen am Fenster ließen gedämpfte Laute der Zustimmung und Anerkennung vernehmen – und dann, urplötzlich, warf Travis seinen Hut in die Luft und machte auf dem Pferd einen Handstand.

Die Frauen applaudierten.

Nur Brenna O’Reilly stand stumm und starr da. Sie biss sich fest auf die Lippe, um nur ja keinen Laut von sich zu geben.

Denn Brenna würde nie im Leben an Travis Dalton auch nur einen Seufzer verschwenden. Ja, er war ein verdammt heißer Cowboy, mit seinem fast schwarzen Haar und diesen gefährlichen blauen Augen, dem muskulösen, sehnigen Körper und dem Lächeln, bei dem einer Frau ganz heiß werden konnte.

Und es war ja nicht nur sein Aussehen, das ihr gefiel. Manchmal brauchte auch eine abenteuerlustige Frau einen Helden. Travis hatte ihr mehr als einmal aus der Patsche geholfen.

Aber er hatte immer eine Riesensache daraus gemacht, dass er viel zu alt für sie wäre – und okay, vielleicht hatte er damit nicht ganz unrecht gehabt, als sie sechs und er vierzehn gewesen war. Doch jetzt, wo sie erwachsen und sechsundzwanzig Jahre alt war, was spielten acht Jahre da für eine Rolle?

Egal. Steht sowieso nicht zur Debatte, ermahnte Brenna sich zum zehntausendsten Mal.

Neben ihr stöhnte Dovey Jukes tatsächlich laut auf und fächelte sich theatralisch Luft zu. „Geht das nur mir so, oder ist es auf einmal echt heiß hier drin?“

„Das wird jetzt sein … wie hast du das noch mal genannt, Melba?“, fragte Bee Melba Strickland. Die alte Dame war extra unter der Trockenhaube hervorgekommen, um den örtlichen Herzensbrecher vorbeireiten zu sehen.

„Sein ‚Package‘ – sein Portfolio. Seine … Präsentation“, antwortete Melba. „Um zu zeigen, was er zu bieten hat.“

Dovey kicherte.

Bee lachte. „Nicht in dieser Hinsicht.“

„So nennt man das beim Fernsehen“, erklärte Melba. „Tessa hat mir das alles erklärt.“ Melbas Enkelin lebte in Los Angeles. Tessa Strickland Drake hatte in der Werbebranche Karriere gemacht und kannte sich mit der Unterhaltungsindustrie aus. „Die besteht aus einer Bewerbung für ein Vorsprechen und einem Video.“

„Vorsprechen wofür?“, fragte eine der anderen Frauen.

„Eine brandneue Realityshow.“ Melba wusste Bescheid. „Die wird diesen Sommer hier in Montana gedreht und soll The Great Roundup heißen, in Anspielung auf den Viehtrieb. Was ich gehört habe, soll die Show wie Survivor funktionieren. Nur mit Cowboys – ihr wisst schon, mit Lassowerfen, Brandmarken, Vieh einfangen, Lebensgeschichten am Lagerfeuer. Eine Prüfung nach der anderen bestehen, nicht rausgewählt werden. Der Gewinner bekommt einen Preis in Höhe von einer Million Dollar.“

Brenna bemühte sich, die aufkeimende Sehnsucht zu ignorieren. Schließlich war sie auf einer Ranch aufgewachsen und konnte so gut reiten und mit dem Lasso umgehen wie jeder Cowboy.

Klar, sie hatte sich in letzter Zeit ernsthaft bemüht, ihre wilde Seite zu unterdrücken.

Aber eine Realityshow? Da könnte sie die Aufregung genießen, während sie gleichzeitig das stichhaltige Ziel verfolgte, diesen großen Batzen Geld zu gewinnen. Bee hatte davon gesprochen, den Salon zu verkaufen und sich zur Ruhe zu setzen. Brenna würde ihn liebend gern als neue Eigentümerin übernehmen.

Aber das würde Geld kosten, das sie nicht hatte. Wenn sie jedoch eine Million Dollar in einer Realityshow gewann, dann könnte sie das Geschäft kaufen und hätte immer noch eine ganze Menge auf der hohen Kante.

Sehnsüchtig fragte sie: „Meinst du, dass Travis eine Chance hat?“

„Soll das ein Witz sein?“, knurrte Bee. „Diese Hollywood-Bonzen wären verrückt, sich nicht für ihn zu entscheiden. Und wenn eine Frau für die Auswahl der Kandidaten zuständig ist, muss dieser Mann sie nur anlächeln.“

Alle Frauen am Fenster pflichteten ihr enthusiastisch bei.

Erste Maiwoche, Atelier eines Filmstudios, Los Angeles, ­Kalifornien

Travis Dalton überkreuzte die Beine und lehnte sich entspannt auf dem Kandidatenstuhl zurück.

Es klappte. Es klappte wirklich. Sein Video hatte sie vom Hocker gehauen. Und jetzt war er hier in Hollywood beim Vorsprechen für The Great Roundup.

„Erzählen Sie uns, wie es war, auf einer Ranch aufzuwachsen“, sagte die Casting-Direktorin. Giselle war wie ein Model angezogen und gab einem das Gefühl, als ob sie Gedanken lesen konnte. Mit ihrem berechnenden Blick beobachtete sie ihn ganz genau.

Das war okay. Gut sogar. Er wollte, dass sie ihn mit Interesse musterte. Er wollte es in die Show schaffen und eine Million Dollar gewinnen.

Travis schenkte den Kameras ein entspanntes Lächeln. „Ich bin auf der Ranch meiner Familie im Nordwesten von Montana aufgewachsen.“ Er achtete darauf, den Inhalt von Giselles Frage zu wiederholen. Dann konnte man ihre Stimme rausschneiden und seine Antwort würde trotzdem noch Sinn ergeben. „Manchmal hab ich das Gefühl, als ob ich im Sattel zur Welt gekommen bin.“

Giselle und ihre Assistentin nickten wohlwollend, als er weitersprach – und von den Pferden erzählte, die er trainiert hatte, und von denen, die ihn mal abgeworfen hatten. Von den Rodeos, bei denen mehr als ein Bulle sich seiner entledigt hatte – und davon, wie er es geschafft hatte, sich die vollen acht Sekunden auf einigen der Tiere zu halten.

„Könnten Sie Ihr Hemd für uns ausziehen, Travis?“

Darauf war er gefasst. Travis erhob sich, knöpfte sein Hemd auf und zog es aus. Zuerst verhielt er sich ganz professionell, machte keine Mätzchen. Sie mussten sich den Körper gut ansehen, den er sich durch harte Rancharbeit erworben hatte und immer in Form hielt. Er ging davon aus, dass sie nicht enttäuscht sein würden.

Aber natürlich wollten sie auch Persönlichkeit sehen. Als ­Giselle ihn bat, sich umzudrehen, ließ er die Armmuskeln spielen. Er schnappte sich seinen Hut, setzte ihn auf und zeigte sein Profil. Dann ging er aufs Ganze, mit einem lässigen Lächeln und einem Augenzwinkern über die Schulter hinweg.

Die Casting-Assistentin Roxanne unterdrückte ein Kichern, als sie sein Lächeln erwiderte.

„Sie dürfen sich wieder setzen“, sagte Giselle. Anders als ­Roxanne würde sie nicht mit ihm flirten. Aber auf ihre herbe Art wirkte sie zufrieden mit dem Verlauf des Vorsprechens.

Travis nahm den Hut wieder ab. Er bückte sich, um sein Hemd aufzuheben.

„Lassen Sie nur“, sagte Giselle.

Er nickte kurz und ohne zu lächeln, als er sich wieder setzte. Es ging ums Geschäft. Für ihn – und für sie.

„Jetzt wollen wir etwas über Ihren Heimatort erfahren.“ ­Giselle lächelte beinahe. „Wir haben schon einiges über Rust Creek Falls gehört.“

Seine Heimatstadt hatte in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Zuerst kam die Überschwemmung. Er berichtete vom Wiederaufbau nach dem Hochwasser, von der nationalen Aufmerksamkeit und dem plötzlichen Zustrom junger Frauen, die in die Stadt kamen, um sich einen Cowboy zu angeln.

Als Giselle fragte, ob eine dieser Frauen ihn am Haken hatte, antwortete er gedehnt: „Ganz ehrlich, nach unserer Sintflut habe ich eine Menge hübscher Frauen kennengelernt.“ Er legte die rechte Hand aufs Herz. „Und jede von ihnen nimmt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen ein.“

Roxanne musste noch ein Kichern unterdrücken.

Giselle warf ihr einen kühlen Blick zu. Roxannes Lächeln verschwand, als ob es nie existiert hatte. „Erzählen Sie uns mehr“, sagte Giselle.

Travis erklärte, dass er aus Abenteuerlust bei The Great Roundup mitmachen wollte – und natürlich, weil er der letzte Cowboy im Ring sein wollte. Mit seiner Arbeit auf der Ranch seiner Familie kam er gut über die Runden. Aber mit dem Gewinn könnte er sich ein eigenes Haus bauen und noch ein bisschen Geld auf die Bank bringen.

„Ich werde ja auch nicht jünger“, gab er mit einem Lächeln zu, das hoffentlich sexy und bescheiden wirkte. „Eines Tages will ich vielleicht sogar die richtige Frau finden, um eine Familie zu gründen.“

„Die richtige Frau? Interessant.“ Giselle warf Roxanne einen Blick zu, die eifrig nickte. „Gibt es denn eine, auf die Sie ein Auge geworfen haben?“

Es gab keine. Aber Giselles Botschaft war bei ihm angekommen. Aus irgendeinem Grund wäre es der Casting-Direktorin lieber, wenn er eine Freundin hätte.

Und wenn es etwas gab, das Giselle bevorzugte, dann war Travis Dalton wild entschlossen, ihr das zu servieren. „Ob es eine besondere Frau in meinem Leben gibt? Also, nun ja, sie ist … sehr auf ihre Privatsphäre bedacht.“

„Das ist dann wohl ein Ja. Also haben Sie eine feste Freundin?“

Verdammt. In der Tat, Botschaft angekommen. Klar und deutlich. Jetzt konnte er sich ohne eine Beichte – oder eine faustdicke Lüge – nicht aus der Affäre ziehen. Und da er vorhatte, bei der Show mitzumachen, wusste er, auf was seine Wahl fiel.

„Ich will jetzt nicht voreilig sein, aber ja. Es gibt da jemanden. Wir … wir sind noch nicht lange zusammen, aber …“ Er stieß einen leisen Pfiff aus und setzte eine Miene auf, von der er hoffte, dass sie als „bis über beide Ohren verliebt“ durchgehen würde. „O ja. Etwas Besonderes. Genau das ist sie.“

„Kommt diese besondere Frau aus Ihrem Heimatort?“ Giselles Augen funkelten, gleichzeitig aggressiv, vergnügt und berechnend.

„Sie kommt aus Rust Creek Falls, ja. Und sie ist fantastisch.“ Wer auch immer sie sein mochte. „Es ist so toll, man kennt sich ein Leben lang, und dann merkt man auf einmal, dass da viel mehr zwischen einem ist, als man je zugegeben hat.“

„Wie heißt sie denn?“, fragte Giselle. Verdammt. Das war logischerweise ihre nächste Frage. Das hätte er wissen müssen.

Er präsentierte sein umwerfendstes Lächeln – und setzte noch eine Lüge drauf. „Tut mir leid, den Namen kann ich Ihnen nicht verraten. Sie wissen doch, wie Kleinstädte so sind.“ Giselle runzelte die Stirn. „Wir wollen das momentan noch für uns behalten, meine Freundin und ich.“

Giselle wirkte nicht besonders begeistert, aber wenigstens ließ sie die Sache auf sich beruhen. Ein paar Minuten später gab sie dem Kameramann eine Pause. Dann unterhielt sie sich noch kurz mit Travis ganz privat. Sie hatte gehört, dass er in Malibu bei ­Carson Drake wohnte, einem wichtigen Mann in LA. Travis erklärte, dass er Drakes Frau Tessa schon sein ganzes Leben lang kannte. Sie hatte in ihrer Kindheit fast jeden Sommer in Rust Creek Falls bei ihrer Großmutter verbracht.

Nach der Unterhaltung bat Giselle ihn, draußen Platz zu nehmen. Er zog sein Hemd an und setzte sich in den Wartebereich. Die nächsten Stunden beobachtete er, wie potenzielle Teilnehmer kamen und gingen.

Es war nach sechs, als man ihn wieder hereinrief, um ihm zu sagen, dass er an diesem Abend nicht nach Malibu zurückfahren würde. Real Deal Entertainment würde ihm stattdessen ein Hotelzimmer zur Verfügung stellen.

Zwei Wochen lang wohnte Travis in dem Hotelzimmer und stand für Real Deal auf Abruf bereit, während sein persönlicher Hintergrund überprüft wurde. Dann gab es eine ganze Reihe Meetings mit den Leuten vom Casting und den Produzenten. Nach zwei Wochen durfte er sich mit ein paar Bossen vom Fernsehsender treffen.

An dem Abend war er sich absolut sicher, dass er es in die Show geschafft hatte. Er holte sich etwas aus der Minibar und beglückwünschte sich zu seinem Erfolg.

Verdammt noch mal, er hatte es geschafft! Er würde bei The Great Roundup mitmachen. Er hatte die Chance, eine Million süße Dollar zu gewinnen.

Und er würde gewinnen. Er würde sich ein eigenes Haus auf der Ranch bauen und geschäftlich mehr zu sagen haben. Im Augenblick traf sein älterer Bruder die meisten Entscheidungen. Aber wenn Travis ordentlich investieren konnte, würde sein großer Bruder ihn ernster nehmen.

Am nächsten Morgen kam ein Auto, um ihn zum Studio zu bringen. Dort saß er dann mit ungefähr der gleichen Gruppe Bewerber wie vor zwei Wochen in einem anderen Wartebereich. Einer nach dem anderen wurde aufgerufen. Alle kamen lächelnd wieder heraus.

Als Travis an der Reihe war, ging er auf die Bühne und traf dort auf Giselle und Roxanne und ein paar Produzenten, die an einem langen Tisch saßen. Die Kamera lief.

„Setzen Sie sich, Travis“, sagte Giselle. Er nahm auf dem einsamen Stuhl gegenüber von den Filmleuten Platz. „Wir haben großartige Neuigkeiten für Sie.“

Er wusste es – er hatte es geschafft! Innerlich gratulierte er sich.

Doch dann sagte Giselle: „Sie sind in der letzten Auswahlrunde.“

Was in aller Welt? Noch eine Runde?

„Das wird Ihnen gefallen, Travis.“ Giselle beobachtete ihn erwartungsvoll, als sie verkündete: „Die letzte Auswahlrunde wird in Rust Creek Falls stattfinden.“

Wie bitte. Was?

Sie fuhr fort: „Zufälligerweise ist Ihr Heimatort nicht weit von der streng geheimen Location entfernt, wo The Great Roundup gefilmt wird.“

Dirk Henley, einer der Produzenten, ergänzte: „Bürgermeister Traub und die Stadträte sind begeistert davon, Real Deal Entertainment willkommen zu heißen.“

Travis blieb tapfer positiv gestimmt. Okay, er hatte es noch nicht geschafft. Aber er war noch im Rennen und das war alles, was zählte.

Giselle zeigte noch mehr Zähne. „Wir werden Sie und Ihre Mitbewerber in Ihrer gewohnten Umgebung einfangen, könnte man sagen.“

Dirk nickte zustimmend. „Und diese Umgebung ist eine sehr stimmungsvolle Cowboybar, die Sie bestimmt kennen.“

Es gab nur eine Bar in Rust Creek Falls. Travis nannte die Kneipe beim Namen: „Das Ass.“

„Genau!“ Dirk strahlte. „Das Ass im Ärmel. Wir lieben es.“

Was sollte das überhaupt heißen? Dass ihnen der Name gefiel? Musste wohl sein. Kein Hollywood-Boss würde das Asslieben. Es war eine bodenständige Kneipe ohne jeden Schnickschnack.

Dirk redete immer noch. „Wir werden ‚das Ass‘“, er malte tatsächlich Anführungszeichen in die Luft, „einen Abend lang übernehmen, umso richtig Spaß im Western-Stil zu haben. Sie wissen schon, mit Burgern und Bier und einer Countryband. Wir wollen sehen, wie Sie sich entspannen, tanzen, wie ein echter Cowboy eben so feiert. Das wird toll.“

Und dann meldete Giselle sich zu Wort: „Und, Travis …“ Ihr Tonfall war viel zu beiläufig. „Wir wollen, dass Sie Ihre Verlobte mitbringen. Uns gefällt, was Sie uns über sie erzählt haben, und wir können es gar nicht erwarten, sie kennenzulernen.“

2. KAPITEL

Verlobte?

Travis bemühte sich, nicht nach Luft zu schnappen. Er brauchte seine ganze Willenskraft, um sein Pokerface aufrechtzuerhalten.

Aber …

Verlobte? Wann war aus einer Freundin, die nur in seiner Fantasie existierte, eine Verlobte geworden?

Er war noch nie in seinem Leben verlobt gewesen. Seit fast einem Jahr war er nicht mal mit einer Frau ausgegangen.

Jaja. Er hatte den Ruf, ein Frauenheld zu sein. Und den wusste er zu seinen Gunsten zu nutzen. Aber was die Frauen und die wilden Nächte anging? Im Laufe der Zeit war das langweilig geworden. Und dann kam noch ein Erlebnis im letzten Sommer dazu. Danach hatte er den Frauen eine ganze Weile abgeschworen.

Verdammt. Das war übel. Wieso hatte er das nicht kommen sehen?

Anscheinend hatten die Macher beschlossen, dass sie ein bisschen Romantik in der Show brauchten, ein junges Paar, das verliebt und verlobt war – und er hatte dafür gesorgt, dass Giselle den Eindruck hatte, er könnte das bieten. Er hatte gedacht, er hätte nur ihr Spiel mitgespielt. Jetzt sah es so aus, als wäre er zum Spielball geworden.

Er versuchte, einen Gang runterzuschalten. „Äh, Giselle, wir sind noch nicht wirklich verlobt.“

„Aber das werdet ihr sein.“ Das war ein Befehl. Und bevor er wusste, was er sagen sollte, stand Giselle auf. „So, dann ist ja alles klar. Sie werden jetzt zurück ins Hotel gebracht. Packen Sie Ihre Sachen. Ihr Flugzeug geht gleich morgen früh.“

Travis hatte es bis hierhin geschafft. Er würde jetzt nicht aufgeben. Irgendwie musste er eine Verlobte auf Zeit finden. Sie musste extrovertiert und hübsch sein, eine Frau, die reiten, ein Lagerfeuer machen und mit einem Gewehr umgehen konnte. Er musste ihr vertrauen können. Und es musste eine Frau sein, bei der es ihm nichts ausmachen würde, so zu tun, als ob er in sie verliebt war.

Und sie musste aus Rust Creek Falls kommen.

Ein Ding der Unmöglichkeit. Aber, verdammt noch mal, er würde nicht aufgeben.

Real Deal Entertainment hatte einen Kleinbus organisiert, der am Flughafen in Kalispell auf sie wartete. Die Firma hatte auch einen Produktionsassistenten mitgeschickt. Gerry sollte sich um die hoffnungsvollen Talente kümmern. Er sorgte dafür, dass alle Teilnehmer und ihr Gepäck im Bus waren und fuhr sie dann zum Hotel. Maverick Manor war nur ein paar Kilometer von Rust Creek Falls entfernt.

Gerry führte die Gruppe zur Rezeption. Als er die Schlüssel­karten verteilte, erklärte er, dass er gleich zum Flughafen zurückfahren würde, um die nächste Gruppe Finalisten abzuholen. Sie sollten sich ausruhen. Am nächsten Morgen würden die Produzenten und die Casting-Direktorin alle in der Lobby zusammenrufen.

Travis packte Gerry am Arm. „Ich muss in die Stadt.“ Und eine Verlobte auftreiben.

„Ach, richtig. Dalton. Du bist von hier.“ Gerry musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Als potenziellen Teilnehmer wollte die Filmgesellschaft ihn rund um die Uhr erreichen können. Er war nicht mehr sein eigener Herr, bis er von der Castingliste gestrichen wurde – oder die Serie abgefilmt war. Was auch immer zuerst geschah.

Travis war fest entschlossen, nicht gestrichen zu werden. „Ich soll morgen Abend meine Verlobte zur Auswahlrunde mitbringen. Darüber muss ich wirklich mit ihr reden.“ Sobald ich sie gefunden habe.

Gerry warf ihm einen finsteren Blick zu. „Kapiert. Mach mir bloß keine Schwierigkeiten, Mann.“

„Niemals. Ich will diesen Job.“

„Denk an deine Vertraulichkeitserklärung. Nichts darf an die Öffentlichkeit gelangen.“

„Ich weiß.“

„Heute Abend um sieben bist du auf deinem Zimmer. Das kontrolliere ich.“

„Und ich werde da sein.“

Gerry fuhr zum Flughafen und Travis rief auf der Ranch an. Seine Mutter ging ans Telefon. „Bin schon unterwegs, Süßer“, sagte sie nur.

Travis wartete vor dem Haupteingang des Manors auf sie, als sie mit ihrem verbeulten Pick-up vorfuhr. Sie sprang aus dem Auto und drückte ihn fest an sich. „Wie ich sehe, haben zwei Wochen in Hollywood dir nicht geschadet.“ Sie versetzte ihm einen Klaps auf den Arm. „Spring rein. Los geht’s.“

Auf der Ranch bestand seine Mutter darauf, dass er reinkam, um ein Stück von ihrem berühmten Apfelkuchen zu essen und einen Kaffee zu trinken.

„Ich hab aber nicht viel Zeit, Mom.“

„Setz dich“, befahl seine Mutter. „Ein Stück Kuchen bringt dich nicht um.“

Es war schon fast drei Uhr nachmittags, als Travis in seinen Pick-up stieg und in die Stadt fuhr.

Mit offenen Seitenscheiben fuhr er durch die Straßen von Rust Creek Falls. Dabei winkte er den Leuten zu, die er kannte, und zermarterte sich das Gehirn, welche Frau in The Great Roundup, die Liebe seines Lebens spielen könnte.

Er beschloss, in Daisy’s Donut Shop einen Zwischenstopp einzulegen – und nachzusehen, ob seine zukünftige Scheinverlobte vielleicht dort auf ihn wartete und es sich bei einem Donut mit Ahornglasur gut gehen ließ.

Er fand einen Parkplatz vor Buffalo Bill’s Wings-To-Go. Als er vorbeiging, warf er kurz einen Blick in den Imbiss. Keine Kandidatinnen. Er ging weiter zum Donutladen. Aber als er durchs Fenster schaute, sah er nur fünf ältere Damen und eine junge Mutter mit zwei Kleinkindern.

Keine potenzielle Verlobte in Sicht.

Obwohl er sich wirklich bemühte, den Mut nicht zu verlieren, wollte er schon zu seinem Truck zurückkehren. Doch dann ging die Tür zum nächsten Laden auf.

Callie Crawford, eine örtliche Krankenschwester, die er kannte, kam aus dem Schönheitssalon. „Danke, Brenna“, rief Callie über die Schulter zurück, bevor sie die Tür zufallen ließ. Dann entdeckte sie Travis. „He, Travis! Hab schon von dir und dieser Realityshow gehört. Ist ja spannend.“

„Schön, dich zu sehen, Callie.“ Er hob grüßend den Hut. „Morgen Abend ist die letzte Auswahlrunde.“

„Im Ass, weiß Bescheid. Wir drücken dir alle die Daumen.“

Er bedankte sich und bat sie, ihrem Mann Nate schöne Grüße auszurichten. Callie nickte und stieg mit einem Lächeln in ihren SUV.

Und das war’s. Dann passierte es. Er beobachtete, wie Callie davonfuhr, als er eine Erleuchtung hatte.

Brenna. Brenna O’Reilly.

Sie sah gut aus, war unglaublich clever und auf einer Ranch groß geworden. Als sie noch beim Rodeo mitgeritten war, hatte sie beim Hindernisreiten Preise gewonnen. Sie war ein keckes Ding. Konnte sich behaupten und ließ sich nichts bieten.

Aber er hatte immer gedacht, dass er zu alt für sie wäre. Außerdem sah er sich, was sie betraf, in der Rolle eines guten Freundes, der auf sie aufpasste. Er würde nie mit ihr flirten.

Brenna.

Fielen ihm noch irgendwelche andere Kandidatinnen ein?

Himmel, nein.

Er hatte weniger als drei Stunden Zeit, eine Frau zu finden. Mit anderen Worten, es lief entweder auf Brenna hinaus, oder er musste aufgeben.

Doch da öffnete er schon die Tür zum Schönheitssalon.

Brenna stand direkt vor ihm hinter der Kasse. Sie wirkte einigermaßen überrascht, ihn zu sehen.

Bevor sie jedoch die Gelegenheit hatten, irgendetwas zu sagen, hatte Bee, die Eigentümerin, ihn entdeckt. „Travis Dalton!“ Sie winkte ihm mit einem riesigen Föhn zu. „Ist das zu glauben? Der Star unserer Stadt.“

Alle Frauen im Laden starrten ihn an. Er nahm den Hut ab und schenkte ihnen sein schönstes Lächeln. „Noch nicht, Bee. Meine Damen, wie geht’s denn so?“

Ein Chor von Begrüßungen folgte. Er nickte und lächelte fleißig weiter.

Bee fragte: „Was können wir für dich tun, Süßer?“

Er überlegte hastig. „Morgen Abend ist doch die letzte Auswahlrunde.“

„Haben wir schon gehört.“

„Da hab ich gedacht, ich könnte einen Haarschnitt brauchen.“ Er hängte seinen Hut neben der Tür auf. „Also, Brenna, hast du Zeit für mich?“

Brenna richtete ihre blauen Augen auf ihn. „Da hast du Glück. Ich hab noch eine Stunde bis zu meinem nächsten Termin.“ Sie kam hinter der Theke vor. In engen Jeans, kniehohen Stiefeln und einem roten Seidenhemd sah sie schick und frech aus. Rot passte zu ihr. Zu ihrem Haar. Früher war sie ein wilder Lockenkopf gewesen. Heute trug sie das Haar lang und glatt. Wie ein feuriger Wasserfall fiel es ihr bis knapp über die Schultern.

Sie wartete, bis er seine Jeansjacke neben seinen Hut gehängt hatte. Dann führte sie ihn zu ihrer Station. „Setz dich.“

Er ließ sich auf den Friseurstuhl fallen und starrte sein Spiegelbild an.

Brenna legte die Hände auf seine Schultern und beugte sich vor. Er konnte ihr Parfum riechen. Gut. Sie fing seinen Blick im Spiegel auf und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Die Berührung war leicht, professionell. „Das sieht ziemlich gut aus.“

Das sollte es auch. Er hatte einem Starfriseur in Hollywood vor seinem ersten Vorsprechen ein Vermögen bezahlt. „Ich hab gedacht, nur die Spitzen.“

Sie nickte. Ein Grübchen zeigte sich in ihrer samtweichen Wange, als sie lächelte. „Na schön. Erst mal waschen?“

Was er wollte, war ein Gespräch unter vier Augen. Er warf einen Blick zur Seite und senkte die Stimme. „Sag mal, Brenna …“

Sie wusste vermutlich sofort, dass er etwas im Schilde führte. „Was ist los?“

Er ging aufs Ganze. „Ich habe mich gefragt, ob ich mit dir allein sprechen kann?“

Sie runzelte die gepflegten, rotbraunen Augenbrauen. „Jetzt sofort?“

„Ja.“

„Wo?“

Er sah sich um und sein Blick fiel auf den Flur, der nach hinten zum Parkplatz führte. „Draußen?“

Sie verschränkte die Arme. „Klar. Geh schon mal vor. Ich bin gleich da.“

„Danke.“ Er stand auf und ging nach hinten.

„Was ist los?“, fragte Bee, als er an ihr vorbeiging.

Brenna antwortete für ihn. „Travis und ich müssen uns unterhalten.“

Eine Frau kicherte.

Eine andere sagte: „Oh, na klar.“

Travis ging weiter. Ihm war es recht, wenn alle im Salon glaubten, dass er endlich den ersten Schritt mit Brenna wagte – denn genau das tat er ja.

Nur nicht ganz so, wie die anderen es sich vorstellten.

Draußen sah er sich nach einem geschützten Fleckchen um und entschied sich schließlich für die Nische, in der Bee ihren Müll­container aufgestellt hatte. Es roch nicht zu schlimm und die Wände sorgten für Privatsphäre.

Er hörte, wie die Tür wieder aufging, und beugte sich vor. „Pst.“

Brenna entdeckte ihn und lachte. „Travis, was soll das?“

Er winkte sie zu sich. „Komm schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

Daraufhin rollte sie mit den Augen, aber sie gesellte sich zu ihm. „Also gut. Ich bin hier. Was gibt’s?“

Er hatte keine Ahnung, wo er überhaupt anfangen sollte. „Ich … ich habe ein Angebot.“

Sie blinzelte. Einmal. Zweimal. „Wie bitte?“

„Das hier … Also, was ich gleich sage; du musst mir schwören, keiner Menschenseele davon zu erzählen. Sonst werde ich wegen Vertragsbruch verklagt. Klar?“

„Eigentlich nicht.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Aber okay. Ich bin dabei. Kein Sterbenswörtchen. Indianerehrenwort.“

„Würdest du gerne bei The Great Roundup mitmachen?“

Sie zog die Nase kraus. „Was? Wie? Das ergibt jetzt keinen Sinn.“

„Hör einfach nur zu, okay? Ich … also, ich hab echt gedacht, dass ich es geschafft habe, weißt du? Aber wie es aussieht, wollen die ein junges Pärchen. Ein junges, verlobtes Pärchen. Und die Casting-Direktorin hat mich gefragt, ob ich zu Hause eine Freundin habe, und da habe ich sozusagen Ja gesagt. Und dann erklären die mir auf einmal, dass es eine letzte Auswahlrunde gibt, die im Ass stattfindet, und dass ich meine Verlobte mitbringen soll.“

Brenna riss die Augen auf. „Du hast denen gesagt, dass du verlobt bist?“

„Nein, habe ich nicht. Das haben die angenommen. Und jetzt brauche ich eine Verlobte. Nur zum Schein, okay? Ich brauche eine Frau, die kein Problem damit hat, sich darzustellen. Eine Frau, die keine Angst davor hat, ihre Meinung zu sagen, und die Haltung bewahrt, wenn die Kameras rollen. Eine Frau, die gut aussieht, die sich mit der Arbeit auf einer Ranch auskennt.“

Da grinste Brenna. „Dann denkst du, dass ich gut aussehe?“

„Brenna, du bist wunderschön.“

„Travis.“ Sie sah ihn an, als ob sie gerade richtig Spaß hatte. „Sag das noch mal.“

Warum nicht? Das war schließlich die Wahrheit. „Brenna, du bist eine Wucht.“

Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte. Er stand da und dachte daran, dass er sie schon kannte, seit sie ein kleines Kind war. Und dass sie perfekt war.

Aber dann hörte sie auf zu lachen. Sie sah ihn unverwandt an. „Sagen wir mal, dass das klappt – sagen wir mal, dass wir alle davon überzeugen, dass wir zusammen sind, dass wir heiraten werden. Was dann?“

„Dann gehörst du für die nächsten acht bis zehn Wochen dazu. Erst überprüfen sie dich und sichern sich ab, dass du körperlich und geistig gesund bist und noch nie jemanden ermordet hast oder so.“

„Das meinst du jetzt nicht ernst.“

„Todernst sogar. Und sobald das überstanden ist, wird gefilmt. Der Drehort ist eine bis jetzt geheime Location in Montana. Dort bleiben wir, bis die Dreharbeiten abgeschlossen sind.“

„Aber was ist, wenn ich rausfliege? Kann ich dann nach Hause?“

Er schüttelte den Kopf. „Alle bleiben da. So können sie dich noch mal vor die Kamera holen, wenn sie wollen. Außerdem, wenn du vorzeitig heimkommst, wissen alle, dass du raus bist. Sie wollen die Spannung bis zur letzten Folge aufrechterhalten. Und wenn die Dreharbeiten vorbei sind, müssten wir immer noch so tun, als ob wir verlobt sind.“

„Bis wann?“

„Bis die Folgen, in denen wir rausfliegen, gesendet werden – oder die letzte Folge, falls einer von uns gewinnt. Wir drehen bis August, danach läuft eine Folge pro Woche, bis Dezember. Will sagen, du musst bis Weihnachten zum Schein mit mir verlobt sein.“

Sie lehnte sich gegen die Wand und schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Wahnsinn. Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Er widerstand dem Drang, ihr zu versprechen, dass sie gewinnen, und dabei einen Riesenspaß haben würde. „Ich weiß, das ist ein bisschen viel auf einmal.“

Sie warf ihm einen Blick zu. „Ich müsste das mit Bee klären, ob sie mir den Arbeitsplatz garantiert.“

Er weigerte sich, in Betracht zu ziehen, dass Bee irgendwas anderes als Ja sagen würde. „Klar, das verstehe ich.“

„Und dann ist da noch das Geld. Ich hab gehört, der Gewinner kriegt eine Million Dollar.“

„Also, eigentlich ist es so, dass es eine abgestufte Bezahlung gibt. Die Million ist der Hauptgewinn. Aber jeder kriegt Geld.“

Sie beugte sich leicht vor. Jetzt war sie definitiv interessiert. „Wie abgestuft?“

„Der Erste, der rausfliegt, kriegt zweitausendfünfhundert. Je länger du im Spiel bleibst, desto mehr Geld bekommst du. Wenn du zum Beispiel bis zur sechsten Sendung durchhältst, gibt’s zehntausend. Und wenn du als Letzter rausfliegst, kriegst du hunderttausend.“

Da lachte sie doch tatsächlich leise. „Gut zu wissen. Also, Travis, wenn wir das zusammen durchziehen, dann würde ich sagen, wir machen halbe-halbe.“

Er hatte schon daran gedacht, ihr etwas von dem Geld abzugeben. Aber er hatte gehofft, dass sie sich mit weniger zufriedengeben würde. Schließlich hatte er große Pläne. Er räusperte sich. „Wärst du mit zwanzig Prozent zufrieden?“

„Travis“, tadelte sie ihn.

„Dreißig?“, fragte er voller Hoffnung.

„Sieh’s mal so: Wenn sie mich mögen und mich in der Show wollen, verdoppelst du deine Chance auf den Sieg. Ganz zu schweigen davon, dass wir beide mehr Geld verdienen, je länger wir im Rennen bleiben.“ Ihr Tonfall war viel zu geduldig. Er ertappte sich dabei, wie er sich sehnsüchtig an das kleine Mädchen erinnerte, das sie mal gewesen war. Das Mädchen, das in ihm ihren ganz persönlichen Helden gesehen hatte und alles getan hätte, worum er sie bat, auf der Stelle und ohne nachzufragen. Was war mit dem kleinen Mädchen passiert?

„Schon richtig, aber ich bin deine Eintrittskarte“, erinnerte er sie. „Ich bin derjenige, der sich abgerackert hat, um überhaupt erst so weit zu kommen, verstehst du?“

„Das tue ich. Und das bewundere ich auch, ganz ehrlich. Aber ohne mich kommst du nicht in die Show.“

Da hatte sie wahrscheinlich recht. Er erhob trotzdem Einwände. „Da bin ich mir nicht so sicher.“

Brenna schwieg und lehnte sich mit gesenktem Kopf an die Wand. Die Sekunden verstrichen. Er wartete ab und bemühte sich, gelassen und unbekümmert zu wirken. Zu schade, dass er innerlich mit den Nerven am Ende war.

Schließlich blickte sie auf und sprach weiter: „Dieser Tage bemühe ich mich, nicht mehr so impulsiv zu sein. Vernünftiger zu werden. Wenn du verstehst, was ich meine?“

Ihre Blicke begegneten sich und sie sahen sich lange an. Er hätte bis zehn zählen können. „Bren. Ich weiß genau, was du meinst.“

Sie lachte, süß und leise. „Das hab ich mir fast gedacht. Die Sache ist die: Deine Verlobte in einer Realityshow zu spielen, das ist nicht unbedingt das, was ich ‚vernünftiger werden‘ nennen würde. Überhaupt, wie stehen unsere Chancen? Wie viele Gegner hätten wir denn?“

„Ich denke, alles in allem sind es zweiundzwanzig Teilnehmer. Also du und ich und noch zwanzig Leute.“

„Will sagen, ganz egal wie wir das Geld aufteilen, die Chancen stehen gut, dass jemand anderes den großen Preis mit nach Hause nimmt.“

Er stieß sich von der Wand ab, packte sie an den Schultern und sah ihr tief in die meerblauen Augen. „Erste Regel: Sag nie, niemals, dass wir nicht gewinnen können. Wir werden gewinnen. Unsere Einstellung ist die halbe Miete. Eine Niederlage kommt nicht infrage. Gewinnen ist das einzig akzeptable Ergebnis.“

Das kapierte sie. Sie verstand das wirklich. Er konnte es spüren, daran, wie sie plötzlich unter seinen Händen die Schultern straffte. Und er sah es ihr an, daran, wie ihre großen Augen funkelten. „Ja. Du hast recht. Wir werden gewinnen.“

„Genau.“ Er ließ sie los, sah ihr aber immer noch in die Augen.

„Wir würden wirklich unsere Chancen verbessern, wenn wir zu zweit sind“, sagte sie. „Zusammen können wir Strategien entwickeln, weißt du?“

„Wir würden einander den Rücken freihalten. Also, was sagst du, Bren?“

„Ich will immer noch die Hälfte des Geldes.“ Ein Windstoß fing sich in der Nische, zerzauste ihr Haar und wehte ihr ein paar feuerrote Strähnen über den Mund.

Er strich sie zur Seite und hinter ihr Ohr zurück. Dabei musste er daran denken, wie weich ihre blasse Haut war. Er konnte nur staunen, was für eine sexy Frau aus dem kleinen Mädchen geworden war.

„Travis?“ Fragend sah sie ihn an. „Hast du ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe?“

„Habe ich.“ Er befahl sich, nicht mehr daran zu denken, wie attraktiv sie jetzt war, und sich stattdessen mehr Gründe einfallen zu lassen, warum sie nicht die Hälfte des Gewinns bekommen sollte.

Leider wollte ihm kein einziger einfallen.

Also gut. Sein neues Haus und seine Investition in die Ranch würden kleiner ausfallen. Aber dafür hatte sich seine Chance auf den Sieg gerade verdoppelt – mehr als verdoppelt. Denn Brenna war eine Kämpferin und zusammen würden sie es bis zum großen Preis schaffen.

„Na schön, Bren. Halbe-halbe, für dich und für mich.“ Er hielt ihr seine Hand hin.

Sie schlug ein. „Bin gleich wieder da.“

Er hielt sie auf. „Wir müssen noch über einiges reden.“

„Nicht, bevor ich das Okay von Bee habe.“ Sie warf einen Blick auf seine Hand an ihrem Arm.

Er ließ sie los. „Was wirst du ihr sagen?“

„Dass ich vielleicht eine Chance habe, bei The Great Roundup mitzumachen. Aber damit ich das wagen kann, muss ich wissen, dass ich ab dem ersten August, wenn die Dreharbeiten beendet sind, wieder bei ihr arbeiten kann.“

„Gut. Das ist gut. Erwähne die Verlobung noch nicht. Wir müssen uns noch überlegen, wie wir das angehen.“

Sie tat so, als ob sie ihren Mund verschließen und den Schlüssel wegwerfen würde. „Meine Lippen sind versiegelt“, flüsterte sie.

Fünf endlos lange Minuten später kehrte sie zurück.

„Und?“, fragte er. Sein Herz klopfte heftig und beunruhigt.

Ihr Lächeln strahlte auf. „Bee wünscht uns viel Glück.“

„Und?“

„Ja, sie sichert mir meinen Arbeitsplatz zu.“

Er packte sie beinahe und umarmte sie. Gerade noch rechtzeitig hielt er sich zurück. „Ausgezeichnet.“

„Ja – und gibt es einen Grund, warum wir noch hier sind? Lass uns reingehen. Dann verpasse ich dir den Haarschnitt, den du angeblich brauchst.“

Travis hielt eine Hand hoch. „Nur eine Minute. Noch ein paar Kleinigkeiten. Ab morgen Abend sind wir bis über beide Ohren ineinander verliebt. Du wirst ein paar Fernsehleute aus L. A. davon überzeugen müssen.“

„Also, da verlangst du wirklich viel von mir“, scherzte sie. „Aber ich werde mein Bestes geben.“

„Du musst auch alle hier in der Stadt dazu bringen, das zu glauben – deine Familie eingeschlossen. Alle müssen denken, dass das mit uns echt ist.“

„Trav, das schaffe ich schon.“ Sie war jetzt zu allem entschlossen. „Du kannst auf mich zählen.“

„Genau das wollte ich hören.“

„Können wir dann reingehen?“

„Nur eins noch …“

„Was?“

„Es ist wichtig, dass du morgen Abend auf Zack bist. Du musst aus dir herausgehen. Deine Persönlichkeit verkaufen. Was ich sagen will, ist: Du darfst nicht schüchtern sein. Es ist besser, sich zu blamieren, als zurückhaltend und langweilig zu sein. Verstehst du, was ich sagen will?“

„Ja. Und jetzt muss ich dich was fragen. Wann hast du mich je langweilig erlebt?“

Ihre verschiedenen Eskapaden im Lauf der Jahre gingen ihm durch den Kopf. Mit neun war sie auf ihre Mutter sauer gewesen und von zu Hause weggelaufen. Sie war bis Portland in Oregon gekommen, bevor man sie geschnappt hatte. Mit zwölf hatte sie einen der Peabody-Bengel k. o. geschlagen, weil er ein kleineres Kind gepiesackt hatte. Peabody war wie ein Sack zu Boden gegangen. Mit sechzehn war sie mit ihrem Pick-up eine Klippe hinuntergestürzt, weil Leonie Parker sie zu einem Wettrennen herausgefordert hatte.

Je mehr Travis über all die verrückten Sachen nachdachte, die sie angestellt hatte, desto mehr war er überzeugt davon, dass Brenna O’Reilly kein Problem damit haben würde, sich Giselle und den anderen zu verkaufen. „Okay, stimmt schon.“

„Gut. Denn ich bin vieles, Travis Dalton. Aber schüchtern oder langweilig bin ich nie.“

Am nächsten Abend hatte Real Deal Entertainment Gerry dafür eingeteilt, die Finalisten zu der Bar Das Ass im Ärmel zu bringen.

Alle außer Travis. Ihm erlaubten sie, am Nachmittag nach Kalispell zu fahren. Abends fuhr er dann mit seinem Pick-up zu den O’Reillys, um seine angebliche Verlobte abzuholen.

Als er klopfte, machte Brennas Mutter auf. „Hallo, Travis.“ Maureen trat zurück und führte ihn ins Wohnzimmer. „Brenna kommt gleich.“

„Super. Danke.“

Sie beugte sich vor und sagte leise: „Travis, was läuft hier?“

Bevor er sich am Vortag von Brenna verabschiedet hatte, hatten sie sich darauf geeinigt, wie sie die Sache mit ihren und seinen Eltern angehen wollten. Im Augenblick musste Maureen nur wissen, dass zwischen ihm und ihr etwas lief. Die Neuigkeiten mit der Verlobung konnten warten. „Ich habe Brenna eingeladen, heute mit mir zu der Auswahlrunde im Ass zu gehen, und sie hat Ja gesagt.“

Maureen bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Sie wollte noch etwas sagen, aber da tauchte ihr Mann Paddy in der Küchentür auf.

„Travis. Wie läuft’s?“

„Großartig, Paddy.“ Er schüttelte ihm die Hand. „Schön, dich zu sehen.“

„Hab schon von dir und dieser Realityshow gehört.“

„Heute Abend ist die letzte Auswahlrunde.“

„Na dann, viel Glück, mein Junge.“

Maureen wollte wieder etwas sagen, aber diesmal wurde sie von Brennas Ankunft unterbrochen. „Das ist Showbusiness, Dad“, schalt sie mit einem scherzhaften Lächeln. „Da sagt man Hals- und Beinbruch.“

Travis gab sich Mühe, sie nicht anzustarren. Sie trug dunkle, verwaschene Jeans, die sich eng an ihre muskulösen Beine schmiegten und ein ärmelloses, mit Spitze besetztes lila Top, das ihre Figur hautnah umschmeichelte. Verdammt, sah sie gut aus. Lila Wildlederstiefel und ein strassgeschmückter Cowboyhut vervollständigten den perfekten Anblick, den sie bot.

Wieder musste Travis sich ins Gedächtnis rufen, dass das die freche kleine Brenna O’Reilly war und dass ihre gespielte Beziehung nur das war – gespielt. Ein Cowboy ohne Perspektiven, wie er, war nichts für Brenna.

Und er wusste genau, dass Maureen da ganz seiner Meinung war.

Brenna gab ihrer Mutter ein Küsschen auf die Wange und ihrem Dad auch.

Sie schafften es zur Tür hinaus, ohne dass Maureen noch mehr unangenehme Fragen stellte.

„Höchste Zeit“, sagte sie leise, als er auf den Highway Richtung Stadt abbog. „Allerhöchste Zeit, dass ich meine eigene Wohnung habe. Bee hat mir ihre alte Wohnung über dem Schönheitssalon angeboten. Sie wohnt doch jetzt in Kalispell bei ihrem neuen Lebensgefährten. Also, wenn wir gewonnen haben, ziehe ich aus. Ich hab meine Mom schrecklich lieb, aber sie treibt mich in den Wahnsinn.“

„Gewonnen haben, genau. Das ist die richtige Einstellung.“ Was Maureen angeht, gab er sich diplomatisch. „Deine Mom ist eine wunderbare Frau.“

Brenna schüttelte den Kopf und starrte aus dem Fenster. Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Travis wollte Brenna noch Tipps geben, aber je mehr sie sich der Stadt näherten, umso distanzierter wirkte sie. Er fing schon an, sich Sorgen zu machen. Und er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.

Der Parkplatz vor dem Ass war voll. Musik drang aus dem zusammengeschusterten Holzgebäude. Die Musiker spielten gerade eine schnelle Nummer, irgendwas mit einem lebhaften Rhythmus. Travis sah sich nach einer freien Parklücke um. Endlich, in der letzten Reihe, entdeckter er eine.

Er fuhr hinein und machte den Motor aus. „Alles okay, Brenna“?

Sie richtete ein strahlendes Lächeln auf ihn. „Großartig. Auf geht’s.“ Sie stieg aus.

Also sprang er ebenfalls aus dem Auto und umrundete es hastig. Er hielt ihr die Hand hin. Sie starrte ihn verwirrt an, aber dann nahm sie sie. Ihre Finger waren eiskalt. Er verschränkte sie mit seinen und wollte sie schon fragen, ob es ihr wirklich gut ging.

„Bringen wir’s hinter uns.“ Sie marschierte los.

Er ging neben ihr her, weil er befürchtete, dass sie umkehren würde, wenn er darauf bestand zu erfahren, was los war.

Sie gingen nach vorne um das Gebäude herum und die Holztreppe hinauf. Ein paar Cowboys kamen heraus und hielten ihnen die Tür auf. Beide Männer betrachteten Brenna interessiert und Travis verspürte einen Anflug von Ärger. Er warf beiden einen finsteren, warnenden Blick zu. Die beiden Männer hoben grüßend den Hut und gingen weiter.

In der Bar konnte man kaum umfallen. Travis hatte das Ass noch nie so brechend voll erlebt. Er entdeckte ein paar Kameramänner, die die Menge filmten. Dann bemerkte er den alten Wally Wilson an der Bar. Der alte Mann war ebenfalls ein Finalist. Er war in der Prärie in Oklahoma aufgewachsen und war im ganzen Westen Rodeos geritten. Eine Finalistin, der platinblonde Rodeostar Summer Knight, wurde von Cowboys belagert. Travis erkannte sie an ihrem glänzenden, fast weißen Haar und ihrem sexy Lachen.

„Komm.“ Er zog Brenna enger an sich. „Wir müssen Giselle finden, die Casting-Direktorin. Ich stelle dich vor.“

Sie starrte ihn mit großen Augen an. Was war nur los mit ihr?

Sie sah aus, als ob sie eine Todesangst hatte, und er hatte keine Ahnung, was er dagegen tun sollte.

Brenna hatte tatsächlich Todesangst.

Sie war in heller Panik. Das passierte Brenna sonst nie.

Und das machte ihr noch mehr Angst.

Sie war so sicher gewesen, dass sie wusste, wie sie auftreten sollte. Sie wusste das auch. Sie war verwegen. Furchtlos. Nichts machte ihr Angst. Niemals.

Nur das hier. Das Ass, so voll, dass es aus den Nähten platzte. Mit Musik, die ohrenbetäubend war. All die Leute, die sich um sie herum drängten. Eine Casting-Direktorin, die sie kennenlernen wollte.

Und Travis.

Travis, der sich darauf verließ, dass sie ihnen einen Platz bei The Great Roundup, sichern würde.

Lieber Himmel, sie wollte das nicht vermasseln. Sie würde sich nie verzeihen, wenn sie Travis hängen ließe.

„Da drüben ist Giselle.“ Travis winkte einer hochgewachsenen Frau auf der anderen Seite des Raumes zu, die so dünn wie ein Model war. Die Frau hob die Hand. „Hier entlang.“ Er fing an, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen.

„Warte mal.“ Brenna blieb stehen.

Er runzelte besorgt die Stirn. „Bren? Was ist los? Sag’s mir.“

Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und zwang sich zu einem spröden Lachen. Sie deutete mit dem Kopf auf den Durchgang zur Damentoilette. „Ich bin gleich wieder da.“ Sie entzog sich seinem Griff.

„Brenna …“

„Bin gleich wieder da.“ Sie winkte ihm kurz zu und entschuldigte sich rechts und links, als sie sich so schnell wie möglich den Weg durch die Menschenmenge bahnte.

Als sie den Gang erreicht hatte, lief sie weiter, den Blick auf das grüne Schild mit dem Wort „Ausgang“ an seinem Ende gerichtet. Sie erreichte die Damentoilette und wurde nicht mal langsamer. Sie rannte einfach weiter bis zum Ende des Flurs.

Und dann ging sie zur Hintertür hinaus.

Die schwere Tür schlug hinter Brenna zu und der Lärm aus dem Inneren wurde etwas gedämpft. Sie stand jetzt in der Lieferzone. Jenseits warteten im Licht von ein paar Scheinwerfern auf Holzmasten die leeren Autos auf dem Parkplatz. Keine Menschenseele weit und breit. Brenna zitterte in dieser merkwürdigen Atmosphäre nach der klaustrophobischen Enge in der Bar.

Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Also ging sie weiter, die Arme eng um sich geschlungen, den Kopf gesenkt, ohne zu wissen, wohin – bis sie mit jemandem zusammenstieß.

„Hoppla“, sagte eine raue Männerstimme.

Sie blinzelte und sah auf – und starrte zunächst ein schmutziges Männerunterhemd an. Der ausgefranste Kragen umgab den faltigen Hals eines alten Mannes mit struppigem, grauem Schnauzer und zotteligem, weißem Haar. „Homer“, flüsterte sie benommen. „Homer Gilmore.“

Der alte Mann lächelte. „Wenn das nicht Brenna O’Reilly ist. Wo willst du denn so eilig hin?“

„Ich wollte nur …“

„Weglaufen?“, beendete er den Satz für sie.

Homer war in Rust Creek Falls bekannt wie ein bunter Hund. Er machte einen Selbstgebrannten, durch den die Leute alle Hemmungen verloren. Und er war hellsichtig. Travis würde sie auslachen, aber Homer konnte den Leuten wirklich Dinge einfach ansehen. Er schien immer zu wissen, womit sich jemand herumschlug.

Sie setzte dazu an, alles abzustreiten. „Ich war nur …“

„Du hast Angst. Das ist alles. Und das sieht dir gar nicht ähnlich.“

„Ich …“

„Du hast einfach nur Lampenfieber. Das kommt vor.“

„Homer, woher weißt du …“

„Woher ich solche Sachen immer weiß?“ Er lachte nur. Und dann senkte er den Kopf. Brenna folgte seinem Blick zu seiner gichtigen rechten Hand, in der er ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit hielt.

„Homer, ist das …“

„Genau das, was du jetzt brauchst?“

Sie schaute wieder in seine wässerigen Augen. „Aber ich will nicht …“

„Betrunken sein? Wirst du nicht. Das ist nur ein kleines bisschen Magie. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung, dieses eine Mal. Sieh mich an, Brenna.“ Seine Stimme war jetzt sanfter. Sie sah ihm in die Augen.

„Sag mir, was du denkst“, wies er sie an.

„Ich hab immer noch Angst. Aber das ist okay. Ich bin stärker als meine Angst.“

„So ist’s recht.“ Er hielt ihr das Glas hin. „Nimm einen tiefen Schluck, Brenna O’Reilly. Und dann geh da wieder rein und zeig den Leuten, was du draufhast.“

Sie nahm das Glas.

Travis fing an, sich wirklich Sorgen zu machen.

Und nicht nur, weil Giselle ihm finstere Blick zuwarf.

Er machte sich Sorgen um Brenna. Sie hatte fix und fertig ausgesehen, als sie zur Toilette gegangen war. Er hätte sie begleiten sollen, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging.

Gestern hatte sie so frech und selbstbewusst gewirkt. Ganz und gar seine Brenna. Er hatte wirklich geglaubt, dass sie alle Herausforderungen meistern konnte.

Travis hatte schon so einige verrückte Sachen in seinem Leben angestellt. Aber eines hatte er immer richtig gemacht. Er hatte immer auf Brenna O’Reilly aufgepasst.

Doch nicht heute Abend. Das war ein Fehler. Er konnte nicht weiter wie ein Idiot hier herumstehen. Er musste ihr folgen.

Er wandte sich dem Gang zu den Toiletten zu. Die Leute drängten sich um ihn. Er nickte, zwang sich zum Lächeln, wenn ihn jemand ansprach, und ging weiter, bis er den Flur erreicht hatte. Eine Reihe Frauen wartete vor der Damentoilette. Brenna war nicht darunter.

Er war gerade dabei zu überlegen, ob er einfach reingehen und ihren Namen rufen sollte, als die Tür ganz am Ende des Flurs aufging – und da stand sie.

„Brenna!“

Sie reckte das Kinn – und lächelte. Ein strahlendes, leuchtendes Lächeln. Verdammt, sie war wunderschön.

Und anscheinend hatte sie überwunden, was auch immer ihr zugesetzt hatte.

„Travis!“ Sie winkte fröhlich und kam auf ihn zu.

„Entschuldigung, Ladys.“ Er schob sich zwischen zwei Damen hindurch. „Brenna, ist alles okay?“

Sie lächelte ihn an. „Mir ging’s noch nie besser.“

Es schien ihr wirklich gut zu gehen. Aber er musste sichergehen. Er flüsterte ihr ins Ohr: „Wir müssen das nicht machen. Ich kann dich nach Hause bringen.“

Sie packte sein Hemd. „Wir geben jetzt nicht auf. Denk nicht mal dran.“

„Aber du …“

Sie schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihn zu sich herunterzog und den Kopf hob, bis ihr Mund nur noch ein paar Zentimeter von seinem entfernt war. „Wir ziehen das durch.“ Ihre Augen funkelten. „Und wir gewinnen den Hauptpreis.“

„Brenna …“ Sie roch nach Blumen und frisch gemähtem Gras. Er wollte sie wirklich küssen.

„Tu es“, flüsterte sie. Offensichtlich hatte sie seine Gedanken gelesen. „Wie sollen wir so tun, als ob es bei uns ernst wird, wenn du meinen Lippen nie zu nahe kommst?“

Hatte sie recht? Musste er sie wirklich küssen, damit ihre vorgetäuschte Beziehung echt wirkte? Er hatte keinen blassen Dunst. Im Augenblick konnte er nur daran denken, dass er sie noch nie geküsst hatte – und dass er sie unbedingt küssen musste.

Endlich. Nach so langer Zeit.

Er senkte den Kopf noch weiter, und sie ging auf die Zehenspitzen.

Sein Mund berührte ihren.

Mit einem Seufzer ließ sie sein Hemd los. Sie ließ die Hände nach oben und zu seinem Nacken gleiten. „Travis …“ Mit ihren weichen Fingern streichelte sie seinen Haaransatz, während sie seinen Namen flüsterte und ihn dabei auf die Lippen küsste.

So gut. So richtig. Sie schmeckte nach Honig und reifem Obst im Sommer – nach Pfirsich und nach Brombeeren. Nach Kirschen. Sie schmeckte verheißungsvoll, nach süßer Hoffnung und großen Träumen.

Irgendjemand johlte. Jemand andere feuerte sie an.

Weder Travis noch Brenna achteten auf ihr Publikum. Ihre Hutkrempen stießen zusammen, als sie den Kuss vertieften. Erst fiel sein Hut zu Boden und dann ihrer. Aber das war ihnen egal.

Der Kuss dauerte eine Ewigkeit.

Und er war trotzdem zu kurz.

Sie setzte ihm ein Ende, indem sie sich wieder auf die Fersen sinken ließ. Benommen und widerwillig öffnete er die Augen. Sie sah zu ihm auf. Ihre Lippen waren so voll und so rot wie die Kirschen, nach denen sie geschmeckt hatte.

„Brenna …“, flüsterte er wie ein verliebter Narr. In diesem Augenblick war ihr Name das einzige Wort, an das er sich noch erinnern konnte.

Sie lachte leise und bückte sich. Dann hob sie ihre Hüte auf und gab ihm seinen. Er setzte ihn wieder auf, als sie ihm die Hand reichte. „Komm mit, Cowboy. Lass uns Spaß haben.“

Wie machte sie das bloß?

Travis hatte keine Ahnung.

Aber an diesem Abend stellte sich heraus, dass Brenna ein Naturtalent war. Ein Traum für jede Realityshow.

Zuerst brachte er sie zu Giselle. Sie schüttelte der Casterin die Hand, dann beugte sie sich vor und flüsterte ihr irgendwas zu.

Giselle lachte laut auf. In den Wochen, in denen er mit ihr bis dahin zu tun gehabt hatte, hatte Travis nie erlebt, dass Giselle lachte.

So ging das den ganzen Abend. Brenna war sexy und witzig und so gut darin, vorzutäuschen, in ihn verliebt zu sein, dass er es beinahe selbst glaubte. Sie schmiegte sich an ihn und zog ihn näher zu sich heran, um ihm unerhörte Sachen ins Ohr zu flüstern. Und wie sie ihn anlächelte. Man hätte glauben können, dass er der einzige Mann in der Bar war.

Alle anderen Männer wollten mit ihr tanzen, aber Travis gab sie nicht frei. Nachdem sie ihm am Anfang des Abends verloren gegangen war, wollte er sie nicht mehr aus den Augen lassen.

Sie war jedoch entspannt und locker und lächelte für die Kameras. Aber sie übertrieb es nicht, sondern war einfach nur gut drauf. Sie trank nur Cola. Trotzdem konnte er nicht anders, als sich zu fragen, ob sie sich mit einem Drink Mut gemacht hatte, als er nicht hingesehen hatte.

Kurz nach Mitternacht, als die Band eine Pause machte, winkte Giselle sie noch mal zu sich herüber. Diesmal hatte sie zwei Kameramänner dabei.

Travis wusste, was die Casting-Direktorin vorhatte. Ein spontanes Interview, um sie beide auf die Probe zu stellen, um zu sehen, ob ihre Chemie stimmte. Und um herauszufinden, ob Brenna echte Strahlkraft hatte, wenn die Kamera auf sie gerichtet war.

Giselle fragte: „Brenna, wie lange seid ihr zwei schon zusammen?“

Travis wollte sie in den Arm nehmen und ihr zuflüstern, dass sie fantastisch war. Ganz egal, wie die Sache ausging. Ganz egal, ob sie es schafften oder nicht, für diesen tollen Abend würde er für immer in ihrer Schuld stehen.

Aber dann lachte Brenna. Und in dem Augenblick wusste er, dass sie die Filmleute in der Tasche hatte. „Wie lange Travis und ich zusammen sind? Nicht lange genug, wenn ihr mich fragt.“ Sie nahm seinen Arm. „Ich bin in Travis Dalton verliebt, seit ich sechs Jahre alt war“, sagte sie verträumt. „Das war der Tag, an dem meine Mom mir erlaubt hat, mit meinem neuen Fahrrad auf dem Bürgersteig der Cedar Street zu fahren, während sie im Crawford’s General Store ihre Einkäufe erledigt hat. Das war der Tag, an dem Angus McCauley mich von meinem Fahrrad gestoßen hat und dann damit davongefahren ist. Ich bin in Tränen ausgebrochen …“

In dem Augenblick hatte Travis das Gefühl, als ob es in der Bar mucksmäuschenstill geworden war. Die Leute drängten sich um sie, als Brenna erzählte, wie Travis an dem Tag aufgetaucht war.

„Wie ein Ritter in strahlender Rüstung – nur dass die in diesem Fall aus staubigen Stiefeln, Jeans und einem Hemd mit Druckknöpfen bestanden hat.“ Sie schaute mit einem strahlenden Lächeln zu ihm auf.

Er streifte ihre Lippen mit einem Kuss, der sich einfach und natürlich und genau richtig anfühlte. Dann richtete er den Blick auf die nächste Kamera. „Ich hasse es, kleine Mädchen weinen zu sehen.“

Brenna erzählte weiter: „Er hat mich hochgehoben und gefragt, ob ich mir wehgetan hätte. Ich habe ihm die Schramme am Ellbogen gezeigt, die ich mir beim Sturz auf den Bürgersteig geholt habe, als Angus mich geschubst hat. Travis hat sich die Verletzung angesehen. Dann hat er gesagt: ‚Du bist sehr tapfer. Warte hier. Ich hole dir dein Rad zurück.‘ Und genau das hat er getan. Keine fünf Minuten später schob er mein Fahrrad um die Ecke. Ich bin auf ihn zugerannt und dann habe ich ihm erklärt, dass ich ihn liebe und ihn heiraten werde.“

„Was hat er dazu gesagt?“, fragte Giselle beinahe atemlos.

Brenna stieß einen genervten Seufzer aus. „Er hat so getan, als ob ich nichts gesagt hätte. Das hat er die nächsten zwanzig Jahre oft getan.“

„Sie war zu jung für mich“, beharrte Travis, als ob er das in den fraglichen zwanzig Jahren mehr als einmal getan hatte.

Brenna verzog das Gesicht. „Beim zweiten Mal, als ich zu ihm gesagt habe, dass ich ihn liebe, war ich acht und er war sechzehn. Das war, als er mich davor gerettet hat, im Rust Creek zu ertrinken. Er hat mich einfach nur in eine Decke gewickelt und nach Hause gefahren. Und dann, als ich zehn war …“

Er wusste, was jetzt kam, und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.

Sie stieß ihn mit der Schulter an. „Aurelia macht das nichts aus. Du weißt doch, sie hat geheiratet und ist nach Sioux Falls gezogen.“

Giselle wirkte interessierter, als Travis sie je erlebt hatte. „Dann erzähl uns, was passiert ist.“

„Ich hab die beiden beim Küssen erwischt. Travis und Aurelia.“

„O nein!“ Gerry, der Produktionsassistent, warf Travis einen bitterbösen Blick zu.

„O ja“, sagte Brenna. „Und okay, ich war erst zehn. Aber ich hab gesehen, wie die beiden geknutscht haben und mein armes Herz ist in zwei Stücke gebrochen.“

„Ein gebrochenes Herz?“, scherzte Travis. „Komm schon, gib es zu, Brenna. Du warst fuchsteufelswild, nicht tieftodtraurig.“

Sie schnaubte nur. „Das war keine Wut, das war echter Liebeskummer. Und aus lauter Liebeskummer habe ich einen Stein auf Aurelia geworfen. Ich hab sie an der Schulter getroffen.“

„Aurelia hat einen Schrei ausgestoßen, den man bis nach Kalispell gehört hat“, erläuterte Travis. „Du hast sie ganz schön erwischt.“

„Nun ja, ich war echt außer mir.“

Er schüttelte den Kopf. „Du hast schon immer einen guten Wurfarm gehabt, schon mit zehn.“

„Ich weiß noch, dass sie mich ein bösartiges kleines Gör genannt hat.“ Sie wandte sich wieder an die Kamera. „Und dann hab ich erklärt, dass ich nach nochmaliger Überlegung zu dem Schluss gekommen bin, dass ich ihn hasse. Und dass ich ihn doch nicht heiraten werde. Nicht mal, wenn er auf Knien über Rasierklingen und Glasscherben angekrochen kommt.“

Er beugte sich vor und vertraute der Kamera an: „Sie war schon immer ein blutrünstiges kleines Ding.“

„Vielleicht. Manchmal.“ Brenna stieß einen reumütigen Seufzer aus. „Vor allem, wenn der Kerl, den ich liebe, mir das Herz bricht.“ Doch dann lächelte sie. „Und jetzt schau uns an.“ Sie zog Travis an sich. Er ließ es bereitwillig zu. „Travis Dalton, ich verzeihe dir.“

„Was denn?“

„Dass du mich nicht ernst genommen hast, als ich sechs war. Und mein armes Herz gebrochen hast, als ich zehn war.“

Er hätte jetzt einen witzigen Spruch auf Lager gehabt, aber sie bot ihm ihren süßen Mund an. Retourkutschen konnten warten. Er eroberte ihre Lippen mit einem weiteren endlosen, dahinschmelzenden Kuss, der ihrem Publikum Applaus und anerkennendes Gelächter entlockte.

Als er den Kopf hob, sagte sie: „Endlich vereint, für immer und ewig.“

Das war der perfekte Augenblick. Der, auf den Travis gewartet hatte.

Er ging vor ihr aufs Knie und griff in die Tasche. Dann nahm er den Ring heraus, den er an diesem Nachmittag in Kalispell gekauft hatte und der ihn mehr als die Hälfte seiner Ersparnisse gekostet hatte. Aber der Ring war so schön wie sie. Und es war wichtig, dass alles echt wirkte.

„Travis!“ Brenna starrte ihn mit glänzenden meerblauen Augen an. „O, Travis …“ Ihre wunderschönen Augen strahlten durch die Tränen nur noch mehr. Verdammt, sie war fantastisch. „Das ist der schönste Ring, den ich je gesehen habe.“

„Ich habe gehofft, dass du das denkst.“ Er ging mehr und mehr in seiner Rolle auf. Vielleicht mehr, als gut für ihn war. „Brenna O’Reilly“, sagte er nachdrücklich. „Ich liebe dich und du bist die einzige Frau auf der Welt für mich.“

„O, Trav. Ich liebe dich auch.“

Himmel, wie sie ihn ansah. Es war ihm egal, ob das alles gespielt war. Nichts entflammte ihn mehr als ihr wunderbares Lächeln. „Heirate mich, Brenna.“

„Ja, Travis. Ja!“

„Verdammt!“ Er steckte den Ring an ihren Finger, sprang auf und warf seinen Hut in die Luft. Alle mit Hut folgten seinem Beispiel. Hüte flogen in alle Richtungen. Unter donnerndem Beifall und Johlen und Jubel zog Travis Brenna in seine Arme und küsste sie mit seiner ganzen Leidenschaft.

„Brenna“, sagte Giselle, nachdem gefühlt die Hälfte aller Anwesenden ihnen gratuliert hatte, „könntet ihr uns ein paar Minuten entschuldigen?“

Brenna wirkte benommen. Sie drehte sich zu Travis um. „Trav.“

Er hielt ihre Hand fest. „Ich komme mit.“

Giselle zuckte mit den Achseln. „Wie ihr wollt. Hier entlang, ihr zwei.“

Die Band fing wieder an zu spielen, als Travis und Brenna der Casting-Direktorin und ihrer Assistentin durch den langen Gang zur Hintertür folgten. Giselle führte sie an den Toiletten vorbei und öffnete schließlich die letzte Tür vor dem Ausgang. „Da sind wir.“ Sie winkte sie in einen kleinen Raum mit einem Schreibtisch, einer abgenutzten Couch und zwei Stühlen.

Mit einer Geste gab sie Travis und Brenna zu verstehen, dass sie sich auf die beiden Stühle setzen sollten, während sie selbst hinter dem Schreibtisch Platz nahm. Roxanne nahm mit ihrem Smartphone bewaffnet die Position der Sekretärin ein.