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Hannah ist ein wahres Energiebündel. Die fuchsrote Labradorhündin hält das Leben von Dave und Joni Burchett ordentlich auf Trab. Als die Ärzte eines Tages bei Joni Brustkrebs diagnostizieren, erweist sich die lebhafte Hündin zudem als treue und einfühlsame Weggefährtin. In dieser Zeit erschnüffelt Hannah als eine tröstende Freundin Wege durch die Ängste des Paares - bis auch ihr der Krebs zusetzt. Da beschließt Dave Burchett all das aufzuschreiben, was er mit Hannah erlebt hat. In diesem Buch beschreibt Dave Burchett humorvoll und tiefgehend, wie seine Hündin ihm in guten wie in schlechten Zeiten geistliche Lektionen von großem Wert beigebracht hat - über das Leben, Verlust, Vergebung - und über die Ewigkeit. Dadurch gibt er all denen Hoffnung, die mit Enttäuschungen, Schwierigkeiten und Verlust zu kämpfen haben. "Wer hätte gedacht, dass ich die bedeutsamsten Punkte meines geistlichen Lebens einem angenommenen Hundewelpen zu verdanken habe? Ich jedenfalls schäme mich nicht zuzugeben, dass ich bei meinem Hund in die Lebensschule gegangen bin." Dave Burchett
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Seitenzahl: 249
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Über den Autor
Dave Burchett war über mehr als drei Jahrzehnte ein erfolgreicher TV-Sportdirektor. Er verantwortete unter anderem die Übertragung der Olympischen Spiele sowie etliche Profi- und College-Sportwettkämpfe. Einunddreißig Jahre lang leitete er auch die TV-Baseball-Übertragungen der Spiele der Texas Rangers und wurde mit einem nationalen Emmy sowie zwei lokalen Emmys ausgezeichnet.
Als Dave vor mehr als zehn Jahren vom Schreibvirus befallen wurde, hätte er sich nicht träumen lassen, dass sein drittes Buch, eins über seine Hunde, sein Lieblingsbuch sein würde. Dave ist darüber hinaus als Redner unterwegs und betreibt den Blog Confessions of a Bad Christian.
Er ist seit über vierzig Jahren mit Joni verheiratet und Vater von drei erwachsenen Söhnen sowie Großvater von drei Enkeln – und Herrchen eines Labradors namens Maggie.
„Das größte Erbe, das man seinen Kindern und Enkelkindern hinterlassen kann, besteht weder aus Geld noch aus materiellen Dingen, die man während seines Lebens angehäuft hat, sondern aus Charakter und Glauben.“
– Billy Graham –
Für meine wunderbaren Enkelkinder Ethan, Clara und Bennett. Nichts motiviert mich mehr, meinen Lauf als Christ, Ehemann, Vater und Großvater treu zu vollenden, als in eure unschuldigen und liebenden Augen zu blicken. Ich hoffe, dass es mir gelingt, jedem von euch die Dinge beizubringen, die ich in diesem Buch beschrieben habe. Sollte mir dieses Vorrecht nicht vergönnt sein, dann sollt ihr wissen, dass Opa letztlich begonnen hat herauszufinden, was es bedeutet, Jesus nachzufolgen. Ich liebe euch alle bedingungslos und von ganzem Herzen.
Mit Gottes erstaunlicher Gnade,Opa
Inhalt
Vorwort
Einleitung
1 Welpenliebe
2 Immer da
3 Sei einfach da!
4 Im Hier und Jetzt leben
5 Nicht angeleint
6 Gute Freunde
7 Komm zu Herrchen
8 Lügen abschütteln
9 Der Liebe vertrauen
10 Authentisch leben
11 Dankbarkeit beginnt mit einer Haltung
12 Die Knochen der Bitterkeit vergraben
13 Schwanzwedeln zur Begrüßung
14 Nur die Guten sterben jung
15 Auf Wiedersehen
16 Ein neuer Name, eine neue Identität
17 Die Auswirkungen unserer Geschichte
18 Sitz! Bleib!
19 Sanfte Führung
20 Korrektur aus Liebe
21 Verbotene Früchte
22 Maggie, wo bist du?
23 Leben lernen – ein Leben lang
Nachwort
Dank
In liebevollem Gedenken
Anmerkungen
Vorwort
Als mein Freund Rusty Kennedy vorschlug, ich solle Dave Burchett treffen, kam mir dieser Name irgendwie bekannt vor. Später fiel es mir ein: Ich kannte ihn, weil ich jahrelang die Baseballspiele meiner geliebten Texas Rangers im Fernsehen gesehen hatte. Daves Name war dabei häufig sehr respektvoll von den Kommentatoren genannt worden. Er war nämlich der hinter den Kulissen arbeitende Produktionsleiter, für mehr als drei Jahrzehnte. Doch das war nicht der Grund für Rustys Vorschlag.
Er erzählte mir vielmehr, Dave habe ein Buch über seine Erfahrungen der Gnade und seinen Weg zur inneren Freiheit in Christus geschrieben. Ich las daraufhin sein erstes Buch (When Bad Christians Happen to Good People) und war tief beeindruckt von Daves ehrlichen Worten über sein persönliches Ringen mit einem auf Leistung basierten Glauben. Und so inspirierte mich Gott unter anderem mit diesem Buch während meiner eigenen Entdeckungen in Sachen Gnade und Identität, die letztlich zu dem MercyMe-Album „Welcome to the New“ führten.
Als ich dann Dave persönlich traf, fand ich heraus, dass er nicht nur Gottes Gnade und Baseball liebt, sondern auch Hunde. Ich glaube, man kann ihn gar nicht besser beschreiben. Ich war zutiefst bewegt, fühlte mich herausgefordert und war verblüfft über die Einsichten, die Dave über das Leben durch seine beiden Hunde Hannah und Maggie gewonnen hatte. Ich kann all seine Geschichten über Treue, Loyalität und Gnade, die er mit seinen vierbeinigen Freunden erlebt hat, ganz und gar nachempfinden. Wir als Familie lernen derzeit ähnliche Lektionen mit unserem wie ein Shetlandpony großen Welpen Lulu.
Lulu ist genau wie ich ganz schön chaotisch, aber wir lieben sie von Herzen. Sie ist ein grandioses Beispiel dafür, wie wir mit all unserem Chaos zum himmlischen Vater kommen dürfen, der all das sieht und kennt und der uns dennoch aufgrund seines Sohnes unbegreiflich liebt.
Ich glaube, vielerorts geschieht eine Erweckung durch Gnade. Und Daves wundervolle Sammlung an Lebenslektionen zeigt dabei, wie Jesus kam, um uns eine neue Identität zu schenken und einen Weg zu zeigen, wie wir mit Sünde umgehen sollen. Auch werden Sie in diesem Buch entdecken, wie Gott sogar Hunde benutzt, um einem willigen Nachfolger klarzumachen, dass wir Menschen uns nicht darum bemühen sollen zu vollbringen, was Jesus bereits vollbracht hat.
„Bleib an meiner Seite“ ist eine unterhaltsame Lektüre über Daves Reise mit seinen vierbeinigen Mentoren hin zur Gnade Gottes. Und ich möchte nicht versäumen zu erwähnen, dass Lulu diesem Buch die höchste Auszeichnung in Form von vier Pfoten verliehen hat.
Bart Millard, Songschreiber und Sänger der Worshipband MercyMe
Einleitung
„Der einzige uneigennützige Freund, den ein Mann in dieser selbstsüchtigen Welt haben kann, der Einzige, der ihn nie im Stich lässt und niemals undankbar ist oder ihn hintergeht, ist sein Hund.“
– Senator George Graham Vest, 1870 –
Ich hätte mir nie träumen lassen, eines Tages ein Buch über einen Hund zu schreiben. Zwar war ich immer der Ansicht, unsere Labrador-Hündin Hannah sei ein ganz besonderer Hund, doch die Idee, ein Buch über sie zu schreiben, kam mir erst in dem Moment, als bei ihr Krebs diagnostiziert wurde und wir befürchteten, sie sehr bald zu verlieren. Ich begann die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, unsere vierbeinige Freundin könnte nur noch ein paar Tage, vielleicht mit etwas Glück einige Wochen bei uns sein. Genau da beschloss ich aufzuschreiben, was ich aus der Beziehung mit Hannah gelernt hatte. Ich dachte an all die schönen Erinnerungen, die mir meine Hundefreundin bereitet hatte, und an die Lebenslektionen, die sie mir beigebracht hatte. Und so erkannte ich, während ich mich auf den bevorstehenden und unausweichlichen Verlust von Hannah vorbereitete, eine sehr aufschlussreiche Wahrheit: Die Vorbereitung auf den Tod ist die Vorbereitung auf das Leben.
Gott hatte mir durch diese einzigartige Freundschaft zu meinem Hund so viel klargemacht. Auch dass er uns auf sehr vielfältige Weise Dinge beibringen kann; alles, was er dafür braucht, ist jemand, der aufmerksam zuhört.
Mich erinnert dieser Gedanke an einen Vers aus dem Buch Hiob. Hiob hatte alles verloren, was ihm lieb und teuer war, als er von seinen „Freunden“ beraten wurde, die sich fragten, welche Sünde Hiob wohl begangen hatte, um so viel Leid heraufzubeschwören. Frustriert erklärte Hiob dann, er könne von der Schöpfung mehr über Gott und dessen Absichten lernen als von Menschen: „Von den Tieren draußen kannst du vieles lernen, schau dir doch die Vögel an!“ (Hiob 12,7).
Auch ich habe oft diesen Eindruck.
Doch um ehrlich zu sein, ich bin nicht gezielt auf Hannah zugegangen, um sie zu bitten, mir etwas beizubringen. Selbst ich bin nicht so verrückt! Es war vielmehr so, dass ich einfach keine Ahnung hatte, wie viel ich lernen würde, ehe ich meine Augen und mein Herz öffnete, um zu erkennen, was Hannah und ihre Fellfreunde mir über Freundschaft, Loyalität, Vertrauen und Gnade beibringen konnten. Ich sollte Lebenslektionen durch einen nicht aus der Ruhe zu bringenden vierbeinigen Ausbilder lernen. Und als ich begann, „das“ zu begreifen, musste ich über Gottes Sinn für Humor lachen. Gleichzeitig war ich sehr berührt von seiner wunderbaren Gnade. Ich glaube, Gott wusste von Beginn an, dass ich diese besondere Beziehung zu meinem Hund haben würde. Vermutlich wusste er auch, dass ich angesichts Hannahs verheerender Krebsdiagnose sehr aufmerksam zuhören würde. Gott weiß nur allzu gut, wie schwierig es ist, die Aufmerksamkeit eines Menschen zu gewinnen, der unter einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leidet, und so ließ er bei mir keine Gelegenheit ungenutzt.
Was mein Hund Hannah mich gelehrt hat, war wie eine Offenbarung für mich. Wer hätte gedacht, dass ich einmal die bedeutsamsten Schritte meines geistlichen Lebens einem angenommenen Hundewelpen zu verdanken habe? Ich jedenfalls schäme mich nicht zuzugeben, dass ich bei meinem eigenen Hund in die Lebensschule gegangen bin. Die Worte des amerikanischen Schriftstellers Corey Ford bringen es da auf den Punkt: „Wenn er gut abgerichtet ist, kann ein Mann der beste Freund eines Hundes sein.“ Und ich war mit einem hervorragenden Ausbilder gesegnet.
1
Welpenliebe
„Kein Psychiater dieser Welt kann mehr bewirken als ein Hundewelpe, der dir das Gesicht leckt.“
– Senator George Graham Vest, 1870 –
Meine Frau Joni und ich sind richtige Hundefans. Ich bin mit einem angenommenen Hund namens „Penny“ aufgewachsen. Sie sah aus wie die Terrier-Schöpfung eines verrückten Wissenschaftlers und war von der Grundschule bis zum College meine beste Freundin. Auf dem Foto bin ich mit Penny zu sehen.
Joni wuchs in Südflorida mit einem süßen Boxer namens Dutchess auf, den sie innig liebte. Die beiden machten allerdings der heimischen Entenpopulation das Leben schwer, da sie täglich auf Jagd gingen.
Hunde waren also seit jeher ein Teil unseres Lebens. Und Ende 2001 standen wir vor der schwierigen Entscheidung, die irgendwann einmal auf jeden Hundebesitzer zukommt: Was soll man nur tun, wenn der eigene Hund sich dem Ende seiner Lebensreise nähert? Charlie, unser vierzehn Jahre alter Golden Retriever, stand kurz davor. Im Winter 2001 humpelte er mit kaum noch funktionierenden Hüften herum, die ihm beim Gehen starke Schmerzen bereiteten.
Von seiner verrückt draufgängerischen Form war er mittlerweile weit entfernt. Er war früher eine perfekte Mischung aus einem Alphatier voller Testosteron und einem treuen Begleiter für eine Familie mit drei ausgelassenen Jungs. Er rannte, jagte, rang, schwamm, tauchte und knuddelte mit unseren Söhnen Matt, Scott und Brett. Während ihrer Pubertät und ihrem Highschool-Frust war Charlie ihr treuer Kumpel, so wie Penny früher für mich.
Neben der Rasse gab es einen weiteren, entscheidenden Unterschied zwischen Penny und Charlie. Erinnern Sie sich an „Marley“, den durch das Buch und den Hollywoodfilm bekannt gewordenen Labrador, der als der schlimmste Hund der Welt bezeichnet wurde? Nun, Charlie hätte in dem Kontext eigentlich auch genannt werden müssen, denn er war ein vierzig Kilo schweres Bündel tatkräftiger Verwüstung.
Insbesondere während eines Gewitters verhielt sich Charlie wie ein Psychotiker. Nicht selten verursachte er Schäden in unserem Haus im Wert von mehreren Hundert Dollar. Brach ein Gewitter aus, während er allein zu Hause war, kamen wir verängstigt und zugleich gespannt vor Erwartung nach Hause zurück, um herauszufinden, was er diesmal angerichtet hatte. Einmal hatte er eine ganze Tür des Waschbeckenunterschranks so großzügig zerkaut, dass er dahinter Platz gefunden hatte. Und während er dort versteckt blieb, biss er noch das Plastiksiphon durch, nur um sich von dem tobenden Gewitter abzulenken.
Ein anderes Mal entdeckten wir, dass der Käfig unseres Meerschweinchens umgeworfen und „Squeaker“ verschwunden war. Wir befürchteten das Schlimmste, konnten aber keine Spur eines Verbrechens entdecken. Nach ein paar Stunden hörten wir dann Squeakers panisches Quieken unterhalb eines Einbauschranks. Irgendwie war es dem Nager gelungen, seinen pelzigen Körper durch eine enge Öffnung zu quetschen, um dem vom Donner verrückt gewordenen Charlie zu entkommen. Wir konnten ihn allerdings nicht mit der Hand fassen, um ihn hervorzuziehen. Und weder unser lockendes Rufen noch Knabberdrops bewegten die zitternde Kreatur dazu, aus ihrem Zufluchtsort hervorzukrabbeln. Letzten Endes mussten wir einen Tischler beauftragen, ein Loch in den Schrank zu sägen, damit unser Meerschweinchen gerettet werden konnte.
Und dann war da noch jener Vorfall, als wir nicht zu Hause waren und einen überraschenden Anruf von unserer Sicherheitsfirma erhielten. Unser Alarmsystem war ausgelöst worden. Ich machte mir Sorgen um das Haus und fragte mich auch, wie es wohl Charlie ging. Die Polizei fuhr vorbei und berichtete, sie habe lediglich einen schwanzwedelnden Golden Retriever gesehen, der sich offenbar über ihre Anwesenheit freute. Nach genauerer Untersuchung stellte sich heraus, dass Charlie während eines weiteren Gewitters einige Kabel durchgebissen hatte.
Ich vermute, Sie haben Charlies besonderen Charakter verstanden: Charlie konnte mit den Stürmen in seinem Leben nicht besonders gut umgehen.
Doch trotzdem, was nur Hundefreunde verstehen, liebten wir ihn über alles.
Als Charlies Zustand sich verschlechterte, studierten Matt und Scott bereits an der Baylor University und unser jüngster Sohn Brett sollte auch in ein paar Jahren unser Nest verlassen. Wir fragten uns, wie unser Leben wohl ohne einen Hund im Haus aussehen würde. Sollten wir uns einen neuen anschaffen? Oder würden wir Charlies Ableben als Atempause verstehen, die es uns erlauben würde, ohne zusätzlichen Aufwand zu verreisen und außer Haus zu sein?
Im Januar 2002 rief dann eines Tages Scott von der Universität aus an und redete nicht lange um den heißen Brei: Seine Freundin (seine jetzige Frau) Caroline hatte einen Labrador-Welpen „geerbt“, der im Studentenwohnheim durch mehrere Hände gegangen war. Allerdings war der Spaß, einen süßen Welpen auf dem Campus zu besitzen, mittlerweile zu einer zeitraubenden Sache geworden. Schließlich ist die Fürsorge für einen Hundewelpen nicht weit geringer aufwendig als die Fürsorge für ein Baby. Scott und Caroline, die über Charlies schlechten Zustand Bescheid wussten, schlugen Joni und mir vor, den Welpen eine Weile aufzunehmen.
„Caroline hat den Welpen vorübergehend bei sich aufgenommen. Sie heißt Hannah. Wir können uns dieses Wochenende nicht um sie kümmern. Könntet ihr sie vielleicht nehmen, bis wir ein Zuhause für sie finden?“
Doch schon ein paar Minuten nachdem Hannah unser Haus erschnüffelt hatte, war für mich klar, dass dieser Welpe nirgendwo mehr hingehen würde. Hannah war kein gewöhnlicher Labrador. Ihr Fell war nicht wie üblich hellblond. Sie war ein fuchsroter Labrador, mit der dunkleren, rötlichen Färbung. Welpen dieser Art sind in aller Regel recht teuer, und so war es rückblickend gesehen ein richtiges Geschenk, sie kostenlos zu bekommen.
In den darauffolgenden Wochen stellte sich immer mehr heraus, dass Hannah wirklich etwas Besonderes war. Ihre Ohren waren weich wie ein Nerz. Und sie hatte Augen, die bis auf den Grund unserer Seele zu sehen schienen. Ihr freundlicher Gesichtsausdruck entsprach vollends ihrem Charakter. Sie war jedes Mal überglücklich, wenn irgendjemand mit ihr spielen wollte. Und ich erkannte in Hannah eine Hüterin.
Von Anfang an begriff sie instinktiv, dass Charlie mit ihrem wilden Welpengehabe nicht fertigwerden würde. Dennoch wurden die beiden sofort Freunde und Hannah ging mit dem alten Charlie in seinen letzten Tagen ganz behutsam um.
Als TV-Sportdirektor für die Texas Rangers bin ich ungefähr die halbe Baseballsaison, von April bis September, unterwegs. Und es war gleich im April, während ich in New York im Stadion der Yankees arbeitete, als Joni anrief und mir mit zitternder Stimme erklärte, sie werde nun Charlie für einen letzten Besuch zum Tierarzt bringen. Er konnte auf einmal nicht mehr laufen und verweigerte sein Futter. Sein einst so vor Kraft strotzender Körper war ganz und gar hinfällig geworden. Es war Zeit, sich von ihm zu verabschieden.
Nachdem ich aufgelegt hatte, sah ich draußen vor dem Stadion einen Polizisten mit seinem Polizeihund vorbeigehen. Es war ein Labrador. Der Anblick schnitt mir ins Herz; ich vermisste meinen verrückten Freund Charlie schon jetzt. Ich lief nach draußen, ging auf den Polizisten zu und fragte ihn, ob ich den Hund streicheln dürfe.
„Er ist im Dienst“, bellte der mich an.
„Ich verstehe das. Ich bin nur traurig. Wir mussten uns heute von unserem vierzehn Jahre alten Golden Retriever verabschieden.“
Die Miene des Polizisten hellte auf.
„Streicheln Sie den Hund.“
„Es ist in Ordnung. Ich verstehe, dass er …“
„Streicheln Sie jetzt den Hund!“, befahl er mir.
„Ja!“
Die Kraft dieser besonderen Beziehung, die wir Menschen zu Hunden schmieden, ist wirklich einzigartig.
An diesem Tag mussten wir uns von einem lieben Freund verabschieden. Doch Gott hatte uns bereits ein besonderes Geschenk der Gnade gemacht: Hannah.
2
Immer da
„Es kommt nicht darauf an, wo man im Leben steht, wichtig ist nur, wer dort an unserer Seite ist.“
– unbekannter Autor –
„Bevor Hannah zu uns kam, hätte ich sicherlich gesagt, Penny war die beste Hündin, die ich je hatte. Bitte nicht falsch verstehen – ich habe auch den verrückten Charlie geliebt. Ich bekenne daher, auch auf die Gefahr hin, jetzt wie eine schlechte Parodie von Julio Iglesias zu klingen: In meinem Herzen habe ich Platz für einen jeden meiner Hunde, aber Hannah ist einfach umwerfend!“ (Aus meinem Tagebuch.)
Hannahs athletische Wendigkeit ist einfach eine Augenweide! Vielleicht liegt es daran, dass ich schon so lange sportinteressiert bin. Sie kann einen Tennisball besser fangen als einige Outfielder, über die ich im Profibaseball berichtet habe. Sie ist extrem wettbewerbsorientiert, nicht aber in einem negativen Sinne, so wie manche Zweifüßler sich oft anstellen. Sie liebt es einfach, ihre ganze Kraft einzusetzen, zugleich ist sie aber auch sanftmütig. Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, dass sie mich gekratzt oder mir irgendwie wehgetan hätte. Sie spielt einfach mit voller Hingabe, so wie Hunde es gerne tun, und das ist ansteckend.
Sie hat sogar selbst herausgefunden, wie sie drei Tennisbälle gleichzeitig in ihre Schnauze stecken und diese dann in unsere Richtung spucken kann – so wie Snoopy von den Peanuts. Das nenne ich wirkliches Talent!
Aber mehr noch als ihre verrückten Fähigkeiten unterscheidet sich Hannah von allen anderen Hunden durch einen entscheidenden Aspekt: Sie ist für mich wie eine Seelenverwandte, denn sie trat genau in dem Moment in unser Leben, als für Joni und mich die schwierigste Zeit unseres Lebens begann – das war ab dem 20. März 2006.
Wir nennen diesen Tag seitdem D-Day, also „Tag der Entscheidung“ oder auch „Tag der Diagnose“. An dem Tag war ich gerade unterwegs (wie so oft), als ich eine Sprachnachricht von Joni erhielt. Sie hatte sich seit einiger Zeit Sorgen wegen eines Knotens in ihrer Brust gemacht. Zwar hatte sie die Mammografien und Untersuchungen stets durchführen lassen, da war immer alles in Ordnung gewesen, doch dieses Mal war Joni etwas beunruhigter als sonst. Sie hatte eine zweite Meinung eingeholt und dieser Arzt hatte dann auch eine Biopsie angeordnet. Wir hatten eine solche Gewebeentnahme schon mehrmals miteinander überstanden; die Ergebnisse waren immer gutartig gewesen. Insofern waren wir beide einfach nicht vorbereitet auf die schlechten Neuigkeiten, die sie an diesem Frühlingstag erhielt.
Jonis Nachricht bestand aus einem einzigen Satz. Die meisten Sätze, die wir im Leben so sagen, sind alltäglicher Natur. Dinge wie „Ich kann meine Schlüssel nicht finden“, „Bring bitte den Abfall raus“ oder „Kannst du bitte den Hund füttern“. Doch manchmal kann ein einziger Satz unser ganzes Leben verändern. Joni sagte einen solchen Satz: „Meine Gewebeprobe ist bösartig.“
Mehr brachte sie nicht heraus. Sobald es mir möglich war, rief ich sie zurück, um mit ihr zu reden und zu beten. Anschließend regelte ich alles, um so schnell wie möglich nach Hause zu eilen. Dort angekommen begleitete ich Joni dann zu ihrem Termin beim Chirurgen, von dem wir eine optimistisch gehaltene Auskunft und Aufklärung erhielten. Doch ein paar Tage später sprach der Pathologiebericht eine andere Sprache. Der Tumor war klein, aber sehr aggressiv. Wir waren erschüttert. Es gab zwar ein neues Medikament, das auf ihre spezifische HER2-positiv-Diagnose abzielte, doch sollte sie das Medikament nicht vertragen, wäre die Prognose sehr düster. Insgesamt war diese relativ positiv, doch der Weg würde sehr schwer werden. Joni würde nach einer Lumpektomie, bei der der Tumor entfernt wird, ein Jahr Chemotherapie vor sich haben, gefolgt von Bestrahlungen. Ich begriff nun, was einst der berühmte Philosoph, Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson, meinte, als er sagte: „Jeder hat eine Strategie, bis er eins in die Fresse bekommt.“ Genauso fühlte ich mich, nachdem ich mit meiner Frau gesprochen und geweint hatte.
Joni hatte verständlicherweise Angst vor dieser schwierigen Behandlung. Gleichzeitig setzte sie ihr ganzes Vertrauen auf Gott. Als wir dann für die bevorstehende Operation beteten, ließ meine wunderschöne Frau einen Satz fallen, der alles veränderte:
„Herr, ich stelle dir keine Fragen und ich werde dir keine stellen.“
Sollte ich nicht gemeinsam mit einer solchen Frau kämpfen wollen?
An dem Tag, als sie die Diagnose erfuhr, sagte ich ihr, dass ich am liebsten ihre Stelle einnehmen würde. Sie aber erwiderte, sie sei froh darüber, dass nicht ich da hindurchmusste, sondern sie. Und das Wunder, dass Ehepartner eins werden, zeigte sich darin, dass wir beide tatsächlich meinten, was wir sagten.
Inmitten dieses Lebenssturms erschnüffelte sich Hannah als eine tröstende und fürsorgende Freundin ihren Weg durch unsere Ängste hindurch. Hannah blieb jede Minute, die ich nicht zu Hause war, an Jonis Seite. Wenn Joni nach ihrer Behandlung ins Bett kroch, legte sich Hannah neben Joni auf dem Boden hin. Man könnte meinen, das sei nichts Besonderes, doch normalerweise schlief Hannah immer auf meiner Seite des Betts. Sie änderte ihr eigenes gewohntes Verhalten, um Joni ganz nahe zu sein.
Wenn es Joni wieder besser ging, schmiegte sich Hannah neben ihren Sessel und blieb dort so lange, wie Joni die Ohren unseres „Therapiehundes“ kraulte. Wurde Joni dann müde, schlich Hannah unter die Hebevorrichtung des Sessels, um ihr ganz nah zu sein. Mehr als einmal hätte Joni fast den Mechanismus betätigt, während ihre schlafende Freundin darunterlag. Zum Glück bemerkte sie Hannah jedes Mal rechtzeitig.
Hannah verzichtete sogar darauf, ihre Spielzeuge zu Joni zu bringen. Hannah spürte, dass das Spielen warten konnte. Sie ahnte, was ihre Freundin Joni in diesen Momenten brauchte – weiche Ohren, die sie kraulen konnte. Irgendwie schien Hannah intuitiv zu wissen, was sie tun musste, um uns aufzumuntern, und ihre Augen sagten uns, was sie nicht aussprechen konnte. Unsere zweibeinigen Freunde waren nicht immer so gut darin.
Zum Beispiel versuchte Hannah nie, uns mit Geschichten von anderen Krebspatienten auf etwaige künftige Probleme „vorzubereiten“. Vor allem waren diejenigen, die zu helfen versuchten, indem sie Geschichten von schlimmen Nebenwirkungen erzählten, alles andere als hilfreich. Die Ärzte hatten uns angesichts Jonis Zustand ein umfassendes Bild der Möglichkeiten aufgezeigt. Wir brauchten daher keine willkürlichen Horrorgeschichten, die mit ihrer Situation absolut nichts zu tun hatten.
Hannah gab auch keine Prophezeiungen von sich nach dem Motto: „Alles wird gut.“ Niemand konnte wissen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Nur eines stand fest: Gott würde auf jeder Etappe des Weges treu an unserer Seite sein.
Hannah gab auch keine bedauernden, traurigen Laute von sich oder verhielt sich irgendwie seltsam, wenn Joni da war. Viele Leute, die es gut meinen, verhalten sich trotzdem sonderbar, wenn sie mit Krankheit konfrontiert werden. Hannah hingegen war einfach sie selbst, und das war für Joni und mich sehr tröstlich.
Hannahs goldige Fürsorge war einfach perfekt. Viele Christen meinen, sie müssten angesichts von Schwierigkeiten etwas Tiefgreifendes oder theologisch Brillantes von sich geben. Doch einfache Zusagen wie „Ich bete für euch“ oder „Ich bin da, wenn ihr mich braucht“ kommen bei Betroffenen viel besser an als eine theologische Abhandlung über das Leid. Manche wissen nicht, was sie sagen sollen, und gehen daher dazu über, etwas in aller Ausführlichkeit zu sagen. Joni und ich waren nicht imstande, das alles mitten in der Situation, mitten in unserem Kampf zu ergründen. Wir mussten einfach einen Schritt nach dem anderen gehen – mit Gott. Wir wussten, er hatte einen Plan für uns. Und wir waren nicht der Ansicht, dass er diesen Plan anderen anvertraut hatte!
Joni und ich hörten von vielen Leuten, sie hätten nicht so gut mit dieser Prüfung fertigwerden können wie Joni. Doch das stimmt nicht. Jesus nachzufolgen bedeutet auch zu wissen, dass er in Zeiten der Prüfung in besonderer Weise an unserer Seite ist. Er schenkt auf übernatürliche Weise Kraft und Trost. Gott versorgt uns mit all diesen Dingen, wenn wir sie brauchen. Schließlich kann man weder Kraft noch Trost für künftige Schwierigkeiten aufheben und sie in eine Butterbrotdose packen. Gott gibt uns diese Dinge nach Bedarf. Insofern war Gottes Kraft für unsere Prüfung vergleichbar mit dem Manna, das die Israeliten in der Wüste bekamen (vgl. 2. Mose). Sie durften damals nur die für einen Tag benötigte Menge sammeln und keine Reste übrig lassen. Nur für den Sabbat durften die Israeliten am sechsten Tag der Woche die doppelte Menge sammeln.
Nachdem Joni ihre Behandlungen hinter sich hatte, beschloss sie ihren Sieg zu feiern, indem sie am Susan G. Komen 3-Day, einem Laufevent gegen Brustkrebs, teilnahm. Seit Beginn im Jahr 2003 haben bereits Millionen von Menschen in ganz Amerika daran teilgenommen, um ein Zeichen zu setzen. Die Teilnehmer legen in drei Tagen eine Strecke von sechzig Meilen (96,56 Kilometer) zu Fuß zurück. Und nur ein Jahr nach der Diagnose begann meine Frau, für das Event in Dallas zu trainieren.
Obwohl ich wusste, ich könnte während der drei Tage nicht jeden Schritt mit ihr gehen, fing ich doch an, gemeinsam mit ihr zu trainieren. Wir machten täglich Spaziergänge, an den Wochenenden sogar ausgedehnte – und Hannah war eine gute Trainingspartnerin.
Am ersten Tag des Events kam Jonis Schwester Gayla aus Florida angereist, um sich ihr anzuschließen. Auf der Strecke hatten sich Freunde und Verwandte an verschiedenen Checkpoints eingefunden, um Joni, Gayla und die vielen anderen Teilnehmer anzufeuern.
Die erste Etappe endete für die beiden am Freitag, und wir beschlossen, Joni am Samstag mit einer ihrer größten Unterstützerinnen zusammenzubringen. Doch wir konnten Hannah nicht einfach ohne Trara mitbringen. Wir mussten sie noch dem Event entsprechend bekleiden. In der Tierhandlung fand ich ein schickes rosafarbenes Outfit, auf das wir eine Nummer malten. Hannah sah nicht besonders glücklich aus, als ich mich mühte, ihr das Outfit anzuziehen. Es war eines der wenigen Male, die sie mich wirklich enttäuscht ansah. Sie drehte und wand sich und zeigte so großes Missfallen, wie es ihr mit ihrem goldigen Charakter nur möglich war.
Hannah konnte ihr Unbehagen nicht verbergen, als wir ins Auto stiegen, um Joni und Gayla am Checkpoint zu treffen. Doch als Hannah ihr Frauchen sah, änderte sich ihre Haltung schlagartig. Ihr Lächeln blieb die ganze Zeit in ihrem Gesicht.
Als ich das gefürchtete Outfit am nächsten Tag erneut hervorholte, hatte sich Hannahs Einstellung dazu komplett verändert. Sie war ganz aufgeregt, das eng anliegende Teil aus Stretch überzustreifen, denn es bedeutete ja nun für sie, Joni wiederzusehen!
Wir sind zutiefst dankbar für all den Trost und die Fürsorge, die Hannah uns während dieser schwierigen Zeit gegeben hat. Fünf Jahre später sollte sie dasselbe von uns benötigen.
3
Sei einfach da!
„Hunde bringen sich nicht um ihren Schlaf, indem sie sich sorgen, wie sie das, was sie besitzen, behalten können oder wie sie an Dinge kommen können, die sie nicht haben. Ich habe nichts Wertvolles zu vererben außer meine Liebe und meine Treue.“
– Eugene O’Neill, aus dem letzten Willen und Testament seines Dalmatiners Blemie –
„Dass Hannah für uns eine so besondere Freundin ist, liegt unter anderem daran, dass sie während einer schwierigen Zeit in unser Leben trat, als ihr Frauchen – meine Frau Joni – mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert wurde. In dieser beängstigenden Zeit schenkt Hannah uns durch ihre Anwesenheit Trost. Und ich fand ein passendes Zitat: ‚Geht es uns nicht gut, kann ein Hund ein großer Trost sein, weil er nicht versucht herauszufinden, warum wir traurig sind.‘ “
Hannah wusste, wie sie mit Menschen umgehen musste, die durch ein emotional wie körperlich anstrengendes Tal hindurchgehen. Ihre Lösung war einfach, aber sehr wirkungsvoll: Sei einfach da! Und diese Art einer ungefragten Ermutigung war genau das, was Joni und ich damals brauchten.
Als für uns der Weg mit dem Krebs begann, lernten wir eine Menge schwieriger Lektionen. Eine der schwierigsten war der Umgang mit den Reaktionen anderer, mit der Art und Weise, wie Menschen, die uns nahestanden, mit Tragödie und Krankheit umgehen. Wir hatten gewisse Erwartungen an Menschen, die uns in diesem Sturm sicher zur Seite stehen würden, doch diese trafen nur ganz selten ein. Einige Menschen, von denen wir annahmen, dass sie uns treu bleiben würden, wurden mit einem Mal geradezu unsichtbar. Und andere, auf die wir gewettet hätten, sie würden uns beständig ermutigen, reagierten unbeholfen und distanziert. Das kann einen ganz schön erschüttern, wenn plötzlich die eigenen Erwartungen an Freunde und Familie enttäuscht werden.
Zwar erfuhren wir nie die Gründe, doch ich vermute, die Leute konnten mit unserer Situation einfach nicht umgehen. Vielleicht löste Jonis Krebserkrankung bei ihnen die Furcht vor der eigenen Sterblichkeit aus. Einige verhielten sich sogar so, als sei Krebs ansteckend. Möglicherweise hatten einige auch Angst, das Falsche zu sagen. Wieder andere fühlten sich vielleicht unter Druck, einen Sinn in unserer Prüfung zu sehen, den geistlichen Grund dafür ergründen zu müssen und zogen sich zurück, weil sie darauf keine Antwort fanden. Heute kann ich das alles nachvollziehen, doch damals tat es einfach nur weh.
Und das spürte Hannah. Ihr intuitives Wahrnehmen meiner Gefühle war verblüffend. Hannah kam immer wieder zu mir und stupste mich sanft an, so als ob sie sagen wollte: „Hier bin ich.“ Wenn sie dann ihre großen braunen Augen auf mich richtete, schien ihr Blick zu sagen: „Ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll, aber ich würde es so gern tun.“
Dass sie da war, war unglaublich tröstend.
Insofern hatte sie recht: Einfach da zu sein war alles, was ich brauchte. Und das wäre auch alles gewesen, was wir von Freunden und Glaubensgeschwistern gebraucht hätten, während Joni krank war – ihre fürsorgende Anwesenheit.
Die theologische Frage, warum schlimme Dinge passieren, konnte warten. Auch der Vers „Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten“ (Römer 8,28) konnte erforscht werden, wenn die Zeit dafür Raum geben würde. Prüfungen müssen nicht direkt erklärt oder „vergeistlicht“ werden. In einer Zeit wie dieser geht es vielmehr darum, den Weg gemeinsam mit einem betroffenen Freund oder Familienmitglied zu gehen – mit Gnade und in Liebe. So einfach ist das und zugleich unglaublich wirksam.
Erinnern Sie sich, wie ich in der Einleitung auf Hiob und sein Leiden einging? Anfangs zeigten sich Hiobs Freunde sehr einfühlsam. Sie saßen einfach da und trauerten mit Hiob. Bestimmt war es tröstlich für Hiob, dass sie für ihn da waren. Doch dann beschlossen seine Freunde, ihm ihre Meinung zu sagen. Sie wandten sich einer vertrauten Methode zu, die darauf abzielte herauszufinden, welche Ursachen Hiobs Leid zugrunde lagen. Sie versuchten zu erklären, was sie nicht begriffen.
Während Jonis Krebserkrankung hatten wir einige solcher „Hiob-Freunde“ um uns. Doch Gott sorgte auch für Menschen, die liebevoll an unserer Seite standen, und wir dankten ihm für sie. Menschen, die uns einfach liebten, statt darüber nachzudenken, warum andere nicht da waren. Und das wurde geistlich gesehen für uns zu einem Wendepunkt.
Hannah hatte natürlich keine Ahnung, was der Grund dafür war, warum wir traurig waren. Sie verstand Jonis Krankheit genauso wenig wie später ihre eigene Diagnose. Doch sie spürte unseren Gemütszustand und war für uns da.