Blumen aus Glas - Joana Angelides - E-Book

Blumen aus Glas E-Book

Joana Angelides

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Beschreibung

Ausweglos gefangen in einem Panzer aus Glas, untot, bewegungslos, dem grausamen Schicksal für alle Ewigkeit ausgeliefert! Eine der Geschichten aus dem e-Book "Unheimliche Geschichten" zum Einlesen und Kennen lernen!

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Joana Angelides

Blumen aus Glas

Gefangen

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Blumen aus Glas

 

 Er wird heute, wie vor langer Zeit in seiner Kindheit, wieder einmal durch die Wand des Gewächshauses ins Reich der Glasblumen gehen. Das war beschlossene Sache.

 

Er erinnerte sich, dass er das als kleiner Bub öfter getan hat. Doch mit der Zeit und dem Älterwerden wurde diese Erinnerung ins Reich der Fantasie geschoben und dann irgendwann fiel es dem Vergessen anheim. Besonders als Großvater eines Tages verschwand; er war der Einzige, mit dem er dieses Geheimnis teilte.

 

Es hieß er sei wieder zur See gegangen und Großmutter schwieg beharrlich.

 

Irgendwann erreichte ihn die Nachricht, dass das Haus verlassen war und er als Erbe für die Erhaltung zuständig sei. Es gab außer einem Testament von Großmutter keine weiteren Unterlagen. Auch nicht über ihren Tod, der den Gerüchten nach, kein natürlicher war. Sie soll der Fluss eines Tages mit sich gerissen haben. Dann stand das Haus viele Jahre einfach nur so da.

 

Er war damals gerade pensioniert worden und bezog das Haus, wollte nun seinen Lebensabends hier verbringen. Er besuchte das Grab, das Großmutter schon zu ihren Lebzeiten gekauft und mit einem Grabstein ausgestattet hatte. Sie ließ ihren und den Namen von Großvater eingravieren und legte dann immer ein paar Blumen aufs Grab. Sie waren für Großvater gedacht, von dem sie nicht wusste, ob er nun lebte oder in der Fremde verstorben war. Dieses Grab war sein einziger Bezugspunkt zu den Großeltern, den er noch hatte.

 

Doch gestern, als er so an seinem Rollstuhl gefesselt, alleine im Gewächshaus war, seine Orchideen umsorgte, sie besprühte und hin und wieder ein Blatt entfernte, fiel ihm diese alte Geschichte wieder ein.

Er liebte seine Orchideen, sie waren für ihn wie Kinder, die er hegte und pflegte. Fast seine ganze Zeit verbrachte er im Gewächshaus. Immer wenn eine Orchidee verwelkte, war es wie der Tod ohne Wiederkehr eines Kindes. Was würde er dafür geben, wenn er diese Wunderwerke der Natur für immer konservieren könnte. Au0erdem dachte er mit großer Sorge an die Zukunft. Was wird mit seinen Orchideen geschehen, wenn er von dieser Welt abberufen wird?

 

Da fiel ihm eben wieder das lange vergessene Reich der Glasblumen ein; aus Glas würden sie dort für ewig blühen und nie vergehen. Der Wunsch, sie für die Ewigkeit zu erhalten, wurde daher immer stärker. Er wusste noch, dass es nur dann funktionierte, wenn der Himmel mit Wolkenschleiern übersät war und sie der Wind vor sich hertrieb. Dann fiel das Sonnenlicht nur gedämpft durch das pyramidenähnlich gebaute Glashaus. Und das trügerische Licht zauberte damals Gestalten und Schatten auf die Glaswände und aus den Ecken kamen seltsam verdrehte und verschnörkelte Triebe hervor, die wie lange gierige Finger nach ihm griffen. Sie machten ihm damals Angst und er flüchtete sich dann immer zu seinem Großvater, der draußen im Garten den Rasen pflegte und das Unkraut jätete.

 

"Wollen Dich die Glasblumen wieder holen?", fragte er dann und strich ihm über den Kopf.

 

"Ja, sie strecken ihre Triebe durch die Wände und versuchen, mich zu umschlingen!", rief er dann immer ängstlich.