Briefwechsel 1961–1981 - Hans Blumenberg - E-Book

Briefwechsel 1961–1981 E-Book

Hans Blumenberg

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Beschreibung

Die Korrespondenz zwischen Hans Blumenberg und Jacob Taubes dokumentiert das inhaltsreiche und nicht ganz spannungsfreie Verhältnis zweier Intellektueller, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite Hans Blumenberg, der eines der eindrucksvollsten Gesamtwerke deutschsprachiger Philosophie des 20. Jahrhunderts geschaffen hat; auf der anderen Seite der Religionsphilosoph Jacob Taubes, der es wie kein Zweiter verstand, Intellektuelle unterschiedlichster Fachrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Der Briefwechsel setzt 1961 ein, als Taubes die Vertretung des Lehrstuhls für Judaistik am neu gegründeten Institut für die Wissenschaft des Judentums an der Freien Universität Berlin übernahm, und endet 20 Jahre später wiederum mit einem Brief von Taubes aus Frankfurt, in dem er Blumenberg berichtet, er habe auf der Buchmesse dessen »Die Lesbarkeit der Welt« entdeckt. Dazwischen wird allerlei verhandelt: vor allem das Werk Blumenbergs, das in Taubes einen kongenialen Leser gefunden hat, aber auch die Situation an den Universitäten und die berühmte Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«. Und natürlich geht es auch um Carl Schmitt und Gershom Scholem und nicht zuletzt um den Suhrkamp Verlag, insbesondere die neue Reihe »Theorie«, zu deren Herausgebern Blumenberg und Taubes gehörten. Die 56 überlieferten Briefe werden nun zusammen mit weiteren Materialien zum ersten Mal kommentiert vorgelegt. Sie führen ins Zentrum der intellektuellen Debatten der 1960er und 1970er Jahre und sind ein wichtiges Stück Geistesgeschichte der alten Bundesrepublik aus der Perspektive zweier ihrer wichtigsten Vertreter.

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Die Korrespondenz zwischen Hans Blumenberg und Jacob Taubes dokumentiert das inhaltsreiche und nicht ganz spannungsfreie Verhältnis zweier Intellektueller, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: auf der einen Seite Hans Blumenberg, der eines der eindrucksvollsten Gesamtwerke deutschsprachiger Philosophie des 20. Jahrhunderts geschaffen hat; auf der anderen Seite der Religionsphilosoph Jacob Taubes, der es wie kein zweiter verstand, Intellektuelle unterschiedlichster Fachrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Der Briefwechsel setzt 1961 ein, als Taubes die Vertretung des Lehrstuhls für Judaistik am neu gegründeten Institut für die Wissenschaft des Judentums an der Freien Universität Berlin übernahm, und endet 20 Jahre später wiederum mit einem Brief von Taubes aus Frankfurt, in dem er Blumenberg berichtet, er habe auf der Buchmesse dessen Die Lesbarkeit der Welt entdeckt. Dazwischen wird allerlei verhandelt: vor allem das Werk Blumenbergs, das in Taubes einen kongenialen Leser gefunden hat, aber auch die Situation an den Universitäten und die berühmte Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«. Und natürlich geht es um Carl Schmitt und Gershom Scholem und nicht zuletzt um den Suhrkamp Verlag, insbesondere die Reihe »Theorie«, zu deren Herausgebern Blumenberg und Taubes gehörten.

Die 58 überlieferten Briefe werden nun zusammen mit weiteren Materialien zum ersten Mal kommentiert vorgelegt. Sie führen ins Zentrum der intellektuellen Debatten der 1960er und 1970er Jahre und sind ein Stück Geistesgeschichte der alten Bundesrepublik aus der Perspektive zweier ihrer wichtigsten Vertreter.

 

Hans Blumenberg (1920-1996) war zuletzt Professor für Philosophie an der Universität Münster. Sein Werk erscheint im Suhrkamp Verlag. Zuletzt sind erschienen: Theorie der Lebenswelt (2010), Löwen (2010) und Quellen, Ströme, Eisberge (2012).

Jacob Taubes (1923-1987) war zuletzt Professor für Judaistik und Hermeneutik an der Freien Universität Berlin sowie ständiger Gastdozent an der Maison des Sciences de l’Homme in Paris.

Hans Blumenberg Jacob Taubes

Briefwechsel1961-1981

 

und weitere Materialien

 

Herausgegeben von Herbert Kopp-Oberstebrink und Martin Treml unter Mitarbeit von Anja Schipke und Stephan Steiner Mit einem Nachwort von Herbert Kopp-Oberstebrink

 

 

 

 

 

Suhrkamp

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

 

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe 2013

© Bettina Blumenberg 2013

© Ethan Taubes, Tanaquil Taubes 2013

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr.

Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.

Zur Gewährleistung der Zitierbarkeit zeigen die grau hinterlegten Ziffern die jeweiligen Seitenanfänge der Printausgabe an.

Umschlaggestaltung: Hermann Michels und Regina Göllner

 

ISBN 978-3-518-73542-8

www.suhrkamp.de

5Inhalt

I.

Editorische Vorbemerkung

7

II.

Briefwechsel 1961-1981

17

III.

Materialien

209

IV.

Nachwort

 

293

Briefverzeichnis

337

Verzeichnis der Materialien

340

Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen

342

Bildnachweise

343

Namenregister

344

67I Editorische Vorbemerkung

89DIE KORRESPONDENZ VON HANS BLUMENBERG und Jacob Taubes wird hier zum ersten Male und, soweit ermittelt, vollständig veröffentlicht. Auch bei den meisten der Texte des Anhangs handelt es sich um Erstveröffentlichungen. Die Dokumente befinden sich zum einen Teil im Deutschen Literaturarchiv Marbach, das den Nachlaß von Hans Blumenberg sowie das Suhrkamp-Archiv birgt, zum andern im Nachlaß von Jacob Taubes, den das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin beherbergt. Damit sind die drei Ereignisse markiert, die das historische Apriori der Edition des vorliegenden Briefwechsels ausmachen: die Erschließung des Blumenberg-Nachlasses im Deutschen Literaturarchiv Marbach, die sukzessive Öffnung des Suhrkamp-Archives und die Überführung des Nachlasses von Taubes in das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Das gilt zunächst und selbstverständlich für die Dokumente, die den Kern des vorliegenden Bandes bilden, die Schreiben der beiden Korrespondierenden. Hans Blumenberg hat häufig Durchschläge seiner eigenen Briefe aufbewahrt, so daß sich in seinem Nachlaß sowohl Schreiben von Taubes als auch seine Briefe an ihn erhalten haben. Sie sind im Deutschen Literaturarchiv Marbach in drei Mappen versammelt, die auch die seinerzeit versandten Beilagen zu den Briefen enthalten, die Taubes Blumenberg zukommen ließ. Diese Materialien sowie Briefwechsel mit Dritten und sonstige Schriftstücke bilden eine unverzichtbare Grundlage des Kommentars und bringen Licht in das Dunkel des in den Briefen oftmals nur Angedeuteten.

Die Sammlung von mehr als tausend Briefen von und an Jacob Taubes sowie ein ausgedehnter Bestand weiterer Dokumente befinden sich seit 2004 im Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. Der Umstand, daß die Briefe und 10Dokumente aus dem Nachlaß von Taubes sich erhalten haben, ist nicht selbstverständlich und verdankt sich nicht Taubes selbst, sondern der andernorts bereits beschriebenen Aufmerksamkeit und Initiative einer Mitarbeiterin an der FU Berlin. Am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin werden diese Materialien seitdem aufbewahrt und Schicht für Schicht erschlossen; angereichert wurden sie zudem durch Recherchen in Nachlässen Dritter und Vierter.

Erst die Zusammenführung der Briefbestände von Blumenberg im Deutschen Literaturarchiv in Marbach und der von Taubes im Zentrum für Literatur- und Kulturforschung ergab schließlich eine Korrespondenz, die sich trotz mancher Lücken als geschlossen erweist und sich zur fortlaufenden Erzählung eines zwanzig Jahre währenden und nicht immer unproblematischen Austausches zweier Gelehrter fügt, die in höchst unterschiedlicher Weise die intellektuelle Geschichte der Bundesrepublik geprägt haben. Erhalten haben sich 58 Schreiben, 41 von Taubes, 17 von Blumenberg. Sie alle stammen aus dem Zeitraum von 1961 bis 1981. Lücken in der Korrespondenz sind erkennbar und, soweit belegbar, nachgewiesen. In vielen Fällen haben sich die Originale erhalten, in anderen sind zumindest die seinerzeit angefertigten Durchschläge vorhanden. Beide wurden in der Edition gleichrangig behandelt. Wieder anderes – und das betrifft zumeist die den Briefen beigelegten Schreiben an Dritte und die übrigen Materialien wie Memoranden, offene Briefe, Protokolle und Textentwürfe – hat sich im seinerzeit noch jungen Medium der Fotokopie erhalten.

Hinzu kommt der Entwurf eines Schreibens von Taubes an Blumenberg, den er in den Brief an einen Dritten, an Hans Robert Jauß, gleichsam eingeschlossen hat (Brief 34a) und dem deshalb eine besondere Stellung zukommt. Er wurde in das Korpus der Korrespondenz zwischen Blumenberg und Taubes aufgenommen, weil er einen genuinen und in keinem der überlieferten Schreiben ausgeschriebenen Briefentwurf an 11Blumenberg enthält. Denkbar wäre, daß Taubes’ Ausführung dieses Entwurfs, wie so manches andere, verlorengegangen ist. Doch auch ein Antwortschreiben Blumenbergs darauf gibt es nicht, und so liegt die Annahme nahe, daß die in der Überlieferungszeile mitgeteilte Randnotiz von Jauß das letzte Wort behält und die schriftlich ausgebreitete Angelegenheit kurzerhand telefonisch erledigt wurde. Da der Entwurf freilich in ein Schreiben an Jauß eingebettet worden ist, schien es ratsam, eine Numerierung zu wählen, die die Anzahl der tatsächlich zwischen Blumenberg und Taubes gewechselten Briefe nicht künstlich erhöhte.

Die Briefe werden vollständig und ohne Kürzungen wiedergegeben. Lediglich in einem Falle erforderte die Wahrung von Persönlichkeitsrechten in zwei Briefen die Auslassung je einer kurzen Passage, beide Auslassungen wurden durch drei Punkte in eckigen Klammern gekennzeichnet. Die Wiedergabe der Schreiben erfolgt diplomatisch getreu; es wurden keine Normierungen vorgenommen, stilistische Eigenheiten und solche der Schreibweisen wurden ebenso beibehalten wie Uneinheitlichkeiten. Vereinheitlicht wurden lediglich die verschiedenen Arten der Anführungszeichen und Hervorhebungen; letztere werden durchgehend als Kursivierungen wiedergegeben, erstere durch deutsche Guillemets ersetzt. Auch Abkürzungen sind im fließenden Text zumeist belassen und lediglich in den Fällen in den Kommentaren aufgelöst worden, in denen dies zum Verständnis oder als Lesehilfe dienlich schien. Zwei kurze Prosatexte von Blumenberg, die in Teil III gegeben werden, enthalten dagegen eine solche Fülle an Abkürzungen, daß sie zur Unlesbarkeit tendieren und in zwei Versionen dargeboten werden müssen, einmal in der fotografisch reproduzierten Originalgestalt und zum anderen mit vollständig aufgelösten Abkürzungen. Ganz offenkundige Schreib- oder Tippfehler wurden stillschweigend korrigiert, fehlende Worte ergänzt, aber nicht stillschweigend, sondern in eckigen Klammern. Ebenfalls durch eckige Klammern kenntlich gemacht wurde 12die Ergänzung fehlender Satzzeichen, sofern ihre stillschweigende Einfügung der Eindeutigkeit entbehrt hätte, etwa bei nicht geschlossenen runden Klammern. In einigen anderen Fällen, und davon sind hauptsächlich die Schreiben von Taubes betroffen, sind fehlende Satzzeichen im Dienste besserer Lesbarkeit ohne Nachweis ergänzt, wenn Aufzählungen zwar mit ihnen beginnen, sie aber nicht fortführen, oder wenn untergeordnete Sätze oder Satzteile mit einem Komma anheben, aber nicht geschlossen werden. Ganz generell gilt, daß Konjekturen in allen Zweifelsfällen, die keine eindeutige Lesart erlaubten, ausgewiesen sind. Diese editorischen Richtlinien gelten für alle Texte des Bandes.

Zu den Besonderheiten dieses Briefwechsels gehört es, daß die Schreiben in ungewöhnlich hohem Maße voraussetzungsreich sind. Sie enthalten zahlreiche Anspielungen auf Vorgänge in der Wissenschafts-, der Universitäts- und der intellektuellen Geschichte sowie Hinweise auf eine Vielzahl von Personen, auf Zusammenhänge also, die den miteinander Korrespondierenden so wohlvertraut waren, daß ihnen wenige Worte ausreichten, um zeitgenössisch-gegenwärtige Zusammenhänge und vergangene Gesprächssituationen herbeizuzitieren. Anders stellt sich die Situation des heutigen Lesers dar, dem die Kontexte entweder von vornherein unbekannt oder mittlerweile fremd geworden sind. Die Anmerkungen zu den Briefen dienen daher auch zur Rekonstruktion von Kontexten. Diese Rückgewinnung des in den Briefen Verhandelten versucht die Edition auf zweierlei Art: zum einen, indem sie einen umfangreichen Materialienteil beigibt, der Einblick in einige in den Briefen besprochene oder auch nur erwähnte Texte gibt, die den beiden Protagonisten bekannt und von Fall zu Fall zur Hand waren. Diese Texte bleiben unerläutert, denn sie sollen als Material zum Verständnis der Briefe dienen. Zum anderen werden die Briefe einer dichten Kommentierung unterzogen. Dichte Kommentierung heißt – im Unterschied etwa zu bloßen Literaturnachweisen, die selbstver13ständlich auch gegeben werden –, daß Zusammenhänge der Briefe mit anderen Schreiben sowie Vernetzungen oder Erläuterungen von Sachverhalten an oder durch Dritte mitgeteilt werden. In diesem Sinne handelt es sich hier um einen materialen Kommentar, der in den Briefen erwähntes Geschehen, Sachverhalte und Personen im Lichte anderer, zeitgenössischer Dokumente erläutert und in Zusammenhänge der Zeit stellt. Die Erläuterungen nehmen dabei zumeist die Perspektive der Zeitgenossenschaft ein: Sie greifen nur in Ausnahmefällen über den Zeitraum der Briefe hinaus. Das gilt zumal bei den biographischen Nachweisen, die bei bekannten Persönlichkeiten der intellektuellen und politischen Geschichte in der Regel knapp gehalten sind, bei wenig bekannteren Namen und zu erläuternden Sachzusammenhängen dagegen ausführlicher werden. Die Nachweise zur Biographie werden in der Regel bei der ersten Erwähnung einer Person gegeben, diese Stellen sind über das Register erschließbar. Die bibliographischen Hinweise halten sich strikt an die Ausgaben, die den Briefschreibern zur Verfügung standen oder stehen konnten. Die Vielzahl der Anspielungen und Verweise in den Briefen erforderte aber auch, in Ergänzung zu den Tiefenbohrungen des dichten Kommentars diejenigen feinen Linien, die sich Leitmotiven gleich durch die Korrespondenz hindurchziehen, durch Rückverweise hervorzuheben.

Die kommentierte Edition verdankt ihre jetzige Gestalt zu einem nicht unerheblichen Teil der jüngeren, in ihrem Umfang zunehmenden Erforschung der intellektuellen Geschichte der Bundesrepublik aus dem Archiv. Zu den grundlegenden Hilfsmitteln der Kommentatoren zählten hier etwa die Arbeiten von Margarita Kranz, »Begriffsgeschichte institutionell – Teil I. Die Senatskommission für Begriffsgeschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1956-1966). Darstellung und Dokumente«, in: Archiv für Begriffsgeschichte 53 (2011), S. 153-226, und »Begriffsgeschichte institutionell – Teil II«, in: Archiv für Begriffsgeschichte 54 (2012), S. 119-194, Petra Boden, 14»Vom Protokoll zum idealen Gespräch. Einblicke in die Werkstatt von Poetik und Hermeneutik«, in: Zeitschrift für Germanistik 23 (2013), S. 359-373, oder Julia Wagner, »Anfangen. Zur Konstitutionsphase der Forschungsgruppe ›Poetik und Hermeneutik‹«, in: IASL 1 (2010), S. 53-76.

 

Die Arbeit an dieser Edition wurde ermöglicht durch die Unterstützung, die praktische Hilfe und die Geduld vieler. Die Herausgeber danken zuerst der Nachlaßverwalterin Hans Blumenbergs, Bettina Blumenberg (München), sowie den Kindern und Rechteinhabern am Nachlaß von Jacob Taubes, Tania und Ethan Taubes (New York), für die großzügige Erlaubnis zum Abdruck der Briefe und Texte und für ihre Geduld. Großer Dank gebührt auch dem Deutschen Literaturarchiv Marbach für das freundliche Entgegenkommen, mit dem unser Projekt unterstützt wurde, namentlich Ulrich von Bülow, dem Leiter des Archivs, Jan Bürger, dem stellvertretenden Leiter der Archivabteilung, Marcel Lepper, dem Leiter der Arbeitsstelle Geschichte der Germanistik, und Dorit Krusche, die den Nachlaß von Hans Blumenberg erschlossen und geduldig all unsere Fragen beantwortet hat. Ebenso danken wir den so freundlichen wie bis zum Äußersten hilfsbereiten Mitarbeitern des Handschriftenlesesaals Hildegard Dieke, Heidrun Fink und Thomas Kemme. Zu danken ist auch Frank Lehmann, dem stellvertretenden Leiter des Archivs der Freien Universität Berlin, und seinem Mitarbeiter Gerd Walter für ihre Unterstützung, Bernd Schwibs vom Redaktionsarchiv der Zeitschrift Psyche für Auskünfte und die Bereitstellung von Materialien. Unser Dank geht auch an Eberhard Lämmert (Berlin) für die Erlaubnis, Teile seines privaten Archives einsehen zu dürfen, und für Gespräche sowie Henning Ritter (†) (Berlin) für die Druckgenehmigung eines Textes. Gedankt sei auch Margarita Kranz (Berlin) und Petra Boden (Berlin/Marbach) für hilfreiche Gespräche und Einblicke in laufende Forschungen. Im Zentrum für Literatur- und Kultur15forschung Berlin wurde die Arbeit an der Edition durch ein Projekt ermöglicht, das Sigrid Weigel, die Direktorin des Zentrums, 2008 in das vom BMBF geförderte Forschungsprogramm aufgenommen und stets mit Rat und Tat begleitet hat. Ihr und den im Ministerium Zuständigen sei dafür ganz herzlich gedankt. Etliche Mitarbeiter des ZfL haben bei Entstehung und Fertigstellung des Bandes mitgeholfen, an erster Stelle Anja Schipke, die uns bei der Texteinrichtung und bei Recherchen unermüdlich zur Seite gestanden und das Register angefertigt hat, und Stephan Steiner, der in einer heiklen Phase der Arbeit zu uns stieß und sowohl bei der Textkonstitution als auch bei der Kommentierung umsichtig mitgearbeitet hat. Außerdem danken wir Ruth Hübner, Halina Hackert und Jana Lubasch aus der Bibliothek des ZfL für die Beschaffung von Literatur sowie allen Kolleginnen und Kollegen des Forschungsschwerpunkts I, die das Projekt bei mehreren Vorstellungen inspirierend und geduldig mit uns diskutierten. Bei der Kommentierung schwieriger Stellen haben durch Hinweise geholfen: Karlheinz Barck (†), Ernst Müller, Claude Haas und Michael Schwarz (Akademie der Künste Berlin). Nicht zuletzt kann Eva Gilmer vom Suhrkamp Verlag für ihren besonnenen Rat, ihre große Geduld und die Förderung des Projekts in allen seinen Phasen kaum genug gedankt werden.

 

Berlin, im April 2013 Herbert Kopp-Oberstebrink Martin Treml

1617II Briefwechsel 1961-1981

19[1] TAUBES AN BLUMENBERG o.O., 1.8.1961

den 1. August 1961

 

Sehr geehrter Herr Professor Blumenberg,

gestern, am letzten Tag vor meiner Abfahrt, besuchte ich Herrn Kollegen Henrich und stiess in seiner Bibliothek auf Ihre Schrift »Paradigmen zu einer Metaphorologie«.

Ich kannte einige Ihrer Aufsätze und sah deshalb ein in das Buch. Es ist grossartig. Henrich schlug vor, dass ich Ihnen schreibe.

Wenn Sie mir das Buch und einige Ihrer Separata senden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.

Anschrift:

Professor Jacob TAUBES

Philosophy Hall

Columbia University

New York 27, NYUSA.

Ich unterrichte Philosophie und Religionsgeschichte und leite ein Fakultätsseminar über Hermeneutik, an dem auch Hans Jonas teilnimmt. Ich glaube Jonas ist Ihnen bekannt. Jedenfalls erwähnte er Sie einmal im Gespräch – oder wusste mir zu antworten, als ich nach Ihnen fragte.

Ich fliege eben von Berlin nach Paris und komme September in NY an. Es würde mich freuen von Ihnen zu hören.

ergebenst Jacob Taubes

 

ÜBERLIEFERUNG O: Hs; DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg.

 

am letzten Tag vor meiner Abfahrt: Taubes hatte während der Monate Juni und Juli 1961 eine Gastdozentur am Judaistischen Seminar der FU Berlin inne. Er hielt in dieser Zeit die zweistündige Vorlesung »Prophetie, Apokalyptik und Gnosis. Grundbegriffe der jüdischen Religionsgeschichte« sowie die dreistündige Übung »Zur Typologie der chassidischen Mystik – Lektüre und Interpretation von Bubers Legenden des Rabbi Nachman«. Bereits Mitte Juli 1961 erhielt er 20den Ruf auf den ordentlichen Lehrstuhl für »Wissenschaft des Judentums« der FU Berlin.

Henrich: Der Philosoph Dieter Henrich (geb. 1927) wurde 1950 mit einer Arbeit über Die Grundlagen der Wissenschaftslehre Max Webers bei Hans-Georg Gadamer promoviert, 1956 erfolgte seine Habilitation zum Thema Selbstbewußtsein und Sittlichkeit (unveröffentlicht). Von 1960 an war er ordentlicher Professor für Philosophie an der FU Berlin, von 1965 bis 1981 an der Universität Heidelberg.

»Paradigmen zu einer Metaphorologie«: Hans Blumenberg, »Paradigmen zu einer Metaphorologie«, in: Archiv für Begriffsgeschichte. Bausteine zu einem historischen Wörterbuch der Philosophie 6 (1960), S. 7-142, Register S. 301-305.

Fakultätsseminar über Hermeneutik: Taubes, der zunächst von Juli 1956 bis Juni 1959 Assistant Professor of Religion am Department of Philosophy der Columbia University in New York war, wirkte nach seiner Ernennung zum Associate Professor of Religion im Juli 1959 als Chairman des Universitätsseminars für Hermeneutik und hatte diese Position bis zu seinem endgültigen Wechsel an die FU Berlin im Sommer 1966 inne. Das Universitätsseminar für Hermeneutik war eine disziplinenübergreifende Institution, in der Angehörige der Columbia University und hochrangige Gäste, wie etwa der Psychiater Kurt Goldstein oder der Philosoph Karl Löwith, im wöchentlichen Turnus semesterweise neu vereinbarte Themen diskutierten.

Jonas ist Ihnen bekannt: Hans Jonas (1903-1993) und Hans Blumenberg hatten sich auf dem 11. Internationalen Philosophie-Kongreß kennengelernt, der vom 20. bis 26. August 1953 in Brüssel stattfand; sie standen seit März 1954 in brieflichem Kontakt. Nach dem Studium der Philosophie an den Universitäten Berlin, Freiburg und Marburg wurde Jonas bei Martin Heidegger in Marburg mit der Arbeit Der Begriff der Gnosis promoviert. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte er 1933 zuerst nach London, 1935 nach Jerusalem und schließlich 1949 nach Kanada, wo er Fellow an der McGill University in Montreal war und von 1950 bis 1954 an der Carleton University in Ottawa lehrte. Von 1955 bis 1976 war er schließlich Alvin Johnson Professor an der New School for Social Research in New York.

21[2] BLUMENBERG AN TAUBES o.O., 18.9.1961

18. Sept. 1961

Herrn

Prof. Dr. Jacob Taubes

Philosophy Hall

Columbia University

New York 27, N.Y.

USA

 

Sehr geehrter Herr Kollege!

Für Ihren freundlichen Brief vom 1. August aus Berlin danke ich Ihnen aufrichtig, und ich hoffe, daß Sie mit guten Eindrücken aus Deutschland zurückgekehrt sind.

Daß Sie in der Bibliothek meines Freundes Henrich auf meine Arbeit zur Metaphorologie gestoßen sind, ist vielleicht nicht ganz zufällig, sondern entspricht der Wertschätzung, mit der wir gegenseitig unsere Arbeiten verfolgen und griffbereit halten. Ich freue mich aber besonders, daß auch einige meiner früheren Arbeiten nicht ganz spurlos im Raume verpufft sind, sondern Ihre Aufmerksamkeit erregen konnten. Ich sende Ihnen hierbei ein Verzeichnis meiner Arbeiten und bitte Sie, das, was Sie etwa interessiert, unter bloßer Angabe der Nummer bei mir anzufordern. Die Metaphorologie sende ich Ihnen mit gleicher Post.

Ich wäre Ihnen zu Dank verbunden, wenn ich auf gleiche Weise auch an Ihren Arbeiten teilhaben dürfte.

Zu meiner besonderen Freude erwähnen Sie Ihre Zusammenarbeit mit Hans Jonas. Ich habe leider seit langem nichts mehr von ihm gehört und fürchte ein wenig, daß er über einen Brief, in dem ich meiner Enttäuschung über seine Ablehnung des Rufes in das benachbarte Marburg Ausdruck gegeben hatte, verstimmt sein könnte. Ich benutze daher gern diese Gelegenheit, Sie herzlich zu bitten, Herrn Jonas meine aufrichtigen Grüße zu übermitteln.

22Ich würde gern wieder von Ihnen hören und bleibe

mit den besten Empfehlungen

Ihr sehr ergebener

 

Anlage

 

ÜBERLIEFERUNG O: TsD, hs über dem Datum: Pers.; DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg.

 

ein Verzeichnis meiner Arbeiten: Siehe Materialien 1.

Hans Jonas … einen Brief: Nachdem er sich einige Jahre zuvor für die Rückkehr von Jonas nach Deutschland und dessen Berufung an die Universität Kiel stark gemacht hatte, setzte sich Blumenberg 1960 auch für dessen Berufung nach Marburg ein. Jonas hatte den Ruf nach Marburg schließlich erhalten, diesen aber abgelehnt, wie er Blumenberg im Brief vom 10. Januar 1961 mitteilte. Im Schreiben an Jonas vom 23. Januar 1961 bemerkte Blumenberg zu dieser Entscheidung: »Ihren Brief vom 10. Januar […] habe ich mit Bestürzung gelesen. Der Entschluß, mich in Gießen für einen längeren Zeitraum zu binden und anzusiedeln, war mir erleichtert, ja, mitgetragen worden durch die Nachrichten, die mir von der Möglichkeit Kenntnis gaben, die ich für eine gute Aussicht hielt, Sie in Marburg als nachbarlichen Kollegen, mit der einzigartigen Chance der Zusammenarbeit auf den Gebieten unserer ineinandergreifenden Interessen, zu haben. All das ist nun durch Ihren Entschluß, dessen Schnelligkeit und Einsamkeit ich nicht begreifen, sondern nur respektieren kann, zerstoben. Die außerordentliche Bestätigung, die Sie durch Ihre Stellungnahme zu meiner ›Metaphorologie‹ mir zuteil werden lassen, verblaßt für mich gegenüber der ganzen unfaßbaren Enttäuschung, die mir Ihr Brief bereitet hat« (DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg).

23[3] TAUBES AN BLUMENBERG o.O., 1.5.1962

den 1. Mai 1962

 

Verehrter Herr Professor,

seit langem schon steht der Brief an Sie an erster Stelle, aber ich wollte einen ausführlichen eingehenden, auf die Sache eingehenden Brief schreiben. Dazu kam es nicht und nun bin ich auf dem Wege nach Berlin. Das einzig Gute daran ist, wenn Sie noch Exemplare Ihrer Aufsätze haben, dass in Berlin ich viel eher dazu komme zu arbeiten und zu lesen.

Mich interessiert sehr Nº 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 22, 23, 25.

Sie sehen ich bin sehr sehr neugierig. Jedenfalls geschieht etwas bei Blumenberg das wichtig ist.

Hans Jonas und Gurwitsch lassen grüssen. H. J. sehe ich regelmässig, er gehört einem Fakultätsseminar über Hermeneutik an, das ich leite. Freilich, wenn wir Geld hätten, sollten wir Sie als research professor einladen. Vielleicht können wir uns in Deutschland sehen.

[ein oder mehrere Worte unleserlich] Gruss

Jacob Taubes

 

ÜBERLIEFERUNG O: Hs, Aerogramm; DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg.

 

nun bin ich auf dem Wege nach Berlin: Briefmarke und Poststempel des Schreibens stammen noch aus den Vereinigten Staaten, als Absenderadresse ist auf dem Umschlag des Aerogramms angegeben »Philosophisches Seminar // Freie Universität // Berlin-Dahlem«. Taubes traf am 8. Mai 1962 in Berlin ein. Er hatte während des Sommersemesters 1962 eine Fulbright-Gastprofessur an der FU Berlin erhalten, da sich die Verhandlungen nach dem Ruf auf den Lehrstuhl für »Wissenschaft vom Judentum« (siehe Brief 1, Anm.) in die Länge zogen. Im Sommersemester 1962 las Taubes an der FU über »Geschichtsbild und Geschichtsbewußtsein in Israel und im antiken Judentum« und hielt »Religionssoziologische Übungen: Eschatologie und Geschichte« ab.

24Mich interessiert sehr Nº … 23, 25: Siehe Materialien 1. Die Streichungen wurden wohl von Blumenberg vorgenommen; die gestrichenen Ziffern stimmen mit denjenigen der Sonderdrucke überein, deren Besitz Taubes am 9. August 1963 bestätigte.

Gurwitsch: Aron Gurwitsch (1901-1973) promovierte bei Abraham Geiger und Georg Misch in Frankfurt am Main. Er verließ Deutschland 1933 und ging zuerst nach Paris, wo er an der Sorbonne unterrichtete, 1940 in die USA, wo er schließlich nach mehreren Zwischenstationen von 1959 bis 1973 an der Graduate Faculty of Political and Social Sciences der New School for Social Research in New York Philosophie unterrichtete.

in Deutschland sehen: Unsichere Lesart.Die unteren beiden Zeilen des Aerogrammbriefes sind kaum lesbar, da der Umschlag über sie geklebt wurde.

25[4] TAUBES AN BLUMENBERG BERLIN, 4.3.1963

Freie Universität BerlinPhilosophisches Seminar

Berlin Dahlem, den 4. III. 1963Gelfertstrasse 11

 

Lieber Herr Blumenberg,

zunächst, wenn ich berichten darf, ein Wort über den »neuesten« Stand meiner Verhandlungen. Die FU hat sich am Ende doch bereit erklärt mir einen Vertrag anzubieten à la Friedrich (Heidelberg). Das habe ich erst vorgestern erfahren. Was nun folgt, ist noch detail; aber wie Aby Warburg sagte: der liebe Gott steckt im detail. Ihnen danke ich jedoch für Rat und Unterweisung in [den] Verhandlungen. Denn ich hielt mich daran, dass ich den Ruf erhalten habe und nun die FU die Bedingungen zu erfüllen hat – in Grenzen der reinen Vernunft.

Nun zwei Fragen:

1. ad Hermeneutik: darf ich also – auf meine Kosten – mich meinen drei Kollegen anschliessen? Ich verstand Sie so am Telephon. Darf ich dies noch schriftlich – als Einladung – bestätigt haben. Denn sonst wird es wohl schwierig sein eine Woche im Semester Berlin zu verlassen. Neues Hochschulgesetz setzt drei Tage als Grenze.

2. ad Vortrag: Ich sende CV, was ich nur ungern tue, denn eine solche CV macht mich immer melancholisch. Auch wenn ich sie nur ansehen muss! Vor einigen Tagen schritt ich über die Grenze der Vierzig. Auch Grund zum Zagen. Anbei auch Einladung zum Soziologischen Colloquium – woran Lämmert und Henrich teilnahmen; und sie fanden es akzeptabel! Darum wage ich auch Ihnen dies Thema anzutragen. Ich werde am 29.5. in München, irgendwann im Mai in Zürich und nach Pfingsten in Münster mit diesem Vortrag erscheinen. Ist dies für Giessen akzeptabel?

Morgen nach Paris bis 1. IV. 3 rue Soufflot Paris V, vom 2. IV. bis 15. IV.: Splügenstr. 12 Zürich.

26Wann kommt Jonas?

Stets Ihr

Jacob Taubes

 

ÜBERLIEFERUNG O: Hs, gedruckter Briefkopf; DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg.

 

Stand meiner Verhandlungen … à la Friedrich (Heidelberg): Bei einer Unterredung von Taubes mit dem Kurator Fritz von Bergmann Ende Januar 1963 wurden drei Möglichkeiten seiner langfristigen Bindung an die FU Berlin erörtert: die volle Annahme der Professur unter Aufgabe seiner Stellung an der Columbia University, der Wechsel zwischen FU und Columbia im halbjährlichen oder jährlichen Turnus oder die volle Professur an der FU unter Beibehaltung seiner Stellung an der Columbia – letzteres war die von Taubes bevorzugte Option. Taubes sollte schließlich einen Privatdienstvertrag erhalten, der ihm die Rechte eines Ordinarius sicherte, und im Wechsel zwischen Berlin und New York unterrichten. Am 5. März 1963, am Tag nach der Absendung des Schreibens an Blumenberg, nahm Taubes den Ruf an, obwohl die näheren Modalitäten des turnusmäßigen Wechsels noch nicht entschieden waren; die Auseinandersetzungen um den tatsächlichen Antritt der Professur sollten sich freilich noch einige Jahre hinziehen. Der in Deutschland geborene Politikwissenschaftler Carl Joachim Friedrich (1901-1984) hatte von 1936 an eine ordentliche Professur für Science of Government an der Harvard University inne. Wie Taubes besaß er die amerikanische Staatsbürgerschaft; von 1954 bis zu seiner Emeritierung 1966 unterrichtete er im semesterweisen Wechsel an den Universitäten Harvard und Heidelberg, wo er 1950 zunächst eine Gastprofessur, von 1956 an neben seinem Amt in Harvard eine ordentliche Professur für Politische Wissenschaft erhalten hatte.

Aby Warburg sagte: der liebe Gott steckt im detail: Aby Warburg (1866-1929), Kunst- und Kulturwissenschaftler, Gründer der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg, die im Dezember 1933 nach London überführt wurde, um sie vor der zu befürchtenden Zerstörung durch die Nationalsozialisten zu retten. Der weithin kursierende und von Taubes hier zitierte Ausspruch galt lange als apokryph, weil er in Warburgs publizierten Schriften nicht belegt ist.

ad Hermeneutik … mich meinen drei Kollegen anschliessen?: Taubes’ 27Frage richtet sich auf die Teilnahme am ersten Colloquium der Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«, das im Juni 1963 in Gießen stattfinden sollte, wo drei der vier Gründungsmitglieder und Initiatoren der Gruppe, Blumenberg, Clemens Heselhaus und Hans Robert Jauß, Professuren innehatten. Bei den erwähnten »drei Kollegen«, denen Taubes sich anschließen wollte, handelt es sich um Jurij Striedter vom Slawistischen Seminar der FU Berlin, Dieter Henrich vom Seminar für Philosophie der FU Berlin und den Kunsthistoriker Fritz Baumgart von der Technischen Universität Berlin. Zu den Berliner Teilnehmern dieses Colloquiums zählte auch der an der Ostberliner Deutschen Akademie der Wissenschaften tätige Romanist Werner Krauss.

Einladung zum Soziologischen Colloquium: DerVortrag hatte am Sonnabend, dem 16. Februar 1963, an der FU Berlin stattgefunden. Auf dem hektographierten Einladungsschreiben heißt es: »Herr Professor Dr. Jacob Taubes, Columbia University, New York, wird im Rahmen des Soziologischen Colloquiums einen Vortrag über das Thema ›Die verzögerte Parusie – Zur Religionssoziologie des Frühchristentums und Urchristentums‹ halten« (DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg).

Lämmert: Der Germanist und Komparatist Eberhard Lämmert (geb. 1924) war von 1976 bis 1983 Präsident der FU Berlin und von 1977 bis zu seiner Emeritierung 1992 Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ebendort, außerdem von 1996 bis 1999 Gründungsdirektor des Zentrums für Literaturforschung Berlin.

Ist dies für Giessen akzeptabel?: Taubes hielt beim ersten Treffen der Forschungsgruppe keinen Vortrag, gehörte aber zu den Diskutanten.

Wann kommt Jonas?: Hans Jonas sollte für das Sommersemester 1963 eine Einladung zu einer Gastprofessur für Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Marburg erhalten. Dieses Vorhaben scheiterte an Auseinandersetzungen innerhalb der Theologischen Fakultät sowie zwischen dieser und der Philosophischen Fakultät, wie Jonas Blumenberg am 6. Februar 1963 brieflich mitteilte.

28[5] TAUBES AN BLUMENBERG BERLIN, 9.8.1963

Freie Universität BerlinPhilosophisches SeminarProf. Dr. Jacob Taubes

Berlin-Dahlem, den 9. August 1963Gelfertstrasse 11

 

Herrn

Prof. Dr. Hans Blumenberg

Justus-Liebig-Universität

Gießen

Ludwigstr. 12

 

Lieber Herr Blumenberg!

Kurz vor Absprung nach den Vereinigten Staaten möchte ich Ihnen nochmals herzlich danken für die Einladung nach Gießen. Der Hermeneutische Zirkel war wohl für viele, sicherlich aber für mich, der Höhepunkt des Jahres. Ich habe meine Kollektion Blumenberg durchgesehen und finde, wie ich bereits andeutete, nur folgende Sonderdrucke aus »Studium Generale«:

1.

Philosophischer Ursprung und philosophische Kritik des Begriffs der wissenschaftlichen Methode.

2.

Melanchthons Einspruch gegen Kopernikus.

3.

Ist eine philosophische Ethik gegenwärtig möglich?

4.

»Nachahmung der Natur«.

5.

Kritik und Rezeption antiker Philosophie in der Patristik.

6.

Kant und die Frage nach dem »gnädigen Gott«.

7.

Licht als Metapher der Wahrheit.

Von den Aufsätzen, die in Zeitschriften kleineren Formats erschienen sind, aber ebenso wichtig sind, habe ich nichts erhalten. Darf ich Sie bitten, Ihre Sekretärin daran zu setzen, alles, was noch fehlt, nach Columbia University, New York, zu schicken. Ende September erhalten Sie einen Sonderdruck aus Berlin und einige »Minora« aus New York, freilich eine nur kleine Gegenleistung. Das bessere, hoffe ich, kommt noch in späteren Jahren.

29Herr Iser erzählte, daß wir uns das nächste Mal in Köln treffen, worauf ich mich schon jetzt freue.

Mit herzlichen Grüßen an Sie

und Ihre Gattin und an Jauss

und Heselhaus

verbleibe ich Ihr sehr ergebener

Jacob Taubes

 

ÜBERLIEFERUNG O: Ts, gedruckter Briefkopf; DLA Marbach, Nachlaß Hans Blumenberg.

 

Einladung nach Gießen … Hermeneutische Zirkel: Gemeint ist das erste Treffen der Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«, siehe Brief 4, Anm.

Philosophischer Ursprung und philosophische Kritik des Begriffs der wissenschaftlichen Methode: Hans Blumenberg, »Philosophischer Ursprung und philosophische Kritik des Begriffs der wissenschaftlichen Methode«, in: Studium Generale 5 (1952), S. 133-142.

Melanchthons Einspruch gegen Kopernikus: Hans Blumenberg, »Melanchthons Einspruch gegen Kopernikus. Zur Geschichte der Dissoziation von Theologie und Naturwissenschaft«, in: Studium Generale 13 (1960), S. 174-182.

Ist eine philosophische Ethik gegenwärtig möglich?: Hans Blumenberg, »Ist eine philosophische Ethik gegenwärtig möglich?«, in: Studium Generale 6 (1953), S. 174-184.

»Nachahmung der Natur«: Hans Blumenberg, »›Nachahmung der Natur‹. Zur Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen«, in: Studium Generale 10 (1957), S. 266-283.

Kritik und Rezeption antiker Philosophie in der Patristik: Hans Blumenberg, »Kritik und Rezeption antiker Philosophie in der Patristik. Strukturanalysen zu einer Morphologie der Tradition«, in: Studium Generale 12 (1959), S. 485-497.

Kant und die Frage nach dem »gnädigen Gott«: Hans Blumenberg, »Kant und die Frage nach dem ›gnädigen Gott‹«, in: Studium Generale 7 (1954), S. 554-570.

Licht als Metapher der Wahrheit: Hans Blumenberg, »Licht als Metapher der Wahrheit. Im Vorfeld der philosophischen Begriffsbildung«, in: Studium Generale 10 (1957), S. 432-447.

Iser: Der Anglist Wolfgang Iser (1926-2007) hatte in den Jahren von 1963 bis 1967 eine Professur an der Universität Köln inne, nachdem 30er zuvor an den Universitäten Heidelberg und Würzburg unterrichtet hatte; er war einer der Mitbegründer der Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«. 1967 sollte er einem Ruf an die Universität Konstanz folgen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1991 Professor war.

Jauss: Hans Robert Jauß (1921-1997) hatte von 1961 an eine Professur für Romanistik an der Universität Gießen, von 1966 bis 1987 war er Professor für Romanische Literaturen und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Auch er war Gründungsmitglied der Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«. Taubes stand von 1963 an in regelmäßigem brieflichem Austausch mit Jauß, der in den späteren Auseinandersetzungen zwischen Taubes und Blumenberg vermittelte.

Heselhaus: Der Germanist und Literaturwissenschaftler Clemens Heselhaus (1912-2000) war nach Dozenturen an den Universitäten Halle an der Saale und Münster von 1961 an ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Gießen. Er gehörte dort zu den Gründungsmitgliedern der Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«.

uns das nächste Mal in Köln treffen: Das zweite Treffen der Forschungsgruppe »Poetik undHermeneutik« sollte im September 1964 auf Schloß Auel bei Köln stattfinden; die Vorlagen und Diskussionen dieses Treffens wurden von Wolfgang Iser unter dem Titel Immanente Ästhetik – Ästhetische Reflexion. Lyrik als Paradigma der Moderne, München 1966 (= Poetik und Hermeneutik 2) herausgegeben.

31[6] BLUMENBERG AN TAUBES GIESSEN, 5.12.1963

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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