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Die Diagnose "Brustkrebs" ist für die Betroffenen zunächst einmal niederschmetternd. Aber so schlimm es sich auch im ersten Moment anhört: Man darf nicht den Mut verlieren! Brustkrebs ist heutzutage sehr gut behandelbar. Wichtig für die Heilungschancen ist jedoch, dass man stark ist und kämpft, denn das Leben geht weiter. Beate Dieneck erkrankte zweimal an Brustkrebs und möchte Frauen und ihren Angehörigen mit diesem Buch Mut machen und sie ermuntern, offen mit der Erkrankung umzugehen. Neben ihren eigenen, anschaulich und unterhaltsam geschilderten Erlebnissen mit der Therapie, gibt sie auch handfeste Tipps und macht den Leser mit dem Ablauf der Krebsbehandlung vertraut. Zusätzlich erklärt sie auch die wichtigsten Fachausdrücke. - Die Lektüre dieses Buches macht Sie mit dem, was Ihnen als Krebspatientin bevorsteht, vertraut und nimmt die schlimmsten Ängste.
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Seitenzahl: 87
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Imprint
Brustkrebs – und das Leben geht weiter Beate Dieneck published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.de Copyright: © 2015 Beate Dieneck ISBN 978-3-7375-7187-6 Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net
Mit diesem Buch möchte ich all denen, die an Brustkrebs erkranken, helfen mit der Krankheit fertig zu werden.
Eine Krebserkrankung bedeutet nicht, dass man sterben muss. Ich möchte Sie zum Kämpfen auffordern. Brustkrebs ist eine viel erforschte Krebsart und die Behandlungsmethoden werden ständig angepasst.
Ich möchte Ihnen in diesem Buch zeigen, dass Ihre eigene positive Einstellung zum Brustkrebs helfen kann, die Behandlung gut zu überstehen.
Ich wurde am 17.02.1965 geboren und wuchs mit meinen zwei jüngeren Schwestern Susanne und Annette, meinem Vater Klaus und meiner Mutter Heidemarie auf.
Nach zehn Schuljahren und einem Realschulabschluss begann ich eine Ausbildung als Pharmakantin (Arzneimittelherstellung). Während der Ausbildung lernte ich 1981 meinen Mann Stephan kennen.
Nach der Ausbildung arbeitete ich weiter im Unternehmen in der Arzneimittelverpackung. 1986 bekam ich eine Stellung als Meister der Verpackung und hatte das erste Mal mit Personalführung zutun. Ich stellte fest: Mensch, das ist genau mein Ding mit Personal zu arbeiten.
1989 fing ich meinen Industriemeister auf der Abendschule an. Schon nach zwei Wochen bemerkte ich, dass ich schwanger war – was mich aber nicht abhielt, weiter zur Abendschule zugehen.
Im Jahr 1990 heirateten wir. Im April kam unsere Tochter Jessica zur Welt.
1992 machte ich die Abschlussprüfung zum Industriemeister der Fachrichtung Pharmazie, meine Tochter Jessica war da gerade zwei Jahre alt. Ich hatte während meiner Weiterbildung viel Unterstützung durch meinen Mann und meine Familie.
1994 kündigte Stephan sein Anstellungsverhältnis und machte einen Neustart als Elektriker in der Firma meines Vaters, denn es war geplant die Firma zu übernehmen, wenn mein Vater sich zu Ruhe setzt.
1996 fing ich neben meiner Arbeit und unserer Tochter Jessica ein Fernstudium für Geschäftsführung für Kleinbetriebe an.
Auch bei meinem Arbeitgeber ging es mit mir weiter. Ich bekam die Möglichkeit, an vielen Seminaren zum Thema Personalführung und Neuausrichtung im Unternehmen teilzunehmen.
1998 hatte ich die erste große Aufgabe: Einführung der Gruppenarbeit in der Produktion. Das machte mich und mein Team schnell zu Außenseitern, denn für die Veränderungsprozesse wollten die Mitarbeiter ihre alten Gewohnheiten nicht aufgeben. Ich dagegen war so überzeugt von diesem Projekt, dass ich vollen Einsatz und Herzblut einbrachte. Dabei lernte ich das Verhalten von Menschen bei Veränderungen kennen. Dieser Prozess lief über mehrere Jahre.
Im Juni 2000 wurde aber auf einmal alles anders. Ich stellte beim Duschen in meiner linken Brust einen kleinen Knoten fest und ging zum Frauenarzt. Dieser schickte mich zur Mammografie. Ich machte mir keine Gedanken, denn meine Mutter und meine kleine Schwester hatten ja auch Zysten in der Brust, also warum ich nicht auch?
Das böse Erwachen kam, als der Arzt mir nach der Mammografie sagte, dass das ein kleiner Knoten sei, der operiert werden müsse. »Das dauert nicht lange«, meinte er, als ich ihm sagte, dass unser Urlaub schon geplant sei. Er gab mir noch Flyer von Krankenhäusern, die solche OPs durchführen.
Mann, war das eine Klatsche! Ich rief Stephan an. Das war am 13.06. – den Tag werde ich nie vergessen. Ich suchte mir von den Krankenhäusern das Moabiter aus und rief gleich von zu Hause an. Ich bekam einen Termin für den 15.06.
Ich ging am nächsten Tag zur Arbeit und sagte meinem Chef, ich müsste schon mittags gehen, weil ich noch zum Frauenarzt musste.
Auf meinem Heimweg traf ich Stephan, der etwas bedrückt aussah. Also gingen wir zusammen zu meinem Frauenarzt.
Was jetzt kam, war einem Albtraum sehr ähnlich: »Frau Dieneck, Sie haben Brustkrebs.«
Ich konnte es nicht glauben und mein erster Gedanken war: Meine kleine Jessica muss ohne Mama aufwachsen! Und der zweite: Ich habe kein Testament! (Habe ich heute auch noch nicht.) Danach gab es nur noch Tränen und ich fühlte mich wie in einer Wattewolke (es wurde viel gesprochen und ich konnte nichts verstehen).
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, hörte immer nur: Sie haben Brustkrebs! Ich glaubte, ich würde sterben.
Am Freitag sind Stephan und ich in die Klinik gegangen. Zum Glück war ich nicht allein, denn ich war immer noch in meiner Wattewolke.
Die Ärzte waren sehr nett und erklärten uns, was jetzt alles kommen würde. Ich hatte nackte Angst (mir war schlecht, heiß und kalt gleichzeitig).
Als Erstes wurde eine Biopsie gemacht, also der Knoten wird angepikt. Danach war klar: bösartig. Der Chirurg beruhigte mich: »Frau Dieneck, sie müssen nicht sterben.« Das war der erste Lichtblick, denn sterben wollte ich nicht.
Nach dem Krankenhaus holten wir unsere Jessica von meiner Schwester Annette ab. Mein OP-Termin war der 20.06.2000, also Dienstag, und ich musste am Montag ins Krankenhaus. Die erste Frage von Jessica, nachdem sie Krebs gehört hatte: »Mama, stirbst du jetzt?« – »Nein«, war meine Antwort, denn ich hatte ja noch die Worte vom Chirurgen in den Ohren. »Na, dann ist ja gut«, war ihr Kommentar.
Auch diese Nacht konnte ich nicht richtig schlafen, denn OP und Chemo gingen mir im Kopf herum. Keine Haare! Ich hatte Angst.
Am nächsten Tag holten wir meine Eltern vom Flughafen ab. Sie waren in Spanien und wussten noch nicht Bescheid. Aber wie sollte ich es ihnen sagen? Meine Eltern spürten, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie blieben ganz ruhig. »Das schaffen wir«, sagte meine Mutter. Sie zeigte Stärke, genau, was ich jetzt brauchte.
Am Sonntag kamen die Familienmitglieder Stephans zu uns, denn wir hatten beschlossen, allen Bescheid zu sagen und aus meiner Brustkrebserkrankung kein Geheimnis zu machen. Das war ein merkwürdiger Tag, es flossen viele Tränen.
Am 19.06 war nun der große Tag – ich musste in die Klinik!
Der Tag verging nur sehr langsam. Es wurden einige Untersuchungen durchgeführt.
Vor der OP konnte ich vor Angst nicht schlafen, ich war noch nie operiert worden.
Am Morgen vor der OP war ich ganz ruhig. Als ich nach der OP wach wurde, konnte ich mich kaum bewegen, denn ich hatte eine große Narbe es waren auch Lymphknoten entfernt worden. Aber ich hatte nur einen Gedanken: Jetzt ist er weg, der Knoten. Was jetzt kommt, hilft nur, den Krebs nicht wiederzukriegen.
Ich wurde von den Schwestern nett behandelt. Sie konnten nur nicht verstehen, dass ich mir am Abend nach der OP im Fernsehen meine Lieblingssendung Emergencyroom anschaute. Sie meinten, ich wäre hart im Nehmen.
Ich hatte ein Einzelzimmer, was für mich sehr gut war. So konnte ich ständig Besuch bekommen, ohne dass jemand gestört wurde.
Ich erholte mich gut nach der OP, aber ich konnte meinen linken Arm nicht gut bewegen. Meine Einschränkung war sehr groß. Ich wusste, dass noch viel Geduld erforderlich war.
Stephan war zu dieser Zeit schon in der Abendschule, wegen der Ausbildung zum Handwerksmeister. Er kam mich jeden Abend besuchen, auch nach der Schule. Er wollte damals mit der Schule aufhören, aber ich meinte, er solle die Schule abschließen: »Das schaffen wir gemeinsam!«
Nach zehn Tagen konnte ich das Krankenhaus übers Wochenende verlassen.
Mein Therapieplan:
4x Chemotherapie á 3 Tage im Krankenhaus stationär
Kontrolluntersuchung am 12. Tag (Nadir)
Wiederholung der Therapie alle 22 Tage
danach 33 Bestrahlungen der Brust und der Lymphabflusswege
anschließend eine weitere Chemotherapie mit 6 Einheiten Wiederholung alle 2 Wochen ambulant
danach sollte ich zwei Jahre künstlich in die Wechseljahre versetzt werden. Dafür war einmal im Monat eine Bauchspritze mit
Zoladex
vorgesehen. Wenn es wieder zu Monatsblutungen käme, sollten die Eierstöcke entfernt werden. Zum Schluss würde noch fünf Jahre die Einnahme von einem Antiöstrogen folgen.
Am Montag sollte meine Therapie starten. Also ab ins Krankenhaus und los, denn ich wollte keinen Krebs mehr bekommen.
Ich wurde für drei Tage stationär aufgenommen, fühlte mich allein und hatte große Angst vor der Nadel, denn ich bekam die Chemo in den Handrücken. Erst so ein rotes Zeug und danach eine durchsichtige Flüssigkeit. Ich konnte keinen Bissen zu mir nehmen aus Angst, ich würde mich übergeben, was aber nicht der Fall war. Große Nebenwirkungen hatte ich nicht, aber ich fühlte mich schlapp.
Nach zwölf Tagen bemerkte ich, dass mir meine Haare ausfielen. Ich hatte mich entschlossen, mir alle Haare von Annette abschneiden zu lassen, doch leichter gesagt als getan – wir beide haben geheult wie die Schlosshunde und ich wollte niemanden mehr sehen. Ich fühlte mich nackt und hässlich.
Auch mit der Perücke, die ich schon zu Hause hatte, veränderte sich mein Zustand nicht. Meine Familie hat versucht mich zu trösten, aber es dauerte sehr lange, bis ich mich einigermaßen daran gewöhnt hatte.
Mein Mann besorgte mir ein Biker-Tuch und damit ging es. Er sorgte auch dafür, dass ich am Leben draußen teilnahm und mich nicht in der Wohnung versteckte, was ich am liebsten gemacht hätte. Ich wollte auch nicht, dass mich jemand ohne Haare fotografierte – es gibt nur sehr wenige Fotos aus der Zeit; nur ein einziges ohne Haare.
Die zweite Chemo war genau wie die erste. Es war die zweite von insgesamt vier. Nebenwirkungen waren Verstopfungen und das Nachlassen meines Geruchssinns.
Nach der zweiten Chemo gingen wir in unseren verdienten Urlaub – die Ärzte waren mit der Reise einverstanden –, sollten aber nach zwölf Tagen im Krankenhaus eine Blutuntersuchung machen lassen (Nadir, da sind die Blutwerte am niedrigsten).
Unser Urlaub in Norwegen war herrlich. Wir drei machten uns schöne Tage, bis der Termin mit dem Krankenhaus dran war. Ich hatte wieder nackte Angst – im Ausland ins Krankenhaus, wo ich die Sprache nicht verstand. Mein Mann übernahm Gott sei Dank das Gespräch, denn mir war so schlecht, dass ich nicht vom Klo runterkam.
Die Blutentnahme war okay und wir bekamen auch das Ergebnis sofort.
Nach dem Krankenhaus sind wir erst mal im Hafen in eine Bar gegangen und mussten den Schreck mit einem Bier runterspülen.
Der restliche Urlaub verlief sehr ruhig.
Gleich nach unserer Rückkehr musste ich zur dritten Chemo wieder ins Krankenhaus. Meine Nebenwirkungen waren wieder Verstopfung, kein Geruchssinn und mein Geschmackssinn ließ auch nach. Ich nahm auch zu.
Nach drei Wochen gab es die vierte und letzte Chemo. Endlich, die Zeit ist sehr schnell vergangen.