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Tarik Spydermann hat sich nach dem Tod seiner Frau Pamela endlich wieder im Griff. Vier Jahre hat er getrauert. Pamela starb bei einem Brand. Das große Casino ihrer Eltern brannte bis auf die Grundmauern ab. Dabei starb Pamela. Und auch sein ungeboorenes Kind. Nie würde Tarik das vergessen. Um das Andenken der beiden zu ehren, lässt Tarik auf dem Gelände des ehemaligen Casinos, ein neues Casino errichten. Die Eröffnung steht bevor. Dann flattert ihm eines Tages eine Bewerbung ins Haus. Eine Bewrbung um einen Job. Von niemand anderem als Pamela Spydermann. Seiner Ehefrau. Wie kann das angehen? Was passiert hier? Lebt Pamela etwa noch? Das muss Tarik rausfinden.
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Seitenzahl: 89
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Casino der Träume
Pamela und Tarik
Prolog
Ich drückte mein Kreuz durch. Das hatte bislang immer geholfen, um mir Mut zu machen. Das also war das neue Casino in der Stadt, dachte ich hoffnungsvoll. Jeder sprach von diesem riesigen Neubau. Traurig dachte ich an das Gebäude, das vorher hier stand. Dem Nickelback- Casino. Schwer schluckend, stieg ich aus dem alten Wagen und zog mein Kleid zurecht. Oder besser Fannys Kleid, dass sie mir geliehen hatte. Ich musste einen guten, ersten Eindruck machen, dachte ich leicht nervös. Immerhin wollte ich mich hier für einen Job bewerben. Ich, Pamela Nickelback, bewarb sich um einen Job in dem Casino, das auf dem alten Nickelback erbaut wurde, dachte ich fast sarkastisch.
Wieder gingen meine Gedanken zurück. Zurück zu meiner Kindheit und meiner Jugend. Ich war in einem Casino aufgewachsen. Genauer gesagt hier, im Nickelback-Casino. Das Casino hatte einmal meinem Vater gehört, erinnerte ich mich. Ich war wie eine Prinzessin aufgewachsen. Mein Vater hatte mich verwöhnt und mir jeden Wunsch erfüllt. Manchmal, noch bevor ich ihn geäußert hatte. Glücklicherweise gab es da noch meine Mutter, die dafür sorgte, dass ich nicht abdrehte. Mutter erzog mich streng und machte mir klar, dass nur Leistung im Leben zählte. Ihr waren gute Noten wichtig. Und die richtigen Freundinnen. Mutter sortierte da knallhart aus. Auch, wenn meine Eltern geschieden waren, so hatte ich dennoch eine tolle Kindheit. Vater lebte im Casino, Mutter und ich bewohnten eine Suite im angeschlossenen Hotel. Meine Eltern verstanden sich trotz der Trennung immer noch gut. Oft flogen wir zusammen in den Urlaub. Das änderte sich, als Vater neu heiratete. Die neue Frau war wesentlich jünger als Vater und machte den Mann hörig. Anders konnte man es nicht nennen, dachte ich bitter. Seit dem Tag ging es abwärts mit der Familie Nickelback. Vaters neue Frau gab das Geld mit vollen Händen aus. Und das für den größten Müll. Ich erinnerte mich an die überdimensionale Pferde Skulptur aus Bronze. Anna bestand darauf, das Teil in den Eingangsbereich des Casinos zu stellen. Abgesehen davon, dass die Skulptur riesig war, sah sie absolut lächerlich aus. Das Skrotum des Tieres war viel zu groß dargestellt und brachte Vater allerlei Spott und Hohn ein. Wie gesagt, es abwärts mir uns. Wenn auch schleichend.
Ich stieg die kleine Treppe hoch und öffnete die große Doppeltür. Jetzt hieß es, nett zu lächeln und zu zeigen, was ich konnte. Ich brauchte den Job dringend. Ermutigend drückte ich das kleine Foto in meiner Hand und ging in das Casino.
1 Kapitel
Verwundert ging ich den langen Flur entlang. Vieles hier, sehe vieles, erinnerte mich an das Nickelback. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, alte Teile des Casinos hier einzuarbeiten. Ich erkannte Strukturen und Bögen wieder. An den Wänden hingen alte Fotos, die das Geschehen im Nickelback zeigten. Viele dieser Bilder stammten aus Mutters Fotoalbum, erinnerte ich mich. Ich musste wieder schlucken und ein Klos bildete sich in meinem Hals. Ich entdeckte ein Foto meiner Eltern. Damals als sie noch glücklich verliebt waren. Dann folgte Bilder vom Betrieb des Casinos. Daneben hingen Fotos von berühmten Persönlichkeiten, die im alten Nickelback gastiert hatten. Jetzt stockte ich. Denn ich entdeckte ein Foto von mir! Ich war darauf etwa fünf oder sechs Jahre alt und tanzte in einem Elfenkostüm auf dem Black Jack Tisch. Woher hatte der neue Besitzer all diese Fotos, überlegte ich. Das alte Nickelback Casino war doch vollkommen abgebrannt vor vier Jahren. Meine Eltern starben damals. Ich überlebte nur zufällig. Wieder kamen mir die Tränen als ich mich daran erinnerte. Schnell schüttelte ich die trüben Gedanken ab und ging weiter. Besser, ich konzentrierte mich auf das wichtige Gespräch, das auf mich wartete. Ich brauchte den Job dringend, ermahnte ich mich erneut.
In der großen Halle konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen. Der dämliche Bronze Gaul stand tatsächlich in einer der vielen Ecken und grinste mich frech an. Ich ging zu dem Tier und sah zu ihm auf. „War ja klar, dass du das Feuer überleben würdest.“ Sagte ich grimmig. Liebevoll strich ich über das kalte Metall. Tausend Erinnerungen schossen mir durch den Kopf. Es war wieder schwer, sich loszureißen. Ein Räuspern ließ mich zusammen schrecken. „Guten Tag, Miss Nickelback. Ich denke, wir beide sind verabredet.“ Weckte mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich schreckte etwas zusammen und drehte mich herum. Hinter mir stand ein gutaussehender Mann, mittleren Alters und lächelte freundlich. Verlegen senkte ich den Kopf und versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Dann drückte ich mein Kreuz durch. Das gab mir Mut. „Hallo, guten Tag. Ich bin Pamela Nickelback. Danke, dass sie mich empfangen. Ich möchte mich um eine Anstellung hier bewerben, Mister Reynolds. Verstehen sie mich bitte richtig. Ich brauche den Job dringend.“ Sagte ich stockend. Ich schlug mir innerlich eine Ohrfeige. Jetzt bettelte ich schon, dachte ich frustriert. Das durfte doch nicht wahr sein. Verzweifelt drückte ich das kleine Foto in meiner Hand. „Für dich würde ich auch betteln.“ Flüsterte ich still zu mir. Der Mann wurde ernst. Er wies auf eine offenstehende Tür. Sein Büro, vermutete ich und folgte dem Mann. Ich setzte mich in einen der Stühle und knetete das Foto nervös. Es würde bald unansehnlich sein, dass wusste ich. Trotzdem gab es mir Kraft.
Mister Reynolds folgte mir und schloss die Tür hinter sich. Das machte mich noch nervöser. „Kann die Tür aufbleiben? Es gehört sich nicht, die Tür zu schließen, wenn sie mit einer Frau allein sind. Das könnte zu Problemen führen.“ Fragte ich bittend. Mister Reynolds lächelte wieder und öffnete die Tür einen Spalt. „Sie kennen die Vorschriften des alten Besitzers?“ fragte er mich grinsend. Ich schwieg. Wie sollte ich die Vorschriften nicht kennen, ich war damit aufgewachsen, dachte ich. Mister Reynolds setzte sich in den großen Stuhl mir gegenüber und legte seine Fingerspitzen aneinander. Er schien zu überlegen. „Sie möchten sich also um einen Job hier bewerben, Miss Nickelback. Haben sie überhaupt Erfahrung in einem Casino? Kennen sie sich mit Kartenspiel aus? Was wissen sie über Black Jack, Roulette und all dem anderen?“ fragte er mich dann neugierig. Ich schluckte und überlegte, was ich antworten sollte. Wie sollte ich dem Mann erklären, dass ich trotz meiner Jugend, alle Tricks und Spiele kannte. „Ich, ich kenne mich bestens aus, Mister Reynolds.“ Sagte ich und versuchte, mein Stottern zu unterdrücken. Der Mann grinste schief und beugte sich zu mir. „Das kann ich nicht ganz glauben, Miss Nickelback.“ Sagte er dann ernst. Ich zitterte. Wie sollte ich dem Mann beweisen, dass ich nicht log. Ohne meine Familie oder das Nickelback zu erwähnen? Verdammt, ich brauchte den Job so dringend. „Sie sehen nicht aus als würden sie sich in einem Casino auskennen, Miss Nickelback. Und in ihrem Lebenslauf erkenne ich nur Serviere oder Kassier Tätigkeiten. Wie alt sind sie? Zweiundzwanzig, wie in dem Papier steht? Sie sehen wesentlich jünger aus, Miss Nickelback.“ Mister Reynolds schüttelte seinen Kopf. „Außerdem ist mein Personal vollständig. Alles erfahrene Menschen.“ Setzte er hart hinzu. Ich wusste, was er als nächstes sagen würde und wappnete mich gegen seine Absage. Entschlossen erhob ich mich. Besser, ich kam dem Mann voraus. „Ich bin wirklich zweiundzwanzig Jahre alt, Mister Reynolds. Ich bin Mutter eines sehr niedlichen Jungen und brauche den Job dringend.“ Sagte ich so fest ich konnte. „Ich wäre die beste Croupière, die bekommen könnten. Meine Hände sind flink und ich habe meine Augen überall. Ich erkenne einen Betrüger sofort.“ Erklärte ich bitter. Doch statt beeindruckt zu sein, lachte Mister Reynolds nur leise. „Das halte ich für unwahrscheinlich, Miss Nickelback. Das kann ich nicht glauben. Ich hasse Angeber. Ich habe keinen Job für sie.“ Sagte er dann streng. Das war es also, mein kürzestes Vorstellungsgespräch aller Zeiten. Ich würde hier unverrichteter Dinge abziehen müssen. Verdammt, ich brauchte den Job, Oder das Jugendamt würde mir Jack wegnehmen. Ich kämpfte mit den Tränen. Mein Leben war so was von beschissen. „Auch, wenn ihr Name mich an den vorherigen Besitzer erinnert. Ich habe keinen Job für sie, Miss Nickelback.“ Wiederholte Mister Reynolds. Das sollte heißen, verschwinde Pamela, dachte ich verzweifelt.
„Dann bist du ein Dummkopf, Miles. Vor dir steht die beste Black Jack Spielerin der Stadt, von ganz Las Vegas, Miles. Und sie heißt nicht Miss Nickelback. Ihr Name ist Pamela Spydermann.“ Ein großer, sehr gut gekleideter Mann betrat unaufgefordert das Büro und blieb vor meinem Stuhl stehen. Mit zwei Fingern hob er meinen Kopf. „Guten Tag, liebste Ehefrau.“ Sagte der Mann sarkastisch.
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So also fühlte sich ein Herzanfall an, dachte ich geschockt. Denn ich hätte mit allem gerechnet. Nur nicht damit, ausgerechnet Tarik Spydermann hier über dem Weg zu laufen. Jetzt war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Die langen zurückgehaltenen Tränen rannen mir jetzt ungehindert über die Wangen. „Sie hatten recht, Mister Reynolds. Ich habe hier nichts verloren. Es war ein Fehler, herzukommen. Entschuldigen sie, dass ich ihre Zeit verschwendet habe.“ Stotterte ich heftig. Ich wollte Tarik beiseiteschieben und davonlaufen. Doch schon griff seine Hand nach mir. Entschlossen drückte mich der Mann zurück auf den Stuhl. „Darf ich dir Pamela Spydermann, geborene Nickelback vorstellen, Miles?“ fragte Tarik wieder sehr sarkastisch. Ich wollte mich widersetzen und aufstehen. Doch sein fester Griff verhinderte das. Meine Tränen interessierten den Mann nicht. Ebenso wie damals, dachte ich verzweifelt. Damals als wir uns das letzte Mal sahen. Mister Reynolds kam jetzt etwas aus seinem Stuhl und betrachtete mich genauer. „Sie sind die Tochter des alten James? Ich werde verrückt.“ Sagte der Mann überrascht. Er sah mich an, als würde auch Tarik lügen. Das reicht mir. Ich ließ Jacks Foto zu Boden fallen und grub meine Fingernägel in Tariks Hand. Überrascht schrie der Mann auf und ließ mich los. Das reichte, damit ich aufspringen konnte. Ich stieß Tarik beiseite und rannte aus dem Büro. Nur weg von hier, nur einfach weg von Tarik Spydermann, dachte ich immer noch geschockt. Wo kam der Mann denn so plötzlich her, dachte ich verzweifelt meine Autoschlüssel suchend. Warum fand ich in meiner Handtasche nie das, was ich suchte. Dafür fand ich jetzt Jacks geliebtes Stofftier. Das hatte ich gestern vergebens gesucht. Endlich fühlte ich den Schlüsselbund und zog daran. Das hatte zur Folge, dass der restliche Inhalt der Tasche folgte und sich auf dem Boden vor dem Wagen verteilte. Typisch ich, dachte ich und kniete mich in den Sand. Wenigstens war Tarik mir nicht gefolgt. Der Mann war garantiert froh, dass er mich so schnell wieder losgeworden war. Hastig räumte ich die Sachen wieder in meine Tasche und öffnete mit zitternden Händen meinen alten Wagen. Nur schnell weg, bevor es sich Tarik überlegte und mir doch noch folgte. Der Mann war damals so dermaßen wütend gewesen, erinnerte ich mich. Ich schaltete hart, das Getriebe machte laute Geräusche. Besser, ich konzentrierte mich jetzt aufs Fahren. Bevor der Wagen gänzlich auseinanderfiel. Ich musste Jack erreichen. Mein kleiner Sohn wartete im Wohnwagen meiner Nachbarin auf mich. Und Fanny musste gleich zur Arbeit. Ich sollte mich beeilen. Plötzlich war mir nichts wichtiger als meinen Sohn in die Arme zu nehmen.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa