Tot (un)glücklich verliebt - Christine Stutz - E-Book

Tot (un)glücklich verliebt E-Book

Christine Stutz

4,7

Beschreibung

Mein Name ist Mary und ich habe ein Problem. Sterben muss jeder einmal ... ... aber 12 mal? Und immer wieder aufwachen? Und als ob das nicht reichen würde, erscheint mit noch mein toter Geschichtslehrer! Geoffrey Mc. Laine ... mein Teenagerschwarm aus der Schule ... Er entführt mich, nach meinem unfreiwilligen Sturz aus dem 12. Stock eines Hotels in die Wildnis von Maine. Dort in einem versteckten Kloster beginnt das größte Abenteuer meine Lebens, welches ich nur mit vielen saloppen Sprüchen und einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein überstehe ...

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Epilog

Nachsatz

1. Kapitel

Ich war Tot.....

Nun ja, werden sie sagen, das passiert jeden von uns irgendwann... Aber gleich 12 mal?

Diesmal hatte meine „Mutter“ ganze Arbeit geleistet. Nicht nur dass sie mich vergiftet hatte (was immer in meinen Drink gewesen war, es schmeckte lecker und macht Lust auf mehr), nein als ich nicht pflichtbewusst umkippte, nahm sie das Tranchiermesser vom Esstisch und stach, ich sah müde auf mein blutiges Shirt, 15 mal auf mich ein. Dann zerrte sie mich durch den Flur des Hotels hin zu der Abstellkammer und öffnete das Fenster. Sie warf mich aus dem 12 Stock, direkt in die dreckige Gasse. Nun, da lag ich jetzt, hier zwischen verbeulten Mülltonnen und geplatzten Säcken. Essensreste hatten sich über mich verteilt. Wie ekelig! Mein Muttermal kribbelte heftig, doch ich ignorierte es...

Eine dunkle Wolke verzog sich und die Sonne ließ einige Strahlen in den Dreck um mich herum fließen. Es war schön. In der Sonne zu liegen und auf den Tot zu warten.. Ich lag hier also so herum und wartete..mein Muttermal kribbelte heftig doch..nichts geschah.. wieder mal nicht...Ich hatte also Zeit um über mich und mein Leben nachzudenken.. nicht das es viel zu denken gab..

Ich wurde in der Hochzeitsnacht meiner Eltern gezeugt. Das war wohl das einzige Mal, das mein geliebter Vater Sex mit seiner 2.Frau gehabt hatte. Er war ein vermögender Mann gewesen. Er war damals Witwer und trauerte. Meine Mutter hatte diesen Umstand ausgenutzt und sich Vater gefügig gemacht. Vater hatte den Boden geküsst, auf den Mutter wandelte.

Meine „Mutter“ wollte mich nicht. Das war schon in ihrer Schwangerschaft erkennbar. Sie war so dermaßen wütend gewesen, als sie feststellte schwanger zu sein, dass sie sich eine Treppe herunter stürzte. Sie brach sich einen Arm und mehrere Rippen, doch sie blieb schwanger. Sie versuchte es noch einige Male. Doch trotz aller ihrer Versuche, wurde ich am 24.12 Geboren. Ja, sehr richtig. Ich versaute meiner Mutter das Weihnachtsfest. Sie revanchierte sich, indem sie direkt nach der Geburt aus dem Krankenhaus verschwand und mich zurückließ.

Sie ging tanzen und vergaß, das sie soeben die Erbin eines riesigen Vermögens zur Welt gebracht hatte.

Ein Arzt brachte mich nach Hause, wo ich wie ein Paket von DPD gegen Unterschrift abgegeben wurde. Mein Vater hatte mich geliebt, doch leider war er sehr viel auf Reisen..

Doch wenn er mal Zuhause war, war es toll.

Es folgten turbulente Jahre. Mal „stürzte“ ich in den Pool, trieb eine halbe Stunde kopfüber im Wasser, bis mich ein Angestellter fand, dann wurde ich von einen Auto überfahren. Oder, mein Lieblingstod, Mutter nahm mich mit zu einen Ausflug. Ich war damals, glaube ich, 6 Jahre.

Ich war leicht verwundert, dass Mutter mit mir einen Ausflug machen wollte, aber ich freute mich. Welches 6 Jähriges Kind würde sich nicht freuen, wenn seine Mutter ihr Zuckerwatte und Karussellfahrten versprach. Doch dann landete ich, wie auch immer, im Tierkäfig. 2 überaus hungrige, gereizte Tier sahen mich an und überlegten, welche Hälfte von mir sie wohl zuerst fressen würden.

Mutter war einfach weitergegangen, doch eine andere Besucherin schrie auf und reizte die Tier weiter. „Liebe Katzen“ hatte ich gesagt. Ich war zu den gereizten Tieren gegangen und hatte ihnen meine Hand auf die Nasen gelegt. Es hatte gekitzelt, als ihr Atem durch meine Finger gestrichen war. Atemlose Stille herrschte, als beide Tier sich mir zu Füßen legten. Das war ja noch kein Grund zu sterben, werden sie sagen, das ging ja noch glimpflich ab,Okay. Aber sie kennen meine Mutter nicht.

Sie kam zurück, in der Gewissheit, ich wäre gefressen worden. Als sie jedoch mich im Käfig stehen sah, die Tiger friedlich neben mir, hob sie ihren Regenschirm und stach hysterisch auf die Tiere ein. Einer der Tiger zerriss mir die Halspulsader. Jeder andere Mensch wäre nun tot... ich erwachte am übernächsten Tag munter im Krankenhaus. Nicht im Bett, sondern in der Leichenhalle. Eine 6 Jährige, die frierend auf einem Metallbett erwachte. Rings um mich herum lauter tote Gruseltypen. Sie versuchten nach mir zu greifen, mich zu fangen, sie riefen mir Befehle zu doch ich reagierte nicht. Fast hatte einer dieser merkwürdigen Wesen es geschafft, mich zu fangen, da erschien zum Glück die Pathologin. Und diese toten Wesen verschwanden..Ich unterdrückte ein Grinsen. Immer noch sehe ich das Gesicht der Pathologin vor mir. Ungläubig, angsterfüllt... dann ohnmächtig...

KONZENTRIER DICH!!! richtig, ich war ja dabei zu sterben... vergiftet, erstochen aus dem Fenster geworfen...

Wieder gingen meine Gedanken zurück zu meiner Kindheit. Ich war nie ein einfaches Kind gewesen. Immer voller Wut, ständig in Streitigkeiten verstrickt. Mehr als einmal war ich von irgendeiner Schule geflogen, wegen meinem losen Mundwerk oder einer gefährlichen Prügelei. Das besserte sich erst als ich Susan traf. Susan war wie ich eine Außenseiterin gewesen. Als Tochter armer Eltern war sie dank ihrer Intelligenz und einem Stipendium im gleichen Internat gelandet wie ich. Schnell waren wir Freundinnen geworden.

Ein Seufzen entfuhr mir, sehr ungehörig für jemanden der am Sterben war.

Ich lag nun also in der dreckigen Gasse des riesigen Hotels, welches ich mit meiner Mutter bewohnte und starrte in den Himmel. Wo blieben diese merkwürdigen Wesen, die Wesen die mich immer wieder heimsuchten.. Irgendwie hatten sie heute anscheinend Verspätung... oder, was ich eher annahm, sie hatten es aufgegeben, mich zu jagen und zu fangen. Das konnte nur heißen, dass meine Mutter diesmal wirklich Erfolg gehabt hatte.

Ich würde diesmal also wirklich sterben, na gut. Nicht, dass ich nicht Erfahrung damit gehabt hätte. Aber nun langsam, sollte es auch mal geklappt haben. Was bedauerte ich? Was hatte ich versäumt? Ich bemühte mich, meine Augen geschlossen zu halten, als ich über diese Frage nachdachte. Sex... ja, vielleicht hätte ich wenigstens einmal Sex haben sollen... es soll ja eine tolle Sache sein, und meine Freundin Susan sagt, es wäre mit jedem neuen Kerl besser... aber ich hatte es nie versucht.

Mit 15 hatte ich mich in meinen Geschichtslehrer verknallt — Geoffrey Mc. Laine. Er war damals in meine Klasse gekommen und seitdem hatte ihm mein Herz gehört.. Groß, sehr groß, breit, dunkle Haare..durchtrainiert. Kein Gramm Fett an seinem Körper. Er stand mitten in meinem Klassenzimmer, etwas zu lange, schwarze Haare, schwarze Lederjacke, schwarze Jeans. Mein Herz hatte mehrere Schläge lang ausgesetzt....

Als er meinen Namen aus dem Klassenbuch vorgelesen hatte, war ich noch immer am Betrachten des schönen Mannsbild, das ich vergaß zu antworten. Er hatte mich dreimal aufrufen müssen und ich war zum Gelächter meiner Schulkameraden geworden. „Hier, Mister Goffy“ hatte ich hastig geantwortet. Meine Freunde hatten noch mehr gelacht.

Wutentbrannt war ich aufgesprungen und hatte mich auf den nächstbesten Mitschüler gestürzt. Der arme Johnny... Es war Geoffrey Mc. Laine gewesen, der mich von Johnny Hilferding heruntergezogen hatte. Johnny war mindestens zwei Köpfe größer und 20 Kilo schwerer als ich gewesen, doch ich hatte ihn unter mir gehabt, hatte auf seinem Brustkorb gesessen und auf ihn eingeschlagen...

Mister Mc. Laine hatte seinen Spitznamen... Bald benutzte jeder Schüler im Internat diesen Namen. Irgendwie hatte der Mann mir dies nie verziehen. Er hatte mich seit dem Tag ständig unter Wind.

Seit dem Tag hatte ich alle meine Bekanntschaften an Mister Goffy gemessen. Niemand war an ihm herangekommen... Und ich hatte nie Sex gehabt...

Ein Punkt, den ich nun nicht mehr ändern konnte...

KONZENTRIE DICH...

Ja richtig, ich war ja am sterben... ob alle Menschen solche Schwierigkeiten damit hatten? Also, mir jedenfalls reichte es. Es stank hier bestialisch, ich wahrscheinlich auch. Die großen Säcke waren, Dank meines Sturzes, gerissen und überall verstreut lagen Essensreste. „Hallo, ich will weg von dieser schmutzigen Gasse!“ rief ich, keine Antwort. Wo blieben denn die dunklen Wesen, die die mich jedes mal bedrängten, ihnen zu folgen, meinen Körper hinter sich zu lassen? Die versuchten, mir meine Lebenselixier auszusaugen? „Hallo ihr Gruseltypen, kommt! Ich habe Bock auf eine gute Prügelei“ schrie ich wieder. Stille...

Heute hatten sie anscheinend Verspätung...Vorsichtig schielte ich durch meine Augenschlitze. Es war auch kein Tier in der Nähe, welches diese Typen hätte von mir fern halten können...

Aber zum aller erst, ich sollte mich vielleicht an meinen Namen erinnern. Wenn ich schon in die ewigen Jagdgründe eingehen würde, und man mich nach meinen Namen fragte, sollte ich den auch nennen können. Also; Ich versuchte meine Gedanken auf das wesentliche zu konzentrieren. „Ich bin 20 Jahre alt. Ledig, Jungfrau, Erbin eines Multivermögens... jedenfalls, bis zu meinen Tod vor... wie viel Zeit war vergangen?“ fragte ich mich laut.. Ich könnte auf meine Uhr schauen, doch dazu müsste ich meine Augen wieder öffnen..ich schüttelte meinen Kopf. Meine überaus teure Armbanduhr war wahrscheinlich kaputt....

„Mein Name ist...“ sagte ich nachdenkend...

2. Kapitel

„Willst du noch länger zwischen den Mülltonnen liegen?“ Die Stimme war dunkel, erotisch und ich hätte sie immer und überall wiedererkannt. „Mary Cooper Clarens. Immer für eine Überraschung gut.“ Jetzt schwang etwas Humor in seiner Stimme.

Ich blinzelte. „Mister Goffy!“ hauchte ich überrascht. Vor mir stand tatsächlich mein Geschichtslehrer Geoffrey Mc. Laine und sah auf mich herab. So wie ich ihn in Erinnerung hatte... groß, breit, durchtrainiert.

Ganz in schwarz gekleidet...

„Hauen sie ab, ich will wenigstens in Ruhe sterben.“ antwortete ich schroff. „Und nein, ich weiß immer noch nicht wann der Krieg im Teutoburger Wald stattfand!“ Die Frage hatte mir damals eine glatte sechs von ihm eingebracht.

Dann schrak ich kurz zusammen. Mister Goffy, ich unterdrückte ein Grinsen, (Er schien es allerdings gesehen zu haben, denn ein Grunzen erklang in meinen Ohren), war gestorben, als ich gerade 17 geworden war. Auf eisglatter Straße war sein Wagen, ein wunderschöner 69. Cadillac, ein Traum von Oldtimer, ins Schleudern geraten und eine Klippe hinunter gestürzt. Was hatte ich damals geheult. Ich glaube drei Tage und drei Nächte.

Ich richtete mich auf meine Ellenbogen auf und versuchte, den Mann vor mir genauer zu betrachten. drei Jahre waren seit unserer letzten Begegnung vergangen und der Typ sah noch immer nicht einen Tag älter aus als 26. „Diesmal hat es anscheinend geklappt und ich bin wirklich tot. Wenn ich jetzt bereits tote Menschen sehen kann..“ Ich vollendete den Satz nicht... Leider auch eine sehr schlechte Angewohnheit meinerseits... “Äh,“ räusperte ich mich dann, als er schwieg. „Sie wissen schon, dass sie tot sind oder? Ich war auf ihrer Beerdigung. Ich müsste es also wissen. “Ich ließ mich wieder rückwärts fallen und schloss wieder meine Augen. „Sie sind tot, ich bin tot...fertig.“ Ich faltete meine Hände über meine Brust. Ich wollte wenigstens würdevoll aussehen, wenn ich starb.

Irgendwann würde jemand kommen, meine Leiche finden und man würde mich schon wegbringen...Ich wollte eine hübsche Leiche abgegeben...

„Steh auf!“ befahl Goffy mir. Ich schüttelte meinen Kopf. Schließlich war ich nicht mehr seine Schülerin. “Nö!“ sagte ich nur. „Du kannst hier nicht liegen bleiben.“ sagte er weiter. „Doch!“ antwortete ich.“Ich bin Tot!“

„Bist du nicht.“ widersprach er mir. „Doch, und sie auch, falls sie es immer noch nicht begriffen haben.“ Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Könnten sie sich durchsichtig machen? Sie stehen mir in der Sonne.“ sagte ich milde.

Ich hob meine Augenlider einen Spalt und sah mit Genugtuung, wie er sich seine dunklen, dichten, etwas zu langen Haare raufte. Ganz so wie früher, wenn er mich nach Geschichtszahlen abgefragt hatte. „Wenn ich bislang gestorben bin, habe ich keine mir bekannten tote Menschen sehen können. Nun sehe ich sie, also bin ich hoffentlich einen Schritt weiter in Richtung ewige Jagdgründe.“ argumentierte ich und schloss wieder meine Augen. Ein leises, genervtes Grunzen war seine Antwort.

Auch das kannte ich zur Genüge. Früher, wenn er mich abgefragt hatte und ich nicht Antworten konnte, (weil ich stundenlang an ihn denken musste, Löcher in die Luft gestarrt hatte, statt Geschichtszahlen zu pauken) hatte ich angefangen zu diskutieren. Nicht, dass ich damit meine Note bei ihm verbessern konnte, nein, aber es gab mir immer Genugtuung zu sehen, wie er sich die Haare raufte.

„Da sitzt eine riesige Ratte, gleich neben dir in der Ecke.“ sagte Geoffrey Mc. Laine jetzt. Ich hörte ein leises Lachen, als ich meinen Kopf etwas drehte und mich vorsichtig umsah. Wenn er jedoch hoffte, mich so vom dreckigen Boden hochzubekommen, so hatte er sich nur getäuscht. Ich schob meine Hand in die Richtung, in der die Ratte saß und schmatzte mit den Lippen. Erstaunt fuhren Geoffreys Augenbrauen in die Höhe, als er sah, wie die Ratte näher kam, schnüffelte und sich dann, wie es aussah, verbeugte. Er schwieg, doch ich fühlte, das er Fragen hatte. Er schwieg jedoch weiter. Dann kam er etwas näher. Die Ratte quietschte und verschwand wieder. Sie blieb hinter einer der Tonnen sitzen.

„Sie ist hungrig und ich liege auf ihrem Mittagessen.“ sagte ich sarkastisch. Ich lag hier lange genug herum um zu wissen, dass ich wieder einmal nicht gestorben war.

Endlich bückte er sich und griff nach meinem Arm. Er zog mich hoch, dann begann er den Schmutz von meinen Jeans abzuklopfen. „Interessant, dass du keine Angst vor den Nagern hast.“ sagte er endlich.

Ich zuckte mit den Schultern. „Als ich 8 Jahre alt war, erwachte ich mal in einen Abwasserrohr. Es war das Jahr, als der riesige Schneesturm tobte. Mein Kopf brummte und ich fühlte mich schwach.“ Ich überlegte. „Das war mein, wenn ich mich nicht verzählt habe, 6. Tot. Es war bitterkalt gewesen. Mutter hatte wohl gehofft, ich würde erfrieren. Ich fror und wünschte, ich hätte etwas zum wärmen. Es kamen so um die 500 Ratten und legten sich auf mich, um mich, unter mich. Sie wärmten mich, bis der Schneesturm draußen aufgehört hatte und ich mich auf den Weg Nachhause machen konnte. Seitdem sind wir befreundet. Kein Nager würde mir etwas antun.“ Wieder schossen Geoffreys Augenbrauen in die Höhe. So als überlegte er ob ich log. Doch er schwieg. Immer noch hielt er mich am Ellenbogen fest. Energisch machte ich mich von ihm los. „So und nun, auf zu meiner Mutter.“ sagte ich..“Die kann sich auf was gefasst machen. Wenn sie glaubt, wieder wenigstens zwei Tage Ruhe vor mir zu haben, täuscht sie sich diesmal!“

Er griff erneut nach meinem Arm, doch ich wich aus. „Das geht nicht.“ widersprach er.

„Und ob das geht.“ sagte ich. „Glauben sie, ich würde sie damit durchkommen lassen?! Mein Vater ist tot! Er starb vor drei Tagen. Er ist noch nicht einmal beerdigt! Und Mutter hat bereits das Testament eröffnen lassen.„ Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und marschierte an Geoffrey vorbei. „Und wollen sie wissen, warum ich heute Vergiftet, erstochen und aus den Fenster geworfen wurde? Weil ich die Erbin bin! Vater hat alles mir hinterlassen und Mutter geht leer aus.“ Ich schniefte wütend. „Wenn ich mich jetzt geschlagen gebe, kommt sie mit allem durch! Dann bekommt sie alles!“ ich schrie, es war mir egal. Mein Vater war tot, der einzige Mann, der mir so etwas ähnliches wie Liebe entgegengebracht hatte.

„Wenn wir „sterben“ können wir nicht zurück zu unserer Familie“ widersprach Geoffrey. „Für sie sind wir tot!“

Wieder schüttete ich meinen Kopf. Meine Haare flogen wild, Dreck spritzte heraus und traf den angewiderten Mister Mc. Laine im Gesicht.

„Und ob ich zurück in das Hotel marschiere! Glauben sie allen Ernstes, ich würde der Frau, die bereits während ihrer Schwangerschaft mit mir, versucht hat mich umzubringen?“ Ich schrie jetzt und merkte erstaunt, das meine Stimme sich überschlug. „Mein Erbe, dass was mir von Vater bleibt, überlassen?“ Dieser dämliche tote Nachtwächter hier brachte mich tatsächlich um meine schwer erkämpfte Selbstbeherrschung..

Wieder dieser erstaunte Blick meines Gegenübers. „Daran erinnerst du dich?“ fragte er leise, so leise, das ich zuerst geglaubt hatte, es geträumt zu haben. Doch dann nickte ich wütend. „Oh Ja!“ sagte ich dann. „An jeden Tod. Jedes mal!“ Ich schlug gereizt nach seiner Hand, die er mir entgegen streckte. „Das ist nicht weiter schlimm, man gewöhnt sich daran!“ sagte ich weiter.

„Ungewöhnlich“ murmelte Geoffrey. Ich ignorierte ihn, so gut ich konnte und zog mir verdorbene Spagetti aus den Haaren. Die Ratte steckte ihren Kopf hinter einer Tonne hervor. Ich warf ihr die Spagetti zu, die sie dankbar davon trug.

„Du solltest mit mir kommen, wir müssen reden. Um deine Mutter kümmern wir uns später.“ sagte Geoffrey. Wieder griff er nach meiner Hand.

„Nein jetzt!“ widersprach ich wütend. „Und sie halten mich nur auf.

Husch ab in ihr Grab.“ Ich schlug ihn kurz gegen die Brust und wunderte mich, dass er heftig gegen die andere Seite der langen Gasse stolperte. Na nu, so stark hatte ich doch gar nicht geschubst. War ich seit meinem letzten Tod noch stärker geworden? Egal, ich zuckte mit den Schultern. Ungläubig starrte mich Geoffrey an. Damit hatte er anscheinend auch nicht gerechnet. „Bleib stehen!“ befahl er mir nach Luft ringend, als ich mich jetzt abwandte und ihn stehen ließ. Ich antwortete nicht. Zu wütend war ich. „Bleib stehen!“ befahl er erneut, diesmal bedeutend herrischer. Ich drehte mich zu ihm um und zeigte ihm meinen Mittelfinger...

Ich marschierte, das kaputte T-Shirt zusammen haltend, aus der dunklen Gasse heraus, um die Ecke ins Hotel. Oh ja, meine liebe Mutter konnte sich warm anziehen...

Mister Mc. Laine, er hatte sich endlich aufgerappelt und seine Hände in seinen Jeanshosen vergraben, eine düstere Miene in Gesicht, folgte mir schweigend.

Der Portier sah mich fragend, sehr angeekelt an. „Kein Wort!“ zischte ich den Mann wütend an, als ich an ihm vorbei zum Fahrstuhl ging. Er hob seine Augenbrauen, und fast, so spürte ich, hätte er den Sicherheitsdienst gerufen. Doch ein strenger Blick aus Geoffreys Mc Laines Augen, und der Portier ließ den Telefonhörer wieder sinken. Geoffrey beeilte sich und kam beim Fahrstuhl an, als sich gerade die Türen hinter mir schlossen, er blieb stehen, ich fuhr in die Höhe. Es erheiterte mich, Mister Mc. Laine – Goffy - musste auf den nächsten Fahrstuhl warten. Zeit, mich meiner Mutter zu stellen. Ihr ungläubiges Gesicht zu sehen, wenn sie feststellen musste, dass ihre ganze Arbeit, sich meiner zu entledigen, wieder mal umsonst gewesen war. Ein Lächeln flog über mein Gesicht.

Bislang hatte es immer ein bis zwei Tage gedauert, bis ich wieder zu mir gekommen war. Diesmal war es anders gewesen. Ich war überhaupt nicht weggetreten gewesen. Es war, als sei ich diesmal die ganze Zeit über wach gewesen.

„Hallo Mutter!“ sagte ich frostig. Ich stand in dem großen Wohnzimmer und sah mit Genugtuung wie meiner Mutter das große Glas Sherry aus der Hand fiel. Sie kniete auf dem Boden und versuchte das Blut, welches ich vergossen hatte als sie mich niedergestochen hatte, wegzuwischen.

„Rate mal, wer wieder unter den Lebenden weilt!“ Meine Mutter fasste sich an die Kehle und versuchte zu antworten, doch es kamen keine Worte aus ihrem Mund. „Du, du, du...“ sagte sie endlich. Sie konnte nur kurz atmen und sprach abgehackt. Sie griff nach der großen Flasche Sherry, die neben ihr auf dem Boden stand und nahm einen großen Schluck direkt aus der Flasche.“Du, du, du bist nicht real, ich halluziniere!“brachte sie endlich heraus. „Du bist tot.“

„Aber Mutter, ich bitte dich.“ sagte ich sanft, gefährlich sanft...Eigentlich sollte sie sich langsam mal daran gewöhnt haben, dachte ich. Schließlich machten wir diese Szene nicht das erste mal durch.

„Du solltest tot sein. Er hat gesagt, wenn du noch einmal stirbst ändert sich alles!“ Mutter flüsterte die Worte. Ich fragte mich, wer was warum gesagt hatte. Was sollte das heißen, mein jetziger Tod würde alles ändern. Ich zeigte auf den großen Blutfleck. „Ich habe eine ziemliche Schweinerei verursacht, was?“ fragte ich sie sarkastisch.“Du weißt doch, Blut geht am besten mit Bleiche raus!“

Mister Mc. Laine erschien jetzt hinter mir. Ich hatte ihn nicht gehört, vielmehr hatte ich ihn gespürt. So wie früher, wenn ich auf dem Schulhof stehend, ihn nahen gespürt hatte. Ich hatte noch so tief in einem Gespräch gewesen sein können, wenn Goffy sich näherte war mir immer eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. So wie jetzt auch. Er blieb hinter mir stehen und sah unverwandt meine Mutter an. Er grüßte nicht, er schwieg. Jetzt legte er eine seiner großen Hände auf meine Schulter, sie war angenehm warm und schwer. Fast glaubte ich mich beschützt. Doch das war ein Trugschluss, ich war noch niemals beschützt worden und schon gar nicht von einem Toten....

Mutter starrte Geoffrey an, ihre Augen weiteten sich. „Sie sind auch tot“ sagte sie tonlos. “Sie sind gestorben, ihr Auto... sie sind über die Klippen..“ Mutter stotterte.

„Was geht hier vor?“ Meine Frage war an Geoffrey gerichtet. Er stand hinter mir und sah auf meine Mutter herab. Sie kniete immer noch auf dem Boden, den Finger auf Geoffrey gerichtet.Von ihr würde ich keine vernünftige Antwort bekommen. „Er war damals hier. Er hat gesagt, du darfst nicht wieder... wieder..“ Mutter stammelte. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihr perfektes Make Up verlief über die Wangen, sie sah aus wie ein Clown. „Woher kennen sie meine Mutter!“ fragte ich ihn, es war keine Frage, mehr ein Vorwurf.

Geoffrey Mc. Laine schwieg und meine Wut steigerte sich. „Hallo? Was ist hier los?!“ fragte ich wütend.

Mein Vater hatte mich, auch wenn er meiner Mutter hörig gewesen war, in einem Augenblick der Klarheit in Sicherheit vor ihr gebracht. Er hatte mich in einem Internat angemeldet und dafür gesorgt, dass ich nur zu Weihnachten nach Hause kommen musste. Zwischen den Tagen hatte er mich oft besucht, heimlich wie ich vermutet hatte. Es war immer schön 15 gewesen, wenn Vater mich abgeholt und mit mir irgendwo hingefahren war. Heimliche Zeit, gestohlene Zeit. Auch war er es gewesen, der mit meinen Lehrern gesprochen hatte, sich um meine Ausbildung gekümmert hatte. Mutter hatte sich nie in meinem Internat blicken lassen.

Woher kannten sich Geoffrey und Mutter also?

„Sagen wir, deine Mutter und ich hatten damals eine kurze interessante Unterhaltung... Ich sagte ihr, was immer sie mit dir anstellt, womit sie dich quält, sie damit aufhören soll!“ Er seufzte schwer. „Zwei Tage später versagten die Bremsen an meinem Wagen, Interessant nicht wahr?“ sagte Geoffrey eisig. Dann wandte er sich wieder an meine Mutter.

„Ich hatte sie gewarnt!“ sagte Geoffrey jetzt leise. Sehr leise. Mutter hob ihren Kopf und schüttelte ihn dann. „Sie sind tot! Sie können nicht hier sein, ich bilde mir alles nur ein!“ sagte sie zittrig.

„Warum? Ich habe sie damals gewarnt, Mrs. Clarens. Mary steht unter meinem Schutz.“ sagte er. „Mary ist ein besonderer Mensch.“ Wieder seufzte er kurz. Mein Kopf zuckte hoch.Ach ja? Das war ja interessant, seit wann dachte er denn so von mir?

„Und, und ich sagte ihnen bereits damals, Mary ist nicht ganz richtig.. sie fantasiert um Aufmerksamkeit zu erregen... sie erfindet Geschichten, abenteuerliche Märchen...“ meine Mutter zitterte am ganzen Körper.

Es war mir plötzlich egal.

Es war mir vollkommen egal, was Mutter und er sich zu sagen hatten.

Ich stand hier, vor dem toten Geoffrey, neben meiner Mutter. Beide sprachen so, als sei ich nicht im Raum, oder erst 5 Jahre alt.

Ich räusperte mich energisch. „Hör zu, Muuutter“ das letzte Wort zog ich sarkastisch in die Länge. „Seit ich denken kann, hast du versucht, mich umzubringen!“ Es tat gut, es endlich auszusprechen. Die vielen Jahre, die ganzen Jahre, die ich es verheimlicht hatte. Ich hatte mich geschämt. Hatte stets mir die Schuld gegeben, Schuld daran, nie geliebt worden zu sein. Ein lästiges Insekt dass man umbringen musste, dass es nicht wert gewesen war die selbe Luft zu atmen...

Warum, so fragte ich mich, hatte ich mich nie jemanden anvertraut?

Ich zögerte... einmal, einmal hatte ich es versucht. Ich war damals 16 Jahre alt gewesen und das erste mal betrunken. Susan, die ich damals im Internat kennengelernt hatte, hatte ihren 18.Geburtstag gefeiert.

Unerlaubterweise hatte jemand Alkohol mitgebracht. Nun, es war hoch hergegangen, bis uns die Lehrer auffliegen ließen. Ich war angetrunken gewesen und torkelte über den Campus auf mein Zimmer zu, als mich... verdammt. Ausgerechnet Mister Mc. Laine hatte mich gefunden und in mein Zimmer gebracht. Ich hatte damals, in der einzigen Nacht, mich geöffnet. Ich hatte mich über die Kloschüssel gebeugt, gekotzt und geweint. Hatte mich über meine Mutter beschwert. Geoffrey hatte die ganze Zeit meine langen Haare gehalten und mir schweigend zugehört.

Nicht einmal hatte er mich unterbrochen. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, ich würde lügen... Trotzdem hatte er hinter mir gehockt, ich die Kloschüssel zwischen den Beinen, hatte meine Haare gehalten und mir zugehört.. Reden, kotzen, reden kotzen., die halbe Nacht...

Es war extrem peinlich gewesen, ausgerechnet der Mann, den ich so sehr liebte,hatte mich so erleben müssen.....Damals hatte ich gehofft, er würde meine Geschichten dem Alkohol zuschreiben. Jedenfalls, als er mich nach der nächsten Geschichtsstunde wiedermal zurückhielt, entschuldigte ich mich bei ihm und schob meine Geschichten darauf zurück. Sein Blick, den er damals zuwarf, werde ich wohl nie vergessen.

„Mary!“ Geoffreys Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. Ja richtig, ich hatte doch gerade etwas gesagt. Wieder sah ich zu meiner Mutter. „Also, Ich werde nicht sterben, egal wie oft du es noch versuchst!“ meine Stimme überschlug sich. „Ich werde immer und immer und immer wieder aufwachen! Du kannst es noch so oft versuchen!“ Ich schrie sie an, meine Stimme überschlug sich. „Und Vater hat mir das Vermögen vermacht. In all den Jahren, in der Zeit da er dir hörig gewesen war, hatte er wenigstens so viel klaren Verstand besessen, mich in Sicherheit zu bringen vor dir! Jetzt bin ich alt genug, um mich zu wehren! Das Vermögen gehört mir, Mutter. Alles, das Geld, die Häuser und alles andere! Verschwinde, ich gebe dir einen Tag um deine Sachen zu packen und zu verschwinden!“ Jetzt schrie ich fast hysterisch., meine Stimme klang selbst in meinen Ohren schrill. Besänftigend spürte ich den Druck von Geoffreys Hand auf meiner Schulter. Er legte mir einen Finger auf die Lippen und augenblicklich schwieg ich. Erschöpft, müde.

„Sie sagten, wenn sie noch einmal stirbt, wird alles anders. Ich dachte, wenn sie jetzt stirbt, ist es endlich zu ende! Sie ist nicht normal! Sie ist der Teufel! Nur der Teufel erwacht immer wieder!“ Mutter saß immer noch auf dem Boden und wies mit zittriger Hand auf mich. „Sie kann nicht erben! Teufel erben nicht! Sie sagten damals...“

„Ihr kennt euch wirklich!?“ fragte ich überrascht. „Warum, wieso, weshalb?“ meine Stimme überschlug sich. Es war mir egal, das ich meine Mutter unterbrach. Mein Blick durchbohrte Geoffrey. Woher kannten sie sich? Mir war nicht bekannt gewesen, dass Mutter sich auch nur in die Nähe meines Internats gewagt hatte. Woher also kannten sich die Beiden?

„Später!“ raunte Geoffrey mir zu. Ich war wütend, wütend, müde, erschöpft. Heftig schüttelte ich seine Hand ab und trat vor meine Mutter.

Sie sah jämmerlich klein und ängstlich aus. „Du hast mich geboren, sag du mir wer mein Vater ist!“ sagte ich. Mutter schwieg. Ihre Augen waren auf Geoffrey geheftet.

„Ich sagte ihnen damals, sie sollten ihre Tochter in Ruhe lassen. Sie dürften sie nicht noch einmal quälen!“ Seine Stimme war hart, fast schneidend. „Sie haben Mary gehört. Ihre Zeit läuft. Verschwinden sie und lassen sie sich in Marys Leben nie wieder blicken!“ sagte er. Mutter sah ihn verwirrt an. Er gebot ihr Schweigen, als sie etwas erwidern wollte. „Ich werde Mary mitnehmen! Sie ist bei ihnen in Gefahr!“ Er nahm meinen Arm und zog, zerrte mich aus dem Hotelzimmer. Ich wehrte mich, Ich stemmte mich gegen seinen Arm, doch er war unnatürlich stark. Selbst für meine Verhältnisse..Ohne auf meine Gegenwehr zu achten, zog er mich über den Flur zu einen der Fahrstühle. „Hör auf dich zu wehren. Ich will...“ er räusperte sich. „Ich wurde geschickt, dir zu helfen.“ verbesserte er sich. „Ich könnte dafür sorgen, dass du augenblicklich einschläfst, aber es wäre nett, dich nicht durch das Hotel tragen zu müssen.“ Hauchte er mir ins Ohr , augenblicklich erlahmte mein Widerstand... Sein Blick glitt über meine Figur. Ich war etwas rundlich, das wusste ich. Ich hatte keine Modellfigur. Vielmehr war ich etwas zu klein und hatte einen wohl gerundeten Busen. Meine kastanienbraune, dunkel rote lange Mähne war zu wild und lockig, als dass sie sich bändigen ließ.

Auch jetzt hatte ich sie mit einen losen Band nach hinten gebunden.

Er hielt mich also für fett, wahrscheinlich sogar hässlich, beleidigt schwieg ich und unterließ meine Gegenwehr. Fast zutraulich, wie ein Kind, nahm ich seine dargebotene Hand und folgte ihm zum Wagen.

3. Kapitel

„Versuch etwas zu schlafen“ Geoffrey sah zu mir herüber. „Wiedererweckt zu werden kostet Kraft und du warst diesmal die gesamte Zeit bei Bewusstsein“ Er zögerte, es schien ihn zu überraschen. Er hatte wohl gemerkt dass mir immer wieder die Augen zufielen. Wir saßen seit einer geschätzten Ewigkeit in einem kleinen alten Geländewagen und fuhren, fuhren, fuhren. Es war das erste mal, dass er mich ansprach. Jedes mal wenn ich versucht hatte, ihm eine Frage zu stellen, hatte er nach seinem Handy gegriffen und telefoniert. Das letzte Gespräch dass er geführt hatte, war wohl mit einem Anwalt gewesen. Jedenfalls fiel mein Name, der meiner Mutter und einige andere Dinge, die mein Erbe betrafen.

„Wohin fahren wir?“ fragte ich nervös. Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, mich umzuziehen, oder mir einige Sachen einzupacken. Er hatte mich einfach aus dem Hotel gezerrt, in sein Auto und war losgefahren.

„In ein sicheres Haus.“ war seine Antwort. Wieder klingelte das Telefon.

Ich seufzte.

„Du bist gestorben... wieder einmal.“ sagte Geoffrey, zögernd, fast ungläubig. „All die Jahre die wir uns kennen, und ich glaubte...“ sagte er leise. Es war wohl nicht für mich gedacht gewesen...

Er sah auf sein Telefon und drückte den Anruf weg. „Normalerweise ruht sich dein Körper nach jedem Tod mindestens zwei Tage aus. Doch diesmal...“ Er schwieg einen Moment. „Diesmal war ich sofort wieder wach.“ vollendete ich seinen Satz. Er nickte. „Und das ist anormal.“ Er versuchte ein Lächeln, doch ich spürte noch mehr. Unausgesprochene Worte, Fragen denen er auf den Grund gehen wollte. „Schlaf, dein Körper braucht Ruhe.“ es war keine Bitte, es war ein Befehl. Meine umhin müde Augen fielen zu und ich dämmerte ein. „Sie ist tatsächlich eine Wiedererweckte. Und ich habe es die ganzen Jahre nicht gespürt, nicht geglaubt.“ Hörte ich ihn wie aus weiter Ferne. „Verdammt, ich schätze da kommt eine ganze Menge Ärger auf mich zu.“

Wieder klingelte das Telefon, im Halbschlaf versuchte ich den Worten zu folgen. Geoffrey schien zu glauben, dass ich schlief, denn ein kurzer Blick und er antwortete dem Anrufer. „Nein, ich musste unsere Pläne ändern. Ich kam am Hotel an und was sah ich? Ich sah wie die Zielperson aus einem der oberen Fenster geworfen wurde!“ Ein Schweigen, der Anrufer schien etwas zu sagen. „Nein, als ich in die Gasse kam um die Zielperson zu bergen und wegzubringen, da war sie wach!“ Geoffreys Stimme war wütend, ich konnte die Wut hören, auch wenn er sich bemühte, leise zu reden. „Nein, weder ohnmächtig, noch tot.“ sagte er weiter. „Sie lag in der Gasse und redete wie immer wie ein Wasserfall! Redete und redete!“ Wieder sprach der Anrufer, Mister Mc. Laine schwieg.

Er war wütend, dass ich überlebt hatte? Er war darüber sauer, dass ich wach gewesen war? Ich wollte mich gerade hochrappeln, als Geoffrey weiter sprach. „Ja, ich weiß, sie hätte diesmal wirklich tot sein müssen.

Aber jetzt sitzt sie neben mir und schläft.“ Als müsste er sich von seinen eigenen Worten überzeugen, beugte er sich zu mir. Der Wagen fuhr ziemlich schnell, ich fragte mich, wie er es bewerkstelligte, zu telefonieren, zu fahren und sich zu mir zu beugen. „Sie sagte mir, sie sei bereits 12x gestorben. Das müssen wir nachverfolgen. Das kann nicht wahr sein. Noch nie ist jemand so oft gestorben!“