Celines Weg ins Leben - Toni Waidacher - E-Book

Celines Weg ins Leben E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. »Da kommt ja unsere neue Praktikantin«, freute sich Irma Reisinger, die Herrin über die Küche im Hotel ›Zum Löwen‹. »Das ist aber ein fesches Madel.« Sie und ihr Gatte Sepp standen am Fenster in der Küche des Hotels und beobachteten die zweiundzwanzigjährige Celine Fiedler, wie sie aus ihrem Kombi stieg und aus dem Kofferraum eine prallgefüllte Reisetasche hob. »Sakra, Sakra«, murmelte Sepp beeindruckt, »die ist in der Tat ausgesprochen hübsch.« Für diese Schwärmerei erntete von seiner Gattin einen schrägen und zugleich strafenden Blick. »Die wird den Burschen hier im Ort ganz schön den Kopf verdrehen.« Er grinste schelmisch. »Das könnt' sogar den Bierumsatz steigern.« »Komm', gehen wir hinaus und begrüßen wir das Madel«, sagte Irma, drehte sich um und ging zur Tür. Sepp folgte ihr. Auf dem Korridor kam ihnen Susanne, ihre älteste Tochter, entgegen. »Die Neue ist da«, sagte Irma. »Kannst gleich mit hinausgehen und sie begrüßen.« Da betrat Celine auch schon das Hotel. »Hallo«, grüßte sie.

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Der Bergpfarrer Extra – 3 –

Celines Weg ins Leben

Es ist alles nicht so einfach, wie es scheint!

Toni Waidacher

»Da kommt ja unsere neue Praktikantin«, freute sich Irma Reisinger, die Herrin über die Küche im Hotel ›Zum Löwen‹. »Das ist aber ein fesches Madel.«

Sie und ihr Gatte Sepp standen am Fenster in der Küche des Hotels und beobachteten die zweiundzwanzigjährige Celine Fiedler, wie sie aus ihrem Kombi stieg und aus dem Kofferraum eine prallgefüllte Reisetasche hob.

»Sakra, Sakra«, murmelte Sepp beeindruckt, »die ist in der Tat ausgesprochen hübsch.« Für diese Schwärmerei erntete von seiner Gattin einen schrägen und zugleich strafenden Blick. »Die wird den Burschen hier im Ort ganz schön den Kopf verdrehen.« Er grinste schelmisch. »Das könnt’ sogar den Bierumsatz steigern.«

»Komm’, gehen wir hinaus und begrüßen wir das Madel«, sagte Irma, drehte sich um und ging zur Tür.

Sepp folgte ihr. Auf dem Korridor kam ihnen Susanne, ihre älteste Tochter, entgegen.

»Die Neue ist da«, sagte Irma. »Kannst gleich mit hinausgehen und sie begrüßen.«

Da betrat Celine auch schon das Hotel. »Hallo«, grüßte sie. »Mein Name ist Celine Fiedler und ich will hier eine Praktikumsstelle antreten. Sind Sie die Familie Reisinger?«

»Drei Fünftel der Familie«, erwiderte Sepp. »Meine beiden anderen Töchter sind irgendwo im Haus unterwegs. Aber die wirst du auch noch kennenlernen. Also, ich bin der Sepp.« Er wies mit einer knappen Handbewegung auf seine Gattin. »Das ist die Irma, meine Frau. Da du hauptsächlich in der Küche eingesetzt wirst, Madel, wirst du zu neunzig Prozent mit ihr zu tun haben. Und das ist Susanne, unsere älteste Tochter. Sie macht während der Saison die Rezeption und den Schreibkram.«

Irma trat vor und reichte Celine die Hand. »Grüaß di, Celine. Wir haben alles vorbereitet. Du kannst nachher gleich dein Zimmer beziehen und dich ein bissel frisch machen. Hinterher werd’ ich dir das Haus zeigen. Im Moment ist ja fast nix los. Du hast also viel Zeit, dich einzugewöhnen. Wenn ab Mai dann die Gäste kommen, wird sich das ändern. Dann geht’s an manchen Tagen hoch her!«

»Ich freu’ mich schon auf die Arbeit hier«, erklärte Celine. »Ihr Hotel hat einen erstklassigen Ruf, Ihre Küche ist weit über die Grenzen des Wachnertals hinaus bekannt. Ich denk’, ich werd’ bei Ihnen alles lernen, was ich brauch’, um bald das Restaurant von meinen Eltern übernehmen zu können.«

»Vorweg möcht’ ich gleich mal eines klarstellen, Madel«, versetzte Irma. »Wir sagen hier net Sie zueinander. Das ist ein Familienbetrieb, und es geht familiär bei uns zu. Also ich bin die Irma, das ist der Sepp und das ist die Susi. Ich hoff’, du bist damit einverstanden.«

»Natürlich. Vielen Dank. Das ist mir auch viel lieber, als das unpersönliche Sie.« Der Anflug eines Lächelns huschte über Celines gleichmäßige Züge, sie wandte sich Susi zu, hielt ihr die Hand hin und sagte: »Servus, Susi. Wir beide werden zwar net allzu viel miteinander zu tun kriegen, wenn ich in der Küche arbeit’ und du mehr administrativ tätig bist, dennoch kann ich mir vorstellen, dass wir recht gut harmonieren.«

Tatsächlich war Celine die älteste Haustochter ausgesprochen sympathisch. Das galt natürlich auch für Irma und Sepp, altersmäßig aber fühlte sie sich mehr zu Susi hingezogen. Umgekehrt war es genauso. Sowohl das Hotelierehepaar als auch ihre Tochter hatten Celine auf Anhieb in ihr Herz geschlossen.

»Das denk’ ich doch«, lächelte Susi. »Du wirst auch mit der Mama und dem Papa kein Problem haben, ebenso wenig mit der Heidi und der Gitti.«

Auf der Treppe waren Schritte zu hören und Susi drehte sich halb herum. »Da ist ja die Gitti schon«, sagte sie.

Celine schaute ebenfalls zur Treppe und sah die jüngste der Haustöchter nach unten eilen. Lächelnd kam Gitti heran und streckte Celine die Hand hin. »Grüaß di, Celine, willkommen im Hotel ›Zum Löwen‹.«

Celine schüttelte ihre Hand. »Danke. Ihr seid alle so nett.«

»Du wirst in St. Johann nur nette Leut’ treffen«, erwiderte Gitti. »Allerdings gilt auch bei uns: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Du weißt sicher, was ich mein’. Aber ich denk’, deswegen brachen wir uns keine Gedanken machen. Du schaust recht umgänglich aus, und wir sind auch ziemlich unkompliziert.«

»Den Eindruck hab’ ich schon im ersten Moment gewonnen«, antwortete Celine. Sie fühlte sich tatsächlich von der ersten Sekunde an wohl und gut aufgehoben hier.

»Zeigst du der Celine das Zimmer, Susi?«, fragte Irma.

»Natürlich.« Susi holte einen Schlüssel aus der Rezeption. »Soll ich dir mit der Tasche helfen?«

»Nein, danke. Es geht schon.« Celine hob die Reisetasche auf, die sie abgestellt hatte, und folgte Susi zur Treppe.

»Vielleicht kannst in einer halben Stund’ etwa runterkommen, Celine«, rief Irma hinterher. »Dann zeig’ ich dir alles.«

»Das werd’ ich sicher schaffen. Ich war ja nur etwas über eine Stunde von Innsbruck herauf unterwegs. Da muss ich mich net groß frisch machen. Ich räum’ meine Tasche aus, und dann komm’ ich runter. Eine Frage hab’ ich noch. Ich hab’ meine Langlaufski mitgebracht. Sie liegen draußen im Auto. Kann ich sie hier im Haus irgendwo abstellen? Im Keller vielleicht.«

»Natürlich«, sagte Sepp. »Die Ski holen wir nachher herein. Jetzt geh’ erst mal auf dein Zimmer und pack’ deine Sachen aus.«

»Okay. Bis dann!« Celine folgte Susi die Treppe zum Obergeschoss empor.

Gitti verschwand in der Gaststube, Irma kehrte in die Küche zurück. Es war kurz vor elf Uhr und einige Mittagessengäste hatten sich angesagt. Der Hotelbetrieb lief auf Sparflamme, denn es war März, und im Winter bot das Wachnertal den Touristen so gut wie nichts. Es gab keine Pisten und Lifte. Dass das Wachnertal in eine Wintersporthochburg verwandelt wurde, hatte vor langer Zeit schon Pfarrer Trenker verhindert. Weitere Versuche, es dennoch dem Wintersport zu erschließen, waren erst gar nicht mehr unternommen worden. Ab und zu kamen vereinzelte Skitourengeher oder Skilangläufer in eine der drei Gemeinden, aber die taten der Natur nicht weh und waren willkommen.

Sepp kam ebenfalls in die Küche. »Was sagst zu dem Madel?«, fragte er. »Ich glaub’, es war kein Fehler, ihr die Praktikantenstelle zu geben. Die Celine scheint mir ein offenes, ehrliches Wesen zu besitzen.«

»Ja, man muss sie mögen«, erwiderte Irma. »Irgendwie aber hab’ ich mich des Eindrucks net erwehren können, dass das Madel ein bissel traurig ist.«

»Meinst du? Mir ist nix aufgefallen.«

»Du bist ja auch bei Weitem net so einfühlsam wie ich. Empathie nennt man das, Sepp. Hast du das Wort schon einmal gehört? Ein empathischer Mensch kann sich in einen anderen einfühlen. Ich bin ein solcher Mensch. Drum ist mir aufgefallen, dass das Madel irgendwas bedrückt.«

Sepp zuckte mit den Achseln. »Mag schon sein. Jeder von uns hat irgendein Packerl mit sich herumzuschleppen. Warum net auch das Madel. Aber nachdem du so einfühlsam bist, wirst du sicher auch sehr bald wissen, was der Celine zu schaffen macht. Und dann kannst du ja versuchen, ihr Mut zu machen und ihr zu helfen, die Schwermut abzuschütteln.«

»Spott’ du nur, Sepp. Empathie ist eine Gabe, über die net jeder verfügt. Das kann man auch net lernen. Man hat’s, oder man hat’s net. Ich …«, Irma legte die Hand an ihr Herz, »… hab’s. Du …«, jetzt stach ihr Zeigefinger auf Sepp zu, »… hast es net. Drum ist dir auch net aufgefallen, dass das Madel ein bissel traurig schaut.«

»Ja, ja, ist schon gut, Irma. Du hast halt ein großes Herz, Irma. Da kann ich net mithalten.«

»Aber geh’, Sepp, jetzt spiel’ doch net den Beleidigten. Das war doch net ernst gemeint. Ich weiß doch, dass du der gutmütigste und großherzigste Mensch aller Zeiten bist. Und das bissel Einfühlungsvermögen, das dir fehlt, machst du doch damit wett.«

»Jetzt nimmst mich auf den Arm, gell?«

»Das würd’ mir net im Traum einfallen«, lächelte Irma spitzbübisch und hauchte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. »Jetzt muss ich aber zusehen, dass ich alles vorbereit’. In einer halben Stund’ kommen der Birkmüller-Karl und seine Familie zum Essen. Der Karl feiert seinen fünfzigsten Geburtstag.«

»Dann wird er endlich so alt, wie er ausschaut«, brummte Sepp.

»Sehr einfühlsam«, lächelte Irma und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

*

Zwei Tage waren vergangen. Irma und Celine werkelten in der Küche des Hotels. Jetzt, am frühen Nachmittag, war die Küche wieder blitzblank und Irma sagte: »So, Madel, jetzt haben wir uns ein Tasserl Kaffee verdient. Sei so gut, und deck’ für uns im Aufenthaltsraum den Tisch. Ich brüh’ derweil den Kaffee auf.«

»Ja, ein Tasserl Kaffee wär’ jetzt gut«, bemerkte Celine. »Wir können ihn aber auch aus dem Automaten …«

»Wir trinken einen anständig gefilterten Kaffee, Madel. Der Kaffee aus dem Automaten ist zwar auch net schlecht, aber wenn ich die Zeit hab’, dann brüh’ ich den Kaffee selber auf. Gegen den selbst gebrühten kommt der Automatenkaffee net an.«

»Das stimmt. Ich hab’ nur gedacht, dass du dir die Arbeit sparen könntest.«

»Das ist doch keine Arbeit, Madel.«

Celine lächelte. »Dann deck’ ich mal.« Sie sagte es und verließ die Küche. Gleich darauf konnte Irma das Klappern von Porzellan vernehmen.

Als sie wenig später mit der Kanne voll Kaffee in den Aufenthaltsraum kam, stand Celine am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus in den leeren Biergarten, in dem während der Saison unter den alten Kastanienbäumen Tische und Stühle für Touristen und einheimische Gäste standen.

Irma stellte die Kanne auf den Tisch. Celine hatte sich zu ihr herumgedreht. Sie schien gedanklich aus weiter Ferne zurückzukehren. Langsam kam sie zum Tisch.

Irma schenkte schon die Tassen voll. »Setz dich, Madel. Jetzt machen wir es uns bequem.« Als sie saßen, forschte sie eine ganze Weile in Celines hübschem Gesicht. »Was ist denn los mit dir, Celine?«, fragte sie dann.

»Ich weiß net, was du meinst«, versetzte Celine, ohne Irma anzusehen.

»Erzähl’ mir nix«, sagte die erfahrene Frau. »Dich bedrückt was. Du bist manchmal mit deinen Gedanken ganz woanders.«

Celine ließ den Kopf hängen. Eine Weile schien sie sich nicht entschließen zu können, Irma zu erzählen, was ihr auf der Seele lag. Schließlich aber seufzte sie und murmelte: »Ich bin so gut wie verlobt. Er heißt Florian Weißgerber und ist siebenundzwanzig Jahr’ alt.«

»Das belastet dich?«, fragte Irma ziemlich ratlos.

»Ja. Wir sind seit zwei Jahren zusammen. Aber im Lauf der Zeit hab’ ich feststellen müssen, dass ich den Flori zwar sehr gern mag und er mir ausgesprochen sympathisch ist, dass ich ihn aber net so lieb hab’, wie’s notwendig wär, um mit ihm auf Dauer glücklich zu werden.«

»Puh«, machte Irma, »das ist natürlich ein Problem. Auf der einen Seite, Madel. Auf der anderen ist’s aber auch keins. Schenk’ dem Burschen einfach reinen Wein ein, trenn’ dich von ihm und such dir den Richtigen.«

»Das ist net so einfach«, seufzte Celine. »Der Flori ist gelernter Restaurantfachmann und meinen Eltern gerade recht gekommen. Er ist gewissermaßen ihr Wunschkandidat als Schwiegersohn. Wenn ich denen sag’, dass ich mich vom Flori trenn’, fallen die aus allen Wolken.«

»Aber es geht doch um dein Glück, Madel, und net um das, was deine Eltern wollen.«

»Ich weiß, und ich denk’ mir, notgedrungen würden sie’s auch respektieren. Dennoch wären s’ sicherlich enttäuscht, und darum sträubt sich alles in mir, ihnen die Wahrheit zu gestehen.«

»Du musst in Herzensangelegenheiten in erster Linie auf dich selber schauen, Madel«, erklärte Irma. »Denn es ist dein Leben! Deine Eltern wollen doch gewiss net, dass du unglücklich wirst, oder dass deine Ehe früher oder später in die Brüche geht. Du musst Nägel mit Köpfen machen. Und wenn du irgendwann in nächster Zeit an einem deiner freien Tage heimfährst, dann musst du mit ihnen und auch mit dem Flori Tacheles reden.«

»Mir tut der Flori ja auch leid«, sagte Celine mit dünner Stimme. »Er liebt mich wirklich und würd’ mir glatt die Sterne vom Himmel holen. Leider ist dieser Funke auf mich net übergesprungen.«

»Liebe kann man net erzwingen«, philosophierte Irma. »Mach’ dich frei, Madel, dann kannst du der Zukunft ohne Scheu entgegensehen. Irgendwann kommt der Richtige, und wenn deine Eltern merken, dass du mit ihm glücklich bist, wird er ihnen auch willkommen sein.«

»Ich werd’ wohl irgendwann reinen Tisch machen müssen«, murmelte Celine. »Alles andere wär’ net fair.«

»Das seh’ ich auch so«, pflichtete Irma bei.

Sie tranken ihren Kaffee und sprachen über Belangloses.

Spät am Abend, als Irma und Sepp wieder in ihrer Wohnung waren, erzählte Irma ihm von Celines Problemen. »Ich hab’ der Celine geraten, die Beziehung mit dem Florian Weißgerber zu beenden. So etwas kann man ja im Guten erledigen. Ihre Eltern werden schließlich auch einsehen, dass sie an der Seite eine Mannes, den sie net liebt, auf die Dauer zugrunde gehen würd’.«

»Tja«, machte Sepp, »das mit der Liebe ist halt so eine Sach’. Da kann man nix übers Knie brechen. Du hast dem Madel gut geraten, Irma. Im Übrigen aber ist’s net unsere Angelegenheit, und drum ist’s besser, wenn wir uns raushalten. Wir haben uns net ins Privatleben unserer Angestellten einzumischen.«

»Du hast ja recht, Sepp. Aber ich mag das Madel, und in einem Rat seh’ ich keine Einmischung in ihr Privatleben.«

»Du weißt schon, wie ich’s gemeint hab’«, erwiderte Sepp. »Gegen einen Ratschlag ist sicher nix einzuwenden.«

*

Endlich fand Sebastian die Zeit, mit dem Bundscherer-Xaver zu reden. Max hatte ihm berichtet, dass der Xaver ziemlich wütend auf ihn wäre, weil er gegen den Bau einer Biogasanlage plädiert und sogar Bürgermeister Bruckner auf seine Seite gezogen hatte. Nun drohte die Biogas-Firma, das Vorhaben aufzugeben. Damit wäre der Verkauf des Bundschererhofs an die Gesellschaft gescheitert und Xavers Pläne, sich und seine Frau Maria ins Betreute Wohnen einzukaufen, auch.

Sebastian verabschiedete sich von seiner Haushälterin: »Ich hab’ mir den Nachmittag freigehalten, um mit dem Bundscherer-Xaver zu reden. Sollt’ jemand anrufen, bitten S’ ihn, es noch einmal später zu versuchen. Sollt’s was Wichtiges sein, geben S’ dem Anrufer meine Handynummer.«

Sophie versprach es und wünschte dem Pfarrer eine glückliche Hand im Umgang mit dem verbitterten Xaver.

Sebastian zog sich warm an und nahm die Handschuhe, dann verließ er das Haus. Er hatte sich entschlossen, den Weg zum Bundschererhof zu Fuß zurückzulegen. Er, der passionierte Wanderer und Bergsteiger, nahm jede Gelegenheit wahr, das Auto in der Garage stehen zu lassen.