Chancen(un)gleichheit in der Schule - Cemil Sahinöz - E-Book

Chancen(un)gleichheit in der Schule E-Book

Cemil Sahinöz

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Chancen(un)gleichheit ist seit Jahren ein wichtiges Thema in Deutschland. Es geht dabei um Gerechtigkeit in allen Bereichen des Lebens. Gerade in den Bildungsinstitutionen, in denen die Weichen des Lebens gelegt werden, ist dies eine Voraussetzung, damit Integration gelingen kann. Die vorliegende Arbeit soll dabei einen Einblick verleihen. So ist dies eine quantitative empirische Forschung über den Tatbestand in den Schulen einer mittelgroßen Stadt für die Jahre zwischen 1999 und 2010. Primär geht es hierbei um die Zuweisung der Migranten in die Primarstufe, Sekundarstufe I und in die Auffang-/Förderklassen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 63

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

1.0 Einführung

2.0 Vergleich ausgewählter Staaten

3.0 Statistiken

3.1 NRW

3.2 Die Stadt

4.0 Zuweisung von Ausländern und Aussiedlern in die Primarstufe, Sekundarstufe I und Förderklasse von 1999 bis 2010

4.1 Primarbereich

4.2 Sekundarbereich I

4.3 Auffang-/Förderklassen

5.0 Soziale und ethnische Herkunft und ihr Einfluss auf Schulleistungen und Bildungschancen

6.0 Paradigmenwechsel

7.0 Fazit

8.0 Literatur

9.0 Anhang

9.1 Abbildungsverzeichnis

1.0 Einführung

Seiteneinsteiger/innen sind schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die im Laufe eines Schuljahres aus ihren Heimatländern kommen und ohne Kenntnisse der deutschen Sprache in das Schulsystem einsteigen. Oft sind dies ältere Kinder oder Jugendliche, die aufgrund verschiedener Motive mit ihren Eltern aus ihren Heimatländern nach Deutschland ausgesiedelt sind. Diese Gruppe von Menschen ist bildungsspezifisch sehr heterogen verteilt. Unter ihnen sind sowohl Analphabeten als auch sehr begabte Schüler/innen. So tritt bei vielen das Problem auf, dass sie zwar ein gutes Bildungsniveau haben, aber aufgrund ihrer mangelnden Deutschkenntnisse auf einem unteren Niveau eingestuft werden, sprich entweder auf die Förderklasse oder auf die Hauptschule verwiesen werden.

Wie die PISA-Studien deutlich gezeigt haben, ist die deutsche Sprache der Schlüssel zum Erfolg im deutschen Bildungssystem, ja sogar um erfolgreich in der Gesellschaft integriert zu sein (ein sehr guter Matherechner, der kein Deutsch spricht, kann in Mathe eine schlechte Note haben, da die Fragestellungen, die auf deutsch sind, nicht verstanden werden). Das heißt, schlechte Deutschkenntnisse führen zu schlechtem oder keinem Schulerfolg, dies wiederum zu keiner beruflichen Chance, und letztendlich zu keiner Chance für sozialen Aufstieg und zur gesellschaftlichen Integration.

Die vorliegende Arbeit hat nicht den Anspruch, zu erklären, wie Seiteneinsteiger/innen (speziell Ausländer und Aussiedler) besser in die Schule integriert werden sollten oder könnten. Diese Frage nach dem „Wie?“ würde den Rahmen dieser kurzen Arbeit sprengen. Vielmehr wird eine quantitative empirische Forschung über den Tatbestand in den Schulen einer mittelgroßen Stadt, im Folgenden einfach nur als “Die Stadt“ bezeichnet, für die Jahre zwischen 1999 und 2010 gemacht, um zu zeigen, in welcher Weise die Zuweisung der Migranten in die Primarstufe, Sekundarstufe I und in die Auffang-/Förderklassen erfolgt. Es soll also eine beschreibende und analysierende Funktion haben. Der Name der Stadt wird aus ethischen Gründen nicht genannt.

Zunächst werden im nächsten Kapitel die Schulformen einiger Länder verglichen. Im darauf folgenden Kapitel gibt es Statistiken zu Nordrhein-Westfalen und der analysierten Stadt. Danach wird in Kapitel 4 die Zuweisungen von Ausländern und Aussiedlern behandelt. Die Ergebnisse werden aufgeteilt in drei verschiedene Kapitel: Primarbereich, Sekundarbereich I, Förderklassen. Im Anschluss geht es in Kapitel 5 um verschiedene Einflüsse auf die Schulleistungen und Bildungschancen. Kapitel 6 widmet sich dem Problem der Integration und einem Lösungsvorschlag in Form eines Paradigmenwechsels. Als letztes folgt ein kurzes Fazit.

2.0 Vergleich ausgewählter Staaten

In diesem Kapitel geht es um den Vergleich einiger ausgewählter Staaten. Diese sind Kanada, England, Finnland, Frankreich und Deutschland. Die Länder wurden nicht nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Es werden wesentliche Informationen zur Organisation der jeweiligen Schulsysteme gegeben1. Somit können wir uns ein Bild der einzelnen Schulsysteme und der jeweiligen Organisation von Schule und Unterricht machen.

Kanada

In Kanada gibt es 13 verschiedene Provinzen. Die Provinzen haben unterschiedlich organisierte Schulsysteme. Das Schulsystem allgemein hat eine sehr föderale Struktur. Unterrichtspflicht ist vom 6. bis 16. Lebensjahr (in New Brunswick bis zum 18. Lebensjahr). Die Vorschule ist nicht Pflicht. Aber 91% aller Fünfjährigen besuchen eine Vorschule. In einigen Provinzen besteht die Möglichkeit, mit vier Jahren einen Kindergarten zu besuchen. Die Quote hierfür liegt bei unter 50%. In Ontario können Kinder mit besonderem Förderbedarf schon mit zweieinhalb Jahren eine spezielle Vorschule besuchen. Der Anteil der Privatschüler beträgt 5,2%, davon sind 2% staatlich abhängig und 3,2% unabhängig. Also relativ wenige Schüler besuchen eine Privatschule.

Das Schulsystem in Kanada können wir vergleichen mit einem Gesamtschulsystem. Es gibt keine Differenzierungen in unterschiedliche Schulformen. Erst ab der 10.Klasse gibt es eine interne Differenzierung. Hier werden Kinder aufgeteilt nach hochschulvorbereitende oder berufsbildende Bildungsgänge. Ein Sitzenbleiben ist auf kanadischen Schulen nicht möglich. Stattdessen findet eine intensive Förderung der Schüler statt.

Vorschul- und Kindergartenprogramme beginnen mindestens ein Jahr vor Schulbeginn. Im Durchschnitt hat man hier zwei bis drei Stunden am Tag. Die Primärstufe umfasst durchschnittlich fünf Unterrichtsstunden pro Tag. Weiterhin können verschieden Angebote belegt werden, so dass man es mit einer Ganztagschule vergleichen kann.

Mit 6 Jahren werden die Kinder in die Grundschule aufgenommen. Die Primarstufe hat 6 Klassenstufen. In Manitoba und Ontario gehören die 7. und die 8. Klasse auch noch zur Primarstufe. In Saskatchewan ist die 6. Klasse bereits die high school. Je nach Dauer der Primarstufe umfasst die Sekundarstufe zwischen 4 und 7 Jahren. Die Sekundarstufe endet mit der 12. Klasse, ausgenommen in Quebec, wo es schon mit der 11. Klasse endet. Und in Ontario gibt es die sogenannten Ontario Academic Courses (OACs). Diese Kurse sind entscheidend für den Besuch einer Universität. Nach der Sekundarstufe kann man entweder ein College oder eine Universität besuchen. Da in Quebec die Sekundarstufe schon mit der 11. Klasse endet, müssen diese Schüler noch ein Jahr nachholen und die CEGEP besuchen, wenn sie auf eine Universität möchten. CEGEP sind Schulen, die auf den Arbeitsmarkt vorbereiten oder die Allgemeinbildung vertiefen. In Colleges hat man die Möglichkeit, Programme zu besuchen, die zwischen 6 Monaten und 3 Jahren dauern können. Am Ende bekommt man entweder ein Zertifikat oder ein nicht-akademisches Diplom. Nur in Universitäten werden akademische Diplome vergeben. Allerdings können nur einige Universitäten einen Bachelor, Mastergrad oder Doktortitel vergeben.

Die Bildung bis zur Universität ist in Kanada kostenfrei. Gleichzeitig ist Kanada eines der Länder mit den höchsten Bildungsausgaben. Um die verschiedenen Bildungssysteme in den Provinzen zu leiten existiert ein Gremium, das sich Rat der Bildungsminister (CMEC) nennt. Diese stimmen die Bildungspolitik zwischen den Provinzen und Territorien ab. Doch für die Aufsicht, Verwaltung und Steuerung des jeweiligen Bildungssystems sind die Provinzen selbst verantwortlich. Durch den Rat der Bildungsminister wurde 1989 ein Leistungsindikatorenprogramm gestartet. Dieses hat die Aufgabe, die Provinzen zu vergleichen und die Leistungen in den Bereichen Lesen, Schreiben und Mathematik zu messen. Kanada hat sozusagen eine interne PISA. In der Pisa-Untersuchung kam Kanada beim Lesen auf Platz 2. Allerdings äußern sich der Verband der kanadischen Lehrer und die Presse immer wieder kritisch zur Einführung dieser Indikatorensysteme. Quebec und Alberta schneiden in diesen Studien am Besten ab.

Die Pflichtschulzeit liegt in Kanada unter der Zeit, die benötigt wird, um einen Schulabschluss zu erlangen. Somit verlassen 30% eines Altersjahrgangs die Schule ohne Schulabschluss. Um dieses Defizit im Alter zu kompensieren, bietet man verschiedene Möglichkeiten für Erwachsene an.

In Kanada ist die multikulturelle Bildung und Erziehung kein Problem mehr. Da es sich bei Kanada selbst um ein traditionelles Einwanderungsland handelt, hat das Bildungssystem langjährige Erfahrungen mit Schülern, deren Muttersprache nicht Englisch oder Französisch ist. 61% der Kanadier haben Englisch als ihre Muttersprache. 26% spricht Französisch. Die restlichen 13% sind Sprachen der Einwanderer.

Der Beruf des Lehrers ist in Kanada sehr beliebt. Es existieren Zulassungsbeschränkungen für Lehramtskandidaten. Auch die berufliche Fortbildung der Lehrer spielt eine wichtige Rolle. In manchen Gegenden müssen sich Lehrer mindestens 40 Tage im Jahr fortbilden. Hierzu sind sie verpflichtet. Hier wird deutlich, wie viel Wert auf Lehrerförderung gelegt wird.

England

In England werden verschieden Formen von Vorschulen angeboten. 1999 besuchten 98% der Vierjährigen irgendeine dieser Vorschulen. 56% besuchten eine Eingangsklasse, 22% besuchten nursery schools, 15% private und ehrenamtlich betreute Angebote und 5% besuchten unabhängige Vorschulen. Die Eingangsklassen sind Klassen, die an die Primarstufe angegliedert sind. Die nursery schools sind unter der Trägerschaft von Lokalen Bildungsbehörden.