Systeme der Gesellschaft - Cemil Sahinöz - E-Book

Systeme der Gesellschaft E-Book

Cemil Sahinöz

0,0

Beschreibung

In der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Systeme und Themen der Gesellschaft betrachtet. Die Systeme Familie, Erziehung, Kommunikation, Medien, Medizin, Modernität, Globalisierung, Sozialisierung, Kriminalität, Organisation und Sozialpsychologie werden soziologisch und psychologisch analysiert. Ziel dabei ist es u.a. zu zeigen, wie vielfältig die unterschiedlichen Forschungen sind und einen Einblick in die Diskurse zu bieten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 209

Veröffentlichungsjahr: 2018

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nachdruck oder Vervielfältigungen, auch auszugsweise,

bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

Inhalt

Vorwort

Kommunikation und Interaktion

1.0 Einführung

2.0 Vier Ebenen der Kommunikation

2.1 Anwesenheit

2.2 Persönliche Erscheinung

2.3 Gestik

2.4 Sprache

2.5 Systematische Unterschiede

3.0 Strukturbildung von Einfachen Sozialsystemen

3.1 Anwesenheit und Wahrnehmung

3.2 Wahrnehmung als Strukturbildung der elementaren Interaktion

3.3 System und Umwelt

4.0 Schlussfolgerungen

5.0 Literaturverzeichnis

Unkommunikativ in einem kommunikativem Zeitalter

1.0 Einführung

2.0 Attraktivität des Fernsehens

3.0 Selbständigkeit der Kinder

3.1 Freie Zeit

4.0 Das verlorene Paradies

4.1 Das Syndrom der halben Inanspruchnahme

4.2 Schuldgefühle der Eltern

5.0 Passivität der Kinder

5.1 Das Verschwinden des „wirklichen Lebens“

6.0 Medienalltag der Heranwachsenden

7.0 Schlussfolgerungen

8.0 Literaturverzeichnis

Sozialisation des Kindes durch Raumnutzung

1.0 Einleitung

2.0 Einfluss des Raumes auf die Sozialisation

3.0 Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

3.1 Um 1945

3.2 50er Jahre

3.3 60er Jahre

3.4 Ab den 70er Jahren

3.5 Nachbarschaftliche Spielgruppen

4.0 Raumerfahrung

4.1 Die „Straße“

4.2 Verhäuslichung

4.3 Verinselung

4.0 Schlussfolgerung

5.0 Literatur

Die Ehescheidung – Ursachen und Folgen

1.0 Einführung

2.0 Statistiken

3.0 Die Austauschtheorie

4.0 Die Haushaltsökonomie

5.0 Identitätskrisen

6.0 Folgen für die Eltern-Kind-Beziehung

7.0 Schlussfolgerung

8.0 Literaturverzeichnis

Gedächtnisentwicklung im höheren und hohen Erwachsenenalter

1.0 Einführung

1.1 Altern aus biologischer Sicht

1.2 Altern aus sozialhistorischer und soziologischer Sicht

1.3 Altern aus psychologischer Sicht

2.0 Subjektive Theorien des Alterns

3.0 Intelligenzentwicklung

3.1 Lernen und Erinnern

3.2 Weisheit

4.0 Emotionalität

5.0 Lebensbewältigung

6.0 Zufriedenheitsparadox

7.0 Strategietraining

7.1 Probleme in Trainingsstudien

7.2 Reattributionstraining

7.3 Strategietraining

7.4 Wirkung des Trainingsprogramms

8.0 Einfluss von Expertise

9.0 Fazit

10.0 Literaturverzeichnis

Soziale Schichtung und Kriminalität

1.0 Einführung

2.0 Statistiken

3.0 Ursachen der schichtspezifischen Kriminalität

3.1 Anomie-Theorie

3.2 Subkultur-Theorie

3.3 Familiare Sozialisation

4.0 Modernere Deutungen

4.1 Polizei

4.2 Staatsanwaltschaft

4.3 Gericht

5.0 Dunkelfeldforschung

6.0 Fazit

7.0 Literaturverzeichnis

Modernisierungstheorie der 50er und 60er Jahre

1.0 Einführung

2.0 Geschichtlicher Abriss

3.0 Westliches Modell

3.1 Mobilität

3.2 Mobile Persönlichkeit

3.3 Empathie und Beteiligung

3.4 Massenmedien

4.0 Drei Phasen der Modernisierung

4.1 Urbanisierung

4.2 Elementarbildung

4.3 Entwicklung der Massenmedien

5.0 Übergang in die Moderne

6.0 Hindernisse

7.0 Schlusswort

8.0 Literaturverzeichnis

Vermittlung von Wissenschaft in den Medien

1.0 Einleitung

2.0 Fragestellungen

3.0 Theoretische Grundlagen

4.0 Erhebungsmethoden

5.0 Empirische Befunde

5.1 Gibt es Illustrationen?

5.2 Darstellung

5.3 Jahresverlauf der Themen

5.4 Anzahl der Bilder

5.5 Themengebiet auf dem Cover

6.0 Schlusswort

7.0 Literaturverzeichnis

Macht und Spiel in Organisationen

1.0 Einführung

2.0 Menschliche Struktur

3.0 Macht und Autonomie

4.0 Spielbegriff

5.0 Spielraum und Spielregeln

6.0 Entscheidungsprozesse

7.0 Kontrolle und Konsens

8.0 Schlusswort

9.0 Literaturverzeichnis

Medizinische Qualitätsnetze

1.0 Einführung

2.0 Die Notwendigkeit

3.0 Qualitätsstandards

4.0 Kollegialität oder Konkurrenz

5.0 Steuerung durch Regeln

6.0 Bedenken und Risiken

7.0 Vertrauenslücke

8.0 Unterstützung durch Pharma-Unternehmen

9.0 Selbstdarstellung

10.0 Schlusswort

11.0 Literaturverzeichnis

Zum Autor:

Dr. Cemil Şahinöz (Soziologe, Religionspsychologe, Familienberater, Integrationsbeauftragter, geboren 1981) ist Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift “Ayasofya”. Er hat verschiedene Bücher übersetzt und verfasst. Sein erstes Buch schrieb er mit 15 Jahren und mit 16 Jahren brachte er seine erste monatliche Zeitschrift heraus. Sein Aufsatz “Situation der türkischen Familien in Europa“ wurde 2006 von Diyanet (DİTİB) zum “Besten Aufsatz des Jahres“ gewählt. Zu verschiedensten Themen macht er Vorträge, Seminare, Fortbildungen, Konferenzen und Workshops. Er ist in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften als Journalist und Kolumnist tätig. Als Journalist begleitete er den deutschen Bundespräsident Christian Wulff und den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül bei ihrem Osnabrück-Besuch. Şahinöz moderierte die Internet-Radiosendung “Misawa Talk“. Hauptberuflich ist er in der Integrationsagentur und Familienberatung tätig. Nebenbei ist er in der türkischen Glücksspielsuchthotline tätig. In der Vergangenheit arbeitete er als Lehrer, Projektmanager, Seelsorger für muslimische Häftlinge, Übersetzer, Editor und Leiter von pädagogischen Angeboten. Seine Webseite (www.misawa.de) wurde unter 42 deutschen Islamseiten in den Bereichen "Offenheit", "Dialog", "Meinungsfreiheit", “Toleranz“ und "Demokratisch" in einer Forschungsarbeit an einer Universität am besten bewertet. Als Dank und Auszeichnung für sein Engagement im Bereich Integration wurde er von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel empfangen und seine Arbeit auf diesem Gebiet gelobt. Şahinöz traf sich u.a. auch mit dem muslimischen Berater von Barack Obama, Rashad Hussain, und gab ihm Informationen über die Muslime und ihren Organisationen in Deutschland. Der AIB (Europäischer Arbeitgeber und Akademiker Verbandes NRW) verlieh ihm im Juni 2011 den “Akademiker- und Integrationspreis.” In der Focus Ausgabe Nr. 39 (19.09.2015) wurde er als einer der intellektuellen, muslimischen Jugendlichen in Deutschland vorgestellt und als "Seelsorger" betitelt. Şahinöz ist zu dem Vorsitzender des Bündnis Islamischer Gemeinden (Dachverband der muslimischen Einrichtungen in Bielefeld) und Gründungsmitglied, Generalsekretär und ehemaliger Vorsitzender der European Risale-i Nur Association (Dachverband der Nurculuk Bewegung in Europa).

Kontakt:www.misawa.de

[email protected]

twitter.com/Cemil_Sahinoez

facebook.com/CemilSa

youtube.com/user/Cemil4000

instagram.com/cemilshnz

Vorwort

Der Soziologe Niklas Luhmann teilt die Gesellschaft in Teilsysteme auf. Wirtschaft, Politik, Recht sind z.B. einige dieser Teilsysteme, die jede für sich auf eine andere Art und Weise funktioniert. Dabei hat jedes System seine eigenen Semantiken und Diskurse.

In der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Systeme und Themen der Gesellschaft betrachtet. Die Systeme Familie, Erziehung, Kommunikation, Medien, Medizin, Modernität, Globalisierung, Sozialisierung, Kriminalität, Organisation und Sozialpsychologie werden soziologisch und psychologisch an Hand von verschiedenen Arbeiten analysiert.

Die Fragestellungen der Untersuchungen sind immer unterschiedlich und beziehen sich auf bestimmte Thematiken innerhalb eines Teilsystems. Ziel dabei ist es u.a. zu zeigen, wie vielfältig die unterschiedlichen Forschungen sind und einen Einblick in die Diskurse zu bieten. Dabei nehmen sich die Untersuchungen sich nicht den Anspruch, ausschöpfend zu sein. Sie bieten vielmehr Anreize für weitere Forschungsarbeiten in diesen Gebieten.

Cemil Şahinöz, August 2018

Kommunikation und Interaktion

„Überall wo Gesellschaft ist, vollzieht sich

Kommunikation und wo kommuniziert wird, vollzieht

sich Gesellschaft!“ (Niklas Luhmann).

1.0 Einführung

Die Kommunikation zwischen zwei Menschen ist das natürliche Ergebnis der sich über Jahrhunderte entwickelten Formen der Verständigung. Gesten, die Entwicklung der Sprache und die Notwendigkeit, sich an gemeinsamen Handlungen zu beteiligen, spielten in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle.

Kommunikation findet da statt, wo jemand anderen etwas zu verstehen gibt; oder wenn jemand meint, ihm wäre etwas zu verstehen gegeben. Also eine „Beziehung“ zwischen Jemand und Jemandem. Die Information ist immer sozial adressiert (an Einzelne oder Mehrere). Sich selbst eine Botschaft zu schicken wäre unsinnig.

Die Gesamtheit des (kommunikativen) Verhaltens bezeichnet man als Interaktion. In der sozialen Interaktion beeinflussen sich Individuen gegenseitig und richten ihr Handeln aneinander aus.

In der Psychologie bezeichnet der Begriff Interaktion als soziale Interaktion die Gesamtheit der Prozesse der gegenseitigen Beeinflussung von Individuen innerhalb einer sozialen Gruppe oder auch zwischen verschiedenen Gruppen. Als „Entdecker“ des Begriffs Interaktion gilt Erwing Goffman (1929 – 1982). In Interaktion: Spaß am Spiel (1973) und Strategische Interaktion (1981), führt er diesen Ansatz weiter aus.

In meiner Arbeit möchte ich mich hauptsächlich auf das Modell von Hans Geser beschränken. Dabei werde ich auch einige Vergleiche mit Luhmann machen.

Niklas Luhmanns Text weist eine so starke Komplexität und ein derartiges hohes Anspruchsniveau auf, dass eine detaillierte Darstellung den Rahmen dieser kurzen Arbeit sprengen würde. Ich werde deshalb nur auf die für mein Thema relevanten Aspekte eingehen.

Geser beschreibt in seiner Arbeit „Die kommunikative Mehrebenenstruktur elementarer Interaktionen“ vier Niveaus der Kommunikation (vier Trägermedien der Interaktion). „Anwesenheit“, „Persönliche Erscheinung“, „Gestik“ uns „Sprache“.

2.0 Vier Ebenen der Kommunikation

Wenn mehrere Individuen für kürzere oder längere Zeit zusammenkommen, sind sie in der Lage als Kommunikations- und Interaktionspartner miteinander in Beziehung zu treten. Als Kommunikationsmittel dienen „mehrere Trägermedien mit völlig verschiedenartigen Funktionseigenschaften für teils intentional gesendete, teils unabsichtlich emittierte, immer aber sinnhaft dekodierbare, Kundgaben“ (Geser, 1990, S. 207).

Hans Geser unterscheidet dabei vier Niveaus, Ebenen.

Die erste Ebene ist die Anwesenheit. Dabei geht es um die physische Körperlichkeit. Das Dasein und Nichtdasein einer Person.

Die zweite Ebene ist die persönliche Erscheinung. Hierbei geht es um alle erkennbaren physischen Körperlichkeiten und Merkmale, wie z.B. Hautfarbe, Frisur, Kleidung oder Geschlecht.

Als nächste Ebene gilt die Ebene der Gestik. Hier sind alle beabsichtigten und unbeabsichtigten Verhaltensweisen gemeint, die für Vermittlung von Ausdruck dienen.

Die letzte Ebene ist die Sprache. Die encodierte Wiedergabe von Lauten, die vom Partner dekodiert werden.

Die vier Niveaus unterscheiden sich unter anderem dadurch, dass sie proportional zur Differenziertheit der Mitteilung unterschiedlich verbindlich in der Wahrnehmung sind.

Im Folgenden werden nun diese vier Ebenen näher untersucht.

2.1 Anwesenheit

Hier wird die körperliche Anwesenheit als Ausgangspunkt für Kommunikation und Interaktion genommen. Es ist die Basis für alle Systeme der elementaren Interaktion. Eine Eigenschaft die nicht widerrufen werden kann und nur durch den Tod der entsprechenden Person endgültig aus dieser Welt geschafft werden kann. Durch dieses unmanipulierbare Merkmal lässt sich, nach Geser, sehr leicht und genau in ,,anwesend" und ,,abwesend" kategorisieren.

Menschen sind, wie Gegenstände, physische Objekte. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Gegenständen, wenn es um ihre räumliche Präsenz geht. Sie sind für Außenstehende wahrnehmbar.

Geser zeigt in diesem Punkt drei Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Gegenständen:

Objektivität. Die An- bzw. Abwesenheit ist ohne Zweifel erkennbar. „Alle Beteiligten können praktisch voraussetzungsfrei und völlig evidenterweise zum gemeinsamen Schluss gelangen, dass die selbst und die andern anwesend sind“ (Geser, 1990, S. 208).

Binarität. „Unter dem Gesichtspunkt ihrer bloßen ´Anwesenheit´ sind alle Mitglieder auf fundamentale Weise gleich, denn jeder Mensch trägt diese Körperlichkeit als sein invariantes, unmanipulierbarstes, nur durch seinen Tod eliminierbares Merkmal mit sich herum“ (Geser, 1990, S. 208). Keine Person gleicht exakt dem anderen. Eine Differenzierung in „Anwesende“ und in „Abwesende“ findet trotzdem statt (z.B. Eintrittsprozeduren, Registrationen u.a.).

Sachliche Generalisiertheit. Also eine sachliche Verallgemeinerung. Während translokale Beziehungen (wie z.B. via Brief, Telefon) symbolische Kommunikation sind, stellt die „Anwesenheit“ eine „für sich ausdifferenzierbare, völlig inhaltsfrei konstituierte Rahmenbedingung“ (Geser, 1990, S. 209) für soziale Interaktion dar.

Die „Anwesenheit“ ist Aufgrund der sozialen und zeitlichen Generalisierbarkeit als Strukturbildungsprinzip nicht geeignet.

Soziale Generalisierbarkeit: Da es meistens nicht ersetzbare Personen sind, deren Anwesenheit die besondere Identität des Sozialsystems garantiert.

Zeitliche Generalisierbarkeit: Jede Person kann zu jeder Zeit absichtlich oder unbeabsichtigt An- oder Abwesend sein. Somit wird die Struktur des Sozialsystems eingeschränkt. Da man die Anwesenheit jeder Zeit beenden kann, kann man die Struktur sogar zerstören, z.B. bei einer Demonstration, wo keiner hingeht.

Somit ist der Mensch für Interaktionssysteme gleichzeitig Stabilitätsgarant und Verursacher von Störungen. Bei jeder Person sind unveränderliche Merkmale (z.B. der körperlichen Erscheinung) und veränderliche Aspekte (z.B. Verhaltensäußerungen) miteinander verknüpft.

Als Quelle der Unsicherheit, Labilität und Systemgefährdung sieht Geser die „Anwesenheit“, wenn sie als absichtliche Handlung auftritt. Diese absichtliche Haltung wird aus verschiedenen Alternativen gewählt.

Da man nicht zur gleichen Zeit an mehreren Orten sein kann, ist die Anwesenheit ein knappes Gut. „Physische Anwesenheit wird rasch zu einem knappen Gut, wenn Individuen wegen vielseitiger sozialer Inanspruchnahmen, Rollenverpflichtungen und Mitgliedschaften genötigt sind, sich simultan oder in rascher Folge an verschiedenen Orten aufzuhalten“ (Geser, 1990, S. 210). Eine Person entscheidet rein aus freiem Willen, wo er sich befindet. Es ist eine absichtsvolle, zu verantwortende Handlung.

Mit „Erscheinen“, „Nichterscheinen“, „Zu spät kommen“ oder „Weggehen“ gibt man ein bestimmtes Ausdruck wieder. Mit Pünktlichkeit zeigt man, dass man das Zusammenkommen mit der jeweiligen Person ernst nimmt. Mit dem Erscheinen einer hochrangigen Person bei einem Fest, zeigt diese „zeitlich überlastete“ Person, für wie wichtig er dieses Fest und die jeweiligen Gastgeber hält. Somit bezeichnet Geser die „Anwesenheit“ als Ausdruckshaltung. Das heißt: Die absichtliche Handlung der Anwesenheit kann als Indikator für das Interesse der Person am System interpretiert werden, über die Motive und Gründe dieses Handels ist jedoch allein auf Grund der Anwesenheit keine Aussage möglich.

Als unselektives Medium sieht Geser die „Anwesenheit“, wenn es sich um eine „gemeinsame Anwesenheit“ handelt; „weil sich hier unterschiedlichste Individuen im Vollzug einer völlig identischen Basishandlung zusammenfinden, die nur im quantitativen Aspekt ihrer zeitlichen Erstreckung variiert werden kann, sich aber in jeder qualitativen Hinsicht als völlig undifferenzierbar erweist“ (Geser, 1990, S. 211). Demonstrationen können z.B. nur durch „gemeinsame Anwesenheit“ eine eindrucksvolle Größe gewinnen oder überhaupt stattfinden.

Manchmal ist die Anwesenheit (in kleinen Gruppen) die einzige Möglichkeit der Zugehörigkeit. Hier setzt die am verbreitetsten Form der sozialen Kontrolle ist die „Anwesenheitskontrolle“ ein, die nach Meinung von Geser besonders in zwei Fällen auftritt: „a) in mangelhaft organisierten, intern wenig differenzierten sozialen Kollektiven [...] b) in Organisationen, die aus sachlichen Gründen über keine operationalen Maßstäbe des Verhaltens oder seiner Ergebnisse verfügen [...]“ (Geser, 1990, S. 211).

Als letzten wichtigen Punkt dieser Ebene bezeichnet der Autor die „prinzipielle Anwesenheit“. Die auf dem Prinzip der „Anwesenheit“ aufgebauten Sozialsysteme entstehen aus der Tatsache, dass Verhältnisse oder Beziehungen nur dadurch stabil gehalten werden können, wenn die Teilnehmer drastische Beschränkungen ihrer räumlichen Mobilität auf sich nehmen. Um diesen Status der „prinzipiellen Anwesenheit“ zu halten verwendet man auch öfters stellvertretend für den eigenen Körper symbolische Markierungen, wie z.B. Badetücher am Strand).

2.2 Persönliche Erscheinung

Die persönliche Erscheinung ist die sichtbarste Ausdruckskundgabe einer Person. Hier wird das Zusammenspiel von vier Ausdrucksebenen beschrieben, die im ersten Wahrnehmungsakt spontan aufgefasst werden:

Invariante physische Eigenschaften: Dies sind z.B. Alter, Geschlecht oder Hautfarbe. Dies sind unveränderliche Eigenschaften, bei denen der Emittent und der Rezipient nicht in der Lage sind, Einfluss zu nehmen.

Kurz- oder langfristig herbeigeführte Veränderungen des Erscheinungsbildes: wie z.B. Schminke, Rasur, Haarfärbung, Chirurgische Eingriffe. Diese Veränderungen sind Manipulationen des Körpers.

Physische Ebene: Hiermit sind vom Organismus Mensch unabhängige Gegenstände gemeint, wie z.B. Kleidungsstücke, Brille oder Hut. Gegenstände, die „an seine Person temporär oder dauernd assimiliert sind, indem er exklusive Nutzungsrechte auf sie geltend macht und sie häufig auch mit persönlichen Charakteristika (z.B. seinen Körpergerüchen) ´imprägniert´“ (Geser, 1990, S. 213).

Unabhängige, äußere Objekte: wie z.B. Möbel, Zigarren. Geser nennt sie „Bühnenrequisiten“. Viele Konsumgüter werden als Symbole benutzt, um damit individuelle Ausdrucksmöglichkeiten anzureichern.

Das Zusammenspiel der Ausdrucksebenen erleichtert für die wahrnehmende Person die erste Kommunikation und bringt eine bestimmte Erwartungshaltung und Typifikation mit sich.

Es tritt aber auch ein Problem hierbei auf. Erstmalige Interaktionspartner werden zuerst an körperlichen Erscheinungsbildern gemessen. Je besser man aussieht, desto mehr Kommunikation. Je attraktiver eine Person, desto mehr positiv bewertete Eigenschaften werden dieser Person zugeschrieben. Das Gegenteil tritt dann natürlich bei weniger attraktiven Personen auf. Man orientiert sich am Erscheinungsbild.

Durch diese Tatsache entsteht eine Art Konkurrenz zwischen dem Erscheinungsbild und den Verhaltensweisen.

„Bei jedem Neubeginn einer Bekanntschaftsbeziehung wird sich diese Problematik wieder verschärfen, weil erstmalige Interaktionspartner sich zuerst am körperlichen Erscheinungsbild orientieren werden, selbst wenn sie guten Willens sind, in nachfolgenden, viel zeitaufwendigeren Beobachtungs- und Kommunikationsprozessen ´sich eines Besseren belehren zu lassen´“ (Geser, 1990, S. 215).

2.3 Gestik

Mit dem Begriff „Gestik“ meint Hans Geser „alle nicht-verbalen, auf körperlichen Bewegungsabläufen beruhenden persönlichen Kundgaben“ (Geser, 1990, S. 216). Dies sind meistens, zum größeren Teil, unbeabsichtigte und ungeplante Abläufe. Sie sind, wie bei der „persönlichen Erscheinung“, ständig beobachtbar. Verglichen mit dem Informationsgehalt der „persönlichen Erscheinung“, ist jener der Gestik meist unintendiert, kann aber auch als bewusste Handlung, z.B. zu Unterstreichung der eigenen Aussage, eingesetzt werden.

Die Gestik gewinnt ihren Sinn in Verbindung mit der persönlichen Erscheinung. Wenn ein Kleinkind seine Hand hebt, hat das eine andere Bedeutung, als wenn ein Verkehrspolizist die gleiche Bedeutung macht. Sie ist also von der Person abhängig. Die Bedeutung wechselt von Person zu Person.

Während man im selben kleinen Zeitabschnitt nur einen einzigen Satz aussprechen kann, können Gesten durchaus zeitlich parallel vollzogen werden. Sie eignen sich daher gut zur Schaffung von Interaktionsmöglichkeiten.

Die Gestik kann simultan und komplementär zur Sprache verwendet werden. So ist die Einprägung viel leichter, wenn man gesprochene Sätze mit ausdrucksvollen Körpergesten begleitet.

Ein weiteres Merkmal dieser Ebene ist, dass es keine absolute Bewegungslosigkeit gibt, „so dass ´absolute Bewegungslosigkeit´ nur annäherungsweise und unter größten Anstrengungen erreichbar ist und als unnatürlichster, entweder auf höchste intentionale Anspannung oder auf katatonischen Wahnsinn hinweisender, Zustand gilt“ (Geser, 1990, S. 220). Daher hat der Emittent selbst oft keine oder ganz geringe Kontrolle über sein Gesendetes. Diesen Prozess, der ständigen, unvermeidbaren Informationssendung, unter Einbezug der persönlichen Erscheinung, nennen wir Emissionsautomatik. Da man schließlich seine Augen immer irgendwohin wenden muss, kann man x-beliebige Gründe dafür haben. Es besteht eine mangelhafte Verständlichkeit. Dieselben Bewegungsmuster müssen je nach kulturellem und situativem Kontext mit ganz unterschiedlichen Ausdrucksfunktionen betrachtet werden.

Der Handlungscharakter der „Gestik“ ist daher undeutlich und verschiedenartig. Individuen haben nur geringe Kontrolle und nur begrenztes Wissen darüber, welche der von ihnen ausgesandten Verhalten von wem wann wie wahrgenommen werden. Die Selektion der Gesten liegt beim Rezipienten, der entscheidet, wann was und wie er deutet.

2.4 Sprache

Das differenzierteste aller Ausdrucksmedien ist die Sprache. Sie umfasst alle verbalen und paraverbalen Informationen, die von einer Person gesendet oder wahrgenommen werden können.

Der Ton der Sprache beeinflusst die Kommunikation. Hans Geser beschreibt dies folgendermaßen: „Vom Tonfall der Stimme über Akzentuierung und Sprechpausen bis zur lebendigen Mimik und Gliedergestik spannt sich der Bogen unvermeidlicher begleitender Ausdrucksweisen, die den sprachlichen Kommunikationszufluss dauernd begleiten und ihren Sinngehalt teils zusätzlich betonen, präzisieren oder komplementär ergänzen, teils abschwächen und auf schillernd-verunsichernde Weise mit ihm kontrastieren“ (Geser, 1990, S. 222).

Die nicht verbale Kommunikation während des Sprechens beeinflusst auch den weiteren Verlauf der Sprache. Angesichts sich verändernder Mienen kann ein Sprecher während seiner Rede von einer drastischen Forderung Abstand nehmen oder es wird ihm durch Blicke klargemacht, dass er sein angesprochenes Thema ausführlicher beschreiben soll. Die Blicke der anderen entscheiden mit.

Der Sprecher kann während seiner Rede ebenfalls nur sich selber zuhören und ist allein schon aus diesem Grund genauso wie seine Zuhörer daran interessiert, dass niemand anders zur selben Zeit spricht. Es besteht also ein allgemeines Interesse daran, dass jeweils immer nur ein Individuum spricht. Beim Zuhören gibt es keine Restriktionen, da beliebig viele Individuen gleichzeitig zuhören können, ohne sich dabei einander zu stören.

Hieraus entstehen drastische Rollendifferenzierungen, bestimmte Gesprächssysteme. Der „ratifizierte Sprecher“, also der, der gerade spricht, befindet sich in der Position desjenigen, der alles sagen kann, was er will; der „bloße Zuhörer“, also der, der gerade zuhört, begibt sich in die verletzliche, ausbeutbare Situation desjenigen, der sich dem Risiko aussetzt, sich Bitten, Abschweifungen, Falschinformationen oder gar Drohungen und Anwürfen anhören zu müssen, auf die er nachher reagieren muss. Der Autor beschreibt dies als „Monopolstatus des ratifizierten Sprechers“ (Geser, 1990, S. 224).

In diesem Gesprächssystem entstehen zwei Selektionsarten. Selbstselektion (wer zuerst spricht, wird ratifizierter Sprecher) und Fremdselektion (wer angesprochen wird, darf sprechen). Mit der wachsenden Teilnehmerzahl kommt es zu einer „Knappheit der Redezeit“. Dies verursacht Konkurrenz zwischen den potentiellen Sprechern.

Eine weitere Besonderheit dieser Ebene ist, dass Sprechakte als intentionale und autonome Handlungen gelten. Dies bedeutet, dass Sprechakte absichtsvolle Handlungen sind, für die man die eigene Verantwortung trägt und für die man haftbar gemacht werden kann. Man ist sich nie sicher, ob einer lügt, wenn er sagt, dass er nicht lügt. Daher besteht der Bedarf an moralischen Absicherungen.

2.5 Systematische Unterschiede

Anwesenheit, persönliche Erscheinung, Gestik und Sprache sind simultan verfügbare und in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehende kommunikative Ausdrucksmedien.

Die Ebenen unterscheiden sich systematisch hinsichtlich ihrer strukturellen und funktionalen Eigenschaften in folgenden Hinsichten:

Einseitiges Bedingungsverhältnis: Es existiert ein hierarchisches Verhältnis. Die „Anwesenheit“ funktioniert alleine. Die „persönliche Erscheinung“ braucht die „Anwesenheit“. Die „Gestik“ benötigt beide und für „Sprache“ braucht man letztendlich alle Ebenen. Daraus folgt, dass die „Anwesenheit“ mit einfachsten Mitteln und ohne spezielle Voraussetzungen psychischer, kultureller oder technischer Art auskommt.

Differenzierungsgrad des Codes: Hier geht es um die Ausdrucksmöglichkeiten. Während für die erste Ebene nur zwei Optionen zur Verfügung stehen, nämlich das An- und Abwesendsein, existiert für die „Gestik“ eine Vielzahl von kommunikativen Äußerungen.

Abhängigkeit von physischen Bedingungsfaktoren: Die „Abhängigkeit“ ist am stärksten an physikalische Determinanten gebunden. Bei der „persönlichen Erscheinung“ stehen manipulierbare Körpermerkmale zur Verfügung. Im Bereich der „Gestik“ gibt es alternativenreiche physiologische und sensomotorische Prozesse. „In der Sprache schließlich wird die Loskoppelung von physischen Kausalitäten maximal, weil zwischen den organisch erzeugten Lautäußerungen und ihrem Bedeutungsgehalt überhaupt nur noch konventionell definierte, nicht mehr kausal determinierte, Relationen bestehen“ (Geser, 1990, S. 229).

Selbstkontrolle des Emittenten: Während man die „Anwesenheit“ noch kontrollieren kann (z.B. Gefängnisstrafen), ist dies bei der Sprache nicht möglich. Dass „ob, wann und wie“ wird am stärksten bei der Sprache vom Emittenten selbst kontrolliert.

Zwang zur Temporalisierung: Bei der „Anwesenheit“ benötigt man keine Zeit, um das Dasein kundzugeben; und seitens der Mitanwesenden ist sehr wenig Zeit erforderlich, um das Dasein wahrzunehmen. Bei der „Gestik“ und bei der „Sprache“ wird sowohl für die Enkodierung wie für die Dekodierung Zeit in Anspruch genommen.

Grad an interpersonaler Zentrierung: In der untersten Ebene, der Ebene der „Anwesenheit“, ist keinerlei Enkodierung- und Dekodierungsaufwand erforderlich. Während, je höher die Ebene, immer mehr Aufmerksamkeit erforderlich ist. Bei der „Sprache“ findet der Zentrierungsgrad sein Maximum, weil sowohl die Aufmerksamkeit der Emittenten wie der Rezipienten stark beansprucht wird.

Die beiden unteren Ebenen „Anwesenheit“ und „persönliche Erscheinung“ sind Quellen systemischer Integration und struktureller Stabilisierung; die Ebenen „Gestik“ und „Sprache“ sind Quellen der Differenzierung und prozessualen Dynamik.

3.0 Strukturbildung von Einfachen Sozialsystemen

Um dem Leser einen nachvollziehbaren Rahmen zu geben, halte ich es für sinnvoll, mich an der Gliederung Luhmanns zu orientieren, die wie folgt aussieht: ,,Anwesenheit und Wahrnehmung", ,,Wahrnehmung als Strukturbildung der elementaren Interaktion" und „System und Umwelt".

3.1 Anwesenheit und Wahrnehmung

Ähnlich wie Geser nimmt Luhmann die Anwesenheit der Beteiligten als Basisdefinition einer Elementaren Interaktion. Aus der geringfügig unterschiedlichen Definition lassen sich zwei bedeutsame Kriterien heraus lesen:

Gibt es die Bedingung, dass mehrere beteiligt sein müssen. Beteiligt sein heißt nach Luhmann ,,Eigenes Erleben und Handeln zur jeweiligen Interaktion beizusteuern" (Luhmann, 1995, S. 22).

Während die Anwesenheit, die unter Geser nicht negierbar war und somit immer automatisch gegeben war (bei gleichzeitiger, örtlicher Anwesenheit!) differenziert sie sich nach Luhmann auf Grund der Tatsache, dass die Beteiligten sich gegenseitig wahrnehmen müssen! Das Grenzkriterium der Anwesenheit wird somit um die gegenseitige Wahrnehmung ergänzt.

Während elementare Interaktion nach Geser automatisch durch gleichzeitige, räumliche Anwesenheit zustande kam (sprich auf Grund der Faktizität der gemeinsamen Anwesenheit), kommt bei Luhmann definitionsgemäß die elementare Interaktion auf Grund ihrer Selektivität zustande (Luhmann, 1995, S. 22).

3.2 Wahrnehmung als Strukturbildung der elementaren Interaktion

Betrachtet man nun die bereits gefundenen Ergebnisse, so fällt auf, dass aus jeder zufälligen Begegnung zwangsläufig ein einfaches Sozialsystem entsteht. Im Normalfall wird jedem bereits Anwesenden das Hinzutreten eines Anderen bewusst. Durch die Emissionsautomatik, die ständig Informationen sendet, und die automatische Sensorik unseres Körpers, die ständig unsere Umwelt abtastet, findet somit sofort bei bewusst werden des Anderen ein Informationsaustausch statt (Luhmann, 1995, S. 23). Jeder kennt den Effekt, dass sobald man unerwarteter Weise längere Zeit beobachtet wird, einem die Fremdquelle der Aufmerksamkeit sofort bewusst wird und man den Blick unwillkürlich dorthin lenkt. Die Wahrnehmung an sich kann also zum Thema der Wahrnehmung selbst werden, was zwar heißt, dass wir wieder unsere Wahrnehmung sehr genau selektieren, sie aber nun bewusst lenken können. Mit diesem Zeitpunkt hört die Automatik der Systembildung, bedingt durch die gleichzeitige Anwesenheit, auf und der Fortbestand des Systems wird ungewiss.

Für unsere Automatik der Systembildung heißt das, ein System bildet sich zwar immer automatisch, kann aber sehr schnell wieder zerfallen, wenn die empfangenen Informationen nicht ausreichen, um die Wahrnehmung zu fesseln und letztere sich wieder in die Informationsflut der Umwelt stürzt.

3.3 System und Umwelt

Spätestens jetzt sollte ersichtlich sein, dass der Hauptunterschied zwischen Luhmanns Theorie und der von Geser darin liegt, dass elementare Interaktion zwar immer beim Aufeinandertreffen mehrere Personen automatisch stattfindet, aber keine allgemeinen Aussagen über die Dauer der Interaktion gemacht werden können, da sie von selbst sehr schnell zu erliegen kommen kann und von den Beteiligten bewusst gesteuert werden kann.

Da einfache Sozialsysteme über geringen Zusammenhalt außer der äußerlichen Merkmale (der gemeinsamen Anwesenheit) verfügen, reduziert sich, auf Grund der biologisch festgelegten Menge des möglich Wahrnehmbaren, der Inhalt der Wahrnehmung des jeweiligen Systems. Lediglich für das System relevantes wird wahrgenommen oder ins Zentrum der Wahrnehmung aufgenommen. Aus der komplexen Umwelt wird also ständig in Anwesendes und Nicht-Anwesendes herausgefiltert. Luhmann nennt dieses Phänomen das ,,Komplexitätsgefälle“. Damit ist noch einmal verdeutlicht, dass im Gegensatz zu Geser, nicht alles was anwesend ist, gleichzeitig Teil des Systems ist (Luhmann, 1995, S. 28).

4.0 Schlussfolgerungen

Diese Arbeit von Hans Geser erinnert mich an die Systemtheorie von Niklas Luhmann. Überall wo Gesellschaft ist, vollzieht sich Kommunikation (Luhmann). Geser hat hier ein System für Kommunikation/Interaktion beschrieben. In diesem System existieren vier verschiedene Ebenen, die bei der Interaktion simultan verwendet werden können.

Inzwischen haben sich neue Kommunikationsmedien etabliert, wodurch sich wiederum komplexe Mechanismen ergeben haben. Dies hebt die „kommunikative Mehrebenenstruktur“ von Geser zwar nicht auf, aber es entstehen neue Methoden, vielleicht sogar neue „Ebenen“ der Interaktion.

Die weltweiten Computernetze bilden zweifellos eine infrastrukturelle Grundlage, um sogar dem System der Massenmedien ein informelleres und dezentralisierteres Korrektiv entgegenzusetzen. Ihre größte Wirkung besteht wohl darin, allen mit der entsprechenden Technologie ausgerüsteten Nutzern einen leichten Zugang zu einem globalen Informations- und Kommunikationssystem zu verschaffen, in denen sie sich in selbstgewählter Weise nicht nur als Rezipienten, sondern auch als Kommunikationspartner und als Publizisten betätigen können.

5.0 Literaturverzeichnis

Geser, Hans, 1990: Die kommunikative Mehrebenenstruktur elementarer Interaktionen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 42