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Die Wonnen der Rute: Bei dem vorliegenden Werk -Die Wonnen der Rute- handelt es sich um ein Manuskript, das unter dem Titel -Die Kallipygen oder Die Wonnen der Rute- erstmals im Jahre 1893 in Paris veröffentlicht wurde. Die Autorin, Gräfin von La Fayette, verbarg sich hinter dem Pseudonym Eduard Droz. Erst 1906 wurde eine deutsche Übersetzung publiziert. Hier liegt nun das Werk in einer neuen Ausgabe vor. Das kleine erotische Werk spiegelt die flagellantischen Lüste einiger Damen der vornehmen englischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wieder. Die Lustobjekte der Sklavenhändlerin: Die Witwe eines reichen türkischen Paschas versorgt eine ganze Provinz mit Sklavinnen, die in einem Palast auf ihre zukünftige Aufgabe, nämlich dem Mann zu dienen, sorgfältig vorbereitet werden. Obszöne Darstellungen wechseln mit poetisch-lyrischen Episoden ab. Geschildert wird orientalisches Leben, wie es sich dem Betrachter im 19. Jahrhundert darstellte. Gamiani: Der Roman -Gamiani oder Nächte der Ausschweifung- gilt als einer der bedeutendsten erotischen Romane der Weltliteratur. Als Verfasser dieses außerordentlich bemerkenswerten Werkes wird der berühmte französische Dichter Alfred de Musset (1810 - 1857) angegeben. Obwohl der Roman 1833 anonym erschien, gilt nach dem Urteil von Kennern und Kritikern die Urheberschaft Mussets als sicher. Das Werk beweist, dass die Schilderung intimer Details aus dem menschlichen Liebesleben keineswegs ein Merkmal unserer Zeit ist, sondern auch schon vor vielen Generationen Leserinnen und Leser erfreut und angeregt hat. Alcide, ein junger Mann aus besten Kreisen, berichtet über seine aufregenden Erlebnisse, die in der Tat ungewöhnlich sind und nicht selten den Rahmen normaler erotischer Darstellungen sprengen.
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Seitenzahl: 408
Veröffentlichungsjahr: 2010
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CLASSICS
SAMMELBAND
SONDEREDITION
SAMMELBAND DREIER KLASSIKER EROTISCHER LITERATUR
GAMIANI • DIE WONNEN DER RUTE DIE LUSTOBJEKTE EINER SKLAVENHÄNDLERIN
GAMNIANI ODER NÄCHTE DER AUSSCHWEIFUNG
Vorbemerkungen
I Kapitel
II Kapitel
III Kapitel
IV Kapitel
V Kapitel
VI Kapitel
VII Kapitel
VIII Kapitel
IX Kapitel
X Kapitel
XI Kapitel
XII Kapitel
XIII Kapitel
XIV Kapitel
XV Kapitel
XVI Kapitel
XVII Kapitel
XVIII Kapitel
DIE WONNEN DER RUTE
Zu diesem Buch
Inhaltsangabe
I. Kapitel
II. Kapitel
III. Kapitel
IV. Kapitel
V. Kapitel
VI. Kapitel
VII. Kapitel
VIII. Kapitel
IX. Kapitel
X. Kapitel
XI. Kapitel
XII. Kapitel
XIII. Kapitel
XIV. Kapitel
XV. Kapitel
DIE LUSTOBJEKTE EINER SKLAVENHÄNDLERIN
Vorbemerkung
I. Kapitel
II. Kapitel
III. Kapitel
IV. Kapitel
V. Kapitel
VI. Kapitel
VII. Kapitel
VIII. Kapitel
IX. Kapitel
X. Kapitel
XI. Kapitel
XII. Kapitel
XIII. Kapitel
CLASSICS
SAMMELBAND
SONDEREDITION
SAMMELBAND DREIER KLASSIKER EROTISCHER LITERATUR
GAMIANI
ODER NÄCHTE DER AUSSCHWEIFUNG
VON ALFRED DE MUSSET
Der Roman „Gamiani oder Nächte der Ausschweifung“ gilt als einer der bedeutendsten erotischen Romane der Weltliteratur. Als Verfasser dieses außerordentlich bemerkenswerten Werkes wird der berühmte französische Dichter Alfred de Musset (1810 – 1857) angegeben. Obwohl der Roman 1833 anonym erschien, gilt nach dem Urteil von Kennern und Kritikern die Urheberschaft Mussets als sicher.
Das Werk beweist, dass die Schilderung intimer Details aus dem menschlichen Liebesleben keineswegs ein Merkmal unserer Zeit ist, sondern auch schon vor vielen Generationen Leserinnen und Leser erfreut und angeregt hat. Alcide, ein junger Mann aus „besten Kreisen“, berichtet über seine aufregenden Erlebnisse, die in der Tat ungewöhnlich sind und nicht selten den Rahmen „normaler“ erotischer Darstellungen sprengen. Auf einige Besonderheiten des Handlungsablaufes soll hier – aus gegebenem Anlass – kurz eingegangen werden.
In der griechischen Mythologie gibt es zahlreiche Berichte über Menschen (und Götter), die mit Tieren geschlechtlich verkehrten. Besonders berühmt und bekannt sind die „Liebeleien“, die Göttervater Zeus in Gestalt eines Stieres (Europa), eines Schwanes (Leda) oder einer Schlange (Persephone) hatte.
Übrigens: Vergleichbare Liebesspiele wurden damals ganz real sogar in aller Öffentlichkeit gezeigt.
Auch im klassischen Rom stand man bei der Schilderung des Verkehrs zwischen Mensch und Tier den griechischen Vorbildern in nichts nach. Besonders berühmt ist der satyrisch-mystische Roman „Der goldene Esel“ von Apuleius (125 – 180 nach Chr.), in dem geschildert wird, wie der in einen Esel verwandelte Autor eine vornehme Dame „besteigen“ muss. Und in der Neuzeit? Man denke nur an Voltaires „Candide“ (1759), in dem erzählt wird, wie sich zwei Mädchen zwei Affen als Liebhaber halten.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass derartige (oft nur in der Fantasie existierende) Praktiken auch im 19. Jahrhundert literarisch Gestaltung finden und etwa im vorliegenden „Gamiani“ von Musset ein Hund, ein Affe und ein Esel vorkommen.
Die Neubearbeitung dieses literarischen Werkes konnte und durfte die entsprechenden Szenen nicht eliminieren; ein derartiger Eingriff hätte die Substanz des Romans im Kern beschädigt. Lediglich überdeutliche Ausführungen wurden leicht gekürzt, ohne jedoch dadurch den Fluss der Handlung zu gefährden.
Günther Hunold
Es war lange nach Mitternacht. Im Palais der Gräfin Gamiani erstrahlten die Lichter der Gesellschaftsräume noch immer im festlichen Glanz. Das Orchester spielte eine berauschende Musik. Das Geschmeide, mit dem sich die Damen geschmückt hatten, funkelte, und die Roben der eleganten Frauen knisterten vor Erotik.
Das Fest war mit einer bewunderungswürdigen Üppigkeit gestaltet und auch lange Zeit vorher angekündigt worden. Mit Anmut und Grazie genoss es die Gastgeberin, im Mittelpunkt zu stehen. Liebenswürdig lauschte sie den höflichen Redensarten, die sie von den Gästen als Dank für die Einladung zu hören bekam.
Was ich bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich tue, das tat ich auch hier: Ich stellte mich abseits und spielte den Beobachter. Dabei nahm ich mancherlei wahr, was mich zu dem Schluss führte, der Gräfin nicht ganz so ehrerbietig begegnen zu müssen wie die übrigen Gäste. Ein Zweifel an ihrem Format als Dame von Welt war zwar nicht erlaubt, doch was steckte tatsächlich hinter dieser schönen Maske?
Gamiani war noch jung, verfügte über ein ungeheueres Vermögen und galt nach dem üblichen Urteil als eine schöne Frau. Von ihrer Abkunft, ihrer Familie, wusste niemand etwas Genaues; richtige Freunde besaß sie nicht. Sie stand allein auf der Welt.
In der Gesellschaft wurde viel über sie geklatscht. Wie so oft in solchen Fällen, wurde auch der Gräfin viel Übles nachgesagt. Augenscheinliche Beweise gab es freilich nicht. Das Dunkel um sie blieb weiterhin undurchdringlich.
Die einen verglichen sie mit Feodora, einer Frau ohne Herz und Gefühl; die anderen vermuteten, dass sie irgendwann eine so schmerzliche Enttäuschung erfahren haben musste, dass sie ihre Seele nun vor Verletzungen schützen wollte.
Das war für mich ein interessantes Problem. Angestrengt sann ich nach, doch vermochte ich keine Lösung zu finden. Als ich mir gerade meine nutzlosen Grübeleien aus dem Kopf schlagen wollte, ertönte hinter mir die Stimme eines alten Lebemannes.
„Ach, die“, sagte er, „das ist doch eine Lesbierin!“
Dieser Ausruf traf mich wie ein Blitz. Plötzlich wurde das verschwommene Bild deutlich, das ich wie bei einem Mosaik aus vielen Einzelheiten zusammengefügt hatte.
Gamiani war also eine Lesbierin! Das Wort allein rief seltsame Vorstellungen in mir wach. Meine Fantasie verstieg sich in die Gefilde noch nie erlebter, unbekannter Leidenschaften, ungezügelter Wollust und verzehrender Gier.
Ich wehrte mich gegen den Ansturm dieser Bilder, aber nur einen Augenblick lang, dann stand meine Fantasie wieder in hellen Flammen. Nun erschien mir die Gräfin nackt, vor Lust keuchend, die Haare aufgelöst, die Arme um eine andere Frau geschlungen, von Sinnenrausch erschöpft und dennoch von einer unersättlichen Gier getrieben.
Mein Blut kochte, alle meine Sinne vibrierten; benommen ließ ich mich auf ein Sofa sinken.
Nachdem ich aus meiner Betäubung wieder aufgewacht war, sammelte ich meine Gedanken zu einem Plan, wie ich das Rätsel der Gräfin würde lösen können. Mir war klar: Ich musste sie irgendwie überraschen!
So fasste ich also den Entschluss, sie noch in dieser Nacht zu beobachten, indem ich mich in ihrem Schlafzimmer verbarg.
Genau dem Bett Gamianis gegenüber befand sich die Glastür des Ankleidezimmers. Ich erkannte sofort, dass dies der denkbar beste Beobachtungsposten war. Einige Kleidungsstücke, die an der Wand hingen, boten ein einigermaßen gutes Versteck.
Kaum war ich an meinem Platz, da erschien auch schon die Gräfin. Sie rief nach ihrer Kammerzofe, einem jungen Mädchen von dunkler Hautfarbe und mit üppigem Busen.
„Julie“, sagte Gamiani mit seltsam belegter Stimme, „ich brauche dich heute Abend nicht mehr. Du kannst zu Bett gehen. Ach, und was ich dir noch sagen wollte: Solltest du in meinem Zimmer Geräusche hören, so kümmere dich nicht darum. Ich will heute völlig ungestört sein.“
Diese Worte ließen aufregende Ereignisse erraten; insgeheim wünschte ich mir Glück zu meinem kühnen Entschluss.
Inzwischen hatte sich die Gräfin wieder in die Gesellschaftsräume begeben und ich musste mich in Geduld üben. Doch allmählich wurde das Stimmengemurmel, das zu meinem Versteck herüberdrang, immer schwächer. Endlich hatten sich alle Gäste entfernt und Gräfin Gamiani blieb allein – mit einer ihrer Freundinnen. Das Mädchen hieß Fanny Delonge und es dauerte nicht lange, bis beide das Schlafzimmer Gamianis betraten. Ich konnte alles sehen und jedes ihrer Worte verstehen.
„Was für ein Missgeschick“, hörte ich Fanny sagen. „Der Regen fällt in Strömen und es ist kein Wagen zu haben!“
„Auch ich bin untröstlich, dass Ihnen das passieren muss“, entgegnete Gamiani scheinheilig. „Ich habe meinen Wagen an eine Familie verliehen, die heute noch eine weite Reise machen muss. Ich habe meinen Freunden auf diese Weise aus einer großen Verlegenheit helfen können.“
„Sie sind wirklich zu gütig“, sagte Fanny voller Bewunderung. „Aber ich mache Ihnen gewiss Ungelegenheiten, wenn ich bei Ihnen bleibe.“
„Aber nein! Im Gegenteil. Sie bereiten mir ein großes Vergnügen“, rief Gamiani aus. „Ich betrachte es als ein ganz entzückendes Abenteuer. Ich schicke Sie nicht in eines meiner Gästezimmer, sondern wir bleiben die Nacht über hier bei mir zusammen.“
„Werde ich Sie nicht im Schlaf stören?“
„Aber machen Sie doch nicht so viel Aufhebens! Nehmen Sie an, wir seien zwei junge Freundinnen aus dem Internat!“
Mit diesen Worten küsste Gamiani ihre Freundin zärtlich auf den Mund und dann ging das Gespräch weiter.
„Ich werde Ihnen beim Auskleiden helfen“, sagte Gamiani. „Meine Zofe ist schon zu Bett; wir brauchen sie ja aber auch gar nicht.“ Gamiani betrachtete Fanny voller Begierde. „Nein“, rief sie pathetisch, „diese herrlichen Formen. Glückliches Mädchen! Ich bewundere Ihren Körper.“
„Finden Sie mich wirklich schön?“, entgegnete Fanny unsicher.
„Entzückend, wirklich zauberhaft“, bekräftigte Gamiani.
„Ach, Sie wollen mir ja nur schmeicheln!“
„Oh, nein. Ihre zarte Haut ist wundervoll. Man könnte richtig eifersüchtig werden.“
„Nein, nein“, meinte Fanny. „In diesem Punkt kann ich es mit Ihnen ganz gewiss nicht aufnehmen. Nein, wirklich und wahrhaftig, Sie sind viel schöner als ich.“
„Aber, aber, mein liebes Kind“, konterte die Gamiani und setzte spielerisch hinzu: „Aber ziehen Sie sich doch ganz aus! Machen Sie es doch wie ich. Wovor genieren Sie sich denn? Sie tun ja gerade, als ob ein Mann im Zimmer wäre. Da! Betrachten Sie sich doch im Spiegel. Sehen Sie, wie schön Sie sind? Man muss Sie küssen, kleiner Teufel. Ihre Stirn, Ihre Wangen, Ihre Lippen. Überall sind Sie schön!“
Glühend vor Wollust, bedeckte der Mund der Gamiani Fannys Leib mit unzähligen Küssen. Sprachlos, fassungslos und zitternd ließ Fanny alles über sich ergehen. Sie begriff immer noch nicht, was Gamiani wirklich von ihr wollte.
Es war ein herrlicher Anblick: diese beiden nackten Frauengestalten, diese Wollust, diese Grazie, dieses sinnliche Sichgehenlassen, diese zaghafte Scham. Eine Jungfrau, ein Engel in den Armen einer rasenden Bacchantin.
Und alles dies geschah greifbar nahe vor meinen Augen. Das Schauspiel brachte meine Sinne in höchsten Aufruhr. Plötzlich stöhnte Fanny laut.
„Gräfin, bitte, was machen Sie denn? Bitte, bitte, lassen Sie mich … ich bitte Sie …“
„Nein, nein, Fanny. Meine Fanny!“, rief Gamiani leidenschaftlich. „Mein Kind, mein Leben, meine Wonne! Du bist so schön! Ich liebe dich! Ich liebe dich rasend! Ich bin wahnsinnig nach dir!“
Das junge Mädchen sträubte sich vergebens, wilde Küsse erstickten ihre Schreie. Gamiani umarmte sie, umschlang sie, jeglicher Widerstand war vergeblich. Rasend vor Wollust, schleppte Gamiani das junge Mädchen zum Bett – und warf sich über die Beute wie ein wildes Tier.
„Bitte, bitte, Frau Gräfin“, keuchte Fanny. „Das ist ja entsetzlich! Sie machen mir Angst! Bitte lassen Sie mich los oder ich schreie!“
Gamiani antwortete nur mit immer heißeren, immer stürmischeren Küssen. Fester umschlangen ihre Arme den jungen Mädchenkörper. Und dann waren die beiden Leiber zu einem einzigen verschmolzen.
„Fanny!“, schrie Gamiani, „sei ganz und gar mein! Komm! Nimm mein Leben hin! Sag es mir: Ist das nicht Wonne? Wie du zitterst, geliebtes Mädchen, süßes Kind. – Endlich, du ergibst dich mir …“
„Es tut weh“, stöhnte Fanny. „Sie töten mich! Mein Gott … ich sterbe …“
„Ja, jaaahhh …“, schrie Gamiani. „Presse dich an mich, meine goldige Geliebte! Ja, drücke mich … immer fester … noch fester! Wie schön du doch bist im Rausch der Sinne. Lass dich gehen. Völlig gehen. Jetzt bist du glücklich … oh mein Gott – glücklich, glücklich …“
Es war ein seltsamer Anblick. Mit glühenden Augen und mit aufgelösten Haaren wälzte sich die Gräfin auf ihrem Opfer hin und her. Fannys Sinne waren jetzt ebenfalls zur höchsten Wollust entflammt. Die beiden Frauen hielten sich in den Armen, umklammerten einander mit aller Kraft. Jeder Stoß der einen wurde von der anderen leidenschaftlich erwidert; jeder Seufzer erstarb in heißesten Küssen.
Der Rausch der Wollust dauerte endlos. Aber dann war Fanny plötzlich erschöpft. Wie vernichtet ließ sie die Arme niedersinken. Totenblass lag sie da. Unbeweglich. Aber Gamiani raste weiter. Die Begierde erregte sie aufs Äußerste. Aber sie vermochte nicht, zum Orgasmus zu kommen. Mit einem wilden Satz stürzte sie sich mitten ins Zimmer, wälzte sich auf dem Teppich und peitschte in immer wollüstigeren Stellungen ihre Sinne auf. Ihre gierigen Finger mühten sich vergebens, ihr die endgültige Befriedigung zu verschaffen.
Dieser Anblick raubte mir vollends die Besinnung. Im ersten Augenblick hatten Abscheu und Entrüstung alle anderen Gefühle in mir betäubt. Ich war in Versuchung, vor die Gräfin hinzutreten und ihr meine Verachtung zu bekunden. Aber meine Sinne waren stärker als meine Vernunft. Das Fleisch triumphierte!
Ich war betäubt, ich war wahnsinnig. Ich riss mir die Kleider vom Leibe; nackt, glühend, besinnungslos vor Begierde, stürzte ich mich auf die schöne Fanny.
Kaum hatte sie so viel Zeit, dieses neuen Angriffs gewahr zu werden, da war ich schon Sieger. Ich fühlte ihren geschmeidigen, zarten Leib erschauern, unter meinem Körper sich hin und her bewegen. Geil erwiderte sie jeden meiner Stöße. Wie glühende Pfeile kreuzten sich unsere Zungen. Unsere Geschlechter verschmolzen zu einem. Plötzlich stöhnte Fanny laut auf: „Oh, mein Gott – jetzt … jetzt!“
Mit diesen Worten bäumte sie sich auf, stieß einen langen Seufzer aus – und sank dann zurück, indem sie mich mit ihrer süßesten Liebesgabe überströmte.
„Oh, Fanny“, rief da auch ich. „Fanny – warte … nimm! Oh, … es … kommt!“
Und auch ich glaubte, mein Leben in ihr zu verströmen.
Welche Raserei der Liebe! Empfindungslos für meine Umwelt in Fannys Armen schwelgend, hatte ich nichts von den erbitterten Attacken gemerkt, die die Gräfin gegen mich gerichtet hatte.
Unser Seufzen, unser Schluchzen hatte sie aus ihrem Taumel erweckt: Vor Wollust und Neid hatte sie sich auf mich gestürzt, um ihre Freundin aus meinen Armen zu reißen. Gamiani umschlang und schüttelte mich, ihre Finger krallten sich in mein Fleisch, ihre Zähne verbissen sich in mir.
Die Berührung von zwei Frauenkörpern, die beide von der höchsten Liebesleidenschaft erregt, beide von Wollust durchglüht waren, rief meine ermatteten Sinne wieder ins Leben zurück, verdoppelte meine Wollust. Ich brannte vor Gier. Machtvoll, siegreich blieb ich als Herrscher in Fannys Schoß. Mein Wille herrschte in diesem Knäuel von drei ineinander verschlungenen, verstrickten Menschenleibern. Ein Griff und ich packte mit aller Kraft Gamianis Schenkel und hielt sie gespreizt oberhalb meines Kopfes.
„Gamiani!“, rief ich. „Du bist mein! Leg dich vornüber und stütze dich fest auf deine Arme!“
Gamiani begriff, was ich wollte, und ich konnte in dieser Position meine nimmersatte Zunge an ihr spielen lassen.
Fanny liebkoste mit 1.000 Küssen, sinnlos vor Wollust, die wogenden Brüste, die sich über ihrem Gesicht hin und her bewegten.
Im Nu war die Gräfin besiegt. Sie stammelte: „Wie das brennt! Zu viel … Gnade …! Oh, welche Wollust! Du tötest mich …! Mein Gott …! Ich ersticke!“
Und wie eine leblose Masse sank Gamianis Leib zur Seite.
Fannys Erregung aber steigerte sich nur noch mehr. Sie warf ihre Arme um meinen Hals, umschlang mich, presste sich an mich, kreuzte ihre Beine über meinen Lenden. Dann kamen stoßweise abgerissene Laute: „Liebster! Geliebter! Gib dich mir! … Gib mir alles! … Nicht so heftig … Ein bisschen … Halt … Aah … So … So …! … Schneller doch! … Oh, ich fühle es … ich … vergehe … ich …“
Starr, fast bewegungslos lagen wir aufeinander, Mund an Mund gepresst. Wir spürten kaum unsere fast erloschenen Atemzüge.
Allmählich kamen wir wieder zu uns. Alle drei erhoben wir uns und sahen uns einenAugenblick verständnislos an.
Die Gräfin begriff zuerst die Situation. Ihrer Raserei sich schämend, warf sie sich schnell ein Kleid über. Fanny verbarg sich unter den Betttüchern und fing an, wie ein kleines Kind, das sich seiner Schuld bewusst wird, zu weinen.
Gamiani wandte sich zu mir und rief zornig:
„Mein Herr, das ist ein recht erbärmlicher Überfall! Ihre Handlungsweise ist schändlich, hinterlistig, gemein! Ich schäme mich Ihretwegen!“
Ich wollte mich verteidigen, aber Gamiani rief: „Schweigen Sie! Sie sollten wissen, dass eine Frau niemals dem Mann verzeiht, der sich ihre Schwachheit zunutze gemacht hat!“
Ich suchte, mich so gut wie möglich herauszureden. Ich schwor ihr, dass ihre Kälte in mir eine verhängnisvolle, unwiderstehliche Leidenschaft erweckt und mich fast zur Verzweiflung gebracht habe. So sei mir schließlich nichts anderes übrig geblieben, als List und Gewalt anzuwenden.
„Übrigens“, so schloss ich, „können Sie wirklich annehmen, Gamiani, ich würde jemals ein Geheimnis missbrauchen, dessen Besitz ich mehr noch dem Zufall als meinem kühnen Handstreich verdanke? Oh, nein! Das wäre doch unedel! Niemals, ganz gewiss niemals in meinem Leben werde ich die Wonnen dieser Stunde vergessen, aber ich werde sie verschweigen, in mein Inneres verschließen. Habe ich Sie verletzt – nun, so bedenken Sie auch, dass eine rasende Begierde in meinem Körper tobte. Oder noch besser, vergessen Sie alles und denken Sie nur noch an die Lust, die wir zusammen genossen haben und die wir uns jeden Augenblick von Neuem verschaffen können! Und Sie, meine Fräulein? Weinen Sie nicht! Tränen im Augenblick des höchsten Glücks? Oh, nein! Denken Sie an weiter nichts als an die Glückseligkeit, die uns eben noch vereint hat. Bewahren Sie diese Nacht in Ihrer Erinnerung wie einen glücklichen Traum, um den nur Sie allein wissen! Ich schwöre Ihnen, niemals werde ich das Andenken an diese Stunde der Seligkeit beflecken, indem ich zu irgendeinem Menschen davon rede!“
Gamianis Zorn legte sich, Fannys Tränen versiegten. Wir wussten selber nicht, wie es kam – aber plötzlich waren unsere Glieder wieder ineinander verschlungen, und wir wetteiferten im Taumel des Glücks mit Küssen und Liebkosungen. Und ich rief: „Oh, meine schönen Freundinnen! Bannen wir die Furcht von dieser Stätte der Freude! Rückhaltlos – als wäre diese Nacht die letzte – wollen wir uns der Liebe, der schrankenlosen Wollust überlassen!“
„Ja“, rief auch Gamiani. „Die Würfel sind gefallen. Auf zur Lust! Komm, Fanny! Küss mich, geiles Mädchen! Da – meine Lippen! Lass mich dich beißen. Lass mich an dir saugen. Lass mich dich aussaugen bis aufs Mark der Knochen. Alcide! Komm her! Ah, du bist ein prächtiger Kerl! Wie reich dich die Natur ausgestattet hat!“
„Nein, Gamiani warte! Du verachtest die Liebe mit Männern, aber du wirst sie preisen, wenn du sie erst einmal wirklich genossen hast. Bleib liegen, wie du liegst. Drücke den Unterleib noch vor! Ah, wie schön du bist. Diese entzückende Stellung! Jetzt schnell, Fanny! Lenke du selbst meine drohende Waffe! Auf zum Angriff. Los!“
Die Gräfin warf sich wie eine Besessene unter mir hin und her. Fannys Küsse reizten sie mehr als meine Liebesmühen. Eine besonders heftige Bewegung Gamianis zerstörte die ganze Gruppe. Ich machte mir dies zunutze, um Fanny auf die Gräfin zu drängen und nunmehr mit aller Glut der Liebe das junge Mädchen anzugreifen. Nach kurzer Zeit waren wir alle drei von Wonne überströmt.
Dann hatten wir eine Pause nötig. Schließlich sagte Gamiani lachend: „Was fiel dir den auf einmal ein, Alcide, dass du plötzlich den Spieß umdrehtest? – Oh, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich verzeihe dir: Du hattest begriffen, dass du deine Mühe an eine Fühllose verschwendest. Was soll ich aber machen? Ich habe das traurige Geschick, mit der Natur im Zwiespalt zu liegen. Ich träume nur noch von Furchtbarem, Greulichem, Niedagewesenem. Ich jage Unmöglichem nach … Oh, ja! Es ist entsetzlich. Immer in Enttäuschung sich verzehren! Immer geil – und nie befriedigt zu sein! Meine Fantasie tötet mich …“
In Gamianis Worten lag ein so starker Ausdruck von Verzweiflung, dass ich von Mitleid erfasst wurde. Diese Frau war böse – aber sie litt selber am meisten darunter. Ich wollte versuchen, sie zu trösten, und sagte: „Vielleicht ist es nur ein vorübergehender Zustand, Gamiani! Vermutlich liest du zu viele schlechte Bücher.“
„Oh, nein, nein! Das ist es nicht … Aber hört mich an. Ihr werdet mich beklagen … vielleicht werdet ihr mich begreifen – und mir verzeihen.“ Und Gamiani erzählte:
„Ich wuchs in Italien auf, im Hause einer Tante, die schon in jungen Jahren Witwe geworden war. Als ich 15 Jahre alt war, sah ich die Welt nur in den schrecklichen Farben, mit denen der fromme Eifer gläubiger Christen sie grell und abstoßend malte. Alle meine Gedanken gingen in Gott auf und ich verbrachte meine Zeit mit Gebeten, in denen ich darum flehte, der Himmel möge mich mit den Qualen der Hölle verschonen.
Diese Seelenängste waren mir von meiner Tante eingeflößt worden; niemals versuchte sie, mich durch irgendeine Zärtlichkeit zu beruhigen. Trost und Frieden fand ich nur im Schlaf. Meine Tage schlichen traurig dahin wie die Stunden eines zum Tode Verurteilten.
Ab und zu allerdings rief mich meine Tante morgens in ihr Bett. Sie zog mich an ihren Busen; ich lag zwischen ihren Schenkeln und plötzlich presste sie mich in krampfhafter Umschlingung an sich. Wild warf sie sich hin und her, bis ihr Kopf zur Seite sank und ein irrsinniges Stöhnen in leisen Seufzern ausklang.
Erschreckt, keiner Bewegung fähig, sah ich sie an …
Eines Tages hatte sie eine Unterredung mit einem Mann, der sich als Mönch ausgab. Nach einiger Zeit wurde ich hineingerufen, und der ehrwürdige Pater hielt mir folgende Ansprache:
‘Liebe Tochter, du bist jetzt erwachsen. Der böse Feind kann schon sein Auge auf dich geworfen haben. Wenn du nicht rein und makellos bist, können seine Pfeile dich treffen. Hat aber keine Sünde dich besudelt, so bist du unverwundbar. Durch Schmerzen hat unser Herr die Welt erlöst; durch Schmerzen wirst auch du von deinen Sünden dich erlösen. Bereite dich darauf vor, das Martyrium der Erlösung zu bestehen. Bitte Gott um die nötige Kraft und den erforderlichen Mut. Heute Abend wirst du die Prüfung zu bestehen haben … Gehe hin in Frieden, mein Kind!’
Meine Tante hatte schon seit mehreren Tagen fortwährend zu mir davon gesprochen, dass man durch Leiden und Martern sich von seinen Sünden loskaufen müsse.
Die Worte des Mönchs erschreckten mich. Ich eilte hinaus. Als ich allein war, wollte ich beten, meine Zuflucht zu Gott nehmen. Aber ich konnte an nichts anderes denken als an die mir bevorstehenden Schmerzen.
Gegen Mitternacht kam meine Tante zu mir. Sie befahl mir, mich nackt auszuziehen. Sie wusch mich vom Kopf bis zu den Füßen und ließ mich eine langes, schwarzes Kleid anziehen, das um den Hals durch eine Schnur zusammengezogen wurde, hinten aber offen war. Sie zog ein gleiches Kleid an und wir fuhren in einem Wagen fort – ich wusste nicht wohin.
Eine Stunde später befand ich mich in einem großen Saal, der ganz mit schwarzem Stoff ausgeschlagen war und nur durch eine einzige Lampe, die von der Decke herabhing, ein schwaches rötliches Licht empfing. Mitten in diesem Raum befand sich ein Betschemel mit einigen Kissen.
‘Knie nieder!’, flüsterte meine Tante mir zu. ‘Bereite dich durch Gebete auf das vor, was dir bevorsteht, und ertrage mit Mut alle Leiden, die Gott in seiner Güte dir sendet!’
Kaum war ich, gehorsam ihrem Gebote folgend, niedergekniet, da öffnete sich eine Tür. Ein Mönch, der in derselben Weise gekleidet war wie meine Tante und ich, trat an mich heran, indem er einige Worte vor sich hinmurmelte. Plötzlich schlug er von hinten mein Kleid auseinander, sodass die ganze Rückseite meines Körpers entblößt war.
Ein leichtes Zittern ging deutlich spürbar durch die Glieder dieses Mannes. Offenbar brachte ihn der Anblick meines nackten Fleisches außer sich. Seine Hand betastete meinen Rücken, besonders meine Hinterbacken, und verweilte dann etwas weiter unten.
‘Dies ist der Körperteil, womit das Weib sündigt; an diesem Körperteil muss sie deshalb Schmerzen leiden’, sagte er mit Grabesstimme.
Kaum waren diese Worte ausgesprochen, so fühlte ich furchtbare Schläge auf mich herabsausen. Erst wurde ich mit Ruten, dann mit knotigen Stricken geschlagen, an deren Enden kleine Eisenkugeln befestigt waren. Ich klammerte mich an den Betschemel und bemühte mich, nicht zu schreien. Aber vergeblich – der Schmerz war zu stark. Ich sprang auf und lief im Saal herum wie ein gejagtes Tier und rief: ‘Gnade! Gnade! Diese Qualen kann ich nicht ertragen! Lieber tötet mich! Barmherzigkeit, bitte, bitte …’
„Elende, feige Seele!“, schrie meine Tante entrüstet. ‘Nimm dir ein Beispiel an mir. Sieh!’
Mit diesen Worten riss sie sich das Kleid vom Leibe und warf sich mit gespreizten Beinen, ganz nackt, auf den Boden. Die Hiebe hagelten nun auf sie nieder; unerbittlich schlug der Folterknecht immer weiter, bis ihre schönen Schenkel vom Blut förmlich überströmt waren. Meine Tante aber hielt unerschütterlich stand; sie rief sogar fortwährend: ‘Stärker! Ah! Noch stärker!’
Dieser Anblick brachte mich um den Verstand. Ich verspürte eine übernatürlichen Mut und rief, auch ich sei nun bereit, alles zu erdulden.
Sofort sprang meine Tante auf, um mich mit glühenden Küssen zu bedecken. Der Mönch dagegen fesselte mir die Hände und legte mir eine Binde über die Augen.
Und nun begann erst die eigentliche, fürchterliche Marter. Bald hatte mich der Schmerz völlig betäubt; ich vermochte keine Bewegung mehr zu machen, ich fühlte überhaupt nichts mehr. Offenbar wurden aber auch noch andere Menschen gemartert: Durch das Geräusch der Schläge hindurch hörte ich irres Geschrei, Ausrufe, das Klatschen von Händen, die auf Menschenfleisch niederfielen, dann wieder wahnsinniges, krampfhaftes, hysterisches Gelächter, durch das sich die schauerliche Lust der Sinne Luft machte. Zuweilen übertönte die Stimme meiner Tante, vor Wollust röchelnd, diese ganze grauenhafte Orgie, diese Saturnalien von Blut und Schmerzen.
Später, sehr viel später erst, wurde mir klar, dass das Schauspiel meiner Folterung dazu diente, abgestumpfte Sinne aufzustacheln. Jeder meiner unterdrückten, erstickten Seufzer gab der Wollust einen neuen Ansporn.
Endlich hörte der Mönch auf; wahrscheinlich nur deshalb, weil er vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Ich war vor Angst und Schmerz wie erstarrt; ich hatte mich in mein Schicksal ergeben: Ich glaubte sterben zu müssen. Als ich aber nach und nach wieder zu Bewusstsein kam, empfand ich ein eigentümliches Vibrieren und Kitzeln: Mein ganzer Leib brannte, alle meine Glieder zuckten und zitterten.
Wollüstig warf ich mich hin und her; eine plötzliche Begierde suchte nach Befriedigung. Sekunden später umschlangen mich zwei kräftige Arme. Etwas Heißes, Steifes schlug gegen meine Schenkel, glitt dann zwischen sie und drang plötzlich in meinen Leib ein. Mir war zumute, als würde ich auseinandergespalten. Ich stieß eine furchtbaren Schrei aus, der aber von lautem Gelächter übertönt wurde. Zwei oder drei neue Stöße – und der Riesenpflock war seiner ganzen Länge nach in mich eingedrungen. Meine blutüberströmten Beine umschlangen die Schenkel meines Angreifers und es war, als ob unser Fleisch sich vermischte und zu einem einzigen Leib verschmolz. Meine Adern schwollen an, alle meine Sehnen und Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Die Stöße steigerten sich zu unglaublicher Geschwindigkeit und versetzten mich in eine solche Glut, dass es mir vorkam, als wäre mir ein glühendes Eisen in den Leib gestoßen worden.
Bald schwanden mir die Sinne; ich glaubte, im Himmel zu sein. Eine heiße, schleimige Flüssigkeit überströmte mich, drang bis in mein Innerstes ein – ich glaubte sie bis ins Mark meiner Knochen zu verspüren … Es war zu viel. Auch aus mir schoss es hervor wie ein glühender Lavastrom. Ich fühlte, wie ein brennender, beizender Saft sich ergoss. Wild und immer wieder stieß ich, damit er noch reichlicher flösse …
Dann versank ich erschöpft in einen Abgrund unerhörter Wollust.“
„Gamiani, wie du zu erzählen weißt! Man spürt die Hölle im Leibe“, flüsterte Fanny.
„Ich bin noch nicht zu Ende“, sagte Gamiani leise und fuhr fort: „Nach kurzer Zeit wandelte sich meine Wollust in entsetzlichen Schmerz. Ich wurde auf die grässlichste Weise vergewaltigt. Mehr als 20 Männer stürzten wie wilde Tiere einer nach dem anderen über mich her. Mein Kopf sank zur Seite. Wie ein Leichnam lag mein geschändeter Leib auf den Polstern. Man trug mich wie tot ins Bett.
„Welche Grausamkeit!“, murmelte Fanny.
„Jawohl, grausam“, antwortete Gamiani. „Grausam! Als ich wieder zu leben begann, als ich endlich wieder gesund war, begriff ich die entsetzliche Verworfenheit meiner Tante und ihrer infamen Genossen, die nur noch der Anblick fürchterlicher Martern zu reizen vermochte. Ich schwor ihnen tödlichen Hass. Und dieser Hass erstreckte sich bald auf alle Männer. Ohne Ausnahme. Der Gedanke, die Liebesbezeigungen einen Mannes erdulden zu müssen, war mir ekelhaft. Ich gab mich nie mehr dazu her, das elende Spielzeug männlicher Launen zu sein.
Aber ich hatte ein glühendes Temperament, das nach Befriedigung schrie. Ich ergab mich der Onanie und wurde von dieser erst später durch die Belehrungen geheilt, die mir die Nonnen im Kloster erteilten. Diese Belehrungen gaben mir den Rest, sie verdarben mich ganz und gar …“
Tränen erstickten Gamianis Stimme.
Fanny suchte, sie durch Liebkosungen zu beruhigen. Vergebens. Um der traurigen Szene ein Ende zu machen, wandte ich mich an das Mädchen und sagte: „Jetzt kommst du dran, schöne Kleine! Du bist in einer einzigen Nacht in viele Mysterien der Liebe eingeweiht worden. Nun erzähle uns doch mal, wie es bei dir war, als du zum ersten Mal die Lust des Fleisches verspürtest!“
„Ich? Oh, nein“, entgegnete Fanny. „Das kann ich wirklich nicht erzählen!“
„Deine Schamhaftigkeit ist aber doch wahrhaftig hier nun nicht mehr angebracht“, tadelte ich.
„Oh – es ist nicht deshalb“, rief Fanny. „Aber nach der Erzählung Gamianis wäre das, was ich zu berichten habe, gar zu unbedeutend.“
„Aber glaube doch das nicht, du liebe kleine Unschuld! Was sträubst du dich denn noch? Sind wir denn nicht durch die Wollust unserer Sinne zu einem einzigen Wesen geworden? Wir haben alle getan, was man nur tun kann – und so können wir uns auch alles sagen.“
„Da, Schönste“, ergänzte Gamiani meine Worte. „Einen Kuss, 200 Küsse, wenn du willst! Lass dich doch überreden! Und sieh, wie verliebt Alcide ist, sieh, wie sein Speer dir schon wieder droht!“
„Nein, nein – lasst mich! Alcide, ich habe keine Kraft mehr“, flüsterte Fanny. „Bitte, bitte … Gnade! Gamiani, wie bist du gierig! … Fort, Alcide … fort … Oh, mein Gott …“
„Keinen Pardon, verdammt noch mal“, rief ich aus. „Entweder gibst du uns die Geschichte deiner Entjungferung zum Besten oder ich stürze mich mit aller Wehr und Waffen in …“
„Wenn ihr es durchaus wollt“, resignierte Fanny und begann zu erzählen.
„In vollkommener Unschuld, das kann ich euch schwören, erreichte ich mein fünfzehntes Lebensjahr. Selbst in Gedanken hatte ich mich niemals mit der Verschiedenheit der Geschlechter beschäftigt. Ich lebte nur so dahin – und gewiss, ich war glücklich.
Aber dann! An einem sehr heißen Sommertag war ich einmal ganz allein zu Hause und ich verspürte ein eigentümliches Bedürfnis, die lästigen Kleider von mir abzuwerfen, um meine Glieder frei bewegen zu können.
Ich zog mich aus; ich warf mich, fast nackt, auf einen Diwan … ach, ich schäme mich … ich streckte die Beine aus, ich spreizte sie, so weit ich konnte, und warf mich hin und her. Ohne es zu wissen, nahm ich die unzüchtigsten Stellungen ein.
Der Stoffbezug des Diwans war sehr kalt, und das empfand ich als überaus angenehm. Ein wollüstiges Kitzeln überrieselte meinen ganzen Körper. Frei dehnte sich meine Brust in der lauen, von Blumendüften geschwängerten Luft, die mich umgab. Welch süße, entzückende Wollust! Ich war in einer wilden Ekstase. Mir war, als ergösse sich ein neues Leben in mich hinein, als wäre ich stärker, größer, als würde ich einen außerirdischen Odem einsaugen, als erblühte ich unter den Strahlen eine schöneren Himmels.“
„Du bist sehr poetisch, Fanny“, warf ich ein.
„Oh, ich übertreibe nicht. Ich beschreibe nur ganz genau meine Gefühle! Wohlgefällig betrachteten meine Augen meinen Körper. Meine Hände glitten über meinen Hals, über meine Brüste, über meinen Leib. Zwischen den Schenkeln verweilten sie und ich versank in tiefes Träumen. Dabei schwebten mir die Worte Liebe und Geliebter, deren Sinn ich gar nicht recht verstand, unaufhörlich vor.
Als ich aus meinen Träumen erwachte, war ich erstaunt, mich allein zu finden. Ich fühlte eine ungeheure Leere um mich herum; ich hatte vergessen, dass ich Verwandte, dass ich Freunde besaß.
Gedankenverloren erhob ich mich und blickte mich um. Doch bald fing ich von Neuem an, mich zu betasten, und ich fragte mich, ob nicht mein Körper irgendeinem Zweck zu dienen hätte.
Rein gefühlsmäßig begriff ich, dass mir irgendetwas fehlte – irgendetwas, das ich nicht näher bezeichnen konnte, das ich aber wollte, das ich mit Inbrunst begehrte.
Ich muss wie eine Wahnsinnige gewirkt haben, denn von Zeit zu Zeit lachte ich grundlos laut auf; meine Arme öffneten sich, als ob sie den Gegenstand meiner Wünsche umschlingen wollten. Ja – ich umarmte mich selber! Ich musste etwas Wirkliches, etwas Körperliches haben, das ich umfassen konnte, und in meinem unbewussten Sinnentaumel nahm ich mich selber! Ich presste meine Arme um mich, und ich hatte das Gefühl, einen anderen Menschen zu umschlingen …
Durch das Fenster sah ich in der Ferne Baumwipfel und grüne Rasenflächen; ich hätte mich im Grase wälzen oder in die Lüfte über das Blätterdach erheben mögen. Ich blickte zum Himmel auf und eine verzehrende Sehnsucht erwachte in mir, mich in die Luft zu verflüchtigen, mich den Wolken, dem Äther, den Engeln zuzugesellen. Vielleicht war ich dem Wahnsinn nahe; heiß klopfte das Blut in meinen Adern und meine Schläfen zuckten.
Ohne zu wissen, was ich tat, stürzte ich mich auf den Diwan, umschlang ein Kissen mit meinen Schenkeln und presste ein anderes in meine Arme. Leidenschaftlich hielt ich es umfasst; wild küsste ich es, ja, ich glaube sogar, ich lächelte ihm zu. Meine Sinnlichkeit triumphierte, ich war wie trunken. Plötzlich erzitterte ich – und beendete jäh mein Spiel. Mir war, als zerflösse ich, als löste ich mich auf.
‘Oh, mein Gott ’, schrie ich. Ein plötzlicher Schrecken erfasste mich und ich sprang auf. Ich war ganz nass. Die Flüssigkeit rann mir zwischen den Beinen herab.
Ich konnte nicht begreifen, was mir passiert war, und ich glaubte daher, ich sei verwundet. Ich fürchtete mich, warf mich auf die Knie nieder und betete zu Gott, er möge mir verzeihen, wenn ich Unrecht getan hätte.“
„Oh, du Unschuldslamm!“, unterbrach ich Fannys Erzählung. „Hast du denn über den Vorfall, der dich in solche Angst versetzte, mit keinem Menschen gesprochen?“
„Nein, niemals“, rief Fanny. „Das hätte ich nie gewagt. Bis vor einer Stunde war ich ja noch ganz unerfahren! Du erst, Alcide, hast mir die Lösung des Rätsels gegeben.“
„Oh, Fanny“, stöhnte ich. „Dieses Geständnis hebt mich auf den Gipfel des Glücks empor. Geliebte! Empfange eine neue Probe meiner Liebe! … Gamiani, reize mich, rege mich auf, damit ich diese zarte Blüte mit himmlischen Säften neu beträufle!“
„Welches Feuer! Welche Glut!“, schrie Gamiani. „Oh, Fanny, genieße es. Genieße, genieße!“
„Alcide, Alcide!“, keuchte Fanny. „Ich sterbe … ich …“
Und die süße Wollust brach wie ein Rausch über uns und versetzte Fanny und mich in den siebenten Himmel der Begierden …
„Ich heiße Alcide. Diesen Namen erhielt ich auf Wunsch einer Erbtante meines Vaters. Meine Kindheit war glücklich; Trübsal und Krankheiten kannte ich nicht. Und so war ich schon mit 13 Jahren zum Mann entwickelt und die Stacheln des Fleisches machten sich lebhaft bemerkbar.
Da ich zum geistlichen Stande bestimmt war, wurde ich nach den strengsten Vorschriften der Keuschheit erzogen und bekämpfte mit aller Macht die ersten Begierden meiner Sinne. Mein Fleisch lehnte sich gebieterisch und machtvoll auf, empörte sich – ich aber kasteite es unbarmherzig.
Ich verdammte mich zum schärfsten Fasten. Nachts, während ich schlief, verschaffte sich die Natur Erleichterung; ich aber erschrak darüber, als ob ich mir eine sündhafte Ausschweifung hätte zuschulden kommen lassen. Ich verdoppelte meine Enthaltsamkeit und achtete noch schärfer darauf, mich von jedem schlimmen Gedanken fernzuhalten.
Dieser beständige innere Kampf machte mich schließlich stumpf und halb wahnsinnig. Meine erzwungene Enthaltsamkeit versetzte allmählich meine Sinne in eine Reizbarkeit, wie ich sie früher nie gekannt hatte. Oftmals hatte ich Schwindelanfälle. Ich hatte das Gefühl, als ob alles um mich herum sich drehte, und schließlich drehte ich mich selber mit. Wenn mein Blick zufällig ein junges Mädchen traf, war es mir, als glühte es von innerem Feuer und sende elektrische Funken aus.
Dieser Zustand dauerte mehrere Monate. Dann fühlte ich plötzlich eines Morgens in allen meinen Gliedern eine Art Krampf, eine heftige Spannung; es folgte ein fürchterliches, konvulsivisches Zucken wie bei einem epileptischen Anfall. Ich hatte Lichthalluzinationen in einer Stärke wie noch nie zuvor. Zuerst sah ich einen schwarzen Kreis sich mit ungeheurer Schnelligkeit vor mir drehen; er wurde immer größer und größer und schließlich unermesslich groß. Plötzlich brach ein funkelndes Licht aus dem Mittelpunkt des Kreises hervor und alles wurde blendend hell.
Ich sah einen endlosen Horizont, einen in Flammen stehenden Himmel, der von 1.000 Kometen durchkreuzt wurde; und alle diese Kometen fielen als ein Regen von Goldstücken, von funkelnden Saphiren, Smaragden und Rubinen herab.
Das Feuer erlosch; ein Tageshimmel, der wie bläulicher Samt aussah, breitete sich über mir aus. Es war, als schwämme ich in einem klaren, weichen Licht, lieblich wie der blasse Widerschein des Mondes in einer schönen Sommernacht. Und auf einmal kamen aus der weitesten Ferne, wie ein Schwarm goldener Schmetterlinge, wie aus Luft und Dunst gewoben, unzählige Myriaden von nackten Mädchen auf mich zu, blendenden Fleisches, blass und durchscheinend wie Bildsäulen aus Alabaster.
Ich stürzte meinen Sylphiden entgegen, aber sie entschwanden mit aufreizendem Lachen. Ihre köstlichen Gruppen lösten sich im azurblauen Äther auf, erschienen dann aber wieder – noch leuchtender, noch sinnlicher. Es waren reizende Blumensträuße, aus köstlichen Gestalten gebunden, die mich mit verführerisch lächelnden Blicken ansahen.
Nach und nach verschwanden die bezaubernden jungen Mädchen; dann aber erschienen reife Frauen im Alter der Liebe, der zärtlichen Leidenschaften. Einige von ihnen waren lebhaft und munter, mit feurigen Blicken, mit wogenden Brüsten; andere waren bleich und gingen vornübergebeugt wie Ossianische Jungfrauen. Ihre schmiegsamen, liebeatmenden Leiber waren von dünner, durchsichtiger Gaze umhüllt. Sie schienen vor Sehnsucht, vor Erwartung fast zu sterben; sie streckten mir ihre geöffneten Arme entgegen und flohen doch immer wieder, wenn ich mich in sie hineinstürzen wollte.
Außer mir vor Erregung, warf ich mich auf meinem Bett hin und her. Ich stützte mich auf Kopf und Füße, hob meinen Körper empor und schüttelte voller Begierde mein aufgerichtetes Glied. Ich sprach in den unzüchtigsten Worten von Liebe und Liebeslust, Erinnerungen an meine klassischen Literaturstudien mischten sich in meine Träume: Ich sah Jupiter in Liebesglut, Juno, wie sie seinen Blitzstrahl lenkte. Ich sah den ganzen Olymp in brünstigem Taumel, in orgiastischer Verzückung. Und dann nahm ich an einer Orgie teil, an einem höllischen Bacchanal.
In einer tiefen finsteren Höhle, die von rotbrennenden Fackeln erleuchtet war, warfen blaue und grüne Flammen einen unheimlichen Schein auf 100 Teufel mit Bocksgesichtern und riesigen Zeugungsgliedern. Sie gaben sich allen möglichen Lüsten des Fleisches hin.
Die Gemeinsten von ihnen aber hatten eine Messalina an Händen und Füßen gebunden und nahmen vor ihren Augen die lüsternsten, unzüchtigsten Stellungen ein. Rasend, schäumend vor Gier, krümmte sich das geile Weib vor Verlangen nach dem Liebesgenuss, der ihr sadistisch vorenthalten wurde.
Weiter oben in der Höhle machten Teufel von höherer Rangordnung sich das Vergnügen, die Mysterien unserer heiligen Religion zu parodieren.
Auf dem Boden ausgestreckt lag eine Nonne, ganz nackt, das Auge zur Wölbung der Höhle emporgewandt. In frommer Inbrunst empfing sie die weiße Hostie, die ihr ein großer Teufel auf der Spitze seine Gliedes reichte. Eine fette Teufelin ließ sich die Stirn mit Lebenssaft taufen, während eine andere verschwenderische Mengen der heiligen Wegzehrung erhielt.
Ein Oberteufel mit Krummstab und umgestülpter Mitra wurde von vier gewöhnlichen Teufeln auf den Schultern getragen; er paradierte mit seiner satanischen Kraft und verspritzte alle Augenblicke Ströme unheiligen Saftes. Jeder warf sich zu Boden, wenn er vorüberzog. Es war eine wüste Prozession.
Plötzlich aber schlug es eins; da fassten alle diese Teufel sich bei der Hand und bildeten einen riesigen Reigen. Sie drehten sich immer wilder und hemmungsloser im Kreise, schwebten nach oben und verschwanden in den Lüften.“
„Sie verstehen Ihre Erzählung wundervoll auszuschmücken, Alcide“, meinte Gamiani. „Ihr Traum könnte in einem Buch stehen.“
„Oh“, entgegnete ich, „wir haben ja noch die ganze Nacht vor uns. Aber hören Sie weiter: Was jetzt kommt, ist reine Wirklichkeit.
Als ich mich von diesem entsetzlichen Fieberanfall wieder erholt hatte, war das Gefühl der Schwere im Kopf verschwunden; aber ich fühlte mich ermattet. Ich schlug die Augen auf. An meinem Bett saßen drei reizende Mädchen. Alle drei waren noch sehr jung und trugen weiße, fließende Nachtgewänder. Ich glaubte, noch immer im Fieberwahn zu liegen, aber mir wurde erzählt, unser Hausarzt habe die Ursache meiner Krankheit erkannt und beschlossen, mir das in diesem Falle einzig wirksame Heilmittel zu verordnen.
Die Medizin schien mir außerordentlich angenehm. Ich griff zuerst nach einer weißen, weichen Hand, die ich mit Küssen bedeckte. Dann pressten sich frische rote Lippen auf meinen Mund. Der gierige Zungenkuss elektrisierte mich. Ich glühte vor Geilheit.
‘Oh, schöne Freundinnen’, rief ich, ‘ich will glücklich sein bis zum Übermaß! Ich will in euren Armen sterben! Teilt meine Lust und meinen Liebestaumel!’
Ich warf die Bettdecke ab, riss mir das Hemd vom Leibe und streckte mich auf meinem Bett aus. Ein Kissen wurde mir unter das Gesäß geschoben, so dass ich ausgezeichnet lag. Ich rief:
‘Du reizende Schwarze mit den festen, vollen Brüsten, setze dich unten auf das Bett, strecke deine Beine neben meinen Beinen aus. Gut so! Setze meine Fußsohlen an deinen Busen. Kitzle sie mit deinen hübschen Liebesknospen. Entzückend! Ach, du bist köstlich. – Und du, meine Blonde mit den blauen Augen, komm näher heran! Du sollst meine Königin sein. Setze dich rittlings auf den Thron. Nimm das glühendheiße Zepter in die Hand, stoße es tief in dein wonniges Zauberreich hinein! … Halt! Nicht so schnell … warte doch! Mache es langsam, taktmäßig wie ein Reiter, der gemächlich dahintrabt. Lass die Wonne so lange dauern wie nur irgend möglich … Und du, meine schöne Große mit der entzückenden Fülle deiner Formen, spreize die Schenkel, hier über meinem Kopf! … Wundervoll! Du errätst meine Absicht! Spreize die Schenkel recht weit auseinander – noch weiter! Ich will deine ganze Schönheit sehen, mein Mund dich glühend küssen, meine Zunge dich liebkosen, in dich eindringen können … Beuge dich vor, damit die andere deine Brüste küssen kann!’
‘Komm! Komm!’, rief die Schwarze ihr zu, indem sie ihr die bewegliche Zunge zeigte, die spitz war wie ein venezianischer Dolch. ‘Komm! Lass mich deine Augen, deinen Mund mit meinen Küssen verzehren. Ich liebe dich! Oh, du Wollüstige! … Gib deine Hand! Da! So! Vorwärts! Aber sanft! Jaaah!’
Und alle drei bewegten sich gierig und geil hin und her, reizten sich zu immer heißerer Wollust auf.
Ich verschlang diese reizvolle Szene mit den Augen, diese wollüstigen Bewegungen, diese Gruppe sinnlicher Selbstvergessenheit. Schreie und Seufzer wurden laut, verschmolzen ineinander. Ein glühender Strom floss durch meine Adern. Ich zitterte am ganzen Körper. Meine Hände griffen nach heißen Brüsten oder wühlten krampfhaft in noch geheimeren Bereichen. Meine Finger wurden müde, meine Lippen lösten sie ab. Gierig saugte ich, nagte, biss! Ich hörte Schreie. Ich solle aufhören. Aber ich saugte und biss mit verdoppelter Gier. Diese Ekstase gab meinen Kräften den Rest. Mein Kopf sank zurück. Ich konnte nicht mehr. ‘Genug!’, rief ich aus. ‘Hört auf, ich werde wahnsinnig!’
Ich fühlte das Delirium der Liebeswonne zum dritten Male. Alles in mir verkrampfte sich. Die drei Mädchen verloren das Gleichgewicht und die Besinnung. Ohnmächtig seufzend sanken sie in meine Arme und mich überströmte ihr Liebessaft.
Himmelswonnen! Oder Höllenwonnen? Es überschwemmte mich wie ein unendlicher Glutstrom …“
Fanny drehte sich um und kroch an der äußersten Bettkante ganz in sich zusammen.
Ich wollte sie an mich ziehen, aber Gamiani sagte mit zitternder Stimme: „Nein, nein! Ich begreife, wie ihr zumute ist, aber ich … ich bin von ganz anderer Natur als sie. Mich verzehrt, mich foltert die Erregung, ein unersättlicher Drang … oh, ich möchte mich zu Tode lieben! … Die Berührung eurer beiden Leiber, eure Erzählungen, die wollüstigen Spiele, die wir getrieben haben … dies alles bringt mich außer mir, dass ich nicht mehr weiß, was ich tue … In meinen Gedanken tobt die ganze Hölle, Feuer strömt mir durch die Glieder … Aber, oh, Schmerz, ich weiß nichts Neues mehr zu ersinnen!“
Gamiani war wie von Sinnen. Sie rief: „Ich kann es nicht mehr aushalten – ich verbrenne! Ich möchte … Aber so pack mich doch! … Drücke mich … schlage mich … Oh! Nicht genießen können!“
Die Gräfin knirschte mit den Zähnen, furchtbar rollten ihre Augen. Ein Krampf schüttelte alle ihre Glieder – es war entsetzlich anzusehen.
Fanny bekam Angst; erschrocken richtete sie sich im Bett auf. Ich selber glaubte, jeden Augenblick zusammenbrechen zu müssen.
Vergebens bedeckte ich mit meinen Küssen Gamianis geheimste Reize; meine Hände waren müde von den Liebkosungen, die sie ohne Unterlass an die unersättliche Furie verschwendeten. Die Quellen ihrer Liebessäfte waren versiegt, aber die Ekstase der Wollust wollte sich nicht einstellen …
Endlich sagte Gamiani mit zitternder Stimme: „Lasst nur … bleibt allein, schlaft …“
Mit diesen Worten glitt sie aus dem Bett, öffnete eine Tür und verschwand.
„Was will sie denn? Begreifst du etwas davon?“, fragte ich Fanny.
„Pssst, Alcide! Höre doch, welch ein Geschrei!“, flüsterte Fanny.
„Sie bringt sich um“, entgegnete ich aufgeregt. „Oh, mein Gott, die Tür ist verschlossen! … Ah, sie ist in Julies Kammer. Warte … Da, über der Tür ist ein Glasfenster. Hilf mir, diesen Tisch heranzurücken. Komm, steig mit hinauf. Von hier können wir alles sehen!“
Welch ein Anblick! Beim bleichen Schimmer eines flackernden Nachtlichts sahen wir die Gräfin mit grässlich verdrehten Augen, die Lippen mit Schaum bedeckt, die Schenkel mit Blut und Liebessaft besudelt, sich schreiend auf einem großen Teppich von Katzenfellen wälzen.
Mit unglaublicher Geschwindigkeit warf sie ihren Körper auf dem Teppich hin und her. Von Zeit zu Zeit schleuderte sie die Beine in die Luft, sodass sie beinahe auf dem Kopf stand und wir ihren ganzen Rücken sahen. Dann sank sie mit gellendem Lachen wieder auf die Felle zurück.
Plötzlich rief sie: „Julie! Komm her! Vor meinen Augen dreht sich alles im Kreise! Warte, du verdammtes, verrücktes Frauenzimmer – ich beiße dich!“
Julie war ebenfalls ganz nackt, aber strahlend von Kraft und strotzend von Gesundheit. Sie stürzte sich auf die Gräfin und band ihr erst die Hände, dann die Füße zusammen. Die krampfhaften Zuckungen Gamianis hatten jetzt den Höhepunkt erreicht. Ich bekam Angst, als ich sie so sah.
Julie aber benahm sich, als ob gar nichts weiter wäre. Wie eine Besessene tanzte und sprang sie um ihre Herrin herum; dabei feuerte sie ihre Wollust mit geschäftigen Fingern immer mehr und mehr an, bis ihr schließlich die Sinne schwanden und sie sich in einen großen Lehnstuhl warf.
Die Blicke der Gräfin waren allen ihren Bewegungen gefolgt. Das ohnmächtige Gefühl, dass sie sich nicht dieselbe trunkene Wollust verschaffen konnte, verdoppelte noch ihre Gier. Sie war ein weiblicher Prometheus, der von 100 Geiern zugleich zerfleischt wurde. Auf einmal hörte ich sie schreien: „Medor! Medor! Mach’s mir!“
Sofort stürzte ein großer Hund aus einer Zimmerecke hervor und begann, sie zu lecken.
Gamianis Wollust schien zugleich den Höhepunkt des Schmerzes zu erreichen, denn je eifriger die Bestie leckte, desto lauter stöhnte, schluchzte und schrie die Gräfin:
„Milch! Milch! Oh, schnell! Milch!“
Ich wusste nicht, was dieser Schrei bedeutete, der fast wie ein Todesröcheln klang. Doch bald wurde es mir klar, denn Julie kam mit einem riesigen Godemiché, der mit heißer Milch gefüllt war. Mittels zweier Riemen schnallte sie sich das Instrument an der passenden Stelle ihres Leibes an. Dann warf sie sich auf die Gräfin, führte das Kunstglied in die Scheide der Gräfin ein und bewegte sich mit vollendeter Geschicklichkeit auf und ab.
Der Hund Medor war natürlich dadurch seiner bisherigen Genüsse beraubt; er wusste jedoch schnell Ersatz zu finden, denn unverzüglich stürzte er sich auf die stramme Julie, die nun plötzlich vor Wollust nicht weiter konnte und mit ihren Stößen aufhörte.
Der Genuss, den eine Hundezunge verschafft, muss ungeheuer groß sein, denn es gibt nichts, was sich mit solcher Deutlichkeit in den Gesichtszügen einer Frau ausspricht.
Gamiani war diese Unterbrechung sehr unangenehm, denn nur ihre Schmerzen wurden dadurch verlängert, der Augenblick des höchsten Genusses jedoch hinausgeschoben. Sie fluchte und schimpfte dabei auf ihre Zofe mit Ausdrücken wie eine Gassendirne.
Hierdurch wurde Julie wieder an ihre Pflicht erinnert, und sie setzte ihre Tätigkeit mit verstärkten Kräften fort. Plötzlich bäumte die Gräfin sich wild empor, ihreAugen brachen, ihr Mund öffnete sich. Julie begriff, dass der rechte Augenblick gekommen war und spritzte die heiße Milch in die gierigen Eingeweide der Gräfin. Gamiani keuchte: „Ach! … Oh! … Halt! … Ich zerfließe … oh, dieser Schmerz!… Oh, wie süß … ich genieße … aah …“
Höllische Geilheit!
Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich vom Fleck zu rühren. Meine Vernunft war dahin, meine Blicke hafteten wie gebannt an dieser Szene höchster Wollust.
Der Anblick dieser wilden Verzückungen, dieser brutalsten Befriedigung der Sinne machte mich schwindlig. Ich fühlte nichts mehr als das wilde Pulsieren meines Blutes – ich selber war ganz und gar nur noch blinde, wollüstige Gier. Ich war brünstig wie ein Tier.
Auch Fannys Gesicht war merkwürdig verändert. Sie stierte vor sich hin und klammerte sich krampfhaft an mir fest. Ihre Lippen waren geöffnet, ihre Zähne fest aufeinandergepreßt – auch sie war fast wahnsinnig vor fleischlicher Begierde, vor wütendem Liebesverlangen, das nach schrankenlosester Wollust schreit.
Plötzlich lagen wir auf dem Bett und verkrallten uns ineinander wie wilde Tiere. Unsere Leiber waren aufeinandergepresst, rieben sich, elektrisierten sich gegenseitig in krampfhaften Umschlingungen; schreiend und beißend vermischten wir unser Fleisch. Es war ein blitzschneller, tierischer Genuss – aber unser Blut verlangte gebieterisch diese Befriedigung.
Endlich machte der Schlaf unserer Liebeswut ein Ende.
Nach einer fünfstündigen, unendlich wohltuenden Ruhe erwachte ich als Erster.