Constanze. Geheimnisvolle Puma Lady - Christine Stutz - E-Book

Constanze. Geheimnisvolle Puma Lady E-Book

Christine Stutz

3,0

Beschreibung

Nach dem Tod ihres herrischen Vaters, verliert Constanze von Aldern alles. Ihr Zuhause, ihr Vermögen. Sie muss sich in der Stadt eine Anstellung suchen. Retten könnte sie Sir Roger Hallword. Der Mann bietet ihr an, das alte Gutshaus zu kaufen, wenn Constanze ihm im Gegenug heiratet. Entrüstet lehnt Constanze ab. Denn sie musste ihrer Mutter versprechen, nur aus Liebe zu heiraten. Constanze hat Glück. Sie finder eine Anstellung in der Porzellanfabrik. Sehr zum Ärger von Sir Roger. Denn der Mann will Constanze wirklich heiraten. Nach einem Feuer in der Przellanfabrik, bei dem Constanze alle überrascht, bringt Sir Roger Constanze zurück in ihr Gutshaus. Dort kommt Constanze endlich hinter das Geheimnis ihrer neu erwachten Kraft. Und warum Sir Roger sie unbedingt heiraten will. Ein uralter Lebensbaum hat es befohlen!

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Constanze. Geheimnisvolle Puma Lady

TitelseiteProlog1 Kapitel2 Kapitel3 Kapitel4 Kapitel5 Kapitel6 Kapitel7 Kapitel8 Kapitel9 Kapitel10 Kapitel11 Kapitel12 Kapitel13 Kapitel14 KapitelEpilogImpressum

Constanze

Geheimnisvolle

Puma- Lady

Prolog

Prolog

Ein letztes Mal ging ich durch das große Gutshaus. Mein Zuhause. Seit ich hier geboren wurde, war ich hier Zuhause gewesen. Meine Mutter kam mit achtzehn Jahren, als junge Braut, in dieses Haus, dachte ich. Ihre Ehe mit meinem Vater war damals arrangiert worden, doch Mutter hatte Vater sehr geliebt. Leider war Vater immer wieder untreu. Er hatte Mutter nie geliebt und hatte sie das spüren lassen. Das hatte sie mir auf ihrem Totenbett gestanden. Und danach hatte sie mich beschworen, nicht den gleichen Fehler wie sie zu machen. Mich nicht einfach, ohne Gegenwehr, an einem Fremden verheiraten zu lassen. Ich sollte nur heiraten, wenn ich mir sicher war, von dem Mann wirklich geliebt zu werden. Ich musste es ihr versprechen.

Ich blieb am kleinen Zimmer stehen und sah auf das schmale Bett dort. In dem Bett war Mutter gestorben. Und zuvor hatte sie mich schwören lassen, nur aus Liebe zu heiraten. Zwölf Jahre war ich damals alt gewesen. Ich wusste nicht einmal, was ich meiner Mutter damals schwor. Und niemand war zugegen, um mir das zu erklären, dachte ich. Vater war auf Reisen und meine Großmutter, sagte nur, ich sei noch zu jung. Sie würde es mir später erklären. Betrübt schloss ich die Tür und ging wieder die große Freitreppe herunter. Ich sah jede Tür, jedes Zimmer, jeden Raum. Überall in diesem Haus hatten sich Geschichten und auch Dramen ereignet, dachte ich traurig. Und jetzt war Schluss damit. Denn das große Gutshaus und das dazu gehörende Land, würden schon Morgen unter dem Hammer kommen.

Vater war im vergangenen Monat verstorben. Und die Nachricht darüber hatte Großmutter umgebracht. Ihr Herz hatte versagt. Ich schluckte hart. Denn erst jetzt kam das ganze Ausmaß von Vaters katastrophalen Wirtschaft zum Vorschein. Immer mehr Gläubiger hatten sich gemeldet und die Tilgung aller Schulden verlangt. Bis zu dem Tag hatte ich nicht gewusst, wie schlecht es um unser Vermögen stand. Vater und Großmutter hatten bis zuletzt den schönen Schein gewahrt. Noch vier Wochen vor seinem Tod hatte Vater ein rauschendes Fest gegeben, erinnerte ich mich bitter. Um mich in die Gesellschaft einzuführen. Ich war jetzt neunzehn Jahre alt und Vater wollte einen reichen, adligen, Ehemann finden. Ich hatte mich dagegen gewehrt. Umsonst wie immer, denn Vater war fest entschlossen gewesen, mich möglichst reich zu verheiraten. Deswegen hatte er alle ledigen, reichen Männer der Gesellschaft eingeladen.

Jetzt ahnte ich natürlich, warum Vater so auf meine Vermählung gedrängt hatte. Die Schulden waren unglaublich hoch. Ich schluckte schwer und schloss die Tür zu Vaters Arbeitszimmer auf. Hier, hier hatte Vater immer gesessen, dachte ich. Jetzt waren er und Großmutter tot. Ich war ganz allein auf der Welt. Meine Familie bestand nur noch aus mir, Constanze, Gräfin von Aldern. Mir blieb nur noch der Titel. Denn alles andere würde morgen verkauft werden. Um die hohen Schulden der Familie Aldern zu bezahlen. Das bedeutete, meine Schulden. Denn ich war ja die letzte „von Aldern“.

Keine Ahnung, was ich ab morgen machen sollte. Keine Ahnung, wohin ich gehen sollte. Ich hatte die vornehme Mädchenschule in der Hauptstadt besucht. Haushaltsführung, Kindererziehung und Wirtschaft waren da die Ausbildungsziele gewesen. Nichts, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen konnte, überlegte ich bitter. Ich war verloren. Nichts gelernt und zum Arbeiten zu dumm. So sagte der Gerichtsvollzieher hart. Und damit hatte der strenge Mann recht. Denn ich hatte nichts und konnte nichts. Ich konnte zeichnen und malen. Meine Bilder erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. Aber das war auch schon alles. Niemand würde für ein Bild von mir zahlen wollen.

In der Küche hörte ich ein Geräusch. Das konnte nur unsere gutmütige Köchin Malwine sein. Ich hatte die Frau schon zwei Mal Heim geschickt. Es gab nichts mehr zu tun und ich hatte kein Geld, um sie zu bezahlen. Die alte Frau sollte hier nicht umsonst arbeiten. Und richtig, Malwine reichte mir eine Tasse Tee. Dankbar setzte ich mich. Wie oft hatte ich bei ihr hier gesessen und geplaudert, dachte ich glücklich. Nur um nicht allein zu sein. Malwine setzte sich zu mir und griff meine eiskalte Hand. „Ich habe mir etwas überlegt, Kind. Du kannst erstmal zu mir ziehen. Meine Wohnung ist zwar klein. Aber irgendwie wird es schon gehen. Und wenn du Arbeit findest, suchen wir uns eine größere.“ Schlug die alte Frau freundlich vor.

„Oder die Gräfin bleibt im Gutshaus, da gäbe es eine Möglichkeit. Das würde ich gerne mit der jungen Dame ausführlich besprechen.“ Sagte eine dunkle Männerstimme von der Küchentür her. Erschrocken wandte ich mich herum.

1 Kapitel

1 Kapitel

Ich kannte den Mann. Natürlich kannte ich ihn, dachte ich bitter schluckend. Denn es war der Mann, mit dem ich mich auf dem letzten Fest, meinem Geburtstag, heftig gestritten hatte. Ich erinnerte mich gut daran, denn der Streit hatte damals für Aufsehen gesorgt, dachte ich. Und seitdem spukte er ständig durch meine Gedanken. Nun, seine große, muskulöse Erscheinung prägte sich ein, dachte ich still.

Ich hatte den Mann entdeckt als er sich ungeniert im ganzen Haus umsah. Er ging, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben, durch alle Räume des Gutshauses. Ich hatte mich damals erschöpft von Großmutters Verkupplungsversuchen, zurückziehen wollen als ich den Mann in meinem Schlafzimmer vorfand. Ohne auf mich zu achten, hatte er alle Schränke geöffnet und sich das kleine Badezimmer angesehen, dass an meinem Zimmer grenzte. Sie sollten sich etwas moderner kleiden, Constanze. Ihre Garderobe ist erbarmungswürdig. Wie alt sind sie. Zehn?“ hatte er schmunzelnd gesagt. Wütend hatte ich aufgeschrien. Endlich beachtete mich der Mann und amüsierte sich über mich. Statt sich schuldbewusst zu entschuldigen, rechtfertigte er seine Anwesenheit mit der Ausrede, seine zukünftige Frau gesucht zu haben. Ich hatte dem Mann kein Wort geglaubt. Denn hier oben waren wir beide allein. Vielmehr vermutete ich, dass der Mann uns ausspionieren wollte. Vielleicht war er ein Dieb und wollte später wiederkehren, um uns auszurauben. Das sagte ich den Mann auch direkt ins Gesicht. Wütend verlangte ich zu wissen, wie er ins Haus gekommen war. Ich war sehr energisch gewesen, dachte ich wieder. Keine Ahnung, wo ich den Mut dazu aufbrachte.

Der Fremde leugnete und ein Streit entbrannte. Ein Wort gab das andere und wir wurden immer lauter. Mein Schrei hatte Vater angelockt, der den Mann mit harschen Worten des Hauses verwies. Beide Männer hatten sich im Arbeitszimmer angeschnauzt. Nie hatte ich meinen Vater so laut gehört. Mit Grauen erinnerte ich mich, wie Vater gleich darauf das Fest beendete. Irgendetwas hatte der Fremde zu Vater gesagt, dass dieser unsere Gäste Heimschickte, dachte ich bitter.

Jetzt stand der Mann wieder im Gutshaus. Ungeniert, wie damals, sah er sich interessiert in der Küche um. „Ich würde mit Miss Constanze gerne allein reden, Malwine. Wäre es möglich, in zehn Minuten einen Tee im Arbeitszimmer zu bekommen?“ fragte der Mann ernst, fast befehlend. Ich wollte widersprechen. Doch der strenge Blick des Mannes ließ mich verstummen. „Na, wenigstens kennen sie noch meinen Namen, Sir Roger. Ich werde Tee aufsetzen.“ Sagte Malwine grinsend. Dann sah sie mich ermutigend an. „Du solltest mit dem Mann reden, Kind. Er sagte doch, dass er dir das Gutshaus erhalten will. Höre dir an, was er zu sagen hat.“ Forderte sie mich dann energisch auf. Entschlossen schob Malwine mich auf den Mann zu als ich zögerte. Das ließ den Mann grinsen. Er öffnete die Küchentür und ließ mich an sich vorbei gehen. Ich konnte sein teures After Save riechen. Ich kannte es von meinem Vater und musste kurz schlucken. Meine Trauer kam wieder hoch. Fast musste ich wieder weinen, trotzig unterdrückte ich die Tränen und ging schnell einen Flur entlang. Ich würde mir keine Blöße geben, dachte ich still. Gelassen folgte mir der Mann.

„Sie sind wieder ohne Einladung oder Einlass ins Haus gekommen, Mister. So wie damals. Wie machen sie das. Wer gibt ihnen das Recht dazu?“ fragte ich. Ich wollte nicht zeigen, wie sehr ich zitterte. Denn ich hatte nicht damit gerechnet, den großen Mann je wiederzusehen. Nicht, nachdem Vater ihn mit so harten Worten aus dem Haus geworfen hatte. Ich hörte den Mann leise lachen. Es hörte sich merkwürdigerweise gut an, dachte ich überrascht. Wieder zitterte ich leicht. Wie sollte ich mich in dieser Situation verhalten? Was sagte man in diesem Moment? Das hatte ich nie gelernt. Was wollte der Mann von mir? Wie konnte er mir versprechen, dass ich das Gutshaus behalten könnte? Wie wollte er die ganzen Gläubiger auszahlen. Und, warum sollte er das tun? Welchen Grund hatte er dazu? Wir waren uns doch fremd.

„Ihre Majestät, die Queen, gibt mir das Recht dazu, Constanze. Ich bin in den Diensten des britischen Geheimdienstes unterwegs, Constanze. Und in Namen der Queen möchte ich ihnen ein Angebot unterbreiten. Aber darüber sollten wir uns im Arbeitszimmer ihres Vaters sprechen. Ich möchte nicht, dass wir belauscht werden.“ Erklärte der Mann streng. Verwundert blieb ich stehen, der Mann wäre fast in mich gerannt. Er konnte stoppen und fiel gegen die Wand. „Wie bitte? Wollen sie mich verschaukeln? Das ist doch ein Witz. Was habe ich mit dem Geheimdienst zu tun.“ Fragte ich neugierig. Und wir waren hier allein Gutshaus. Wer sollte uns belauschen.

„Gleich, nicht hier im Flur.“ Sagte der Mann verärgert. Vorsichtig sah er sich im Flur um. Dann öffnete er die Tür des Arbeitszimmers und schob mich in den großen Raum. Mit einem lauten Klacken schloss er die schwere Tür und lehnte sich dagegen. Sein dunkler Blick schien mich zu durchdringen. Was überlegte der Mann, fragte ich mich. Verlegen setzte ich mich auf das kleine Sofa, dass dem Schreibtisch gegenüberstand. Was wollte mir der fremde Mann vorschlagen, überlegte ich.

„Mein Name ist Roger Hallword. Sir Roger Hallword. Und ich arbeite für den Geheimdienst. So viel zum Anfang, Constanze. Alles andere später. Jetzt möchte ich ihnen erst einmal mein Angebot unterbreiten. Ihre Majestät würde sich um ihre Gläubiger kümmern, wenn sie uns im Gegenzug, sagen wir, behilflich sind.“ Erklärte der Mann. Er setzte sich wie selbstverständlich, in Vaters schweren Stuhl am Schreibtisch. So als sei es sein Platz. Als hätte ich es ihm erlaubt. Wieder musste ich schwer schlucken. Was nahm sich der Mann denn noch raus, überlegte ich wütend. Jetzt bedauerte ich, dass ich das sanfte Naturell meiner Mutter geerbt hatte. Wie gerne würde ich jetzt empört aufbrausen und dem Mann meine Meinung sagen. Ich musste an meine ehemalige Freundin Laura denken. Die junge Dame war mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet worden, dachte ich. Laura hätte sich das Verhalten des Mannes nicht gefallen lassen. Mutig atmete ich durch.

„Wer hat ihnen gestattet, sich auf Vaters Platz zu setzen? Auch wenn das Gutshaus morgen unter dem Hammer kommt. Noch ist es mein Erbe und damit ist es noch Vaters Platz.“ Schoss es aus meinem Mund. So wie damals als wir uns an meinem Geburtstag gestritten hatten, dachte ich. Dieser Roger Hallword hob überrascht seinen Kopf. Er lachte amüsiert und dunkel. „Merkwürdig, Constanze. Jeder, den ich nach ihnen ausgefragt habe, sagte, sie seien sanft und von ausgesprochener Freundlichkeit. Jeder lobt ihre gute Erziehung und ihre guten Umgangsformen. Doch ich merke nichts von alledem. Jedes Mal, wenn wir uns begegnen, feinden sie mich an. Damals auf ihren Geburtstag, so wie heute. Dabei möchte ich ihnen helfen, Constanze. Ich bin hier, um ihnen das Gutshaus zu retten. Wenn sie mit mir zusammenarbeiten, ist die Queen gerne bereit, sich um ihre Gläubiger zu kümmern.“ Sagte der Mann amüsiert lachend. Erwartete er jetzt, dass ich beschämt den Kopf senkte? Das ich mich für meine harschen Worte entschuldigte? Das hatte ich in meiner Kindheit und Jugend oft genuggetan, dachte ich bitter. Ich erinnerte mich, wie oft ich mir die Predigten meines Vaters oder meiner Großmutter anhören musste. Über das richtige Benehmen einer Gräfin von Alden. Das ich dem Titel verpflichtet war. Ich schluckte nur. Denn die beiden hatten mich mit einen unglaublich hohen Haufen Schulden zurückgelassen. Ihr Leben und vornehmes Getue war nur bloßer Schein gewesen. Was brachten mir da noch gute Manieren.

„Sie sagen das immer wieder. Ich meine, dass sie mir das Gutshaus und die Ländereien erhalten wollen. Wie soll das gehen. Ich soll mit ihnen arbeiten? Ich werde nichts Unmoralisches tun, Sir Hallword. Nichts Verbrecherisches, um es genauer zu formulieren. Lieber übergebe ich mich meinen Gläubigern. Ich bin jung und gesund. Arbeit gibt es überall.“ Erklärte ich fest.

„Starke Worte für eine verwöhnte, junge Frau, die noch keinen Tag in ihrem Leben gearbeitet hat. Eine Gräfin Aldern, die in einer Fabrik schuften will. Mal was neues.“ Sagte Roger Hallword jetzt etwas ernster. Leicht verärgert. Bildete ich mir das ein, oder wurden seine Augen wirklich dunkler? Deutete das auf Wut, die der Mann verspürte? Egal, ich würde nicht wieder nachgeben, das hatte ich in meinem Leben zur Genüge getan. Gleich würden wir uns wieder anschreien, so wie auf meinem Geburtstag, dachte ich. Ich erinnerte mich, wie laut der Mann werden konnte. „Ein sehr arroganter Ton für einen Mann, der hier immer wieder uneingeladen auftaucht und eher wie ein Dieb als ein Gentlemen wirkt.“ Konterte ich untypisch schnippisch. Ich grinste als der Mann betroffen rot anlief. „Ich bin kein Dieb. Constanze von Aldern! Das Gegenteil ist der Fall. Verdammt, warum hat man ihnen nie die Wahrheit gesagt. Das würde alles erleichtern!“ schnauzte er los. Von was für einer Wahrheit sprach der Mann, überlegte ich.

Ein Klopfen an der Tür, rettete die gefährliche Lage. „Herein, Malwine!“ befahl Roger Hallword finster. Woher wusste der Mann, dass unsere Köchin vor der Tür stand, überlegte ich. Doch schon öffnete sich die Tür und Malwine schob den kleinen Teewagen ins Arbeitszimmer. „Ich habe den Teewagen klappern gehört.“ Sagte Roger Hallword, so als wollte er meine unausgesprochene Frage beantworten. Konnte der Mann Gedanken lesen? Das überlegte ich still. Dann schmunzelte ich, trotz meiner Wut. „Blödsinn, wir sind mit Malwine allein in Haus. Wer sollte also sonst an die Tür klopfen.“ Widersprach ich dann. Überrascht hob Malwine ihren Kopf. Denn so einen selbstbewussten Ton war die alte Frau von mir nicht gewohnt. Auch der Mann sah mich verwundert an. Fast hätte ich verlegen den Kopf gesenkt. Doch dann fühlte ich in mich. Ich spürte eine Kraft in mir, die ich zu Lebzeiten meiner Großmutter und meines Vaters stets unterdrückt und klein gehalten hatte. Immer in der Angst erneut für mein Temperament ausgescholten und bestraft zu werden. Ich spürte tatsächlich Selbstbewusstsein.

Meine Mutter fiel mir wieder ein. Wie wir früher, wenn wir allein waren, fröhlich im Wintergarten getanzt hatten. Wie wir getobt und gelacht hatten. Und wie sie still in einer Ecke saß, waren Vater und Großmutter Zuhause. Mutter hatte, ebenso wie ich, Angst vor den beiden Menschen gehabt, erkannte ich plötzlich. Doch jetzt war ich frei. Endlich frei. Und das würde mir niemand mehr nehmen, beschloss ich. Also hob ich stolz meinen Kopf und sah diesen Roger in die grauen Augen. Sie passten zu dem braunhaarigen Mann, ging mir durch den Kopf. Die Augen waren wachsam und voller Intelligenz. Ihm entging nichts. Ich musste mich vorsehen. Mit dem Mann konnte man nicht spielen. Nicht, dass ich wusste, wie man so etwas machte. Nervös warf ich meinen schweren Haarzopf in den Nacken.