Dan Oakland Story 37: Canatta-Kid - U.H. Wilken - E-Book

Dan Oakland Story 37: Canatta-Kid E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Heimkehr nach Dakota ​ Sky, der Sohn des Trappers Dan Oakland, will die Comanchin Sun heiraten. ​ Doch bevor sie zusammen sein können, muss Sky sich als tapferer Krieger beweisen. Während eines Angriffs der US-Kavallerie auf das Comanchenlager wird Sun entführt. Sky kämpft tapfer, um sie zu retten. Schließlich gelingt es ihm, Sun zu befreien, und sie fliehen gemeinsam. ​ Dan Oakland, der ebenfalls nach seinem Sohn sucht, findet Sky und Sun. ​ Gemeinsam kehren sie nach Dakota zurück. ​ Canatta-Kid ​ Der junge Trapper Georgie Taylor ist von Rache getrieben, nachdem sein Vater vor seinen Augen getötet wurde. ​ Er schließt sich einer Bande von Trappern an und begeht zahlreiche Verbrechen. ​ Sky, der Sohn von Dan Oakland, verfolgt die Bande, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Georgie, der sich in Sun verliebt hat, will den Kontrahenten Sky mit allen Mitteln loswerden. Dan Oakland und Sky begeben sich auf eine wilde Jagd nach der Bande des gewalttätigen Canatta-Kid.

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Seitenzahl: 287

Veröffentlichungsjahr: 2025

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In dieser Reihe bisher erschienen

4301  U. H. Wilken Lockruf der Wildnis

4302  U. H. Wilken Teufelsbrigade

4303  U. H. Wilken Die Feuertaufe

4304  U. H. Wilken Der weiße Büffel

4305  U. H. Wilken Das Aufgebot des Bösen

4306  U. H. Wilken Grausame Grenze

4307  U. H. Wilken Omaha-Marter

4308  U. H. Wilken Blutige Säbel

4309  U. H. Wilken Der Unbezwingbare

4310  U. H. Wilken California-Trail

4311  U. H. Wilken Berg der zornigen Götter

4312  U. H. Wilken Die Teuflischen

4313  U. H. Wilken In Todesgefahr

4314  U. H. Wilken Schwarzer Horizont

4315  U. H. Wilken Der Raubadler

4316  U. H. Wilken Trail aus Blut und Eisen

4317  U. H. Wilken Der Wolfskiller

4318  U. H. Wilken Nachtfalken

4319  U. H. Wilken Der Geheimbund

4320  U. H. Wilken Tödliche Tomahawks

4321  U. H. Wilken Minnesota

4322  U. H. Wilken Die Revolver-Lady

4323  U. H. Wilken Sterben am Washita

4324  U. H. Wilken Langmesser

4325  U. H. Wilken Der Bärentöter

4326  U. H. Wilken Manitoba

4327  U. H. Wilken Yellow River

4328  U. H. Wilken Land der Sioux

4329  U. H. Wilken Todesvögel

4330  U. H. Wilken Shinto

4331  U. H. Wilken Blutmond

4332  U. H. Wilken Der Skalphügel

4333  U. H. Wilken Todestrommeln

4334  U. H. Wilken Skalpjäger

4335  U. H. Wilken Fort Lincoln

4336  U. H. Wilken Sky

4337 U. H. Wilken Canatta-Kid

4338 U. H. Wilken Sioux-Poker

4339 U. H. Wilken Die steinerne Squaw

4340 U. H. Wilken Rote Fracht

4341 U. H. Wilken Sun

CANATTA-KID

DAN OAKLAND STORY

BUCH 37

U. H. WILKEN

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Copyright © 2024 Blitz-Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier 

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten.

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-689-84326-7

4337 vom 21.02.2025

INHALT

Heimkehr nach Dakota

Canatta-Kid

Anmerkung

Über den Autor

HEIMKEHR NACH DAKOTA

Broken Heart führte seine Schwester Sun und Sky zu einem großen Tipi. Schweigend gebot er ihnen, zu warten, trat ein und sprach im Zelt.

„Graue Feder ist ein strenger Vater”, flüsterte Sun und hielt Skys Arm umschlungen.

„Er wird mit unserer Heirat einverstanden sein”, versicherte Sky ruhig. „Du wirst meine Squaw.”

Broken Heart rief sie beide. Sie betraten das große Zelt und standen Grauer Feder gegenüber. Er war ein Greis mit schlohweißem Haar. Starr blickte er Sky an und musterte ihn abschätzend.

„Meine Tochter war im Norden auf Büffeljagd”, sprach er. „Du hast sie vor den Blauröcken gerettet. Sag mir, wer du bist.”

„Die Dakota nennen meinen Vater Catch-the-Bear. Bei den Weißen heißt er Dan Oakland. Ich bin sein Sohn Sky. Meine Mutter war eine Sioux.”

„Du willst meine Tochter zur Squaw haben?”

„Ja, Graue Feder.”

„Du sollst sie haben - nicht heute Nacht. Du musst erst ein richtiger Comanche werden. Du wirst mit uns Comanchen gegen die Weißen kämpfen und zeigen müssen, ob du tapfer bist.”

„Mein Vater”, flüsterte Sun, „Sky hat den Mut eines Adlers. Er ist schnell wie eine Antilope und reitet wie ein Comanche.”

„Schweig!” Graue Feder atmete schwer ein. Zu seinen Füßen glühte ein Feuer. Der rote Schein fiel auf sein faltiges, lederhäutiges Gesicht. Er neigte den Kopf. „Viele Monde werden vergehen, bis ihr Mann und Frau werdet. Mein Sohn Broken Heart wird über deinen Mut wachen. Meine Stunde ist gekommen. Ich höre Manitus Stimme. Ich sehe schon die großen Berge und Prärien der ewigen Jagdgründe. Geht jetzt!”

Niemals würde Sky diesen Augenblick vergessen.

Er wollte mit Sun den Wigwam verlassen, als ein Comanche weitab vom Lager einen gellenden Warnschrei ausstieß.

Von einer Sekunde zur anderen kam der Tod.

Beschlagene Hufe klirrten hart. Hell tönte ein Signal.

Die US-Kavallerie griff das Comanchenlager an.

Schüsse zerrissen die Stille der Nacht. Mündungsfeuer durchblitzten das Lager. Blei fuhr bösartig zwischen die Comanchen. Hunde liefen jaulend um die Tipis. Pferde wieherten schrill.

Der greise Comanche Graue Feder schwankte. Ein Blutschwall brach aus seinem Hals. Tot brach er zusammen.

„Sun!” schrie Sky.

Er packte Sun am Arm und riss sie aus dem Zelt. Überall qualmten die Feuer. Kugeln fauchten umher und bohrten sich mit klatschendem Geräusch in die Zeltwände. Comanchen holten ihre Waffen. Squaws flüchteten mit ihren Kindern. Mütter versteckten ihre Babys. Mädchen und Jünglinge hasteten voller Angst durch das Lager.

Drei Soldaten jagten heran.

Blitzschnell warf Sky sich auf Sun, presste sie zu Boden, lag völlig still - und die Kavalleristen donnerten auf keuchenden Pferden vorbei.

Im Nu waren Sky und Sun wieder auf den Beinen und liefen weiter. Sie hörten die Schüsse, das Gebrüll der Soldaten, das Geheule der Comanchen, das Geschrei der Kinder. Sie sahen, wie Soldaten ihre blutigen Säbel schwangen und zu Pferd in eine Gruppe von Kriegern hineinpreschten, wie sie Comanchen enthaupteten.

Sky verlor nicht ein einziges Mal die klare Überlegung. Er riss Sun hinter sich her. Beide erreichten ihr Zelt und warfen sich hinein. Schon hatte Sky seine Winchester gepackt. Mit dem scharfen Messer schlitzte er die Rückwand des Zeltes auf und flüchtete mit Sun wieder ins Freie.

Comanchen und Blauröcke kämpften miteinander. Völlig überraschend hatten die Soldaten des 4. Kavallerie-Regiments die Indianer am McClellan Creek angegriffen.

Zwei Soldaten rasten genau auf Sky und Sun zu.

Hart stieß Sky das Mädchen zu Boden. Katzenhaft geschmeidig rollte er sich zur Seite, lag auf dem Bauch, riss das Gewehr hoch und feuerte. Die Soldatenpferde rasten ohne Reiter vorbei. Zwei leblose Körper überschlugen sich und blieben liegen.

„Komm, Sun! Wir müssen zu den Pferden.”

Sun keuchte und rang nach Atem. Ihr langes weiches Haar flatterte wie die Mähne eines Pferdes. Sie spürte den festen Griff von Skys Hand und folgte ihm auf Gedeih und Verderb.

Tipis brannten. Soldaten schleuderten brennende Fackeln auf die Zelte. Erst jetzt erfolgte der Hauptangriff der Kavallerie. Wie ein Keil stießen die Soldaten in das Lager hinein und breiteten sich schlagend, schießend und tötend aus.

Am Ufer tobten die tausend Ponys.

Kugeln jaulten durch das Geäst der Bäume. Blätter wirbelten zerfetzt in den Fluss. Comanchen versuchten, ihre Ponys einzufangen.

Sky und Sun erreichten die Bäume.

„Bleib hier!” schrie er und drückte Sun zwischen die knorrigen Luftwurzeln eines Baumes.

Geduckt lief er um die Bäume, durchdrang das Gestrüpp und wollte in das kalte Mondlicht hinaus, doch über zwanzig Soldaten jagten in diesem Moment heran und waren zwischen ihm und den Ponys. Brüllend und schießend trieben sie die große Herde der Ponys am Fluss entlang.

Hinter Sky zerbrachen Zweige.

Er warf sich herum und erblickte vier Soldaten. Auch sie sahen ihn. Sie wollten schießen. Sky feuerte und holte zwei Soldaten von den Pferden. Die anderen beiden warfen sich auf ihn und versuchten, ihn zu erschlagen. Er entkam ihren mörderischen Hieben und warf sich zur Seite, hielt noch immer eisern die Winchester fest und repetierte.

Brüllend sprang ein Soldat auf ihn zu. Blei und Mündungsfeuer hielten ihn auf und stießen ihn zurück. Röchelnd fiel er in das Gestrüpp. Der vierte Soldat holte mit dem Säbel aus. Die lange Klinge fauchte schräg von der Seite heran. Sie sollte Sky enthaupten, doch er lag plötzlich flach am Boden. Der Säbel verfehlte ihn. Der Soldat zerrte den Army Colt hervor und wollte abdrücken, da sprang Sun ihn an und hing in seinem Nacken. Sky schoss.

Sun rollte über den zusammengebrochenen Soldaten hinweg. Sky packte sie am Arm. Sie hetzten am Fluss entlang.

Die Kavallerie war überall.

Soldaten trieben die Frauen und Kinder zusammen.

Comanchengreise schwankten durch das brennende Lager, wurden niedergeknüppelt, erschlagen oder niedergeritten.

Die Tipis loderten wie Fackeln. Die Glut der Lagerfeuer wirbelte auseinander. Funken tanzten durch das Dorf. Grauer Qualm zog schräg in den Himmel empor.

Nur durch Flucht konnten viele Comanchen entkommen.

Sky und Sun verbargen sich im Dickicht.

Seine Hand zitterte nicht, als er das Gewehr nachlud. Ein Schweißfilm lag auf seinem braungebrannten schmalen Gesicht. Rabenschwarz hing das Haar auf die Schultern. Rauch nistete in seiner weichen Lederkleidung. In den braunen Augen war es Nacht.

Sun weinte lautlos.

Ihr Vater war tot. Sie wusste nicht, was aus ihrem Bruder Broken Heart geworden war.

* * *

Der große Manitu schloss die Augen vor dem Elend der Kwahadi-Comanchen. Sie hatten ihr Schicksal herausgefordert.

Der weiße Vater in Washington, Präsident Ulysses Grant, hatte die Indianerstämme des Südwestens zu einem Friedensgespräch eingeladen. Nur die Kwahadi-Comanchen hatten keinen Abgeordneten entsandt. Darauf wurde verfügt, dass die Soldaten die Kwahadi überall töten sollten, wo sie sie anträfen.

Der junge, jähzornige Kavallerie-Colonel Ronald Mackenzie hatte sich unverzüglich auf die Suche nach den Kwahadi-Comanchen gemacht. Heute war sein viertes Kavallerie-Regiment in das nördliche Gebiet des Red River eingedrungen.

Man schrieb den 29. September.

Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Comanchen.

Sky legte schützend den Arm um Sun und beruhigte sie. Sie zitterte, ihr war kalt. Pulverdampf wallte unter die taufeuchten Bäume. Reiter jagten durch das Zwielicht. Rote Flammen loderten hinter den Soldaten. Fast alle Tipis brannten. Das Fleisch, das die Comanchen für den Winter über den Feuern gedörrt hatten, verkohlte. Wärmende Felle verbrannten. Jeglicher Proviant wurde vernichtet.

Plötzlich entdeckte Sky den Soldatenhäuptling.

Umgeben von mehreren Offizieren, verhielt Colonel Mackenzie abseits des Comanchenlagers.

Langsam hob Sky die Winchester und zielte auf Mackenzie.

Er wollte ihn vom Pferd schießen. Ronald Mackenzie war im Bürgerkrieg verwundet worden und hatte einen Zeigefinger verloren. Man nannte ihn darum Dreifinger-Mackenzie. In der Sprache der Comanchen hieß das Mangoheute.

Sky legte den Finger an den Abzug.

Er war völlig beherrscht.

Mackenzie war fest entschlossen, dem roten Spuk ein Ende zu bereiten. Es gab zu dieser Zeit viele Weiße, die so dachten wie er.

Sky kniff das Auge zusammen. Er sah, wie zwei Tonkawa-Indianer herangeritten kamen. Sie dienten als Scouts bei der Kavallerie. Jetzt drückte Sky ab, doch genau in dieser Sekunde trieb einer der Offiziere sein Pferd an und geriet vor Mackenzie. Schwerverwundet sank er vom durchgehenden Pferd.

„Dort drüben unter den Bäumen!” rief Mackenzie mit scharfer Stimme. „Macht sie nieder!”

In wilder Flucht liefen Sky und Sun zum McClellans Creek. Lautlos ließen sie sich ins Wasser gleiten und tauchten. So entkamen sie den Soldaten, die am Ufer die Pferde zurückrissen. Blindlings abgefeuerte Schüsse jaulten über den Fluss. Blei klatschte in das Wasser. Fontänen wirbelten hoch. Kugeln zogen hell sprudelnde Streifen durch das Wasser.

Vorsichtig tauchten Sky und die junge Comanche unter einem Strauch am steinigen Ufer wieder auf und blieben reglos stehen.

„Wir müssen Pferde haben, Sun.”

Ohne Pferd könnten sie niemals durch die Staked Plains entkommen.

Dumpfes Poltern war zu hören. Tausend Ponys rasten vorbei. Soldaten feuerten in den Himmel. Rot flammte es am Ufer auf. Nur allmählich wurde es still im verbrannten, zerstörten Lager der Comanchen.

Kalt war die Nacht.

Über der Wüste stand bleich der Mond. Die roten Felsen warfen lange Schatten auf das staubige Land.

Zitternd schmiegte Sun sich an Sky.

Sie warteten noch, bis sie nichts mehr hören konnten. Dann krochen sie aus dem Wasser und schoben sich zwischen die Sträucher. Colonel Mackenzie zog mit seinem Regiment, den Gefangenen und den Ponys flussaufwärts.

Sky legte die Arme um Sun. Beide waren bis auf die Haut durchnässt. Reglos standen sie im Schatten der Bäume. Ferne Stimmen drangen klagend durch die Nacht.

Irgendwo in der Wüste stieg der Medizinmann der Kwahadi-Comanchen auf einen Berg. Dort kniete Isatai nieder und rief Manitu an.

* * *

Posten patrouillierten um das Nachtlager. Die Soldaten hatten ihre zerschlissenen und sonnengebleichten Zelte aufgespannt. Wachen umschritten die gefangenen Comanchen mit geschulterten Gewehren.

Lautlos schob Sky sich näher. Wie ein Schatten glitt er um die Felsen am Fluss und witterte in den kalten Wind. Als halber Sioux war sein Spürsinn den Comanchen weit überlegen. Er roch alles und nahm jedes Geräusch wahr.

Die Ponys standen neben dem Soldatenlager und wurden ebenfalls bewacht.

Plötzlich erstarrte Sky. In seiner Nähe war jemand. Er roch das Büffelfett auf dem muskulösen Körper und ahmte das Kläffen eines Kojoten nach. Leise antwortete der Comanche. Sie krochen aufeinander zu. Er erkannte Broken Heart.

„Mein Bruder ist allein?” raunte Sky.

„Nein. Die Comanchen werden niemals aufgeben. Broken Heart hat die Krieger zusammengeholt. Wir wollen unsere Ponys zurückholen und die Gefangenen befreien.”

„Sie werden schwer bewacht, Broken Heart. Wo ist der Häuptling Bull Bear?”

Der junge hünenhafte Bruder von Sun deutete schweigend auf die andere Seite des Soldatencamps.

Beide glitten lautlos weiter.

Sky hatte schon oft die mörderische Aktivität der Soldaten erleben müssen, ihre Gründlichkeit im Zerstören. Darum kämpfte Sky gegen sie.

Doch Sky hasste sie nicht.

„Du wirst wie ein Comanche kämpfen”, sagte Broken Heart seltsam düster, „sonst wird meine Schwester dir niemals gehören.”

„Graue Feder hat es so bestimmt. Ich werde es tun.”

Gemeinsam näherten sie sich den Ponys. Die Wachen schritten umher und blickten aufmerksam in die Runde.

Überall krochen Comanchen näher.

Im Lager hockten hundertzwanzig Squaws und Kinder. Die Comanchen hatten große Verluste hinnehmen müssen. Weit über zwanzig Krieger waren gefallen. Die Verwundeten konnte man schon nicht mehr zählen.

Die Kwahadi-Comanchen waren Freiwild geworden.

Auf Ellbogen und Knien schob Sky sich dicht an die Ponys heran. Hohes trockenes Gras verbarg ihn vor den Blicken der Soldaten. Er hörte die Stimmen der Blauröcke und den dumpfen Klagegesang der Comanchen-Squaws.

In einem großen Zelt flackerte eine Lampe; dort saßen Mackenzie und seine Offiziere beisammen. Der Duft von schwarzem Kaffee wehte zu Sky herüber.

Urplötzlich gellten schrille Schreie und ließen die Posten überall einen Herzschlag lang erstarren. Aus dem Dunkel schnellten Comanchen hervor. Schüsse krachten, und Pfeile sirrten durch das Lager, bohrten sich durch Uniformen und fuhren durch die Zeltplanen.

„Alarm!” schrie ein Posten.

Im Nu war die Hölle los.

Trupps von Soldaten keilten sofort die Gefangenen ein, knieten nieder und schossen auf die heranstürmenden Comanchen.

Wiehernd rasten die Ponys umher. Posten wurden umgerissen und niedergetrampelt. Messer blitzten im Sternenlicht und wurden rot von Blut. Zuckende Körper rollten durch das Gras. Flammenbündel wirbelten durch die Luft. Brennende Pfeile schnellten vom Himmel.

Sky hastete durch den Rauch und warf sich auf ein Pferd. Schon hatte er ein zweites Pony erwischt, hielt es am Zügel und jagte weg.

Schrill heulten die Comanchen. Brüllend schossen die Soldaten. Ein Bleigewitter prasselte zwischen die Bäume. Blätter fielen auf Sky. Tiefgeduckt saß er auf dem Pony und riss das Soldatenpferd hinter sich her. Sun lief aus dem Schatten hervor und stand still. Sky sprang ab, warf Sun auf das Pony und schnellte auf den Rücken des Soldatenpferdes. Beide ritten durch den Fluss.

Vom anderen Ufer aus sahen sie, wie die Comanchen nahezu tausend Ponys durch den Creek trieben.

Pulverrauchschwaden wallten wie Nebel über dem Fluss. Mündungsfeuer durchstachen den Dunst. In vielen Gruppen jagten die Comanchen auseinander.

Hinter den Felsen am Ufer verborgen, warteten Comanchenkrieger auf die nachfolgenden Soldaten und schossen sie von den Pferden. Leiber wühlten sich durch das Wasser. Tote Pferde trieben ab. Soldaten ertranken.

Sky und Sun jagten wie viele andere Comanchen in die Wüste. Flugsand verwischte ihre Spuren.

* * *

Heißer Staub wehte über das verborgene Lager der Comanchen. Kehlige Stimmen voller Zorn und Wut füllten das Tal.

Sky stand abseits. Er sah, dass die Comanchen sich spalteten in zwei große Gruppen.

„Hört meine Stimme”, rief der Häuptling Bull Bear mahnend. „Eure Augen hat der Zorn gerötet. Hass erhitzt euren Atem. Kühlt eure Köpfe im Wasser des Red River und überlegt, was besser ist. Wollt ihr leben oder sterben, Krieger? Eure Kinder und Squaws sind von Mangoheute in das Reservat getrieben worden. Sie weinen jede Nacht und warten auf euch. Ich gehe zu ihnen. Meine Squaw soll nicht mehr weinen. Ich gebe Manitu mein Leben. Er wird bestimmen, was geschehen soll.”

„Bull Bear ist ein Greis geworden”, erwiderte Broken Heart zornig und verächtlich. „Er will sich zwischen den Beinen der Squaws verkriechen. Geh, Bull Bear! Broken Heart wird niemals in ein Reservat gehen und dahinsiechen im Fieber der Weißen.”

„Der Sand der Wüste hat deine Augen erblinden lassen”, entgegnete Bull Bear bitter. „Du siehst nicht die Gefahr. Du weißt nicht, dass du in der Wüste sterben wirst.”

„Deine Worte sind die einer alten Squaw”, schrie Broken Heart. „Geh zu den Weißen und stirb langsam und elendig! Ich gehe zu Quanah Parker. Er ist ein tapferer Kwahadi-Comanche. Wir werden kämpfen. Ich werde zu Lone Wolf reiten und ihn auffordern, mit seinen Kiowas zu uns zu kommen. Solange der Wind weht, werden die Comanchen kämpfen und töten.”

Schwankend stand Bull Bear im heißen Wind und senkte das Haupt. Wortlos wandte er sich ab und stieg auf das Pony. Langsam ritt er durch das Tal und viele Comanchen folgten ihm.

Sie alle waren jetzt unterwegs zum Reservat, um bei ihren Frauen und Kindern zu sein.

Sie gingen in einen langsamen Tod.

Broken Heart aber ritt mit seinen Kriegern weiter.

Sky und Sun zogen mit ihnen durch die Staked Plains.

Der Winter kam.

* * *

Hart wurden die Büffelhäute zur Seite gerissen. Drohend stand der siebenundzwanzigjährige Comanche Quanah Parker vor Sky. Beide blickten sich durchdringend an. Sky spürte sofort, dass dieser Halbblut-Comanche ein unversöhnlicher Feind der Weißen geworden war.

„Du bist ein halber Weißer.”

Sky blieb kalt.

„Ich habe mich nicht selber gezeugt, Quanah Parker. Auch du bist ein Halbblut. „

„Was willst du bei den Comanchen?” fuhr der Indianer ihn an. „Wir wollen keinen halben Weißen unter uns haben.”

„Meine Brüder leben im Dakota-Land. Lass mich dorthin gehen, wenn du den Wunsch eines toten Comanchen missachten willst.”

Quanah Parker verzog das harte Gesicht. Die breiten Wangenknochen glänzten im Schein der hereinfallenden Abendsonne. Straff lag das in der Mitte gescheitelte Haar auf dem Kopf. Eine lange Decke verhüllte den muskulösen Körper. An den Handgelenken glänzten silberne Armringe.

„Der Wille von Grauer Feder wird weiterleben”, verkündete er. „Du wirst ein Comanche werden. Versuche nicht, zu fliehen! Es wäre dein Tod. Und der Tod des jungen Mädchens.”

Der Comanche verließ den Tipi.

Sun kniete schweigend auf den alten Fellen.

Weich strich Sky über ihr Haar. Wortlos ging er hinaus durch das Lager der Comanchen.

An diesem Abend stieg Sky auf den roten Berg. Er kletterte über die schroffen Felsen und verharrte oben im Wind.

Weit reichte der Blick über die Staked Plains nach Norden, doch Sky konnte die Berge und Wälder von Dakota nicht sehen. Sie lagen in unermesslich weiter Ferne.

„Vater”, sagte er leise.

Der Wind nahm ihm das Wort von den Lippen und trug es über die weite öde Wildnis.

Eine Ewigkeit lang hatte Sky seinen Vater schon nicht mehr gesehen. Er wusste nicht, ob er tot war. Soldaten hatten im Norden von Dakota auf Dan Oakland geschossen. Er war auf seinem Pferd spurlos verschwunden.

In der Ferne heulte ein Wolf.

* * *

Die Wälder von Dakota rauschten im Abendwind. Klagend zog Wolfsgeheul durch die Wildnis.

Horchend richtete sich ein großer, starker Mann auf. Wolfsfelle umhüllten seinen mächtigen Körper. Reglos stand er am Feuer der Sioux-Indianer.

Neben ihm saß mit untergeschlagenen Beinen ein junger Oglala-Sioux, der Häuptling Crazy Horse.

„Mein Bruder Catch-the-Bear hört den Wolf?”

Die grauen Augen des Trappers Daniel Oakland blickten in weite Fernen. Er sah den Dunst über den Baumkronen der Wälder aufsteigen und lauschte der Stimme des Windes.

„Ja, Crazy Horse. Meine Wunden sind verheilt. Ich werde die Lagerfeuer meiner Brüder verlassen.”

Der junge Oglala erhob sich und verharrte neben Oakland.

„Du wirst einen weiten Weg reiten, Catch-the-Bear, doch Manitu ist überall. Sieh dir die fernen Feuer am Himmel an. Sie sind heller als sonst. Es ist ein gutes Zeichen für dich.”

Der raue Dan lächelte.

„Mein Herz sagt mir, dass mein Sohn Sky noch lebt. Ich mach mich auf den Weg.”

„Tashunka Witkos Gedanken werden immer bei seinem weißen Bruder sein.” Crazy Horse legte die Rechte auf Dans breite Schulter. „Du wirst deinen Sohn finden. Im fernen Süden leben Stämme, die man die Comanchen und die Kiowas nennt. Du musst dich beeilen. Der Winter zieht durch die Täler und Wälder von Dakota.”

Dan nickte und drückte Crazy Horses Hand.

Sie trennten sich als Freunde.

„Lass ein Feuer brennen für mich und meinen Sohn, Tashunka Witko.”

Der Oglala neigte den Kopf.

„Es wird brennen.”

Langsam ging Dan Oakland durch das Siouxlager und sattelte sein Pferd. Er ritt aus dem Tal und nach Süden. Reglos stand Crazy Horse am Feuer vor dem Wigwam. Er hörte einen Wolfsschrei aus dem dunklen Wald hervorschallen. Ein stilles Lächeln lag auf dem Gesicht.

„Wir sehen uns wieder, mein weißer Bruder. Du gehörst zu uns.”

* * *

Sky sah Sun nur selten.

Er suchte mit den Comanchen in den weiten Staked Plains nach Büffeln. Vor wenigen Jahren waren die Tiere noch zu Millionen durch den Westen getrottet. Jetzt waren sie verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.

Nur hie und da zwischen dem Red River und dem Rio Grande stieß man auf Schindäcker, auf denen Tausende von Büffeln verrotteten. Krähen, Aasgeier und Wölfe hatten die Kadaver auseinandergerissen. Der Frost des Winters sprengte die verfaulten Hufe. Den sinnlosen Büffelmord hatten weiße Männer begangen. Die Tiere waren die Nahrung der Comanchen gewesen.

Tagelang waren die Männer der Comanchen unterwegs und suchten lebende Büffel. Vergebens. Heute wie seit Wochen.

An diesem kalten Nachmittag kam Sky zurück. Die Comanchen krochen mit knurrendem Magen in die Zelte.

Sky umarmte seine Sun.

Manchmal dachte Sky an Flucht, doch Graue Feder hatte gewollt, dass er wie ein Comanche kämpfte.

Für Sky war Sun nicht irgendein Mädchen der Comanchen. Er liebte sie mehr als sein Leben.

Wenn ein Indianer sein Wort gab, dann hielt er es für alle Zeit. Sky hatte sein Wort gegeben.

Bewundernd und weich betrachtete er Suns Gesicht.

„Du siehst so schön aus, Sun. Du bist wie eine Blume, die nie verwelkt.”

Sie senkte den Blick, legte das Gesicht gegen seine Brust und hörte seine Herzschläge.

„Die Bleichgesichter wollen, dass wir alle in das Reservat kommen”, sagte sie leise. „Wir sollen Mais anbauen wie die Wichita-Indianer und unsere Ponys und Waffen abliefern. Jeden dritten Tag sollen wir uns melden, und die Bleichgesichter wollen uns zählen wie Vieh. Aber Broken Heart und Quanah Parker wollen lieber sterben, als sich zu ergeben. Lone Wolf von den Kiowas ist unterwegs zu uns, Sky. Wenn die Sonne aufgeht, wird er hier sein.”

Sky legte das Kinn auf Suns Kopf und grübelte.

„Will Lone Wolf kämpfen?”

„Ich weiß es nicht, Sky. Mein Bruder Broken Heart will sich an den Weißen rächen. Ja, es wird Kämpfe geben.”

„Er ist ein Narr.”

Sky setzte sich an das kleine Feuer im Zelt und blickte in die Glut. Sun gab ihm einen Tonteller mit Brei. Er aß etwas und schloss die Augen.

„Ich kenne Broken Heart schon gut. Es hat keinen Sinn, mit ihm zu reden.”

* * *

Reiter in langen wärmenden Mänteln näherten sich fast lautlos. Es waren weiße Männer. Keiner sprach. Schweigend ritten sie um die bizarren Felsen und hielten sich in Deckung.

Einer der Texaner holte ein Fernglas hervor und blickte hindurch. Deutlich erkannte er die Tipis im öden Tal - und die Ponyherde. Nur wenige Comanchen und Kiowas bewachten die Tiere.

„Wir haben sie gefunden.”

Der Texaner setzte das Fernglas ab. Nacheinander sahen die Reiter durch das Glas.

„Warten wir bis zum Einbruch der Dunkelheit. Ihr wisst, was ihr zu tun habt.”

Sie nickten, zogen die Pferde herum und verschwanden. Im Windschatten der Felsen saßen sie ab.

Zu dieser Zeit hielt Sky mit mehreren Comanchen Wache. Langsam schritt er um die große Herde der Ponys und blickte wachsam umher. Blutrot sank im Westen die Sonne.

Vom Lager kamen Stimmen herüber. Lone Wolf, Quanah Parker und Broken Heart hielten großen Rat.

Auf seinem Weg um die Ponyherde traf Sky immer wieder die Kiowas und Comanchen. Sie blickten ihn ausdruckslos an. Niemand verriet seine Gedanken und Empfindungen.

Abseits der Herde blieb er stehen. Er hielt die Winchester gesenkt und horchte.

Der Wind raunte um die Felsen, Sand rieselte am Boden. Hohe Kakteen standen wie erstarrte Riesen im Zwielicht zwischen Tag und Nacht. Der Nordstern funkelte bereits am weiten Himmel.

Die Stille eines Abendfriedens täuschte auch Sky. Immer dachten sie nur an die Blauröcke.

Dabei kamen die Texaner, oft über den Red River.

Noch war der Mond nicht aufgegangen. Die Konturen der Felsen, Sträucher und Kakteen wurden verwischt. Im Lager flackerten Feuer auf. Die Ponys prusteten und witterten den Nachtwind. Heute aber war die Unruhe in der Herde unnatürlich.

Sky presste die Hand um die Winchester und starrte in die Dämmerung. Er spürte Gefahr und stieß einen Warnruf aus.

Da kamen die Reiter auch schon herangejagt. Die langen Mäntel flatterten. Schüsse peitschten in die wachenden Comanchen und Kiowas hinein.

Sky warf sich lang hin und feuerte auf die Reiter. Wie Schemen tobten sie durch die graue Wand der Dämmerung heran.

Hart peitschte die Winchester. Zwei Texaner sackten von den Pferden. Blei fuhr siedendheiss über Sky hinweg. Er verlor für Sekunden das Bewusstsein. Schlaff rutschte er in einen Felsspalt hinein. Die Winchester fiel klirrend hinterher. Zehn Yard von ihm entfernt rasten die Reiter mitten in die Ponyherde hinein. Sie schrien, schossen und trieben die Tiere vor sich her.

Im Lager gellten Schreie.

Zu Fuß hasteten die Indianer heran und schwangen die Waffen.

Doch schon trieben die Texaner eine Herde von über zweihundert Pferden vor sich her und nach Süden.

Sky quälte sich aus der Felsspalte hervor und lief los. Er konnte eines der Pferde am Zügel packen und festhalten. Schon zerrte er sich auf den Rücken des Pferdes. Im Galopp jagte er hinter den Texanern her.

Einer der letzten Reiter drehte sich im Sattel um und schoss.

Das Pferd unter Sky brach tot zusammen. Sky flog in den Sand, überschlug sich und blieb ohnmächtig liegen.

Als er zu sich kam, hörte er viele Stimmen voller Hass und Wut draußen vor dem Zelt. Sun kniete bei ihm und kühlte die Kopfwunde. Plötzlich betrat Broken Heart das Zelt.

„Komm mit!” fauchte er. „Wir holen uns die Pferde wieder, wenn es sein muss, aus Mexiko.”

* * *

Die Spur der Ponyherde führte zum Red River.

Sky ritt neben Broken Heart. Sie waren etwa dreißig Reiter. Sky sah, dass auch Lone Wolfs Sohn Tauankia mit unterwegs war.

Wolken türmten sich am Horizont. Weiße Wolkenfetzen trieben über den sonnenhellen Himmel des Vormittags.

Grün ragten die Bäume am Red River. Hohes Gras wehte und wogte hin und her. Trotz der Sonne war es kühl.

Dicht vor dem Red River jagten sie auseinander. Im Galopp preschte Sky unter die Bäume und sprang sofort ab. Blei jaulte durch die Baumlücken und zerfetzte die Rinden. Pulverdampf wölkte über dem Red River. Drüben feuerten die Texaner mit weitreichenden Gewehren.

Geduckt glitt Sky durch das Unterholz und kauerte sich dicht am Ufer nieder. Er hörte unterdrücktes Keuchen, und dann war Broken Heart bei ihm.

„Die Bleichgesichter schießen jeden ab, der den Fluss durchquert”, warnte Sky. „Wir machen einen Umweg. Dann kommen wir in ihren Rücken.”

„Bueno!” zischte Broken Heart. Seine Augen glühten vor Hass. „Ich will ihre Skalpe.”

Sie liefen zurück, schwangen sich auf die Pferde und ritten am Fluss entlang. Mehrere Comanchen folgten ihnen. Sie blieben in der Deckung der Bäume und wagten sich erst Flussaufwärts durch den Red River.

Der Sonnenschein flirrte auf dem Wasser. Die grellen Reflexe blendeten Sky und die Indianer. Flussabwärts krachten noch immer Schüsse.

Unbemerkt erreichten sie das Ufer und trieben die Pferde unter die Bäume. Geschmeidig saß Sky ab und lief sofort los. Broken Heart folgte mit den anderen.

Sky war voller Zorn.

Die Soldaten waren Eroberer, die Roten verteidigten sich. Aber die Texaner . .. Sky verstand sie nicht. Sie wollten nur stehlen - für Geld. Das waren Erfahrungen, die Sky weder bei seinem Vater noch in der Wildnis gemacht hatte. Und auch die Indianer - sie begriffen die Profitgier der Weißen nicht.

Die Pferdediebe wollten die Verfolger aufhalten. Es waren nur ein paar Mann. Die anderen Texaner trieben inzwischen die Ponys weiter in das bewohnte Gebiet hinein, wo sie sicher vor den Comanchen waren.

Sky verlor Broken Heart aus den Augen. Er hetzte geduckt über den flachen Uferrücken und entdeckte zwei Texaner. Im Nu lag er auf dem Bauch. Sekunden später warf sich der blutjunge Kiowa Tauankia neben Sky hin.

Das Gesicht von Lone Wolfs Sohn glühte. Der Atem pfiff über die Lippen. Wirr hing das schwarze Haar in das gutgeschnittene Gesicht.

„Komm!” stieß er heiser hervor. „Wir töten sie.”

Sky hielt ihn am Bein fest.

„Mein junger Freund ist zu hitzig. Selbst der Adler wartet ab, bis er sicher ist, sein Opfer zu packen. Folg mir!”

Der junge Kiowa blickte Sky mit flackernden Augen an und lächelte flüchtig. Wortlos kroch er hinter Sky her.

Die beiden Texaner schossen über den Red River und merkten nicht, wie Sky und der junge Kiowa herankrochen. Auch hinter den anderen Felsen kauerten Texaner und jagten das Blei aus den Läufen ihrer Gewehre.

Sky verfing sich im Gestrüpp. Er zog das Bein an und suchte, sich zu befreien. Dabei kam er zu weit aus der Deckung heraus. Einer der Texaner entdeckte ihn und riss das Gewehr herum.

Er wollte Sky erschießen, doch der junge Kiowa warf ihm ein Messer in den Hals. Röchelnd rutschte der Texaner hinter den Felsen. Der andere Mann brüllte auf. Leichtsinnig lief der Kiowa aus der Deckung heraus und hielt den Tomahawk bereit.

Hart riss Sky sich los, kam hoch und sah, wie der Texaner auf Tauankia schießen wollte. Unheimlich genau feuerte Sky an dem jungen Kiowa vorbei und traf den Texaner in den Kopf.

Verwundert blieb Tauankia stehen und blickte Sky an.

Sky schnellte zu ihm und riss ihn zu Boden. Blei fauchte über sie hinweg. Beide wollten hinter den Felsen und blieben liegen.

„Sei vorsichtig, mein Freund”, ächzte Sky. „Vorsicht ist nicht Feigheit.”

Schüsse krachten überall. Pfeile trafen. Tomahawks schlugen in die Körper der Texaner. Plötzlich war es still.

Keiner der Texaner, die am Red River geblieben waren, hatte überlebt. Die Ponyherde war verschwunden. Broken Heart stampfte vor Wut heftig auf den Boden.

„Folgt mir!” befahl er. „Wir holen Pferde.”

Broken Heart war mörderisch wild geworden.

„Willst du viele hundert Meilen bis nach Mexiko reiten, Broken Heart?” Sky ging langsam auf ihn zu. „Willst du die Tipis der Weißen überfallen und alle Blauröcke in ganz Texas zu deinen Jägern machen? Es werden so viele sein wie Heuschrecken am Himmel.”

„Bist du feige?” fragte Broken Heart zurück. „Sind die Sioux ein Rudel feiger Kojoten?”

„Nein - und sie sind klug genug, um die Blauröcke nicht zu reizen.”

„Oh”, rief Broken Heart, „hört, meine Freunde, seht euch diesen Sioux-Bastard an! Er will meine Schwester zur Squaw. Soll ich sie ihm geben? Soll ich sie unglücklich machen?”

Sky blieb gefallt und beherrscht. Fragend sah er den jungen Häuptlingssohn an, doch Tauankia wollte mit Broken Heart nach Süden reiten.

„Ich reite mit euch”, sagte Sky darauf. „Ich weiß, dass viele von uns sterben werden. Manitu wird zusehen.”

Broken Heart fauchte wie eine Wildkatze, schwang sich auf sein Pferd und jagte voraus.

Der Ritt nach Süden begann.

* * *

Trübes gelbes Licht sickerte durch das verhangene Fenster des Adobehauses. Vaqueros lagerten am Feuer im Tal und wachten über die Rinder und Pferde.

Lautlos zog das Unheil herauf.

Dunkel ragten die Silhouetten der Comanchen und Kiowas am Talrand empor. Bleistiftdünn erschienen die Gewehrläufe vor dem Sternenhimmel. Pulverstaub trieb über die Felsen.

Unter schattigen grünen Bäumen zirpten Zikaden. Palmen rauschten neben dem großen Brunnen im weichen Nachtwind.

Einer der mexikanischen Cowboys sang zu den Klängen einer Marimba. Die anderen summten die Melodie mit.

Sky atmete tief ein.

Jene Männer im Tal hatten nichts mit dem Pferdediebstahl zu tun gehabt. Sie wussten gar nicht, dass Texaner den Comanchen und Kiowas über zweihundert Ponys geraubt hatten.

Ihm gefiel es nicht, was Broken Heart vorhatte.

Es war Mord.

Doch Broken Heart, die Comanchen und die Kiowas dachten anders als Sky. Sie waren so jung wie er, aber sie lebten in einem anderen Land, das öde, staubig und verwüstet war. Sie kannten nicht das Rauschen der Wälder, die großen Flüsse des Nordens und die Kultur von Dakota. Sie waren herumstreunende und bissige Hunde. Das Leben hatte sie dazu gemacht. Die Wüste war erbarmungslos - und die Comanchen kannten nichts Anderes als Erbarmungslosigkeit.

Immer mehr sehnte Sky sich nach Dakota. Er musste Sun befreien. Sie musste den Frieden von Dakota kennenlernen.

Noch überlegte er, wie er die Männer im Tal warnen konnte, als Broken Heart scharf anritt und mit den Indianern über die Talflanke jagte.

„Comanchen!” gellte ein Schrei.

Schüsse ließen die Stimme ersterben. Zuckend fuhren die Mexikaner am Feuer hoch, wurden vom Blei geschüttelt und stürzten zu Boden und ins Feuer. Die Glut wirbelte auseinander. Wie Schatten jagten die Comanchen und Kiowas vorbei zum großen Korral, in dem sich die Pferde drängten.

Ein Mann stürzte aus dem Haus. Zwei folgten ihm. Ein vierter kniete in der Tür nieder. Alle rissen die Gewehre hoch.

Doch sie hatten keine Chance.

Broken Heart fiel über sie her und nahm ihnen das Leben.

Wie blutrünstige Teufel drangen sie in das Haus der Ranch ein. Der flackernde Schein der Lampe geisterte über die Gesichter der Indianer, die die Farben des Krieges trugen. Tomahawks und Messer wüteten unter den Menschen im Haus. Schreie gellten und verröchelten. Waffen brüllten auf. Pulverrauch quoll hervor. Das Fenster wurde von einem herausfliegenden Hocker zertrümmert.

Sky ritt in das Tal und verhielt neben dem Korral der Pferde.

Er hatte ein schlimmes Gefühl im Magen.

Er musste mitansehen, wie grausam die Comanchen und Kiowas wüteten. Sie waren nicht besser als die Weißen. Sie erschlugen, erstachen und erschossen alles, was sich bewegte.

Mit blutigen Skalps erschien Broken Heart auf der Türschwelle. Er hielt die Skalpe hoch und schwenkte sie. Sein Lachen ging Sky durch Mark und Bein.

Abseits saß der junge Kiowa Tauankia auf seinem Pferd. Erst jetzt sah Sky ihn und wusste, dass der Häuptlingssohn sich nicht an diesem Massaker beteiligt hatte.

Es tat ihm wohl, das zu wissen.

Langsam ritt Sky zum Haus. Die Indianer holten inzwischen die Pferde aus dem Korral.

Gebeugt betrat Sky das Haus der weißen Menschen.

Die Lampe flackerte und blakte. Unruhig zuckte das Licht hin und her. Auf dem Tisch lagen noch die Reste des Abendessens, ein schwarzes Tuch und ein Rosenkranz. In einer Nische stand ein Kruzifix. Die Wände waren weiß getüncht, mit Blut bespritzt. Am Boden lagen die entseelten Bewohner. Nebenan in einem kleinen einfachen Raum lag erschlagen eine Frau. Eine von verbrennendem Pulver versengte Bettdecke verbarg das leblose Kind. Neben dem Bett lag eine Puppe aus Stroh und Wolle.

Draußen stießen die Indianer Triumphschreie aus.

Jemand kam herein und verharrte im Wohnraum.

Sky hob die Puppe auf. Das Kind hatte oft mit der Puppe gespielt. Sie war abgegriffen.

Niemand sah Skys Erschütterung und seine Trauer. Er ließ die Puppe fallen und wandte sich ab.

Tauankia stand vor ihm.

„Blick mich nicht so an!” sagte der junge Kiowa.

Sky schwieg, ging zu ihm und sah sich noch einmal im Wohnraum um.

„Warum antwortest du nicht?” fragte Tauankia.