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Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Niemals würde er das Pferd erreichen, das ihm Deckung geben könnte. Er kroch wie verrückt, sprang plötzlich auf, taumelte vorwärts und wurde getroffen, sackte weg und lag auf dem Rücken. Mit zitternder Hand fasst er an die Brust. Über ihm war der blassblaue weite Himmel. Die bizarren Felswände wuchteten rot empor. Ein schweres Stöhnen kam über die Lippen des einsamen Mannes. Schweiß rann durch die Staubschicht, die das Gesicht dick bedeckte. Blut rann unaufhaltsam aus dem zerschundenen Körper. Mit letzter Kraft zog er den schweren Coltrevolver aus den Halfter und schob die Faust mit der Waffe nach vorn, stieß den Kolben durch den Sand und zielte auf die fernen Reiter. Sie kamen nicht herunter in den Canyon. Sie blieben in sicherer Entfernung. Mit ihren Gewehren konnten sie ihn erreichen. Sie brauchten sich dabei noch nicht einmal anzustrengen. Das Drama in der Einöde ging zu Ende. Tagelang war Meredy Willcox den Männern gefolgt. Zäh und tapfer war er ihnen auf der Spur geblieben. Er hatte diesen Canyon noch umreiten wollen, doch er hätte dadurch einen ganzen Tag verloren. Darum hatte er es gewagt und riskiert – und die Schlucht sollte ihm nun zum Grab für alle Ewigkeit werden. Dort oben lauerten zynisch, hasserfüllt und erbarmungslos die Banditen. Sie trugen den Tod in ihren Händen.
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Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Niemals würde er das Pferd erreichen, das ihm Deckung geben könnte. Er kroch wie verrückt, sprang plötzlich auf, taumelte vorwärts und wurde getroffen, sackte weg und lag auf dem Rücken. Mit zitternder Hand fasst er an die Brust. Über ihm war der blassblaue weite Himmel. Die bizarren Felswände wuchteten rot empor. Ein schweres Stöhnen kam über die Lippen des einsamen Mannes.
Schweiß rann durch die Staubschicht, die das Gesicht dick bedeckte. Blut rann unaufhaltsam aus dem zerschundenen Körper.
Mit letzter Kraft zog er den schweren Coltrevolver aus den Halfter und schob die Faust mit der Waffe nach vorn, stieß den Kolben durch den Sand und zielte auf die fernen Reiter.
Sie kamen nicht herunter in den Canyon. Sie blieben in sicherer Entfernung. Mit ihren Gewehren konnten sie ihn erreichen. Sie brauchten sich dabei noch nicht einmal anzustrengen.
Das Drama in der Einöde ging zu Ende.
Tagelang war Meredy Willcox den Männern gefolgt.
Zäh und tapfer war er ihnen auf der Spur geblieben.
Er hatte diesen Canyon noch umreiten wollen, doch er hätte dadurch einen ganzen Tag verloren. Darum hatte er es gewagt und riskiert – und die Schlucht sollte ihm nun zum Grab für alle Ewigkeit werden.
Dort oben lauerten zynisch, hasserfüllt und erbarmungslos die Banditen. Sie trugen den Tod in ihren Händen. Sie waren schon jetzt die Herren über sein Leben – und sie würden nicht zögern, es auszulöschen.
Ein qualvolles Stöhnen kam über seine trockenen aufgesprungenen Lippen. Noch immer hielt er den Colt gepackt. Auf einmal erschien Blut im Mundwinkel. Er atmete pfeifend und rasselnd und schloss die Augen.
»Nicht ... sterben. Meredy ... Willcox, nicht sterben ...«
Weit im Nordosten, im Bandera County, hatte es begonnen. Dort hatten die Banditen eine Bank überfallen, hatten blindlings um sich geschossen und Menschen getötet und schwer verletzt.
Meredy Willcox wusste, dass er nicht allein der Bande folgte – doch an diesem Tag war er so einsam wie noch nie.
Heiß brannte die Sonne. Vor seinen Augen verschwamm alles. Am Rande des Canyons schlugen klirrend Hufeisen über das Gestein. Gewehre waren auf den einsamen Mann gerichtet. Wieder dröhnten die Schüsse und peitschte der Knall durch den Canyon. Zuckend bäumte der einsame Mann sich auf, ließ den Colt los und lag still.
Heiseres Lachen folgte den mörderischen Schüssen.
Hufschlag entfernte sich.
Wie ein Spuk verschwanden die Banditen. Flugsand fiel auf ihre Spuren. Das Hufgetrappel verlor sich in der Einöde des ausgedorrten Buschlandes.
Viele Stunden vergingen.
Kreisende Geier warfen ihre kleinen Schatten in den Canyon. Das wilde Krächzen hallte durch die Stille.
Plötzlich tauchte ein Reiter auf.
Das hässliche Pferd trug den Mann langsam in die Schlucht.
Vor dem Toten glitt der Reiter vom Pferd. Reglos stand er im roten Schein der untergehenden Sonne. Knirschend rieben die Zähne aufeinander. Hart sprangen die Muskelstränge unter der wettergebräunten Gesichtshaut hervor. Alte Stiefel wühlten sich durch den heißen Sand. Stahlsporen klirrten. Lederne Chaps, zerschrammt und mürbe, schlugen um die langen Beine. Ein schwerer Colt steckte in dem Halfter.
Der Schatten des großen Mannes fiel auf den Toten. Langsam kniete er nieder und drehte den Toten auf den Rücken. Das Gesicht des Toten war von der Sonne und vom heißen Sand verbrannt. Abseits lag das tote Pferd.
Düster blickte der Mann auf den Toten.
Dann durchsuchte er die Taschen und zog die Papiere hervor.
»Meredy Willcox«, las er. »Texas Ranger.«
Er schob die Papiere in seine Jacke und erhob sich. In seinen grauen Augen war ein kalter Ausdruck.
»Du wirst sie erwischen, Scobie Hondo«, murmelte er in den raunenden Abendwind hinein. »Sonst hol’ dich der Teufel.«
Verborgen in der Tasche seiner Jacke lag ein kleines Stück Papier, das ihn als Texas Ranger auswies. Er war Texas Ranger wie Meredy Willcox. Er war Willcox gefolgt, hatte mit ihm zusammen reiten wollen. Der Tod war schneller gewesen.
An diesem Abend begrub Hondo den toten Ranger.
Nur ein Felsstein blieb auf dem sandigen Grabhügel zurück.
Als Hondo den Canyon verließ, fielen die Aasgeier über das tote Pferd her.
Er stieß auf eine fast verwehte Spur, entdeckte noch etwas von anderen Spuren und starrte düster nach Südwesten.
»Sie reiten zur Grenze«, murmelte er vor sich hin, »zum Rio Grande. Verdammt, ich kriege sie wohl nicht mehr, wenn sie ohne Rast weiterreiten.«
Hart trieb er das Pferd an.
In der Nacht verlor er die Spur der Banditen. Dennoch ritt er weiter, zäh und unerbittlich gegen sich selber. Er gab nicht auf. Mitten in der Nacht verhielt er auf der Mesa und blickte in die Ferne. Klagend hallte das Heulen und Kläffen der Kojoten durch die öde Wildnis. Irgendwo im Südwesten ritten mehrere skrupellose Halunken ...
»Sie halten auf eine Stadt zu – sie reiten nach Del Rio!«
*
Del Rio ...
Banner Smith sollte töten. Verkrampft und zitternd schlich er in den halbzerfallenen Pferdestall des alten Jenkins. Die schweißfeuchte Rechte hielt das mörderische Bowiemesser zum tödlichen Stoß bereit. Pfeifend kam der Atem über die trockenen Lippen. Wieder blieb er im Stallgang stehen und drehte sich steif um.
Seine blauen Augen flackerten wie im Fieber. Er stierte die wilden Burschen an, die im offenen Stalltor standen und fast so jung wie er waren. Hinter ihnen brannte rot der Abendhimmel. Leise verworrene Laute tönten aus der Stadt herüber.
»Los!«, zischte es in den Stall hinein. »Stech ihn ab!«
»Ich kann nicht!«, flüsterte Banner Smith. »Ich bring es nicht fertig, Shenandoah!«
»Feigling! Du tust es, oder wir treten dich zusammen!«
Schweißperlen liefen über das zuckende Gesicht. Stöhnen war zu hören. Vom offenen Stalltor wehte heißer Atem herein. Prustend blähte das Pferd die Nüstern und stampfte in der Box. Hell klirrte die Gebisskette des Tieres. Blutrot fiel das Sonnenlicht herein. Staub flirrte im Licht.
»Tu es!«, fauchte Shenandoah. »Los, mach schon, ich will es sehen!«
Banner Smith ließ die Rechte mit dem Messer sinken und schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Nein, Shenandoah. Mach mich nicht zum Killer!«
»Scheißkerl! Dann eben nicht, aber für uns alle bist du erledigt! Kommt, Jungs, wir hauen ab. Smith ist ein jämmerlicher Feigling. Der stinkt mir mächtig.«
Die jungen Männer blickten Banner Smith verächtlich an, lachten geringschätzig und dumpf auf und drehten sich um. Ihre langen Schatten fielen in den Stall und wischten über den Gang hinweg. Sporen klingelten an ihren Stiefeln.
Schrill schrie Banner Smith auf.
»Shenandoah!«
Er wollte nicht als Feigling gelten. Er wollte zu ihnen gehören und anerkannt werden. Voller Verzweiflung, Wut und Entsetzen holte er aus und jagte das Messer in die Kehle des Pferdes hinein.
»O mein Gott ...!«
Blut spritzte umher, schoss aus dem röchelnden und sich aufbäumenden Pferd hervor, besudelte sein Gesicht, ergoss sich über seine Farmerkleidung. Dunkles schweres Blut, das sofort gerann und zu kleben begann.
Er schrie röchelnd auf. Hufe wuchteten gegen die Boxwände. Das Pferd knallte gegen die Wand. Der große Körper zuckte, und entsetzliches Röcheln kam aus dem Pferd hervor. Die Augen des Tieres zeigten die Angst, sie waren weit aufgerissen und fast weiß. Blut pulste hervor und in das Stroh. Das Pferd quälte sich, und Banner Smith stieß immer wieder zu, schrie erstickt auf, wollte die Qualen des Pferdes beenden, wollte Schluss machen mit dem Tier. Sein Gesicht war zur Fratze verzerrt. Er sah nicht, wie Shenandoah Miller, Johnny Seven, Tom Logan und die anderen davonrannten, wie sie sich verbargen und ihn im Stich ließen. Er wütete weiter, bis das Pferd vor ihm im zerwühlten blutigen Stroh lag.
Erst jetzt hielt er inne. Sein ganzer rechter Arm war so blutig, als hätte er damit in einen tiefen Eimer voll Blut gelangt. Benommen stand er vor der Box.
Schritte kamen näher.
Der Schatten das alten Jenkins glitt über den Hinterhof. Mit steifen Bewegungen ging der knochige Mann zum Stall hinüber.
Bänner Smith konnte fliehen.
Doch er hörte nicht den alten Jenkins, stierte entsetzt auf das Pferd und begriff nicht, was er getan hatte. Überall war Blut – auf seiner Kleidung, am Boden, an den Boxwänden, im Stroh. Sogar an seinem blonden Haar haftete geronnenes Blut.
In der Stadt Del Rio tönte die blecherne Musik des Orchestrions aus dem Saloon. Irgendwo lachte jemand laut auf. Verworrene Geräusche wehten auf den Hinterhof. Flackernde Augen beobachteten den alten Jenkins. Keiner der jungen Männer warnte Banner Smith.
Plötzlich stand Jenkins in seinem Stall.
Der blutjunge Smith drehte sich mühsam halb herum und stierte den alten Mann an, leer und ausdruckslos.
Jenkins sah das blutige Messer, das Blut an der Kleidung. Er kam näher und krächzte undeutlich. Dann erblickte er sein Pferd, das zitternd verendete, und er riss die alte Volcanic Rifle hoch und wollte auf den jungen Burschen anlegen.
»Du verdammter Sauhund!«, ächzte er. »Du hast mein Pferd umgebracht! Dafür bringe ich dich ...«
»Nein!«, schrie Banner Smith auf.
Wie tollwütig stürzte er sich auf den alten Jenkins. Er wusste nicht, was er tat. Er war wie von Sinnen, wie in einem furchtbaren und wilden Blutrausch. Er stach zu, immer wieder, bis Jenkins leblos vor ihm lag ...
Der schreckliche Albtraum war zu Ende. Der Rausch war vorbei. Völlig ernüchtert stierte er auf den Toten und konnte es nicht fassen, diese grauenvolle Tat begangen zu haben. Vielleicht hatte er Angst vor Jenkins’ Gewehr gehabt, vielleicht davor, umgebracht oder an den Sheriff ausgeliefert zu werden.
Er hatte in den Sekunden seiner Tat nicht darüber nachgedacht. Er hatte Jenkins zum Schweigen bringen wollen. Jetzt schwieg Jenkins für immer. Doch der Anblick des Toten versetzte Banner Smith in furchtbare Angst. Wie gehetzt hastete er aus dem Stall, hielt noch das Messer in der Hand, sah umher, konnte die Freunde nirgendwo entdecken, rannte weiter, verbarg sich hinter den Ställen und alten Lagerschuppen, blickte wie irre über die Höfe, hastete dann geduckt davon und stürmte in die Ruine am Stadtrand.
Dort standen seine Freunde.
Shenandoah Miller, dreiundzwanzig Jahre alt. Das narbige Gesicht glänzte schweißnass. Neben ihm stand der Sohn des Storebesitzers, Clyde Jack-son. Johnny Seven, Sohn des Bankdirektors, schwarzhaarig und jung, der Banner Smith plötzlich nicht mehr in die Augen sehen konnte. Dann der einfältige und kräftige Tom Logan, der immer und ewig übel roch, und der gerissene Chirocco Fox, Sohn des Stallbesitzers.
Sie sagten kein Wort.
Sie starrten Smith nur an.
Und Banner Smith stöhnte, wischte das Blut vom Gesicht und ließ das Messer fallen.
»Jenkins!«, hauchte er mit flacher, zerrissener Stimme. »Ich ... hab ihn ... umgebracht ...!«
Die Freunde atmeten schwer. Die Gesichter zuckten. Unruhe war in den Augen. Steif kam Shenandoah Miller näher.
»Das haben wir von dir nicht gewollt, Banner! Du solltest nur den Gaul abstechen, mehr nicht.«
»Ich hab’s getan!«, wimmerte Smith und fiel kraftlos gegen die Steinwand. »O mein Gott, ich bin ein Mörder.«
»Halt die Schnauze!«, fauchte Miller wütend und gereizt. »Hör auf, hier herumzuwinseln! Wir müssen uns überlegen, was wir tun müssen!«
»Ich geh freiwillig zum Sheriff«, stöhnte Banner Smith. »Sheriff Madley wird mich auch so finden, wenn ich mich nicht stelle!«
»Und dann sagst du ihm, dass wir gewollt haben, dass du das Pferd abstichst!«, zischte Chirocco Fox. »Nein, Banner Smith, du bleibst hier! Du verrätst uns nicht!«
»Verraten?« Smith schüttelte kraftlos den Kopf, rieb damit gegen die Steinwand und presste die Augen zu. »Nein, ich verrate euch nicht! Niemals!«
»Sheriff Madley würde dich schon noch weichkriegen«, sagte Johnny Seven mit spröder Stimme. »Dann würdest du ganz schön reden!«
»Wir müssen uns was ausdenken«, schlug Clyde Jackson vor. »Banner muss verschwinden, vielleicht bei einem Mädchen.« Unruhig rieb er über den Leberfleck im Gesicht hinweg. »Shenandoah, wir bringen ihn in das Haus deiner Mutter. Was hältst du davon?«
»Nein! Nicht dorthin!«, flüsterte Banner Smith.
»Angst vor den Elfen, Banner Smith?«, fragte Jackson mit verzerrtem Grinsen. »Da ist es richtig gemütlich! Frag Shenandoah. Seine Mammy wird dir das beste Girl aussuchen.«
»Ich bin nicht so ein geiler Bock wie du, Clyde!«, stöhnte Smith.
»Möglich, aber ganz zufällig hast du den alten Jenkins umgebracht«, sagte Shenandoah Miller kalt. »Der beste Platz für dich ist im Bordell. Aber nicht so, wie du aussiehst! Los, komm, du musst das Blut abwaschen!«
Sie zerrten Smith aus der Ruine und zum alten Brunnen, der noch immer Wasser führte. Sie holten den Ledereimer aus der Tiefe und nickten Smith auffordernd zu.
»Mach schon!«, drängte Fox und stierte Smith schräg an. »Wir müssen verschwinden, bevor Jenkins entdeckt wird!«
Banner Smith konnte nicht nachdenken. Er zog sich aus und begann, Haare, Gesicht und Hände abzuspülen. Die Freunde reinigten unterdessen seine Kleidung.
»In der nassen Kleidung fällt es auf«, warnte Jackson, »Ich glaube, meine Sachen passen dir, Banner, ich hol’ sie her.«
Schon hastete er davon.
Die graue Wand der Dämmerung zog heran. Die Konturen der Häuser verschwammen. Lichtbahnen fielen auf die Straße. Das Klavier im Saloon klimperte. Die Fenster des Bordellhauses waren verhangen. Reiter kamen von den entlegenen Ranches in die Stadt und saßen vor dem Saloon ab. Irgendwo röhrte ein Maultier. Ein Hund kläffte.
In der Ruine flackerte ein Feuer. Banner Smith kauerte zwischen den Gefährten. Die Kleidungsstücke hingen zum Trocknen nahe am Feuer. Atemlos kam Clyde Jackson herein und warf Smith Hose und Jacke auf die angezogenen Knie.
»Zieh dich an!«
»Ist alles ruhig in der Stadt?«, erkundigte Shenandoah Miller sich.
»Ja, alles ruhig. Kein Schwein hat, was bemerkt, eben ist ein Fremder gekommen. – Sieht aus wie ein Satteltramp.«
Sie starrten sich an, während Smith sich ankleidete. Sie überlegten fieberhaft, und wieder sah Miller zum Messer hinüber, das auf dem sandigen Boden vor der Steinwand lag.
Um seinen Mund grub sich zynisches Lächeln ein.
»Es war immer stinklangweilig in Del Rio«, flüsterte er. »Wir wurden schon krank davon! Immer nur die Alten sahen wir, ein paar besoffene Cowboys jede Nacht – und immer diese bürgerliche Ruhe, immer dieses friedliche Getue! Wir konnten es nicht aushalten, wir mussten was tun. Banner hat den alten Jenkins umgebracht. Jetzt ist was geschehen, jetzt wird es spannend! Wetten, dass wir klüger sind als alle diese beschissenen Bürger zusammen?«
Schweigend sahen sie ihn an und warteten auf seine Worte. Er fühlte sich schlau und überlegen. Lässig lehnte er sich an die Wand und streckte die Beine aus.
»Wir werden jetzt alles lenken, versteht ihr? Wir werden Del Rio den Täter servieren – wie auf einem Tablett! Noch ist Jenkins nicht entdeckt worden. Wir dürfen diesen fremden Satteltramp nicht aus den Augen lassen! Banner braucht nicht in das Bordell zu verschwinden. – He, Banner, irgendwie hast du das gut gemacht! Ja, wirklich! Jetzt ist wenigstens was los in Del Rio! Ich wurde schon sterbenskrank vor Langeweile!«
»Was hast du denn vor, Shenandoah?«, flüsterte Fox. »Sag’s schon. Mach es nicht so spannend!«
»Ihr kommt nicht darauf, wie?«
Das Feuer flackerte. Der unruhige Schein geisterte über die jungen Gesichter hinweg. Der einfältige Tom Logan grinste breit. Er war der älteste und zugleich auch der stärkste Mann der Gruppe.
»Du bist in Ordnung, Shenandoah«, sagte er dumm.
»Ja, Tom, das bin ich! Aber halt jetzt das Maul, Tom. Lasst uns alle mal gut überlegen. Sheriff Madley würde doch überall den Mörder suchen, nicht wahr? Und vielleicht käme er auch zu uns. Wir müssen ihm zuvorkommen, versteht ihr? Banner, hol’ das Messer her! Du hast Jenkins erledigt, jetzt musst du auch das Weitere tun!«
»Ich will nicht noch einmal töten, Shenandoah.«
»Quatsch, Mann! Du willst doch leben, oder? Also! Dann muss für dich ein anderer sterben. Denk doch mal an deine Mutter, Banner! An das ruhige Leben auf eurer Farm. Willst du das alles aufgeben und in das Gefängnis kommen? Das will keiner von uns. Dieses Messer dort ist unsere Waffe, versteht ihr?«
»Nein«, grunzte Tom Logan.
»Du gehst heute Abend wieder zur Arbeit, Tom«, bestimmte Miller. »Du bist der Einzige in Del Rio, der schuften muss. Los, geh schon – und kein Wort über die ganze Sache, verstanden?«
»Ja, Shenandoah, ich geh dann jetzt. Machts gut, Jungs.«
Schweren Schrittes stapfte Logan aus der Ruine und kehrte in die Stadt zurück.
»Wir trennen uns gleich«, flüsterte Shenandoah Miller. »Los, Banner, du nimmst das Messer mit zum Saloon. Clyde, du zeigst Banner den Gaul von diesem Satteltramp. Wir anderen verteilen uns in der Stadt. Heute Abend sind wir mal nicht zusammen. Ich werde bei meiner Alten sein. – Clyde, du hilfst deinem Alten im Store. Chirocco, du gehst in den Mietstall. Johnny, du musst selber wissen, ob du in die Bank deines Vaters gehst, aber es ist wohl besser, wenn du dich zu Hause aufs Ohr legst.«
»Und ich?«, hauchte Banner Smith. »Unsere Farm liegt außerhalb.«
»Du nimmst deine Sachen mit, steigst auf deinen Gaul und reitest zur Farm. Lass dir nichts anmerken. Aber erst erledigst du die Sache mit dem Messer.«
Dann sprach Shenandoah Miller leise weiter. Die jungen Burschen grinsten und nickten. Banner Smith schluckte schwer und würgend und widersprach nicht, denn es war seine einzige Chance.
»Natürlich ist das nicht ganz fair«, räumte Miller ein, »aber es geht ja um unseren Freund Banner. Wir halten alle zusammen. Das haben wir uns geschworen. Dabei bleibt es auch. Wenn einer von uns in Schwierigkeiten ist, dann boxen wir ihn heraus. Dieses lahme Del Rio soll uns kennenlernen. Wir machen hier einen großen Zauber, Compañeros! Den Alten fällt ja nichts Vernünftiges ein. Jeden Tag gehen sie zur Arbeit, alles läuft stinklangweilig ab – und die Alten führen das große Wort. Ich bin gespannt, wie alles wird, Amigos!«
Sie erhoben sich. Während der junge Smith seine Sachen an sich nahm, traten die anderen das Feuer aus.
»Chirocco, du nimmst Banner erst einmal die Sachen ab. Er muss das Messer wegbringen.«
Sie verließen die Ruine und trennten sich sofort. Einzeln näherten sie sich den Häusern und überquerten nacheinander die Straße.
Banner Smith folgte dem Gehsteig. Er hielt das blutige Messer verborgen. Immer näher kam er dem Saloon.
Clyde Jackson ging ihm voraus und verharrte vor der Lichtbahn des Saloons, zeigte auf ein angeleintes Pferd und ging dann weiter.
Ein älterer Mann kam Banner entgegen. Wuchtig trat der Schmied auf und lachte dröhnend, als er dem jungen Smith gegenüberstand.
»Hallo, Banner! Wie gehts deinem Vater?«
»Ganz gut«, antwortete Banner Smith. »Soll ich ihn grüßen von Ihnen?«
»Ja, tu das, Junge! Und sag ihm, dass er seine Gäule mal zu mir bringen soll!« Der Schmied bewegte die breiten Schultern. »Sonst laufen sie bald auf den Brustwarzen rum.«
