Fünf Freunde - U.H. Wilken - E-Book

Fünf Freunde E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). »Barnie, zum Aufseher! Komm schon hoch, beweg die müden Knochen!« Knirschend drehte sich ein Schlüssel im Türschloss der kleinen dreckigen Zelle. Zwei bewaffnete Männer verharrten im Zellengang, ein dritter öffnete die Tür und rasselte mit dem Schlüsselbund. Ächzend rutschte ein beleibter Mann von der harten Pritsche und fuhr mit fleischigen feuchten Händen über die zerschlissenen Hosenbeine. Sein aufgequollenes Gesicht nahm einen fast weinerlichen Ausdruck an. »Muss ich denn wirklich …?« »Ja, komm raus aus dem Loch.« Wie hilfesuchend drehte Barnie sich in der Zelle um und blickte mit wässrig blauen Augen seine Zellengefährten an. »Ich muss jetzt gehen, Doug«, flüsterte er wehleidig, »und ich weiß gar nicht warum.« Ein gut aussehender junger Mann mit kurzem mittelblondem Lockenhaar lächelte ausdruckslos. Die blauen Augen starrten Barnie durchdringend an. »Wenn du musst, Barnie …?«, dehnte er. »Dann geh schon.« »Ist gut, Doug«, seufzte der dicke Barnie, drehte sich schwerfällig um und folgte den bewaffneten Männern. Hart schlug die Zellentür zu. Die Schritte entfernten sich.

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die großen Western – 424 –Fünf Freunde

U.H. Wilken

»Barnie, zum Aufseher! Komm schon hoch, beweg die müden Knochen!«

Knirschend drehte sich ein Schlüssel im Türschloss der kleinen dreckigen Zelle. Zwei bewaffnete Männer verharrten im Zellengang, ein dritter öffnete die Tür und rasselte mit dem Schlüsselbund.

Ächzend rutschte ein beleibter Mann von der harten Pritsche und fuhr mit fleischigen feuchten Händen über die zerschlissenen Hosenbeine. Sein aufgequollenes Gesicht nahm einen fast weinerlichen Ausdruck an.

»Muss ich denn wirklich …?«

»Ja, komm raus aus dem Loch.«

Wie hilfesuchend drehte Barnie sich in der Zelle um und blickte mit wässrig blauen Augen seine Zellengefährten an.

»Ich muss jetzt gehen, Doug«, flüsterte er wehleidig, »und ich weiß gar nicht warum.«

Ein gut aussehender junger Mann mit kurzem mittelblondem Lockenhaar lächelte ausdruckslos. Die blauen Augen starrten Barnie durchdringend an. »Wenn du musst, Barnie …?«, dehnte er. »Dann geh schon.«

»Ist gut, Doug«, seufzte der dicke Barnie, drehte sich schwerfällig um und folgte den bewaffneten Männern.

Hart schlug die Zellentür zu. Die Schritte entfernten sich. In den Nachbarzellen rumorten die anderen Zuchthäusler und schlugen gegen die Eisenstangen, rasselten mit den Blechbechern und brüllten wie wilde Tiere.

Quietschend öffnete sich die breite starke Tür, und Sonnenlicht traf die Augen des dickleibigen Barnie. Er blinzelte, stierte über den sandigen Platz und spürte die Mündung eines Gewehres im Rücken.

»Vorwärts!«

Sie brachten ihn zum Lagerkommandanten. Düstere Augen starrten ihn abschätzend und verächtlich an.

»Barnie – du hast doch bestimmt etwas gesehen. Gestern wurde ein Wächter erschlagen. Seine Waffe, ein Revolver, ist verschwunden. Barnie, sag mir, was du gesehen hast – und ich sorge dafür, dass du rauskommst.«

»Ich – ich habe nichts gesehen, Sir. Glauben Sie mir. Wenn Barnie was gesehen hätte, dann würde er das jetzt auch sagen …«

»Denk mal ruhig nach, Barnie. Du hast keine Frau und keine Kinder draußen – aber willst du nicht wieder mal ein schönes Girl küssen? Nun, wie ist es? Du hältst doch nicht mehr die vier Jahre durch, Barnie. Ich sehe es dir an, du bist ziemlich fertig, auch wenn du noch wie ein Bulle aussiehst. Es ist was mit deinem Kopf, Barnie.«

Unwillkürlich griff Barnie sich an den Kopf.

»Was denn, Sir?«, ächzte er.

»Nicht am Kopf, Barnie – aber drinnen, verstehst du? Im Gehirn. Ich kenne diese Anzeichen. Irgendwann wirst du einen Anfall bekommen und dich selber umbringen wollen. Aber draußen in der Freiheit würdest du völlig gesund bleiben.«

Barnie lächelte einfältig.

»Ja, Sir, das wär ja schön.«

»Dann sag, wer es getan und jetzt den Revolver hat.«

»Aber ich weiß es wirklich nicht, Sir! Ehrenwort!«

Der Lagerkommandant wandte sich ab und blickte in kalter Wut aus dem Fenster. Er sah nicht bewusst die fernen Adobehäuser von Yuma, nicht die Bergketten in rauchiger Ferne und nicht die weite Wüste.

»Wie du willst, Barnie«, flüsterte er mit spröder Stimme. »Du wirst noch einmal deine Geburt verfluchen … Bringt ihn zurück!«

Die Wächter rissen Barnie herum und stießen ihn hinaus. Immer wieder knallten sie ihm die Gewehrläufe in den runden Rücken. Stöhnend schlurfte er vor ihnen her. Der Schweiß perlte auf seinem vollen Gesicht. Wieder klirrte der Schlüssel im Türschloss. Die Tür wurde geöffnet, und einer der Wächter trat ihm mir voller Wucht in den Hintern.

»So ein widerlicher Verräter!«, fauchte er dabei. »Dieses feiste Vieh kotzt mich an!«

Barnie prallte gegen eine Pritsche und stöhnte auf.

»Das ist nicht wahr!«, wimmerte er. »Ich hab nichts gesagt! Alles Lüge!«

Die bewaffneten Männer vor der Zelle lächelten erstarrt und eisig. Wortlos gingen sie davon. Die Außentür fiel zu. Nur noch die Schritte eines Wachpostens auf dem Gang waren zu hören, der mit der Winchester unterm Arm an den Zellen vorbeipatrouillierte.

Wie ein Fleischberg saß Barnie auf der Kante der Pritsche und knetete die Finger. Die Blicke der Zelleninsassen brannten auf seinem Gesicht.

»Doug«, stöhnte er, »du glaubst mir doch?«

Doug Rambo lehnte an der kalten Zellenwand und kaute auf dem dreckigen Kragen der viel zu großen Zuchthausjacke. Der Blick der blauen Augen schnellte zu den anderen Männern hinüber.

Marcello Leone, der Italiener, zuckte kaum merklich die Achseln und sah dann wieder auf den Steinboden.

»Ich will hier nur raus«, flüsterte er, »das ist mein einziger Wunsch.«

Der schwarzhaarige schlanke Curley Wilson starrte unverwandt zu Barnie hinüber. In den fast schwarzen Augen war ein kaltes Flirren. Die schrägverlaufende Narbe am Kinn glühte.

»Wenn er das Maul aufgemacht haben sollte, Doug«, sagte er leise, »dann werden sie bald kommen und uns alle an die Wand stellen.«

»Auch mich?« Eine flackernde Stimme tönte durch die halbdunkle Zelle. Aus dem Hintergrund kam ein junger Bursche hervor. Das blonde Haar schimmerte hell. Angst prägte das schmale Gesicht. »Doug, sag doch was! Werden sie mich auch an die Wand stellen?«

Doug Rambo blickte den Jungen kühl an und verzog den Mund.

»Natürlich. Du bist doch mit uns in einer Zelle.«

»Aber ich habe doch nichts getan!« Die braunen Augen weiteten sich bei dem Gedanken, an einer kahlen Wand zu stehen, die bereits von vielen Bleigeschossen zerbröckelt worden war. »Ich will damit nichts zu tun haben, Doug! Ich bin kein Mörder!«

»Warum bist du denn hier, Kleiner?« Rambo lächelte zynisch. »Du hast einen Menschen umgebracht, gib es doch zu! Mach uns nichts vor, Kleiner. Du bist kein Heiliger, Dave Donahue.«

»Ich will nicht vor der Mauer sterben! Ich will hier raus, wenn ich meine Zeit abgesessen habe. Vielleicht werde ich noch begnadigt! Ihr könnt mich doch nicht mit hineinreißen …!«

»Das tun wir auch nicht, Kleiner.« Doug Rambo strich ihm über das blonde Haar. »Wir wollen nur dein Bestes. Du kannst hierbleiben. Das willst du auch, wie?«

»Ja, Doug …«

Bösartig flammte es in Rambos Augen auf. Hart krallte er die Hand in das blonde Haar und riss Dave Donahues Kopf zu sich heran. Erbarmungslos krallte er die Fingernägel in die Kopfhaut des jungen Burschen. Donahue stöhnte auf und versuchte, den Griff zu lösen. Voller Wut zerrte Rambo am Haarschopf.

»Du kannst hierbleiben, aber dann bist du erledigt, dann fallen sie über dich her, Kleiner, und schlagen dich zusammen, bis du an inneren Blutungen verreckst! Du Scheißkerl glaubst, dass alles so einfach wäre, wie?«

Er ließ ihn los und stieß ihn brutal zurück. Der blonde junge Mann stürzte gegen Barnie und fiel zu Boden. Wie ein getretener Hund lag er auf den Steinplatten und starrte in Rambos Gesicht.

Rambo lächelte sanft.

»Wenn ich nicht wüsste, dass ich schon bald draußen sein werde, würde ich mich in dich verlieben, Kleiner.«

Marcello Leone und Curley Wilson lachten leise und gepresst. Barnie stimmte nur zögernd in das Lachen mit ein und schluchzte zwischendurch.

Dave Donahue kroch über die Steine und richtete sich auf, wollte zum Lager zurück und kam dabei an Curley Wilson vorbei. Plötzlich griff Wilson zu, packte ihn und jagte ihm die Faust in den Unterleib. Stöhnend krümmte er sich. Mit gespreizten Fingern stieß Wilson in sein Gesicht hinein, drückte den Kopf zurück und warf ihn auf das Lager.

»Du kommst mit, Kleiner, verstanden?«, fauchte Wilson kalt. »Wenn du es nicht willst – na gut. Vielleicht wird einer von uns draußen erwischt. Dann wird er unter Eid aussagen, dass du den Wächter erschlagen hast!«

»Das ist nicht wahr!«, flüsterte Dave Donahue mit zersprungener Stimme und blickte die Männer entsetzt an. »Das wäre doch ein Meineid!«

»Na und? Wir alle sollen viele Jahre sitzen. Wir würden als alte Männer rauskommen. Da spielt ein Meineid keine Rolle mehr. Jedenfalls wirst du draufgehen …«

Flehentlich hob Dave Donahue die Hand an. Als er in die Gesichter der Männer blickte und sie zynisch und gemein lächeln sah, ließ er die Hand sinken, fiel auf die Pritsche zurück und starrte ins Leere …

»Er wird sich beruhigen«, meinte Doug Rambo gelassen. »Warten wir, ob Barnie das Maul aufgemacht hat …«

»Doug, ich schwör’s! Nichts habe ich gesagt! Ich bin doch nicht verrückt! Diese Schweine wollten was hören, ja – und dieser verdammte Lagerkommandant lockte mich mit Versprechungen, eher rauszukommen, aber ich hab an euch gedacht – und an diese Nacht …«

»Schon gut, Barnie – wir werden es bald wissen.«

»Ich …«

»Halt’s Maul!«

Es wurde still in der kleinen engen Zelle. Schweigend lagen sie auf den Pritschen. Auch in den anderen Zellen war es ruhig. Monoton hallten die Schritte des Wachpostens durch das kahle Gebäude. Draußen sank die Sonne. Das letzte Tageslicht sickerte durch das hochgelegene, unerreichbare kleine Fenster.

Langsam drehte Doug Rambo den Kopf herum und starrte zu Dave Donahue hinüber. Der Neunzehnjährige hatte die Augen geschlossen. Dreck haftete an seinem Gesicht. Die Hände waren von der Arbeit im Steinbruch aufgerissen und hatten sich etwas entzündet.

»Kleiner«, raunte Rambo, »du machst mit. Sonst werde ich, wenn wir abhauen, den anderen Jungs sagen, was sie mit dir machen können.«

»Was denn?« Dave Donahue öffnete die Augen und sah ihn fragend an.

»Dreimal darfst du raten«, lächelte Rambo und blickte zur Decke empor. »Dann möchte ich nicht du sein.«

Donahue schluckte und schloss den zuckenden Mund.

Wie geistesabwesend stierte er gegen die raue Wand.

Er hatte gar keine andere Wahl, er musste mit ihnen fliehen. Und er dachte an die Sonne, an den Wind der Freiheit, der raunend über die Ebenen strich, an den offenen Himmel. Lange lag er still auf dem plattgedrückten Stroh.

Plötzlich raunte er: »Doug?«

Rambo rührte sich nicht.

»Was willst du?«

»Ich will hier raus, Doug! Ich wäre froh, wenn ich draußen wäre! Ich kann es hier nicht aushalten.«

Sanftes Lächeln legte sich auf Rambos Gesicht. Die blauen Augen glänzten im Halbdunkel wie tiefe Seen im Schatten mächtiger Bergzüge.

»Heute Nacht, Kleiner …«

*

Wüstenwölfe streiften über die kahlen Sandhügel und heulten den bleichen Mond an. Staubwirbel tanzten über die Anhöhen. Haushohe Kakteen streckten ihre langen Nadeln abwehrend aus. Am fernen Horizont verdunkelte sich der Himmel. Der Wind nahm zu und fegte die Staubwolken vor sich her …

»Mein Bauch! Hilfe! So tut doch was! Ich halt es nicht mehr aus!«

Stöhnen drang aus der Zelle. Der Wachposten verhielt, drehte sich um und horchte.

»Bitte, lasst mich nicht verrecken! Ich will nicht vor die Hunde gehn! Oh, ich kann nicht mehr, ich krepiere! Warum holt ihr nicht den Posten? Ich – oh, ich – ich – kann nicht – mehr …!«

Eine sehnige Hand fuhr unter das Stroh des Lagers und krallte sich um einen Coltrevolver. Blitzschnell barg Doug Rambo die Waffe unter der Häftlingsjacke.

Am Boden krümmte Marcello Leone sich. Er hatte die Hände an den Bauch gepresst. Der Griff eines Messers ragte hervor. Der Körper zuckte, und die Augen des Italieners traten fast aus den Höhlen. Immer wieder zuckte er hin und her.

Der Posten verharrte vor der Zellentür und blickte herein. Er sah den Italiener sich krümmen und die anderen auf den Pritschen sitzen.

»Ich weiß nicht, woher er das Messer hat«, flüsterte Curley Wilson zum Posten hin. »Er muss es gestohlen haben. Plötzlich hat er sich das Messer in den Bauch gejagt. Er wollte sich selber umbringen!«

»Verdammter Mist!«, fluchte der Posten. »Ich wollte eine ruhige Nacht haben – und jetzt das!«

»Ich – sterbe!«, wimmerte Leone. »Bitte, ihr …« Er erschlaffte und lag still. Noch immer lagen die Hände am Messer.

Doug Rambo glitt vom Lager und kniete bei ihm nieder.

»Er lebt noch, oder?«, flüsterte er.

Der Posten trat näher. Er wollte feststellen, ob Leone tot war. Rambo richtete sich auf und fuhr über sein Gesicht hinweg, schüttelte den Kopf und blieb dicht neben der Zellentür stehen.

»Ich glaube, er ist tot …«

»So eine Scheiße«, ächzte der Posten, »das muss ausgerechnet in dieser Nacht sein! Ich hab schon genug Ärger.«

»Aber vielleicht ist er gar nicht tot«, sagte Wilson leise. »Können Sie das erkennen, Wachposten?«

Der Posten stand dicht an den Eisenstangen der Zelle. Draußen wimmerte der Wind. Staub wirbelte durch das kleine Fenster. Curley Wilson sprach weiter, zog die Aufmerksamkeit des Postens auf sich.

Entschlossen stieß Doug Rambo den linken Arm durch die Lücke zwischen zwei Eisenstangen und packte den Posten am Genick. Mit der Rechten riss er den Revolver hervor und hielt ihn dem Posten vors Gesicht.

»Mach die Tür auf, oder ich drücke ab, und dein ganzes Gesicht ist ein einziger Matsch!«, zischte er und verstärkte den Druck im Nacken.

Der Posten wurde grau im Gesicht. Entsetzen zerriss es. Er stierte in die dunkle Mündung und ließ das Gewehr fallen. Klirrend schlug es auf.

»Das ist kein Spaß, mein Lieber!«, fauchte Rambo. »Dein Leben oder unser Leben! Du kannst wählen. Es gibt kein Zurück, wenn man tot ist.«

Stöhnen war die Antwort.

»Die Schlüssel!«, stieß Rambo drohend hervor. »Oder ich drücke ab, und die Kugel reißt dir den Kopf herunter!«

Auf allen vieren kroch Marcello Leone über den Boden und langte unter der Zellentür hindurch, bekam die Winchester zu fassen und zog sie in die Zelle hinein. Sofort war er auf den Beinen und richtete das Gewehr auf den Posten.

»Vielleicht ist es für ihn eine Ehre, wie ein Hund zu sterben«, meinte er kalt. »So was gibts, Doug …«

»Er hat eine Freundin in Yuma, Marcello«, grinste Rambo, »und die möchte er nicht alleinlassen. Vielleicht kriegt sie ein Kind von ihm. Wenn er nun stirbt, dann sitzt sie allein mit dem Kind da und heult sich die Augen aus.«

»Ihr – dreckigen – Schweine!«, stöhnte der Posten. »Ihr seid keine Menschen mehr!«

Sofort verstärkte Rambo grausam den Griff im Nacken des Postens. Brutal zog er ihn heran. Curley Wilson langte durch die Tür und suchte in den Taschen des Postens nach den Schlüsseln, zerrte sie hervor und schloss die Tür von außen auf. Rücksichtslos riss Rambo den Posten in die Zelle. Gnadenlos schlug er mit dem Colt auf ihn ein, noch bevor er aufschreien konnte. Er schlug und schlug, bis sich der Mann nicht mehr rührte, barg dann den blutigen Colt unter der Jacke und nickte Wilson zu.

Wilson zerrte dem Posten die Kleidung vom Leib und zog sie an. Nacheinander verließen sie die Zelle. Die anderen Zuchthäusler standen an den Türen und starrten auf den Gang.

»Holt uns raus hier!«, rief einer.

»Ruhe!«, fauchte Rambo. »Seid ihr Idioten!« Er packte die Schlüssel und warf sie in eine Zelle. »Befreit die anderen, aber seid still, verdammt!«

Als Letzter verließ Dave Donahue die Zelle. Sein Gesicht war blass. Entsetzen flackerte in den braunen Augen. Er schluckte würgend, starrte auf den Wächter und hastete dann den anderen nach.

Curley Wilson öffnete die starke Tür und glitt ins Freie. Der Sandsturm tobte über Yuma hinweg. Geduckt rannten die fünf Männer dicht am Gebäude entlang und erreichten unbemerkt die Mauer. Entschlossen näherte Wilson sich dem Tor.

Die beiden Posten standen beisammen und wandten das Gesicht ab. Der aufgewirbelte Sand fiel über die hohe Mauer und auf ihren Rücken. Der Sturm orgelte – und niemand hörte die leisen Aufschreie der Posten. Sie brachen zusammen und lagen still, und fünf Männer sprangen über sie hinweg, öffneten das Tor und rannten in die Freiheit hinaus.

Dave Donahue war der Letzte. Er konnte die anderen nur schemenhaft verschwommen erkennen. Der Sturm heulte und warf ihnen den Sand entgegen. Sie kämpften gegen den Sturm an, warfen sich in den Sturm hinein und schwankten in Richtung Colorado River davon. Wie graue Schatten verschwanden sie im Sturm. Hinter ihnen schrien ausgebrochene Zuchthäusler und peitschten Schüsse.

Sie gönnten sich keine Rast.

Der Sand schlug ihnen ins Gesicht.

Die Stiefel wühlten sich durch den Sand. Doug Rambo ging voraus. Sie blieben zusammen. Wer zurückblieb, war verloren und würde die anderen niemals wiederfinden. Sand fiel auf ihre Spuren. Vor Donahue schleppte Bernie sich voran. Das Toben nahm zu, und sie konnten einander kaum mehr erkennen, reichten sich die Hände, hielten sich fest.

Es sah aus, als wären sie dicke Freunde.

Doch jeder von ihnen dachte nur an sich selber und wollte sich retten, wollte frei sein und entkommen.

Dave Donahue blickte zurück.

Nichts war zu erkennen.

Sie kämpften sich voran, Stunde um Stunde. Erschöpft erreichten sie den Colorado River und brachen am Wasser zusammen. Die windzerzausten Bäume bogen sich unter dem Sturm. Sand wirbelte ins Wasser. Die Männer wühlten im Wasser, tranken und keuchten.

»Weiter!«, schrie Rambo.

Sie torkelten im Wasser voran und hielten einander fest. Alle wussten, dass sie noch lange nicht in Sicherheit waren, dass nach ihnen gesucht werden würde.

Der Sandsturm war gut für sie.

Dunkel war der Himmel, kein Sternenlicht durchdrang die riesigen Sandwolken.

Dave Donahue hatte keine andere Wahl. Er musste mit ihnen flüchten. Sie hatten einen erschlagenen Posten zurückgelassen. Damit war er zum Mittäter geworden.

Niemals würden sie alle wieder für Jahre in eine Zelle kommen. Wenn sie gestellt werden würden, wäre ihnen der Tod sicher.

Mit Grauen dachte der junge Donahue an die Mauer.

»Wir müssen Pferde kriegen!«, brüllte Curley Wilson. »Sonst haben sie uns in wenigen Tagen!«

Sie hatten alle Brücken hinter sich abgebrochen. Es gab keine Gnade für sie. Ihr Leben war keinen Cent mehr wert.

Dreckiges Leben. Nur die Freiheit konnte dem Leben einen Sinn geben …

*

Sand lag auf dem Dach. Die Tür des Hauses stand weit auf. Im Stall rumorte ein Mann.

Männer krochen näher, rutschten auf dem Bauch durch den Sand. Verzerrte Gesichter tauchten auf. Augen blickten kalt umher.

»Tötet ihn nicht!«

Blass und zerschunden lag Dave Donahue neben dem Stangenkorral.

Curley Wilson blickte ihn höhnisch an. »Angst, Kleiner?«

»Ja!«

»Der Alte ist doch allein! Der wird nicht viel Schwierigkeiten machen. Denk mal darüber nach, was geschieht, wenn er uns entkommen kann. Dann wirst du in ein paar Tagen tot sein!«

Sie krochen weiter.