Darwins Reise. Roman. EPUB-Ebook - Stephan Schibilski - E-Book

Darwins Reise. Roman. EPUB-Ebook E-Book

Stephan Schibilski

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Beschreibung

Diese Geschichte handelt von Charles Darwins abenteuerlicher Weltreise mit dem Forschungsschiff Beagle. Darwin und sein Reisebegleiter Stokes sind zwei hochmotivierte, hochbegabte und charakterstarke Weltexpeditionsteilnehmer, die faszinierende und spektakuläre Reiseereignisse erleben, in von Europa weit entfernten und in für Europäer exotischen, fremdartigen Regionen auf dem Globus. Wenn man den ganzen Darwin-Roman gelesen hat, dann hat man an einer historischen Weltreise teilgenommen und hat ein exzeptionelles und investigatives Weltereignis miterlebt. Aus den Forschungsergebnissen der Weltexpedition und aus Darwins Evolutionsthesen seiner Evolutionsforschung ist ein neuer und größerer Geisteshorizont der Menschheit entstanden. Für sein Lebenswerk wird Darwin in den Naturwissenschaften, in der Weltöffentlichkeit und in diesem biografischen, existenzphilosophischen Roman hochgradig als Naturforscher und Denker wertgeschätzt. Im Laufe der Reise diskutieren die Hauptakteure des Darwin-Romans primäre, maßgebliche Existenzfragen miteinander. Der Darwin-Roman-Dialog zwischen McLean und Darwin, in der Sydney-Episode, thematisiert das Balanceprinzip als evolutionäres, kulturelles Zukunftskonzept. Die globale, investigative Zukunftsstudie Grenzen des Wachstums, die von der Eliteuniversität MIT erstellt wurde (die Studie wurde vom Massachusetts Institute of Technology im Auftrag des Club of Rome 1971 erstellt und 1972 als Buch publiziert), war eine existenzphilosophische Inspirationsquelle für den Roman Darwins Reise. Der Autor Dennis Meadows formulierte in Grenzen des Wachstums ein nachhaltiges Balancekonzept als konstruktive Zukunftslösung, für die existenzielle Weiterentwicklung der Menschheit.

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Table of Contents

Titel

Editionen

Intro

Cover Motiv

Widmung

Aphorismen

Vorwort

Anfang

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Ende

Inhalte der Kapitel

Impressum

Darwin Chronik

Anmerkungen

Vita

Internetinfos

Quintessenz

Datierung

Cover Page

 

E D I T I O N E N

D r i t t e   E d i t i o n   P O C K E T B O O K :

2 6 - 0 5 - 2 0 2 0 .

Z w e i t e   E d i t i o n   E B O O K :

0 5 - 0 8 - 2 0 1 9 .

E r s t e   E d i t i o n   F I R S T P R I N T :

2 6 - 0 5 - 2 0 1 8 .

I N T R O

Diese Geschichte handelt von Charles Darwins abenteuerlicher Weltreise mit dem Forschungsschiff Beagle.

Darwin und sein Reisebegleiter Stokes sind zwei hochmotivierte, hochbegabte und charakterstarke Weltexpeditionsteilnehmer, die faszinierende und spektakuläre Reiseereignisse erleben, in von Europa weit entfernten und in für Europäer exotischen, fremdartigen Regionen auf dem Globus.

Wenn man den ganzen Darwin-Roman gelesen hat, dann hat man an einer historischen Weltreise teilgenommen und hat ein exzeptionelles und investigatives Weltereignis miterlebt.

Aus den Forschungsergebnissen der Weltexpedition und aus Darwins Evolutionsthesen seiner Evolutionsforschung ist ein neuer und größerer Geisteshorizont der Menschheit entstanden.

 

Für sein Lebenswerk wird Darwin in den Naturwissenschaften, in der Weltöffentlichkeit und in diesem biografischen, existenzphilosophischen Roman hochgradig als Naturforscher und Denker wertgeschätzt.

Im Laufe der Reise diskutieren die Hauptakteure des Darwin-Romans primäre, maßgebliche Existenzfragen miteinander. Der Darwin-Roman-Dialog zwischen McLean und Darwin, in der Sydney-Episode, thematisiert das Balanceprinzip als evolutionäres, kulturelles Zukunftskonzept.

Die globale, investigative Zukunftsstudie Grenzen des Wachstums, die von der Eliteuniversität MIT erstellt wurde (die Studie wurde vom Massachusetts Institute of Technology im Auftrag des Club of Rome 1971 erstellt und 1972 als Buch publiziert), war eine existenzphilosophische Inspirationsquelle für den Roman Darwins Reise. Der Autor Dennis Meadows formulierte in Grenzen des Wachstums ein nachhaltiges Balancekonzept als konstruktive Zukunftslösung, für die existenzielle Weiterentwicklung der Menschheit.

C O V E R   M O T I V

Das Bildmotiv der Buchvorderseite ist eine detaillierte Zeichnung einer präzisen Rekonstruktion der HMS Beagle (His Majesty’s Ship Beagle). Die HMS Beagle war das Expeditionsschiff der Weltreise von Charles Darwin, in den Jahren 1831 bis 1836.

W I D M U N G

Für den Philosophen Karl Jaspers, den Schriftsteller Roberto Saviano, die Idealisten John Lennon und Yoko Ono und für meine Eltern.

A P H O R I S M E N

Jaspers: Sokrates, Konfuzius, Jesus und Buddha sind die vier maßgeblichen Menschen.

Sokrates: Kein Mensch soll über die Wahrheit gehen, also muss ich wohl sagen, was ich denke.

Konfuzius: Ein Mensch der klug ist, achtet beim Sehen auf Klarheit, beim Hören auf Genauigkeit, beim Benehmen auf Höflichkeit, in der Mimik auf Freundlichkeit, im Reden auf Ehrlichkeit, im Handeln auf Gewissenhaftigkeit, im Gemeinschaftsleben auf Rechtmäßigkeit.

Jesus: Alles was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!

Buddha: Glaubt nicht blind den Schriften, glaubt nicht blind den Lehrern, glaubt nicht blind was ich euch sage, glaubt nur das, was ihr persönlich als Wahrheit und Erkenntnis erkannt habt.

V O R W O R T   D E S   A U T O R S

Ich habe eine besonders hohe Wertschätzung für die Literatur von K. Jaspers und R. Saviano. Auch G. E. Lessing, H. v. Kleist, F. M. Dostojewski, H. Hesse, J. D. Salinger, M. Puzo und U. Eco gehören zu meinen persönlichen Literaturfavoriten.

Meine Darwin-Reisebiografie orientiert sich chronologisch, in hohem Maße, an den historischen Fakten. Die meisten Reisedaten und Reiseorte entsprechen realen Fakten. Die meisten Personen und Personennamen entsprechen realen Fakten.

Der Name William Hamilton, die Person Helen Hamilton und das persönliche Gespräch mit John McLean sind Fiktion.

Die meisten Tagebuchangaben und Briefinhalte entsprechen, in vielen Details, den Dokumenten und Mitteilungen von Originaltexten.

Die Dialoge, an Bord der Beagle und an anderen Orten, sind frei erfundene Fiktion.

 > >  [ A N F A N G ] 

 

K A P I T E L 1

DIE WELTUMRUNDUNG – PROLOG

Niemand auf der ganzen Welt konnte am 27. Dezember 1831 die Folgen dieses historischen Tages ahnen. Auch Charles Darwin selbst wußte nichts davon, dass er in späteren Jahren, anders als am Anfang des Studiums geplant, nicht Arzt oder Theologe werden würde, sondern der größte Biologe der Welt und, bis dato, der größte Biologiewissenschaftler aller Zeiten.

An diesem teils regnerischen, teils sonnigen Dienstag, nach den Weihnachtsfeiertagen, verbrachten Kapitän FitzRoy und Darwin die Mittagszeit als Gäste von Royal Navy Commissioner Kapitän Ross. Anschließend, um 14 Uhr, gingen Darwin und FitzRoy an Bord des Expeditionsschiffes HMS Beagle, um von Plymouth-Devonport aus eine circa fünf Jahre dauernde Weltreise anzutreten. Das war der Moment, als die Expeditionsteilnehmer der Forschungsreise mit der Beagle ihre abenteuerliche Reiseroute begannen.

Nur wenige Ereignisse in der Weltgeschichte aller Zeiten hatten eine so immense Wirkung auf den geistigen Horizont der Menschheit und auf die Existenzphilosophie der Menschen, wie Darwins Evolutionsforschung und Darwins Evolutionsthesen.

 

K A P I T E L 2

DIE ABREISE – DEZEMBER 1831

Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis die Weltreise endlich anfing. Die Abfahrt wurde immer wieder verschoben. Vom originalen Plan, am 25. September abzureisen, verzögerte sich die Abreise letztlich bis Ende Dezember. Renovierungsarbeiten, Umbaumaßnahmen zum optimierten Forschungsschiff, mit Dreimaster-Bark-Takelage statt Zweimaster-Brigg-Takelage, die Ausstattung mit speziellem technischem Equipment und anschließend immer wieder hoch problematische Wetterbedingungen waren die Gründe für die Verzögerungen. Eine hohe Priorität hatte die Navigationstechnik der HMS Beagle, die mit neuen Chronometern, neuen Kompassen und neuen Sextanten perfektioniert wurde. Englische Schiffschronometer revolutionierten die Seefahrt als eine technische Weltinnovation. Die Seeuhr Nr. 1, auch H4 genannt, von John Harrison, einem Schreiner und Uhrmacherautodidakten, löste 1761 das historische Längengradproblem. Der erste 81-tägige Hochseetest, eine Transatlantikreise der HMS Deptford von Portsmouth-England nach Kingston-Jamaica, ergab eine Differenz von 5 Sekunden zur Londoner Greenwich Mean Time. Die Genauigkeit des Chronometers H4 betrug, gemäß den Resultaten weiterer Praxistests, weniger als eine Sekunde Abweichung pro Tag in der Seefahrtspraxis auf hoher See, trotz massiver klimatischer Schwankungen und permanentem Wellengang. Die geographische Längengradposition eines Royal Navy Schiffes konnte mit dieser Technik relativ hochgradig exakt bestimmt werden. Kapitän James Cook, Entdecker der Ostküste Australiens und Neuseeland-Pionier, kehrte 1775 von seiner zweiten Südseereise zurück. Während dieser zweiten Cook-Expeditionsreise, 1772-1775, erprobte Cook jahrelang eine Kopie des genialen H4 Chronometers, die konstant und zuverlässig funktionierte. Als Harrison 1776 starb, war seine Seeuhrvision praxisbewährte Realität geworden. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten rüstete die Royal Navy nach und nach alle ihre Schiffe mit Chronometern aus. Neuanfertigungen von Harrisons Präzisionsuhrentechnik wurden nun in Serienproduktion hergestellt.

Die permanente wochenlange Startbereitschaft der Schiffscrew und die erzwungene Untätigkeit, des Wartens auf akzeptable Wetterbedingungen, waren schon zu einer demoralisierenden Strapaze geworden. Darwin glaubte sogar, etwas Schlimmeres, als so eine deprimierende Gefängnissituation, sei für ihn kaum vorstellbar. Er wurde auf der Reise eines Besseren belehrt. Aus der wochenlangen Wartezeit ergab sich aber der große Vorteil, sich schon vor der Abfahrt sehr intensiv und persönlich mit dem Kapitän, den Marineoffizieren, den Matrosen und allen Crewmitgliedern vertraut machen zu können. Das erleichterte später den täglichen Umgang sehr, im Arbeitsalltag an Bord. Für Darwin anfangs noch unbekannte Gesichter und fremde Personen wurden im Oktober, November und Dezember zu einem vertrauten Team. Die Schiffsbesatzung arbeitete im Drei-Schicht-System, das der James-Cook-Schüler William Bligh, 1787-1789 Kommandant der HMS Bounty, bei der Royal Navy einführte und etablierte. Statt des traditionellen Wechsels, von 4 Stunden Wachdienst und 4 Stunden Schlaf, praktizierte die Navy nun einen Arbeitsrhythmus von 4 Stunden Dienst und 8 Stunden Ruhephase.

Darwin wurde eine spezielle Ausnahmeposition in dieser 73-köpfigen Expeditionsmannschaft ermöglicht. Er teilte sich eine Kabine mit dem jungen Offizier John Stokes, der als stellvertretender geografischer Vermessungsleiter und Kapitänsassistent, als Navigator und Kartograf fungierte, mit der Hauptaufgabe, die Kartografiearbeit der Expeditionsetappen perfektionistisch zu leisten. Darwin durfte auch die Kapitänskabine als Stauraum nutzen und, wenn der Kapitän sich im Dienst nicht in der privaten Kabine aufhielt, durfte die Kapitänskabine von Darwin als Privatraum, zum Schreiben von Dokumenten und Lesen von Literatur genutzt werden. Außerdem erhielt er das Privileg, mit dem Kapitän beim Essen am Kapitänstisch zu sitzen. Es gab eine Kabinenetage im Schiffsrumpf, darunter befand sich eine Lagerräumeebene und über der Kabinensektion befand sich das Oberdeck mit Kartenraum, Kapitänsdienstraum, Offiziersdienstraum und dem Außendeck. Die Schiffslänge der HMS Beagle betrug 27,5 Meter, die Breite 7,5 Meter.

Der Kapitän Robert FitzRoy hatte die Admiralität um einen wissenschaftlichen Naturforscher als Expeditionsmitglied gebeten, beispielsweise von der Universität Cambridge oder der Universität Oxford. Er dachte dabei an das Vorbild der legendären Expeditionsreisen von Georg Forster, 1772-1775 Geograf und Naturforscher der zweiten James-Cook-Südseereise sowie Alexander von Humboldt, 1799-1804 Geologe und Geograf seiner, aus eigenen privaten Familienmitteln finanzierten, Südamerika-Mittelamerika-Forschungsreise. Beide leisteten substanzielle Fortschritte in der Wissenschaft, bei der Erforschung der Weltnatur und Weltgeografie. Kapitän FitzRoys Vorgesetzter Sir Beaufort, von der Admiralität, nutzte seine privaten Kontakte zur Universität Cambridge. Botanik-Professor Henslow war ein Vertrauter von Beaufort-Freund Peacock und Henslow stand in engem persönlichen Kontakt mit Darwin. Henslow hielt Darwin für die bestmögliche Wahl, als ein motivierter und qualifizierter Nachwuchswissenschaftler, der die Cambridge-Universität, auch als Persönlichkeit mit Charakter, Niveau, Intellekt und Knowhow, auf der zweiten Beagle-Expeditionsreise vertreten könnte.

Am Abend des Abreisetages, als das Schiff mit hoher Geschwindigkeit stetig vorankam, herrschte große Vorfreude an Bord, auf das lange ersehnte Realisieren der ersten Tagesetappen der Reiseroute. Mit etwas Glück würde Darwin nun schon in 10 Tagen Teneriffa kennenlernen, als ein exotisches Naturparadies, wovon Humboldt ausführlich berichtet hatte. Nach dem Abendessen spürte Darwin, dass er mit der Seekrankheit rechnen musste und er sich körperlich nicht richtig wohl fühlte. Er verabschiedete sich vom Kapitän und von seinem Kabinenpartner Stokes.

„Herr Kapitän, meine Herren, ich ziehe mich jetzt, mit Ihrer Erlaubnis, auf die Kabine zurück. Ich werde heute, im Nachtgebet, für uns alle beten, dass wir gesund und lebendig unseren Reisemarathon überstehen werden!“

Der Kapitän antwortete: „Lieber Darwin, ich bin optimistisch, dass alles gut gehen wird! Wir sind auf einem der technisch neuesten und bestausgestatteten Schiffe der Royal Navy. Ich bin einer der besten Kapitäne, die die Royal Navy zur Verfügung hat und meine Aufgabe ist es, alle Beteiligten sicher, gesund und lebendig zu den Reisestationen und zurück nach England zu bringen. Schlafen Sie gut!“

FitzRoys Eigenlob war nicht gänzlich übertrieben, denn ihm war der beste Royal Navy Akademieabschluss aller Zeiten gelungen und er war ein persönlicher Schüler von Admiral Sir Robert Otway, einem der britischen Seekriegshelden im Kampf gegen die französische Revolutionsflotte. Der Großvater, des mit 13 Jahren in die Royal Navy eingetretenen und jetzt 26-jährigen FitzRoy, gehörte 1768-1770 der Regierung als Premierminister an. FitzRoys Vater, der 1829 starb, diente in der British Army als General. Der Halbbruder seiner Mutter verhandelte als Außenminister die britischen Interessen, auf dem Wiener Kongress 1814-1815. FitzRoys älterer Halbbruder bewährte sich als Adjutant der Kommandozentrale von Oberbefehlshaber Wellington, beim finalen Sieg über Napoleon, in der Schlacht von Waterloo 1815.

Am nächsten Morgen bemerkten Darwin und sein Kabinenpartner Stokes, dass Darwin extrem unter der Seekrankheit litt. Darwin musste den Versuch abbrechen, aufzustehen und sich waschen zu gehen. Er fühlte sich völlig kraftlos, schwindelig, betäubt und sterbenskrank. Alleine der Gedanke an Frühstück löste einen starken Brechreiz in ihm aus. Darwin und Stokes hatten sich, schon am ersten Tag auf See, gegenseitig Spitznamen gegeben. Darwin nannte seinen älteren Bruder Erasmus im Familienkreis kurz Eras und John Stokes nannte er jetzt meistens Jo, unter vier Augen. Stokes revanchierte sich bei Darwin und nannte Charles Darwin dann Charlie, wenn sie privat in der gemeinsamen Kabine miteinander sprachen und Darwin ihn Jo nannte. Stokes war jetzt seit sieben Jahren bei der Royal Navy im Dienst, er hatte sich den Status eines praxisbewährten, hochbegabten Offiziers erarbeitet und befand sich auf dem besten Weg einer Marinekarriere. John Stokes war dennoch erst 20 Jahre alt. Charles Darwin war 22 Jahre alt. Darwin fehlte aber bisher, als Sohn einer hochgradig reichen Familie, als Schüler und Student, noch eine praktische, elementare Berufserfahrung. Als wissenschaftlicher Beauftragter der Cambridge-Universität wurde Darwin, trotz seiner Unerfahrenheit als Forschungsreisender, doch von allen Beteiligten, einschließlich des Kapitäns, mit viel Respekt und hoher Aufmerksamkeit behandelt. Das Privileg, von der Admiralität ausgewählt zu werden, an der zweiten Beagle-Südamerika-Expedition teilnehmen zu dürfen, war eine besondere Auszeichnung für Darwin und die gesamte Schiffscrew. Die Hauptaufgaben der Expedition waren die exakte Vermessung der Küsten Südamerikas und die Komplettierung der exakten Kartierung dieser Erdregion. Speziell die Präzisionsgerätevermessung und die Kartierung der Regionen von Kap Hoorn und der Magellanstraße, von Feuerland und Patagonien, aber auch die Komplettierung der exakten Vermessung und Kartierung der Inseln dieser Küstenregionen und der Inseln auf den Seewegen der Reiseroute, gehörten zum Expeditionsplan.

Trotz der dramatischen Übelkeit und der völligen Hilflosigkeit war Darwins Sinn für Humor nicht ganz verloren gegangen.

Er sagte scherzhaft: „Jo, sobald wir im Hafen von Teneriffa sind, werde ich an Land gehen und Wildschweine jagen, um uns danach ein Festessen zu kochen, vergiss bitte nur nicht, mich rechtzeitig zu wecken, wenn wir in den Hafen segeln!“ . . .

Stokes empfand etwas Mitleid mit dem leichenblassen Darwin: „Charlie, in der ersten Woche der ersten Beagle-Südamerika-Expedition ging es mir auf hoher See ganz genauso wie Dir jetzt. Nachdem wir dann an Land der ersten Hafenstation gingen, sagte der damalige Expeditionsleiter Kapitän King zu mir: Keine Seekrankheit ist so schlimm, wie sie sich anfühlt. Das Problem verfliegt spätestens an Land wieder, genauso plötzlich wie die Seekrankheit gekommen ist. King meinte: Kopf hoch Stokes, wir sind die Männer für spezielle und schwierige Aufgaben, die für unser Land wertvolle Dienste leisten, welche aber leider auch unbequeme und problematische Dienste sein können . . . Kapitän King sprach sehr gerne von Kolumbus, als sein größtes persönliches Vorbild und als heute berühmtester Seemann der Seefahrtsgeschichte. Kolumbus soll in einer Gesprächsrunde, bei einem Essen mit Kardinal Mendoza, dem Oberhaupt der katholischen Kirche in Spanien, die legendäre Kolumbus-Eiparabel diskutiert haben. Kolumbus war als einziger Gast in der Lage, ein gekochtes Hühnerei senkrecht auf den Tisch zu stellen, was alle anderen Gäste vergeblich versuchten. Das gelang ihm durch das Eindrücken der Eierschale an einem Ende, im Gegensatz zu den anderen, die alle das Ei nicht beschädigten . . . Ein Kritiker der Kolumbus-Heldenverehrung erklärte während des Festessens mit dem Kardinal, Kolumbus wäre nichts wirklich Großes gelungen, denn jeder gebildete Mensch könnte, mit einem hochseetauglichen Segelschiff, das Gleiche tun. Kolumbus erwiderte darauf, der relevante Unterschied besteht darin, dass niemand, in der bekannten und dokumentierten Geschichte der europäischen Seefahrt, vor ihm auf die Idee gekommen war, diese Forschungsreise persönlich zu machen . . . Genauso wie er persönlich dazu in der Lage war, das gekochte Hühnerei senkrecht auf den Tisch zu stellen, so hatte er seine Atlantiküberquerung tatsächlich geleistet, um die Westpassage konkret zu erforschen und um diese neue Seeroute de facto zu praktizieren.“ . . .

Stokes kommentierte das Kolumbusidol von Kapitän King: „Darwin, jetzt sind wir die Nachfolger von Kolumbus, die seine Kolumbusmentalität praktizieren. Wir erforschen das Unerforschte und vervollständigen Stück für Stück das Mosaik der Weltgeographie, bis es komplett ist.“

Darwin hatte, trotz der Kopfschmerzen, aufmerksam zugehört. Die Worte von Stokes Kapitän King motivierten ihn, nicht sofort über Bord zu springen, um den Höllenqualen ein schnelles Ende zu machen. Leider dauerte dieser Zustand des Deliriums ganze 10 Tage.

K A P I T E L 3

DIE KANARISCHEN INSELN

Auf dem Weg nach Teneriffa segelte die Beagle an der Insel Madeira vorbei. Der extreme Wellengang am 04. Januar und die falsche Windrichtung waren aber ein zu hohes Risiko, für einen Versuch in den Hafen von Madeira einzufahren, deshalb wurde die Reise ohne Madeiraaufenthalt fortgesetzt. Darwin unternahm keinen Versuch, die Silhouette von Madeira zu sehen, weil er unfähig war zu gehen oder zu stehen und in seinem Zustand die Schlafkabine nicht verlassen konnte. Die einzigen bleibenden Erinnerungen, an die Woche nach den ersten 24 Stunden auf hoher See, waren die fieberhaften Qualen der Seekrankheit und die schrillen, grauenvollen Schreie der vier Matrosen.

Diese vier Matrosen erhielten am zweiten Reisetag jeweils drei Dutzend Peitschenhiebe, weil sie vor der Abreise nachts unerlaubt von Bord gingen, das Beiboot dafür entwendet hatten und in betrunkenem Zustand zurückkamen. Für die autoritär christlich erzogene Zivilperson Darwin, dessen Familie den Sonntag als Gottestag ansah und kirchentreu die Sonntagsmessen besuchte, war die militärische Realität – der radikalen Mittel des Auspeitschens oder auch im Extremfall die mögliche Verurteilung zu einer Todesstrafe durch Hängen – ein dramatischer Kulturschock. Für Stokes und die praxiserfahrenen Crewmitglieder war diese Marinestrafjustiz eine Routinesache. Aus Stokes Perspektive gab es, das galt in allen Jahrhunderten und in allen Erdteilen, zwei Arten seinen Job zu machen und zwei Grundformen sein Leben zu leben. Es gab die Babylonier aus Babylon, die Wikinger aus Trondheim, die Mongolen aus Karakorum, die Azteken aus Tenochtitlan und die Machiavellisten aus Florenz, die mit Morden, Gewalt, Diebstahl, Manipulationen und Ignoranz auf Kosten anderer Menschen und auf Kosten der Welt lebten. Es gab immer auch die zivilisierten Humanisten, die wie Thales, Konfuzius, Jesus, Erasmus von Rotterdam und Galilei in Frieden, Nichtdissozialität, Nichtdoppelmoral, Nichtegozentrik und Verantwortung mit den Mitmenschen und mit der Welt lebten. Jeder Mensch hatte die persönliche, primäre Verantwortung für seine eigene Charakterqualität und geistige Lebensqualität. Es gab immer Antimenschen und Kosmopoliten – Antimenschen waren Kosmopathen. Nach der Definition des griechischen Philosophen Diogenes, einem Zeitgenossen Alexanders des Großen, war ein Kosmopolit ein Kind des Universums und der Naturwelt. Ein gesund entwickelter Charaktermensch lebte als ein konstruktiver Teil des universalen Ganzen und seiner individuellen Mitwelt. Kosmopolitische Mentalität war ein konstruktives Teilen der Verantwortung für die Mitwelt, genauso wie ein konstruktives Teilen von Arbeitsfrüchten der Gemeinschaftswelt . . . Wenn Marinesoldaten oder Matrosen, wie bei der Meuterei auf der Bounty 1789, durch Diebstahl eines Bootes oder Schiffes oder durch Streiken und Desertionen gegen die Ordnungsregeln der Royal Navy verstießen, dann reglementierten die Regulations der Admiralität sowie die 36 Articles of War die direkten Konsequenzen und autoritären Strafen. Als relativ mildere Strafe diente das öffentliche Auspeitschen an Deck mit einem Dutzend Peitschenhieben, beispielsweise für Volltrunkenheit im Dienst oder Aggressionen an Bord. Als Höchststrafen gab es die Todesstrafe, langfristige mehrjährige Militärgefängnisstrafen oder maximal 500 Peitschenhiebe, was sich ebenfalls als Todesstrafe auswirken konnte. In Relation zu der drakonischen, rigorosen Rechtspraxis an Land, im späten 18. Jahrhundert und frühen 19. Jahrhundert, war die militärische Strafjustiz der Royal Navy nicht extra streng, sondern konventionell streng. Für Offiziere stand als eine milde Strafe das Karriereende, per Ausschluss aus der Royal Navy, zur Option. Die Frage war, wie man die Gemeinschaftssache vor Chaoten schützen kann, nicht aber, wie man Chaoten vor den Gemeinschaftsregeln schützen kann. . . . Stokes dachte sich, ein zivilisierter Mittelweg und eine progressive Strafsteigerung bei Wiederholungstätern und Serientätern, statt drakonischer Strafen oder minimaler Strafen, das könnte die richtige Orientierung sein, wenn er als Kapitän die Verantwortung zu tragen hätte.

Am 06. Januar 1832, dem 11. Reisetag, erreichte die HMS Beagle den Hafen von Teneriffa. Darwins fieberhafte Übelkeit und die alptraumhaften Peitschenhiebe im Kopf waren, mit dem Panoramaanblick von Teneriffa und dem ruhigen Seegang im Hafen von Santa Cruz, in kurzer Zeit fast wie weggezaubert. Der Anblick dieser Kulisse begeisterte Darwin, das war ein magischer Moment. Dass Gottes Natur so sensationell vielseitig und so kreativ schön sein konnte, es schien wie ein phantastisches, phantasievolles Märchen zu sein. Großbritanniens höchster Berg, der Ben Nevis in den schottischen Highlands, war nicht höher als rund 1.340 Meter. Die Bucht des Hafens von Santa Cruz war voller Hügel, wie ein Alpendorf, und im Hintergrund überragte der rund 3.700 Meter hohe inaktive Vulkanberg Pico del Teide die gesamte quasi dreieckige Insel, mit einer Insellänge von 83 Kilometern und einer maximalen Inselbreite von 53 Kilometern. . . . Die Beagle hatte den Anker geworfen. Es dauerte nur eine Minute bis ein Boot von der Hafenmauer auf die Beagle zusteuerte. Ein kleiner, blasser Mann der Hafenbehörde kam an Bord und sprach den Kapitän an: „Sehr geehrter Herr Kapitän, wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Besatzungsmitglieder und alle Passagiere der HMS Beagle für 12 Tage unter Quarantäne stehen, wegen der Choleraepidemie in London und England. Auch Berlin, Deutschland, Moskau, St. Petersburg und Russland sind von dieser Epidemie betroffen.“ . . . Nach dieser Hiobsbotschaft herrschte eine Weile eine gespenstische Totenstille an Bord. Dann entschied der Kapitän, dass die Segel wieder gehisst werden und die Beagle ihre Reiseroute fortsetzt. Darwin hätte weinen können, vor tiefer innerer Enttäuschung, über die Situation und die ganze Schiffsbesatzung war schockiert über das Verbot des Landaufenthaltes.

Am 07. Januar trieb die HMS Beagle, ohne sichtbare Fortbewegung und ohne spürbaren Wellengang, zwischen der Ostküste von Teneriffa und der Nachbarinsel Gran Canaria, auf dem Atlantischen Ozean, 300 Kilometer von Kap Juby und der Südwestgrenze Marokkos entfernt. Es herrschte fast völlige Windstille. . . . Darwin fühlte sich wie neugeboren, weil die Seekrankheit nicht mehr akut war. Beim Frühstück war ihm die Idee in den Sinn gekommen, aus einem Segeltuch, das mit Löchern perforiert werden musste, ein Schleppnetz für Fische, Plankton und sonstige Meeresorganismen zu konstruieren. Wenn es also keine Wildschweinejagd oder Exkursionen auf Teneriffa gab, dann wenigstens etwas Fischfang. So konnte er jetzt, auch an Bord der Beagle, mit seiner Forschungsarbeit anfangen. . . . Viele Matrosen vertrieben sich gerne mit Würfelspielen oder Kartenspielen die freie Zeit. FitzRoy, Stokes und Darwin stand jederzeit die Schiffsbibliothek, mit einer dreistelligen Anzahl an hochkarätigen Büchern, in der freien Zeit zur Verfügung.

FitzRoy hatte als private Lektüren den intellektuellen, epochalen, britischen und satirisch-parodistisch-ironischen Familienportrait-Roman Tristram Shandy von Laurence Sterne gekauft sowie den Briefroman-Klassiker Clarissa von Samuel Richardson, den Liebesroman-Bestseller Hesperus von Jean Paul und den populären, historischen, schottischen Liebestragödie-Roman Die Braut von Lammermoor von Sir Walter Scott. Der Roman von Scott inspirierte zeitgleich während der Beagleexpedition Gaetano Donizetti zur Komposition der Oper Lucia di Lammermoor. FitzRoy interessierte sich auch in hohem Maße für die asiatische Kulturgeschichte, seit es mehr und mehr Übersetzungen von Klassikern der asiatischen Literatur gab. Werke über Buddha, Konfuzius, Krishna und Laotse wurden, durch die 1784 in Kalkutta zur Orientkulturforschung gegründete Royal Asian Society, gesammelt und übersetzt und damit auch für Europäer zugänglich gemacht.