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David Foster Wallace wurde 2005 darum gebeten, vor Absolventen des Kenyon College eine Abschlussrede zu halten. Diese berühmt gewordene Rede gilt in den USA mittlerweile als Klassiker und ist Pflichtlektüre für alle Abschlussklassen. David Foster Wallace zeigt in dieser kurzen Rede mit einfachen Worten, was es heißt, Denken zu lernen und erwachsen zu sein: eine Anstiftung zum Denken und kleine Anleitung für das Leben, die man jedem Hochschulabsolventen und jedem Jugendlichen mit auf den Weg geben möchte.
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Seitenzahl: 23
David Foster Wallace
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Inhaltsverzeichnis
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Das hier ist Wasser
Inhaltsverzeichnis
Im Jahr 2005 wurde David Foster Wallace gebeten, vor dem Abschlussjahrgang des Kenyon College über ein Thema seiner Wahl zu sprechen. Es ist die einzige solche Rede, die er je gehalten hat.
Inhaltsverzeichnis
Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: »Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?« Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter, und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: »Was zum Teufel ist Wasser?«
Der Rückgriff auf kleine didaktische Parabeln ist bei einer Rede vor US-amerikanischen Uni-Absolventen unentbehrlich. Dass eine Parabel vorkommen muss, ist noch eine der besseren, nicht so verlogenen Konventionen dieser Textsorte … aber wenn Sie Angst haben, ich wollte hier den weisen alten Fisch abgeben, der Ihnen erklärt, was Wasser ist, darf ich Sie beruhigen. Ich bin nicht der weise alte Fisch.
Die naheliegende Pointe der Fischgeschichte ist, dass die offensichtlichsten, allgegenwärtigsten und wichtigsten Tatsachen oft die sind, die am schwersten zu erkennen und zu diskutieren sind. Als Aussagesatz ist das natürlich eine Plattitüde – Tatsache ist aber, dass Plattitüden in den alltäglichen Grabenkämpfen des Erwachsenendaseins eine lebenswichtige Bedeutung haben können. Das jedenfalls möchte ich Ihnen an diesem sonnigen Tag nahelegen.
Die wichtigste Bedingung einer solchen Rede ist natürlich, dass ich über die Bedeutung Ihrer geisteswissenschaftlichen Ausbildung spreche, dass ich Ihnen erkläre, warum der Abschluss, den Sie heute erlangen, echten Wert an sich hat und sich nicht nur materiell auszahlt. Reden wir also über das weit verbreitete Klischee der Textsorte Abschlussrede, demzufolge ein Studium der Geisteswissenschaften Sie weniger mit Wissen vollstopft als Ihnen »das Denken beibringt«. Wenn Sie Studenten sind, wie ich einer war, ging Ihnen dieser Spruch schon immer gegen den Strich, und Sie kränkt die Unterstellung, Sie müssten das Denken noch lernen, denn schließlich sei die Tatsache, dass ein so gutes College Sie zugelassen habe, doch wohl Beweis genug, dass Sie schon denken konnten.