Das Toskana-Lesebuch - Almut Irmscher - E-Book

Das Toskana-Lesebuch E-Book

Almut Irmscher

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Beschreibung

Früh am Morgen ragen nur die sanft geschwungenen Hügel aus den nebelverhangenen Tälern, hier und da ein einsames Landgut und Zypressen, hoch und erhaben, als wollten sie den Weg zum Himmel weisen. Schließlich erglüht das Land unter dem goldenen Licht der Sonne, Weinberge und Olivenhaine lassen es wie einen filigran gemusterten Gobelin erscheinen. Aromen von Rosmarin und wildem Thymian erfüllen die laue Luft. Und später verzaubert der Abend den Horizont über dem Meer mit seinen Pastellfarben, blutroter Wein fließt aus den Karaffen. Wie herrlich ist die Toskana! Sie ist das Land der Dichter, Maler und Bildhauer, der Humanisten und großen Denker. Seit Jahrtausenden haben Menschen diese märchenhafte Kulturlandschaft geformt, sie ist ein einziges Gesamtkunstwerk aus Licht, Farben, Schönheit und Genuss. Dieses Buch führt Sie auf eine unterhaltsame Entdeckungsreise durch die Toskana. Seine einzelnen Kapitel sind fein abgeschmeckt mit typischen und klassischen Rezepten aus der toskanischen Küche.

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Almut Irmscher

Das Toskana-Lesebuch

Impressionen und Rezepte aus dem Land von Kunst und Genuss

Inhalt

Einführung

Politik im Weinglas – die Toskana-Fraktion

Frittata con pancetta – Omelette mit Speck

Berg- und Talfahrt – die Landschaften der Toskana

Insalata di fagioli bianchi – Salat aus weißen Bohnen

Schatzkammer der Medici – die Uffizien

Crespelle alla Fiorentina – gefüllte Pfannkuchen nach Florentiner Art

Auf der Pirsch – Jagdsaison in Forte dei Marmi

Triglia con pinoli – Meerbarbe mit Pinienkernen

Die chinesische Prinzessin und der Tod – Puccini am Lago di Massaciuccoli

Buccellato di Lucca – ein süßes Brot aus Lucca

Die eingemauerte Vergangenheit – Lucca

Necci – Pfannkuchen aus Kastanienmehl

Fades Brot mit Speck – die Küche der Toskana

Torta di ceci – Kichererbsenkuchen

Grappa vom Papa – Begegnungen mit toskanischer Lebenskunst

Panzanella – ein Brotsalat

Ein brillanter Trotzkopf – Galileo Galilei

Penne con verdure d’estate – Penne mit Sommergemüse

Warum gerade, wenn es auch schief geht? – Pisa und sein Turm

Scaloppine al limone – Kalbsschnitzel in Zitronensauce

Abstieg ins Paradies – Napoleon auf Elba

Marmellata di fichi – Feigenmarmelade

Maremmana, Maremmano – der Cowboy und der Auerochse

Pappardelle con scottiglia di cinghiale – Pappardelle mit Wildschweinragout

Die Magie der Königin – Besuch im Giardino dei Tarocchi

Tortellini Maremmani – Teigtaschen aus der Maremma

Enklave des Wohlstands – Monte Argentario

Piatto di gamberetti – Garnelentöpfchen

Von Zigarren, Ziegen und Piraten – der Schatz von Montecristo

Capra al Rosmarino – Ziege mit Rosmarin

Dichter, Philosoph und Aktivist – Dante Alighieri

Cantuccini – ein Mandelgebäck aus der Toskana

Saturnia – wie ein wütender Gott die Wellness erfand

Zuppa dei fagiolo – Bohnensuppe

Mozart im Weinberg – ein Experiment

Risotto con ortiche e lamponi – Risotto mit Brennnesseln und Himbeeren

Wer ist der Höchste? – Die Wolkenkratzer von San Gimignano

Arrosto di maiale – Schweinebraten

Safran – das rote Gold von San Gimignano

Risotto al zafferano e radicchio – Radicchio-Safran-Risotto

Von Schönheit und Schicksal – Siena

Ricciarelli di Siena – Mandelplätzchen aus Siena

Ausnahmezustand – im Exil mit Giovanni Boccaccio

Zuccotto – toskanische Kuppeltorte

Film ab! – die großen Motive der Crete Senesi

Crostini con pecorino e capperi – Röstbrot mit Pecorino und Kapern

Der Fallschirm und die Wasseruhr – Leonardo da Vinci

Spinaci al forno – überbackener Spinat

Wir müssten mal einkaufen – Alltagsleben in der Toskana

Verdure sott’olio – Gemüse in Öl

David – der schönste Mann Italiens

Biscotti Fiorentini – Florentiner Plätzchen

Alte Würde kann nichts erschüttern – ein Spaziergang durch Florenz

Bistecca alla Fiorentina

Gold und Vasen – der Reichtum von Arezzo

Pollo d’Arezzo – Hähnchen aus Arezzo

Die Kinderstube des Bacchus – Weinanbaugebiete der Toskana

Focaccia

Italiens Chinatown – Prato

Faraona farcita – gefülltes Perlhuhn

Teufelsbrücken und Geisterdörfer – die Garfagnana

Zuppa di farro della Garfagnana – Zweikornsuppe aus der Garfagnana

Das Plastik der Renaissance – ein ganz besonderer Gips

Gnocchi alla Fiorentina

Das letzte Wort

Danksagung

Übersichtskarte und Fotos

Einführung

Wie kaum ein anderer Landstrich Europas hat die Toskana die Entwicklung der abendländischen Kultur in den vergangenen Jahrhunderten geprägt. Hier war es, wo Philosophen, Wissenschaftler, Dichter, Maler und Bildhauer die entscheidenden Anstöße dazu gaben, den Weg aus dem Dunkel des Mittelalters hin zur Neuzeit zu beschreiten und damit unsere heutige Welt überhaupt erst zu ermöglichen.

Die Epoche der Renaissance, der „Wiedergeburt“, gab von Florenz ausgehend Impulse, um ganz Europa aus dem mittelalterlichen Dornröschenschlaf zu reißen. Adelsleute aus dem Geschlecht der Medici förderten die schönen Künste, Freigeister lösten sich von den restriktiven Beschränkungen althergebrachter Glaubensdoktrinen. Endlich las man wieder die Philosophen des klassischen Altertums, die Schönheit erlebte eine triumphale Rückkehr in das Leben der Menschen. Aufgeklärter Humanismus trat selbstbewusst neben die starren alten Gebote, erstmals erkannte sich der Mensch als Individuum und pochte auf sein persönliches Recht auf Glück.

Es geschah nicht zufällig, dass diese Entwicklungen in der Toskana begannen. Denn sie ist eine uralte Kulturlandschaft, erwachsen aus der eisenzeitlichen Villanovakultur, geprägt vom geheimnisvollen Volk der Etrusker und später vom nahegelegenen kosmopolitischen Rom.

Als das antike Rom verblühte, blieb die Stadt doch als Sitz der katholischen Kirche während des ganzen Mittelalters das wichtigste geistige Zentrum Europas. Hier pulsierte das Herz der Epoche, alle Wege führten nach Rom. Doch führten sie dabei auch unweigerlich durch die Toskana. Deshalb sammelte man hier während des gesamten Mittelalters Impulse aus allen Regionen Europas – die Toskana stellte einen Schmelztiegel dar, in dem stets die neusten Informationen des Kontinents zusammenflossen.

Ihre reiche Geschichte hat die Toskana zur kulturellen Schatztruhe Europas gemacht. Aber hier gibt es auch einige der herrlichsten Landschaften des Kontinents, es gibt köstliches Essen und wunderbaren Wein. Begleiten Sie mich auf einer Entdeckungsreise durch dieses großartige Land, lernen Sie mit mir Menschen, Städte und Besonderheiten kennen, erkunden wir gemeinsam die Natur, kosten wir Leckereien aus der verführerischen regionalen Küche. Zur Abrundung der Eindrücke erwartet Sie ein Fotoalbum mit vielen Bildern aus der Toskana auf meiner Website www.almutirmscher.de.

 

Willkommen im Land von Kunst und Genuss – benvenuti in Toscana!

Politik im Weinglas – die Toskana-Fraktion

Wie in weichen Wellen fließt die Landschaft bis zum Horizont. Sie gleicht einem kuschelig ausgebreiteten Tuch, in das man sich behaglich zurückziehen möchte, oder dem Meer, das ein wohliger Hauch zu sanften Wogen kräuselt. Auf einen der Hügel führt mit weitem, elegantem Schwung eine Allee aus alten Zypressen hinauf, und oben thront im goldenen Licht der Abendsonne ein einsames Steinhaus. Unter seiner weinberankten Pergola steht ein Tisch, gedeckt mit Brot, Käse, Salami, Oliven und einer Karaffe feurigroten Weins.

Hier sitzt ein distinguierter Herr, hat sich gemütlich zurückgelehnt und lässt seinen Blick genießerisch über die Landschaft schweifen, über Weinberge und Olivenhaine, über Weizenfelder, deren Halme sich im Hauch der Abendluft leise wiegen. Genüsslich schmeckt der Mann dem Bouquet seines Weins hinterher, senkt die Lider und schwelgt in Schönheit. Der Schönheit dieser Landschaft, der betörenden Düfte von Rosmarin und Thymian, der warmen Erdfarben, des köstlichen Essens, ja, der Schönheit des Lebens an sich.

Vergessen ist aller Klassenkampf. Aus dem alten Rebellen der 68er-Bewegung ist längst ein Genussmensch geworden. Nach so viel Einsatz auf der Straße hat er sich seine Belohnung redlich verdient. Zufrieden denkt er an sein Lebenswerk. Er hat viel erreicht. Und nun beginnt der nächste Abschnitt. Von der APO in die bürgerliche Welt der Politik. Er hat noch große Pläne. Er ist Joschka Fischer, und er wird nicht als Steine werfender Demonstrant in die Geschichtsbücher eingehen, sondern als deutscher Außenminister.

Es muss gegen Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts gewesen sein, als der Begriff „Toskana-Fraktion“ in den Medien aufkam. Wer als erster davon geredet hat, lässt sich nicht mehr wirklich eruieren, doch mehrheitlich spricht man die Ehre Klaus von Dohnanyi zu, dem eloquenten Hamburger Bürgermeister der Achtzigerjahre. Wobei der in feingeistigen Kulturkreisen verkehrende SPD-Mann gut selbst in die so bezeichnete Fraktion hineingepasst hätte.

Doch er meinte eine Gruppe von Politikern und Intellektuellen, die er dem linken Spektrum der Gesellschaft zuordnete und von der er sich tunlichst abzugrenzen trachtete. Diese Leute kamen aus dem Lager der 68er-Rebellen und hatten in den Achtzigerjahren eine Metamorphose vollzogen. Vom jugendlichen Revoluzzer hatten sie sich hin zur gemäßigten linken Mitte bewegt, die Rohdiamanten linker Ideale zu vornehmen Brillanten abgeschliffen, die besser in die Colliers eines bürgerlichen Vordenkertums passten. Deshalb ist die Zuordnung zur Toskana-Fraktion auch nicht etwa schmeichelhaft gemeint. Es schwingt dabei ein augenfälliger Spott mit, der die Selbstgefälligkeit und die Ermattung des Kampfgeistes der Betreffenden belächelt. Er kritisiert die alternden Revolutionäre, die den jugendlichen Idealismus gegen Bequemlichkeit und Genuss eingetauscht haben, die ihre Ziele und Ideale auf dem Altar des Wohlstands geopfert haben.

Die Toskana reifte in diesen Kreisen zum bevorzugten Urlaubsziel heran. Hier konnten die alternden Jugendprotestler ihre vom Revoltieren erschöpfte Seele baumeln lassen. Eine wundervolle Landschaft, Stille, eine jahrtausendealte Hochkultur und dazu die großartigen Köstlichkeiten der italienischen Küche, unbekannte Welten für die deutschen Kinder der Fünfziger- und Sechzigerjahre, für die der Gipfel kulinarischer Exotik noch im „Toast Hawaii“ bestanden hatte.

Während der Großteil des gemeinen Volkes sich lärmenden Massenurlaubszielen zuwandte, fanden sich die Feingeister der linken intellektuellen Elite in der edlen Beschaulichkeit der Toskana wieder. Otto Schily, vom Terroristenverteidiger und frühen Mitglied der Grünen allmählich zum eher konservativen, wenn nicht gar reaktionären SPD-Mann gewandelt, erwarb gleich ein ganzes Landgut bei Siena. Sein Parteigenosse Peter Glotz verbrachte jeden Urlaub in Castiglion Fiorentino, Oskar Lafontaine erwählte Capannori bei Lucca zu seinem bevorzugten Ferienort. Man sichtete die Österreicher Michael Häupl und Alfred Gusenbauer, beide Mitglieder der SPÖ. Auch Gerhard Schröder und Björn Engholm bezog man in die neu geschaffene Fraktion ein, obwohl Engholm nur ein einziges Mal in der Toskana Ferien machte. Er fiel allenfalls durch italienische Designeranzüge und seine Vorliebe zu italienischen Weinen auf. Und Schröder verbrachte seinen Urlaub in Spanien, an der Nordsee oder in Positano. Es dauerte bis zum Jahr 2003, dass er erstmals in der Toskana gesehen wurde.

Allen voran wies man aber mit dem Finger auf die Riege der grünen Führungsschicht jener Jahre, auf Claudia Roth, Jürgen Trittin und Joschka Fischer. Deren auffälliges Bekenntnis zu toskanischem Genuss irritierte ihre puristischen Anhänger und trug ihnen den Hohn der politischen Gegner ein. Hatten sie doch wohl klar erkennbar ihre Lebensphilosophie radikal verändert, waren vermutlich sogar bürgerlich und faul geworden, was man zumindest Roth und Fischer auch äußerlich anzusehen glaubte. Ganz offensichtlich zogen sie ein leckeres Bistecca alla Fiorentina, cremige Profiterole und ein feines Fläschchen Brunello dem politischen Einsatz deutlich vor.

Der Begriff „Toskana-Fraktion“ wurde deshalb auch oft von Kritikern aus den eigenen Reihen der Betroffenen benutzt. Besonders in der SPD tat sich der eher spießbürgerliche Flügel damit hervor.

Es herrschte damals eine Zeit, in der noch kleinbürgerlicher Mief die westdeutsche Politik durchwehte. Der durch die Wiedervereinigung angestoßene Aufbruch stand erst noch bevor. In Bonn regierte eine konservative Koalition, an deren Spitze Helmut Kohl mit Altherrenstrickjacke und seinem erklärten Lieblingsgericht „Pfälzer Saumagen“ selbstzufrieden aus der guten Stube herausgrinste. Da war es nur natürlich, dass die jüngere Generation misstrauisch beäugt wurde, als sie aus dem staubigen Muff heraustrat und italienische Lebensart für sich entdeckte.

Doch toskanischer Lebensstil ist keineswegs gleichzusetzen mit verschwenderischer Dekadenz und opulenter Völlerei. Ganz im Gegenteil. Das Besondere an der Toskana liegt im Einfachen, Bodenständigen und Schnörkellosen, verbunden mit Stilsicherheit, Geschmack und Harmonie. Und verbunden mit einer einzigartigen Kulturlandschaft. Das alles übt eine Faszination aus, der man sich kaum zu entziehen vermag und macht die Toskana zu einem ganz besonderen Fleckchen Erde, voller Zauber, Anmut und Schönheit. Wer möchte sich da nicht der Toskana-Fraktion anschließen?

Frittata con pancetta – Omelette mit Speck

Zutaten für 4 Personen:

150 g durchwachsener Speck½ kleines Ciabattabrot vom Vortag, in Scheiben geschnitten (ca. 8 kleine Scheiben)8 Eier8 El Milch 1 rote Paprika1 Zwiebel

2 kleine Tomaten

8 hauchdünne Scheiben Lardo di Colonnata (weißer Speck aus Carrara, erhältlich in ital. Delikatessenläden oder im Internet)

½ Handvoll Basilikumblättchen

Olivenöl

Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Den durchwachsenen Speck in kleine Würfel schneiden, die Brotscheiben in Würfel von ca. 2 cm Kantenlänge schneiden. Paprika und Tomaten waschen, putzen und würfeln, Zwiebel schälen und würfeln. Die Lardoscheiben jeweils halbieren.

In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und die Speckwürfel darin ausbraten. Dann Zwiebeln, Paprika und Brotwürfel zugeben und bräunen lassen.

Eier und Milch verquirlen, mit Salz und Pfeffer würzen und in die Pfanne geben. Die Tomaten über die Omelettemasse streuen. Mit dem Deckel verschließen und das Omelett stocken lassen, dann auf den Deckel gleiten lassen, gewendet zurück in die Pfanne geben und fertig braten.

Vor dem Servieren noch in der Pfanne in vier Teile teilen und mit den Lardoscheiben belegen. Noch einmal Pfeffer darübermahlen, dann mit den Basilikumblättchen bestreuen und sofort servieren.

Dazu Salat und frisches Ciabatta reichen.

Berg- und Talfahrt – die Landschaften der Toskana

Sanfte Hügel, zypressengesäumte Wege, einsame Gehöfte. Dieses Toskanabild hatten wir schon im ersten Kapitel vor Augen. Es ist das gängige Toskanaklischee, aber die landläufige Vorstellung ist trügerisch. Denn die Toskana ist weit mehr und sehr viel differenzierter, als dieses malerische Bild uns vorzugaukeln versucht.

Es gibt sie, die verträumten Hügelchen, und zwar vornehmlich in der Gegend südöstlich von Siena. Hier liegen die sogenannten „Crete Senesi“, die „Tonerden von Siena“. Ihre Böden bestehen aus Tonmineralien, die durch die Erosion zu niedrigen, abgerundeten Hügeln geformt wurden. An den Südhängen sind sie oft von Furchen durchzogen. Dieses Land ist im Winter rau und bleich, im Frühling erstrahlt es lieblich hellgrün, im Sommer ist es von goldenem Weizen bedeckt und durch die Glut der Sonne ausgedorrt. Im Herbst leuchtet es dann in den verschiedensten Braun- und Ockertönen wie eine surreale Mondlandschaft. Bis auf vereinzelte Zypressen oder Pinien fehlen Bäume oder gar Wälder hier weitestgehend und lassen so Platz für endlos weite Felder, die sich über die welligen Hügel bis zum Horizont ausdehnen wie ein wogendes Meer aus Gräsern.

Das war freilich nicht immer so, früher erstreckten sich dichte Wälder über diese Hügel. Doch schon ab der etruskischen Zeit wurden die Wälder abgeholzt, und im Mittelalter präsentierten sich die Crete als eine bis in den letzten Winkel hinein kultivierte Agrarlandschaft. Hier entstanden die Aufnahmen, die sich uns als „typisch toskanisch“ eingeprägt haben. Doch die Crete sind nur ein winzig kleiner Teil der Toskana.

Obwohl die Toskana gar nicht übermäßig groß ist – sie ist nur unwesentlich größer als zum Beispiel Hessen – sind ihre Landschaften von faszinierender Vielfältigkeit. Im Norden liegen die Apuanischen Alpen, ein schroffes Gebirge, das zum nördlichen Teil des Apennins gehört. Die Gipfel ragen fast bis zu 2.000 Meter in die Höhe, was besonders spektakulär wirkt, weil das Meer gleich in der Nähe ist. Die oberste Gesteinsschicht besteht aus stark kalkhaltigen Sedimenten, die sich vor 200 Millionen Jahren ablagerten. Zu dieser Zeit befand sich hier ein tropisches Flachmeer. Dann kam die Kontinentalverschiebung ins Spiel, Eurasische und Afrikanische Platte drücken gegeneinander und türmten dabei gewaltige Berge auf. Ungeheure Kräfte wirkten auf die Gesteinsschichten, extremer Druck und hohe Temperaturen veränderten den Kalkstein und schufen daraus den größten Schatz der Apuanischen Alpen: den strahlend weißen Carraramarmor. Blickt man vom Strand aus auf die Berge, so möchte man meinen, ihre Gipfel seien schneebedeckt.

Als schmaler Streifen erstreckt sich die Küste der Versilia vor den Westhängen der Apuanischen Alpen zwischen Carrara und Viareggio. Der Flachlandgürtel ist oft nicht breiter als vier oder fünf Kilometer, aber dicht besiedelt und bebaut. Hier reihen sich die Badeorte aneinander, denn der breite, feine Sandstrand der Versiliaküste ist schon seit vielen Jahrzehnten ein Magnet für Touristen. Entsprechend voll wird es zur Hauptsaison, wenn der schöne Strand in Parzellen unterteilt ist, die von Strandbädern bewirtschaftet sind. Dann reiht sich hier auf einem Streckenabschnitt von knapp 30 Kilometern Liegestuhl an Liegestuhl.

Zwischen Lucca, Pisa und Florenz zieht sich das breite grüne Tal des Arno-Unterlaufs mit fruchtbaren Feldern und ausgedehnten Baumschulen dahin. Nördlich davon türmen sich die Berge des Apennins zur Garfagnana auf. Diese raue und ursprüngliche Landschaft, überzogen von endlosen Edelkastanien-, Pinien- und Steineichenwäldern, ist so ziemlich das Gegenteil des lieblichen Toskanaklischees. In den einsamen Dörfern scheint die Zeit irgendwann im Mittelalter erstarrt zu sein, auf Wanderungen begegnet man stundenlang, wenn es sein muss auch tagelang, keiner Menschenseele. Entfernung hat hier noch einen Namen, auf den schmalen, kurvenreichen Straßen zeigt jeder einzelne Kilometer, was in ihm steckt.

Wenn der Gebirgszug des Apennins sich nun zunächst weiter in Richtung Osten erstreckt, um sich dann wieder südwärts zu ziehen, umschlingt er das Arnotal in einem weiten Bogen. So schützt er die Ebene vor kaltem Nord- und Ostwind und schafft damit eine liebliche Landschaft, in der ein angenehmes Klima dem Pflanzenwuchs optimale Bedingungen schenkt.

Das merkten auch die Menschen schon früh, deshalb entstand hier Florenz, die Perle der toskanischen Kultur. Endlose Weinberge und Olivenhaine zeichnen ein bezauberndes Landschaftsbild. Hier liegt auch das nördliche Chianti, eine Region, die für ihren Liebreiz, ihren Reichtum und natürlich ihren herausragenden Wein berühmt ist.

Im Osten erstreckt sich das Chianti bis in die Gegend von Arezzo. Dann verändert sich das Landschaftsbild allmählich, es wird geprägt von uralten Wäldern, mittelalterlichen Burgen und Dörfern sowie eigenwilligen Ecken wie den „Balze“ im Valdarno, fantastisch anmutenden, bizarren Lehmformationen. Und obwohl die Region Arezzo einige der bedeutendsten Künstler der Toskana hervorgebracht hat, deren Spuren man selbst in den kleinsten Weilern des Gebiets begegnet, ist sie vom Tourismus vielerorts noch weitgehend unberührt.

Südlich erstreckt sich das Chiantigebiet weiter bis in die Region Siena. Schon die Etrusker haben in dieser Gegend Wein angebaut, es ist eine uralte Kulturlandschaft im Herzen von Italien. Zentral gelegen, umgeben von bedeutenden Städten und durchzogen von wichtigen Reiserouten war es schon immer eine kosmopolitische Region, wohlsituiert, weltoffen und vielseitig. Die Jahrtausende haben ihre Spuren hinterlassen und diese Gegend zu einem der ältesten durch menschliche Zivilisation geformten Landstriche von ganz Europa gemacht.

Ganz anders ist wiederum die Gegend im Westen davon: die Maremma. Bis in die Neuzeit hinein war die Region im Südwesten der Toskana ein unwirtliches Sumpfland, in dem Malaria den Bewohnern zu schaffen machte. Das Interesse an der Region erwies sich als entsprechend gering. Die östlich gelegenen Berge ließen das Regenwasser in die Maremma abfließen, hier sammelte es sich im weitläufigen Flachland und fand nur langsam den Weg bis zum Meer. Sümpfe und flache Binnenseen entstanden auf diese Art, wertloses Schwemmland und endlose Brackwassergebiete. Die Maremma konnte man deshalb nur für die Viehzucht nutzen. Was wiederum zur Folge hatte, dass sich hier eine ganz besondere Hirtentradition entwickelte. Hier gibt es die Maremmano-Pferde, auf deren Rücken Maremma-Cowboys riesige Herden von weißen, langhornigen Maremmana-Rindern treiben, begleitet von ihren großen weißen Maremma-Schäferhunden.

Erst im 18. und 19. Jahrhundert vollendete man die Entwässerungsmaßnahmen. Heute sind weite Teile der Maremma durch Ackerbau, Weinberge und Olivenplantagen genutzt. Es gibt aber auch den „Parco Naturale della Maremma“, ein riesiges Naturschutzgebiet hinter den Küsten der Maremma. Diese Küstenlinie erstreckt sich über beachtliche 130 Kilometer bis hinunter zur mondänen Halbinsel Monte Argentario. Hier gibt es weite Sandstrände, felsige Buchten, vornehme Badeorte und einfache Fischerdörfer. Die Maremma ist der wilde Süden der Toskana.

Die ganze Toskana wird also im Norden und Osten durch hohe Berge begrenzt, im Westen durch das Meer und im Südwesten durch das ehemalige Sumpfland der Maremma. Das erklärt ihre besondere regionale Entwicklung, die durch diese Um- und Abgrenzung zustande kam. Und ihr freundliches Klima wird durch die hohen Gebirgszüge gewährleistet, die sie vor kalten Nord- und Ostwinden abschirmen.

Doch führen ja bekanntlich auch alle Wege nach Rom, zumindest alle Landwege aus dem Norden Europas, mitten durch die Toskana. Deshalb war sie immer am Puls des europäischen Lebens. Sie ist ein altes Land voller Geschichte und voll von Geschichten.

Insalata di fagioli bianchi – Salat aus weißen Bohnen

Zutaten für 4 Personen:

500 g weiße Bohnen aus der Dose

20 Cherrytomaten

1 Zwiebel

3 Knoblauchzehen

1 Bund Basilikum

10 El Olivenöl

1 unbehandelte Zitrone Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Die Bohnen in einem Sieb abspülen und gut abtropfen lassen. Die Zwiebel schälen und würfeln, die Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Die Tomaten waschen und vierteln. Basilikumblättchen abzupfen, waschen und grob hacken. Die Zitrone waschen und die Hälfte der Schale mit der Küchenreibe fein abraspeln (dabei nur den gelben Anteil verwenden, da das Weiße bitter schmeckt), danach den Saft auspressen.

Olivenöl und Zitronensaft mischen, salzen, pfeffern und die Zitronenschale unterrühren. Nun mit allen Zutaten zusammen in eine Schüssel geben und gut vermischen. 1 Stunde lang im Kühlschrank durchziehen lassen, vor dem Servieren noch einmal gut umrühren.

Mit Ciabattabrot servieren. Der Salat eignet sich auch gut als Beilage zu einem Steak.

Schatzkammer der Medici – die Uffizien

Geradezu überwältigend ist die Fülle der Meisterwerke, die im bedeutendsten Kunstmuseum der Toskana versammelt sind, den Uffizien von Florenz. Und die Anmut der Malerei ist oft so hinreißend, dass selbst diejenigen begeistert sind, die das Museum nur notgedrungen aufsuchen, beispielsweise auf einer Klassenfahrt. Mehr als 1.000 Gemälde werden in den 45 Sälen der Uffizien gezeigt, daneben noch zahllose Skulpturen, Gobelins, historische Karten und vieles mehr.

Die Uffizien sind nicht nur berühmt, sie sind auch eines der ältesten Museen der Welt. Die Bezeichnung „uffici“ („Büros“) geht auf die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes zurück. Denn Mitte des 16. Jahrhunderts beschloss Cosimo I. de’ Medici, ein Bauwerk zu errichten, in dem alle wichtigen Ämter des Großherzogtums Toskana vereint sein sollten. Man beauftragte Giorgio Vasari, einen berühmten Maler und Kunsthistoriker. Es mussten ein paar alte Stadthäuser abgerissen werden, um das enorme Projekt beginnen zu können, andere hingegen wurden kurzerhand in den Neubau integriert.

Weil das flache Gebälk der repräsentativen Erdgeschossloggia nicht auf Dauer der gewaltigen Last des darüberliegenden Komplexes standhalten würde, erhielt es eine Verstärkung durch nicht sichtbare Bögen. Aus statischen Gründen verwendete Vasari einen Zement, den er mit Ketten und Zugankern durchsetze. Die Uffizien bestehen aus einer machtvollen Fassade, hinter der sich ungleiche, zum Teil ältere und verschachtelte Bauteile verbergen. Drei Fassaden bilden einen langgestreckten Platz, der wie ein Innenhof wirkt. Vasari verbaute dazu „pietra serena“, ein bläulich-graues Gestein, das in der Renaissance eigentlich nur für Innenräume und Höfe verwendet wurde. Obwohl wenig wetterbeständig, ist das Gestein im Außenbereich der Uffizien dank des weit ausladenden Kranzgesimses ausnehmend gut erhalten. An der Schmalseite schließt ein Portikus, der im unteren Teil an einen Triumphbogen erinnert, die Piazza nach hinten ab und öffnet sie gleichzeitig zum Fluss Arno hin. Von der Loggia im Parterre aus ist leicht ersichtlich, dass das gesamte Szenarium der Uffizien ganz auf Michelangelos David und die Herkules-und-Cacus-Skulptur auf der Piazza della Signoria ausgerichtet ist.

Nach Bauende im Jahre 1565 ergänzte der Architekt den Komplex noch um den fast 1.000 Meter langen Vasarikorridor, der den Palazzo Vecchio und die Uffizien über den Ponte Vecchio hinweg mit dem Palazzo Pitti am gegenüberliegenden Arnoufer verbindet. Im Palazzo Pitti wohnten die vornehmen Mitglieder der Medici-Familie, der Korridor ermöglichte es ihnen nun, nicht nur trockenen Fußes, sondern vor allem unbehelligt vom gemeinen Volk den Regierungspalast und die Büros im Stadtzentrum aufzusuchen.

Der Nachfolger Cosimos, Francesco I., galt als passionierter Anhänger der Künste, und so beschloss er, den Laubengang im Obergeschoss der Uffizien zum Lager für seine Sammlung von Gemälden, Skulpturen, Waffen und wissenschaftlichen Geräten umzufunktionieren. Mit dem erforderlichen Umbau wurde Bernado Buontalenti beauftragt. Dieser entwarf die „Tribuna“, einen der ersten Museumsräume seit der Antike. Im Westtrakt entstandenen Werkstätten für Gold- und Silberschmiede, Kosmografen, Musiker und Sänger. In der Alchimistenwerkstatt „Fonderia“ wurden Parfüms kreiert, außerdem allerhand Gifte und Gegengifte zusammengebraut. Selbst Gärtner fanden Arbeit in den Uffizien, denn für sie wurde oben auf der Loggia dei Lanzi an der Piazza della Signoria eigens ein Dachgarten mit einem Gewächshaus eingerichtet.

In den darauffolgenden Jahren wuchs die kostbare Kunstsammlung beständig an, denn aufgrund ihrer innovativen Eisenbauweise, die große Fenster und damit lichtdurchflutete Innenräume gestattete, erwiesen sich die Uffizien als optimale Ausstellungsfläche für die Kunstsammlungen der Familie Medici. Deren Mitgliedern dienten die Uffizien als Hallen, in denen sie zwischen ihren Schätzen lustwandelten. Sie herrschten drei Jahrhunderte lang über Florenz, eine Zeit, die sie nutzten, um ihrer Sammelleidenschaft zu frönen. Geschenke aus diplomatischen Beziehungen, kostbare Mitgiften und Erbschaften vervollständigten das beeindruckende Archiv. Später, nachdem die Dynastie der Medici ihr Ende gefunden hatte, vermachte die letzte Erbin all die Schätze den Bürgern von Florenz und somit der gesamten Öffentlichkeit.

Heute drängen sich die Besucher vor den vielen Stücken des Museums, das den Zeitraum vom 13. bis zum 18. Jahrhundert überspannt und sogar bis zum 20. Jahrhundert reicht, wenn man die neueren Gemälde im Vasarikorridor hinzuzählt. Dessen Besuch ist allerdings nur nach Voranmeldung möglich. Mit zahlreichen Meisterwerken ist die Florentiner Malerei vertreten, ebenso findet man aber auch die Schulen von Siena, Venedig, Parma und Mantua sowie Werke deutscher, flämischer und spanischer Künstler. Francesco I. ließ in der Tribuna unter anderem Werke von Raffael aufhängen, das berühmteste ist die „Maria mit dem Stieglitz“. Als einer der bedeutendsten Sammler gilt Kardinal Leopoldo de’ Medici, der im 17. Jahrhundert den Grundstock zur graphischen Sammlung legte und dem ein großer Teil der venezianischen Gemälde zu verdanken ist. Durch die Auflösung von Klöstern gelangten zudem noch bedeutende Altarbilder des 15. Jahrhunderts in die Uffizien.

Im 19. Jahrhundert erwachte auch endlich wieder das Interesse an der lange vergessenen Kunst früher Renaissance-Künstler wie Sandro Botticelli, Filippo Lippi und anderen Malern aus der Zeit vor Raffael. Und eines der berühmtesten Gemälde Sandro Botticellis, die „Geburt der Venus“, entstanden um 1485, befindet sich in den Räumen der Uffizien. Dieses Gemälde hängt im großen Saal und zeigt die Ankunft der schaumgeborenen Liebesgöttin an den zypriotischen Gestaden. Soeben ist ihre Muschel an die Küste getrieben, und eine der schutzgewährenden Horen, im blumenbestickten Gewand als Genius des Frühlings dargestellt, reicht Venus einen Mantel, mit dem sie ihre Blöße bedecken soll.

„La Primavera“ – „der Frühling“ – ist das zweite der mythologischen Meisterwerke Botticellis und gehörte einst zusammen mit der „Geburt der Venus“ und „Pallas und der Zentaur“ als Hochzeitsbild zur Ausstattung einer Medici-Villa. Venus, über der ihr Sohn Amor seine Pfeile verschießt, wandelt im Garten des ewigen Frühlings. Rechts im Bild verfolgt Zephir eine Nymphe, die Schutz bei Flora, der Göttin der Blumen, sucht. Links tanzen die drei Grazien einen Reigen, angeführt von Merkur, dem Beschützer des Gartens.