Das Verhängnis der Müllerstochter. Sänge und Reime - Gerhard Branstner - E-Book

Das Verhängnis der Müllerstochter. Sänge und Reime E-Book

Gerhard Branstner

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Beschreibung

»Wer sich nicht lustig macht, der nimmt ein schlimmes Ende«, behauptet hier ein weiser Tor. Und recht hat er! Man sieht es ja an den Tränen der schönen Müllerstochter; vernimmt von Herrn Strunk, der sich erhunk; ahnt‘s aus dem Amtsleben des »Pflichtbürgers« oder dem Klagelied einer Brombeerpflückerin. Wer dagegen mit dem Autor möchte, »dass als wesentliche Form des Geistes uns die Heiterkeit bald leichter fällt« auf dieser Welt, der wird aus diesem Büchlein vergnüglich erfahren, in welcher Weise Liebe und Leid mit Scherz und Ernst gepaart sein können. G. Branstner, der sich auch immer wieder um die Weiterführung bewährter oder um die Wiederbelebung vergessener traditioneller Kunstformen bemüht, hat in seiner Version verschiedenste Themen und Formen, Motive und Stimmungen mehrhundertjähriger Volksdichtung erstehen lassen. Der Vorzug ist dem Sangbaren, Liedhaften gegeben - und all den kräftigen, deftigen, schaurigen oder witzigen Geschichten, die für das Vorlesen oder Vortragen noch besonderen Spaß versprechen.

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Seitenzahl: 73

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Liebe im Scherz

Jungfer ade!

Ein Obstgärtner, ein Lagerhalter und ein Totengräber loben ihre Frauen

Liebesdienst

Der geplättete Zorn

Wie lang mag das noch gehen

In jedem Mann steckt ein Tyrann

Verständliche Vergesslichkeit

Umkleideter Wunsch

Das Schäfchenspiel

Des Jägers Wunderhorn

Die Gefechtsordnung

Treu und Glauben

Die nasse Wahrheit

Das Verhängnis der Müllerstochter

Der Gatte ging – der Buhle kam oder Lindas Tränen

Am murmelnden Bach

Herr Theophil und Frau

Wie Herr Strunk sich erhunk

Der arme Mann

Hund und Katze im Liebesduett

Das ganze noch ma

Ein deutsches Schicksal

Liebe im Ernst

Das Mittelding

Der Gefoppte

Ein gutes Mundwerk

Vom Beerenpflücken

Freundliche Verwechslung

Besorgnis

Ach, Liebster, lass uns eilen

In Wartestellung

Eine Stellungssache

Tragik

Ja, die Zeit ändert viel

Ein schöner Mann

Moritat von den schwarzen und den grauen Haaren

Elf Liebchen und eins

Es ist ein eigen Dingen

Die kleine Liebelei

In Erwartung des Liebsten

Die Liebe

Leid im Ernst

Humoristische Wahrheit

Ballade vom lachenden Affen

Hinterhofballade

Die umgekehrte Todesangst

Dein schwerster Brocken bist du selber

Schnakenballade

Des Sophistratos astronomische Antwort auf die gastronomische Frage, weshalb es volle und leere Bäuche gibt

Das ungerade Schaf

Denn der Herr ist ein Hirte!

Der Pflichtbürger

Klage um einen verdienten Toten, der im Leben nichts getaugt hat

Wohin gehst du, kleines Wort?

Das Was und das Warum

Eine Frage an Gott den Herrn

Pulver und Blei

Ein gutbürgerliches Schlaflied

Das Lied vom kleinen Feigenbaum

Dschungelballade

Das Merklied

Zeitfehler

Klagelied eines Rothaarigen

Wem die Jacke passt – ist selbst ein Schwein

Der ausgehakte Widerspruch

Oma, erzähl uns was

Das Zustandekommen der kleinen Arschkriecher

Die ernsthafte Heiterkeit

Von Loch zu Loch

Leid im Scherz

Narrenweisheit

Freue dich, kein Tier zu sein

Solo für elf Damen

Urteil über ein Gedicht

Das scheintote Kind

Die Zwickmühle Gottes

Zum Schießen

Das geschüttelte Doppelstockbett

Beschreibung einer Weltumfahrt

Eine kastrierte Welt

Der Tor in Knittel

Elegie auf den Biss eines tollen Hundes

Der Geselle in der Fremde

Der Wirtshäusler

Wie eine Haremsdame verlustig ging und drei deutsche Matrosen zu unbefleckten Helden wurden

Dilemma

Eine herbstliche Elegie

Gut ist jede Jahreszeit

Stilles Verdienst

Lass sausen, Kind, lass sausen

Tragik des Genies

Ein Teufelskreis

Der umgekehrte Hellseher

Menschliche Unvollkommenheit

Betriebsblind

Lebensregeln

Ein Wort zum Schluss

Gerhard Branstner

E-Books von Gerhard Branstner

Impressum

Gerhard Branstner

Das Verhängnis der Müllerstochter

Sänge und Reime

Aus etlichen Jahrhunderten deutscher Volksdichtung ausgebuddelt und fürwitzig zurechtgemacht oder füglich neu erdacht

ISBN 978-3-96521-173-5 (E–Book)

Titelbild: Ernst Franta

Scherz und Ernst sind wenig nütze ohne Heiterkeit als Stütze

© 2019 EDITION digital

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E–Mail: verlag@edition–digital.de

Internet: http://www.edition-digital.de

Liebe im Scherz

Jungfer ade!

»1«

Gar wohl auf einem Tanz

verlor sie ihren Kranz.

Was mag das für ein Kranz gewesen sein?

Was mag das für ein Tanz gewesen sein?

Ein Obstgärtner,ein Lagerhalter und ein Totengräber loben ihre Frauen

» 2 «

Der Obstgärtner:

Was hab ich nicht versucht,

die Stare zu verscheuchen.

Doch jetzt, so will mir deuchen,

sind sie aus meiner Welt.

Ich habe meine Frau

als Scheuche aufgestellt.

Der Lagerhalter:

Mein Weib, das ist drei Zentner schwer

und misst dasselbe längs wie quer.

Drum teilt man es in Zonen,

will man die Augen schonen.

Der Kopf ist einem Kürbis gleich,

die Augen sind verquollen,

das Kinn hat Kinn und Kinneskinn,

da ist der Hals verschollen.

Der Busen ist kein Busen mehr

und auch kein Meeresbusen,

da können ganze Völkerscharn

zur gleichen Zeit dran schmusen.

Dieses Massenmedium

hängt gewaltig lang herum,

was beim Tanz Verdruss erregt,

weil es an die Schenkel schlägt.

Vor den Beinen muss ich warnen,

denn was zwischen diesen klafft,

hat schon manchen unerfahrnen

Mann samt Hut dahingerafft.

Ja, mein Weib, das ist ’ne Tolle,

wo du’s greifst, greifst du ins Volle.

Ja, mein Weib, das ist ein Trumm.

Und ich hüpfe um es rum

und ruf andermal ums eine:

Alles meine! Alles meine!

Der Totengräber:

Auch wenn es unbegreiflich ist,

ich lieb mein Frauchen sehr.

Und wenn es erst gestorben ist,

dann lieb ich es noch mehr.

So sprachen die drei Männer

als wahre Frauenkenner.

Und auch zum guten Schluss

spricht jeder (weil er muss):

Ich lobe mir die meine

und brauche weiter keine.

Liebesdienst

» 3 «

Hat deine Frau ein schiefes Maul

und eine krumme Seele,

dann drücke ihr die Gurgel zu,

dass sie sich nicht mehr quäle.

Der geplättete Zorn

nach einem Witz

» 4 «

Der Schneider, jäh im Zorne,

will‘s dem Lehrling weisen

und wirft das Bügeleisen

nach dem armen Tropf.

Der duckt sich, und das Eisen

trifft die Meisterin am Kopf.

»Na, auch gut«, brummt der Schneider

und näht besänftigt weiter.

Wie lang mag das noch gehen

» 5 «

Ich kann nicht widerstehen:

Ich stürze mich in wahrer Wut

ins Fressen und ins Saufen.

Ich rülpse gern und furze gut

aus sämtlichen Kaldaunen.

Da schweigen die Posaunen.

Wie lang mag das noch gehen!

Ich kann nicht widerstehen.

Ich stürze mich in wahrer Wut

in jeden noch so dummen Streit

und schüre ihn zum großen Krach.

Ich dresche alle Nasen breit

und brülle wie ein Stier.

Da zittern Mensch und Tier.

Wie lang mag das noch gehen!

Ich kann nicht widerstehen.

Ich stürze mich in wahrer Wut

auf meine kleine Stute

wie ein wildgewordner Hengst

und gebe ihr die Rute,

bis dass der Tag erwacht.

Da sag ich gute Nacht.

Wie lang mag das noch gehen?

Wir werden es ja sehen.

In jedem Mann steckt ein Tyrann

Eheabratung

» 6 «

Mädchen, nimm dir nie und nimmer

einen Ehemann.

Was er von Berufes wegen,

höre dir jetzt an:

Der Uhrenmacher zieht dich auf,

der Drechsler dreht dir Spindelbeine,

der Kutscher nimmt dich ins Geschirr,

der Schneider plättet dir gleich eine,

der Schornsteinfeger schwärzt dich an,

der Klempner redet dauernd Blech,

der Nagelschmied schlägt auf den Kopf,

der Schuster bringt dir nichts als Pech,

der Schindeldecker hockt nur oben,

der Maurer denkt nur an den Durst,

der Seiler dreht dir einen Strick,

dem Fleischer bist du völlig Wurst.

Nun weißt du, was dir blühen kann,

nimmst du dir einen Ehemann.

Verständliche Vergesslichkeit

nach P.W. Hensler

»7«

Bedrängt in ihrer Ehre

rief Doritte

Gott um Hilfe an

in stummer Bitte.

Der war der nächste ihr von allen,

denn vor Angst war ihr entfallen,

dass nebenan ihr Gatte saß

und in der Zeitung las.

Umkleideter Wunsch

»8«

Ich möchte deine Kleidung sein,

da wär ich immer um dich.

Am Tag das Halterchen zu zwein,

das Höschen selbstverständlich,

und nachts dein Flatterhemde.

Spricht das nicht Liebesbände?

Das Schäfchenspiel

»9 «

Amint und Doris waren Hirten,

doch fanden beide es gescheiter,

statt Schafe hüten Scherz zu treiben

und so weiter, und so weiter.

Nur scherzte Doris nicht umsonst.

Da zahlte er als nobler Streiter

einen Gang mit einem Schäfchen

und so weiter, und so weiter.

Amintens Herde schrumpfte schnell.

Am Ende bat der flotte Reiter:

„Lass mich ohne Schaf noch einmal!“

und so weiter, und so weiter.

„Erwirb die Herde dir zurück,

jetzt zahle ich!“, rief Doris heiter,

und sie küsste ihm das Sterzchen

und so weiter, und so weiter.

Er holte Schaf für Schaf zurück

und überdies noch ihre - leider:

Nun muss wieder er bezahlen

und so weiter, und so weiter,

und so weiter …

Des Jägers Wunderhorn

»10«

Ein Jäger hat ein Horn, gib acht!

Das bläst er nur bei Nacht tirilü

das bläst er nur tirilütütü, das bläst er nur

bei Nacht.

Und er versteht sich auf das Horn

von hinten und von vorn tirilü.

Von hinten und tirilütütü, von hinten und

von vorn.

Und als sich ihm ein Mägdlein naht,

was glaubt ihr, was er tat tirilü,

was glaubt ihr, was tirilütütü, was glaubt ihr, was

er tat?

Er zeigte ihr das Instrument

und fragt’, wie sie es fänd’ tirilü,

und fragt’, wie sie tirilütütü, und fragt’, wie sie

es fänd’.

Das Mägdlein nahm’s in Augenschein

und in die Hände zwein tirilü,

und in die Händ’ tirilütütü, und in die Hände

zwein.

„Das Horn find’ ich gar recht“, sprach sie,

„wenn Ihr auch kennt das Spiel tirilü,

wenn Ihr auch kennt tirilütütü, wenn Ihr auch kennt

das Spiel.“

Der Jäger sprach: „Ich kenn’ es wohl“,

und stieß mit großer Kunst

die Töne, dass die Ader schwoll –