Der Archon (Projekt Stellar Buch 5): LitRPG-Serie - Roman Prokofiev - E-Book

Der Archon (Projekt Stellar Buch 5): LitRPG-Serie E-Book

Roman Prokofiev

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Beschreibung

Alle mal hergehört! Dies ist eine Direktive des diensthabenden Großlegaten von Stellar! Suchen Sie den Kugelstern. Eliminieren Sie den Daat. Bringen Sie die Erste Legion wieder zusammen. Wenn alles abgeschlossen ist, versuchen Sie um jeden Preis, den Schwarzer-Mond-Alarm zu beseitigen" Der Rat der Archons wurde gestürzt. Prometheus' letzte Befehle wurden erhalten. Dennoch steht eine neue Gefahr kurz davor, die Stadt heimzusuchen. Grey bricht zur Neuen Arche auf, um sich seinem alten Feind zu stellen. Oder ist es ein Freund? Schließlich weiß niemand, wer die ersten Inkarnatoren waren und wie sie auf dem Planeten Erde gelandet sind.

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Der Archon

 

 

 

 

von Roman Prokofiev

 

 

Projekt Stellar

Buch 5

 

 

 

 

 

 

Magic Dome Books

Der Archon

Projekt Stellar Buch 5

Buch 5 Originaltitel: The Archon (Project Stellar Book #5)

Copyright ©R. Prokofiev, 2021

Covergestaltung © Ivan Khivrenko 2021

Designer: Vladimir Manyukhin

Deutsche Übersetzung © Kerstin Fricke, 2022

Lektor: Youndercover Autorenservice

Erschienen 2022 bei Magic Dome Books

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

 

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

 

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

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Inhaltsverzeichnis:

 

Einschub: Prometheus

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Einschub: Castor

11

Einschub: Gnarl

12

13

14

15

16

17

Einschub: Die Rächer

18

19

20

21

22

23

24

Über den Autor

 

Einschub: Prometheus

 

 

 

DER SCHWARZE MOND.

 

Wieder einmal übernahm eine absolute Präsenz meinen Körper. Ich war dort, sauste durch die Luft, und meine kraftvollen Flügel trugen mich über zerklüftetes, zerstörtes Terrain, auf dem blendend grelle, blaue Entladungen von A-Energie pulsierten.

 

Die durchdringende Macht ließ mich bis auf den Knochen erbeben. Es war, als würde die zerbrechliche, zertrümmerte Außenhülle des Schwarzen Mondes ein feuriges Herz schützen, das darunter schlug.

 

Die schwarzen Stacheln teilten sich inmitten eines bebenden A-Glühens und enthüllten eine abschüssige Kluft. Dabei handelte es sich um ein Einschussloch kontinentalen Kalibers: einen klaffenden Tunnel, der tief in die Eingeweide des Planetoiden führte. Ein blasses Schimmern umgab den Eingang, hinter dem undurchdringliche Dunkelheit lauerte.

 

Wir (ich konnte sie zwar nicht sehen, wusste aber, dass andere Inkarnatoren neben mir durch das All flogen, deren Anwesenheit ich entweder spürte oder erriet) tauchten ohne zu zögern hinein, als würden wir einer seit Langem vertrauten Route folgen.

 

Wieder einmal ertönte Prometheus' Stimme in meinem Kopf.

 

»Der Schwarze Mond ist ein komplexes, multidimensionales Objekt. Man könnte es auch als Kombination extradimensionaler Ebenen bezeichnen – eine Anhäufung von großen und kleinen Welten, die in einer einzigen Struktur zusammengefasst wurden. Unsere Ahnen müssen das gewusst haben, daher haben sie in ihrer letzten Schlacht nicht blindlings drauflos gefeuert. In einigen dieser Spalten haben wir die zerstörten Überreste uralter terranischer Raumschiffe gefunden. Durch deren Angriffe wurde das Koordinationszentrum des Schwarzen Mondes offenbar zerstört, wodurch er außer Kontrolle geriet. Aus diesem Grund wurde die Erde damals auch nicht zerstört. Zudem erklärt dies das sprunghafte Verhalten der Kontaminierten, da der Schwarze Mond den Kontakt zu der Scherbe, die ihn kontrolliert, verloren hat.«

 

Die pechschwarze Finsternis führte durch ein spiralförmiges Labyrinth aus ineinander verschlungenen Felstunneln. Darin lauerten stachelige Schatten: Endlose Bauten, die von gigantischen Würmern stammen mussten und sich in höchst unerwartete Richtungen drehten und wendeten.

 

Zu guter Letzt gelangten wir zu den seltsamsten Strukturen, die an die Bauweise der Shea erinnerten: scharfe Kanten, die mit glatten Bögen verschmolzen, durchlöcherte Säulen, polygonale Blöcke aus einem anthrazitfarbenen Material, die in der Luft schwebten.

 

Wir flogen an einer gewaltigen Treppe vorbei und fanden uns in einem Raum mit ebenso gigantischen Proportionen wieder. Dieser war von einem scharlachroten Nebel erfüllt, der gleichermaßen bizarre wie unheimliche Umrisse in seinem Inneren erkennen ließ.

 

Der dunkle Boden wirkte seltsam lebendig, und seine Oberfläche kräuselte sich in alle Richtungen. Es dauerte einen Moment, bis ich realisiert hatte, dass er komplett mit einer Schicht aus der allseits bekannten schwarzen Substanz bedeckt war.

 

Dunkelheit.

 

»Wir wissen, dass alle Shea-Gemeinschaften über Kontrollzentren verfügten. Das war das grundlegende Prinzip, das die Struktur ihrer Zivilisation bestimmte. Und wie sieht es mit dem Kontrollzentrum dieses besonderen Schwarzen Mondes aus? Ich kann nicht beziffern, was es uns gekostet hat, es zu finden, aber mehr als das ist nicht davon übrig.«

 

Wir bewegten uns weiter durch den roten Nebel wie Schatten oder körperlose Geister, schwebten hindurch, ohne den Boden zu berühren. Verstümmelte, verkohlte Strukturen umgaben uns.

 

Nach einer Weile ragte der Umriss einer langen Sphäre, längst erloschen und von innen heraus verbrannt, vor uns aus dem Dunst auf. Seltsamerweise hatte sie ihre leicht erkennbare Form behalten, wenngleich zahlreiche polygonale Kacheln, die einst an der Oberfläche ein unendlich komplexes Design gebildet hatten, längst am Boden zerschellt waren, sodass man die schwarze Leere darin erkennen konnte.

 

Es bestand kein Zweifel daran, dass der Steuernukleus des Schwarzen Mondes ein identischer Zwilling vom Stellarnukleus war – dem, vor dem ich gerade stand.

 

Dies war eine weltbewegende Erkenntnis, denn sie konnte nur eines bedeuten.

 

»Erkennst du es jetzt?« Prometheus' Stimme klang müde. »Dies ist die dritte und wichtigste Information, die du kennen musst. Der Schwarze Mond wurde von einem Stellar gesteuert, der dem, den wir an Bord der Blauer Vogel gefunden haben, vollkommen gleicht. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der auf dem Schwarzen Mond von Dunkelheit infiziert ist. Alles andere lässt sich leicht erahnen. Das System der Scherbe funktioniert sehr ähnlich wie die von den Bina Shea errichteten Kontrollzentren, allerdings konzentrierte es sich auf die Scherbe in ihrem Zentrum. Die tatsächliche Inkarnation der Scherbe wird in der Sicherheit des Randes verwahrt. Die zweite Stufe des Systems besteht aus autonomen Stellaren, die Hunderte Schwarzer Monde steuern – oder sollte ich besser sagen: Hunderte von Geschossen, die ins Weltall abgefeuert wurden, um nach bewohnten Planeten zu suchen. Die dritte Stufe bilden die Effektoren der Stellare, die auf der sogenannten »Originaldunkelheit« laufen. Außerdem gibt es noch eine letzte Stufe aus den tatsächlich kontaminierten Kreaturen: Azur-Wesen, die durch synthetische Dunkelheit in die Scherbenhierarchie gezwungen werden; ein künstlicher Xenocyte, der zu genau diesem Zweck geschaffen wurde.

 

Für uns besteht kein Zweifel daran, dass die Landung der Blauer Vogel auf der Erde die Ankunft des Schwarzen Mondes ausgelöst hat, der durch die Azur-Aura des Stellars der Blauer Vogel angezogen wurde. Denn neben all seinen anderen Funktionen ist jeder Stellar ein mächtiger A-Transmitter, der Kontakt zu den Welten jenseits des Randes aufnehmen kann. Seine Aura hinterlässt einen beständigen Abdruck – bei dem es sich in der Tat um eine Bake handelt –, und dadurch müssen sie auf unseren Planeten gestoßen sein. Dies könnte der ursprüngliche verruchte Plan der Shea gewesen sein; möglicherweise haben sie die Blauer Vogel aber auch schlichtweg gestartet, weil ihnen keine andere Wahl mehr blieb. Wir wissen es nicht. Eines steht jedoch fest: Dieser besondere Stellar kann den Schwarzen Mond steuern. Er kann seine Systeme übernehmen, ihn wieder zum Leben erwecken und ihn aus dem Orbit der Erde lenken. Was meiner Ansicht nach der einzige Weg ist, um den Planeten und die Menschheit zu retten.«

 

Er seufzte schwer und verstummte, während er erneut um den toten Nukleus des Schwarzen Mondes herumflog.

 

Als er wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme selbstsicherer.

 

»Es gibt keine andere Option. Wie du weißt, haben wir anfangs versucht, die Erde zu retten, indem wir das von unseren Vorfahren erdachte System nachbauten. Die Erste Legion, das Netzwerk aus Terminals, die Monolithen, die Alarme, die es uns ermöglichten, A-Zonen unverzüglich zu säubern und A-Monster zu töten – all das waren die Resultate unserer ersten Versuche. Bis wir schließlich erkannten, dass wir versuchten, die Symptome zu bekämpfen, statt die eigentliche Ursache auszulöschen – den Schwarzen Mond, seine A-Strahlung und deren Fragmente, die das Geflecht unserer Dimension zerreißen und Portale auf die andere Seite des Randes öffnen. Solange wir den Schwarzen Mond nicht losgeworden sind, wird die Erde weiterhin mutieren, bis irgendwann auf ihrem eigenen Planeten kein Platz mehr für die Menschheit ist.

 

Daher hat das oberste Priorität: Du musst unseren Nukleus zum Schwarzen Mond bringen und ihn an die Steuersysteme anschließen. Dazu musst du auch herausfinden, wie man das überhaupt macht. Danach richtest du den Schwarzen Mond auf die Sonne aus und steuerst ihn direkt darauf zu. Du musst ihn unbedingt zerstören! Ja, das würde auch das Ende von Stellar und damit das Ende aller Inkarnatoren bedeuten – aber so hätten die Terraner wenigstens eine Chance, ihren Heimatplaneten zurückzuerobern.

 

Mir ist bewusst, wie verwegen das klingt, aber wie ich bereits sagte, bleibt uns keine andere Option. Das ist der einzige Weg, der uns offensteht. Ich werde gleich ein weiteres Neuralsiegel aktivieren, um das Schlüsselprotokoll von Stellar zu modifizieren.«

 

Prometheus hielt kurz inne. »Aus genau diesem Grund habe ich dich zum Nukleus geführt. Es ist im Grunde genommen ganz einfach. Jene, die das Stellar-System erschaffen haben, ergriffen sämtliche erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen. Wäre Stellar früher über unsere Absichten im Bilde gewesen, hätte das System versucht, die Gefahr für seine Existenz zu eliminieren. Die einzigen Personen, die über die Autorität verfügen, um auf den Nukleus zugreifen und seine Schlüsselprotokolle ändern zu können, sind Großlegaten, bei denen es sich gewissermaßen um die Systemadministratoren handelt. Bedauerlicherweise war ich nicht in der Lage, den Schwarzen Mond zu verlassen, ohne meinen Rang und meine Identität zu verlieren.

 

Warum das so war? Ich werde es dir zeigen …«

 

Das Bild veränderte sich kaum merklich. Ich spürte, dass ich mich nun an einem anderen Ort aufhielt, der wie ein riesiger, in den Felsen gehauener Oktaeder geformt war. Die Oberfläche erinnerte an polygonale Honigwaben, wobei jede Zelle groß genug war, um problemlos mehrere Menschen in sich aufzunehmen.

 

Einige der Zellen waren mit ei-artigen Formen gefüllt, die chaotisch hineingestopft worden waren, und auf ihren Oberflächen zeichneten sich die pulsierenden Venen des Azur-Musters ab. Der Großteil der »Eier« schien zerbrochen oder auf andere Weise beschädigt zu sein, und die Wände der Struktur waren von Rissen und Spalten übersät, der Boden aufgeworfen wie nach Erdverschiebungen.

 

Die Sarkophage. Große und kleine, in allen Formen und Größen, doch eindeutig zu erkennen. Genau wie der, aus dem ich nach meiner Rückkehr zur Erde mit gelöschtem Gedächtnis gestiegen war. Es machte ganz den Anschein, als wollte Prometheus mir zeigen, wie alles angefangen hatte …

 

Er war nicht zu sehen, kommentierte jedoch das, was ich vor mir sah. Sowohl sein Tonfall als auch seine Stimmlage hatten sich ein wenig verändert, als hätte er den Inhalt der Neuralsiegel zu unterschiedlichen Zeiten aufgezeichnet – oder ein altes Video neu vertont.

 

»Die Truppen, die wir zum Schwarzen Mond geschickt haben, waren bei Weitem unterlegen, wie sich herausstellte. Ich habe verloren. Wir haben es nicht geschafft. Unsere Flotte ist vergangen, die Erste Legion besiegt. Sehr viele fanden den Tod. All unsere Lager wurden durch Ausbrüche zerstört. Die Überlebenden beschlossen, in den wenigen noch flugtauglichen Schiffen zu fliehen und alle anderen im Stich zu lassen. So, wie es den Menschen nun mal zu eigen ist.«

 

Ich konnte sein verbittertes Grinsen in seiner Stimme hören. Es war, als hätte er die hässliche Kehrseite der »Menschheit« gesehen, an die er doch immer geglaubt hatte.

 

»Einige isolierte Gruppen sahen sich gezwungen, in die Tiefe vorzudringen, darunter auch unsere. Wir fanden die restlichen Sarkophage. Sie boten uns eine Fluchtmöglichkeit. Dennoch gab es nicht genug Platz, um jeden zu evakuieren.«

 

Ich sah nun Menschen – oder vielmehr Inkarnatoren –, die um mich herumstanden. Es waren so viele. Zwar gelang es mir nicht, sie im uns umgebenden Nebel zu zählen, aber es mussten wenigstens einige Dutzend sein. Zerschlissene Umhänge, matte, verbeulte Rüstungen. Mit schmutzigen Lumpen umwickelte Gesichter. Vom Stolz und Ruhm der Ersten Legion war nichts mehr übrig geblieben: Hier stand nur noch ein Haufen verzweifelter Vogelscheuchen, denen fast jedes Zeichen von Menschlichkeit abging. Wie lange hatten sie sich einen Weg durch die unterirdischen Tunnel des Schwarzen Mondes gebahnt – Jahre oder gar Jahrzehnte?

 

Prometheus' überlegenes Sehvermögen erlaubte es mir, einige nahezu ätherische Gestalten unter ihnen auszumachen, Spektralkreaturen, die so gut wie keinen physikalischen Körper mehr besaßen und nur durch die in ihnen fließenden Spiralen der Dunkelheit zusammengehalten wurden.

 

Hier war die Dunkelheit überall. Sie glitzerte in den Augen der Inkas und strömte durch die Gelenke ihrer Cyberrüstungen, erfüllte sie gar von innen heraus. Sie waren alle zu Besessenen geworden. Dennoch konnte ich Prometheus noch immer nicht sehen. Er wollte sich mir einfach nicht zeigen – entweder unabsichtlich, unwissentlich oder mit voller Absicht.

 

»Ich möchte, dass du es verstehst. Die Erste Legion war meine Schöpfung. Ich kann jene, die ihr Vertrauen in mich gesetzt haben, nicht einfach im Stich lassen. Noch sehe ich eine Möglichkeit, sie zu retten, und ich sollte es zumindest versuchen. Wenn du mich jetzt hören kannst, bedeutet das, dass wir es geschafft haben. Sieh weiter gut zu! Du musst das alles wissen!«

 

»Sämtliches Umbra wurde an Bord gebracht«, meldete eine Männerstimme. »Wenn wir alle funktionstüchtigen Sarkophage gleichzeitig starten, könnte das die Überwachungssysteme des Sterns überladen. Dadurch bekommen wir vielleicht die Gelegenheit zum Durchbruch.«

 

Auf einmal erkannte ich denjenigen, der das sagte. Es war ein großer Inkarnator in einem beschädigten Flügelanzug, dessen Rüstung und Körpersprache mir erschreckend vertraut waren: Das war Engel.

 

Nach und nach sah ich auch die IDs der anderen, die über ihren Köpfen schwebten. Trübsal, Paradies, Chekhov, Zorn, Talia Winter … Und noch viele andere, deren Namen ich nur aus den Personallisten der Ersten Legion oder aus uralten, von den Clans am Leben gehaltenen Legenden kannte.

 

»Sind Sie bereit?«

 

Das war meine Stimme, die ruhig und zuversichtlich klang.

 

»Ja, Sir.«

 

Sie traten näher und bildeten einen undurchdringlichen Kreis um mich. Das war kein angenehmer Anblick. Aus der Nähe stellten sich viele als tote Körper heraus, die Gnarls stark ähnelten. Es war, als hätte ihr Fleisch aufgegeben und den ständigen Mutationen nicht länger standhalten können. Nun wurden ihre Wirtskörper nur noch von Dunkelheit zusammengehalten.

 

»Hat noch jemand einen letzten Wunsch?«

 

Jemand stieß mich freundschaftlich an der Schulter an. »Ziehen Sie es nicht auch noch in die Länge, verdammt! Wenn wir Glück haben, sehen wir uns alle wieder.«

 

Prometheus' Kommentar verstummte, als hätten ihm kurz die Worte gefehlt. Dann fuhr er fort.

 

»Es gab da dieses Monster von jenseits des Randes. Es hat mir eine Gabe überlassen, die mich viel stärker machte – doch daran waren Bedingungen geknüpft. Es ist mir nicht gelungen, es zu töten. Wenn mein Plan aufgeht, musst du das für mich übernehmen. Das ist meine persönliche Bitte. Aus diesem Grund habe ich den Kugelstern gebaut. Du musst das zusammen mit Miko hinkriegen.

 

Die Gabe, die ich von ihm bekam, war die Fähigkeit, die Seelen anderer Kreaturen zu absorbieren. Ich werde die Anima der Legion retten, indem ich sie mit meiner verschmelze. So werden mächtige Geister jenseits des Randes geboren. Zumindest können wir auf diese Weise alle evakuieren. Das ist auch der Grund, aus dem ich der Ersten Legion hierher gefolgt bin. Ich wollte jenen, die sich mir angeschlossen haben, eine zweite Chance geben.

 

Eine derartige Massenverschmelzung wird unausweichlich einen gewaltigen Ausbruch nach sich ziehen. Der daraus resultierende Kontakt zum Rand wird unsere Ontoprionen vom Xenocytereinigen. Das einzige Problem ist … Ein menschliches Wesen kann das nicht überleben. Als Nebenwirkung wird meine Identität dadurch also auf die Basiseinstellungen zurückgesetzt und im Grunde genommen ein neues Wesen auf der Grundlage meiner Seele erschaffen. Meine einzige Hoffnung ist, dass die schlussendliche Animafikation und die Neuralsiegel mir dabei helfen werden, mein Gedächtnis zurückzuerlangen und den Nukleus zu erreichen.

 

Sobald wir wieder auf der Erde sind, können wir den Handschuh einsetzen, um die Verschmelzung rückgängig zu machen und die Seelen der Inkas wieder voneinander zu trennen. Aber unsere eigene Anima wird dadurch höchstwahrscheinlich irreparabel beschädigt, daher schlage ich vor, dass du alle Vor- und Nachteile gegeneinander aufwiegst und versuchst, die wichtigsten Missionen abzuschließen, bevor du diesen Weg einschlägst.«

 

Die Inkas standen schweigend um mich herum, als würden sie darauf warten, dass etwas passiert.

 

Und ich … ich tat etwas Unglaubliches. Etwas, das ungemein mächtig war.

 

Ich wurde zu einer Quelle blendenden blauen Lichts, das mit seinem unerträglichen Glanz den gesamten Raum durchflutete.

 

Die Inkas zuckten im Licht und schrien schweigend vor unermesslichen Qualen. Ich konnte deutlich erkennen, wie ihre Spektraldoppelgänger die bebenden Wirtskörper verließen und von einer unbekannten Kraft zu mir gezogen wurden, die sie aus ihren Hüllen zerrte.

 

Es war ein schrecklicher Anblick. Die verlassenen Wirtskörper brachen wie zerstörte Puppen auf dem Boden zusammen, und ihr Fleisch, ihre Rüstung und ihre ganze physikalische Gestalt lösten sich in flache Pfützen aus Dunkelheit auf, die nach und nach verschwanden und schmolzen.

 

Alles um mich herum zerfloss, als könnte es dem gnadenlosen blauen Licht nicht widerstehen. Nun war ich von einem Schwarm von Seelen umgeben, der mich umkreiste. Eine nach der anderen verschwand in mir und verschmolz mit meiner Seele, als wären es zahllose Spiegelbilder, und dieser endlose Zufluss aus Wesen, die sich mit mir vereinten, veränderte mich mit jedem Augenblick mehr. Der, der ich zuvor gewesen war, schrie und wurde ebenso ätherisch inmitten des grenzenlosen blauen Raums, der unendlich war wie das Weltall – und so schrecklich, dass ein einziger Blick jeden in den Wahnsinn gestürzt hätte.

 

Das blaue Licht erlosch. Wieder einmal sah ich das Innere des Sarkophags und die schwarzen, sargartigen Cryopods. Einer davon nahm meinen Körper auf, wenngleich das Bett darin offensichtlich für eine völlig andere Anatomie gedacht war.

 

Der schwarze Deckel wurde mit einem Klicken verschlossen, und ich lag in völliger Dunkelheit da. Ich spürte, wie die gesamte Struktur während des Startvorgangs erschüttert wurde.

 

* * *

 

Nach und nach kam ich wieder zu mir. Ich stand noch immer im Nukleus, der wie eine Blume erblüht war und mich komplett absorbierte. Als ich auf Beinen, die nicht ganz die meinen waren, einen Schritt nach hinten machte, faltete sich das facettenreiche, goldene 3-D-Puzzle von Stellar wieder in sich zusammen.

 

»Jetzt weißt du genug. Die Situation auf der Erde könnte sich seit meinem Weggang stark verändert haben. Ich weiß nicht, wie es dort momentan aussieht. Daher liegt die letzte Entscheidung bei dir. Ich werde mein Bestes tun, um dir zu helfen. Lass mich nicht im Stich, und mach's gut.«

 

Das Neuralsiegel verschwand.

 

Mehrere neue Nachrichten leuchteten in meinem Interface auf.

 

WARNUNG!

 

Die globalen Einstellungen des Systems wurden aktualisiert!

 

Roter Alarm: Der Schwarze Mond. Globale Mission aktualisiert!

 

Blauer Alarm: Die Besessenen. Globale Mission aktualisiert!

 

Neue persönliche Mission erstellt: Die Erste Legion!

 

Neue persönliche Mission erstellt: Kugelstern!

 

Neue persönliche Mission erstellt: Der Daat!

 

Neue persönliche Mission erstellt: Großlegat!

 

 

 

1

 

 

 

DAS, WAS PROMETHEUS mir mitgeteilt hatte, veränderte mein Verständnis dieser Welt grundlegend, aber noch viel mehr das meiner eigenen Identität. So viele Male hatte ich mein Leben aufs Spiel gesetzt, ohne zu wissen, dass ich damit auch viele andere in Gefahr brachte. Meine Anima – Prometheus' Seele – war zu einem Gefäß geworden, das die Seelen aller überlebenden Inkarnatoren der Ersten Legion in sich barg. Vermutlich war ich aus diesem Grund in der Lage gewesen, derart nahtlos in meine Rolle als Verzauberer zu schlüpfen, oder hatte den Flügelanzug so geschickt fliegen können. Darum hatte die sterbende Tara in ihrer Vision wahrscheinlich auch Engel statt mich gesehen. Zwar war es Prometheus' Identität, die alles zusammenhielt, doch die verschmolzenen Seelen so vieler Inkas mussten unausweichlich abfärben.

 

Nun wusste ich, warum Zack Carraghan seiner Intuition vertraut hatte. Ebenso begriff ich, was mir Arachne damals hatte sagen wollen. Und jetzt konnte ich auch verstehen, was Gnarl solche Angst eingejagt hatte und wieso er alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um mich auf seine Seite zu bringen: Er hatte zu große Angst vor den Konsequenzen gehabt, die von Stellar zu befürchten waren. Jetzt wurde mir bewusst, dass der alte Technomant bis zum bitteren Ende versucht hatte, mich nicht töten zu müssen.

 

Es war einleuchtend, warum Prometheus sich verpflichtet gefühlt hatte, das Ergebnis der Ziehung zu ignorieren und dennoch zum Schwarzen Mond zu fliegen. Prometheus war die einzige Person gewesen, die die Erste Legion im Fall einer Niederlage retten konnte. Und genau das hatte er dann auch getan.

 

Aber wie viele von ihnen befanden sich in mir?

 

Miko verdeckte ihr Hüsteln hinter ihrer Faust.

 

Aber natürlich! Die Antwort war die ganze Zeit direkt vor meinen Augen gewesen. Um die genaue Zahl der Ontoprionen in meinem Inneren herauszufinden, musste ich nur den Handschuh bei mir selbst einsetzen!

 

Ich drückte mir das kalte Metall ans Kinn und aktivierte Analyse.

 

Objekttyp: organisch (biologisch)

 

A-Mensch

 

Inkarnator

 

Klasse: ???

 

Analyse läuft …

 

Gesamtbiomasse: 105,69 kg (potenzieller Verlust: 30 %)

 

Anima: ??? (potenzieller Verlust: 0 %)

 

Ontologisches Prion: Alpha Plus, ??? (erfordert separate Analyse). Potenzieller Verlust: 0 %

 

Genetische Modifikationen:

 

??? (erfordert separate Biomasseanalyse). Potenzieller Verlust: 90 %

 

Gesamt-Azur: 34.200 (wird für Desintegrationszwecke verwendet)

 

Azur-Artefakte: 2 (separate Analyse erforderlich). Potenzieller Verlust: 0 %

 

Recycelbare Materialien: 7 kg (potenzieller Verlust: 100 %)

 

WARNUNG!

 

Die Desintegrationsanalyse führt zur völligen Zerstörung des Objekts. Einige Komponenten gehen dabei unwiderruflich verloren.

 

WARNUNG!

 

Einige Charakteristika des Objekts konnten nicht identifiziert werden.

 

WARNUNG!

 

Der Bauplan des Objekts kann nicht erstellt werden. Replizieren des Objekts unmöglich.

 

WARNUNG!

 

Das Objekt wurde als Teil des Stellar-Systems identifiziert. Keine aktiven Missionen gefunden. Jegliche feindseligen Aktionen gegen das Objekt, auch die Desintegration, werden als unbegründete Aggression eingestuft.

 

Desintegrationskosten: 69.000 Azur (inklusive des verfügbaren Azurs des Objekts)

 

Desintegration abgeschlossen in: 3,9 Sekunden

 

Möchten Sie das Objekt desintegrieren?

 

Es machte ganz den Anschein, als hätte mich Prometheus nicht angelogen. Er hatte auch nicht geblufft: Irgendetwas stimmte ganz eindeutig nicht mit mir. Weder meine A-Klasse noch die Zahl der Ontoprionen ließen sich feststellen. Die drei Fragezeichen konnten alles zwischen einhundert und eintausend bedeuten. Dasselbe galt für meine Anima: Der Handschuh konnte sie einfach nicht als einzelnes Objekt identifizieren. Würde er mich desintegrieren, müsste meine Seele dabei in eine Vielzahl von Komponenten aufgebrochen werden.

 

Somit hatte ich wenigstens eine Möglichkeit gefunden, die in mir gefangenen Seelen freizulassen, allerdings stellte sie den letzten Ausweg dar.

 

Ich brach die Desintegration ab und steckte den Handschuh weg. Die Energiestufen bewegten sich gefährlich nah am Nullbereich. Nur ein paar weitere Aktivierungen würde den Azur-Vorrat des Artefakts völlig aufbrauchen – und ich hatte noch nicht herausgefunden, wie es sich »wieder aufladen« ließ.

 

Beim verdammten Engel. Wer war ich denn eigentlich?

 

Als sie meine Unsicherheit spürte, meldete sich Miko leise, aber entschieden zu Wort.

 

»Du bist Grey. Einfach Grey. Du bist ein neues Wesen mit einer neuen Seele, die Prometheus auf seiner eigenen Anima aufgebaut hat, und darin wurden all die anderen verwoben wie die Fäden eines feinen Teppichs, wobei jede von ihnen dir ein anderes Geschenk gemacht hat. Ich bin bei dir, Inkarnator. Es gibt keinen Grund, warum du dich deshalb so aufregen solltest. Wir beide haben noch viel zu tun.«

 

»Und was wird passieren, wenn wir sie freilassen?«

 

»Es tut mir sehr leid, Grey, aber diese Vorgänge sind ungemein gefährlich. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass deine Enyo dabei zerfetzt wird. In diesem Fall werden wir wohl sterben.«

 

Das war keine Option. Es musste einen anderen Weg geben.

 

Völlig unerwartet ging mir auf, dass ich erst Frieden finden würde, wenn ich diesen Weg gefunden hatte. All jene, die in mir gefangen waren – sie mussten unbedingt zurückkehren. Das war meine Pflicht und auch unsere wesentliche Trumpfkarte. Selbst auf null zurückgesetzt wären mehrere Hundert Inkas der Ersten Legion genau die Art von Reservearmee, mit der die erschöpfte, im Bruderkrieg befindliche Stadt in die Knie gezwungen werden konnte.

 

»Miko? Was hältst du von alldem?«

 

Mein Cogitor seufzte schwer und synchronisierte sich mit meinen Emotionen. Sie schien von Prometheus' letztem Neuralsiegel auch alles andere als begeistert zu sein.

 

Dennoch blieb ihre Stimme fest.

 

»Ich bin sehr stolz auf dich, Grey. Und auch auf mich, zumindest ein bisschen, weil du das alles ohne meine Hilfe nicht geschafft hättest. Wenigstens wissen wir jetzt, wie alles angefangen hat und wie es enden soll. Nun müssen wir nur noch dafür sorgen, dass es auch passiert, Inkarnator.«

 

Trotzdem sorgte irgendetwas an der ganzen Sache dafür, dass meine Paranoia neuen Auftrieb bekam. In Prometheus' Nachricht gab es einige Inkonsistenzen, irgendetwas auf der instinktiven Ebene, das ich nicht genau zu benennen vermochte. Er hatte sich mir nicht einmal gezeigt. Und wenn all die anderen Inkas um ihn herum infiziert waren, dann musste er es ebenfalls gewesen sein. Der Körper im Sarkophag, den ich gesehen hatte, wies Anzeichen für eine Infektion auf. Konnte all das nur ein cleverer Trick sein, einer der hinterhältigen Pläne der Dunkelheit, um die Inkas von Stellar dazu zu bringen, den Schwarzen Mond mit einem neuen Nukleus auszustatten? War das nur eine Intrige, damit sie das, was sie angefangen hatte, zu Ende bringen und die Erde ein für alle Mal zerstören konnte?

 

»Ich bin ganz deiner Meinung, dass einige Details Fragen aufwerfen, Inkarnator. Es gibt gewisse Lücken in der Zeitlinie ihrer Mission zum Schwarzen Mond, über die wir rein gar nichts wissen. Beispielsweise haben wir keine Ahnung, was sie neunzig Jahre lang dort oben getrieben haben. Aber eine Sache steht fest: Deine Neuralsiegel wurden von einem aktiven Großlegaten eingerichtet. Und wir wissen ja, dass der Cogitor blockiert wird, sobald der Xenocyte einen Ontoprionen infiziert, sodass die betroffene Person keinen Kontakt mehr zum Stellar-System hat. Was demzufolge bedeutet, dass Prometheus zu dem Zeitpunkt, zu dem er die Siegel aktiviert hat, sauber gewesen sein muss. Wie das möglich gewesen sein soll? Tja, da habe ich mehrere Theorien. In der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit könnte es entweder eine unbekannte Fähigkeit gewesen sein, die die Dunkelheit vertreiben kann, oder es lag an der Gabe des Daat. Alternativ wäre es auch denkbar, dass Prometheus die Siegel längst eingerichtet hatte, als er sich jenseits des Randes auf null zurücksetzte … Die Liste geht noch weiter, aber im Grunde genommen besitzt keine dieser Hypothesen noch einen praktischen Wert.«

 

»Wieso nicht?«

 

»Weil Stellar bereits neue Missionen erteilt hat, die wir ausführen müssen.«

 

Miko hatte recht. Mein VR-Interface zeigte mir neue blinkende Nachrichten an. Ich berührte eine, um sie aufzurufen.

 

Neue Mission verfügbar: Schwarzer Mond

 

ROTER ALARM

 

Neutralisieren Sie mit allen verfügbaren Mitteln die Auswirkungen des planetaren Xeno-Objekts SCHWARZER MOND auf dem PLANETEN ERDE.

 

Die weiteren Anweisungen sind geheim. Benötigte Freigabestufe: Legat.

 

Warnung! Ihre Freigabestufe wurde gewaltsam modifiziert und der Ausnahmeliste des Systems hinzugefügt!

 

Informationen werden aktualisiert …

 

Aufgaben:

 

1. Bringen Sie den Stellar-Nukleus auf den Schwarzen Mond.

 

2. Schließen Sie ihn an die Schaltkreise im Atrium der Dunkelheit an.

 

3. Reaktivieren Sie die Steuerung, und zerstören Sie den Schwarzen Mond, indem Sie ihn Richtung Sonne steuern.

 

Belohnungen:

 

Das Überleben des Planeten Erde

 

Unbekannt

 

Unbekannt

 

Ganz genau: Das System hatte anhand von Prometheus' Anweisungen eine neue Hauptmission angelegt. Höchst interessant. Das bedeutete, dass die Großlegaten in der Tat Alarme erstellen oder modifizieren konnten, indem sie mithilfe des Nukleus neue Aufgaben erstellten. Dadurch ließen sich auch einige andere Punkte erklären, beispielsweise die Tatsache, dass ich auf der »Ausnahmeliste« des Systems gelandet war. Nun kannte ich alle Details, obwohl die aktuelle Freigabestufe des Systems auf Legat gesetzt war.

 

Zudem machte es ganz den Anschein, als hätte Prometheus entschieden, auf Nummer sicher zu gehen, indem er es nicht zu einer persönlichen Mission für sich selbst machte – oder vielmehr für mich. Sollte ich jetzt den Tod finden, wären die überlebenden Inkas verpflichtet, diese Selbstmordmission zu erfüllen.

 

Warum Selbstmord? Ohne Stellar und die entsprechenden Einschränkungen würde das gesamte Inkarnatorensystem auf der Erde innerhalb weniger Generationen verschwinden. Stellar war das Einzige, das alle Inkas zusammenhielt und ihre Aktionen koordinierte, obwohl Whisper und seine Archons diese Tatsache so gut es ging zu ignorieren versuchten.

 

Außerdem musste ich noch eine andere Sache bedenken: Wäre unsere Sonne überhaupt in der Lage, ein solches Geschenk zu verkraften? Zwar war der Schwarze Mond von der Größe her ein Sandkorn im Vergleich zu einem Stern, doch es handelte sich dabei um ein A-Objekt, daher ließ sich nicht vorhersagen, welche unberechenbaren Energiewogen seine Zerstörung auslösen würde.

 

All das musste gründlich durchdacht und mit anderen Personen besprochen werden, die weitaus bewanderter waren.

 

Ich öffnete die nächste Mission.

 

Neue Mission verfügbar: Die Besessenen

 

BLAUER ALARM

 

Setzen Sie alle verfügbaren Mittel ein, um die BESESSENEN (sprich, die mit dem modifizierten Xenocyte der Umbra-Klasse infizierten Inkarnatoren) bei der Aufhebung des Alarms SCHWARZER MOND mit einzubeziehen.

 

Belohnungen:

 

Blauer Stern

 

Unbekannt

 

Unbekannt

 

Oh. Obwohl ich nicht wusste, wie der Text vor Prometheus' Modifikation ausgesehen hatte, ging ich fest davon aus, dass es der direkte Befehl gewesen war, sämtliche infizierten Inkas zu eliminieren. Aber nun hatte Prometheus ihn verändert und darauf begrenzt, die Deserteure aufzuspüren, denen die Flucht vom Schwarzen Mond gelungen war, und sie bei der Auslöschung des Schwarzen Mondes mit einzuspannen.

 

Aber noch entscheidender war, dass er zwischen Dunkelheit und Umbra unterschied. Hatte Zack etwa recht gehabt, als er behauptete, es wäre Trübsal gelungen, den Xenocyten komplett zu bändigen?

 

Mora. Ich musste dringend mit Mora sprechen. Sie wusste eine ganze Menge über die Dunkelheit.

 

Aber vorher kam noch der interessanteste Teil: die persönlichen Missionen, die Prometheus für sich – oder vielmehr mich – erstellt hatte. Dann mal los!

 

Neue Mission: Erste Legion

 

Missionsart: Persönlich

 

Aufgabe: Sie müssen einen Weg finden, die Seelen der Krieger der Ersten Legion zu befreien, die in Ihnen gefangen sind. Sorgen Sie dafür, dass Sie bei dem Prozess nicht umkommen. Wenn es Ihnen gelingt, stellen Sie mit ihrer Hilfe die Erste Legion wieder her. Nutzen Sie dazu alle verfügbaren Mittel und Ressourcen, auch die Ontoprionen des Würfels und des Nukleus.

 

Das ist unser letzter Versuch. Wir dürfen auf keinen Fall scheitern.

 

Belohnungen:

 

Empfehlungen

 

Blauer Stern

 

Unbekannt

 

Es war offensichtlich, dass ein Mensch diese Mission geschrieben hatte. Sie klang eher wie eine freundliche Nachricht als wie ein offizieller Befehl. Das ergab selbstverständlich Sinn, und ich war sehr froh, dass ich keinerlei Einwände dagegen hatte. Prometheus wollte, dass ich seinem Lebenswerk wieder zu altem Glanz verhalf, und ließ mir bei der Umsetzung freie Hand.

 

Seine Erwähnung der Ontoprionen des Nukleus verwirrte mich allerdings ein wenig. Meinem Interface zufolge enthielt Stellar sechzehn der ursprünglich hundertundvierzigtausend Original-Ontoprionen. Wie waren sie wieder im Nukleus gelandet? Und wie konnte ich sie dort herausholen, um zu versuchen, sie wieder mit Anima zu verbinden? Denn wenn wir diese Technologie beherrschten, dann konnten wir neue Inkas erschaffen! Prometheus hatte es derart beiläufig erwähnt, als wäre es ein Kinderspiel. Was nur bedeuten konnte, dass es bereits eine Lösung gab und sie in meiner Reichweite liegen musste.

 

Bei diesem Gedanken erschauderte ich vor Aufregung. Trotzdem zwang ich mich, wieder ruhiger zu werden, denn die nächste Mission stellte sich ebenfalls als äußerst interessant heraus …

 

Neue Mission verfügbar: Kugelstern

 

Finden Sie den KUGELSTERN und reaktivieren Sie ihn. Um den Reaktor wieder hochzufahren, benötigen Sie die Ressourcen entweder aus dem INVENTAR oder dem AURORA-PROJEKT. Sobald das geschafft ist, gehen Sie zur Eliminierung des Daat über.

 

Sie müssen Ihre Koordinaten und Ihr Ziel streng geheim halten.

 

Belohnungen:

 

Der KUGELSTERN

 

Blauer Stern

 

Unbekannt

 

Interessant. Ich bildete mir ein, schon einmal vom Kugelstern gehört zu haben. Anscheinend war das eines von Prometheus' legendären Projekten, genau wie die Monolithen und der Würfel. Es musste irgendetwas mit dem Militär zu tun haben, doch sämtliche Details unterlagen der höchsten Geheimhaltungsstufe.

 

Die Mission beinhaltete auch ein Detail mit den Koordinaten – aber sobald ich sie geöffnet hatte, entwich mit unwillkürlich ein Fluch. Hätten sie das Ding nicht etwas näher bauen können?

 

Tja, daran ließ sich nichts ändern. Mir würde schon etwas einfallen, oder jemand anderes hatte eine Idee.

 

Neue Mission verfügbar: Der Daat

 

Sie müssen zuerst die Mission KUGELSTERN abschließen, um diese Mission zu aktivieren.

 

Bitte beachten! Von größter Wichtigkeit! Könnten Sie diese Mission bitte mir zu Gefallen abschließen, bevor Sie zum Schwarzen Mond zurückkehren?

 

Ich hatte etwas in der Art erwartet. Alle Missionen waren miteinander verbunden, sodass der Daat zum zweiten Schritt der Kugelstern-Mission wurde. Höchstwahrscheinlich wollte er, dass ich die transzendentale Kreatur vernichtete, die sich in der lilafarbenen Verwerfungslinie verbarg.

 

Das gab mir zu denken. Prometheus konnte nicht damit gerechnet haben, dass ich durch puren Zufall auf die lilafarbene Verwerfungslinie stieß, bevor ich es zurück zur Stadt schaffte. Er konnte nicht gewusst haben, dass das Monster von jenseits des Randes von mir verlangen würde, die Abmachung zu bestätigen, die es zuvor mit Prometheus getroffen hatte. Ebenso wenig hatte er erwarten können, dass mir die Kreatur ebenfalls ein geheimnisvolles Geschenk machte.

 

Was nur bedeuten konnte, dass ich ein weiteres Ass im Ärmel hatte, von dem Prometheus nichts wusste. Oder eine tickende Zeitbombe. Damals hatte mich der Daat im wahrsten Sinne des Wortes in einzelne Moleküle und Atome zerlegt, um mich dann wieder zusammenzusetzen. War es ihm dabei etwa auch gelungen, den Inhalt der verschlüsselten Neuralsiegel zu lesen?

 

»Versuch nicht, mich zu vernichten«, hatte er mir beim Abschied gesagt. War er in der Lage gewesen, Prometheus' Absichten zu erahnen – oder hatte er sie sogar gekannt?

 

In jedem Fall war dies ein entscheidender Faktor, den ich bedenken musste, bevor ich eine Entscheidung traf. Ich musste sowohl das Geschenk des Daat als auch seine Absichten genauer ergründen …

 

Eine letzte persönliche Mission ließ sich noch öffnen, und ihr Name sprach für sich.

 

Neue Mission verfügbar: Großlegat

 

Wir können das System nicht überlisten, damit Sie Ihren alten Rang zurückerhalten. Daher schlage ich vor, dass Sie versuchen, aus eigenen Kräften aufzusteigen. Ich werde Sie dabei unterstützen, indem ich Ihnen neue persönliche Direktiven erteile und Ihre neue ID in die Stellar-Ausnahmeliste eintrage. Auf diese Weise haben Sie immerhin schon mal die Freigabestufe der höchsten Kommandoebene. Um die Restriktionen zu umgehen und zumindest einige Ihrer Funktionen wiederherzustellen, habe ich einen Neuralschutz eingerichtet, der notfalls jeden Stellar-Inka auf null zurücksetzt. Hier ist der Aktivierungscode.

 

Benutzen Sie ihn nur im äußersten Notfall!

 

Aufgabe: Versuchen Sie, Ihren Rang als Großlegat zurückzugewinnen

 

Belohnungen:

 

Freischalten aller Handschuhfunktionen

 

Unbekannt

 

Unbekannt

 

Offenbar konnte selbst Prometheus die grundlegenden Regeln des Systems nicht umgehen, um mir meinen alten Rang mit all den dazugehörigen coolen Optionen freizuschalten. Daher musste er beschlossen haben, das System auszutricksen, indem er mehrere »persönliche« Direktiven einrichtete, die mir dabei helfen sollten, schnellstmöglich innerhalb der Stellar-Hierarchie aufzusteigen.

 

Bedauerlicherweise hatte er die aktuelle Situation auf der Erde nicht vorhersehen können, daher klangen seine Aufgaben ein bisschen schwammig – dennoch erleichterten sie mir die Aufgabe.

 

Was den Neuralschutz anging, konnte er nur das Neuralsiegel meinen, das Nemesis bereits auf null zurückgesetzt hatte. Nun war ich jedoch in der Lage, vollständig darauf zuzugreifen, und verfügte über eine der furchterregendsten Waffen eines Großlegaten.

 

Ich mahlte mit den Kiefern. Verdammt! Wäre das etwas früher passiert und hätte Prometheus die Revolution der Inkas und den Bürgerkrieg in der Stadt vorhergesehen, dann wären viele Todesfälle vermeidbar gewesen.

 

Der Stellar-Nukleus glitzerte vor mir und sah dank der goldenen Facetten und der blauen Azur-Aura wahrlich prachtvoll aus. Nun gab er keinen Ton mehr von sich und versuchte auch nicht länger, sich in meinen Kopf zu hacken. Was nur bedeuten konnte, dass meine aktuelle Mission abgeschlossen war.

 

Dieses Alien-Gerät von einem anderen Planeten hatte sein System an die Bedürfnisse einer vollkommen anderen Zivilisation anpassen müssen: an die von Individuen mit freiem Willen. Sowohl die Vorstellung als auch die Ausführung ließen viel zu wünschen übrig, doch die einstigen Erschaffer des Inkarnationsprotokolls hatten vermutlich keine andere Wahl gehabt …

 

Waren wir hier fertig? Konnte ich jetzt gehen? Es gab so viele dringende Angelegenheiten, um die ich mich kümmern musste. Esther, Alice, Castor, Mora …

 

»Warte kurz, Grey. Wir sollten zuerst unsere alten Missionen abschließen.«

 

Gehorsam berührte ich das Missions-Icon. Hinter der folgenden Aufgabe leuchteten in beruhigendem Grün die Worte MISSION ABGESCHLOSSEN:

 

Richter (10/10)

 

Ich hatte eigenhändig sieben als »gefährliche Verbrecher« gekennzeichnete Inkas eliminiert. Drei weitere standen auf Ravens und Alices Listen, und sie waren soeben hinzugefügt worden – wahrscheinlich, weil meine Gruppe zusammen mit den anderen meuternden Inkas die restlichen Legionstruppen, die Whisper noch immer treu ergeben waren, zum Aufgeben drängten.

 

Stellar hatte mir für jeden, der eliminiert oder anderweitig neutralisiert worden war, eine Empfehlung ausgestellt. Insgesamt bekam ich vom System für den Abschluss der Richter-Mission großzügigerweise noch einen Weißen Stern, einen Verdienstorden, den ich für die weitere Beförderung benötigte.

 

Der Abschluss der Abfang-Mission war eine angenehme Überraschung. Ich hatte sie im Tumult der letzten Tage vollkommen aus den Augen verloren. Sie musste auf der Liste gelandet sein, als Whisper die Absolute gestartet hatte, und war bei meinem Tod während ihrer Vernichtung abgeschlossen worden. Die A-Strahlung hatte mich mehrfach umgebracht und zur Wiederbelebung gezwungen, sodass die Missionsbenachrichtigungen in der Flut der Systemmeldungen untergegangen waren. Für diese Mission bekam ich einen weiteren Weißen Stern und eine Batterie mit 50.000 Azur.

 

So sah mein Status jetzt aus:

 

Name: Grey

 

Rang: Zenturio

 

Kampfgruppe: Amnesie (Empfehlungen: 25, Verdienstorden: 3 (Blauer Stern), 3 (Weißer Stern))

 

Gesamt-Azur: 24.300/73.700

 

Quelle: Energietyp Ra

 

Besondere Fähigkeiten: Lichtfleck (3), Verstärkungen mit Licht (3), Lichtblitz (5), Heilung mit Licht (3), Aura des Lichts (3), Schwert des Lichts (5).

 

Physikalische Modifikationen: Evolution des Geistes (1), Quellen-Upgrade (22), Quellen-Splicing (1), Knochenstruktur-Upgrade (5), Muskelgewebe-Upgrade (5), Metabolismus-Upgrade (2), Nervensystem-Upgrade (5), Neocortex-Upgrade (5), Thalamus-Upgrade (5), Blutkreislauf-Upgrade (2)

 

Genetische Modifikationen: Binokularsicht (Ptar-Genom), Undurchdringlichkeit (Tiefkrabben-Genom), Anführer des Rudels (Rattenkönig-Genom), Molekularregeneration (Hydra-Genom), Azursicht (Teufels-Genom), Psychokinese (Foglers-Genom), Drachenknochen (Pseudodrachen-Genom)

 

Verfügbare Neurosphären: 2

 

Verfügbare Genome: Effektormatrix, Überlegenen-Siegel

 

Laufende Missionen: Die Monolithen-Garnison (NICHT ABGESCHLOSSEN), Erste Legion (NICHT ABGESCHLOSSEN), Kugelstern (NICHT ABGESCHLOSSEN), der Daat (NICHT ABGESCHLOSSEN), Großlegat (NICHT ABGESCHLOSSEN)

 

»Theoretisch könnten wir befördert werden, Grey.«

 

Wirklich? Für den nächsten Rang eines Primipilus, auch Senior-Zenturio genannt, waren ganze fünf Weiße Sterne vonnöten. Doch sobald ich mir die blinkenden Symbole genauer angeschaut hatte, wurde mir bewusst, dass Stellar zwanzig Empfehlungen als zwei Weiße Sterne wertete, und ich hatte sogar fünfundzwanzig. Daher entsprachen zehn Empfehlungen offenbar einem Weißen Stern – was vermutlich Stellars Methode war, um die Inkarnatoren zum Abschluss einfacher Missionen zu bewegen, damit sie sich nicht nur auf die profitableren konzentrierten. Konnten Blaue Sterne ähnlich umgerechnet werden?

 

»Nein, das geht leider nicht. Die Blauen, die Gelben und die Roten bekommt man nur für das Aufheben von Alarmen.«

 

Okay. Wenn man den Rang eines Legaten erreicht hatte, wurden alle weiteren Beförderungen demzufolge zu einer zähen und undankbaren Aufgabe. Was vermutlich auch der Grund dafür war, dass Prometheus mir einige persönliche Missionen übertragen hatte, für die ich Blaue Sterne bekommen würde – er hatte ganz genau gewusst, wie schwierig es im späteren Verlauf werden würde. Wahrscheinlich hatte er sogar daran gezweifelt, dass ich in der Lage war, die höheren Ränge ohne Hilfe zu erreichen.

 

Herzlichen Glückwunsch! Sie wurden zum Commander befördert!

 

Neuer Rang: Primipilus

 

Ihr Status wurde aktualisiert. Sie haben einen Energieschild-Schulterschutz für Zenturios erhalten.

 

Diese Belohnung stellte sich als Hightech-Rüstungsteil heraus, das einen Teil des Cyberanzugs des Zenturios ausmachte. Ich hatte bei einigen Offizieren der Legion etwas Vergleichbares gesehen – doch dieser modifizierbare Schulterschutz ließ sich auch einzeln nutzen. Er war wie ein halbrundes Schulterstück geformt, mit dem Stern von Stellar versehen und enthielt einen eingebauten Energiefeldgenerator, der den Träger vor kinetischen und Energiewaffen zu schützen vermochte, ihn allerdings nicht vollkommen unverletzlich machte.

 

Ich verstaute ihn vorerst in meinem Cryptor: Mein Avatar-Anzug war noch intakt und bot mir einen weitaus besseren Schutz. Doch eines Tages würde ich vielleicht auf meine neue Errungenschaft zurückgreifen.

 

Danach wandte ich dem Stellar-Nukleus den Rücken zu und verließ die Blauer Vogel.

 

Es wurde Zeit, einige Dinge in Gang zu setzen.

 

 

 

2

 

 

 

MORA WARTETE OBEN AUF MICH. Die dunkle Leere unter ihrer Kapuze drehte sich zu mir um. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich ihr Gesicht noch nie gesehen hatte. Die Intensität ihres Psi-Felds gab mir deutlich zu verstehen, dass die Schattenflüsterin stinksauer auf mich war.

 

»Was in aller Welt haben Sie getan?«, zischte sie. »Was hat Sie dazu gebracht, die Einstellungen von Stellar zu verändern?«

 

»Es war nötig, um andere zu retten. Außerdem hat Prometheus das gemacht. Er hat mir gezeigt, was auf dem Schwarzen Mond passiert ist. Es gab keinen anderen Weg …«

 

»Das ist eine Lüge! Aus Ihnen spricht die Dunkelheit!«, spie sie mich förmlich an. »Jeder, der je damit in Kontakt gekommen ist, jeder, der wissen wollte, was sich jenseits des Randes befindet, wurde zu einem Besessenen!«

 

Aha, sie regte sich also über die Veränderung im Status des Besessenen-Alarms auf. Mora hasste die Dunkelheit abgrundtief. Wer immer auch nur einen Kompromiss vorschlug, wurde zu ihrem persönlichen Feind. Allerdings tappte ich hinsichtlich der Gründe für ihren Fanatismus noch immer im Dunkeln.

 

Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich spürte deutlich Gefahr. Im Augenblick war Mora völlig unkontrollierbar und bebte vor Zorn wie eine gespannte Bogensehne. Anders als sie hatte ich diese Konfrontation nicht gewollt, daher konzentrierte ich mich und versuchte, mithilfe von Anführer des Rudels meine Gelassenheit und Zuversicht mit ihr zu teilen.

 

»Ich bin nicht besessen, Mora.«

 

»Weh uns«, flüsterte sie. »Wir haben diesen Kampf verloren.«

 

Dann bewarf sie mich mit etwas. Die zwischen uns bestehende Anspannung hörte auf einem Schlag auf.

 

Mir wurde klar, dass ich ins Leere starrte, da Mora längst wieder in den Schatten verschwunden und auf den verschwommenen, nur ihr bekannten Wegen entkommen war; wütend und enttäuscht, aber noch immer zögerlich, ihre Aggression gegen mich zu richten. Zumindest das schenkte mir Hoffnung.

 

Ich brauchte ihre Hilfe. Ihr Wissen. Über die Dunkelheit. Über Umbra. Über die Geschichte der Besessenen.

 

Und auch über den Würfel. Mora kannte definitiv die Identität der Person, von der Cat befreit werden wollte. Vielleicht konnten wir später, wenn ihre rachsüchtige Wut verflogen war, normal darüber reden.

 

Ich hob das Objekt auf, das sie nach mir geworfen hatte. Es handelte sich um ein goldenes Stirnband, das an einem Ende geöffnet war und wie ein zarter, mit feinen, meisterhaft angelegten Motiven verzierter Halbmond aussah. Das war die berühmte Schwebende Krone, das Symbol der Macht im Rat der Archons.

 

Was wollte Mora mir mit dieser Geste vermitteln? Dass sie ihren Status und ihre Pflichten aufgab? Tja, falls dem so war, handelte sie arg voreilig: All jene, die von Whispers Verbrechen gewusst haben, würden vermutlich ohnehin vor dem Kriegsgericht der Legion landen. Ich hatte gehofft, sie beschützen zu können – schließlich hatte sie mir durch die Rettung vor der Speer-Rakete das Leben gerettet. Dennoch war es vermutlich besser so. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie zurückkommen würde. Ihr Pflichtgefühl verhinderte es, dass sie den Würfel ungeschützt ließ.

 

Ich nahm Kontakt zu den anderen auf. Die Meuterer schlugen sich gut, bewegten sich durchs Stadtzentrum und übernahmen unterwegs alle wichtigen Anlagen. Es lief sogar noch besser als geplant, da wir praktisch auf keinerlei Widerstand oder Straßenkämpfe stießen. Ohne Whisper, Mora und Furius war die Verteidigung der Stadt wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Die zivile Bevölkerung wurde von Panik und Verwirrung heimgesucht, während der Großteil der Inkas und Legionäre, die dem Rat treu ergeben waren, sich entweder ergaben oder auf unsere Seite überliefen. Dabei floss so gut wie kein Blut.

 

Wobei »fast« das entscheidende Wort war. Denn es gab trotzdem beinahe einhundert Tote. Die Erste Kohorte hatte zusammen mit »Furius‘ Kindern« und einigen wenigen Legionseinheiten die Befehle der Archons bis zuletzt ausgeführt und den Nadelturm sowie Teile des Arsenals verteidigt. Letzten Endes waren wir gezwungen gewesen, einige Inkas zum Aufräumen hinzuschicken. Am Abend war alles vorbei: Die gesamte Stadt und all ihre entscheidenden Schnittstellen standen unter unserer Kontrolle.

 

Ich hatte einige Zeit nach Whispers Gefangenen gesucht – und es war mir sogar gelungen, sie zu finden und zu mir bringen zu lassen. Ed und Jan waren beide am Leben, jedoch schwer verprügelt worden. Esther sah hingegen nahezu normal aus. Sie konnte ohne Hilfe laufen und humpelte nur leicht, war unfassbar dünn und aufgelöst, zudem prangte eine neue Falte über ihrer Nase. Ihre Augen waren gerötet, als hätte sie geweint – oder mehrere Nächte nicht geschlafen.

 

Als sie mich sah, richtete sie sich auf und wiederholte den Salut der Legionäre, die sie begleiteten. In ihrem Blick spiegelte sich eine Mischung aus Angst und … Schuldgefühlen?

 

»Ave, Prometheus!«

 

»Essie«, sagte ich. »Du bist am Leben.«

 

»Grey«, murmelte sie verängstigt. »Ave, Grey!«

 

Auf einmal sah ich mich so, wie sie mich wahrnehmen musste: als strahlenden Inkarnator in Engels Flügelanzug mit den Insignien eines ihr vorgesetzten Zenturios. Eine Legende, ein Messias; Prometheus‘ Reinkarnation und eine Person, die ehrfürchtig bewundert wurde. Hinter meiner linken Schulter stand Raven. Mit Blut bedeckt, die Sternennadel-Waffe bereit. Auf der anderen Seite lauerte die furchterregende Gestalt von Alice, der Werfüchsin, die den silbernen Guyver-Anzug von Blizzard trug.

 

Dieser Ehrfurcht erregende Inkarnator war das Symbol des tobenden Aufstands – er hatte praktisch nichts mehr mit dem bescheidenen Tribut Grey zu tun, den Esther im Timus gekannt hatte.

 

»Geht es dir gut, Essie? Was haben sie dir angetan?«

 

»Es … geht mir gut«, hauchte die Afrikanerin und schien Schwierigkeiten zu haben, die aufgesprungenen Lippen zu bewegen.

 

Ich konnte ihr ansehen, dass sie log. »Komm her«, sagte ich.

 

Als sie näher trat, legte ich ihr die Hände auf die Wangen. Diese Geste schien sie zu überraschen.

 

»Essie«, murmelte ich und legte all meine Herzlichkeit in dieses Wort. »Essie, ich bin’s, Grey.«

 

Das arme Mädchen. Whisper musste ihr etwas angetan und sie so unwiederbringlich verändert haben; etwas, das eine tief sitzende Angst in ihr ausgelöst hatte. Sexuelle Gewalt? Folter? Esther hatte sich schon immer als Feigling bezeichnet und Furcht vor Schmerzen gehabt.

 

Als ich tief in ihre braunen Augen blickte, aktivierte ich Anführer des Rudels, um unsere alte mentale Synergie heraufzubeschwören und herauszufinden, was nur mit ihr geschehen war.

 

Esther befreite sich schluchzend aus meiner Umarmung und wich wie ein verängstigtes Tier vor mir zurück.

 

»Nein! Nein! Bitte nicht!«, schrie sie.

 

Unfassbares Entsetzen durchflutete ihren Verstand, als hätte jemand auf einen unsichtbaren Auslöser gedrückt. Ich begriff sofort und zog die mentalen Sonden aus dem Geist der jungen Verzauberin zurück. Whisper musste etwas Ähnliches mit ihr gemacht haben; vermutlich war er in ihr Gehirn eingedrungen, um Informationen über mich und unsere Beziehung zu finden, und dabei nicht zimperlich vorgegangen. Er hatte sie brechen wollen – und es möglicherweise auch geschafft. Die Erinnerung daran musste Ether selbst jetzt noch quälen. Es könnte einige Zeit dauern, ihr dabei zu helfen, diesen schrecklichen Knoten zu durchtrennen.

 

Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.

 

»Nein! Fass mich nicht an!«, kreischte sie, presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und schlang die Arme um ihre Mitte. »Komm nicht in meine Nähe!«

 

»Es tut mir so leid, Essie«, stieß ich hervor. »Ausgerechnet du … Ich wollte das nicht …«

 

Sie erwiderte nichts, zitterte am ganzen Körper. Wieder einmal hatte eine Person meinetwegen leiden müssen.

 

»Wo sollen wir sie hinbringen, Kommandant?«, fragte einer der Legionäre.

 

»Bringt sie zum Medizentrum der Fünften Kohorte. Sucht Tributin Iryan. Sie kennt sie. Bittet sie, sich um Esther zu kümmern.«

 

Ich würde ebenfalls mein Bestes geben, um ihr zu helfen.

 

Schuldgefühle und Enttäuschung stiegen in mir auf. Ich hatte Prometheus‘ Mission abgeschlossen und den Nukleus betreten, war aber dennoch nicht glücklich. Der Preis war zu hoch gewesen. Der Krieg. Die Toten. Das zerstörte Leben so vieler, die mir nahestanden.

 

Beim Betreten des Nadelturms war ich am Boden zerstört. Diesen Ort hatte mein Vorgänger vor langer Zeit verlassen, um zum Schwarzen Mond zu fliegen. Jetzt kehrte ich hierher zurück, damit ich meinen rechtmäßigen Platz einnehmen konnte – und fühlte mich trotzdem nicht wie ein Sieger. Der Weg des legendären Helden stellte sich als gewundener Pfad voller Blut heraus.

 

Sie warteten in der Ratskammer auf mich: die Kommandanten der meuternden Kohorten, die zu den Architekten des Aufstands geworden waren. Das Vakuum an der Spitze der städtischen Hierarchie musste gefüllt werden. So lautete das Gesetz der menschlichen Gesellschaft. Die Stadt benötigte neue Anführer.

 

Castor, ruhig und selbstsicher wie ein Stein. Raksha, die nicht einmal versuchte, sich das triumphierende Lächeln zu verkneifen. Sturm, der noch grimmiger als üblich wirkte. Helios, derart erschöpft, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Kite, der Cassandra ersetzt hatte. Ein Doktor genannter Kerl, den ich nicht kannte und der den toten Technion als Kommandant der Stahlspinnen ablöste. Und zu guter Letzt Gnosis, der den Befehl über die Zehnte Kohorte übernommen hatte.

 

Mir fiel auf, dass sie Whispers Ehrenplatz freigehalten hatten. Der Grund für diese Geste war offensichtlich, daher setzte ich mich auf einen anderen freien Stuhl. Ich hatte nicht das geringste Interesse daran, das neue Regime der Stadt nach dem Vorbild der Ratsdiktatur zu gestalten und den Hochmut, die Eifersucht und die hinterhältigen Intrigen fortzusetzen. Ebenso wenig hatte ich die Absicht, in die Fußstapfen des Obersten Archons zu treten, nicht einmal für einen Moment.

 

Die Inkarnatoren tauschten Blicke. Helios schlug kurz die Augen nieder. Raksha grinste schief. Sturm runzelte die Stirn. Die Mienen der anderen ließen sich nicht deuten.

 

»Grey«, sagte Castor ruhig, »wir haben alle die Updates über die Alarme gesehen. Können wir daraus schließen, dass es dir gelungen ist, den Nukleus zu betreten?«

 

»Ja.«

 

Dies war für alle Inkas eine Angelegenheit, bei der es um Leben und Tod ging sowie Stellars bloße Existenz auf dem Planeten Erde. Da war es kein Wunder, dass sie weitere Details verlangten.

 

Ich berichtete ihnen von meinen Verhandlungen mit Whisper, dass er dem Stern befohlen hatte, die Speer-Rakete abzufeuern, und von Cats Ultimatum. Ich erzählte ihnen von Mora und meinem Besuch des Nukleus. Vom Schwarzen Mond und von Prometheus‘ Mission. Das Einzige, was ich für mich behielt, war die Geschichte über den Daat und den Kugelstern, weil mich Prometheus darum gebeten hatte.

 

Außerdem erzählte ich ihnen nichts von den mehreren hundert Ontoprionen der Inkas der Ersten Legion, die sich in meiner Seele verbargen. Mein Bauchgefühl (und zugegebenermaßen auch Mikos Stimme) sagten mir, dass es ein großer Fehler wäre, selbst meinen Verbündeten diese Art von Informationen anzuvertrauen. Zuerst musste ich mehr darüber herausfinden und wie ich damit umgehen wollte. Ansonsten wären die Konsequenzen einer solchen Enthüllung unvorhersehbar, angefangen mit unnötigem Aufsehen bis hin zu der Tatsache, dass sie eine direkte Gefahr für meine Existenz darstellen konnte.

 

»All das hört sich gelinde gesagt sehr verdächtig an«, stellte Castor trocken fest, nachdem ich meinen Bericht beendet hatte. »Stellars Nukleus auf den Schwarzen Mond zu schaffen … Das klingt mir höchst suspekt. Und es könnte äußerst gefährlich sein.«

 

»Ich würde es eher als verdammte Falle bezeichnen«, knurrte Sturm und warf mir einen Seitenblick zu.

 

»Und was sollen wir ohne das Stellar-System anfangen?« Raksha sprach die Frage aus, die allen auf der Zunge lag. »Was denken Sie darüber, Grey?«

 

Schweigen senkte sich über die Ratskammer, als mich alle anstarrten.

 

»Ich bin der Ansicht, dass wir zuerst herausfinden sollten, wie man das anstellt«, antwortete ich ruhig und hielt ihren suchenden Blicken stand. »Wir müssen eine Risikoeinschätzung durchführen. Lassen Sie mich daran erinnern, dass ich nicht Prometheus bin und mich auch nicht besonders über diese Alarm-Updates freue. Was wir jedoch alle nicht vergessen dürften, ist, dass die Inkarnatoren nur zu dem Zweck geschaffen wurden, die Menschheit zu beschützen. Und ich denke, es ist unsere Pflicht, diese Aufgabe zu erfüllen.«

 

»Ganz genau«, bestätigte Castor ernst. »Wir können nicht ändern, was längst geschehen ist. Dies ist auf jeden Fall ein gewaltiges Update, und wir sind dazu verpflichtet, uns der Sache anzunehmen. Allerdings sollten wir zuerst eine gründliche Analyse durchführen und eventuell einige Experten hinzuziehen. Zudem könnte ich mir vorstellen, dass beim technischen Teil Probleme auftreten … Wie dem auch sei, ich schlage vor, dass wir später darauf zurückkommen. Vorerst gibt es zu viele andere dringende Angelegenheiten, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Fangen wir also lieber damit an.«

 

Ich nickte. Die globale Schwarzer-Mond-Mission kam mir ebenfalls sehr suspekt vor. Es gab zu viele unbekannte Variablen und verborgene Probleme. Um ein großes Haus zu bauen, muss man Hunderte kleiner Ziegelsteine verlegen – demzufolge warteten diverse Prioritäten auf uns.

 

Wir mussten das Leben innerhalb der Stadt wieder normalisieren und die Bevölkerung vor den anrückenden feindlichen Horden beschützen. Zudem mussten wir herausfinden, wer die Stadt leiten sollte und wie man das am besten anstellte. Die frühere Hierarchie des Rates bestand aus mehreren Verwaltungsebenen, die der Kontrolle eines bestimmten Archons unterstanden.

 

»Wir haben Eor gefunden«, meldete Raksha geschäftsmäßig. »Er wurde inhaftiert. Was ist mit Mora, Grey?«

 

»Sie ist fort und hat ihr Amt niedergelegt.« Ich legte ihre Schwebende Krone auf den Tisch. »Offenbar hat sie genug.«

 

»Sie könnte aber zurückkommen«, wandte Kite ein. »Schließlich stand sie schon immer über der Politik.«

 

»Sie hat ihren Posten offiziell aufgegeben, daher können wir uns wohl nicht auf sie verlassen.«

 

»Was ist mit all den anderen Gefangenen? Wir haben zwanzig Inkas und etwa einhundert Offiziere festgenommen. Was fangen wir mit ihnen an?«

 

»Alle normalen Menschen – und dazu gehören auch sämtliche Legionäre und ihre Offiziere, auch jene, die den Archons bis zum Schluss gehorcht haben – sollten begnadigt und sofort freigelassen werden. Sie haben nur Befehle befolgt. Alle verhafteten Inka-Kommandanten sollten vor einem offenen Kriegsgericht der Legion erscheinen.«

 

»Ja«, stimmte Castor zu.

 

Raksha schaute ihn kurz an und nickte dann widerstrebend. Alle anderen schienen diese Entscheidung ebenfalls zu akzeptieren. Was brachte es auch schon, wenn wir unseren Zorn an Gefangenen ausließen, wo wir doch bald alle zur Verfügung stehenden Ressourcen, sowohl aus der Stadt als auch der Legion benötigen würden?

 

»Das Wichtigste ist jedoch, dass wir über die zukünftige Regierung entscheiden!«, fauchte Raksha.

 

Ihre Nasenflügel flatterten leicht; die Ausstrahlungen ihres Psi-Feldes ließen mich deutlich erkennen, wie sehr sie der Ausgang dieses Themas interessierte. Nachdem ich sie in den letzten Tagen etwas besser kennengelernt hatte, war ich mir jedoch fast sicher, dass die Anführerin der Wölfe nicht viel besser wäre als die ehemaligen Besitzer des Nadelturms. Würde die Wahrheit bekannt, gäbe es meiner Meinung nach nur einen Kandidaten, der dieses Postens würdig war.

 

Die Augen aller Inkarnatoren richteten sich auf die in der Luft schwebende Krone.

 

»Grey«, sprach Castor mich an. »Wirst du sie akzeptieren und die Kontrolle über die Stadt übernehmen?«

 

Einige Augenblicke lang starrte ich den goldenen Halbmond, der die Macht der Archons symbolisierte, einfach nur an. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Einwohner der Stadt (und vermutlich auch die Legion) Prometheus‘ Nachfolger begeistert unterstützt hätten. Allerdings verspürte ich nicht das geringste Verlangen, die Geschicke der Stadt zu lenken. Vielmehr wollte ich sie vor Lefties näher rückenden Armeen beschützen. Ich wollte den Kugelstern finden, das Geheimnis des Daat ergründen und die Seelen der Inkas der Ersten Legion befreien. Darüber hinaus bestand mein ultimatives Ziel darin, Prometheus‘ Mission abzuschließen und den Schwarzen Mond zu eliminieren. Keines dieser Ziele ist mit der beschwerlichen Macht vereinbar, die mich für einige Zeit an die Stadt fesseln würde.

 

»Sie müssen eine simple Sache verstehen, Grey«, fuhr Castor fort. »Sie sind der perfekte Kandidat und wurden von Prometheus persönlich vorgeschlagen. Niemand würde je an der Legitimität Ihres Anspruchs zweifeln. Und wenn wir versuchen, einfach mit dem Strom zu schwimmen«, Castor gestattete sich ein sarkastisches Grinsen, als er den Blick über die Anwesenden schweifen ließ, »könnte das alles übel enden. Und das wollen wir doch nicht, oder?«

 

»Bedeutet das, Sie wären alle bereit, meine Befehle zu befolgen?«

 

»Ja!« Helios bestätigte es als Erste mit donnernder Stimme.

 

»Ja«, sagte Sturm.

 

Gnosis hob zustimmend die Hand.

---ENDE DER LESEPROBE---