Der Doppelmord im Peter Bangs Vej: Fakten, Mythen und Verschwörungstheorien - Frank Bøgh - E-Book

Der Doppelmord im Peter Bangs Vej: Fakten, Mythen und Verschwörungstheorien E-Book

Frank Bøgh

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Beschreibung

Ein spektakuläres Mordrätsel aus dem Jahre 1948: Es gibt viele Spekulationen zum mysteriösen Doppelmord im Kopenhagener Peter Bangs Vej 74. Am Morgen des 20. Februar 1948 wurde das Ehepaar Vilhelm und Inger Margrethe Jacobsen in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden. Der oder die Mörder wurden nie gefunden, aber es ranken sich verschiedene Theorien um diese grausame Tat, die hier genauer beleuchtet werden. Atemberaubende Lektüre!-

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Frank Bøgh

Der Doppelmord im Peter Bangs Vej: Fakten, Mythen und Konspirationstheorien

Übersetzt Patrick Zöller

von Frank Bøgh, Polizeimuseum Autor und ehemaliger Kriminalassistent

Saga

Der Doppelmord im Peter Bangs Vej: Fakten, Mythen und Konspirationstheorien ÜbersetztPatrick Zöller OriginalDobbeltdrabet på Peter Bangs VejCoverbild/Illustration: https://politi.dk/politimuseet/artikler-og-podcasts/teorier-gaetterier-og- onspirationsteorier Copyright © 2014, 2020 Frank Bøgh und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726737714

 

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

 

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Es gibt bestimmte Verbrechen, die aus unbekannten Gründen sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Massenmedien ein außergewöhnlich großes Interesse hervorrufen. In der Regel ist es dabei nicht von Bedeutung, ob die Verbrechen aufgeklärt wurden oder nicht oder ob die verantwortlichen Behörden die Ergebnisse der Ermittlungen publik machen.

In vielen dieser Fälle entstehen Mythen oder es werden Konspirationstheorien entwickelt, die oft sehr komplex und dramatisch sind und äußerst 'farbenfroh' daherkommen.

Das Problem ist ein internationales, und Beispiele für Verbrechen, um die sich Mythen und Konspirationstheorien ranken, gibt es reichlich. Exemplarisch können der Mord an dem amerikanischen Präsidenten J. F. Kennedy 1963, der Terrorangriff auf das World Trade Center in New York oder der Mord am schwedischen Staatsminister Olof Palme 1986 genannt werden. In Dänemark ist der Mord in Finderup Lade 1286 zu erwähnen, als Erik Klipping getötet wurde, außerdem der Højberg-Mord in Århus 1968 und dann drei Verbrechen, die sich 1948 ereigneten: der Pinski-Mord, verübt in der Ny Kongens Gade in Kopenhagen, der Doppelmord in der Køgebucht und der Doppelmord im Peter Bangs Vej.

Diese Fälle zeigen klar, dass Mythenbildung und Verschwörungsgedanken in der Bevölkerung stets beliebt waren und es auch immer noch sind. Aber auch in der politischen Kommunikation kennt man den Begriff.

Als der amerikanische Präsident George W. Bush nach dem 11. September 2001 effektvoll von der „Achse des Bösen“ sprach, ging es nicht um konkretes Wissen. Vielmehr bediente er die Erwartungen innerhalb der Bevölkerung, es stehe eine größere Verschwörung hinter dem Verbrechen.

Vielleicht ist es verständlich, dass in vom Misstrauen gegen Behörden und das politische Milieu geprägten Gesellschaften Mythen und Konspirationstheorien leichter entstehen, was größere Verbrechen und Ereignisse betrifft.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben wir in Dänemark ein sehr großes und umfassendes Vertrauen in offizielle Stellen entwickelt, denen wir in fast allen Zusammenhängen Glauben schenken. Wir glauben an die Objektivität und Überparteilichkeit staatlicher Institutionen wie Gerichte, Polizei und den gesamten öffentlichen Verwaltungsapparat, in denen Korruption ein nahezu unbekanntes Phänomen ist. Dennoch können wir auch in Dänemark Mythenbildung und eine wachsende Anzahl an Konspirationstheorien beobachten. Nicht zuletzt die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg stellen eine außergewöhnliche Blütezeit dieses Phänomens dar.

Das ist nicht zuletzt auf die Unrechtsaufarbeitung zurückzuführen, der ein etwas dubioser Beigeschmack des Mangels an politischem Willen zur Säuberung der Gesellschaft in allen Bereichen und Schichten anhaftete, die das politische Establishment jedoch proklamiert hatte. Hinzu kommt, dass der beinahe göttliche Glorienschein der Widerstandbewegung aus Opferbereitschaft, Unschuld, Reinheit und Selbstaufopferung verblasste, nachdem einige Geschichten ans Tageslicht kamen und geheim gehaltene Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Und dann gab es da noch den Edderkop-Fall, den Spinnen-Fall, der exemplarisch für eine Durchmischung des organisierten Verbrechens mit Teilen der Polizei steht. Das grenzenlose Vertrauen in die öffentlichen Stellen erhielt einen Schuss vor den Bug.

Konspirationstheorie

Konspirationstheorien sind eine radikale Variante des Skeptizismus, der auf einer oder mehrerer der folgenden Annahmen basiert:

Jemand hütet ein Geheimnis und man selbst ist der Einzige, der es gelüftet hat. Es existiert eine Gruppe mächtiger und/oder einflussreicher Menschen, die im Verborgenen zusammenarbeiten mit dem Ziel, wirtschaftliche oder politische Macht oder andere Vorteile zu erlangen. Politiker oder andere Machthaber im Allgemeinen verfolgen mit ihren Aussagen eine verdeckte Agenda. Konspirationstheorien sind nur lückenhaft dokumentierte Theorien oder bedienen sich einer Dokumentation, die von Wissenschaft und Forschung in diesem Bereich nicht anerkannt ist.

Konspirationstheorien liefern nicht verifizierbare Antworten auf Fragen zu komplexen Sachverhalten. Konspirationstheorien trennen nicht scharf zwischen Fakten und Fiktion, obwohl sie oftmals eine Struktur besitzen, die der eines Mythems ähneln.

Daneben haben Konspirationstheorien einen psychologischen Effekt. Für eine Gesellschaft ist es fast unmöglich, mit einem sinnlosen Verbrechen umzugehen. Ganz gleich, wie wahnsinnig die Tat erscheinen mag, es muss eine Erklärung dafür geben. So gesehen ist die Konspirationstheorie ein Schutzschild gegen den reinen Zufall, der per Definition in der Regel sinnlos ist. Sinnlosigkeit kann nicht bearbeitet oder bekämpft werden, wohingegen es möglich ist, eine Konspirationstheorie zu bearbeiten und zu bekämpfen, die in der Realität oft aus einer vollkommen sinnlosen Handlung erwächst.

Konspirationstheorien haben also einen wesentlichen psychologischen Effekt. Sie sind ein Schutzschild gegen Zufälligkeiten. Zufälligkeiten können nicht bekämpft werden und verbleiben daher sinnlos. Aber Konspirationstheorien können bekämpft werden.

Als Beispiel für einen solchen Prozess möchten wir uns eines dänischen Kriminalfalls bedienen, der in den letzten 68 Jahren eine Flut von Mythen und Konspirationstheorien nach sich gezogen hat. Die Rede ist von einem ungeklärten Doppelmord im Jahr 1948, einem Fall, den die Polizei vor 40 Jahren zu den Akten gelegt und der seitdem ein im Großen und Ganzen unberührtes Dasein im Landesarchiv verbracht hat.

Aus irgendeinem Grund hat die Öffentlichkeit nie das Interesse an besagtem Fall verloren. Das Verbrechen taucht in regelmäßigen Abständen in Zeitungen und Klatschblättern auf, und Amateurhistoriker und Journalisten beschäftigen sich bis heute mit der Angelegenheit. Sogar aktuell gibt der Fall Anlass zu neuen Theorien, Buchveröffentlichungen, Verfilmungen und musealen Sonderausstellungen. Dieser Doppelmord ist bis heute eine Tat, zu der sich hunderte von Interessierten zusammenfinden können.

Der Doppelmord im Peter Bangs Vej

Der 20. Februar 1948 war ein stockdunkler und kalter Freitag. Gegen 7.45 Uhr kam Katy Jørgensen auf ihrem Fahrrad im Peter Bangs Vej 74 an. Frau Jørgensen arbeitete seit fünf Jahren als Haushaltshilfe für das Ehepaar Jacobsen, das unter der genannten Adresse im dritten Stock rechts wohnte.

Es handelte sich um den 53jährigen Abteilungsleiter Vilhelm Jacobsen und seine Frau Inger Margrethe Jacobsen, 52 Jahre alt und Hausfrau.