Der Entführungsfall Natascha Kampusch - Peter Reichard - E-Book

Der Entführungsfall Natascha Kampusch E-Book

Peter Reichard

4,7

Beschreibung

Der ehemalige Kripobeamte und preisgekrönte Dokumentarfilmer Peter Reichard steht seit fast zehn Jahren in engem Kontakt mit Natascha Kampusch und hat sich durch intensive Recherche tief in die Details des Entführungsfalles vorgearbeitet. Reichard hat alle wesentlichen Akten akribisch durchforstet, hat mit Zeugen, Beteiligten und Ermittlern sowie mit Natascha Kampusch und ihrer Familie gesprochen. Dabei stolperte er immer wieder über neue Bruchstücke der Geschichte, angebliche Enthüllungen und unterdrückte Wahrheiten. Durch seine detailliert recherchierte Analyse dieses Falles ist er auf Erkenntnisse gestoßen, die niemand vor ihm bisher so klar herausgearbeitet hat. Ursprünglich wollten er und Natascha Kampusch dieses Buch zusammen schreiben, aber um wirklich die ganze Wahrheit des Falles offenlegen zu können und Natascha Kampusch zu schützen, entschlossen sie sich, dass Reichard diese unglaubliche Geschichte alleine erzählen muss. Dennoch war Natascha Kampusch in den Entstehungsprozess des Buches einbezogen, war über dessen Inhalte informiert und steuerte signifikante Informationen bei. Erst durch diese erstmals objektive und ganzheitliche Betrachtung des Falles wird ein komplettes Verständnis der Zusammenhänge möglich. Zudem stieß Reichard auf bisher geheim gehaltene Videos aus dem Entführerhaushalt, die einen noch nie da gewesenen Einblick in die Interaktion und Beziehung zwischen Natascha Kampusch und ihrem Entführer gewähren.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2016

© 2016 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Buchmitarbeit: Evelyne Reichard

Redaktion: Susan Mücke, Berlin

Umschlaggestaltung: Verena Frensch, München

Umschlagabbildung: © Peter Reichard

Abbildungen Bildteil: alle © Peter Reichard, außer »Peter Reichard im zweiten Gespräch mit Prof. Adamovich« und »Natascha Kampusch mit Peter Reichard«, hier © Evelyne Reichard

Satz: Carsten Klein, München

ISBN Print: 978-3-86883-298-3

ISBN E-Book (PDF): 978-3-86413-327-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-328-2

Witere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.muenchner-verlagsgruppe.de

Inhalt

Widmung 

Vorwort von Stefan Aust

Vorwort von Peter Reichard

Prolog

Die Chronologie des Entführungsfalls

Epilog: Die Videos

Danksagung

Bildteil

Personenregister

Verzeichnis amtlicher Quellen

Widmung

Dieses Buch widmen wir Natascha Kampusch. Aber auch ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter Brigitta Sirny, die fast über zwei Jahrzehnte hinweg öffentlich als Verbrecherin diffamiert wurde, obwohl sie unschuldig war.

Wir widmen dieses Buch ebenfalls den aufrechten Beamtinnen und ­Beamten der Staatsanwaltschaften in Wien, Graz und Innsbruck, der »Soko Burgenland«, des Bundeskriminalamts, der Polizei Wien und der Polizeiinspektion Deutsch-Wagram, die sich von Anfang an fürsorglich um Natascha Kam­pusch und ihre Familie gekümmert, die Fakten richtig bewertet haben und sich weder von Wirrköpfen noch von hochrangigen Verschwörungstheoretikern oder einigen schamlosen, machtgesteuerten Politikern von ihrem Kurs haben abbringen lassen.

Unsere weitere Widmung gilt Christian Pabi, dem Diensthundeführer der Wiener Polizei, der schon kurz nach Natascha Kampuschs Entführung einen Hinweis auf den Täter gab. Dass sein Hinweis unbearbeitet blieb und dadurch die Chance verpasst wurde, ihre Gefangenschaft um mehr als acht Jahre zu verkürzen, belastet ihn bis heute.

Zum Schluss widmen wir das Buch jenen Medienvertretern, die sich den Anstand und Respekt gegenüber Natascha Kampusch und ihrer Familie bewahrt haben, indem sie sich vor niemandes Interessenkarren spannen ließen und mit klarem Blick Spekulationen von Tatsachen zu trennen vermochten. Stellvertretend für sie alle sei der ORF-Journalist Christoph Feurstein genannt.

Evelyne und Peter Reichard

Vorwort von Stefan Aust

Der Name Natascha Kampusch ging um die Welt, nachdem sie sich 2006 aus den Fängen ihres Entführers befreien konnte. Seither beschäftigt ihr Schicksal die Menschen mit kaum nachlassender Neugier. Denn was sie darüber den Ermittlungsbehörden und in den Medien berichtete, stimmte nicht überein mit den Theorien, die amtlich eingesetzte wie selbst ernannte Fallanalytiker öffentlich verbreiteten. Eine Mischung aus Eifer, Wichtigtuerei und Wahnsinn konkurrierte mit den Fakten. Wer sollte da noch durchsteigen?

Das Buch ist ein Führer durch diesen Dschungel aus Dichtung und Wahrheit, die – so das Fazit im Untertitel – beschämend ist. Zu diesem Urteil wird die Leserin, der Leser nicht gedrängt, es stellt sich von allein ein. Denn Peter Reichard hat nicht thematische Schwerpunkte vorsortiert und sie zu Kapiteln verarbeitet, er hat schlicht und einfach die Geschichte des Falles erzählt; so wird aus der Chronologie eine schrecklich logische Abfolge von Ereignissen. Und die beginnen bereits 1994, als Wolfgang Přiklopil die ersten Vorbereitungen für den Bau des Verlieses trifft. Und endet nicht etwa mit der Flucht seines Opfers und seinem Freitod. Die Geschichte geht weiter, noch neun Jahre lang. Bis im Sommer 2015 eine Richterin das Bekenntnis eines wegen Falschaussage angeklagten Mannes, der Natascha Kampusch nach ihrer Selbstbefreiung geradezu gejagt hatte, mit einem Freispruch belohnte und entschuldigend erklärte, er habe in einem »mentalen Tunnel« gesteckt. Das war so etwas wie der peinliche Schlussakkord einer grauenhaften Tragödie.

Der Böse in einem Kriminalfall ist immer der Täter, das ist klar. Doch umso spektakulärer der Fall ist, desto mehr Menschen heben den Finger und wollen mitreden, am liebsten öffentlich. Oder gar mitmischen. Und wenn der Staat ihnen diese Bühne gibt, macht er sich mitschuldig, stellt sich auf eine Ebene mit den (Selbst-)Darstellern. Genau das ist hier geschehen. Freizeitdetektive aus der Mitte der besorgten Bürger sondern in Blogs und Leserzuschriften ihre krausen Hypothesen ab. Doch sie sind ohne Einfluss; vielleicht zum Glück. Den haben die mit klingenden Titeln dekorierten Repräsentanten aus den obersten Etagen der Gesellschaft, darunter ausgerechnet zwei ehemalige Präsidenten der beiden höchsten Gerichte Österreichs und ein pensionierter Familienrichter. Sie bezweifeln die Glaubwürdigkeit Natascha Kampuschs, verfolgen die Theorie, dass deren Mutter in die Entführung verwickelt war, und bezichtigen Přiklopils engsten Freund der Mittäterschaft. Weitere Eingebungen beziehen sie von einem Privatdetektiv, der sich frühzeitig auf die Ermordung des Mädchens festlegte, und einem rechtskräftig verurteilten Betrüger aus Deutschland, der mit angeblichen Pornofilmen des Opfers Ermittlungsbehörden und Medien narrte. Mit dieser Erkenntnismelange füttern sie die Nachrichtenseiten, legen sich mit Justiz und Polizei an, liefern den Vertretern rechtspopulistischer Parteien Steilvorlagen für parlamentarische Anfragen. Und treiben so den Staat vor sich her. Mit der Folge, dass jahrelang Untersuchungsausschüsse, Evaluierungs- und Sonderkommissionen einander ablösen. Bis das FBI und das deutsche Bundeskriminalamt als Retter in höchster Not in den Fall einsteigen und die Fantasien der hochrangigen Herrenriege aus den Akten schütteln. Endgültig.

Kein Wunder, dass Peter Reichard, mit dem ich übrigens schon vor mehr als 50 Jahren Schülerzeitung machte, auch ein satirisches Auge auf die Wiener Gesellschaft wirft und dabei Korruptionsfälle in Politik und Polizei als ungeniert gelebte Selbstverständlichkeit beschreibt.

In diese Welt gerät der bislang vom realen Leben abgeschottete Teenager Natascha Kampusch. Den Tag ihrer Flucht zeichnet Reichard minutiös nach. Es sind zugleich die letzten Lebensstunden ihres Entführers, der nur noch ein Häufchen Schuld und Elend ist und sich am Abend von einem Zug überrollen lässt.

Alles wäre anders gekommen, wenn die Polizei nicht im entscheidenden Moment versagt hätte. Sie erhielt einen gezielten Hinweis auf Přiklopil, sogar noch aus den eigenen Reihen, ging ihm aber nicht nach. Die Chance, Natascha Kampusch bereits knapp zwei Monate nach ihrer Entführung zu befreien, war damit vertan. Später lehnte der Staat eine Entschädigungsleistung für sie mit der Begründung ab, dass sie trotz Einsatzes von Spürhunden in ihrem Verlies nicht hätte entdeckt werden können. Auch dieser Behauptung ist Peter Reichard nachgegangen. Mit Sachverstand, denn als früherer Beamter der Hamburger Kriminalpolizei war er selbst mit Entführungsfällen befasst gewesen. Schritt für Schritt zeigt er eine polizeiliche Alternative auf, die dem kleinen Mädchen die vielen Höllenjahre hätte ersparen können. Das ist ein Teil der »ganzen beschämenden Wahrheit«.

Ein anderer ist der, der mich am meisten berührt hat. Er besteht aus Protokollen, die die Klammer dieses Buches bilden. Es sind die Einblicke in Natascha Kampuschs Jahre im Verlies. Denn der Täter hat sie mit der Kamera dokumentiert. Und damit der Nachwelt ein Zeugnis seiner grausamen Psyche und zugleich der intuitiven Kraft seines Opfers hinterlassen, das ihn am Ende bezwang. Das Material ist einzigartig. Und streng unter Verschluss. Dennoch wird es nun öffentlich. Mit Wissen und Zustimmung von Natascha Kampusch, die nie etwas anderes gesagt hatte, als das, was jetzt aus den Materialien hervorgeht. Die Inhalte der Protokolle widerlegen alle Verschwörungstheoretiker, die sich über den Fall hergemacht haben. Sie beweisen, dass ihre Mutmaßungen über Komplizen und Pornos nichts als perverse Fantasien sind. Und bestätigen stattdessen, dass Natascha Kampusch über die Jahre ihrer Gefangenschaft immer die Wahrheit gesagt hat. Sie war das Opfer eines Psychopathen, dessen Hauptbefriedigung vor allem darin bestand, sie in seiner Macht zu haben. Selten ist die »Banalität des Bösen« (Hannah Arendt) so unter sichtbaren Beweis gestellt worden. Und selten die seelische Stärke eines Menschen so deutlich geworden wie die der 28-jährigen Natascha Kampusch, die acht Jahre und 174 Tage lang in der täglichen Konfrontation mit ihrem Entführer erwachsen wurde und so viel seelische Stärke gewann, dass sie ihrem Peiniger die Stirn bieten und ihm am Ende entkommen konnte. Das Buch zeigt, wie Natascha Kampusch vom willenlosen Opfer zum stärkeren Part in diesem Zweikampf wurde. Die während der Gefangenschaft von ihrem Entführer und danach von vielen selbst ernannten Ermittlern mit Füßen getretene Ehre der Natascha Kampusch wird so wiederhergestellt.

Das ist das größte Verdienst dieses Buches.

Vorwort von Peter Reichard

Wenige Tage vor Weihnachten 2015. Meine Frau und ich haben uns mit Natascha Kampusch und Johannes Silveri, dem Sozialarbeiter, der sie seit ihrer Flucht betreute und ihr auch nach seiner Pensionierung freundschaftlich verbunden blieb, getroffen. Es ist spät geworden. Wir begleiten die beiden durch die belebte nächtliche Wiener Innenstadt zu einem Bankautomaten. Sie müssen sich anstellen, die Schlange feierlauniger Menschen vor ihnen ist lang. Plötzlich nestelt von hinten jemand an Silveris Mantelkragen herum. Er bemerkt es nicht. Aber Natascha Kampusch. Sie schnellt auf dem Absatz herum und blickt in die Gesichter zweier betrunkener junger Männer, die sie laut und hämisch anlachen. Gefahr liegt in der Luft. Doch sie gibt sich unbeeindruckt. Sie verschränkt die Arme vor der Brust, setzt ein breites Lächeln auf, sagt keinen Ton und schaut ihnen direkt in die Augen. Das Signal ist eindeutig: Bis hierher und nicht weiter. Die beiden Adrenalin-Junkies sehen sich irritiert an, dann fällt ihr Blick zurück auf die mindestens zwanzig Zentimeter kleinere Blonde mit dem Buddha-Lächeln. Plötzlich macht es bei einem der Jungs »klick« im benebelten Hirn. »Die Kampusch!«, schreit er, »ja schau, die Kampusch!« Er zeigt mit dem Finger auf sie, dreht sich, weiterhin ihren Namen brüllend, zu den Nachtschwärmern um. Die starren sie im Vorbeigehen an, einige bleiben stehen, die beiden Kumpels johlen und hüpfen auf der Straße herum. Doch sie zeigt allen nur die kalte Schulter. Silveri zieht die Geldscheine aus dem Automaten, wir gehen davon, in gelassenem Tempo, und lassen die Schreihälse und Gaffer zurück.

Natascha Kampusch hat in achteinhalbjähriger Gefangenschaft gelernt, wie sie mit Kontrollverlusten eines Menschen, seiner Unberechenbarkeit, seinen seelischen und charakterlichen Unebenheiten und Verstellungen umgehen muss. Wolfgang Přiklopil hieß dieser Mensch, und er war ihr Entführer. Er ist tot. Sie lebt. Ihr bleiben Erfahrungen, die niemand mit ihr teilen kann. Aber sie geben ihr eine Überlegenheit im blitzschnellen Erfassen bedrohlicher Situationen, die sie schneller entschärfen kann als jeder andere.

Nachdem sie sich in die Freiheit zurückgekämpft hatte, musste sie jedoch erkennen, dass sie keineswegs frei war. Sie war wieder eine Gefangene geworden, zurückgeschoben ins Verlies gesellschaftlicher Verbannung. Diese zweite böse Tat an ihr haben Menschen zu verantworten, deren Verbohrtheit und Eitelkeit mächtiger war als ihr Gewissen. Dagegen war Natascha Kampusch machtlos.

Eigentlich wollten wir dieses Buch zusammen schreiben. Doch schon nach ein paar Manuskriptseiten wurde mir klar: Es wird nicht funktionieren. Jahrelang hatten meine Frau und ich recherchiert, ohne Natascha natürlich. Aber wenn ihr Name als Co-Autorin auf dem Cover erschiene, müsste sie zwangsläufig nicht nur für ihre eigenen Passagen, sondern auch für den gesamten Inhalt des Buches geradestehen. Und der gefiele sicher nicht allen darin genannten Personen. Sie würden weniger über mich als über sie herfallen, davon war ich überzeugt. Um das zu verhindern, müsste ich beim Schreiben hier und da den Schongang einlegen. Das konnte nicht die Lösung sein. Ich beendete daher das gemeinsame Projekt, noch bevor es richtig begonnen hatte.

Dass diese Entscheidung mit dazu beitragen wird, Natascha Kampusch die Freiheit zu gewähren, die für andere selbstverständlich ist, ist meine Hoffnung.

Aber noch mehr ist es meine Bitte.

»Natascha ist 1,45 Meter groß, wiegt 45 Kilo. Sie hat stärkere Statur, glattes, hellbraunes Haar mit Stirnfransen, blaue Augen, trägt ovale, hellblau gerahmte Brille mit gelbem Nasenbügel und schielt etwas. Als sie daheim wegging, hatte sie ein blaues Kleid mit weiß-grau-karierten Ärmeln, eine hellblaue Strumpfhose, eine rote Skijacke mit Kapuze und schwarze Rauhlederhalbschuhe (Größe 34) an. Umgehängt hatte das Mädchen einen blauen Kunststoffrucksack mit gelbem Deckel und türkisem Tragegurt, der ihm als Schultasche diente.«

Suchmeldung nach Natascha Kampusch im Wiener Kurier am 3. März 1998, einen Tag nach ihrer Entführung

»Gehorche! Gehorche! Gehorche! Demütig gehorchen! Immer lieb sein! Immer lieb gehorchen! Demütig sein!«

Entführer Wolfgang Přiklopil zu Natascha Kampusch während der Zeit ihrer Gefangenschaft

Prolog

Wolfgang Přiklopil sitzt in Unterhose und Unterhemd am Küchentisch, links neben seinem auftapezierten Birkenwald. Hinter ihm sind die Jalousien heruntergelassen. In der Küche brennt Licht. Seine »Sklavin«, die ihn »Gebieter« und »Maestro« nennen sollte, ihm diese Ehrerbietung aber verweigerte, auch wenn er sie anfangs mit Gewaltausbrüchen dazu zu zwingen versuchte, richtet das Frühstück her. Das Kind, jetzt elf, das auf den Fahndungsplakaten der Polizei mit seinen drallen Bäckchen übergewichtig wirkt, ist dünn wie ein Strich. Die Wangen, denen nun jeder Babyspeck fehlt, geben dem Gesicht eine teeniehafte Reife. Bekleidet ist Natascha mit einem Hemdchen, auf dem Kopf trägt sie ein helles Hütchen.

»Stell den Teller ordentlich ab. Abspülen! Die Eier!«, befiehlt er. Sie hat Schnupfen, ihre Nase läuft. »Stopf die Nosn (Nase) mit den Fingern zua. Rechts eine (rein), links ausse (raus).« Sie bittet um ein Taschentuch. Er geht nicht darauf ein. Sie setzt sich und isst einen Teller mit Milch und Joghurt und abgezählten Körnern. Sagt etwas. »Red net so vül (viel) beim Essen. Das Essen muss man essen«, belehrt er sie. Es klingelt an der Tür. Er reagiert nicht. Sie löffelt den Teller leer.

Was mag in einem Menschen vor sich gehen, dessen Sehnsucht nach zärtlicher, partnerschaftlicher Zuwendung unerfüllt bleibt? Der zusehen muss, wie scheinbar leicht es für andere ist, sich zu verlieben? Der ein solches Gefühl nur in Träumen und Fantasien erlebt, ohne sicher sein zu können, dass es in der Wirklichkeit nicht noch viel intensiver, beglückender und berauschender ist? Der irgendwann an sich verzweifelt, weil seine Ängste ihn immer dann besiegen, wenn er ein Zeichen setzen müsste, um einem Menschen nahe zu kommen? Was macht er dann? Resigniert er und fügt sich in sein Schicksal? Oder lässt er sich dazu verführen, die für ihn zu wackelige Brücke der Kommunikation endgültig zu meiden, um auf der Kurzstrecke der Sprachlosigkeit ans selbe Ziel zu kommen?

Wolfgang Přiklopil trägt das Foto einer jungen blonden Frau in seiner Geldbörse bei sich. Ursula heißt sie und ist seine große Liebe. Doch das Bild ist ein Trugbild. Sein engster Freund Ernst H. glaubt ihm kein Wort. Er weiß, dass Wolfgang keine Freundin hat. Auch seine Mutter wird Jahre später der Polizei erzählen, dass sie ihren Sohn nie zusammen mit einer Freundin gesehen hat. Ein Nachbar hält ihn gar für schwul. Erst die Polizei wird das Rätsel um Ursula lösen. Sie ist die Tochter eines Ehepaars, das mit Přiklopils Eltern befreundet war. Sie selbst ahnte von seinen Empfindungen für sie nichts.

Seinem Freund Ernst H. erzählt er um 1994, »dass er Kinderpornos und auch normale Pornos habe, die er vor seiner Mutter verstecken müsse«. Etwa zur selben Zeit erwähnt er, »dass er monatlich zu ›Nutten‹ gehen würde«. H. sagt dazu nichts, denn er hält die Bemerkung für Prahlerei. Přiklopil sei »hierfür zu sparsam gewesen«. Und auch der Polizei gelingt es später nicht, wenigstens eine Prostituierte aufzutreiben, die sich an ihn als Freier erinnern kann. Ebenso stößt sie bei der Durchsuchung seines Hauses auf keinen einzigen Porno. Lediglich auf Disketten zu einem veralteten Computer, aus deren Dateinamen »geschlossen werden (kann), dass die Inhalte dieser Disketten, die teilweise nicht mehr auslesbar waren, auch pornographischer Natur waren«.1

1994 könnte das Jahr gewesen sein, in dem der 31-jährige Wolfgang Přiklopil mit dem Bau des Verlieses beginnt. Bislang hat er allein in der Rugierstraße 30 im 22. Wiener Bezirk Donaustadt gewohnt. Nun zieht er um in sein 20 Kilometer entferntes Elternhaus in der Heinestraße 60 im niederösterreichischen Strasshof. Mutter Waltraud übernimmt im Gegenzug seine Wohnung. Nach dem Tod ihres Mannes vor acht Jahren ist es ihr in der gepflegten Kleingartensiedlung der knapp 9000 Einwohner zählenden Gemeinde zu einsam geworden.

In der vorderen zur Straße hin gelegenen rechten Haushälfte befindet sich eine geräumige Garage mit einer von Brettern bedeckten Montagegrube. Die Aussagen darüber, wann Wolfgang Přiklopil sie gebaut hat, gehen auseinander. Die Mutter spricht von 1989 oder 1990, damals soll ihr Sohn sie im Zusammenhang mit dem Kanalanschluss errichtet haben. Die Nachbarn geben an, der Bau der Montagegrube sei erst Mitte der neunziger Jahre, etwa 1994/95, erfolgt. Da wohnte Wolfgang Přiklopil bereits allein im Haus. Er habe sogar zu einer Baustellenbesichtigung eingeladen. Nach Ernst H.s Erinnerung hätten die Bauarbeiten noch ein Jahr später, also um 1996/97, stattgefunden. Auch ihm habe Přiklopil das Ergebnis gezeigt. Von einem Verlies hat niemand etwas bemerkt. Das war auch nicht möglich, denn es lag, wie sich ein Jahrzehnt später herausstellen sollte, direkt neben der Montagegrube unterhalb der Garage – perfekt getarnt.

Erst am 23. August 2006, wenige Stunden vor dem Tod seines Freundes, wird Ernst H. von ihm erfahren, dass er das Verlies, schon vier Jahre bevor er Natascha Kampusch entführte, also 1994, gebaut hatte.

Im Juli 1994 kauft Wolfgang Přiklopil gemeinsam mit seiner Mutter in einem Strasshofer Geschäft einen Möbeltresor. Für die ahnungslose Frau muss es ein Albtraum gewesen sein, als sie eines Tages erfuhr, welchem eigentlichen Zweck dieser Tresor diente.

Ende 1995 sucht Wolfgang Přiklopil den Rat von Ernst H. Beide haben sich während ihrer Lehre bei der Firma Siemens kennengelernt. Přiklopil ließ sich zum Nachrichten- und Elektrotechniker ausbilden. H. wurde Schwachstromelektriker, hängte ein Studium dran und stieg bei Siemens zum Entwicklungsingenieur auf. Zu dieser Zeit ist er bereits selbst­ständig, kauft alte Immobilien an, saniert sie und verkauft sie gewinnbringend weiter. Die enge Freundschaft der beiden Männer beruht in erster Linie auf dem gemeinsamen Interesse an technischen Tüfteleien, allzu persönliche und intime Themen handeln sie eher am Rande ab. In seiner ersten polizeilichen Vernehmung am 24. August 2006 beschreibt Ernst H.seinen Freund »als äußerst ehrlichen, korrekten und verlässlichen Menschen mit guten Umgangsformen, der zum weiblichen Geschlecht keinen Zugang habe, weil er zu schüchtern sei. Er habe nie eine Freundin gehabt. Er sei ausländerfeindlich und Autoliebhaber«. Vorwiegend tauschen sie sich darüber aus, wie sie die nächste Altbausanierung angehen wollen. Zeitweise ist Přiklopil für diese Tätigkeit bei Ernst H. angestellt. Am 16. November 1994 gründen sie die Firma »Resan Bauges.m.b.H.«, an der Přiklopil 24 Prozent der Gesellschaftsanteile hält.

In einem Gespräch, das meine Frau und ich am 27. Januar 2009 mit Ernst H. im Wiener »Café Central« führen, charakterisiert er Wolfgang Přiklopil als extrem kontaktscheu. Bis zuletzt sei er kaum in der Lage gewesen, Kundengespräche zu führen. Jeder Erstkontakt, zum Beispiel mit Architekten, war für ihn extrem problematisch. Trotz dieser inneren Sperren sei er jedoch ein kenntnisreicher und vor allem loyaler Partner gewesen, der sich stets bemühte, »gut dazustehen« und deswegen mit dem Auto von Termin zu Termin raste, um bloß nie unpünktlich zu sein. Seine Loyalität sei sogar so weit gegangen, dass er einen bei Ernst H. angestellten Arbeiter feuerte, weil der vom Firmentelefon aus »ins Ausland telefoniert hat«. Er habe ihn knallhart rausgeworfen und ihm seine Sachen nachgeworfen, bei Kündigungen hingegen »war er wegen der notwendigen Kommunikation feige, das musste ich machen«. Er sei ein Mann gewesen, der sich immer gepflegt kleidete, nicht rauchte und keinen Alkohol trank. Sparsam sei er gewesen, fast schon geizig. Ein intelligenter Mensch, mittelmäßig gebildet, der sich in Gegenwart anderer Leute bemüht habe, »nach der Schrift« zu sprechen, was Ernst H. jedes Mal peinlich gewesen sei. In ihrer Freizeit hätten sie Billard miteinander gespielt und sich am Wochenende zum Pizza-Essen getroffen. Einmal im Jahr seien sie für eine Woche zum Schilaufen gefahren. Außer für Technik habe Přiklopil sich noch für die Science-Fiction-Romane Perry Rhodan begeistert und Autorennen im Fernsehen verfolgt.

Bei diesem Gespräch mit Ernst H. erfahren wir auch, was seinen Freund damals, Ende 1995, beschäftigte. Er »hat mich vor der Entführung im Zuge unserer Wohnungsrenovierungen gefragt, wie man am besten Schallisolierungen machen kann, damit zum Beispiel ein Schlagbohrmaschinengeräusch nicht im ganzen Gebäude zu hören ist. Ich habe ihm erklärt, dass der Beton ein guter Schallisolator für das Gesprochene ist, aber dass man dann durch Mineralwolle auch dieses Schlagbohrmaschinengeräusch unterbinden kann. Mit Entsetzen habe ich nach Freigabe des Hauses durch die Polizei festgestellt, dass er genau diese Information für den Bau des Verlieses verwendet hat.«

Irgendwann vor dem 2. März 1998, dem Tag der Entführung von Natascha Kampusch, kommt es im Haus Heinestraße 60 in Strasshof zu einem makabren Test. Wolfgang Přiklopil steht vor dem winzigen Einlass zum Verlies. Aus den Lautsprecherboxen einer Stereoanlage dröhnt es brüllend laut. Es könnte die Musik von Roland Kaiser oder den Oberkrainern gewesen sein, vermutlich aus den achtziger Jahren, denn die hört er gern, wie wir von Natascha Kampusch wissen. Der schlanke, gerade mal einen Meter zweiundsiebzig große Přiklopil macht sich an der schweren Tür zu schaffen. Sie schwenkt auf das Einstiegsloch zu. Aus dem Dröhnen wird gedämpftes Hämmern. Aus dem Hämmern Stille. Nun noch der Tresor, dann ist das Loch gestopft. Der Höllenlärm dahinter ist nur zu vermuten. Zu hören ist er nicht. Nicht der winzigste Ton. Es bleibt die Hölle. Und die ist nun schalldicht versiegelt.

Von diesem Test erfahren Polizei und Staatsanwaltschaft über ein Jahrzehnt später durch Ernst H. Přiklopil hat ihm davon erzählt. Am 23. August 2006, kurz bevor er sich das Leben nimmt. Es wird einen zweiten Test geben. Nicht mit einer Stereoanlage. Sondern mit einem Beamten der polizeilichen Eliteeinheit COBRA2. Der wird sich einschließen lassen. Toben. Brüllen. Schreien. Und niemand wird ihn hören. Bis die Monstertür wieder geöffnet wird.

Im April 1997 kauft Wolfgang Přiklopil bei einem Wiener Gebrauchtwagenhändler den weißen Kombinationskraftwagen Mercedes-Benz 100 D-L, in dem er ein knappes Jahr später Natascha Kampusch entführen wird. Das Fahrzeug, ein früherer Krankenwagen, der bei den Johannitern im Einsatz war, verfügt über eine Hebevorrichtung für Krankensessel. Wie sich der Händler erinnert, war Přiklopil »eigentlich ganz nett«. Er war sehr penibel und »hat alles getestet. Über jede Kleinigkeit wollte er Bescheid wissen.«

Etwa fünf Monate später, am 11. September 1997, erwirbt er für 350 000 Schillinge3 einen gebrauchten weinroten BMW 850i, ein 12-Zylinder-Coupé mit fünf Litern Hubraum und 300 PS.

1 Diese und alle weiteren grau unterlegten Textstellen entstammen behördlichen Berichten, Vermerken und Schreiben. Sämtliche Schreibweisen, Rechtschreibung und Zeichensetzung, d. h. auch Fehler, wurden sowohl in den Akten- als auch in den Medienberichten im Original belassen und nicht korrigiert. Lediglich Nachnamen, die auch im Buch zum Schutze der genannten Personen abgekürzt werden, wurden auch hier gekürzt.

2 polizeiliche Spezialeinheit, vergleichbar mit der deutschen GSG 9 der Bundespolizei

3 gut 25 000 €

Die Chronologie des Entführungsfalls

Montag, 2. März 1998

Frühmorgens, die genaue Uhrzeit kennen wir nicht, setzt sich Wolfgang Přiklopil hinter das Steuer seines Mercedes-Benz-Kastenwagens. Die Ladefläche ist jetzt von außen nicht mehr einsehbar, die Scheiben hat er mit schwarz eingefärbten Folien beklebt. Dabei hat ihm seine Mutter geholfen. Die Maßnahme begründete er damit, dass er Werkzeuge und andere Sachen transportieren und sie vor fremden Blicken schützen wolle.

ca. 7.00 Uhr

Brigitta Sirny, damals 47, und ihre zehnjährige Tochter Natascha haben einen kleinen Streit miteinander. Es ist schon spät, und Natascha soll pünktlich in der Schule sein. Aber die Kleine bummelt. Ein Wort gibt das andere, und im Vorübergehen gibt die genervte Mutter dem Kind einen Klaps auf den Mund. Natascha ist gekränkt und spricht kein Wort mehr mit ihr.

Die Zehnjährige ist eine Nachzüglerin. Sie hat zwei bereits erwachsene Halbschwestern, die aus einer früheren, längst geschiedenen Ehe ihrer Mutter stammen. Auch ihre Eltern, die nicht miteinander verheiratet waren, haben sich getrennt. Ihr Vater, der Bäcker Ludwig Koch, achtet darauf, dass er den Kontakt zu seiner Tochter behält, und holt sie an den Wochenenden häufig zu sich. Für ihre Mutter, Absolventin einer Wiener Modeschule, ist es wichtig, dass die Kleine immer wie aus dem Ei gepellt aussieht. Sie schneidert ihr immerzu neue Kleider, sodass Natascha unter den Kindern im Kindergarten wie eine kleine Prinzessin hervorsticht.

An diesem Morgen schnappt sich Natascha ihren roten Anorak, greift zur Schultasche und verlässt die Wohnung mit einem beleidigten »Tschüß«. Das Angebot ihrer Mutter, sie zur Schule zu fahren, hat sie abgelehnt.

Anlass für die Streiterei ist gewesen, dass ihr Vater sie am Vorabend nicht, wie vereinbart, um 18.00 Uhr, sondern wie so oft verspätet zurückbrachte und sie, da er in Eile war, im Dunkeln am Auto absetzte, statt sie bis an die Haustür zu begleiten.

»Bedrückt und deprimiert darüber bin ich losgegangen, weil ich jetzt dafür bestraft werde«, wird uns Natascha Kampusch später erzählen. »Ich hatte mir vorgenommen, mit meiner Mutter nicht zu kommunizieren, ihr sozusagen die kalte Schulter zu zeigen. Ich habe mir auch fest vorgenommen, mich diesmal mit ihr wirklich nicht zu vertragen. Es könnte ja einem von uns was passieren, und man sollte ja nie im Streit auseinandergehen. Das hat sie nicht an dem Morgen, aber sonst immer gesagt. Und ich dachte mir, mir ist bis jetzt nichts passiert, und ich probiere das jetzt mal aus, mal schauen, es wird sicher nichts passieren.«

Brigitta Sirny tritt auf den Balkon und will ihr vom siebten Stock aus nachwinken. Das macht sie in den seltenen Fällen, wenn Natascha mal ohne sie zur Schule geht. Doch diesmal schaut Natascha nicht zu ihr hoch, sondern hält den Blick trotzig nach vorne gerichtet. Brigitta Sirny sieht ihr nach, bis sie zwischen den Hochhäusern verschwunden ist. Diese letzten Bilder ihres Kindes werden sich in ihre Seele einbrennen und sie achteinhalb Jahre Tag und Nacht begleiten.

Die Rennbahnsiedlung, in der Natascha mit ihrer Mutter lebt, wurde Mitte der siebziger Jahre erbaut und gehört zu den größten Gemeindebauten Wiens mit heute etwa 7000Einwohnern. Unzufriedenheit mit dem stetig wachsenden Ausländeranteil hat der zuwanderungsfeindlichen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) bei den Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen 1996 im 22. Wiener Bezirk Donaustadt, zu dem die Siedlung gehört, Stimmenzuwächse zwischen sieben und acht Prozent beschert. Damit hat sie als zweitstärkste Kraft den Abstand zu den Sozialdemokraten (SPÖ) deutlich verringert, die erdrutschartige Verluste haben hinnehmen müssen. 2010 stimmt jeder Dritte wahlberechtigte Bewohner der Trabantenstadt für die rechtspopulistische Partei, darunter auch alteingesessene Migranten, die sich gegen den Zuzug von Neuzuwanderern wehren. Wegen der anfänglich hohen Kriminalitätsbelastung hat die Siedlung ein negatives Image. Nach einer sich über ein Jahrzehnt hinziehenden Generalsanierung ergibt eine Anfang der 2000er-Jahre erarbeitete Studie, dass sich die Bewohner der Rennbahnsiedlung weitgehend wohlfühlen und die Sicherheit in der Anlage positiv bewerten. Vielleicht auch aufgrund des veränderten Stimmungsbildes ehren sie 2009 mit gewissem lokalen Stolz posthum einen bis in die USA und Kanada bekannt gewordenen internationalen Popstar, der einer der ihren war: Johannes Hölzel alias Falco. Er lebte, wenn auch selbst nur für kurze Zeit, mit seiner Mutter4 in der Siedlung, durch die ein Weg führt, der nun den Namen »Falcogasse« trägt. Der Künstler verunglückte am 6. Februar 1998 tödlich, gut drei Wochen bevor sich das Leben von Natascha Kampusch dramatisch ändern wird.

zwischen ca. 7.13 Uhr und 7.18 Uhr

»Ich ging durch das Einkaufszentrum über die Straße, eine Riesenkreuzung, zur Schule. Und irgendwann am Schulweg bemerkte ich einen Mann in einem weißen Kastenwagen mit einer weißen Sonnenmütze, also mit so einem Hut, unauffällig gekleidet, der auf mich gewirkt hat wie ein Tapezierer, Maler, Anstreicher oder wie ein Handwerker. Ich dachte zuerst, irgendwie ist es so seltsam. Vielleicht sollte ich die Straßenseite wechseln. Dann habe ich mir das doch überlegt und mir Mut zugesprochen und dachte, der wird dich schon nicht beißen und kannst halt einen Riesenbogen um ihn machen. Das ist eh nur ein kurzer Moment, und dann hast du ihn hinter dir. Und dann kam ich immer mehr auf ihn zu, und mit einem Mal schnappt mich die Person, packt mich wie einen Sack Zement und wirft mich in diesen Kastenwagen hinein.« Dabei verpasst er ihr einen Faustschlag aufs Auge.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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