Der Heiler und die Bienen - Edgar Zimmermann - E-Book

Der Heiler und die Bienen E-Book

Edgar Zimmermann

0,0

Beschreibung

Bienen begleiten ihn seit Jahrzehnten. Gerade in geistiger Hinsicht, so Edgar Zimmermann, sind Bienen bedeutsam für uns Menschen. Herr Zimmermann muss es wissen, denn er ist nicht nur versierter Imker, sondern einer der wenigen begnadeten Seher und Geistheiler Deutschlands. Offen, mit Humor, tiefer Weisheit und spitzer Zunge erzählt er aus seinem Leben. Er zeigt die Möglichkeiten und Grenzen des geistigen Heilens auf, immer mit Blick auf die Erde, die Menschen und unsere fleißigen Bestäuber und Honiglieferanten. "Wir können nur MIT der Natur und ihren Zyklen leben!" Was ist Energie? Was ist Geist? Der Schlüssel zu innerem und äußerem Wohlbefinden liegt immer im Geist. Jahrtausende altes Wissen fließt in Edgar Zimmermanns Geschichten ein. Er gewährt Einblicke in seine Art der Imkerei und den artgerechten Umgang mit Bienen. Er erzählt aber auch von den Grundlagen des Heilseins und was seine besondere Gabe ihm schon in jungen Jahren abverlangte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 430

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ein alter Meister gibt seingeheimes Wissen darüberweiter, was unsere Seelebraucht, um zu heilenund sich zu entfalten

EdgarZimmermann

Co-AutorinAndrea Michaelis

DER HEILER UND DIE BIENEN

Eine wahre Geschichte

INTERAKTIVES LESEVERGNÜGEN MIT DER FREYA-BÜCHER-APP!

Ab sofort können Sie unsere Bücher mit der kostenlosen App interaktiv entdecken. Videos, Zusatzinhalte und mehr Informationen aus den Freya-Büchern steigern Ihr Lesevergnügen und bieten Ihnen faszinierende Einblicke.

So einfach geht’s:

1.Laden Sie die kostenlose Freya-Bücher-App im Google Play Store oder im Apple App Store auf Ihr Smartphone oder Ihr Tablet.

Hier die App downloaden

2.Wählen Sie Ihr Buch aus der Liste in der Freya-Bücher-App aus und drücken Sie auf „Bild scannen“. Automatisch wird Ihre Kamera aktiviert.

3.Halten Sie Ihr Smartphone oder Ihr Tablet jeweils über die Bilder in Ihrem Buch, die mit einem kleinen Handysymbol versehen sind.

4.Dann öffnen sich die zusätzlichen interaktiven Elemente von selbst. Schon haben Sie Zugang zu weiteren Informationen und Videos aus dem Buch.

Hinweise:

Sollten die Bilder von der App nicht erkannt werden, stellen Sie bitte sicher, dass das Buch ausreichend beleuchtet ist, und verringern Sie gegebenenfalls den Abstand zur Kamera. Ihr elektronisches Gerät muss mit dem Internet verbunden sein.

Bilder mit diesem Symbol scannen

FREYA APPT!

eISBN 978-3-99025-383-0

© 2019 Freya Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Layout: freya_art, Christina Diwold

Lektorat: Dorothea Forster

Bildmaterial: Daniel Vollmer weitere Credits siehe Seite 328

Videos: Wolf Ruzicka Schnitt: Regina Raml-Moldovan

Anmerkung: Die hier wiedergegebenen Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, dennoch übernehmen weder der Autor noch der Verlag eine Haftung für Schäden, welcher Art auch immer, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Anwendungen ergeben könnten.

printed in EU

Inhalt

Einleitung

Segen und Fluch – Die Gabe des Heilens

„Geh zum Eddie, der macht es weg!“

Ein Aussätziger – Orgelklänge und geistige Bevormundung

Geomantie und Rutengehen fügen sich ein

Die Ankunft in Hohenlohe

Ein Heiler und ein Seher

Menschen aus Hohenlohe – Heinz und seine Tante

Ein idealer Vorfrühlingstag mit dem Bien

Zu einer anderen Zeit am selben Ort

Ein letzter Gruß – Der Fluch

Segen und Fluch

Bienensegen

Video & Hörfassungen Seite 25Seite 30Seite 38

Heilung durch den Geist – Grundlagen des Geistheilens und meine persönlichen Erfahrungen und Gedanken

Chakren, Aura-Schichten und ein genialer und zugleich verhängnisvoller Kreislauf

Der Physiker und der Geist der Heilung

Resonanz und die Reinheit der Gedanken

Die Quelle allen Lebens

Schwarzwälder Schäufele, Segenssprüche und die Macht des Unterbewusstseins

Aufgabe fürs Leben

Das Pendel – eine Kurzeinführung für Einsteiger

Anhaftungen mit Gänsehaut

Gebratene Leber und die Macht der Gedanken

Gesundheit ist das höchste Gut

Alkohol, Nikotin, Cannabis – Suchtmittel zum Unheil oder Heilmittel?

Hörfassung Seite 90

Der Bien – Ein wichtiger Wegbegleiter

Der Bien und seine Bienenwesen

Ein Bienenschwarm im Frühsommer

Im Wandel der Zeiten

Wachs – das Skelett des Bien

Honig – Eingefangener Sonnenschein

Pollen – das Brot des Bien

Gelee Royal – königliche Marmelade

Der Bienenstich – halb so schlimm wie sein Ruf

Das Honigschleudern – ein Familieneinsatz

Der Gau

Video Seite 143

Geomantie – Wir sollten die Hüter der Erde sein

Die Erde lebt

Eine Quelle im Badischen

Die Suche nach dem Allerheiligsten

Ein Vegetarier mit sehr vielen Kühen

Ein Hofrekord ganz ohne Gift

Die Singvögel sind weg

Ein summender Bienengarten

Rübezahls Wehmut

Honigtorte

Hörfassung Seite 243

Heil und heilig – Nahrung für unsere Seele

Wanderer zwischen den Welten – Die Entwicklungsschritte der Seele

Die Geistige Welt

Die Akasha-Chronik – mit oder gegen die geballte Gedankenkraft

Ein Schild Geomantie und Heilen

Verordnete Diener und die Freiheit des Geistes

Ein etwas anderer Gottesbegriff

Heilige Orte – der Geist ist in Hohenlohe noch zuhause

Eine Vision

Mit den Zyklen und Rhythmen der Natur leben

Die stade Zeit

Die Bank am Waldrand – Zeit für sich allein

Geschenke der Natur – mit Arvin unterwegs

Die Pfade zum Heil

Der Pfad des Hüters

Eine Technik, sein Bewusstsein hinter sich zu lassen

Hörfassung Seite 296

Eine Begegnung mit Folgen – zur Entstehungsgeschichte dieses Buches

Über die Co-Autorin

Über den Autor

Danke

Quellenverzeichnis

Literaturliste

Hören Sie rein!Allein das Lauschen der gesprochenen Originalfassungen von Edgar Zimmermann hat heilende, beruhigende und stresslösende Wirkung. Und das ist gewollt.

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

ich freue mich sehr, dass Sie gerade Der Heiler und die Bienen aufgeschlagen haben. Bitte fühlen Sie sich ausnahmslos angesprochen – alle Geschlechter! Wenn meine Co-Autorin und ich uns gegen eine geschlechtersensible Schreibweise entschieden haben, dann ist das allein dem Erzählfluss und dem Lesegenuss geschuldet. Ich lade Sie herzlich ein, sich mit mir gemeinsam dem Abenteuer des Erkennens und der Selbsterkenntnis zu stellen! Lassen Sie uns zusammen auf die Suche gehen nach dem, was uns heil macht, und erkennen, was uns Unheil bringt!

Der Gedanke, ein Buch zu schreiben, begleitete mich viele Jahre, aber mein voller Terminkalender hielt mich davon ab. Das Zusammentreffen mit meiner Co-Autorin, Frau Michaelis, verhalf mir letztlich zu dem Entschluss, die Idee gemeinsam mit ihr in die Tat umzusetzen. In einer Zeit, in der das Geistige in so mancher Hinsicht mehr und mehr erlischt, möchte ich mit meinem Wissen den Funken des Geistes schüren.

Denken Sie sich zwei Punkte! Ein roter Punkt liegt rechts gerade noch innerhalb Ihres Sichtfeldes und ein schwarzer Punkt liegt links gerade noch innerhalb Ihres Sichtfeldes. Und nun versuchen Sie, beide Punkte zugleich scharf zu sehen. Unsere Wahrnehmung und unsere Augen lassen das theoretisch nicht zu. Bei allem Üben scheint immer nur einer der Punkte scharf gestellt zu werden.

Nicht aufgeben! Denn gelingt es Ihnen, beide Punkte zugleich zu sehen, dann verschmelzen sie zu einer Einheit. Dann heben sich alle Widersprüche auf und alles ist eins.

Der Beginn der Erkenntnis …

KAPITEL 1

Segen und Fluch – Die Gabe des Heilens

Übrigens:

Für alle, die keine Kosten und keinen Aufwand scheuen, um das Heilen zu erlernen.

Sparen Sie sich die Energie! Zum Heiler wird man geboren.

Seien Sie nicht gar zu enttäuscht darüber! Wer über die Gabe verfügt und damit lebt, würde manchmal keine Kosten und keinen Aufwand scheuen, um sie loszuwerden.

„Geh zum Eddie, der macht es weg!“

Mit etwa fünf Jahren spürte ich es das erste Mal – dieses Kribbeln, Strömen, geräuschlose Rauschen und Fließen in den Handflächen. Es war nicht unangenehm und hat mich als Kind nicht abgestoßen, sondern war einfach nur seltsam. Ich kann mich so gut an die Situation erinnern, weil es damals für mich ein ganz fremdes und neues Empfinden war. Heute gehört es beim Heilvorgang ganz normal dazu und ist für mich nichts Besonderes mehr.

Meine Mutter hatte einst einen Migräneanfall und saß am Tisch, während ich in der Küche spielte. Wir waren allein, was nur selten vorgekommen sein kann, denn das Leben der kleinbürgerlichen Familie spielte sich hauptsächlich in der Wohnküche ab, die nicht einmal sonderlich groß war. Fünf Kinder, meine Eltern und die Mutter meines Vaters, die als Rentnerin aus der ehemaligen DDR zu uns gestoßen war – wir alle verbrachten den größten Teil der Zeit in der Küche.

Es gab einen Tisch, eine Eckbank und drei Stühle. Nach Norden zu lag die Spüle und natürlich war da ein typisches Küchenbuffet, in dem sich alles befand – Töpfe, Teller, Tassen, Besteck. Das Zentrum aber bildete der Herd, der im Winter geschürt wurde. Über die Wintermonate wurde auch auf ihm gekocht und in ihm gebacken. Der Elektroherd war nur für den Sommer da. Ein großes Fenster ging nach Westen und über der Spüle gab es ein kleines Fenster nach Norden. Das war die Welt meiner Kindheit.

Meine Eltern hatten das Haus 1957 im Stil der Nachkriegszeit gebaut und es war alles sehr einfach, schlicht und bescheiden. Der Zweite Weltkrieg war nicht spurlos an meinem Vater vorübergegangen. Er kehrte als Invalide zurück und lebte mit chronischen Schmerzen. Beide Beine und ein Oberarm waren ihm durchschossen worden. Dazu kamen die Folgen eines Streifschusses am Kopf und die wiederkehrenden Symptome mehrerer tropischer Krankheiten, die er sich an der Krim geholt hatte.

Meine Mutter stammte aus einer Weinbauernfamilie und war mit neun Geschwistern aufgewachsen. Sie hatte öfter Migräne, die sich so schlimm auswirken konnte, dass sie erbrechen musste. Manchmal blieb ihr nichts anderes übrig, als einen Tag bei geschlossenen Gardinen im Bett zu liegen. Dann konnte sie sich nicht rühren, weil sie weder Geräusche, Licht noch Gerüche ertrug. Heute weiß ich, dass sich ihr Schlafplatz über einer schlimmen Wasserader befand. Die negativen Strahlungen lösten ihre Beschwerden immer wieder aus.

„Du, ich hab solche Kopfschmerzen! Bitte sei so gut und massier mir ein bisschen das Genick!“ So nannte sie wie jeder rechte Schwabe den Nacken. Ich kletterte auf die Eckbank und sie saß auf dem Stuhl vor mir. Als Fünfjähriger massiert man noch nicht, sondern streichelt. Mit zarten, etwas unbeholfenen Bewegungen strich ich über den Nacken meiner Mutter, und da spürte ich, wie in meinen Händen etwas vor sich ging, was ohne mein Zutun geschah. Etwas strömte durch mich und ich ließ es geschehen. Irgendwann drehte sich meine Mutter überrascht zu mir um.

„Sag mal, was hascht denn du gemacht? Ich hab auf einmal kein Kopfweh mehr.“

„Ich weiß net, ich hab dich halt massiert.“

Gut, die Kopfschmerzen waren vorerst weg, aber sie kamen natürlich irgendwann wieder, da die Ursache nicht behoben war und sie weiterhin über einer starken Wasserader schlief. Meine Mutter blieb bis zu ihrem Lebensende migräneanfällig. „Eddie, kannscht du mich bitte wieder massieren!“, hieß es, wenn der nächste Migräneanfall einsetzte. Ich berührte ihren Nacken mit den Händen und die Schmerzen verschwanden. Sie begriff schnell und stellte den Zusammenhang her.

„Geh zum Eddie, der macht es weg!“ Das wurde zu ihrer Standardanweisung, wenn es einem meiner Geschwister nicht gut ging. Bauchweh, Kopfweh etcetera – dafür war von nun an ich zuständig. Das waren die Anfänge und mir wurde erst nach und nach bewusst, dass bei mir etwas besonders war.

Ich war anders.

Meine Mutter machte kein besonderes Aufheben um meine Gabe und ging ganz praktisch und pragmatisch damit um. Es wurde in der Öffentlichkeit nicht großartig darüber geredet und ich sparte der Familie still und unauffällig manchen Weg zum Arzt. Eddie kann das. Er tut das. Er macht das. Der einzige, dessen Schmerzen ich als Kind und Heranwachsender nie lindern durfte, war mein Vater. Er ließ es schweigend geschehen, dass meine Mutter meine Gabe nutzte, hielt sich selbst aber heraus.

Für ihn war nach dem Krieg die Gemeinschaft der Neuapostolischen eine Art religiöse Heimat geworden. Wie es zu jener Zeit üblich war, gehörten wir daher alle der neuapostolischen Kirche an. Für mich war das schon als Kind eine Tortur. Ich nehme an, meine Mutter breitete nicht zuletzt aus Vorsicht vor dem Urteil der Strenggläubigen ihrer Kirche den Mantel des Schweigens darüber, dass ich über die Gabe des Heilens verfügte. Ich selbst war später nicht so dezent und ich denke, das war auch gut und richtig so. Niemand sollte verbergen müssen, was er ist und kann!

In meiner Jugend waren meine Fähigkeiten für mich lange etwas völlig Natürliches. Ich vermochte Schmerzen zu lindern und zur Heilung beizutragen und betrachtete es schon frühzeitig als eine Art Dienst, der mir auferlegt worden war. In meinem Freundeskreis half ich als Heranwachsender ganz selbstverständlich, wenn es jemandem nicht gut ging. Das war so lange unproblematisch, bis ich eines Tages näheren Kontakt mit einer Spezies Mensch machte, vor der ich heute noch äußersten Respekt habe: die Frommen! Die alles besserwissenden Pietkong! Mein Gott!

„Du bist mit dem Teufel im Bund. Es gibt nur einen wirklichen Heiler, und das ist Jesus Christus“, hielten sie mir vor und eine Hetze begann, die sich auf die eine oder andere Weise durch mein Leben zog. Als Jugendlicher fand ich es schrecklich, vor meinen Freunden in eine solche Ecke geschoben zu werden. Ich schwor mir deshalb, meine Fähigkeiten nie wieder außerhalb der Familie und des engsten Freundeskreises anzuwenden.

Die Jahre zogen ins Land und meinen Schwur konnte ich nicht halten. Ich habe immer wieder Menschen geholfen, wenn sie mich darum gebeten haben. Ich wurde von der Geistigen Welt geführt, habe gelernt und erspürt, wie es geht und was geht, und wurde immer erfahrener. Über die Gabe des Heilens verfüge ich von Kindheit an, aber was sie genau umfasst, wie sie funktioniert und wie sie sich am besten nutzen lässt, musste ich mir erarbeiten. Es war und ist ein kontinuierlicher Wachstumsprozess und es kommen immer wieder neue Aspekte dazu, wenn ich reif dafür bin.

Inzwischen weiß ich, dass ich nicht nur Energien durch mich fließen lassen kann, sondern auch aurafühlig bin. In den äußeren Schichten der menschlichen Geisteshülle kann ich feststellen, wo Schwierigkeiten liegen, wo etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist und nicht mehr stimmt. Ich kann Abweichungen vom ursprünglichen Bauplan wahrnehmen, den wir alle in uns tragen bis zu unserem Tod. Es ist mir gegeben, viele dieser Dinge zu richten und Heilungsimpulse zu geben. Ich werde geführt und kann heilen – nicht alles, aber vieles.

Im Laufe meines Lebens wurde ich immer erfahrener und habe mich intensiv mit dem geistigen Körper des Menschen befasst. Alles, was ich erkläre, beruht immer auf meiner Sicht der Dinge und kann und soll nicht allgemeingültig für alle sprechen. Mir geht es darum weiterzugeben, wie ich es tue und wie ich es sehe.

Ein Aussätziger – Orgelklänge und geistige Bevormundung

Das Kreuz mit der Kirche. Aufgewachsen bin ich als Aussätziger, als Sektenangehöriger. Die da! Die Apostel! So nannte man uns abfällig, weil wir der neuapostolischen Kirche angehörten. Beten die überhaupt richtig? Ich habe diesen neuapostolischen Kirchenclub nie geliebt. Er war eine Zwangsjacke, die mir mein Vater und meine Mutter über meinen Geist gestülpt hatten. In meinen frühesten negativen Kindheitserinnerungen spielt diese religiöse Vereinigung die Hauptrolle. Psychische Gewalt, Unterdrückung, schreiende Prediger, scheinheilige Brüder, falsche Priester und Druck, Druck, Druck.

„Ein Gotteskind macht so etwas nicht!“ Wie oft habe ich das gehört! Einer der Schlimmsten, den ich in meiner Laufbahn dort kennenlernte, war ein Diakon, der im Kindergottesdienst sagte: „Ein Gotteskind fährt sonntags nicht Fahrrad!“

14 Tage später kam sein Sohn mit dem Fahrrad zur Kirche.

„Onkel, ein Gotteskind fährt doch am Sonntag nicht Fahrrad, aber dein Sohn ist heute mit dem Fahrrad da“, stellte ich sofort empört fest.

„Ja, das ist etwas Anderes. Ich habe es ihm erlaubt“, bekam ich zur Antwort. Bei einer solchen Argumentationsweise kann ein gesunder Mensch, selbst wenn er erst acht oder neun Jahre alt ist, gar nicht so viel fressen, wie er kotzen möchte.

In der damaligen Zeit war es in der neuapostolischen Kirche üblich, dass die Priester vor der Predigt die Bibel willkürlich aufschlugen und den Finger auf eine Stelle legten. Über dieses Wort Gottes wurde dann gepredigt. Man kann sich vorstellen, dass je nach rhetorischer Begabung seltsame Dinge erzählt wurden. Alles wurde salbungsvoll vorgetragen und war ein wenig wirr und durcheinander. Im Prinzip lief es immer auf dieselben Phrasen hinaus: Wir, die Neuapostolischen, waren das auserwählte Volk. Wir waren die 144 000 und somit die einzigen, die eingehen würden in die Seligkeit des Herrn. Und all die anderen? Tja, die hatten Pech. Ob Buddhisten, Katholiken oder Evangelische – für sie alle blieb nur der Höllenpfuhl übrig und die ewige Verdammnis.

Sonntags war Kirche von 9:00 bis 10:00 Uhr und meistens ging es länger bis 10:30 Uhr. Anschließend war noch für eine Stunde Kinderkirche und die gesamte Phrasenwelt wurde noch einmal aufgerollt. Ihr seid Gottes Kinder und ihr dürft das nicht! Gott zürnt und verdammt und das Fegefeuer ist auch noch da! Die Hölle. Der Teufel. Ausgelassen wurde nichts, womit man Kindern Angst machen kann.

Sonntagnachmittags 15:00 Uhr Gottesdienst bis 16:00 Uhr, meistens bis 16:30 Uhr. Meine Altersgenossen waren im Freibad und ich war im Club, wie wir sagten. Donnerstagsabend 19:00 Uhr Gottesdienst bis 20:00 Uhr, meistens 20:30 Uhr und anschließend Kirchenchor.

Diese geballte Macht der Religion bereitete mir Unbehagen. Als Kind fand ich es schrecklich, immer in diesen Verein gehen zu müssen, während meine Kameraden spielen durften. Schon von frühester Jugend an lehnte ich mich gegen die Kirche meiner Eltern auf. Ich empfand, was von ihr ausging, als reine Gewalt. Ich sollte unterdrückt werden, in Form gepresst. Man tat alles, um zu verhindern, dass ich mich entwickeln und entfalten konnte.

Das Recht dazu gestehe ich bis zum heutigen Tag niemandem zu – weder Kirche noch Staat. Unsere Gesundheit hängt unmittelbar damit zusammen, dass wir uns unserer Freiheit bewusst werden. Wer zu lange gebeugt geht, dessen Rücken beugt sich.

Als junger Mensch war es besonders schlimm für mich, von meiner Umwelt ausgegrenzt und stigmatisiert zu werden. Meine Familie und damit auch ich gehörten zu denen da unten in der komischen Kirche. Nicht nur Schulkameraden haben mich geschnitten, sondern auch von Lehrern wurde ich genau wie meine Geschwister diskriminiert. Neuapostolisch sein, das war damals wie der Aussatz.

Ich war ausgesperrt von den üblichen Aktivitäten der Gesellschaft. Fußballspielen war unchristlich und es kam nicht in Frage, in einen Sportverein zu gehen. Beschränkungen und Verbote grenzten mich von der einen Seite ein und ließen mir keinen Raum. Missachtung kam mir von der anderen Seite entgegen und machte es mir unmöglich, meinen Platz zu finden und einfach nur dazuzugehören.

Es hat mich geprägt. Wenn jemand aufsteht und vorne laut kräht, dann sage ich: Der ist nicht einmal in der Lage, ein Ei zu legen. Hähne produzieren nur Scheißhaufen. Noch immer steigt manchmal Wut in mir hoch, wenn ich daran denke.

„Hoppla! Jetzt wird es Zeit, dass du dich wieder einmal damit abgibst!“, sage ich mir dann und weiß, dass es für meine persönliche Gedankenhygiene und damit auch meine Gesundheit wichtig ist, mich noch einmal damit auseinanderzusetzen. „Über dein Unterbewusstsein kannst du die ganzen traumatischen Dinge, die du von Geburt an bis zu deinem 14. Lebensjahr erlebst hast, bearbeiten, lösen und dich noch ein Stück mehr davon befreien!“

Als ich mit 14 Jahren religionsmündig war, erklärte ich meinem Vater: „Jetzt ist Schluss! Ich werde aus diesem Club austreten und diese Kirche nie wieder betreten! Ich bin weg!“

Für diesen Befreiungsschlag gab es allerdings noch einen weiteren triftigen Grund. Meine Mutter erzählte oft, wie sie mich als Vierjährigen, wenn sie zum Einkaufen mit mir in die Stadt ging, auf den Stufen der Stadtkirche an der Türe sitzen lassen konnte. Kam sie mit ihren Einkäufen zurück, saß ich unweigerlich noch am selben Fleck und lauschte selbstvergessen. Ich habe diesen Platz nie verlassen. Es waren die Klänge der Orgel, die mich fesselten.

Wir hatten damals einen sehr guten Organisten, der oft auf der Orgel spielte und übte. Die Orgel faszinierte mich und ich wollte unbedingt Orgelspielen lernen. Als ich mich von der neuapostolischen Kirche abgewandt hatte, wendete ich mich daher der evangelischen Kirche zu. Das war naheliegend.

Ich bin in einem evangelisch geprägten Gebiet großgeworden. Meine Heimatstadt war damals noch zu 80–90 % evangelisch. Irgendwann erwarb die katholische Kirche an einer Durchgangsstraße ein Grundstück und baute dort eine Fertighallenkirche. Die Kirche ist nicht schlecht geworden, hat ansprechende farbige Fenster und einen schönen Kirchenraum, aber für mich war das Evangelische schon wegen des Orgelspiels das Maßgebliche. Ich trat in die evangelische Kirche ein. Aus heutiger Sicht kam ich vom Regen in die Traufe. Als Jugendlicher war es für mich eine Offenbarung, in einer Kirche zu sitzen, in der ein studierter Theologe rhetorisch ausgefeilte Predigten hielt. Der damalige Dekan war ein sehr guter Redner, ein sehr guter Rhetoriker und Theologe. Und auch er vereinnahmte mich umgehend.

„Wenn du evangelisch werden willst, dann musst du noch einmal konfirmiert werden!“, forderte er.

„Ich bin aber schon konfirmiert!“, widersprach ich.

„Egal! Wenn, dann …“

„Verse sage ich aber keine mehr auf! Davon habe ich die Nase voll!“, lenkte ich schließlich ein.

Er sah mich erstaunt an, kam mir aber entgegen.

„Einverstanden! Aber eingesegnet wirst du noch einmal mit den anderen!“

So bin ich einer der Wenigen, der zwei Mal in seinem Leben konfirmiert wurde. Ich hoffe, dass der evangelische Aspekt Gottes dadurch mit mir versöhnt und zufrieden ist. Nach der Konfirmation hielt mich der Dekan dazu an, Kinderkirche zu halten. Der Zwang ging weiter. Die elementaren Unterschiede zur neuapostolischen Kirche verloren sich dabei recht schnell.

Aber das war mir vollkommen egal, denn gleichzeitig erfüllte sich mein innigster Wunsch. Ich nahm Orgelunterricht beim Kantor der evangelischen Kirche, der nun keine Ressentiments mehr hatte, einen evangelischen Jungen im Orgelspiel zu unterrichten. Das klang für ihn besser, als einen neuapostolischen Jungen der Musik zuliebe auszubilden. Auch das war mir einerlei. Ich durfte Orgelspielen lernen. Das war es, was zählte.

Ich verbrachte in meiner Jugend mehr Zeit an der Orgel als auf dem Fußballplatz, Spielplatz oder sonst irgendwo. Das Orgelspiel war meine Leidenschaft und ich baute es aus. Ich habe Orgelbauer gelernt und Kirchenmusik studiert. Mit der kirchlichen Gewalt, den kirchlichen Institutionen habe ich bis heute meine Probleme, aber ich habe noch keine Stunde bereut, in der ich mich mit Orgelmusik beschäftigt habe.

Geomantie und Rutengehen fügen sich ein

Ich hatte mir mit meiner damaligen Partnerin ein Haus im Nordbadischen gekauft, in einer kleinen Ortschaft mit knapp dreihundert Einwohnern. Streng genommen war es kein Haus, sondern eine Ruine. Wir haben sie in Eigenleistung komplett restauriert. Wir kernten das Fachwerk aus und machten es von innen und außen sichtbar. Ein Traumhaus entstand mit riesiger Galerie und großen Wohnräumen.

In dieser Gegend haben die Bauernhäuser immer einen gewölbten Keller. Kam man bei uns zur Haustür hinein, ging man auf eine Treppe zu, die nach unten zum Keller führte. Er war grob 3,50 m breit und 5 bis 6 m lang. Der Hauseingang lag nicht in der Giebelseite, sondern an der Querseite des Hauses und war etwa 3 m von der Straße entfernt.

„Da muss früher einmal eine starke Quelle im Haus gewesen sein“, sagte der Nachbar ein paar Mal. „Ich weiß genau, die hatten eine Quelle im Haus!“

Ich fand das irgendwie romantisch und ging in den Keller, um nach der Quelle zu suchen. Er war noch voll Gerümpel, Erde und Lehm. Wir machten ihn sauber und tatsächlich war im Boden rings um den Keller herum eine Art Rinne, die in einen viereckigen, gefassten Schacht auslief. Der Schacht war trocken. Die Wasseradern hatten sich verabschiedet, als Jahre zuvor an der Straße eine neue Kanalisation eingezogen worden war. Dadurch verschob sich alles und etliche starke Quellen und Brunnen versiegten. Meine Neugierde war dennoch geweckt und ich wollte diese Wasserader unbedingt finden.

Gegenüber von uns wohnte Paul, der Schmied. Er war ein Alleskönner. Heizung, Sanitär, überall war er tätig und zudem war er ein hervorragender Schmied und Kunstschmied.

„Paul, ich möchte diese Wasserader finden!“

Irgendwo hatte ich eine Anleitung zum Bau einer Wünschelrute gelesen. Ich wusste, dass man Kupferschweißdrähte im rechten Winkel abwinkeln muss. Das kurze Stück soll ungefähr 15 cm lang sein, damit man es gut in der Hand halten kann. Für die langen Stücke genügt es, wenn sie zwischen 30 und 35 cm lang sind. Großzügig teilte ich meine frisch erworbene Weisheit mit Paul.

„Da hast du Schweißdrähte. Nimm dir zwei! Da ist der Schraubstock. Winkle sie dir ab! Und wenn du Rutengehen kannst, dann findest du deine Wasserader“, meinte er trocken und ließ mich machen.

Mit den von mir abgewinkelten Schweißdrähten kehrte ich in mein Haus zurück. Ich hielt sie in beiden Händen, so dass die langen Seiten waagrecht vor mir standen, und ging los. Plötzlich machte es zack und die Spitzen schlugen zusammen, so dass die langen Drähte quer vor mir waren. Dann gingen sie wieder auseinander. Ich war begeistert und versuchte es immer wieder. Dann ging ich zu Paul.

„Es funktioniert!“, teilte ich ihm mit. „Die Wasserader ist noch da, aber sie liegt weit entfernt vom Keller. Deshalb ist der Keller trocken.“

„Sag bloß, du kannst tatsächlich Rutengehen?“

„Naja, es funktioniert“, sagte ich ein bisschen überheblich.

„Das haben wir gleich!“, konterte er. „Ich bin der Wassermeister des Ortes und weiß genau, wo Leitungen in die Häuser gehen, wie sie laufen und wo sie liegen. Komm jetzt mal mit!“

„Hier ist etwas und es führt dorthin!“, sagte ich, als wir auf der Straße gingen.

„Das stimmt! Da liegt der Hausanschluss von der Else.“

„Hier ist etwas, das geht dort rüber!“

„Das ist der Hausanschluss vom Fred.“

So machten wir die einzelnen Hausanschlüsse durch, aber ich stieß dabei auch auf Stellen, an denen es mich förmlich durchschüttelte, wo keine Hausanschlüsse lagen.

„Was da ist, weiß ich nicht“, gestand Paul.

„Paul erinnerst du dich nicht an die starke Quelle, die hier immer war, bis sie die Kanalisation gemacht haben? Erst dann ist sie verschwunden“, mischte sich der Nachbar ein, der uns beobachtet hatte. „Das muss die Quelle sein.“

Später fand man heraus, dass die Quelle jetzt wirklich dort liegt. Das waren meine ersten Erfahrungen im Rutengehen. Durch Pauls Wissen konnte ich wunderbar trainieren und eine Sensibilität dafür entwickeln, was ein künstlicher Wasseranschluss ist und was eine natürliche Quelle. Später kamen die Verwerfungen dazu – Gesteinsbrüche, Risse im Boden, Verschiebungen. Das brachte ich mir im Lauf der Zeit alles selbst bei. Ich ging häufig mit der Rute, probierte und übte.

Dabei stellte ich fest, dass wir auf einem unwahrscheinlich komplexen Lebewesen spazieren gehen. Unsere Erde ist ein Lebewesen – genau wie wir, unser Hund, unsere Katze, der Nachbar. Es ist ein Lebewesen, und das hat Adern, Nervenbahnen. Es lebt, es pulsiert. Es atmet ein und es atmet aus. Und wir trampeln darauf herum.

Die geistigen Verbindungen, die ich durch das Rutengehen bekam, sind äußerst interessant. Man lernt nicht nur die Wasseradern kennen, sondern plötzlich treten auch Kräfte auf, die für die Wasseradern verantwortlich sind. Kräfte, die für die Landschaft an sich, in der man sich bewegt, mit verantwortlich sind. Hinter jedem Baum steht ein geistiges Wesen, das für den Baum zuständig ist. Hinter jedem Grashalm, hinter jeder Weizenähre steht ein Wesen, das diese Ähre und diesen Halm wachsen lässt und ihnen zeigt, wann es an der Zeit ist, Frucht und Samen auszubilden. Es zeigt ihnen, wann sie blühen müssen und wann es an der Zeit ist, sich zurückzuziehen, weil der Winter naht.

Erkenntnisse überrennen einen förmlich, wenn man beginnt, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Es ist eine große Welt, die sich öffnet. Bei mir war es das Rutengehen, das Training mit der Rute, das mir viele Türen der natürlichen Welt geöffnet hat. Am Anfang macht man es vielleicht ein kleines bisschen, um anderen zu imponieren und zu zeigen, dass man es kann. Es ist ein tolles Gefühl, Wasseradern finden und jemandem sagen zu können, wo er nach einem Brunnen bohren muss.

Später macht man es aus Ehrfurcht vor der Natur, und da beginnt dann auch Geomantie: die Weissagung aus der Erde. Und was noch viel wichtiger ist: die Heilung der heute so geschundenen Erde.

Die Ankunft in Hohenlohe

Der Entschluss ist meiner Frau, unseren vier Kindern und mir irgendwann nicht mehr schwergefallen, aus der einen Ecke von Baden-Württemberg in die andere zu ziehen. In der Nähe des Unterlandes, irgendwo an der Jagst, waren wir zuhause. Äußere Umstände brachten uns dazu, nach einem neuen Lebensmittelpunkt zu suchen. Der fand sich im Traumland aller Stuttgarter Romantiker – in Hohenlohe. Der Traum eines jeglichen redlichen Schwaben, der seine Millionen bei Daimler verdient hat: eine Mühle in Hohenlohe.

Eine Region, in der sich irgendwie noch das Flair des Geheimnisvollen erhalten hat, des Märchenhaften, des Verträumten. Dort geht alles noch ein bisschen gemütlicher zu und ist noch, wie es sein soll. Hohenlohe ist die Genießerregion Deutschlands. Vielleicht glaubt man es irgendwann, wenn man es nur oft genug hört! Vielleicht aber auch nicht, denn die Realität sieht anders aus.

Agrarwüste Hohenlohe

Erzählte Originalfassung: Ankunft in Hohenlohe

Unsere Wahl fiel auf einen ehemaligen Bauernhof, der zu einer Brauerei gehörte. Ein kapitales Haus mit vielen Zimmern, unendlich groß. Ein Haus wie ein Schloss, mit angebauten Scheunen und Scheuern, Güllebehältern, Mistgruben. Alles was zum Statussymbol eines Hohenlohers gehört. Ein großer Misthaufen zeugt nämlich von Potenz – von welcher auch immer.

Dieses Gehöft liegt zwar direkt an einer stark befahrenen Straße, aber es bietet alles, was in der damaligen Situation für uns vonnöten war. Vier Kinder – jedes braucht sein Zimmer heute, was auch seine Richtigkeit hat –, Irene und ich, ein Handwerksbetrieb, eine beginnende kleine Imkerei und später kam dann noch meine Praxis für Geomantie und Heilen dazu.

Der kleine Ort hat eine eigene Kirche, einen eigenen Friedhof, mehrere Landwirte – größere und kleinere. Auch hier hat der Strukturwandel in der Landwirtschaft zugeschlagen. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet in den umliegenden Städten. In der Brauerei sind einige wenige tätig. Ansonsten handelt es sich um ein typisches ländliches Dörfchen in Hohenlohe.

Aber Hohenlohe ist keine Genießerregion mehr. Es ist ein Agrargebiet mit Intensivbewirtschaftung. Nach dem Motto: Bäume und Sträucher weg! Freie Sicht zum Mittelmeer! Biogasanlagen, Insektizide, Pestizide, Fungizide, Neonicotinoide, Schweinemastbetriebe, Putenmastbetriebe, große Milchbetriebe. Es sind keine Bauernhöfe mehr, es sind Industriebetriebe. Alles wird optimiert, alles geht nur noch auf Ertrag. Die Natur wird dabei vergessen.

Die Genießerregion Hohenlohe – ich mag es beinahe nicht sagen – ist auf dem Weg zur Agrarwüste. Der Ackerfuchsschwanz und die Quecke und der Ampfer – Schreckensworte für die Landwirtschaft. Und seitdem feststeht, dass der Ackerfuchsschwanz, dieses gefürchtete Gras, resistent gegen alle Mittel und Versprechungen der Pharmariesen geworden ist, seitdem geht die Angst vorm Pflug um. Pflügen, der Pflug, das verhassteste Instrument der Landwirte. Mit einem 250 PS starken Traktor, hinten der Pflug und los geht es! Das ist eine bequeme Sache. Früher sah das ganz anders aus. Da waren es zwei Pferde, ein Knecht, ein Pflug. Der Pflug war der Fluch. Das steckt noch in den Köpfen.

Unsägliche Schandtaten gingen mit Flurbereinigungen einher. Es wurden natürliche Rinnsale, Bäche begradigt, die man später versucht hat zu renaturieren. Ein Witz an sich. Feldgehölze sind weg. Blühende Wiesen gibt es nicht mehr. Das Gras wird abgemäht, wenn es maximal ca. 30 cm hoch ist. Dann stimmt der Eiweißgehalt, dann kann man es am besten milchsauer vergären, sprich silieren. Blühende Pflanzen kommen nicht mehr zum Blühen. Das Gras ist einfach nur noch grün. Wildblumen gibt es nicht mehr. Blühstreifen? Nur widerwillig werden sie angelegt, wenn es unbedingt sein muss. Raps? Der bringt nicht so viel ein wie der Mais, der wird lieber angebaut und zerstört nebenbei die Böden.

Es wandelt sich total von einer bäuerlichen Landwirtschaft zu einer Landwirtschaft der Multisklaven. Die großen Agrarkonzerne und Discounter sind es, die die Preise diktieren, die den Ort des Anbaus diktieren, die die Fleischqualität diktieren. Sie haben in Hohenlohe, im romantischen Hohenlohe, das Sagen. Leider. Bauer kann nicht mehr Bauer sein. Bauer ist gehetzt von den Preisen, von den Zinsen, von den Schulden. Er kann nicht mehr viel selbst entscheiden. Er wird entschieden. Alles ist vorgeschrieben. Er ist gezwungen – bis auf einige wenige Aufrechte – in diesem gesamten Kommerzzirkus mitzuspielen.

Es gibt einige Biobauern und in einer kleinen Stadt hier in der Gegend befindet sich die größte Demeter-Molkerei Deutschlands. Sie arbeitet mit Bauern zusammen, die ihren Kühen die Hörner noch wachsen lassen. Aus guter, wertvoller Milch werden dort hervorragende Produkte erzeugt. Da kommt es noch auf die Qualität an und die Bauern dürfen noch Bauern sein. Das ist ein kleiner Lichtblick. Aber es gibt längst Biobauern, die genauso mit dem Rücken an der Wand stehen wie die Konventionellen. Es geht ein Hauen und Stechen durch die Reihen der Bauern. Jeder braucht mehr Land. Jeder, der aufhört, wird umgarnt wegen der Pachtflächen, die die Betriebe dringend benötigen.

Von der romantischen Gegend ist abgesehen von ein paar schönen romantischen Städtchen, ein paar Tälern, die landwirtschaftlich nicht so ohne Weiteres zu nutzen sind, nicht mehr viel da. Es ist eintönig geworden auf den Feldern. Zwischendrin liegen einige wenige kleinere Waldflächen, aber ansonsten: Ackerflächen, Ackerflächen, Ackerflächen.

Ab und zu vielleicht noch am Wegesrand ein paar alte Birnbäume, aber deren Tage sind schon gezählt. Sind sie irgendwann so weit, dass man sie fällen muss, kommt meist kein Ersatz. Es gibt schließlich diese sinnige Vorschrift, die auch von den Grünen in Baden-Württemberg unterschrieben wurde, dass Bäume erst ab sieben Meter Abstand entfernt von der Straße wachsen dürfen. Die Gräben werden gemulcht, das bedeutet zusammengehäckselt mit allen Kleinstlebewesen wie Eidechsen, Bienen, Hummeln und Würmern. Die Landschaft wird gepflegt, zu Tode gepflegt. Wo sind die vielen Singvögel? Wo können sie nisten? Wo sind die Hummeln? Wo sind die vielen Wildbienenarten? Wo sind die Wespen? Wo sind sie alle geblieben?

Und da bin ich mit meiner Familie hingezogen. Erst später wurde mir klar, warum ich an diesen Ort kommen musste. Ich wurde vom Altertum eingeholt und hatte einige Dinge in Hohenlohe zu erledigen. Die Bevölkerung in der Region ist überwiegend protestantisch. Pietistisch, fromm, bieder, brav – Krähwinkel Schwäblein, so wurden die Schwaben gerne genannt. Man hat keinerlei Revolutionsgeist. Im Ernstfall bleibt man lieber mal zuhause und wartet ab, was sich tut. Frömmigkeit ist meistens mit einer geradezu bodenlosen Dummheit gepaart. Bei allem, was sich netghert – was sich nicht gehört – wird der dräuende Finger erhoben und böse blickend gesagt: „So net!“

Alles hintenherum und heimlich natürlich – das versteht sich von selbst.

„Hasch des scho gehert?“ – „Hast du das schon gehört?“

Und dennoch liebe ich diese Region – Hohenlohe.

Was macht den Ackerfuchsschwanz eigentlich zu einem derart gefürchteten Gras?

Ackerfuchsschwanz ist ein Nahrungskonkurrent für das angebaute Getreide, der große Flächen überwuchern kann. Dadurch kommt es zu erheblichen Ertragsverlusten. Inzwischen ist er gegen sämtliche Herbizide resistent, aber er kann durch mechanische Verfahren gut in Schach gehalten werden. Auch wenn es den Bauern nicht gefallen mag, hat auch ein Ackerfuchsschwanz das Recht auf Leben.

Sie äußern sich sehr kritisch über die Versuche, Flüsse und Bäche zu renaturieren.

Flüsse und Bäche haben ein eigenes Wesen, das sich, wenn man es lässt, selbst renaturieren kann.

Maisfelder gehören längst zum vertrauten Bild in Baden-Württemberg. Mir war nicht klar, wie extrem Mais den Boden auslaugt. Halten Sie den Maisanbau überhaupt für sinnvoll?

Mais ist eine subtropische, mittelamerikanische Pflanze, die ein Humusräuber ist und nicht in unseren Kultur- und Pflanzenkreis gehört, schon gar nicht in Monokulturen für Biogasanlagen. Das ist der größte Mist seit der Erfindung des Rades.

Herr Zimmermann an der Orgel in der kath. Kirche Altkrautheim/Hohenlohekreis

Video: Herr Zimmermann als Organist

Ein Heiler und ein Seher

So ganz ohne Orgel geht es nicht bei mir und auch in Hohenlohe spielte ich bald in einigen evangelischen Kirchen an den Sonn- und Feiertagen als Organist. Ich hatte eben einen Gottesdienst mit einem schönen Orgelwerk von Bach abgeschlossen und war zufrieden mit mir und der Welt. Schließlich war die Fantasie in G-Moll nicht leicht und ich hatte nicht allzu viele Fehler gemacht. Schlage ich bei so einem Bachstück den ersten Ton an, bin ich wie in einem Sog gefangen. Es gibt kein Entkommen. Erst wenn der letzte Ton verklungen ist, bin ich wieder frei.

Ich saß noch auf der Orgelbank und lauschte den Klängen in mir nach, als ein großer Mann mit einer Andeutung von Bart zu mir an die Orgel kam. „Gell, du bisch än Heiler?“ „Du bist ein Heiler, oder?“, fragte er mich und sah mir dabei direkt in die Augen.

„Wenn du das siehst, dann bist du wahrscheinlich ein Seher“, antwortete ich, denn ich war, wie es meiner Gewohnheit entsprach, an meinem neuen Wohnort nicht mit meiner Gabe hausieren gegangen.

„Manchmal schon. Kansch du mir helfen? Ich hab’…“ Dann kam eine ausführliche Darstellung seines Problems.

„Ich werde dir helfen, aber bitte sag es niemandem und sprich nicht darüber!“, stellte ich eine Bedingung.

„Ist in Ordnung!“, gelobte er bereitwillig.

Ich half ihm und selbstverständlich hielt er sein Versprechen. Er verriet es niemandem außer allen seinen Freunden und Bekannten und allen, die krank waren. Am darauffolgenden Sonntag hatte ich von ca. 11 Uhr bis nachts um 0:30 Uhr einen Patienten nach dem anderen zu behandeln. Sie kamen mit diesem und jenem. Multiple Sklerose, Arthrose, Rheuma, Gelenkschmerzen, Hexenschuss, Kopfweh, Übelkeit und Schwindel – es war von allem etwas dabei und jeder brachte all seine Hoffnung auf ein Wunder und schnelle Besserung mit.

„Können Sie mir helfen?“ Diese Frage hörte ich von da an häufig und es wurden immer mehr Menschen, die über irgendjemanden von mir gehört hatten und zum Teil weite Anfahrtswege in Kauf nahmen, um zu mir zu kommen. Was sollte ich tun? Über die Jahre hatte ich zwar versucht, meine Gabe im privaten Kreis zu halten, aber beständig dazugelernt und mein Wissen und Können erweitert. Mit dem Rückzug war nun offensichtlich Schluss und ich gab mich geschlagen und fügte mich.

Ich kaufte eine Liege und stellte sie in mein Büro. Da stand sie zwischen all den Büchern und den zum Teil noch nicht ausgepackten Kartons. Auf meinem Schreibtisch herrschte chaotische Ordnung, die zu mir gehört, aber daran störte sich keiner, denn die Menschen kamen, weil sie sich Linderung und Hilfe erhofften, und ich behandelte sie. Es ging ihnen besser durch Handauflegen und Energieübertragung und sie empfahlen mich weiter, wo immer ihnen jemand begegnete, der leidend war. Das waren die Anfänge des Heilens in Hohenlohe.

Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich das Heilen aus zeitlichen Gründen beinahe nicht mehr mit meinem eigentlichen Broterwerb vereinbaren konnte. „Ich gebe dir jetzt etwas dafür. Du kannst das nicht weiterhin umsonst machen. Du musst das Ding anmelden und du musst es professionell machen!“, riet mir einer meiner Patienten.

Darauf hätte ich eigentlich auch selbst kommen können, dachte ich. Gedacht, getan. Ich ging aufs Ordnungsamt. „Guten Tag! Ich möchte eine Firma anmelden.“

„Sie haben doch schon eine. Wie soll denn die zweite heißen?“

„Geomantie und Heilen.“

„Was ist das denn?“

„Rutengehen und als Heiler arbeiten.“

Was die Dame hinter dem Schalter dachte, weiß ich nicht, aber ich bekam einen Gewerbeschein. Eine Steuernummer hatte ich bereits. Alles war in Butter. Geomantie und Heilen – ein neuer Lebensabschnitt kam auf mich zu. Kurz dachte ich über eine Homepage im Internet nach, aber der Gedanke behagte mir nicht. Patienten hatte ich auch so mehr als genug. Wer von mir behandelt werden sollte, der würde auch von mir hören und zu mir finden.

Irgendjemand hat mich einmal ohne mein Zutun und ohne meine Einwilligung in eine Heilerliste des Deutschen Geistheiler-Verbandes eingetragen. Von dort aus wird ab und zu angerufen. Ansonsten basiert meine Praxis ausschließlich auf Mund-zu-Mund-Werbung. Wer zu mir kommt, hat nicht selten schon viele Stationen hinter sich und ist verzweifelt.

„Geh doch mal zu dem, wenn sonst nichts mehr geht! Mir hat er geholfen.“

Menschen aus Hohenlohe – Heinz und seine Tante

Heinz habe ich durch einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt. Er ist ein Unikat. Ein Hohenloher, hochintelligent, Agraringenieur, der mir eine ganz andere Welt zeigte. Natürlich ist er so eigensinnig wie alle Hohenloher, ein bisschen negativ, immer brummig, aber er lebt auf seine ganz besondere Art und Weise.

Heinz wurde mit sieben Jahren zur Halbwaise, als seine Mutter starb. Er wurde von seinem Vater, dessen Bruder und seiner Schwester, der Tante, erzogen. Für die Tante war Heinz irgendwann das eigene Kind. Sie hat ihn gehegt und gepflegt, und er lebt bis heute bescheiden und einfach mit ihr. Sie ist mittlerweile vierundneunzig Jahre alt.

Die Beiden leben in einem Bauernhof, einem der vielen kleinen Weiler Hohenlohes. Alles ist sauber und gepflegt, aber es ist noch, wie es früher war. Betritt man das Haus, taucht man in eine längst vergangene Welt ein. Es ist blitzsauber, aber etwa der Stil der 50er-Jahre oder sogar von noch etwas früher. Der Boden ist gefliest. Die Wohnküche, der Hauptaufenthaltsraum, wird von einem riesigen Herd dominiert, der noch mit Holz und Kohle befeuert wird. Meiner Ansicht nach ist dieser Herd das eigentliche Zentrum des Hauses und er spendet auch die Wärme für das ganze Haus.

Heinz hat nicht geheiratet und lebt mit seiner Tante, seinem Dandele, wie er sie nennt, alleine in dem stattlichen Bauernhaus. Sein Onkel starb vor einigen Jahren im hohen Alter von neunzig. Als ich Heinz kennenlernte, hatte er gerade enorme Probleme in seinem Schweinestall. Wie der überwiegende Teil der Landwirte in Hohenlohe ist er in der Schweinezucht, und zwar der Schweinemast, tätig. Schweine sind Lebewesen, die Grippe, Husten und die verschiedensten Krankheiten bekommen können. Seine Schweine waren krank und er bat mich um Hilfe. Ich half und betrat dabei zum ersten Mal diese ganz eigene Welt.

Später brachte ich ihm das Pendeln bei, damit er selbst abfragen konnte, was mit seinen Schweinen los war. Heinz weiß, dass man in der Tierhaltung mit Antibiotika vorsichtig umgehen muss, und das tut er auch. Er versucht es auf andere Art. Ich habe ihm verschiedene Sachen gezeigt, die er jetzt unabhängig von mir anwendet. Seitdem hat er relativ selten Probleme im Stall. Er interessiert sich für die Geistige Welt, wenn er auch manchmal nur den Kopf schüttelt über gewisse Zusammenhänge und Gedanken.

Seine Tante, die Asthma hat und nicht mehr so gut zu Fuß ist, freut sich immer, wenn ich komme, und strahlt mich an. Ich behandle sie dann und das Asthma wird besser und wir unterhalten uns. Manchmal, wenn ich so mit den Beiden in ihrer Küche sitze am alten, stabilen Holztisch, auf den alten, stabilen Stühlen und im Herd prasselt das Feuer, dann komme ich mir wie in den 20er-, 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts vor.

Es ist nie übertrieben warm in der Küche, hat keine 25 °C. Wenn es 20 °C hat, ist es gut. Die Tante mit ihrem Asthma kann keine warme Luft ertragen. Und dann sitzt man und spricht über Gott und die Welt. Man tauscht sich aus und es tut der Seele gut, mit normalen Menschen zu reden. Man fühlt sich geborgen. Man weiß aber auch, dass man trotz allem irgendwie der Fremde ist und bleibt. Man ist der Fremde, der in der Landschaft Hohenlohe nicht geboren und aufgewachsen ist. Er kam von irgendwo anders her und damit ist er keiner von uns, aber er ist einer, den man gut brauchen kann und den man vielleicht auch mag.

Die Quelle am Hof von Heinz war versiegt.

„Kousch du do was macha?“ – „Kannst du da etwas machen?“

Wir haben die Quelle wieder zum Laufen gebracht. Ich bin mit der Rute das Gebiet abgegangen und sah, dass die Wasserader, die die Quelle speiste, am eigentlichen Quellschacht, den er beim Umbau seiner Scheune und seiner Garagen tief in den Boden eingelassen hatte, vorbeilief. Wir zogen die Wasserader zum Schacht hin und machten Erdakupunktur, betrieben Geomantie. Seitdem läuft die Quelle wieder und Heinz freut sich, denn er muss das Wasser, um seinen Garten zu gießen, nicht mehr aus der Leitung nehmen. Das entspricht seiner Sparsamkeit und seiner Gewohnheit.

Er ist nicht sonderlich beliebt bei den anderen Bauern, weil er manchmal ziemlich kernig seine Meinung sagt. Sie wissen, dass er hochgebildet und studiert ist. „So ein Gschtierder, des is scho was Komischs.“ Ein Gschtierder ist ein Studierter, und das sind gefährliche Leute.

Ich sitze oft bei Heinz und seiner Tante und wir reden über vergangene Zeiten, über die Verrohung der Gesellschaft, über den Betrug in der Landwirtschaft und über die stolzen Hohenloher Bauern, die immer noch nicht realisiert haben, dass es so, wie es zurzeit ist, nicht weitergehen kann. Für Heinz ist es nicht akzeptabel, dass es kaum noch Bauern gibt und dafür lauter Betriebler. Heinz und seine Tante sind ein Teil von Hohenlohe und inzwischen auch irgendwie ein Teil von meiner neuen Heimat. Sie gehören dazu.

„Eddie, i muss di o´beddla! Sei so gut un komm vorbei! S´isch was mit da Dande“ – „Eddie, ich muss dich um etwas bitten! Komm bitte vorbei! Es ist etwas mit der Tante.“

Ich setzte mich in mein Auto und fuhr umgehend zu Heinz. Wie immer ging ich zum Nebeneingang zwischen Stallungen und Haus. Als ich in die Küche kam, saß die Tante am Tisch und hatte am Nasenrücken auf Augenhöhe ein Pflaster. Sie sah verstört aus. Heinz stand neben ihr.

„Heut war da Dokter do.“ – „Heute war der Arzt da.“

Der Arzt aus dem benachbarten Städtchen macht noch Hausbesuche, was längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Er ist ein Mensch mit Herz und war gekommen, um nach der Tante zu sehen. Als sie ihn auf eine Wucherung an ihrem Nasenrücken aufmerksam machte, hatte er die Vermutung geäußert, dass es sich um ein Basaliom handelte.

„Um ein Was?“

„Es könnte Hautkrebs sein. Sie müssen zu einem Hautarzt, damit er sich das einmal anschaut! Es muss wahrscheinlich weggemacht werden“, hatte der Arzt erklärt.

Durch mehrere Krankenhausaufenthalte ist die Tante gegen nichts so allergisch wie gegen das Krankenhaus an sich. Schon der Gedanke macht ihr Angst.

„Wenn i do nei geh, kumm i nimmer raus.“ – „Wenn ich da reingehe, dann komme ich nicht mehr zurück.“

Ihrer Beobachtung nach werden alte Patienten dort ohnehin kaum behandelt. Man gibt ihnen zu essen, verabreicht Tabletten, lässt sie ansonsten liegen und schickt sie irgendwann wieder heim. Das möchte sie unter keinen Umständen noch einmal über sich ergehen lassen.

„Machen Sie einmal das Pflaster weg!“, bat ich. Solange wir uns auch schon kennen, siezen wir uns noch immer, die Tante und ich.

Vorsichtig entfernte Heinz das Pflaster und ich sah eine recht große Geschwulst auf ihrem Nasenrücken. Ich hatte sie früher schon bemerkt, aber nie gedacht, dass es etwas Ernsthaftes sein könnte.

„Herr Zimmermann, kenna Sie mir helfa? Sie hen ma scho so viel gholfa. I will net ins Krankahaus!“ – „Herr Zimmermann, können Sie mir helfen? Sie haben mir schon so viel geholfen. Ich möchte in kein Krankenhaus!“ – „Gut, ich mache etwas und bringe es Ihnen später vorbei!“, versprach ich und fuhr heim. Ein Imker hat immer Honig zuhause. Ich nahm ein kleines 250-g-Glas von einem ganz normalen Sommertrachthonig – Waldblüte mit Linde, ganz sicher bin ich mir da nicht mehr. Ich öffnete das Glas und ließ Heilenergie strömen mit der Bitte der Wiederherstellung des Urbauplanes für die Haut auf der Nase der Tante. Den so informierten Honig brachte ich gleich zur Tante von Heinz.

„Jetzt machen Sie drei Mal am Tag den Finger mit Honig feucht und schmieren Sie sich das oben auf die Vergrößerung!“

„Wenn´s hilft, mach ich´s!“

„Schaun wir mal!“, sagte ich.

Die Geschwulst war nach vier Wochen nicht mehr da. Sie glaubte daran, behandelte sich drei Mal am Tag selbst mit dem Honig und die Wucherung verschwand. Sie musste nicht operiert werden und entging dem Krankenhaus. Als der Arzt das nächste Mal ins Haus kam, ging er nicht darauf ein. Die Geschwulst war weg und darauf kam es schließlich an.

Ein idealer Vorfrühlingstag mit dem Bien

Mit den ersten warmen Märztagen zieht es mich im Frühjahr zu meinen Bienen. Ich muss schauen, wie sie den Winter überstanden haben und ob ihre Futtervorräte noch reichen. Rasenmäher – so haben meine Kinder meinen alten Lieferwagen getauft, weil es nicht leicht ist, ihn zu überhören – bietet die erforderliche Ladefläche für alles, was ich als Imker brauche. Er ist geeignet für die zum Teil unwegsamen Wald- und Feldwege, die zu den Standorten meiner Bienenstöcke führen. Das Dorf in Hohenlohe, in dem ich mit meiner Familie lebe, liegt inmitten weiter Agrarflächen, die von kleinen Waldflächen durchbrochen werden. K., ein Biobauer, hat mir vor Jahren eine Waldlichtung zugewiesen, auf der ich einige meiner Bienenvölker untergebracht habe.

1+2 Beim Durchsehen der Beuten 3 Raucher

Erzählte Originalfassung: Ein idealer Vorfrühlingstag mit dem Bien

Ein leicht abfallender Schotterweg führt an Buchen, Kiefern und vor allem Douglasien vorbei zu der Lichtung. Das kräftige Grün der Nadelbäume hebt sich im März von den noch kahlen Laubbäumen ab und im Sonnenschein kann man förmlich spüren, wie das Leben in den Stämmen nach oben steigt. Auf einem Unterbau, den ich aus Balken und Eisenstangen errichtet habe, stehen 30 Bienenstöcke oder Beuten – wie wir Imker es nennen – auf der Lichtung. In jeder Beute residiert eine Bienenkönigin mit ihrem Volk. Die Bienen spielen sich über ihren Stöcken ein, fliegen hin und her und prägen sich damit den Standort ihrer Wohnung ein, dann ziehen sie los, um Wasser zu holen oder vielleicht auch schon die ersten Hasel- und Erlenpollen zu sammeln.

Für eine Weile bleibe ich an den Wagen gelehnt stehen und sehe ihnen dabei zu. Die ersten kehren bereits mit kleinen Päckchen an ihren Hinterbeinen zurück – den sogenannten Pollenhöschen. Freude erfüllt mich. Der Winter ist lange und streng in Hohenlohe, aber nun ist es Frühling.

Mit einem Blick prüfe ich, ob die Beuten noch ihre Deckel haben, dann hole ich mein Werkzeug und mache mich an die Arbeit. Im März sind die Tage kurz und ich habe noch einiges vor mir. Da die Bienen die Eigenschaft haben, alles miteinander zu verkitten und zu verkleben, brauche ich einen Stockmeisel. Das ist ein schmiedeeisernes Werkzeug, mit dem sich Wachs und Propolis gut lösen lassen. Ich hebe den Deckel der ersten Beute ab. Über den oberen Rähmchen der Waben liegt eine Folie, die von den Bienen festgeklebt und gut verkittet wurde. Vorsichtig löse ich eine Ecke und dann greife ich zu einem kleinen Kniff, um stichfrei den Stock durchsehen zu können.

Im Raucher, einem speziellen Hilfsmittel für Imker, wird Hanfstreu gerade so weit erhitzt, dass sich ein Glutnest bildet. Betätige ich nun den Blasebalg, kann ich einen wohlduftenden Rauch erzeugen, von dem ich etwas ins Innere der Beute gebe. Von einem Moment auf den anderen herrscht höchste Alarmbereitschaft im Stock. Der Rauch signalisiert den Bienen: Der Wald brennt! Umgehend eilen sie zu den Waben und füllen ihre Honigblasen mit Futter. Sollte sich der Waldbrand als ernste Gefahr entpuppen und sie ihre Wohnung aufgeben und ausfliegen müssen, haben sie auf diese Weise zumindest Nahrung für einen bis drei Tage bei sich. Eine Biene mit vollem Bauch sticht nicht gerne. Das ist wunderbar für mich, denn ich werde nicht gerne gestochen. Ich warte etwas, dann ziehe ich die Folie ganz ab und gebe noch einen leichten Rauchstoß über die Rähmchen. Die Bienen verschwinden im Inneren der Beute.

Langsam hebe ich die erste Randwabe heraus. Sie ist noch mit Futter gefüllt, das ich im Spätjahr eingefüttert habe, damit die Bienen im Winter davon zehren konnten. Sie haben den Zuckersirup invertiert und eingedichtet, bis er für sie die optimale Konsistenz und einen Feuchtigkeitsgehalt von 16–18 % hatte. Dann wurde er in den Waben von ihnen mit einer dünnen Wachsschicht überzogen. Er wurde verdeckelt. Drei Randwaben sind noch gut mit Futter gefüllt, aber die inneren Waben sind leer. Die Bienen haben sich gelabt, die Deckel aufgebissen und sich gegenseitig gefüttert. Sie haben sich in der Bienentraube aneinander gewärmt und im Zentrum der Traube hat die Königin wieder begonnen, Eier zu legen. Die neue Brut ist zum Teil schon in den Waben verdeckelt. Das Volk ist stark und gesund und hat den Winter gut überstanden.

„Super, das habt ihr gut gemacht!“, lobe ich und schließe zufrieden die Beute.

Ruhig und entspannt sehe ich die 30 Beuten durch. Einige der Völker sind sehr groß und haben ihren Futtervorrat fast aufgebraucht. Andere haben mehr Vorräte, als sie brauchen werden. Ich sorge dafür, dass keines der Völker in Futternot gerät, bis es wieder ausreichend Nektar zu finden gibt. Es ist Mittag geworden und für einen Märztag ist es sehr warm. Durch die Arbeit bin ich ins Schwitzen geraten und ziehe die Jacke aus. Mit freiem Oberkörper arbeite ich an den Bienen. Viele erklären mich für verrückt, weil ich nie einen Imkerschutz trage, wenn ich bei den Bienen bin. Für mich fühlt es sich so natürlich an. Mein Verhältnis zu den Bienen ist ein anderes geworden, weil sich die Bedingungen unseres Zusammenspieles geändert haben.

Seit dem Einschleppen der Varroamilbe können Bienen in Deutschland ohne den Menschen nicht mehr existieren. Die Milbe lebt als Parasit auf den Bienen. Nimmt sie überhand in einem Stock, tötet sie ihren Wirt und das ganze Volk stirbt. Ohne eine medikamentöse Behandlung durch den Imker haben selbst starke Völker keine Chance, die Milbe von sich aus zu bekämpfen. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehen wir Menschen und wir können im Gegenzug nicht ohne die Bienen überleben. Sie bestäuben und befruchten einen großen Teil unserer Lebensmittel. Bienen und Menschen sind voneinander abhängig geworden. Daher bin ich eine Symbiose mit meinen Bienen eingegangen. Sie gehören zu meiner Welt und ich bin ein Bestandteil ihrer Welt geworden.