Der Kampf des Löwen um seinen Engel - Noa Liàn - E-Book

Der Kampf des Löwen um seinen Engel E-Book

Noa Liàn

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Beschreibung

Als Leon im Anwesen unerwartet auf seinen Ex-Freund Elio trifft, ist eine Sache unbestreitbar: Er ist noch lange nicht über ihn hinweg. Die Erinnerungen an ihre innige Verbindung und Elios tabulose Unterwerfung sind auch nach über einem Jahr zu frisch. Doch der Schaden, den Leon mit seiner Eifersucht angerichtet hat, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Zusätzlich erschwert ein Rivale seine Versuche, Elio zurückzuerobern. Aber man würde ihn nicht den Löwen nennen, wenn er nicht bereit wäre, um den Mann zu kämpfen, den er liebt. Alles, was er braucht, ist eine zweite Chance, sich zu beweisen. Elio weiß, dass die Trennung die einzig richtige Entscheidung war, doch ihr erneutes Aufeinandertreffen an dem Ort, der sie erst zusammengeführt hat, lässt ihn zweifeln und weckt hartnäckig unterdrückte Sehnsüchte. Denn Leon ist der einzige Mann, der Elio in Spitze und Strapsen nicht nur akzeptiert, sondern jeden Zentimeter seines Körpers verehrt hat. Gefangen zwischen seinem Sehnen nach Leons ungestümer Dominanz und seiner Unsicherheit, trifft er eine folgenschwere Entscheidung …

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Der Löwe
Der Engel
Die Maskierung
Der Kontrollverlust
Der Anstoß
Das Verlangen
Die Kapitulation
Die Verleugnung
Die Hingabe
Die Verehrung
Die Hilflosigkeit
Die Begegnung
Der Hilferuf
Die Freundschaft
Das Verständnis
Die Sicherheit
Der geläuterte Löwe und sein freier Engel
Nachwort
Leseprobe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noa Liàn

 

 

Erotikroman

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 08/2022

© Noa Liàn – Alle Rechte vorbehalten.

c/o WirFinden.Es | Naß und Hellie GbR | Kirchgasse 19, 65817 Eppstein

 

 

Text: © Noa Liàn

Coverdesign: © Noa Liàn

Bildmaterial von stock.adobe.com: © Dark Illusion; depositphotos.com: © phoenixstockphoto.gmail.com, slena

Lektorat und Korrektur: Katharina Rose und Tatjana Germer

 

[email protected]

www.noa-lian.de

 

 

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden/realen oder verstorbenen Personen wäre daher rein zufällig.

Der Löwe

 

Ich habe ihn lange nicht gesehen. Doch meine Gefühle für ihn fühlen sich gerade kein Stück anders an. Wie sehr ich ihn vermisse, war mir in den letzten Wochen nicht einmal mehr richtig bewusst, weil ich mich gezwungen habe, für Ablenkung zu sorgen.

Jetzt führen mich meine Schritte ganz automatisch zu ihm. Er scheint mich noch immer nicht zu bemerken, sitzt auf diesem Barhocker, als würde ihn nichts aus der Ruhe bringen können, als wäre er nicht monatelang weg gewesen.

Ich stehe jetzt ganz dicht neben ihm, ignoriere den Kerl in meinem Rücken, den ich beiseite gedrängelt habe, um zu ihm zu gelangen. »Hallo, Elio.« Meine Stimme ist rau. Ich bin wirklich schlecht darin, zu verbergen, wie es um mich steht.

Langsam dreht er seinen Kopf zu mir, fast so, als hätte er erwartet, auf mich zu treffen. Seine goldbraunen Haare sind kürzer, fallen ihm nicht mehr lockig in die Stirn, aber er ist nach wie vor verdammt heiß. »Guten Abend, Leon.« Seine Miene spiegelt nichts von seinen Gefühlen wieder. Er könnte gelangweilt sein, müde oder auch einfach nur uninteressiert, aber ich weiß, dass das sein Schutzmechanismus ist, wenn er aufgeregt ist.

»Darf ich dir etwas zu trinken ausgeben?«

Er schlägt die Augen nieder. »Besser nicht.«

»Autsch.«

»Ich bin vergeben. Und ich sehe dir an, was du eigentlich willst. Die Antwort lautet nein.«

Ich seufze. »Nur ein Drink. Ich lasse dich auch in Ruhe.« Er sieht nicht so aus, als würde er mir glauben, doch schließlich nickt er und ich gebe Henni, dem Chef des Anwesens, der uns schon aufmerksam beobachtet, ein Zeichen. »Bist du für die Show hergekommen?«

»Ja.«

Natürlich, warum auch sonst? Mir hat er ja deutlich zu verstehen gegeben, was er von mir hält und dass er auf mich verzichten kann. Warum muss es immer noch so schmerzhaft sein? »Hätte ich mir denken können«, antworte ich leise und Elio hebt seinen Blick, sieht mir direkt in die Augen.

Er antwortet wieder nicht, aber seine hellbraunen Augen flackern verdächtig. Ihm so nahe zu sein, verlangt mir alles ab. Er ist so schön, dass es wehtut. Dennoch darf ich ihn nicht berühren, mich ihm nicht weiter nähern, auch wenn es das Einzige ist, woran ich denken kann – was ich unbedingt will! Mein Herz klopft heftig und meine Finger zucken, würden nur zu gern in seine Haare greifen, sich darin vergraben, ihn festhalten …

»Eure Drinks …«, sagt Henni plötzlich gedehnt in die Stille hinein, die eigentlich keine ist, da der Barraum voll ist und sich alle unterhalten. Und trotzdem hatte ich beinahe das Gefühl, wir wären allein. Das Scharren der Gläser über der Theke kratzt unangenehm in meinen Gedanken herum, löst sie auf und ich sehe mich gezwungen, meinen Blick von Elio abzuwenden.

»Danke«, sage ich, nachdem ich mich geräuspert habe, und reiche Elio seinen Mojito.

Er nimmt ihn, berührt dabei kurz meine Fingerspitzen, was schon ausreicht, um mich und meine Fantasien weiter durchdrehen zu lassen. Kein anderer hat es je geschafft, mich so leicht um seine Finger zu wickeln. Ich hätte so viele haben können, bin sogar hier im Anwesen begehrt. Aber gerade jetzt, so nahe bei Elio, wird mir mit aller Macht klar, dass ich noch lange nicht über ihn hinweg bin. Und gerade tue ich auch nichts dafür, dass es besser wird. Im Gegenteil, ich reiße mir die frisch vernarbten Wunden selbst wieder auf, nur um dann garantiert am Ende des Abends vor lauter Sehnsucht nicht zu wissen, was ich tun soll.

»Danke«, sagt Elio, seine sanfte Stimme kribbelt heftig durch meinen ganzen Körper.

Ob er gerade Reizwäsche trägt? Die, die ihn wie ein Engel aussehen lässt? Er ist vielleicht wegen der Show hier, der Tänzer, die sich in ebenso gewagten Outfits zu bewegen wissen. Aber ich bräuchte das nicht. Mir würde reichen, Elio allein zu haben, ihn auf mein gedankliches Podest zu stellen und nur für mich tanzen zu lassen. Unter meinen Fingern, bis er sich voll Verlangen windet, mich nicht mehr zurückweist. Verdammte Scheiße, ich will ihn zu sehr!

Gerade noch kann ich mich bezwingen, nehme mir meinen Whisky und stoße mit ihm an, kann aber nicht mal bei meinem ersten Schluck meinen Blick von ihm nehmen. Ich folge der Bewegung seines Kehlkopfes, als er schluckt, würde ihn am liebsten sofort ablecken.

Elio errötet unter meinem Blick, räuspert sich und weiß offenbar auch nicht so recht, wo er hinsehen soll. »Du hast gesagt, du lässt mich in Ruhe«, bringt er hervor, seine Stimme klingt allerdings etwas zittrig.

»Tue ich das nicht?«

»Du siehst aus, als würdest du mich gleich anfallen.«

Da er mit dieser Beobachtung nicht ganz unrecht hat, bevorzuge ich einfach, ihm nicht direkt zu antworten. »Bleibst du danach noch oder gehst du direkt nach der Show?«

»Ich werde gehen. Allein.«

»Das … war mir schon klar. Ich wollte ja nur fragen, ob wir uns danach noch unterhalten wollen.«

»Wozu?«

Ja, wozu? Wir haben uns alles gesagt, wenigstens hat er mir alles gesagt, was ich wissen muss. Aber ich will ihn einfach noch länger sehen, mich wenigstens den ganzen Rest des Abends in seiner Nähe aufhalten. Fantasien sind doch nichts Schlimmes, wenn man nicht plant, sie umzusetzen. Rede ich mir ein. Jedenfalls habe ich nicht vor, ihn mir ungefragt auf die Schulter zu werfen, in eines der Zimmer zu verschleppen und dann so gründlich durchzuficken, bis er einsehen muss, dass ich doch besser bin als sein verklemmter Macker. Zumindest denke ich, dass ich das nicht tun würde. Nein, Hennis aufmerksamem Blick bin ich mir auch zu sehr bewusst. Er kennt seine Männer hier, würde gar nicht zulassen, dass ich mir Elio einfach so nehme. Dunkel erinnere ich mich noch an den Abend nach der Trennung, als ich Henni die Ohren vollgeheult und mich betrunken habe. Er weiß genau, warum die Beziehung gescheitert ist – und er ist nicht auf meiner Seite.

Mir wird bewusst, dass ich Elio nur weiter angestarrt habe, ohne ihm zu antworten. Aber er fragt auch nicht nach, sieht mich nur über seinen Mojito hinweg an. Seine Nasenflügel beben und er leckt sich betörend über seine vollen Lippen. Oder ich bilde mir das ein. Wie ich ihn kenne, denkt er sich nicht einmal etwas dabei. Aber diese unschuldige Geste reicht, um auf meinen Armen Gänsehaut entstehen zu lassen.

»Soll ich gehen?«, frage ich, weil ich irgendwo doch sicherstellen will, dass er sich nicht bedrängt fühlt. Denn das war ja immerhin ein Grund für das Ende unserer Beziehung.

Elio schlägt die Augen nieder, schluckt erneut deutlich. Dann zuckt er mit den Schultern. »Wir reden doch nur«, sagt er und sieht auf, prüfend, zurückhaltend.

»Ja, wir reden nur.« Obwohl das streng genommen die Übertreibung des Jahrtausends ist, denn eigentlich starre ich ihn nur an und versuche dabei, mich nicht sofort auf ihn zu werfen und die Klamotten vom Leib zu reißen, um zu überprüfen, ob er Strapse trägt.

Er nickt dennoch und sieht dann an mir vorbei zu der kleinen Bühne, die heute extra für die Show aufgebaut worden ist, und für die auch die Andreaskreuze weichen mussten. »Ich werde mir mal einen guten Platz sichern, bevor es zu voll wird«, sagt er und hebt seinen Drink in meine Richtung. »Danke.« Dann geht er einfach und nimmt in einem Sessel in der vorderen Reihe Platz, wo auch schon andere Zuschauer sitzen.

Ich zögere, will ihm am liebsten sofort hinterhergehen, aber bestimmt wäre das wieder falsch. Doch mein Verlangen nach ihm ist einfach zu groß.

Gerade, als ich mich entschließe, zu ihm zu gehen, werde ich an meinem Arm zurückgehalten. »Untersteh dich!« Henni zieht mich wieder an die Theke und sieht mich mit einem ungläubigen Blick an. »Was soll das denn werden, wenn es fertig ist, hm?«

»Was meinst du?«, frage ich betont lässig und versuche, meine Aufregung zu verbergen.

»Du verhältst dich wie ein hormongesteuerter notgeiler Rüde, der gleich dabei ist, Elio direkt auf einem der Tische zu ficken.«

Der Gedanke ist wirklich gut. Dann würden wenigstens alle sehen –

»Leon!« Hennis drohende Stimme holt mich wieder in das Hier und Jetzt zurück.

»Jetzt sei nicht so, ich habe ihn eben ewig nicht mehr gesehen. Ist es denn wirklich so schlimm, dass ich mal kurz mit ihm reden will?«

Hennis Miene wird etwas weicher, aber er scheint trotzdem nicht nachgeben zu wollen. »Ich verstehe dich schon, aber das ist wirklich keine gute Idee. Lass ihn bitte in Ruhe.«

Ich will etwas antworten, aber zunächst bekomme ich meine Zähne nicht auseinander.

»Komm schon, Leon. Ich weiß, du vermisst ihn, aber ihn hier anzuspringen, macht es nicht besser.«

»Es würde mir vielleicht kurzzeitig besser gehen?«

»Würde es? Denn ich sehe schon vor mir, wie du reumütig und mit eingezogenem Schwanz wieder an die Bar wackelst.« Henni seufzt. »Lass es gut sein. Sieh mal, Sam kommt gerade. Lenkt euch ab und lass Elio den Abend genießen.«

»Das könnte er mit mir auch.«

»Nein, könnte er nicht. Leon …« Er wartet, bis ich ihn wieder ansehe. »Ich warne dich. Benimm dich oder du fliegst raus.«

Ich seufze auf und sehe mich dann nach Sam um, der tatsächlich breit lächelnd auf mich zukommt. »Hey, mein wilder Löwe«, sagt er und sein britischer Akzent bringt mich gleich auf andere Gedanken, lässt mich ebenfalls lächeln.

»Du riechst gut«, sage ich ihm, als er mir auch noch ein Küsschen gibt.

»Du auch. Nach Abenteuer und enttäuschter Liebe.« Während ich die Augen verdrehe, lacht er gemeinsam mit Henni und ich will mich schon abwenden. »Komm schon, Cutie, sei nicht so übellaunig. Seit wann kann man nicht mal einen Scherz machen?«

»Seit er entschieden hat, Elio hinterherhecheln zu wollen.«

Sam schnalzt mit der Zunge und drängt sich dann ganz nahe an mich, greift zwischen meine Beine und knetet meinen Schwanz, der wegen Elio immer noch halbsteif ist. »Ich könnte Abhilfe schaffen«, sagt er und klimpert wenig unschuldig mit seinen langen Wimpern.

Ich muss ein Stöhnen zurückhalten, weil er wirklich gut ist und genau weiß, wie er mich anfassen muss. Und es hilft dabei, den inneren Druck in mir zu beherrschen. Einen Moment lang lasse ich Sam einfach gewähren und schließe die Augen.

»Lass uns nach oben gehen«, raunt er an mein Ohr und legt seinen anderen Arm in meinen Nacken, zieht mich zu sich heran.

Einen Augenblick lang hadere ich noch mit mir. Ich mag Sam sehr und wir sind nicht ohne Grund inzwischen sehr gut befreundet. Dass wir uns locker miteinander vergnügen können, ohne Erwartungen aneinander zu haben, ist ja auch der Tatsache geschuldet, dass er genau weiß, wie es ist, wenn man unglücklich verknallt ist.

Ich greife fest nach seiner Hand in meinem Schritt, nehme sie weg und öffne wieder die Augen. Er keucht leise und in seinem erwartungsvollen Blick spiegelt sich meine eigene Erregung wider. »Ja, nach oben«, sage ich bestimmt und ziehe ihn dann hinter mir her und von der Bar weg. Selbst mein Whisky ist mir egal, ich brauche jetzt einfach jemanden unter mir, der meine Gegenwart genießen kann.

Wir gehen in eins der freien Spielzimmer. Ich hätte allerlei Gerätschaften und Spielzeug zur Auswahl, aber gerade ist mir nicht danach, ich will Sam einfach sofort haben. Und er weiß offenbar genau, wie es mir geht, ist selbst schon dabei, sein Shirt auszuziehen, bevor ich mich auf ihn werfen kann.

»Hey, Vorsicht, das ist mein gutes Shirt«, sagt er aufgebracht, als ich nachhelfe und dabei einen der Knöpfe abreiße.

Als ich ihn aber auf das Bett stoße und ihm ungeduldig die Hose öffne und herunterreiße, scheint ihm das nicht mehr so wichtig zu sein. »Ich sage dir jetzt schon, schmusen ist heute nicht!«

Sam lächelt wieder breit und öffnet seine Beine für mich. »Mein Glückstag«, sagt er dann und streichelt sich aufreizend. »Friss mich, Löwe!«

Der Engel

 

Allein zuhause fühle ich mich noch mehr verloren als im Anwesen. Die Show war wirklich schön und letztlich bin ich froh, dass ich doch hingegangen bin. Aber ich kann kaum leugnen, dass mich das Treffen mit Leon durcheinandergebracht hat.

Eigentlich hätte ich es wissen sollen, war nicht einmal überrascht, als er neben mir aufgetaucht ist. Er geht eben auch ohne mich gerne hin. Immer noch. Und warum auch nicht, schließlich haben wir uns beide dort kennengelernt. Und wie. Leon weiß alles über mich. Kennt meine geheimsten Fantasien, jede empfindliche Stelle meines Körpers.

Zittrig muss ich ein- und ausatmen. Wenn ich die Augen schließe, kann ich immer noch seinen festen Griff in meinen Haaren spüren. Die Art, wie er mich gehalten hat, verlangend und doch sicher …

Hart schlucke ich, streichle dann an meinem Bauch herunter bis zu meinem Schritt, um ein wenig von dem Druck wegzunehmen. Die Überlegung, was er mit Sam gemacht hat, nachdem beide schon vor der Show verschwunden sind, löst ein eifersüchtiges Ziehen in meinem Bauch aus. Dabei sollte das nicht so sein. Ich bin schließlich glücklich an jemanden vergeben. In meinem Leben gibt es keinen Platz mehr für Leon, auch wenn der Gedanke nach wie vor schmerzt.

Aber ich bin wirklich nicht unglücklich. Natürlich könnte alles immer besser sein, aber wie oft denkt man sich das und landet dann doch in einer Situation, die weit beschissener ist als die vorherige?

Ich sehe auf die letzten Kartons in meiner Wohnung, das meiste ist unter der Woche schon zu Torsten gebracht worden. Trotzdem bin ich hier, nutze die letzten Tage in meiner eigenen Wohnung.

Die Hochstimmung, die der Umzug erst ausgelöst hat, ist vergangen. Eigentlich schon am Mittwoch, als Torsten mir eröffnet hat, dass er am Wochenende wieder einmal verreisen muss. Aber ich sollte mich darüber nicht beschweren, er ist beruflich eben eng eingespannt. Das habe ich vor unserer Beziehung gewusst und es wäre nicht gerecht, ihm das zum Vorwurf zu machen. Stattdessen habe ich ja etwas für mich gefunden, die Show, zu der er mich niemals begleitet hätte.

Er mag Männer in aufreizenden Sachen nicht wirklich, kann dem einfach nichts abgewinnen. Meine eigene Reizwäsche durfte ich natürlich behalten, aber ich kann sie nur anziehen, wenn ich nicht vorhabe, mich vor ihm zu entblößen. Er sagt nicht unbedingt etwas, aber sein Blick spricht immer für sich. Als er mich über meinen Ex-Partner ausgefragt hat, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass das jemand mögen könnte, hatte ich nicht einmal das Gefühl, dass er mir geglaubt hat. Sein etwas zu nachsichtiges Lächeln lässt mich eher vermuten, dass er mir meine kleine Fantasie nicht kaputtmachen wollte.

Leon war da wirklich ganz anders. So, wie er mich vorhin angesehen hat, hätte er mir wohl am liebsten gleich die Sachen vom Leib gerissen, um nachzusehen, was ich anhabe. Ein wenig muss ich doch bei dem Gedanken schmunzeln. Ich habe schließlich wirklich etwas an, was ihm gefallen hätte.

Ich sehe zum Bett, vor dem noch immer der Spiegel steht. Auch so etwas, was Leon und ich gemeinsam hatten und was bald nicht mehr sein wird. Aber … vielleicht heute, an diesem letzten Abend allein …

Meine Atmung wird bei dem Gedanken automatisch schneller und ich fasse unter den Saum meines Shirts, ziehe es mir aus. Meine Haut fühlt sich auf einmal überempfindlich an und als ich wieder nach unten streichle, werde ich hart, noch bevor ich den Knopf meiner Jeans geöffnet habe.

Langsam schiebe ich die Hose über meinen Hintern, lege die schwarzen Seidenstrapse und meinen dazu passenden String frei. Meine Sachen werfe ich einfach beiseite, greife nach meiner kleinen Schatzkiste und knie mich mit ihr zusammen auf mein Bett. Vor dem Spiegel.

Ich bin etwas rot im Gesicht, allein ist es mir auch immer schwer gefallen, diesen Teil von mir zu akzeptieren. Erst mit Leon habe ich gemerkt, wie schön es sich anfühlen kann, wie selbstverständlich es ist. Ich kann sehen, wie erregt ich bin, streichle über die Beule in meinem String, der meinen Schwanz gerade noch so aufhält. Wieder muss ich an Leon denken. Ob ihm mein neuer Haarschnitt gefällt?

Kritisch betrachte ich mich im Spiegel. Torsten hat sich sehr darüber gefreut, fand, dass ich wie ein ganzer Mann damit aussehe. Aber Leon wäre er vermutlich zu kurz. Er hat es geliebt, sich in meinen Haaren festzuhalten, und wenn ich ehrlich zu mir bin, ich auch. Dieser Friseurbesuch war eben mein Versuch, mich kurz vor dem Umzug auch von diesem Gedanken zu lösen. Neu anzufangen, war die richtige Entscheidung gewesen, es gab keine andere.

Und trotzdem trauere ich ihm noch zu oft nach, sehne mich nach dem Gefühl zurück, das er mir gegeben hat. Aber Sex ist eben nicht alles, was ich brauche, und wenn ich es mir recht überlege, dann ist mir eine stabile Beziehung lieber. Torsten lässt mir meinen Freiraum und dreht nicht sofort durch, wenn ich mit einem neuen Mann Bekanntschaft mache. Er akzeptiert, dass ich andere Interessen habe als er und auch mal Freunde ohne ihn besuche. Mit Leon war es ein Kampf, da er jedes Mal vermutet hat, ich würde ihn wahlweise betrügen oder gleich ganz verlassen. Also was ist wichtiger? Oberflächlicher Sex oder eine Beziehung, in der ich nicht um alles kämpfen muss? Manchmal muss man einen Kompromiss eingehen, man bekommt eben nicht alles zu einhundert Prozent. Und Torsten hat mir vor allem Sicherheit zurückgegeben, ein verlässliches Umfeld, manchmal vielleicht etwas zu eintönig, aber irgendwie habe ich das auch gebraucht, um wieder runterzukommen. Der Job in der Kanzlei, in der auch Torsten arbeitet, macht mir mehr Spaß, als ich am Anfang gedacht hätte, und hat ebenso dazu beigetragen, mich von den ganzen Sorgen abzulenken.

Aber zugegeben, da ist trotzdem diese ganz leise Stimme in meinem Hinterkopf, die fragt, was wäre, wenn …? Wäre Leon nur ein kleinwenig anders gewesen, hätte er mich nicht eingeengt …

Doch er hat es getan und ich brauche mir nicht vormachen, dass sich daran etwas geändert hätte. Sein Blick heute hat es doch eigentlich bestätigt. Wenn er diesen nur beim Sex draufgehabt hätte, wäre alles kein Problem gewesen, aber nein, den hatte er immer, wenn es um mich ging. Aber so anstrengend das oft war, als er mir meinen Cocktail gereicht hat, bin ich trotzdem hart geworden. Wie jetzt, weil mir dieser Blick schon den ganzen Abend nicht aus dem Kopf gehen will.

Ich greife in die Kiste und hole Gleitgel und den Naturdildo mit den nachempfundenen Venen heraus. Mein Schwanz und mein Loch zucken schon vor Verlangen. Und vollkommen unangebracht erinnere ich mich, wie mich Leon mit diesem Teil gefickt hat. Vor eben diesem Spiegel. In Reizwäsche, mit meinen Händen an die Füße gebunden und mit nach oben gerecktem Hintern. Während er in meine Haare gegriffen und meinen Kopf nach oben gezogen hat, damit ich mir im Spiegel ansehe, was er mit mir tut, wie sehr ich es liebe, damit ich nie etwas anderes behaupten kann.

Laut stöhne ich bei dem Gedanken auf. Wenn ich so weiter mache, komme ich wahrscheinlich ohne alles. Eilig öffne ich die Gleitgeltube und schmiere den Dildo ein. Soll ich mich auch noch vorbereiten? Andererseits ist da dieser Wunsch, mal wieder richtig intensiv die Dehnung zu erleben. Leons Schwanz war immer eine Herausforderung für mich und wenn ich heute – ein wirklich allerletztes Mal – daran denke, was wir zusammen getrieben haben, dann ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn es sich auch so gut anfühlt wie damals.

Mit heftig klopfendem Herzen bringe ich den Dildo hinter mir in Position, schiebe den String beiseite. Ich habe einige Schwierigkeiten, die Spitze durch meinen Muskelring zu bringen, immer wieder halte ich inne, weil die Dehnung enorm ist. Ich weiß, was ich bräuchte. Leon hätte mich einfach festgehalten, mir gesagt, dass ich es aushalten kann, dass ich wunderschön dabei aussehe.

Ich drücke fester und endlich ist der erste Widerstand überwunden. Zum Glück bin ich wirklich allein, mein Stöhnen kann ich nicht zurückhalten. Konnte ich nie. Im Spiegel sehe ich mein gerötetes Gesicht und meine weit geöffneten Augen. Ich lasse mich langsam tiefer auf den Dildo sinken. Der Schmerz raubt mir den Atem, aber zeitgleich kann ich spüren, wie mein Schwanz tropft.

»Ja, das ist es«, stöhne ich heiser, öffne meine Beine noch weiter, um richtig nach unten zu sinken. Die Strapse spannen über meine blasse Haut, lassen meine Beine irgendwie edel aussehen.

Mein Blick gleitet vom Spiegel weg zur Tür. Kurz stelle ich mir vor, wie Leon hereinkommt und mich so erwischt. Himmel, der Gedanke lässt mich noch lauter stöhnen. Das wäre wirklich etwas für uns beide gewesen. Er hätte mir gezeigt, wo mein Platz ist, was er davon hält, wenn ich es mir ohne ihn mache. Und wahrscheinlich hätte er mich zur Strafe den Rest der Nacht gevögelt. Oder bis ich nicht mehr gekonnt hätte. Sein Appetit auf mich war unersättlich. Und genau das hat mich fliegen lassen. Jedes Mal, wenn er mich angefasst hat.

Fliegen lassen. Meine kleinen Engelsflügel habe ich irgendwo tief in den Kisten verstaut. Torsten wollte erst, dass ich sie ganz weggebe, weil ich sie ja nicht mehr brauche, aber ich konnte nicht. Habe sie in ein altes Handtuch eingewickelt und zwischen meinen Sachen versteckt. Jetzt hätte ich sie gebraucht, um die Vorstellung in meinem Kopf perfekt zu machen.

Endlich habe ich mich so weit an die Dehnung gewöhnt, dass ich mich richtig auf dem Dildo bewegen kann. Die Geräusche, die durch das viele Gleitgel entstehen, treiben meine Fantasie weiter voran. Mit meiner freien Hand gleite ich vorne unter den String, berühre meine feuchte Schwanzspitze. Ich schiebe den feinen Stoff nach unten, sehe mir im Spiegel an, wie mein Schwanz steif nach oben ragt und sich im Rhythmus meines Aufs und Abs bewegt.

Mein Stöhnen wird höher und heiserer. Irgendwie war mir doch nicht bewusst, wie sehr ich das hier gebraucht habe. Bin ich echt so oberflächlich? Geht es mir doch nur darum? Um einen schnellen, belanglosen Fick?

Aber es ist nicht belanglos gewesen, flüstert mir meine innere Stimme leise zu. Und als der Dildo gegen meine Prostata drückt, muss ich zustimmen. Ja, ganz belanglos war es nicht. Es war sogar sehr erfüllend. Jede Faser meines Körpers vermisst diesen festen Griff, der mich geerdet hat, der mich dazu gebracht hat, mich zu akzeptieren. Leons Hunger in seinen Augen war es, der mich hat fühlen lassen, dass ich etwas Besonderes bin. Über den Sex hinaus.

Immer schneller reite ich den Dildo, will mich zurückhalten und irgendwie auch nicht. Wenn ich könnte, würde ich mich auch die ganze Nacht mit dem Ding wachhalten, bis mein Hintern so brennt, dass ich mir sicher sein könnte, am nächsten Tag nicht sitzen zu können.

Aber allein kann und will ich das nicht. Es kommt mir dann nicht richtig vor. Nicht genug. Es braucht diesen Willen von außen, den ich nicht ersetzen kann, egal, wie viel Mühe ich mir gebe. Mir bleibt nur die Fantasie, die wenigstens jetzt so lebendig ist, dass ich sofort kommen will. Ein wenig zögere ich es noch hinaus, kreise mein Becken und kneife in meine Brustwarzen. Noch so etwas, was für einen Mann sicherlich nicht normal ist, aber ich liebe das Gefühl. Und sofort breitet es sich auch bis über meinen Bauch nach unten aus, lässt meinen Schwanz erneut begehrlich zucken.

Ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen und schließe wieder die Augen. Natürlich sehe ich Leon vor mir, der mir diesem diabolischen Grinsen in die Brustwarzen kneift, bis ich in meinen Knebel schreie. Einmal hat er mich nur davon kommen lassen. Und bis heute hasse und liebe ich ihn dafür.

Mein Ritt wird wieder heftiger, aber ich öffne meine Augen nicht, will diesem Bild und Gefühl von damals nachspüren, die Macht über meinen Körper behalten lassen.

›Los, die Beine weiter auseinander, oder willst du etwas vor mir verstecken?‹

Ich höre Leons Worte so klar in meinem Kopf, dass ich kurz versucht bin, darauf zu antworten. Denn er mochte nie, wenn ich einfach geschwiegen habe. Er musste immer wissen, was ich denke und wie ich mich fühle. Etwas anderes hat er nicht zugelassen.

Selbst seine Hände kann ich jetzt auf mir spüren, als wäre er wirklich hier. Kann das Gummi der Strapse auf meinem Hintern schnippen spüren.

›Mein schöner Engel.‹

So hat er mich immer genannt. Ich war sein Engel, dem er alles gegeben hätte.

Meine Kehle wird eng und zu der immer noch grenzenlosen Erregung gesellen sich Trauer und Sehnsucht. Natürlich haben Torsten und ich Sex. Liebevoll und sanft, meistens reiben wir uns aneinander, küssen uns innig. Aber er hat mich noch nie zum Schreien gebracht, während ich gekommen bin. Dabei sollte mir das doch gefallen, die Rücksicht, mit der er mich nimmt. Trotzdem kann ich dabei oft nur daran denken, wie gern ich mich vollkommen hingeben will, wie gern ich hätte, dass er meinen Kopf in das Kissen drückt und mich um Gnade betteln lässt.

Ich kann Leons Hand an meiner Kehle spüren, seine Finger in meinem Mund. Seinen herben, aufregenden Duft, vermischt mit seinem Aftershave, kann ich beinahe aus der Luft herauslecken. Es ist alles so intensiv, als wäre er mit mir hier. Und all das nur, weil wir uns vorhin ein paar Minuten gesehen, miteinander gesprochen haben. Meine Finger kribbeln noch immer durch unsere Berührung und mein Körper will unbedingt, dass er mich erneut zu seinem macht.

Mein Hintern brennt und ich bin nach wie vor unfassbar steif. Ich hebe meinen Kopf, sehe mich im Spiegel lächeln. Mein Oberkörper glänzt feucht und ich zittere sogar vor Anstrengung. Aber es ist einfach zu gut. Ich will wirklich nicht aufhören. Denn danach muss es ein Ende haben. Danach darf ich das nicht mehr tun. Es wäre nicht richtig, falsch gegenüber Torsten.

Mein schlechtes Gewissen verhindert jetzt zusätzlich, dass ich kommen kann, obwohl mein Schwanz nichts an Härte verliert. Ich weiß nicht, woran ich denken soll, um das hier zum Abschluss zu bringen. An Torsten, mit dem ich jetzt bald zusammenwohne, meinen Freund, der mich nicht kontrolliert?

Oder doch an Leon, der einfach wusste, was ich im Bett brauche und es mir anstandslos gegeben hat? Ich muss ja nicht an den Rest denken, der alles versaut hat.

Ich suche nach einem Bild in meiner Erinnerung, das mir besonders gut gefallen hat. Eines, in dem ich meine Engelsflügel trage und Leon damit um den Verstand bringe.

Wie von allein wandern meine Gedanken zurück zum Anwesen, zu dem Raum mit den großen Spiegeln, die auch über dem Bett angebracht sind. An die Ketten mit den Klemmen, die so gut auf meiner Haut ausgesehen haben. Ich denke an den ziehenden Schmerz und die Erregung, als Leon sich hinter mich gekniet, seine Hand erbarmungslos in meinen Locken vergraben hat.

Und wie er dann langsam aber unerbittlich in mich eingedrungen ist. Wie ich gestöhnt und geschrien habe, aber nichts tun konnte, weil er meine Hände auf den Rücken gefesselt hatte. Ich war ganz und gar Seins. Sein Engel. Den er mit seinem Schwanz für sich geöffnet hat.

Der Tag war für uns beide besonders gewesen, weil wir uns haben testen lassen und die negativen Ergebnisse auf diese Weise gefeiert haben. Ich wusste, was er tun wollte, spüre immer noch die festen Schläge auf meinem Hintern, durch die ich seinen Schwanz mit meiner Anspannung massiert habe.

Ich sehe ihn vor mir, mit diesen blonden, wilden Haaren, die einer Löwenmähne gleichkommen, diesen entschlossenen Blick aus tiefgrünen Augen.

Er hat in meine Fesselung gegriffen, war immer weiter in mich eingedrungen, bis ich nicht mehr wusste, ob ich es überhaupt aushalten kann. Aber dann hat er mich zu sich hochgezogen, hat über mein Ohr geleckt und mich aufgefordert, in den Spiegel zu sehen. Wo ich mit ansehen musste, wie er meinen Schwanz aus einem extrafeinen und mit Spitze versehenen Stück Stoff befreit.

Sein erregtes Grollen klingt in meinem Kopf nach, lässt mich jetzt noch heftig zusammenzucken.

›Das mache ich mit dir‹, hat er gesagt, hat mich Stoß um Stoß zusehen lassen, wie Spermatropfen aus mir herausgequollen sind.

Als wäre ich sein Löwenweibchen, das er befruchten wollte, hat er sich immer heftiger in mir versenkt, bis ich am ganzen Körper gezittert habe. Nachdem er dann noch an den Ketten gezogen hat, die mit den Nippelketten verbunden waren, habe ich es nicht mehr aushalten können. Mein Orgasmus war so heftig, dass ich mein Sperma weit vor mir auf das Bett gespritzt habe, und er hat nicht einen Moment dabei innegehalten. Jeden Stoß darauf abgesehen, dass ich nichts zurückbehalte.

Und mit dem schönsten Stöhnen, das ich je gehört habe, ist er dann selbst gekommen, hat sich in mir ergossen, mich nach unten auf das Bett gedrückt, in mein eigenes Sperma hinein, um dann auch den letzten Tropfen in mich zu spritzen.

Ich schreie auf, als ich meine Hand nur kurz über meinen Schwanz bewege. Mein ganzer Körper ist so sensibel, dass sich mein Hintern fest um den Dildo verkrampft und ich zuckend komme. So heftig, dass mein Sperma am Spiegel vor dem Bett landet. Und noch ein Spritzer.

Mein Zucken ist so unkontrolliert, dass ich im ersten Moment kaum weiß, was ich tun soll. Noch immer steckt der Dildo tief in mir, meine Haut brennt vor Verlangen nach Berührungen. Vor Verlangen nach Leon. Der meinen Körper kennt, als wäre er sein eigener.

Kraftlos lasse ich mich zur Seite sinken, reibe vorsichtig über meinen Schwanz, um dem Kribbeln irgendwie Herr zu werden. Der Dildo gleitet mit einem beschämenden Geräusch aus mir heraus, aber aus meinem Schwanz tropft dabei nur noch mehr Sperma.

Ich lege einen Arm über meine Stirn, versuche, meinen angestrengten Atem zu beruhigen. »Scheiße«, flüstere ich, muss aber zeitgleich kichern.

Mein schlechtes Gewissen und meine Befriedigung kämpfen miteinander um Vorherrschaft, aber ich bin zu müde, um mich für eins von beiden zu entscheiden. Mattigkeit erfasst mich, die ich damals immer in Leons Armen genießen durfte. Aber jetzt fehlen sie, genauso seine Worte danach. Mit denen er mir versichert hat, wie stolz er auf mich ist, wie schön ich bin. Dass er sich um mich kümmern wird. Immer.

Überraschenderweise werde ich bei diesen Gedanken traurig und ich merke, wie meine Kehle eng wird. Dieses immer ist vorbei. Ich habe es uns beiden genommen. Ja, ich hadere damit, was will ich mir vormachen? Aber es ist so, wie Henni es damals auch gesagt hat: Ich muss mir selbst wert genug sein, mich nicht in etwas zwängen zu lassen, was ich nicht will. Kontrollanrufe und ständige Rechtfertigungen sind eben nichts, was man auf Dauer mitmachen kann. Ich zumindest nicht. Und da kann der Sex noch so gut sein.

Trotzdem könnte ich wütend darüber werden! Da ist einfach immer noch dieser große Teil in mir, der nicht versteht, warum Leon das nicht einfach gelassen hat. Wir waren uns beide gegenseitig verfallen. Nicht einen Tag lang habe ich an einen anderen gedacht. Niemals hätte ich ihn gegen irgendjemanden ausgetauscht. Im Gegenteil. So unverschämt sexy, wie er ist, hätte ich ihm hinterherspionieren müssen. Er hatte auch während unserer Beziehung genug Angebote.

Aber jedes Mal, wenn er mich angesehen hat, war mir klar, dass er keine anderen Angebote haben will, niemanden sonst wollte außer mir. Und das war eins der schönsten Gefühle überhaupt, die ich erleben durfte. Ich habe nie verstanden, was genau er in mir sieht, aber das musste ich gar nicht. Er hat es eben getan. Mehr musste ich nicht wissen.

Ich wünschte mir nur, dass ich irgendetwas hätte tun können, um ihm dasselbe Gefühl zu geben. Die Sicherheit, die er gebraucht hätte. Aber Henni hat vermutlich auch recht, wenn er sagt, dass Leon diese Sicherheit in sich selbst finden müsste. Dass nichts, was ich hätte tun können, ihm dabei geholfen hätte. Schließlich habe ich auch mehr getan, als für eine Beziehung gesund ist. Bis zu dem Punkt, an dem es mir die Luft zum Atmen genommen hat. Bis zu dem Punkt, an dem ich selbst fast daran zerbrochen wäre. Einfach weil ich ihn so sehr geliebt habe.

Ein paar Tränen kommen mir nach dem High jetzt doch und leider ist niemand da, der mich auffangen könnte.

Seufzend wische ich sie beiseite und stehe dann schwerfällig auf, um duschen zu gehen. Aber noch während das warme Wasser über mich hinweg läuft, merke ich, dass manches nicht einfach weggespült werden kann. Manche Gedanken und Erlebnisse bleiben einfach für immer.

Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Ich muss Leon nicht vergessen, auch nicht das Gefühl, das er mir gegeben hat. Ich muss nur lernen, damit zu leben, dass er leider nicht der Richtige für mich ist. Egal, wie sehr ich es mir gewünscht habe.

Die Maskierung

 

»Verdammt«, grolle ich, als mich das Biest mit einem überraschend heftigen Wurf auf die Matte schickt.

Damit hat er den Kampf gewonnen und ich bin für heute Abend raus. In Gedanken war ich zwar woanders, dennoch ärgert es mich, dass ich ihm nicht mehr entgegensetzen konnte.

Die Kämpfe in der Arena des Anwesens, in denen wir um das Vorrecht auf die Subs kämpfen, sind eigentlich immer mein Highlight. Seit Elio sich von mir getrennt hat, habe ich so wenigstens ein Ventil für Frust und Wut gefunden. Im Anschluss nach dem Gesamtsieg einen hübschen Sub mitnehmen zu können, war für mich die Kirsche auf der Sahnetorte.

Mir zujubeln zu lassen und am Ende befriedigt zu werden, hat mein angeschlagenes Ego jedenfalls wieder auf die Beine gebracht. Außerdem musste ich bei den Kämpfen lernen, mich zu beherrschen. Unbeherrschtheit, zu barsches Vorgehen und Übermut werden sofort bestraft, indem man vor den Augen des Publikums direkt mit einer Niederlage blamiert wird. So wie jetzt gerade. Aber Unaufmerksamkeit ist eben etwas, was man sich erst recht nicht leisten sollte.

Ich spüre ein unangenehmes Ziehen in meiner Schulter und reibe mir darüber, nachdem ich wieder aufgestanden bin. Sam wartet an der Seite auf mich und reicht mir mein Handtuch. Normalerweise ist er auch einer der Subs, die sich gern als Beute für den Gewinner zur Verfügung stellen, aber heute hatte ich ihn vorher gebeten, mit mir danach noch an der Bar abzuhängen.

---ENDE DER LESEPROBE---