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Die Münchner Journalistin Leni van Almen ist Mitte 30 und will ihr Liebesglück nicht länger dem Zufall überlassen. Ihre erste Maßnahme: Speed Dating. Schon bald sitzt ihr mit Paul ein vielversprechender Kandidat gegenüber. ABER: Er ist alleinerziehender Mehrfachvater. Die Erfüllung ihres Kinderwunsches stellt sich Leni anders vor. Sie sucht weiter. "Lieber den richtigen Vibrator als den falschen Mann", findet ihre beste Freundin Amelie. "Ich will beides!", sagt Leni und setzt ihr Herz aufs Spiel. Welcher Mann weiß das zu schätzen? "Der nächste Frosch muss ein Prinz sein" basiert auf Liebesabenteuern, die als Fortsetzungsroman in einem Lifestyle-Magazin erschienen sind. Ermutigt von ihren Lesern hat Leni die Geschichten zu einem Roman ausgebaut. Einige der männlichen Figuren dürften weiblichen Lesern bekannt vorkommen… Ein Lesevergnügen für Frauen, die das Glück dort packen, wo sie es gerade vermuten, auch wenn sie manchmal daneben greifen. Empfehlenswert auch bei Liebeskummer.
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Seitenzahl: 94
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Leni van Almen
Der nächste Frosch muss ein Prinz sein
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Von wegen Restposten
Ein Krimineller und ein Muttersöhnchen
Mehr als ihm lieb sein kann
Franz, der Erste
Du bist also der Richtige?
Der Buhmann
Er ist ein Weibchen
Der Lückenfüller
Es fühlt sich gut an
Vergiss den Kerl!
Erkenntnis Nummer 88
Darth Vader kann ich richtig gut
Liebe auf den ersten Biss
Mein amerikanischer Traum
Mamma mia!
Uns bleibt immer noch die Nacht
Spitzenwäsche und spitze Finger
Isch werde Disch immer lieben
Das verstehst du doch sicher
Hände weg von der Familienpackung
Kannst du ihn dir leisten?
Besser den richtigen Vibrator
Ein süßes Geheimnis
Sex in einer langen Beziehung
Was wirklich wichtig ist
Die Wahrheit
Der Paul braucht keine Neue
Hand aufs Herz
Er hat’s doch nur gut gemeint
Es ist Paul
Diese Rechnung geht nie auf
Lass es doch einfach fließen
Für immer Dein!
Verlieb dich in mich!
Aux Champs Elysées
Hochschwanger und sitzengelassen
Die Stadt der Triebe
Eine Probepackung Liebeskugeln
Manchen begegnet sie nie
Dir fehlt ein Beifahrer
Den Kerl kauf ich mir
Oskar will auch ein Bussi
Die Familienpackung
Vier Herzen und ein Halleluja!
Der Morgen danach
Blut, überall Blut
Ich bin doch bei Dir
Zurück in die Zukunft
Wir sind Familie
Impressum neobooks
Vor zwei Stunden habe ich Moritz seinen Verlobungsring zurückgegeben. Schade um den großen Diamanten. Moritz hatte viel Geld in den Stein investiert. Nicht aus Liebe zu mir, sondern um seine Besitzansprüche hochkarätig zu verdeutlichen. Der Ring war für ihn wie das „Verkauft“-Schild auf einem Gebrauchtwagen. Er fand diesen Vergleich passend. „Schließlich ist deine Karosserie immer noch erstaunlich gut in Schuss, Lenilein“, meinte er. „Obwohl du schon 37 Jahre auf dem Zähler hast.“ Mit diesem typischen Moritz-Kompliment garnierte er seinen Heiratsantrag. Er war tatsächlich vor mir auf die Knie gegangen, um die Frage aller Fragen zu stellen. In seinem Mund verwandelte sie sich allerdings zu einer klaren Ansage: „Ich will dich heiraten!“ Dabei sah er gönnerhaft zu mir auf und damit ich auch wirklich verstand, was er meinte, fügte er hinzu. „Prinzessin, ich bin dein Retter!“ Dann zog er mich auf das breite Bett der Luxussuite, die er im teuersten Münchner Hotel extra für diesen Anlass gemietet hatte.
Moritz ist Versicherungsvertreter, nennt sich Finanzberater und gewinnt alle Verkaufswettbewerbe seines Arbeitgebers. Ich hatte ihn vor drei Monaten bei der Recherche über ein großes Versicherungsunternehmen kennengelernt. Mein Beruf ist Journalistin, meine Spezialität ist der sichere Griff nach den falschen Männern. Bislang hatte ich damit überwiegend Spaß, aber jetzt wurde es ernst: An meinem Ringfinger blitzte ein Stein. Obendrein war die Bettdecke aufgeschlagen und das Laken darunter mit frischen Rosenblättern dekoriert.
„Komm Lenilein“, flüsterte mir mein Möchtegern-Verlobter ins Ohr. Ich heiße Leni und hasse es, wenn mich jemand „Lenilein“ nennt. Moritz war das egal. Er knöpfte meine Bluse auf. Momente wie dieser waren in den vergangenen drei Monaten die einzigen, die auch hielten, was sie versprachen. Sex war Moritz Kernkompetenz, vorausgesetzt er vermied Kommentare à la „Frauen stehen auf Männer, die sich ihrer Sache sicher sind“. Er war sich seiner Sache zu sicher.
Ich musste ihm die Wahrheit sagen: „Moritz, ich kann dich nicht heiraten!“ Er warf mir einen seiner „Du weißt ja nicht, was gut für dich ist“-Blicke zu, streifte seine Hose ab, öffnete das weiße Businesshemd und folgte seinem Plan. Im nächsten Moment lag er auf mir. „Die Antwort ist NEIN!“, sagte ich eben so laut wie entschieden und versuchte ihn wegzuschieben. „Aber du liebst mich doch!“ „NEIN! NEIN! NEIN!“ Das habe ich nie behauptet, er hat es wohl einfach vorausgesetzt, so wie er jetzt voraussetzte, dass ich mit ihm Sex haben wollte. Ich schob ihn von meinem Körper weg. Es schien ihm zu gefallen.
„Ist das ein neues Spiel?“, fragte er hoffnungsvoll. Er wollte mich gerne in anderen Rollen erleben, als Krankenschwester, Polizistin und eiserne Jungfrau beispielsweise. „Immer nur Leni wird auf Dauer langweilig“, hatte er nach unserer dritten Nacht gemeint, was ihn allerdings nicht davon abhielt, jetzt „lebenslänglich“ zu beantragen.
Ich zog den Diamantring vom Finger – es war einfach, weil er ohnehin ein bisschen zu weit war – und legte ihn aufs Bett. „Es tut mir leid Moritz. Wir passen nicht zusammen.“ „Aber hallo!“, empörte er sich. „Ich bin dein sexueller Urknall.“ Er übertrieb gerne, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, ihn darauf hinzuweisen.
„Das allein reicht nicht.“
„Mir schon, weil ich dich liebe! Verdammt! Ich liebe dich!“ Er fasste sich mit großer Geste ans Herz.
Ich ignorierte die Vorstellung und zog mich an. Seine ultimativen Abschiedsworte schlüpften mit mir aus der Zimmertür: „Ich werde mit Leichtigkeit einen Neuwagen finden, aber du, du bist ein Restposten mit Dellen!“ Vermutlich spielte er auf meine Oberschenkel an.
Zum Glück erkenne ich als moderne aufgeklärte Frau mit psychologischem Gespür, dass Moritz verletzte Eitelkeit seine Urteilskraft trübt, trotzdem bohrt sich das Urteil „Restposten“ bis ins Zentrum meiner gewöhnlich gut verborgenen Ängste. Zeit für eine Verdrängungsübung. Sie lautet: „Konzentriere dich auf die positive Seiten.“ Funktioniert fast immer. So auch jetzt.
Im Spiegel sehe ich eine Frau, die alles andere als einzigartig ist. Es gibt viele wie mich: einigermaßen erfolgreiche Frauen Mitte 30, die gut alleine zurechtkommen, aber dabei lieber zu zweit wären. Ich suche seit Jahren meinen Traummann und finde immer wieder das Gegenteil. Das Intermezzo mit Moritz war nichts weiter als ein Boxenstopp im Rennen gegen die Zeit.
Ich trete gegen meine biologische Uhr an, obwohl ich nicht einmal sicher bin, ob ich überhaupt Kinder will. Bislang konnte mich noch keine Mutter im Freundeskreis von ihrem Glück überzeugen. Offensichtlich sind für mich nur Schlafmangel, Karriereknick und Beziehungsprobleme. Über langweilige Gesprächsthemen aus dem Kinderkosmos möchte ich mich gar nicht erst beschweren, obwohl ich allen Grund dazu hätte. Wider besseres Wissens träume ich von der großen Liebe mit dem klassischen Programm. Es soll der Märchenprinz sein – ohne zahlungs- und verantwortungsintensive Altlasten. Mein Suchprofil ist klar, die Ergebnisse aber sind niederschmetternd.
Moritz’ Vorgänger war ein Kleinkrimineller, der sich als selbstständiger IT-Unternehmer ausgab, was ja auch irgendwie stimmte, somit war er einer der Ehrlichsten in meiner Sammlung. Eines Morgens hatte ihn die Polizei aus meinem Bett geholt und mich gleich mit. Ich hätte ihn niemals an mein Notebook lassen sollen, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass sein Spezialgebiet Online-Betrügereien waren. Vergeben. Vergessen. Was bleibt, ist ein falscher Edelstein mehr in meinem Erfahrungsschatz.
Neben ihm funkelt ein Muttersöhnchen, das mich mit politischen Essays beeindruckte, aber seine stinkenden Socken von Mama waschen ließ. Mit 40 Jahren wohnte Bert noch immer in seinem großen Kinderzimmer, dass er sich mit Mister Spock, Captain Kirk und deren Raumschiff Enterprise teilte. Nur über dem Kopfende seines Bettes hingen signierte Fotos von Politikern. Besonders stolz war er auf das von Gerhard Schröder. Enterprise und Politik, das waren die beiden Seiten von Bert. Sie waren attraktiv verpackt in Muskeln und Humor. Mit mir unterschrieb der Kerl den ersten Mietvertrag seines Lebens, Carsharing und Ferienwohnungen nicht mitgezählt. Es war eine Unterschrift ohne Folgen. Für ihn. Er blieb in seinem Kinderzimmer und ich zog allein in „unsere“ Wohnung nach München-Haidhausen. Seitdem habe ich nichts mehr von Bert gehört, lese aber noch fast jeden Artikel von ihm. Er schreibt einfach brillant. Trotzdem hoffe ich schon lange nicht mehr, dass Mamas Liebling eines Tages auf seinem Mietrecht beharrt. Im Gegenteil. Bevor er flügge wird, muss ich in meinem Traumhaus am See sein, mit meinem Traummann in spe.
Leider bin ich nur Durchschnitt, allerdings guter Durchschnitt, von der Körbchengröße „B“ bis zum Musik- und Filmgeschmack. Ich stehe auf die Stones, Aloe Blacc und französische Liebesfilme. Ich lese Krimis von Henning Mankell, weiß aber erst seit kurzem, wie man seinen Namen richtig betont, „Mankl“ nämlich, und halte Tom Tykwer für den besten deutschen Regisseur, obwohl ich natürlich nicht alle kenne. Ich koche gerne italienisch, weil mir die französische Küche zu kompliziert ist und gehe gerne in französische Restaurants, denn italienisch kochen kann ich selbst. Ich glaube nicht an Sternzeichen, finde aber, dass ich alle guten Eigenschaften vereine, die man Wassermännern, Zwillingen und Löwen zuschreibt.
Der Mann meiner Träume verpasst definitiv mehr, als ihm lieb sein kann. Und das nur, weil ich ihn noch nicht gefunden habe. Wer trifft seine große Liebe schon beim Bäcker, im Straßencafé oder an der Ampel? Die meisten Paare lernen sich in der Arbeit kennen. Blöd, wenn man freie Journalistin ist und gewöhnlich allein am Schreibtisch sitzt. Was dabei heraus kommt, wenn man sich auf Interviewpartner einlässt, hat mir Moritz gezeigt: ein Verlobungsring und das Etikett „Restposten“.
„Du musst deine Suchmethoden optimieren“, meint meine beste Freundin Amelie, die jeder nur „die Hummel“ nennt. Weil sie eine Frau der Tat ist, hat sie mich zum „Speed-Dating“ angemeldet. Die Voraussetzungen klingen gut: In einer coolen Münchner Bar warten sieben Männer auf mich – und auf sechs andere Frauen.
Franz ist der Erste und kann sich sehen lassen. Er hat dunkle Locken, breite Schultern und ein markantes, sympathisches Gesicht. Trotzdem schaut er verlegen auf den kleinen Tisch zwischen uns. Ich muss den Anfang machen und frage: „Gefällt dir der Tisch?“
Franz wird rot. „Ich bin Schreiner. Weißt, was für ein Holz das hier ist? Das ist Eiche. Die Eiche erlebt gerade ein Comeback. Das hat sie wirklich verdient. So ein starkes Gewächs. Robust und gut zu verarbeiten. Magst du Eiche?“ Er klopft dreimal auf das Holz. Ich habe mir bislang keine Gedanken darüber gemacht, aber jetzt ist es höchste Zeit. Im ersten Moment fallen mir nur massive Schrankwände ein und deshalb glaube ich, Eiche nicht besonders zu mögen. Das versuche ich Franz diplomatisch zu vermitteln.
„Vermutlich mag ich Eiche, wenn sie nicht als Schrankwand im Wohnzimmer steht.“ Franz mustert mich kritisch und fragt: „Was steht denn in deinem Wohnzimmer?“
„Billy-Regale.“
„Die sind mit nichts zu entschuldigen“, urteilt er.
Mich sieht er jetzt nicht mehr an, stattdessen betrachtet er liebevoll den Holztisch zwischen uns. Er ist verkratzt, hat Glasränder und Fettflecken. Franz streicht genüsslich über die Oberfläche. „Du kannst spüren und sehen, dass Holz lebt. Und nur damit du es weißt: Ich mag Eichenschrankwände.“ Ich finde, das kann man auch freundlicher sagen, trotzdem versuche ich es noch einmal mit Humor. „Es könnte sein, dass wir beim Einrichten unserer ersten gemeinsamen Wohnung Probleme bekommen.“
Der Schreiner schiebt seinen Stuhl zurück, bevor er seine Meinung rüberrückt. „Keine Sorge, so weit wird es nicht kommen.“
Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Es war sein Schlusswort und mein erster Korb des Abends. Ich warte auf das Zeichen zum Partnerwechsel. Sieben Minuten können verdammt lang sein.
Der Zweite ist ein Quickie