Der Notarzt 260 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 260 E-Book

Karin Graf

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Den Unterhalt für sein Medizinstudium hat sich der gut aussehende Leon mit dem professionellen Schreiben von Liebesbriefen verdient. So romantisch, wie er sich das anfangs vorgestellt hatte, ist der Job allerdings nicht, denn meistens sind seine Auftraggeber verheiratete Männer, die sich mit Hilfe von Leons einfühlsamen Briefen ihre unwissenden Geliebten "warmhalten" wollen.

Als Leon eine Stelle als Assistenzarzt an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik erhält, will er nur noch die letzten Aufträge abarbeiten und dann endlich mit dieser Arbeit aufhören, die ihm verstärkt Unwohlsein und ein schlechtes Gewissen bereitet.

Im Zug nach Frankfurt lernt er die wunderschöne und liebreizende Annika kennen, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. "Ich bin vergeben", erwidert die junge Frau jedoch mit traurigem Gesichtsausdruck, als er sie um ein Wiedersehen bittet.

Leon ist verzweifelt, Tag und Nacht kann er nur noch an Annika denken. Er weiß nicht, dass sie jeden Tag ganz in seiner Nähe ist. Und er ahnt auch nicht, dass er schon öfter Liebesbriefe an die bezaubernde Frau geschrieben hat: Sie ist nämlich die Geliebte von einem seiner Auftraggeber ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2016

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Liebesbriefe von Leon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: iStockphoto/PeopleImages

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2633-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Liebesbriefe von Leon

Meint der charmante Assistenzarzt seine Worte wirklich ernst?

Karin Graf

Den Unterhalt für sein Medizinstudium hat sich der gut aussehende Leon mit dem professionellen Schreiben von Liebesbriefen verdient. So romantisch, wie er sich das anfangs vorgestellt hatte, ist der Job allerdings nicht, denn meistens sind seine Auftraggeber verheiratete Männer, die sich mit Hilfe von Leons einfühlsamen Briefen ihre unwissenden Geliebten „warmhalten“ wollen.

Als Leon eine Stelle als Assistenzarzt an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik erhält, will er nur noch die letzten Aufträge abarbeiten und dann endlich mit dieser Arbeit aufhören, die ihm verstärkt Unwohlsein und ein schlechtes Gewissen bereitet.

Im Zug nach Frankfurt lernt er die wunderschöne und liebreizende Annika kennen, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. „Ich bin vergeben“, erwidert die junge Frau jedoch mit traurigem Gesichtsausdruck, als er sie um ein Wiedersehen bittet.

Leon ist verzweifelt, Tag und Nacht kann er nur noch an Annika denken. Er weiß nicht, dass sie jeden Tag ganz in seiner Nähe ist. Und er ahnt auch nicht, dass er schon öfter Liebesbriefe an die bezaubernde Frau geschrieben hat: Sie ist nämlich die Geliebte von einem seiner Auftraggeber …

„… und damit danke ich Dir, liebste Tante Heike, noch einmal von ganzem Herzen für Deine großzügige Unterstützung. Möge der Himmel Dich einst für Deine unendliche Güte tausendfach belohnen, und möge jeder Deiner Tage auf Erden glücklich und gesegnet sein. In Liebe und grenzenloser Dankbarkeit, Dein …“

„Okay, das war’s dann.“

Leon überflog den Brief noch einmal und fand nichts, was er hätte besser formulieren können. Der Brief war ihm wieder einmal sehr gut gelungen. Dennoch hatte er kein besonders gutes Gefühl dabei, als er auf „senden“ klickte.

Er war froh darüber, dass er Tante Heike nicht persönlich kannte und keine Ahnung hatte, wo sie wohnte, denn manchmal verspürte er das aufrichtige Bedürfnis, ihr die gesammelten E-Mails, die während der letzten Monate auf seiner Homepage „Liebesbriefe von Leon“eingetrudelt waren, zukommen zu lassen.

Darin beauftragte ihn der „liebende“ Neffe, seiner zweiundneunzigjährigen Tante einen Vorschuss auf sein Erbe aus den Rippen zu leiern.

„Die alte Schabracke ist eine von diesen scheinheiligen Betschwestern, also hauen Sie ihr ruhig ein paar passende Bibelzitate um die Ohren, damit sie ordentlich was lockermacht!“ Das war eines der Originalzitate gewesen, mit denen der werte Herr Dipl. Ing. Toni Hillmayer aus Mannheim mit Leon Kontakt aufgenommen hatte.

Inzwischen waren drei Monate vergangen. Vier Briefe zu je fünfzig Euro hatten das gewünschte Ergebnis gebracht, und nach diesem Dankschreiben würde die liebe Tante Heike vermutlich nichts mehr von ihrem Neffen hören. Es sei denn, er wäre wieder einmal knapp bei Kasse.

Fast drei Jahre war es nun her, dass Leon Kronberg sein „Geschäft“eröffnet hatte. Damals war er ziemlich tief unten gewesen, denn das Stipendium, das ihm für sein Medizinstudium bewilligt worden war, hatte hinten und vorn nicht ausgereicht. Die hundert kleinen Jobs, mit denen er sich ein paar Euro dazuverdient hatte, um die Miete für sein winziges Dachappartement in Berlin bezahlen zu können, hatten ihn so viel Zeit gekostet, dass sein Studium dadurch ernsthaft gefährdet gewesen war.

Es war ein eiskalter Abend im Dezember gewesen, als er Quasimodo,den Hund eines älteren Herrn, der zwei Häuserblocks von ihm entfernt wohnte, vom Gassi gehen nach Hause zurückgebracht hatte und der Besitzer des Hundes ihm zusätzlich zu seinen zehn Euro eine Theaterkarte für Cyrano de Bergerac in die Hand gedrückt hatte.

Herr Mölzer war Abonnent beim Schlosspark-Theater und hatte die Vorstellung am nächsten Abend nicht besuchen können.

Leon war von dem Stück so fasziniert gewesen, dass er schon nach wenigen Minuten von der realen Welt kaum noch etwas wahrgenommen hatte.

Cyrano de Bergerac, das war der begnadete Dichter mit der riesigen Nase, der für seinen einfältigen aber schönen Rivalen Gedichte und Liebesbriefe an die Frau verfasste, die er selbst liebte, auf deren Gegenliebe er aufgrund seiner Hässlichkeit aber nicht hoffen durfte.

Das Stück hatte Leon schließlich die Idee geliefert, wie er sich etwas dazuverdienen könnte und dabei noch nicht einmal seine Wohnung verlassen müsste.

So edel und romantisch wie die Arbeit seines literarischen Vorbilds war seine Tätigkeit allerdings bei Weitem nicht. Das Ehrenhafteste waren gerade noch die Bewerbungsschreiben, die er verfasste.

Der Rest beschränkte sich darauf, die Geliebten verheirateter Männer mit blumigen Worten hinzuhalten (geben Sie ruhig Gas, für Sandra kann es nicht abgeschmackt genug sein), für Seitensprünge um Verzeihung zu bitten (schreiben Sie, dass ich erst jetzt so richtig zu schätzen weiß, was ich an ihr habe, auch wenn’s gelogen ist) und bei Chefs um eine Beförderung zu betteln (schmieren Sie ihm Honig ums Maul, das tut seinem aufgeblähten Ego gut!). Oder er sollte eben bei alten Erbtanten einen Vorschuss herausschlagen.

Aber immerhin hatte dieser Job ihn sorgenfrei durch das restliche Studium gebracht. Er hatte auch sein Praktikum bereits absolviert und wartete nun ungeduldig darauf, wenigstens eine positive Antwort auf seine zahlreichen Bewerbungsschreiben an fast alle größeren Kliniken des ganzen Landes zu bekommen.

Ah, und da war sie hoffentlich auch schon! Leons E-Mail-Programm meldete eine neue Nachricht. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller, als er das Programm öffnete. Doch schon der erste Blick ins Postfach belehrte ihn eines Besseren. Es handelte sich um einen neuen Auftrag, und zwar von einem gewissen Norbert Nickel.

Schon nach den ersten paar Tagen hatte Leon bemerkt, dass Männer, die ihn dazu beauftragten, für sie zu lügen (er bekam fast ausschließlich Aufträge von Männern), heftig zum Schwafeln neigten. Sie hatten das Bedürfnis, sich seitenlang zu rechtfertigen oder sich ihrer Manneskraft und Schläue zu rühmen.

Da er keine Lust dazu hatte, die wenigen wesentlichen Informationen aus hundert und mehr Zeilen lähmender Selbstdarstellung herauszufiltern, hatte Leon auf seiner Homepage ein Formular installiert, das den Auftraggeber dazu zwang, sich auf maximal zehn Zeilen zu beschränken.

Hallo, Herr Leon! Ich bin Pharmavertreter und komme viel rum. Da ist es klar, dass ich mehrere Bräute habe. Bei Annika aus Hannover habe ich wohl zu dick aufgetragen, die klammert jetzt. Ich bin aber verheiratet und habe zwei Kinder. Annika ist irre süß, und ich will sie noch eine Weile behalten. Schreiben Sie, dass ich meine krebskranke Mutter pflegen muss und dass ich sie heirate, wenn das erledigt ist. (Ha, ha!) Ach ja, sie denkt, ich sei Arzt in der Hamburger Hansen-Klinik. Und sie kennt mich unter dem Namen Adrian Lorenz.

„Bravo! Du bist ein wirklich toller Hecht, Junge!“ Leon kräuselte angewidert die Nase. Der Job, den er sich so romantisch vorgestellt hatte, beschränkte sich tatsächlich darauf, im Namen geschmackloser Kerle ahnungslose Frauen hinters Licht zu führen.

Schon wollte er eine Absage formulieren, doch dann fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass er ja noch immer keinen Job hatte und schließlich von irgendetwas leben musste.

Also tippte er schweren Herzens eine Anfrage an Norbert Nickel.

Lieber Herr Nickel, vielen Dank für Ihren Auftrag. Um diesen zu Ihrer Zufriedenheit ausführen zu können, benötige ich nähere Angaben über Ihre Beziehung zu Annika. Wie alt ist sie? Wie haben Sie sie kennengelernt? Was macht sie beruflich? Benutzen Sie irgendwelche Kosenamen?

Gibt es schöne Erlebnisse, die man in den Brief einfließen lassen kann, um die Zusammengehörigkeit zu unterstreichen? Und schlussendlich: Worum geht es Ihnen genau? Soll Annika einfach nur eine Weile bei der Stange gehalten werden, oder sind Sie tatsächlich an einer gemeinsamen Zukunft interessiert? Mit freundlichen Grüßen – Leon.

„So!“ Er klickte auf „senden“, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es höchste Zeit war, Quasimodo für seinen Abendspaziergang abzuholen.

Diesen einen Nebenjob von früher hatte er bis heute beibehalten. Einerseits aus Dankbarkeit, weil er ihm Glück gebracht hatte, und andererseits, weil ihm Quasi längst ans Herz gewachsen war.

Herr Mölzer machte mehrmals täglich eine kleinere Runde mit seinem Hund, aber am Abend sollte er sich noch einmal richtig austoben. Deshalb joggte Leon allabendlich mit dem wahrhaftig hässlichen, dafür aber umso liebenswürdigeren Pitbull-Rottweiler-Mischling mindestens zwei Stunden lang um den Berliner Schäfersee herum.

Da er sowieso Bewegung brauchte, das Laufen in Gesellschaft von Quasi Spaß machte, er mit seinem „Unternehmen“mittlerweile ausreichend verdiente und Herr Mölzer es nicht allzu dicke hatte, verlangte er nun schon seit drei Jahren keinen Cent mehr dafür.

Leon legte die Strecke bis zum Wohnhaus des alten Herrn im Laufschritt zurück. Es war bereits kurz nach fünf, und er wusste von Herrn Mölzer, dass Quasi um Punkt fünf Uhr voll Vorfreude auszurasten und das ganze Haus in Angst und Schrecken zu versetzen begann. Wenn Quasi heulte, dann klang das nämlich wie das Heulen eines Werwolfs in einem billigen Horrorstreifen.

Und der Hund klang nicht nur so, er sah auch aus wie ein Werwolf in einem billigen Horrorfilm.

Als Leon nur noch wenige Meter vom Haus des Hundebesitzers entfernt war, vernahm er ein tatsächlich durch Mark und Bein gehendes Geheul.

„Was machen Sie denn da?“ Abrupt blieb er stehen, als er die vier Polizeibeamten sah, die in voller Montur – Schutzkleidung, Helm und Plexiglasschild – vor der weit offenen Tür von Herrn Mölzers Erdgeschosswohnung standen und ziemlich besorgt auf den Hund starrten, der sich in der Diele heulend, winselnd und kläffend im Kreis herumdrehte und tatsächlich auf den ersten Blick wie eine blutrünstige und tollwütige Bestie aussah.

„Bleiben Sie bloß zurück!“, warnte einer der Männer ihn streng. „Wenn der raus kommt, dann zerfleischt der Sie!“

„Blödsinn!“ Leon lachte. „Sie als Polizisten sollten eigentlich wissen, dass die wirklich bösen Buben meistens im Schafspelz daherkommen. Der hier ist das genaue Gegenteil. Ein Schaf im Werwolfspelz. Quasi ist ein Pazifist. Der weicht jedem Käfer aus und hat mir sogar schon mal ein verletztes Eichhörnchen gebracht.“

Leon stieß einen leisen Pfiff aus, Quasi fuhr herum, röhrte noch ein letztes Mal laut auf, sprang an der Garderobe nach oben, riss Leine und Maulkorb vom Haken und preschte mitten durch die Polizeisperre direkt auf Leon zu.

„Ist ja gut, Junge! Sorry, wegen der Verspätung.“ Leon musste sich hastig an der Wand abstützen, um nicht umgerannt zu werden. Er streichelte den Hund, klinkte die Leine an seinem Halsband ein und befahl leise: „Sitz, Quasi, benimm dich halbwegs anständig und guck ein bisschen freundlicher!“

Artig ließ sich der Hund auf sein gut gepolstertes Hinterteil fallen, und mit ein bisschen Fantasie konnte man annehmen, dass er tatsächlich die tropfenden Lefzen nach oben zog und sich um ein freundliches Grinsen bemühte.

„Was ist mit Herrn Mölzer?“, erkundigte sich Leon besorgt bei den Beamten, die sich jetzt erleichtert entspannten.

„Der musste in die Klinik gebracht werden. Herzanfall“, berichtete einer der Polizisten. Wir sollten den Hund ins Tierheim bringen. Anfangs war er noch total friedlich, aber dann hat er plötzlich angefangen, sich wie verrückt zu gebärden.“

„Klar!“, erwiderte Leon lachend und klopfte mit dem Zeigefinger auf seine Armbanduhr. „Sein innerer Wecker hat geklingelt. Um fünf Uhr ist Sport angesagt! In welche Klinik hat man Herrn Mölzer denn gebracht?“

„In die Städtische.“

„Gut. Vielleicht können Sie ihn benachrichtigen, dass ich Quasi mit zu mir nehme, bis er wieder nach Hause darf. Wenn nicht, sage ich es ihm morgen früh selbst, wenn ich ihn besuche. Ich heiße übrigens Leon Kronberg. Brauchen Sie einen Ausweis von mir?“

Er klopfte die Taschen seiner kurzen Laufhose ab.

„Schon in Ordnung!“ Einer der Beamten schüttelte den Kopf. „Wie sehen ja, dass der Hund Sie gut kennt. Wir rufen gleich in der Klinik an und lassen Herrn Mölzer bestellen, dass es dem Hund gut geht. Da wird er erleichtert sein.“

„Na dann …“ Leon tippte sich mit zwei Fingern auf den Schirm einer imaginären Kappe. „Einen halbwegs ruhigen Abend noch, meine Herren.“

Er band dem Hund den Maulkorb um, ließ ihn von der Leine und sprang die paar Stufen zur Haustür hinab.

„Komm, Quasi! Wer zuletzt vorn an der Ecke ist, ist ein dicker dummer Hund!“

Die Polizisten mussten herzlich über das Gerangel lachen, mit dem der nette junge Mann und der so gefährlich aussehende Hund versuchten, gleichzeitig durch die Tür nach draußen zu gelangen.

***

Bei seinem allabendlichen Informationsrundgang durch sämtliche Stationen der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, sparte sich der Chefarzt, Prof. Lutz Weidner, die Notaufnahme immer bis zuletzt auf.

Erfahrungsgemäß gab es dort die meisten Probleme zu besprechen. Nicht etwa deshalb, weil diese Abteilung das Sorgenkind des Krankenhauses gewesen wäre. Nein, ganz im Gegenteil. Gemeinsam mit dem Leiter der Notaufnahme, Dr. Peter Kersten, war es während der letzten paar Jahre gelungen, diese Station zu einer der größten, modernsten und angesehensten des ganzen Landes zu machen.

Dementsprechend stark wurde diese Abteilung auch frequentiert, und dementsprechend häufig gab es hier auch etwas zu besprechen, zu beanstanden, effizienter zu gestalten oder zu erneuern.

Im Fahrstuhl nach unten zur Notaufnahme warf der Klinikchef noch einmal einen Blick auf die heute erfreulich kurze Liste auf seinem Klemmbrett. Er war bereits auf allen anderen Stationen gewesen.

Die Orthopädie reklamierte die neuen, verbesserten, mit Teflon beschichteten Implantate, die dem Oberarzt von einem Vertreter der Firma aufgeschwatzt worden waren und wünschte, sie augenblicklich gegen die guten alten Teile aus Titan zu ersetzen, bei denen nur in ganz seltenen Fällen Abwehrreaktionen auftraten.

Der Leiter der Orthopädie hatte sein Anliegen etwas weniger fein ausgedrückt, und Lutz Weidner lächelte ein bisschen gequält, als ihm die ziemlich ausgefallenen Kraftausdrücke wieder in den Sinn kamen, die Dr. Wolf Habermann benutzt hatte.

Die Kinderabteilung forderte einen neuen Assistenzarzt, weil es Dr. Reiter, der zum Glück noch in der Probezeit war, gehörig an Empathie mangelte.