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Maria kann es nicht fassen: Sie ist tatsächlich mit ihrem Kollegen Dr. Aaron Dalheim verabredet! Wie schade bloß, dass es keine "echte" Verabredung ist. Sie soll auf einem Familienfest seine feste Freundin mimen. Dabei wäre die junge Assistenzärztin so gerne wirklich mit ihm liiert, denn sie ist schon lange heimlich in den charmanten Chirurgen verliebt. Aber das ist wohl aussichtslos, wie es scheint. Kein Wunder, schließlich wird der attraktive Mediziner von unzähligen seiner Kolleginnen umschwärmt.
Am Abend der Feier macht sich Maria mit ihrem Auto auf den Weg zu Aaron. Sie ist schon ein bisschen spät und muss sich beeilen, wenn sie rechtzeitig ankommen will. Aber welche Ausfahrt ist noch mal die richtige? Verflixt, den Zettel mit der Wegbeschreibung hat sie zu Hause auf dem Küchentisch liegen lassen!
Kurzentschlossen ruft sie während der Fahrt Aaron mit ihrem Handy an. Konzentriert schaut sie dabei auf eine Hinweistafel am Straßenrand, um herauszufinden, wo sie überhaupt ist. Doch plötzlich erschallt ein lang gezogenes dröhnendes Tuten, und die Assistenzärztin blickt erschrocken nach vorne. Ein großer Sattelschlepper schlittert genau auf sie zu, und Maria erkennt blitzartig, dass sie dem Fahrzeug nicht mehr ausweichen kann ...
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Einen Moment nicht aufgepasst
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/Ekaterina Pokrovsky
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-4674-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Einen Moment nicht aufgepasst
Kostet eine kurze Unachtsamkeit Maria das Leben?
Karin Graf
Maria kann es nicht fassen: Sie ist tatsächlich mit ihrem Kollegen Dr. Aaron Dalheim verabredet! Wie schade bloß, dass es keine „echte“ Verabredung ist. Sie soll auf einem Familienfest seine feste Freundin mimen. Dabei wäre die junge Assistenzärztin so gerne wirklich mit ihm liiert, denn sie ist schon lange heimlich in den charmanten Chirurgen verliebt. Aber das ist wohl aussichtslos, wie es scheint. Kein Wunder, schließlich wird der attraktive Mediziner von unzähligen seiner Kolleginnen umschwärmt.
Am Abend der Feier macht sich Maria mit ihrem Auto auf den Weg zu Aaron. Sie ist schon ein bisschen spät und muss sich beeilen, wenn sie rechtzeitig ankommen will. Aber welche Ausfahrt ist noch mal die richtige? Verflixt, den Zettel mit der Wegbeschreibung hat sie zu Hause auf dem Küchentisch liegen lassen!
Kurzentschlossen ruft sie während der Fahrt Aaron mit ihrem Handy an. Konzentriert schaut sie dabei auf eine Hinweistafel am Straßenrand, um herauszufinden, wo sie überhaupt ist. Doch plötzlich erschallt ein lang gezogenes dröhnendes Tuten, und die Assistenzärztin blickt erschrocken nach vorne. Ein großer Sattelschlepper schlittert genau auf sie zu, und Maria erkennt blitzartig, dass sie dem Fahrzeug nicht mehr ausweichen kann …
„Guten Morgen! Raus aus den Federn, es ist bereits zehn Minuten nach sechs! Auf-ste-hen! Ja, du, dich meine ich! Ein wunderschöner Tag wartet auf dich. Der Himmel ist heute endlich einmal wirklich himmelblau, und die Sonne lacht, als hätte ihr jemand einen Witz erzählt. Ha-ha-ha! Elf nach sechs! Jetzt aber! Los, los! Wie heißt es so schön? Nur der frühe Vogel fängt den …“
„Klappe!“ Maria Benning wühlte sich mit dem Kopf unter ihr Kissen und drückte beide Enden fest gegen ihre Ohren. „Halt doch endlich den Rand, du Nervensäge!“
Sascha ging ihr mit seinem übertrieben gut gelaunten Gehabe tierisch auf den Keks, und sie wünschte ihm zumindest eine Kehlkopfentzündung oder einen Stimmritzenkrampf an den Hals, damit er endlich den Mund hielt.
Dabei war Sascha tatsächlich der einzige Mann auf der ganzen weiten Welt, der es während der letzten zwei, drei Jahre bis in ihr Schlafzimmer geschafft hatte.
„Viertel nach se-hechs, du wirst zu spä-hät kommen!“, redete Sascha unermüdlich weiter. „Raus aus dem Bett und ab in die Küche! Morgenstund hat Kaffee im Mund, sage ich immer, ha-ha-ha!“
„Jetzt aber!“ Maria schnellte wütend hoch, zog unter ihrem Kissen das Taschenbuch hervor, in dem sie vor dem Einschlafen noch gelesen hatte, und schleuderte es in die Richtung, aus der die nervende Stimme kam.
Doch das machte Sascha nichts aus. Daran war er gewöhnt. Er bekam fast jeden Morgen eins aufs Dach. Er war sehr stabil gebaut, schwankte nicht einmal ein bisschen und redete unverdrossen weiter.
„Sechzehn nach sechs, oder auch vierzehn vor halb sieben! Falls du es nicht wissen solltest, heute ist Freitag, der neunundzwanzigste Mai, und das Wetter könnte gar nicht besser …“
„Was? Was hast du gesagt? Sag das noch mal!“ Schlagartig war Maria hellwach. Der neunundzwanzigste Mai, das war einen Tag vor dem dreißigsten Mai, und der dreißigste Mai, das war ein Datum, vor dem ihr schon seit Wochen graute. Diamantene Hochzeit bei Eberhard und Luzifer.
Also, eigentlich … Luzi ohne fer, genau genommen. Eberhard und Luzia Benning waren Marias Großeltern. Väterlicherseits. Die meiste Zeit waren sie ja eigentlich nett. Sehr nett sogar. Außer …
„Zehn vor halb sie-ben! Zeit zum Aufstehen! Lady Gaga weiß, dass Morgenstund Gold im Mund hat und ist schon längst wach! Und damit auch du endlich aus den Puschen kommst, singt sie jetzt extra für dich …“
„Aber wirklich nicht!“ Mit einem gezielten Schlag auf den Aus-Knopf ihres Radioweckers brachte Maria den unsäglichen Sascha mit seiner aufgesetzten Fröhlichkeit zum Verstummen. „Und tschüss! Kauf dir mal ein Witze-Buch, und leg dir ein paar neue Sprüche zu!“
Der Moderator schien zwar nicht gerade einer der Hellsten zu sein, und seine Scherze waren ähnlich motivierend wie eingeschlafene Füße oder kalter Kaffee, aber mit einer Sache hatte er völlig recht: Maria würde zu spät zur Arbeit kommen, wenn sie sich nicht ein bisschen beeilte.
Unter der Dusche machte sie eine rasche Bestandsaufnahme. Wie hoch standen die Chancen, bis morgen Abend zu einem Verlobten oder zumindest zu einem Mann mit ernsthaften Absichten zu kommen?
Nicht, dass sie sich etwa einsam gefühlt hätte. Dazu hatte sie bei ihrem stressigen Job gar keine Zeit. Aber wenn sie abermals ohne männliche Begleitung bei einem Familienfest antanzte, würde es ihr vermutlich noch viel schlimmer ergehen als bei dem Fest, das ihre Eltern vor einem Jahr für sie ausgerichtet hatten, nachdem sie zum Doktor der Medizin promoviert hatte.
Oma Luzi hatte damals sogar Marias Chef, den Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, mit ganz eindeutig zweideutigen Angeboten bombardiert, nachdem sie zuvor ausgespäht hatte, dass Peter Kersten keinen Ehering trug.
Ja, in der Großfamilie Benning stand das Gebot „Gehet hin und vermehret euch!“ über allem anderen. Und seit Marias zwanzigstem Lebensjahr hatte besonders Oma Luzi einen Countdown am Laufen. Seit vielen Jahrzehnten stickte sie an einem riesigen Wandteppich, der den Stammbaum der Familie Benning darstellte.
Acht Zweiglein hatte sie vorsorglich auf Marias Ast gestickt. Nach jedem großen Familienfest, bei dem Maria noch immer nicht unter der Haube war, bemerkte sie, dass ein weiteres Zweiglein aufgetrennt worden war. Sechs waren noch übrig, denn Maria war jetzt bereits achtundzwanzig Jahre alt, und bei dem in ihrer Familie üblichen Drei-Jahres-Rhythmus waren somit nur noch fünfeinhalb Stück Nachwuchs möglich. Aber auch nur dann, wenn sie jetzt unverzüglich mit der Produktion beginnen würde.
Natürlich war Maria diesbezüglich das schwarze Schaf in der Familie. Sie hatte sieben Geschwister, die allesamt äußerst fruchtbar waren. Ihre drei Brüder, Konstantin, Alexander und Matthias, brachten es zusammen bereits auf sieben Kinder.
Anna, ihre älteste Schwester, hatte drei, Elisabeth war gerade mit dem zweiten schwanger, und Heike, die um drei Jahre jünger war als Maria, hatte vor einem Jahr geheiratet und erwartete demnächst ihr erstes Baby.
Sofia, das Nesthäkchen, war erst zwölf, konnte aber immerhin schon mit einem dreizehnjährigen pickeligen Kavalier aufwarten, der ihr täglich den Schulranzen trug und ihr am letzten Valentinstag einen Antrag gemacht hatte. Ob sie richtig – mit Händchenhalten und allem – mit ihm gehen wolle. Klar, dass sie Ja gesagt hatte. Im Gegensatz zu Maria schien Sofia zu wissen, was sie ihrer Familie schuldig war.
Nicht, dass Maria keine Verehrer gehabt hätte. Hatte sie! Etliche sogar. Sie waren nur leider alle irgendwie … unpassend.
Da war einmal Flori, der ihr beinahe täglich ein Sträußchen Gänseblümchen, ein Bonbon zweifelhafter Herkunft oder einen fettfleckigen Liebesbrief vor die Tür legte.
Flori war wirklich unglaublich verschossen in sie, und sie mochte ihn auch. Der Haken war allerdings, dass er erst dreizehn war und seine Liebe möglicherweise mit der Zeit abkühlen würde, wenn er sie nicht mehr für seine Mathe-Hausaufgaben brauchte.
Marias Angehörige waren zwar inzwischen schon so mürbe, dass sie vermutlich sogar einen Schimpansen im Anzug mit offenen Armen empfangen hätten, wenn der nur ernsthafte Absichten gehabt hätte, eine Familie mit ihr zu gründen. Aber so verzweifelt, ihr die Verlobung mit einem Dreizehnjährigen abzukaufen, waren sie dann wohl doch noch nicht.
Mit Lothar Grossmann, der Maria sogar neulich einen Heiratsantrag gemacht hatte, war es dasselbe Problem wie mit Flori. Nur umgekehrt. Außerdem hatte der dreiundneunzig Jahre alte Herr seinen Antrag mit den Worten „Wenn ich um fünfzig Jahre jünger wäre“ auch gleich wieder relativiert.
Schade eigentlich, denn Lothar würde für sie immer etwas ganz Besonderes bleiben. Er war nämlich ihr Erster gewesen. Natürlich nicht ihr erster Liebhaber! Nein, der erste Patient, dem sie mit Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben gerettet hatte.
Nick, Marias bester Freund, konnte ihr leider auch nicht aus der Patsche helfen. Er wäre zwar im passenden Alter gewesen, war unheimlich klug und sah verdammt gut aus, war aber so schwul, dass er es keine zwei Minuten lang durchgehalten hätte, einen heiratswilligen Hetero zu parodieren.
Spätestens dann, wenn Opa Eberhard bei seiner Festrede erzählte, wie er und Oma Luzi sich während des Kriegs kennengelernt, sich unsterblich ineinander verliebt, sich wieder verloren und sich nur durch einen unglaublichen Zufall Jahre später wiedergefunden hatten, würde der unglaublich sensible Nick Rotz und Wasser heulen, und der Betrug würde somit auffliegen.
Tja, und sonst gab es im Moment keinen. Vielleicht lag es ja daran, dass sich Maria – im Gegensatz zu ihren Schwestern – nie die Zeit nahm, sich ein bisschen herauszuputzen. Sie mochte es natürlich und bequem, trug fast immer nur Jeans und karierte Herrenhemden und ließ ihre langen strohblonden Haare tun, wozu sie gerade Lust hatten.
Tatsächlich ging sie nur äußerst selten zum Friseur, hatte noch nie Schuhe getragen, deren Absätze höher als vier Zentimeter waren, und wenn sie einmal ein Kleid anziehen und sich schminken musste, weil der Anlass es verlangte, musste sie Nick zu Hilfe rufen. Der war nämlich praktischerweise Visagist am Theater.
Nick hatte es längst aufgegeben, Maria dazu überreden zu wollen, mehr aus sich zu machen. Er vertrat seit Neuestem die Theorie, dass sie eigentlich ein Kerl mit einem total unterentwickelten Y-Chromosom sei. Nur so konnte er sich erklären, warum man mit Maria Pferde stehlen konnte, warum sie niemals zickig oder launisch war und warum sie sich so wenig um ihr Äußeres scherte.
Als Medizinerin wusste Maria, dass so etwas natürlich möglich war. Sie wusste aber auch, dass sie ganz bestimmt kein Kerl sein konnte. Das spürte sie jedes einzelne Mal, wenn ihr Dr. Aaron Dalheim über den Weg lief. Dann konnten ihre Geschlechtschromosomen nämlich niemandem mehr ein X für ein Y vormachen.
Dann spulte sich – trotz heftiger Gegenwehr – in ihrem Körper das volle Programm ab: Hitzewallungen, völlige Blutleere im Gehirn, Atembeschwerden, Beschleunigung des Herzschlags bis hin zur Tachykardie, Sprachstörungen, stumpfsinniger Gesichtsausdruck und der vorübergehende Verlust des Gleichgewichtssinns.
Wäre ihr Körper ein Computer gewesen, dann hätte bei jeder Begegnung mit dem attraktiven Chirurgen ein rot und in Großbuchstaben geschriebenes „Paarungsbereit!“ auf dem Bildschirm aufgeleuchtet.
Die Heftigkeit, mit der Marias Körper auf Dr. Dalheim reagierte, hätte ganz schön peinlich sein können. Aber zum Glück beachtete er sie sowieso nicht. Wenn man diesbezüglich überhaupt von Glück reden konnte!
Er hatte sie anfangs zwei- oder dreimal freundlich gegrüßt, ihr war der Gegengruß jedoch jedes Mal irgendwo auf seinem Weg vom Gehirn zu den Stimmbändern abhandengekommen. Er hielt sie deshalb jetzt wohl für eine arrogante Zicke und guckte immer in eine andere Richtung, wenn er sie kommen sah.
In ihrer Not hatte Maria Nick um Rat gefragt.
„Diese Hetero-Machos funktionieren alle nach demselben Prinzip“, hatte ihr bester Freund sie belehrt. „Mal dir einen leuchtend roten Schmollmund, kauf dir einen Wonderbra, ein transparentes Top, Schuhe mit so hohen Absätzen, dass du darin gerade noch wie ein hilfloses Kleinkind staksen kannst, und kleb dir künstliche Wimpern auf, die mindestens so lang sind wie die einer Kuh.“
Als er Marias ungläubigen Blick gesehen hatte, hatte er mit heftigem Nicken weitergesprochen.
„Bei diesem Anblick schießt ihm das Testosteron ein. Er dackelt dann hinter dir her wie ein läufiger Pinscher-Rüde, hechelt, sabbert und lässt die Zunge raushängen. Dann hast du ihn.“
Obwohl Nick das völlig ernst gemeint hatte, war es natürlich lächerlich. Niemals würde sie zu so billigen Mitteln greifen. Sie war eine Frau mit inneren Werten. Nur dafür wollte sie geschätzt und begehrt werden.
Und wenn Aaron Dalheim so oberflächlich war, dass er sie nur dann beachtete, wenn sie sich wie eine Barbiepuppe herrichtete, dann konnte er ihr sowieso gestohlen bleiben. Dann lieber Liebeskummer bis ans Lebensende – und Oma Luzis strafender Blick, mit dem sie Jahr für Jahr ein weiteres Enkelkind aus ihrer Kalkulation strich.
***
Marias Chef, Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, stand bereits seit über einer Stunde entweder in einem der Schockräume, im OP – oder so wie eben jetzt – in einem der Behandlungsräume.
Die Kollegen von der Nachtschicht hatten ihn kurz vor fünf aus dem Bett geklingelt. Eine schon sehr vergessliche alte Dame hatte beim nächtlichen Versuch, mal wieder einen Kuchen zu backen, ihr Wohnhaus in Brand gesetzt.
Zum Glück gab es bei den zwölf eingelieferten Patienten keine besonders schweren Verbrennungen und nur ein paar nicht wirklich lebensbedrohliche Rauchgasvergiftungen.
Das war einer jungen Frau zu verdanken, die gegen halb fünf von der Bar nach Hause gekommen war, in der sie gelegentlich kellnerte. Sie hatte den rötlichen Feuerschein hinter dem Küchenfenster im zweiten Stock gesehen und sofort die Feuerwehr alarmiert.
Dann hatte sie auf sämtliche Klingelknöpfe gedrückt und im Treppenhaus laut „Feuer!“ gerufen.
Dass dennoch so viele Hausbewohner mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme gebracht werden mussten, lag an der Massenpanik, die der Alarmruf ausgelöst hatte.
Beim fluchtartigen Verlassen des achtstöckigen Hauses hatten sich etliche der Bewohner durch Stürze auf der Treppe verletzt. Manche waren bei dem Gerangel, das entstanden war, weil sich alle gleichzeitig durch die Eingangstür hatten drängen wollen, zu Schaden gekommen.
Und einige hatten sich Schnittwunden zugezogen bei dem Versuch, sich durch die eingeschlagene Glasscheibe neben der Tür ins Freie zu retten.
„Spürst du das noch, Oskar?“ Peter testete an der Schulter des fünfzehnjährigen Jungen, der vor ihm auf der Behandlungsliege saß, ob das Lokalanästhetikum, das er ihm vor fast zehn Minuten gespritzt hatte, nun endlich wirkte.
„Au!“ Der brünette Junge zuckte zusammen und schrie laut auf. „Sie haben mich gestochen, Mann!“, beklagte er sich. „Das hat höllisch wehgetan!“
„Tatsächlich?“ Peter glaubte keine Sekunde lang an die Richtigkeit dieser Auskunft. Erstens konnte ein Stich mit einer stumpfen Nadel keine höllischen Schmerzen verursachen, und zweitens musste das lokale Betäubungsmittel längst wirken.