Der Notarzt 295 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 295 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Dr. Pia Lichtenstein kommt gerade aus ihren Flitterwochen und schwebt auf Wolke sieben. Nach nur einem halben Jahr Beziehung hat Gabriel ihr einen Antrag gemacht und sie geheiratet. Alles scheint wie im Märchen zu sein, und Gabriel ist darin der Prinz. Der außergewöhnlich attraktive, großzügige und charmante Mann überschüttet sie mit romantischen Liebenswürdigkeiten und macht ihr ständig kostbare Geschenke. Und obwohl sich alle Frauen nach ihm umschauen, hat er nur Augen für seine Pia.

So fällt es der glücklichen Braut auch nicht schwer, nach der Reise beschwingt ihre Arbeit in der Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik anzutreten. Fröhlich verteilt sie unter ihren Kollegen Urlaubsmitbringsel und schwärmt von ihrem wunderbaren Ehemann.
Doch dann klingelt das Notruftelefon: Auf der Autobahn hat sich ein schrecklicher Unfall ereignet. Ein Autofahrer und seine Frau sind lebensgefährlich verletzt worden, das gemeinsame Kind ist offenbar traumatisiert.

Als Pia das männliche Unfallopfer sieht, dringt ein Schrei über ihre Lippen. Sie kennt diesen Mann! Und nach seinem Anblick ist sie nun Mitwisserin eines furchtbaren Geheimnisses - eines Geheimnisses, das auch sie selbst betrifft, und das die entsetzte Ärztin niemandem verraten will. Aber wie soll sie in diesem Gemütszustand ihre Arbeit im OP professionell verrichten?

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EPUB

Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Bewährungsprobe einer jungen Ärztin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Africa Studio

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5081-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Bewährungsprobe einer jungen Ärztin

Während eines Noteinsatzes steht Pia unter starkem Druck

Karin Graf

Dr. Pia Lichtenstein kommt gerade aus ihren Flitterwochen und schwebt auf Wolke sieben. Nach nur einem halben Jahr Beziehung hat Gabriel ihr einen Antrag gemacht und sie geheiratet. Alles scheint wie im Märchen zu sein, und Gabriel ist darin der Prinz. Der außergewöhnlich attraktive, großzügige und charmante Mann überschüttet sie mit romantischen Liebenswürdigkeiten und macht ihr ständig kostbare Geschenke. Und obwohl sich alle Frauen nach ihm umschauen, hat er nur Augen für seine Pia.

So fällt es der glücklichen Braut auch nicht schwer, nach der Reise beschwingt ihre Arbeit in der Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik anzutreten. Fröhlich verteilt sie unter ihren Kollegen Urlaubsmitbringsel und schwärmt von ihrem wunderbaren Ehemann.

Doch dann klingelt das Notruftelefon: Auf der Autobahn hat sich ein schrecklicher Unfall ereignet. Ein Autofahrer und seine Frau sind lebensgefährlich verletzt worden, das gemeinsame Kind ist offenbar traumatisiert.

Als Pia das männliche Unfallopfer sieht, dringt ein Schrei über ihre Lippen. Sie kennt diesen Mann! Und nach seinem Anblick ist sie nun Mitwisserin eines furchtbaren Geheimnisses – eines Geheimnisses, das auch sie selbst betrifft …

Es kann wohl kein Mensch auf der ganzen Welt von sich behaupten, dass sein Leben absolut perfekt sei. Nicht der sprichwörtliche Kaiser von China, nicht der reichste Mensch auf Erden und auch nicht die Märchenprinzessin, die in Samt und Seide gekleidet von den Seiten der Hochglanzmagazine lächelt.

Jeder hat irgendwo einen dunklen Fleck auf der Seele, den es zu verbergen gilt, oder einen wunden Punkt, der ihm nachts den Schlaf raubt.

Jeder. Außer Pia Lichtenstein. Ihr Leben war tatsächlich perfekt. Das reinste Honigschlecken. Der Himmel auf Erden. Immerwährende Glückseligkeit.

Pia war sechsundzwanzig Jahre jung, sehr hübsch, kerngesund, erfolgreich und seit drei Wochen verheiratet – mit einem Mann, der nicht nur sagenhaft gut aussehend, sondern auch noch sehr intelligent, charmant, witzig, liebevoll und unglaublich großzügig war.

Gabriel Lichtenstein beschreiben zu wollen, war für Pia ein Ding der Unmöglichkeit. Es gab schlicht und einfach keine Worte, die ihm gerecht werden konnten.

Das behauptete sie nicht etwa nur darum, weil sie über alle Maßen in ihn verliebt war. Sie brauchte ja nur zu beobachten, wie viel Aufsehen er hier in der Gepäckausgabe des Frankfurter Flughafens erregte.

Pia ließ sich extra ein paar Schritte hinter ihn zurückfallen und registrierte mit einem stolzen Lächeln, wie wirklich jedes weibliche Wesen zwischen zwölf und hundert ihn mit sehnsüchtigen Blicken bedachte.

Was sie ebenfalls mit sehr viel Genugtuung feststellte, war, dass selbst die schönsten Frauen sich noch so sehr anstrengen konnten, einen Blick von ihm zu erhaschen. Gabriel schien sie nicht einmal zu bemerken.

Es war genau so, wie er es ihr versichert hatte.

Früher habe ich an allen Ecken schöne Frauen gesehen. Aber es ist so, wie mit dem Mond und der Sonne. Geht die Sonne auf, kann man den Mond und die Sterne nicht mehr sehen, weil sie mit ihrem Glanz alles überstrahlt. Und du bist die Sonne für mich.

„O Gott!“ Pia bekam jetzt noch weiche Knie, als sie daran zurückdachte, bei welcher Gelegenheit er diese schönen Worte zu ihr gesagt hatte.

Mit diesen und noch vielen weiteren poetischen Liebeserklärungen hatte er sie in Las Vegas um ihre Hand gebeten. Natürlich hatte sie Ja gesagt, und er hatte ihr daraufhin einen Ring an den Finger gesteckt, der so kostbar war, dass sie es vermutlich kaum jemals wagen würde, ihn in der Öffentlichkeit zu tragen.

Sie waren gleich am nächsten Tag in einer dieser Wedding-Chapels, in denen man ohne die in Deutschland üblichen bürokratischen Hürden sofort heiraten konnte, Mann und Frau geworden.

Damit hatte Pia wirklich nicht gerechnet. Nie im Leben! Gabriel hatte sie zur Feier des ersten Halbjahrestages ihrer Liebe zu einem dreiwöchigen Badeurlaub eingeladen. Irgendwohin, wo es billig ist, hatte er sie an der Nase herumgeführt. Dabei hatte er doch die Hochzeitsreise längst gebucht.

Zwei Tage nach der Hochzeit waren sie schließlich in Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, gelandet. Dort hatte Gabriel ein kleines Flugzeug gechartert, das sie auf eine der zahlreichen malerischen Inseln von Mauritius gebracht hatte, auf der er einen wahrhaft luxuriösen Bungalow gemietet hatte.

Das Haus war auf einer Plattform mitten in den Indischen Ozean gebaut und nur durch einen schmalen Holzsteg mit dem Festland verbunden gewesen. Sie hatten direkt von der großen Terrasse in das türkisfarbene glasklare Wasser springen können.

Es war eine unbeschreibliche Zeit gewesen. Wie im Märchen. Gabriel hatte sie sprichwörtlich auf Händen getragen und fast jeden Abend, wenn sie bei einem fast unwirklich anmutenden Sternenhimmel bei Kerzenschein auf der Terrasse gesessen hatten, hatte ein Päckchen neben ihrem Champagnerglas gelegen.

Passend zu dem wertvollen Ring hatte er ihr einen tropfenförmigen Diamanten an einer Weißgoldkette geschenkt. Groß wie ein Bachkiesel.

Am Abend danach waren es die dazu passenden Ohrringe gewesen, die sie in sprachloses Staunen versetzt hatten. Ein Armband aus sternförmig geschliffenen Smaragden hatte sie am nächsten Abend ausgepackt, einen Rubinring danach, und so war es Abend für Abend weitergegangen.

Als sie ihm eine liebevolle Standpauke gehalten hatte, weil er sie viel zu sehr verwöhnte und das Geschmeide längst den Gegenwert mehrerer Millionen erreicht hatte, war er sehr ernst geworden.

Ich weiß, dass du es nicht nötig hast, dich mit glitzernden Dingen zu behängen, hatte er gesagt und ihr dabei tief in die Augen geblickt. Es ist ohnehin unmöglich, ein Schmuckstück zu finden, das deiner Schönheit auch nur annähernd gerecht würde. Du musst diese Dinge auch gar nicht tragen. Ich möchte nur, dass du abgesichert bist, sollte mir vielleicht einmal etwas zustoßen.

Mit fünfzehn oder sechzehn Jahren war Pia vernünftig und erwachsen genug gewesen, um ihre Tagträume vom Märchenprinzen gegen realistischere Ziele zu vertauschen. Jetzt, mit sechsundzwanzig, musste sie erkennen, dass sie voreilig gewesen war.

Gabriel war dem strahlenden Helden aus ihren Jungmädchenträumen, der sie auf Händen trug und ihr die Welt zu Füßen legte, nicht nur ebenbürtig, er übertraf ihn bei Weitem.

„Nein, nein, nein!“, gebot er ihr jetzt liebevoll lächelnd Einhalt, als sie einen ihrer Koffer auf dem Förderband entdeckt hatte und sich danach bücken wollte. „Für die schweren Dinge des Lebens hast du jetzt einen Ehemann!“, ermahnte er sie, und als sie ihm widersprechen wollte, verschloss er ihr die Lippen mit einem zärtlichen Kuss.

„Sie wollen nicht zufällig mit mir tauschen?“, erkundigte sich eine etwa vierzigjährige Frau, die mit zwei Koffern, ein paar Plastiktüten und einer großen Umhängetasche schwer beladen war, während ihr Mann abseitsstand und mit seinem Smartphone beschäftigt war.

„Tut mir sehr leid!“ Pia lachte. „Aber nie im Leben!“

„War ja klar!“, erwiderte die Frau seufzend. „Da wären Sie ja auch schön blöd.“

Sie deutete mit dem Kinn auf ihren Ehemann, der sich offensichtlich irgendein Fußballspiel anschaute und sich gerade maßlos aufregte.

„Meiner war allerdings auch einmal so“, behauptete sie wehmütig. „Bis ungefähr zwei Monate nach der Hochzeit hat er mich auf Händen getragen. Dann hat er mich fallen lassen, und seither trägt er nur noch sein blödes Handy oder eine Bierflasche. Alles andere muss ich tragen: Gepäck, Einkäufe, Möbel, Kinder und die gesamte Verantwortung für alles.“

Während sie unter der schweren Last ächzend auf eine freie Gepäckkarre zuwankte, rief sie Pia noch ihre aufrichtig klingenden Glückwünsche über die Schulter hinweg zu.

„Ich drücke Ihnen beide Daumen, dass Sie nicht so bald von Ihrer rosaroten Wolke abstürzen wie ich damals von meiner!“

„Das wird niemals geschehen, Liebling“, versicherte Gabriel ihr, und Pia glaubte ihm.

„Zu mir oder zu dir?“, fragte sie scherzend, als sie vor der Ankunftshalle in ein Taxi stiegen.

Tatsächlich war es so, dass sie noch kein gemeinsames Zuhause hatten. Gabriel besaß ein Haus in Berlin, das sie jedoch nur von den Fotos kannte, die er ihr gezeigt hatte. Dort befand sich auch seine Kanzlei.

Gabriel Lichtenstein war von Beruf Vermögens- und Anlageberater und bislang fast ständig auf Reisen durch die ganze Welt gewesen. Er sorgte dafür, dass reiche Leute noch reicher wurden. Er hatte mehrmals versucht, Pia seine Tätigkeit zu erklären, aber sie musste passen. Von diesen Geschäften verstand sie so gut wie gar nichts.

Dass er in diesem Metier sehr erfolgreich war, dafür sprachen allein schon die unglaublich wertvollen Schmuckstücke, die er ihr so großzügig geschenkt hatte. Dabei war er nicht viel älter als sie selbst. Neunundzwanzig und bereits ein gemachter Mann.

„Diese Frage wird sich sehr bald nicht mehr stellen, geliebte Traumprinzessin“, versicherte er ihr jetzt, während er dem Taxifahrer Pias Adresse in Frankfurt-Sachsenhausen nannte. „Gleich morgen früh mache ich mich auf die Suche nach einer passenden Bleibe für uns. Was wäre dir lieber? Ein Penthouse in der Altstadt oder eine Villa am Stadtrand im Grünen?“

„Können wir uns das denn leisten, Liebling?“

Er wischte ihre Frage mit einer Handbewegung und einem Lachen fort.

„Über Geld musst du dir nie wieder Gedanken machen, geliebte Königin meines Herzens. Wir haben mehr, als wir jemals ausgeben können. Was auch immer du dir wünschst, das kaufst du dir bitte, ohne erst lange zu fragen. Als Gegenleistung habe ich ja dein Herz bekommen, und das ist so wertvoll für mich, dass ich für immer in deiner Schuld stehen werde.“

Seufzend lehnte sich Pia an den weich gepolsterten Rücksitz.

„Womit habe ich so viel Glück verdient, Liebster? Nicht einmal in meinen schönsten Träumen konnte ich mir einen Mann wie dich ausmalen“, hauchte sie ergriffen.

Er drückte nur liebevoll ihre Hand, während er sein Smartphone einschaltete.

„Oh, verdammt, das ist doch zu dumm!“

„Ist etwas passiert?“ Pia erschrak.

„Nein, das nicht. Mach dir bloß keine Sorgen.“

Er beruhigte sie mit einem unglaublich charmanten Lächeln.

„Ich muss nur gleich wieder weg. Damit habe ich nicht gerechnet. Voraussichtlich für zwei, drei Wochen. Zu einem ziemlich anspruchsvollen Kunden in Dubai. Diesen Termin kann ich nicht gut ablehnen. Die Zeit reicht gerade noch, um dich nach Hause zu bringen, dann muss ich zurück zum Flughafen. Bist du mir sehr böse, wenn ich …“

„Unsinn!“, fiel sie ihm sanft ins Wort. „Schließlich musst du das viele Geld, das du für mich ausgegeben hast, wieder hereinbringen. Und ich muss morgen früh ohnehin meinen Dienst in der Sauerbruch-Klinik antreten. Vermutlich werde ich so viele Überstunden machen müssen, dass ich sowieso kaum nach Hause komme. Schließlich ist jetzt Hauptsaison, und da wollen auch die Kollegen Urlaub machen.“

Sie seufzte.

„Irgendwie werde ich die zwei oder schlimmstenfalls sogar drei Wochen ohne dich schon überstehen.“

Er küsste sie zärtlich auf die Wange.

„Schön, dass du so viel Verständnis hast, Liebling. Wenn ich zurückkomme, werde ich meine Geschäfte so regeln, dass ich nicht mehr so viel reisen muss. Dann richten wir uns ein kuscheliges Nest ein und leben dort glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage. Okay?“

„Ja!“, erwiderte sie und war dabei so unglaublich glücklich, dass ihr die Augen feucht wurden. „Die Reise mit dir war märchenhaft schön“, hauchte sie. „Aber ich bin mir ganz sicher, dass unser gemeinsames Leben noch viel schöner werden wird.“

Sie lehnte sich wohlig seufzend an ihn und schloss die Augen.

„Ich liebe dich so sehr! Ich werde jede Nacht von dir träumen und die Minuten zählen, bis du wieder bei mir bist.“

***

Noch jemand wartete sehnsüchtig auf Gabriel Lichtensteins Rückkehr. Nämlich Marianne Hoppe, die Sekretärin des Chefarztes der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. Sie lechzte förmlich danach, endlich mit ihm abzurechnen.

Im positiven Sinne, natürlich. Sie hatte den unglaublich attraktiven Mann vor drei Monaten kennengelernt, als Frau Dr. Pia Kilian, die als Assistenzärztin in der Notaufnahme arbeitete, ihn zu einer Betriebsfeier mitgebracht hatte.

Marianne war mit ihm ins Plaudern gekommen und hatte ihm am Tag danach ihre gesamten Ersparnisse – etwas mehr als zehntausend Euro – mit dem Auftrag in die Hand gedrückt, er möge hingehen und ein paar Millionen daraus machen.

Wie jedes Jahr wollte sie sich im August drei Wochen Urlaub nehmen und nach Gran Canaria fliegen. Von Herrn Lichtenstein wollte sie jetzt wissen, ob sie in diesem Jahr erster Klasse fliegen und ihren preisgünstigen All-inklusive-Club gegen eines der Luxushotels tauschen durfte, in denen sich die Millionäre – also jetzt hoffentlich ihresgleichen – tummelten.

„Wenn es mehr als drei sind, erwarten Sie mich bloß nicht zurück“, stellte sie jetzt ihren Chef Prof. Lutz Weidner vor fast vollendete Tatsachen. „Dann kündige ich nämlich und bleibe für immer dort.“

„Marianne!“ Der Chefarzt verdrehte seufzend die Augen und setzte sich auf eine Ecke von Frau Hoppes Schreibtisch. „Machen Sie sich nur keine überzogenen Hoffnungen. Es wird nicht einmal eine Viertelmillion sein. Geld wächst nicht auf Bäumen, und deshalb kann es sich auch nicht von selbst vermehren.“

„Sie mögen ja ein sehr guter Kardiologe sein, aber von Finanzgeschäften verstehen Sie rein gar nichts, Professor.“ Marianne schüttelte milde lächelnd den Kopf. „Mit dem richtigen Port … Porto … Portemonnaie ist alles möglich!“

„Portfolio heißt das“, korrigierte sie der Klinikchef.

„Wie das heißt, ist mir völlig Wurst!“, brauste die Sekretärin trotzig auf. „Hauptsache, das Port-Dings macht mich reich!“ Sie legte den Kopf schief, und ihre bordeauxroten Korkenzieherlöckchen gerieten in Aufruhr. „Wenn die Zeit reicht, lasse ich mich vor dem Urlaub vielleicht noch liften.“

Sie zog die Nase kraus, während sie an sich hinunterblickte und ihre üppigen Rundungen einer skeptischen Musterung unterzog.

„Ganzkörperlifting!“, fügte sie seufzend hinzu. „Damit die alten Knacker auf Gran Canaria ein bisschen in die Hufe kommen.“

„Ach Gott, Marianne, wie sehr ich es Ihnen doch wünschen würde! Aber ich fürchte …“

„Das war jetzt aber nicht besonders taktvoll!“, fiel ihm die vollschlanke Mittfünfzigerin heftig ins Wort. „Wenn mir einmal das garstige A-Wort rausrutscht oder gar das mit Sch …, dann tun Sie immer so geschockt. Aber selbst sagen Sie so was!“

Lutz Weidner hob beide Hände hoch und zuckte mit den Schultern.

„Was habe ich denn gesagt?“

„Dass Sie es mir wünschen würden, wenn ich mich liften ließe! Ein höflicher Mann mit gutem Benehmen hätte geantwortet, dass ich das gar nicht nötig habe!“

Sie schnaubte.

„Aber gut, nur zu! Beleidigen Sie mich ruhig weiter! Umso weniger wird mich nachher das Gewissen zwicken, wenn ich unter Palmen wandle und Cocktails schlürfe, während Sie sich mit einer Neuen herumärgern müssen, die nicht mal ordentlich tippen kann und die in einem fünfzeiligen Brief zwanzig schwere Rechtschreibfehler macht!“