Der Notarzt 302 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 302 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Die dreiundzwanzigjährige Anja Kornell ist mit Leib und Seele Krankenschwester. Dies ist ihr Traumberuf, und ihr Chef, Notarzt Dr. Peter Kersten, weiß, dass er sich auf seine engagierte und gewissenhafte Mitarbeiterin jederzeit verlassen kann.

Doch ausgerechnet an dem Morgen, als in der Klinik nach einer furchtbaren Unfallnacht sprichwörtlich "der Teufel los" ist, scheint Anja völlig neben der Spur zu sein. Sie betritt mit geröteten Augen die Notaufnahme und wirkt ungewöhnlich zerstreut. Dabei kommt es gerade jetzt noch mehr als sonst darauf an, dass sie genau zuhört und Anweisungen richtig befolgt. Aber der jungen Krankenschwester fällt es diesmal unsagbar schwer, sich zu konzentrieren. Angestrengt bemüht sie sich, trotzdem so zu tun, als sei alles in Ordnung. Sie will diesen Tag nur irgendwie durchstehen.

Doch im Laufe des Vormittags wird Anja plötzlich klar, dass ihr zu Beginn ihrer Schicht ein schrecklicher Fehler unterlaufen ist. Sie weiß, dies ist ein Fehler, durch den sie unweigerlich ihren Job verlieren wird. Ein Fehler, durch den der gute Ruf der Sauerbruch-Klinik Schaden nehmen wird. Und vor allem ist es ein Fehler, der vermutlich ein Menschenleben kosten wird ...

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

In Gedanken ganz woanders

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Tyler Olson/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5462-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

In Gedanken ganz woanders

… da macht Schwester Anja einen schweren Fehler

Karin Graf

Die dreiundzwanzigjährige Anja Kornell ist mit Leib und Seele Krankenschwester. Dies ist ihr Traumberuf, und ihr Chef, Notarzt Dr. Peter Kersten, weiß, dass er sich auf seine engagierte und gewissenhafte Mitarbeiterin jederzeit verlassen kann.

Doch ausgerechnet an dem Morgen, als in der Klinik nach einer furchtbaren Unfallnacht sprichwörtlich „der Teufel los“ ist, scheint Anja völlig neben der Spur zu sein. Sie betritt mit geröteten Augen die Notaufnahme und wirkt ungewöhnlich zerstreut. Dabei kommt es gerade jetzt noch mehr als sonst darauf an, dass sie genau zuhört und Anweisungen richtig befolgt. Aber der jungen Krankenschwester fällt es diesmal unsagbar schwer, sich zu konzentrieren. Angestrengt bemüht sie sich, trotzdem so zu tun, als sei alles in Ordnung. Sie will diesen Tag nur irgendwie durchstehen.

Doch im Laufe des Vormittags wird Anja plötzlich klar, dass ihr zu Beginn ihrer Schicht ein schrecklicher Fehler unterlaufen ist. Sie weiß, dies ist ein Fehler, durch den sie unweigerlich ihren Job verlieren wird. Ein Fehler, durch den der gute Ruf der Sauerbruch-Klinik Schaden nehmen wird. Und vor allem ist es ein Fehler, der vermutlich ein Menschenleben kosten wird …

Es war wieder einmal fast Mitternacht geworden, als Heiko Ambrosi sein Büro im fünften Stock seines Firmengebäudes am Eschenheimer Tor in Frankfurt verließ und zu einem letzten Rundgang aufbrach. Wie jeden Tag wollte er sich persönlich von jedem Einzelnen seiner Mitarbeiter verabschieden.

Außer dem Nachtwächter, dem Putztrupp, der erst vor einer halben Stunde angerückt war, und zwei, drei Leuten in den Laboratorien im Untergeschoss würde zwar vermutlich niemand mehr anwesend sein, aber man konnte nie wissen.

Heiko hatte Biochemie studiert und sich bereits in jungen Jahren ein eigenes Unternehmen aufgebaut. Er erforschte natürliche Heilmittel und stellte mit naturreinen Produkten Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika her.

Da er seit frühester Kindheit schwerer Allergiker war und keine chemischen Präparate einnehmen durfte, war es ihm ein großes Anliegen, für all die Pharmazeutika wie Antibiotika, Kortison, Schmerztabletten, Beruhigungsmittel, Blutdrucksenker, Herzmedikamente, Salben und vieles mehr ein rein pflanzliches, aber genauso wirksames Pendant zu entwickeln.

Dr. Ambrosi war ein guter Geschäftsmann, aber mit Bevormundung oder gar Unterdrückung seiner Mitarbeiter hatte er absolut nichts am Hut. Zum Herrscher war er nicht geboren. Er sah sich viel mehr als der Vater seines Unternehmens und all seiner Angestellten.

Er suchte sich stets die besten Leute aus, und denen ließ er dann so viele Freiheiten wie nur möglich.

Ihm war es relativ egal, wann seine Leute ihre Arbeit verrichteten. Und so kam es manchmal vor, dass zum Beispiel Oskar Gellert, sein Hauptbuchhalter, mitunter lieber von spätabends bis frühmorgens arbeitete, um tagsüber seine zwei Monate alte Tochter aufwachsen zu sehen. Solange er telefonisch erreichbar war, wenn irgendwelche Fragen auftauchten, war das für den dreiundsechzigjährigen Firmenchef völlig okay.

Auch die eine oder andere Alleinerzieherin nutzte diesen Vorteil manchmal gerne.

Heikos Angestellte bekamen nicht nur ein großzügiges Monatsgehalt, sie waren dazu auch noch stille Teilhaber der Firma und prozentual am Gewinn beteiligt.

Andere Unternehmer schüttelten die Köpfe über Heiko Ambrosi, nannten ihn hinter vorgehaltener Hand einen „Traumtänzer“ und prophezeiten ihm, dass er mit seiner unangebrachten Menschenfreundlichkeit bestimmt demnächst Schiffbruch erleiden würde.

Doch das sagten sie nun schon seit über dreißig Jahren, und die Firma Ambrosi war eine der ganz wenigen gewesen, die während der letzten großen Wirtschaftskrise nicht einmal geringfügige Einbußen hatten hinnehmen müssen.

Das lag zum einen daran, dass der Name „Ambrosi“ bei den Kunden für absolute Ehrlichkeit stand. In den Produkten war drin, was Heiko auf der Verpackung versprach, und sonst nichts.

Zum anderen war der Erfolg der Firma darin begründet, dass Heikos Leute sich mit Leib und Seele für die Firma einsetzten, weil sie sich damit identifizierten, gerne zur Arbeit gingen, sich gerecht entlohnt und behandelt fühlten und alles dazutun wollten, um ihr Unternehmen gesund zu erhalten.

„Guten Abend, Herr Ambrosi!“ Antonia Kurz, eine vierzigjährige Frau, die lange arbeitslos gewesen war und dann kurzerhand ein eigenes kleines Reinigungsunternehmen mit gleichgesinnten Frauen gegründet hatte, kam Heiko auf dem Flur entgegen. „Wir sind heute ein bisschen spät dran“, entschuldigte sie sich, „aber wir werden …“

Heiko hob lächelnd eine Hand hoch.

„Sie sind mir keine Rechenschaft schuldig, liebe Frau Kurz. Ich bin mit Ihrer Leistung immer sehr zufrieden, und wann und wie Sie arbeiten, bleibt ganz Ihnen und Ihrem großartigen Team überlassen.“

„Danke!“ Antonia Kurz seufzte. „Wenn doch nur alle unsere Auftraggeber so wären wie Sie!“

Heiko betrat das Lohnbüro und fand dort Katharina Schnabel vor, die über den Abrechnungen für den fast vergangenen Monat brütete.

„Jonas ist doch nicht etwa wieder krank?“, erkundigte sich der Firmenchef besorgt.

„Windpocken!“, seufzte die junge Alleinerzieherin eines achtjährigen Sohnes. „Von fünf Uhr abends bis sieben Uhr morgens kann meine Schwester bei ihm bleiben, aber für tagsüber habe ich niemanden.“

„Windpocken also. Du meine Güte! Ich kann mich heute noch daran erinnern, wie schlimm das juckt!“ Heiko krümmte die Finger und deutete ein Kratzen über seiner Brust an. Dann lachte er. „Aber diese Kinderkrankheiten sind wichtig für die Entwicklung eines starken Immunsystems. Ich laufe runter in unser Lager und stelle Ihnen rasch ein paar Medi …“

„Nicht nötig, Herr Ambrosi“, fiel ihm die junge Frau schmunzelnd ins Wort. „Sie haben mir vor vier Monaten, als Jonas die Röteln hatte, so viele Medikamente mitgegeben, dass ich vermutlich noch drei Jahre lang damit auskomme.“

„Auch die neue Lotion gegen den Juckreiz?“

„Drei große Flaschen.“

„Dann ist es ja gut“, erwiderte Heiko. „Aber Sie achten doch auch darauf, dass Sie genügend Schlaf bekommen?“

„Ja, ja, das geht schon. Und es wird ja nicht sehr lange dauern. Mit unserer wunderbaren Naturmedizin ist Jonas in zwei, drei Tagen wieder gesund.“

„Sehr gut! Wenn Sie mit uns zufrieden sind, dann empfehlen Sie uns bitte weiter!“, sagte Heiko lachend und setzte seinen Rundgang fort.

In einem der großen Laboratorien im Untergeschoss herrschte noch rege Betriebsamkeit. Drei Biochemiker, ein Herbologe und zwei Laboranten waren so konzentriert bei der Arbeit, dass sie Heikos Eintreten gar nicht bemerkten.

„Es ist bald Mitternacht, meine Herren! Wollen Sie denn heute gar nicht mehr nach Hause gehen?“

„Chef!“ Dr. Bernhard Hauser, ein sechzigjähriger Biochemiker, der seit Gründung der Firma mit Heiko zusammenarbeitete, fuhr herum. „Alfred hat eine wirklich großartige Idee gehabt“, berichtete er aufgeregt. „Das könnte die Wunderwaffe gegen all diese chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte werden. Wir tüfteln noch ein bisschen und machen dafür morgen den Vormittag blau, wenn du nichts dagegen hast.“

„Natürlich nicht.“ Heiko trat an den Materialwagen heran, auf dem die sechs Mitarbeiter alles vorbereitet hatten, was sie für die Entwicklung des neuen Medikaments benötigen würden. „Neue Ideen sind immens wichtig für unser Unternehmen.“ Er hob eine dickwandige Glasflasche hoch. „Flüssiger Wasserstoff? Ihr wisst ja hoffentlich, dass in etlichen Labormaschinen Elemente aus Platin verbaut sind?“

„Ja. Wieso?“ Jürgen Gerber, ein junger Laborant, warf seinem Chef einen interessierten Blick zu.

„Weil reiner Wasserstoff sehr heftig reagieren kann, wenn er auf Platin trifft. Das kann ganz böse Krawumm machen.“

„Keine Sorge, Boss, darauf achten wir schon“, beruhigte Victor Langer den Firmenchef. „Und außerdem sind wir ja gut versichert und würden im Fall der Fälle neue Maschinen bekommen. Ein paar davon sind ohnehin schon ein bisschen überaltert“, fügte er schmunzelnd hinzu.

„Gut und schön“, erwiderte Heiko Ambrosi ernst. „Aber mir geht es vorrangig um Ihre Gesundheit. Geräte lassen sich ersetzen. Mitarbeiter zwar auch, aber ich würde nur äußerst ungern auch nur auf einen von Ihnen verzichten. Jeder Einzelne von Ihnen ist mir lieb und teuer und würde mir sehr fehlen, meine Herren.“

Heiko schüttelte schmunzelnd den Kopf.

„Apropos fehlen. War Oskar heute hier?“

„Ja, der war da“, beeilte sich Hendrik Renner seinem Chef zu versichern. Der achtundzwanzigjährige Biochemiker hatte mit Oskar zusammen studiert und fühlte sich ihm verpflichtet, weil Oskar ihm zu der Anstellung hier verholfen hatte.

„Ach, tatsächlich?“ Heiko wollte sich lieber nicht zu früh freuen, denn an Herrn Renners gesenktem Blick und der Schnelligkeit, mit der er diese Auskunft fast atemlos vorgebracht hatte, erkannte er, dass es sich dabei wohl nur um die halbe Wahrheit handeln konnte.

„Länger als eine Stunde?“, hakte er misstrauisch nach.

„Ähm … na ja … also … ich habe nicht auf die Uhr gesehen“, stammelte Hendrik Renner verlegen.

„Eine halbe Stunde?“

„Könnte … so ungefähr … hinkommen.“

„Zehn Minuten?“

„Ja! Zehn Minuten waren es auf alle Fälle.“ Hendrik seufzte frustriert. Einerseits hasste er es, seinen Chef, den er über alle Maßen schätzte und achtete, zu hintergehen. Andererseits hatte Oskar ihn darum gebeten, für ihn zu lügen. Und da Oskar der Sohn des Firmenchefs war, würde er das Unternehmen vermutlich irgendwann einmal übernehmen. Und was dann? Er wollte seinen Arbeitsplatz gerne behalten.“

„Keine Sorge, Herr Renner“, beschwichtigte Heiko Ambrosi den jungen Biochemiker, als er dessen betretenen Gesichtsausdruck sah. „Ihr Name wird nicht fallen, wenn ich Oskar wieder einmal die Leviten lese. Und die Gefahr, dass er in absehbarer Zeit Ihr Vorgesetzter sein wird, ist ohnehin verschwindend gering. Leider!“

Er seufzte.

„Ich würde mich demnächst wirklich gerne zur Ruhe setzen, aber im Moment sieht es nicht danach aus, als wäre der Bengel dazu fähig, die Firma zu leiten.“

Heiko Ambrosi schüttelte verdrossen den Kopf und schickte sich dazu an, das Labor zu verlassen.

„Äußerste Vorsicht mit dem Wasserstoff!“, mahnte er noch einmal.

Nachdem ihm alle Männer noch einmal glaubhaft versichert hatten, dass sie alles voll im Griff hätten und überhaupt nichts passieren könne, verabschiedete Heiko sich einigermaßen beruhigt, um nun endlich den Heimweg anzutreten.

Sehr weit kam er allerdings nicht. Er hatte gerade das Ende des breiten Korridors erreicht und eben die schwere Stahltür geöffnet, die das restliche Gebäude vor schädlichen Dämpfen, Bränden oder auch Explosionen schützen sollte, als hinter ihm eine gewaltige Detonation die nächtliche Stille zerriss.

***

Am grünen Rand von Frankfurt, in der Nähe des Stadtwaldes, wälzte sich Dr. Peter Kersten unruhig im Bett von einer auf die andere Seite.

Schließlich konnte er die Ungewissheit nicht mehr länger aushalten. Er streckte den Arm aus und tastete im Dunkeln mit der Hand über die diversen Gegenstände auf seinem Nachtschränkchen.

„Halt, bleib liegen! Zu spät.“ Ein Taschenbuch landete klatschend auf dem Boden. Ihm folgten eine Tube Handcreme, die selbst getöpferte Schale von Peters Patenkind Vera und zuletzt ein zum Glück leeres Wasserglas. „Nichts zerbrochen!“

„Du kannst es nicht lassen, wie?“ Peters Lebensgefährtin, die Kinder- und Jugendpsychologin Dr. Lea König, gähnte herzhaft und stützte sich auf einen Ellbogen. „Die Nachricht über den schweren Auffahrunfall auf der Stadtautobahn spukt dir noch immer im Kopf herum. Richtig? Und du kannst dir nicht vorstellen, dass deine Kollegen auch mal ohne dich klarkommen.“

„Na ja … so ungefähr“, gestand der Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik zerknirscht.

„Wer sagt denn, dass die Verunglückten alle in die Sauerbruch-Klinik gebracht wurden? Es gibt ja auch noch andere Krankenhäuser.“

„Das stimmt schon, aber die schweren Fälle landen prinzipiell alle bei uns.“ Peter lachte halbherzig. „Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber wir sind nun einmal die Besten.“

„Umso weniger musst du dir Gedanken machen. Du hast dir die besten Ärzte und das beste Pflegepersonal ausgesucht und sie bestmöglich ausgebildet. Sie werden es auch ohne dich schaffen.“

„Bestimmt werden sie das. Aber ab drei oder vier Schwerverletzten, die zur selben Zeit eintreffen, bricht in der Notaufnahme der Ausnahmezustand aus. Ich wollte nur rasch nachfragen, ob sie zurechtkommen. Stört es dich, wenn ich Licht mache, Schatz?“

„Nein, nein, mach nur.“ Lea schloss vorsorglich die Augen.

Peter tastete nach der Nachttischlampe, und jetzt ging auch diese krachend zu Boden.

Die Kinder- und Jugendpsychologin prustete hinter vorgehaltener Hand.

„Elefant im Porzellanladen mit vier linken Füßen“, spottete sie. „Wenn du dein Handy suchst, dann suchst du ohnehin vergeblich. Ich glaube, du hast es nach dem Abendessen unten in der Küche liegen lassen.“

„Oh, sehr clever! Elefant mit vier linken Füßen und Alzheimer.“ Der Notarzt schob gähnend erst einmal ein Bein aus dem Bett. „Okay“, murmelte er grinsend. „Dann setze ich mein Zerstörungswerk jetzt unten in der Küche fort.“

„Bleib hier. Du kannst ja meines nehmen.“

„Super! Soll ich Licht machen? Bei dem vielen Krimskrams auf deinem Nachtschränkchen …“

„Bloß nicht!“ Lea kicherte. „Du schaffst es vermutlich, dass auch noch der Lüster von der Decke kracht.“

Mit einem einzigen Griff, ohne dass irgendetwas hinunterfiel oder auch nur wackelte, nahm Lea ihr Smartphone von ihrem Nachtschränkchen und drückte es Peter in die Hand.

„Danke, Schatz! Sag mal, wie machst du das? Es ist doch stockdunkel!“

„Ach, weißt du …“

Lea winkte schmunzelnd ab.

„Bei uns Frauen ist das Gehirn ein bisschen effizienter gestaltet, weil wir ja von der Natur für die Tätigkeiten vorgesehen sind, die Intelligenz voraussetzen. Männer mussten schon in der Steinzeit nur dazu fähig sein, einen Prügel fest in der Hand zu halten, um damit dem Höhlenbären oder dem Nachbarn eins überzubraten. Wir dagegen sind multitaskingfähig. Auch im Dunkeln.“

„So, so!“, grummelte Peter und scrollte sich durch Leas elektronisches Telefonbuch. „Männerhirne sind aber viel, viel größer.“

„Das stimmt!“ Lea kicherte. „Interessant, dass Männer ihren Lieblingsspruch – auf die Größe kommt es nicht an! – immer dann vergessen, wenn es um den Größenunterschied zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen geht.“

„Ach, was sind wir heute wieder spitzfindig!“, brummte der Notarzt. „Nein, nicht Sie, Schwester Stefanie“, beschwichtigte er die Pflegerin, die in dieser Nacht ihren Dienst am Anmeldeschalter der Notaufnahme versah. „Kersten hier. Ich hatte gerade mit Lea gesprochen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass bei euch alles in Ordnung ist.“

Er lauschte eine Weile.

„Ja, eben deshalb rufe ich ja an. Ich habe in den Nachrichten von diesem Auffahrunfall gehört. Kommt der Kollege Jensen gut klar, oder soll ich Verstärkung organisieren?“ Wieder hörte Peter kurz zu. „Okay“, sagte er dann, „wenn Tom ein paar Sekunden Zeit hat, dann holen Sie ihn bitte ans Telefon.“