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Eigentlich ist Lilly noch ein Kind, doch sie verfügt bereits über eine eiserne Disziplin und einen unerschütterlichen Willen. Ihr Ziel ist es, eine berühmte Eiskunstläuferin zu werden, und für dieses Ziel ist sie zu jedem Opfer und jedem Einsatz bereit. Dass es einen geheimen Grund für diesen großen Plan gibt, das weiß nur sie selbst.
Die alleinerziehende Mutter des Mädchens sieht all das mit Sorge. Ella hat sich für ihre Tochter eine unbeschwertere Kindheit gewünscht. Immer wieder versucht sie, Lilly zu Ausflügen und abwechslungsreichen Freizeitaktivitäten zu bewegen, aber die Vierzehnjährige blockt jeden Versuch in diese Richtung ab. Stattdessen trainiert sie täglich mehrere Stunden in der Eishalle, achtet streng auf ihre Ernährung und verweigert sich allen anderen Themen.
Doch dann kommt ein Abend, der plötzlich alles verändert. Ein Abend, an dem Lillys Ehrgeiz zu einer furchtbaren Katastrophe führt ...
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Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Gefrorene Tränen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Sergey Nivens/shutterstock
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5993-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Gefrorene Tränen
Wird falscher Ehrgeiz Lilly zum Verhängnis?
Karin Graf
Eigentlich ist Lilly noch ein Kind, doch sie verfügt bereits über eine eiserne Disziplin und einen unerschütterlichen Willen. Ihr Ziel ist es, eine berühmte Eiskunstläuferin zu werden, und für dieses Ziel ist sie zu jedem Opfer und jedem Einsatz bereit. Dass es einen geheimen Grund für diesen großen Plan gibt, das weiß nur sie selbst.
Die alleinerziehende Mutter des Mädchens sieht all das mit Sorge. Ella hat sich für ihre Tochter eine unbeschwertere Kindheit gewünscht. Immer wieder versucht sie, Lilly zu Ausflügen und abwechslungsreichen Freizeitaktivitäten zu bewegen, aber die Vierzehnjährige blockt jeden Versuch in diese Richtung ab. Stattdessen trainiert sie täglich mehrere Stunden in der Eishalle, achtet streng auf ihre Ernährung und verweigert sich allen anderen Themen.
Doch dann kommt ein Abend, der plötzlich alles verändert. Ein Abend, an dem Lillys Ehrgeiz zu einer furchtbaren Katastrophe führt …
„Warten Sie bitte draußen, ich möchte mit Ihrer Tochter gerne unter vier Augen sprechen.“
Kaum hatte sie das gesagt, tat Lea der etwas zu frostige Tonfall auch schon wieder leid. Ihre Worte waren viel zu anklagend gewesen. Das war sonst eigentlich nicht ihre Art, aber so langsam hatte sie diese Eislaufmütter und Fußballväter, die ihre Kinder zu Höchstleistungen antrieben, bis obenhin satt.
Ein Kind als Trostpflaster zu missbrauchen, weil man selbst im Leben das erträumte Ziel nicht erreicht hatte, das funktionierte nicht nur nicht, es konnte auch ziemlich üble Auswirkungen haben. Meistens auf die Kinder. Nein, eigentlich immer.
Dennoch – Dr. Lea König war Kinder- und Jugendpsychologin und keine Strafrichterin. Außerdem waren problematische Eltern in der Regel früher selbst einmal Kinder mit Problemen gewesen, und genau dafür sollte sie Verständnis zeigen und es nicht verurteilen.
„Ich habe vorhin gerade frischen Kaffee aufgebrüht. Setzen Sie sich doch so lange in die Küche. Becher sind im Schrank über der Spüle, Sahne ist im Kühlschrank, und der Zucker steht auf dem Tisch.“
So, mit diesem freundlichen Angebot hatte sie die Situation hoffentlich ein wenig entschärft.
„Ach, und falls es Sie überkommen sollte, alle Kekse aufzuessen, die in der bunten Blechdose sind, die auf dem Tisch steht“, fügte sie noch hinzu und klopfte sich lachend mit der flachen Hand auf den heute leider nicht ganz so flachen Bauch, „dann wäre ich Ihnen dafür unglaublich dankbar.“
Geschafft! Jetzt lachte auch Frau Konrad, die mutmaßliche Eislaufmutter, und alles war wieder im grünen Bereich.
Lea legte Lilly Konrad, ihrer vierzehnjährigen Patientin, eine Hand auf die Schulter und schob sie sanft in Richtung Therapiezimmer.
„Für dich gibt es da drinnen auch Kekse, Lilly.“
Das Mädchen, das wegen diverser Schulprobleme von ihrer Klassenlehrerin zu Lea geschickt worden war, warf der Psychologin einen so geschockten Blick zu, als hätte diese ihr Tollkirschen-Kompott oder gebackene Knollenblätterpilze angeboten.
„Hallo? Ich darf keine Kekse essen! Oder haben Sie vielleicht schon einmal eine fette Eiskunstläuferin gesehen?“
„Oh! Na gut, dann eben keine Kekse.“
Sofort kam bei Lea wieder die Wut auf die ehrgeizige Mutter hoch. Lilly machte zwar nicht gerade einen unterernährten Eindruck, denn sie hatte noch einen recht kindlichen Körper mit ein bisschen Babyspeck auf den Rippen. Aber nach dem nächsten Wachstumsschub würde nichts mehr da sein, von dem sie zehren konnte.
Außerdem kam sie mit vierzehn jetzt langsam in das Alter, in dem sich bei Mädchen sehr leicht eine Essstörung manifestieren konnte.
Die attraktive Psychologin schloss die Tür des Therapiezimmers hinter sich und wartete darauf, dass Lilly sich für einen Platz entschied.
Die meisten Kinder ließen sich nicht erst lange bitten. Lea hatte den Raum kunterbunt gestaltet.
Es gab hier eine Ecke für kleine Prinzessinnen und eine für verwegene Abenteurer. Eine Ecke mit Stofftieren und bunten Kissen lud zum Kuscheln ein, Technikfreaks stürzten sich meistens sofort auf die Kiste mit den diversen Bausätzen, und Jugendliche, die unterstreichen wollten, dass sie längst erwachsen und unheimlich cool waren, nahmen üblicherweise an dem schlichten Tisch am Fenster Platz.
Auf diese Weise konnte Lea gleich auf den ersten Blick erkennen, in welchem Umfeld sich einer ihrer Patienten am wohlsten fühlte. Und das wiederum sagte schon recht viel über ihre oder seine Persönlichkeit aus.
„Setz dich, Lilly“, forderte sie das Mädchen auf, das mitten im Zimmer stehen blieb, sich nicht einmal umschaute und mit ziemlich genervtem Gesichtsausdruck auf Anordnungen wartete.
„Ähm … und wo?“
„Wo du möchtest.“
Mit einem ziemlich widerwilligen Seufzen nahm das Kind, das nach Leas Geschmack viel zu sexy gestylt war, am Fenster Platz und schlug geziert die Beine übereinander, die in einer hauchdünnen Nylonstrumpfhose steckten, obwohl draußen Minusgrade herrschten.
„Bevor wir uns miteinander unterhalten, möchte ich, dass du weißt, dass kein einziges Wort von dem, was du mir anvertraust, nach außen dringt. Was wir hier besprechen, bleibt unter uns. Okay?“
„Das ist mir so was von egal.“ Lilly Konrad zuckte mit den Schultern. „Ich bin daran gewöhnt, ausgefragt zu werden. Ich habe schon zig Interviews gegeben und war schon hundertmal in der Zeitung. Wenn man berühmt werden will, muss man damit leben, dass alle alles über einen wissen wollen.“
„Ich verstehe.“ Lea verkniff sich ein resigniertes Seufzen. Diesem Kind war die Rolle, die man ihm zugedacht hatte, bereits so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass es sich schon mit vierzehn wie ein überkandidelter Filmstar benahm.
Das machte Lilly nicht gerade sehr sympathisch, und Lea konnte sich gut vorstellen, dass das Mädchen nicht besonders viele Freundinnen hatte.
„Du weißt, warum du hier bist, Lilly?“
„Sicher.“
„Und warum?“
Ein abfälliges „Pfft!“ leitete Lillys Antwort ein. „Weil meine Klassenlehrerin der Meinung ist, ich bräuchte eine psychologische Beratung.“
„Und warum ist sie dieser Meinung? Was glaubst du?“, hakte Lea nach.
„Weil sie neidisch ist. So wie alle anderen auch.“
„Worauf denn?“
„Darauf, dass ich jung bin und eine Weltkarriere vor mir habe. Sie ist alt und fett, und ihr Leben ist gelaufen.“
„Alt? Frau Neuwirth ist maximal Mitte dreißig.“
„Na ja, das ist ja wohl zu spät, um noch etwas aus sich zu machen, oder?“
Lilly musterte Lea König mit geringschätzigen Blicken von oben bis unten. Offensichtlich wollte sie ihr ohne Worte zu verstehen geben, dass es auch für sie zu spät war, etwas aus sich zu machen.
„Deine Lehrerin macht sich Sorgen um dich, Lilly. Sie sagt, du findest keinen Anschluss an die anderen Kinder in deiner Klasse, deine schulischen Leistungen lassen neuerdings zu wünschen übrig und …“
Weiter kam Lea nicht. Ein empörtes „Hallo?“ unterbrach sie mitten in ihrer Erklärung.
„Ich will keinen Anschluss an die!“, stellte Lilly vehement klar. „Das geht von mir aus, ja? Ich will mit denen nichts zu tun haben.“
„Okay. Und warum nicht?“
„Weil ich mit denen nichts anfangen kann. Ich meine – hallo? Ich wäre vor zwei Monaten beinahe Deutsche Jugendmeisterin im Eiskunstlauf geworden. Ja? Wenn Saskia, die blöde Kuh, mich nicht geschubst hätte, sodass ich mir den Knöchel verstaucht habe, dann hätte ich das Ding gewonnen.“
Lea beließ es bei einem Nicken und hakte nicht weiter nach. Sie kannte dieses Verhaltensmuster nur zu gut. Wahrscheinlich stand das arme Kind so sehr unter Erfolgsdruck, dass es aus Angst vor Liebesentzug die Schuld für jedes vermeintliche Versagen irgendjemandem in die Schuhe schieben musste.
„Du meinst also, deine Klassenkameraden seien unter deiner Würde?“, kam sie stattdessen wieder zum Thema „Schule“ zurück.
„Aber total!“
„Okay. Aber du hast doch bestimmt gute Freundinnen in dem Eislaufverein, in dem du trainierst?“
„Hallo? Im Leistungssport gibt es keine Freundschaften!“, fuhr das Mädchen die Psychologin so unwirsch an, dass Lea die Schülerinnen und Schüler, die Lilly laut Frau Neuwirth links liegen ließen, sehr gut verstehen konnte. „Dort gibt es nur Konkurrenz und sogar Feindschaft“, wurde die Psychologin jetzt belehrt. „Man freut sich, wenn eine sich verletzt und bei den Wettkämpfen ausfällt. Dann hat man selbst eine größere Chance. Obwohl es eigentlich sowieso keine gibt, die mir gefährlich werden könnte.“
„Weil du so gut bist?“
„In meiner Altersstufe bin ich die Beste!“
„Und das ist sehr wichtig für dich?“
„Hallo? Das ist ja wohl das Einzige, was zählt! Was glauben Sie denn, wie man die weltbeste Eiskunstläuferin wird? Indem man den ganzen Tag lang blöd herumsimst, in die Glotze gafft, kreischt und kichert und auf Kinderpartys geht?“
„Ich verstehe.“ Lea musste schlucken. Dieses hübsche Mädchen war auf dem besten Wege, einmal eine sehr einsame Frau zu werden. Lilly war jetzt schon so arrogant und von sich eingenommen, dass sie es einem fast unmöglich machte, irgendetwas Liebenswertes an ihr zu finden.
Außerdem schien sie abseits vom Eiskunstlauf keine anderen Interessen zu haben. Sollte also aus irgendeinem Grund einmal Schluss mit ihren sportlichen Erfolgen sein, dann würde sie nichts mehr haben. Gar nichts.
Obwohl es Lea bewusst war, dass sie neutral bleiben sollte, begann es ihr in den Fingern zu kribbeln. Am liebsten wäre sie jetzt hinausgelaufen und hätte Frau Konrad in aller Deutlichkeit verklickert, was sie ihrem Kind angetan hatte.
„Gut, dann ist also bestimmt deine Mama deine beste Freundin? Sie hast du doch wahrscheinlich sehr lieb, oder?“
Die rosarot geschminkten Lippen verzogen sich missmutig.
„Eigentlich geht sie mir im Moment voll auf die Nerven.“
„Und warum?“
„Weil sie mich total behindert!“
„Du meinst, sie lässt nicht zu, dass du ein ganz normales Leben führst, wie deine Schulkameradinnen auch?“
Das war jetzt eine sehr suggestive Frage gewesen, und Lea schämte sich ein bisschen für ihr unprofessionelles Verhalten. Aber dieser Fall ging ihr verdammt nahe, und sie wollte so schnell wie möglich zum springenden Punkt kommen.
„Hallo?“, brauste Lilly auf. „Schön wär’s! Die will mich ständig zu Kindergeburtstagen oder irgendwelchen anderen Babyveranstaltungen schleppen! Sie behauptet dauernd, ich würde es später einmal bereuen, wenn ich meine Kindheit nicht genießen würde. Wissen Sie, was diemir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hat?“
„Nein. Was denn?“
„Ein Wochenende in einem Freizeitpark! Hallo? Dabei habe ich mir ausdrücklich ein Intensiv-Training mit einem der besten Eiskunstläufer der Welt gewünscht! Ich habe ihr gesagt, sie kann sich den Rummelplatz sonst wohin stecken. Natürlich bin ich nicht mit ihr hingefahren!“
„Natürlich nicht …“, murmelte Lea und stand auf. „Entschuldige mich bitte für eine Minute. Ich bin gleich wieder da.“
Sie verließ das Therapiezimmer, schloss die Tür hinter sich und eilte in die Küche. Dort legte sie Ella Konrad, die an dem kleinen Tisch am Fenster saß und an ihrem Kaffee nippte, beide Hände auf die Schultern.
„Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Frau Konrad. Ich habe Ihnen Unrecht getan und Sie gleich von Anfang an als Eislaufmutter abgeurteilt. Das war unfair und sehr unprofessionell von mir. Und auch völlig falsch, wie ich eben herausgefunden habe.“
„Na ja …“ Die attraktive Frau, die etwa im gleichen Alter wie Lea war, zuckte mit den Schultern. „Es ist mir natürlich aufgefallen, dass Sie mir nicht besonders wohlgesonnen waren. Aber es ist ja auch so naheliegend, nicht wahr? Was hätten Sie denn sonst denken sollen?“
„Ich hätte zumindest vorher mit Ihnen reden sollen“, erwiderte Lea seufzend. „Haben Sie über Mittag Zeit?“
„Ja.“ Ella Konrad nickte. „Ich habe einen eigenen kleinen Blumenladen in der Kaiserstraße. Um die Mittagszeit ist ohnehin nie viel los, und ich habe zwei Angestellte, die auch mal eine Weile ohne mich klarkommen. Warum?“
„Ich glaube, ich kenne den Laden. Ich hole Sie gegen halb eins ab und lade Sie zum Essen ein. Als Wiedergutmachung für meine dummen Vorurteile. Und ich denke, wir sollten uns intensiv beraten. Wir haben ein hartes Stück Arbeit vor uns, wenn wir es schaffen wollen, Lillys krankhaften Ehrgeiz in andere Bahnen zu lenken.“
***
Was der eine zu viel hat, hat der andere mitunter zu wenig. Und Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, hatte scheinbar gar keinen. Ehrgeiz nämlich.
„Jeder andere würde sich ein Bein ausreißen, um eines zu bekommen, und Sie motzen herum, als wollte man Ihnen weiß Gott was andrehen?“
Prof. Lutz Weidner, der Chefarzt des großen Krankenhauses, schüttelte tadelnd den Kopf. Innerlich jedoch schmunzelte er. Als er vor zehn Minuten die Nachricht erhalten hatte, dass Dr. Kersten mit einem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden sollte, hatte er zu seiner Sekretärin gesagt, dass der Kollege sich bestimmt nicht übermäßig darüber freuen würde. Und so war es jetzt auch.
„Was soll ich mit so einem Zeug?“
„Zeug?“ Lutz Weidner zog seine buschigen silbergrauen Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch. „Sie bekommen das große Verdienstkreuz mit Stern verliehen. Das ist eine ganz besondere Auszeichnung!“
„Wahnsinn! Sogar mit Stern!“ Peter nickte übertrieben beeindruckt. „Super! Das kann ich mir nächste Weihnachten an den Tannenbaum hängen.“
„Nein, das können Sie sich an die Brust heften, damit alle Welt sieht, dass Sie Großes geleistet haben.“
„Klasse! Und meine Patienten werden schlagartig von selbst wieder gesund, weil sie so wahnsinnig beeindruckt sind?“
„Nein, das nicht. Sie sollen es ja auch nicht im Dienst am Kittelkragen tragen.“
„Sondern?“
„Nun, üblicherweise trägt man einen Orden an seinem Smoking, wenn man einem großen Empfang oder irgendeinem staatstragenden Ereignis beiwohnt.“
„Ich besitze keinen Smoking, und ich wohne keinen staatstragenden Dingen bei! Meine Freizeit ist sehr knapp bemessen, wie Sie wohl wissen, und ich verschwende sie nicht damit, mich wie ein Gockel aufgetakelt unter irgendwelche Leute zu mischen, die sich selbst für das Gelbe vom Ei halten.“
Der Chefarzt prustete durch die Nase.
„Heiliger Strohsack, sind Sie stur, Kollege!“
„Wofür kriege ich das Ding überhaupt?“, maulte der Notarzt. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals irgendwem hinten hineingekrochen wäre!“
„Nein, dafür haben Sie wirklich kein Talent, das kann ich nur bestätigen“, erwiderte der Professor lachend. „Sie bekommen diese Auszeichnung dafür, dass Sie wiederholt Leben gerettet habe, die andere für verloren aufgegeben hätten. Unter anderem die Leben einiger Würdenträger.“
„Super! Und das hat man dann davon. Da überlegt man sich das beim nächsten Anlass zweimal“, grummelte der Notarzt verdrossen.
Er hob den Kopf, als Elmar Rösner, einer seiner Assistenzärzte, den Bereitschaftsraum betrat und ihm ein Behandlungsprotokoll auf den Schreibtisch legte.
„Gut gemacht, Elmar“, lobte er, als er die Angaben darauf überflogen hatte. „Ist draußen viel los?“
„Es geht. Lass dir Zeit, Chef“, erwiderte der rothaarige junge Mediziner. „Wir kommen ganz locker ohne dich klar. Wenn was sein sollte, rufe ich dich.“
„Und?“, richtete der Notarzt das Wort wieder an den Klinikchef. „Können die mir den Krempel nicht einfach mit der Post zuschicken?“
„Nein. Die Verleihung des Krempels