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Dr. Thomas Wenzel ist als Dozent am Psychologischen Institut der Universität sehr beliebt. Er ist ein ausgezeichneter Lehrer und hält überaus interessante Vorlesungen. Doch es sind nicht nur sein breites Fachwissen und seine sympathische Art, die seine Zuhörer begeistern. Gerade die weiblichen Studentinnen sind auch von seinem attraktiven Äußeren angetan.
Vor allem eine junge Frau treibt es allerdings auf die Spitze. Immer wieder macht sie während Dr. Wenzels Seminaren durch übertrieben häufiges Nachfragen auf sich aufmerksam, flirtet ungeniert mit ihm, trägt extrem aufreizende Kleidung und zeigt offen, dass sie von dem Dozenten deutlich mehr will.
Zunächst scheint sich Thomas Wenzel erfolgreich gegen ihre Annäherungsversuche zu wappnen - immerhin ist er glücklich verheiratet -, doch nach und nach bröckelt seine Selbstbeherrschung. Natürlich ist es schmeichelhaft, von einer so jungen und gut aussehenden Frau angehimmelt zu werden. Und selbstverständlich ist der Körper einer Zwanzigjährigen eine gewisse Verlockung.
Mehr und mehr gerät der Dozent in einen Strudel aus Versuchung, Zweifel, schlechtem Gewissen und Angst. All das setzt ihm schließlich auch gesundheitlich so sehr zu, dass er in der Universität mit lebensbedrohlichen Symptomen zusammenbricht ...
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Notruf aus dem Hörsaal
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Portra/iStockphoto
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-6197-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Notruf aus dem Hörsaal
Während einer Vorlesung bricht der attraktive Dozent zusammen
Karin Graf
Dr. Thomas Wenzel ist als Dozent am Psychologischen Institut der Universität sehr beliebt. Er ist ein ausgezeichneter Lehrer und hält überaus interessante Vorlesungen. Doch es sind nicht nur sein breites Fachwissen und seine sympathische Art, die seine Zuhörer begeistern. Gerade die weiblichen Studentinnen sind auch von seinem attraktiven Äußeren angetan.
Vor allem eine junge Frau treibt es allerdings auf die Spitze. Immer wieder macht sie während Dr. Wenzels Seminaren durch übertrieben häufiges Nachfragen auf sich aufmerksam, flirtet ungeniert mit ihm, trägt extrem aufreizende Kleidung und zeigt offen, dass sie von dem Dozenten deutlich mehr will.
Zunächst scheint sich Thomas Wenzel erfolgreich gegen ihre Annäherungsversuche zu wappnen – immerhin ist er glücklich verheiratet –, doch nach und nach bröckelt seine Selbstbeherrschung. Natürlich ist es schmeichelhaft, von einer so jungen und gut aussehenden Frau angehimmelt zu werden. Und selbstverständlich ist der Körper einer Zwanzigjährigen eine gewisse Verlockung.
Mehr und mehr gerät der Dozent in einen Strudel aus Versuchung, Zweifel, schlechtem Gewissen und Angst. All das setzt ihm schließlich auch gesundheitlich so sehr zu, dass er in der Universität mit lebensbedrohlichen Symptomen zusammenbricht …
Dass man doppelt so lange braucht, um sich so zurechtzumachen, als hätte man sich überhaupt nicht zurechtgemacht, das war nicht nur unter Frauen eine altbekannte Tatsache. Auch Tom Wenzel konnte ein Lied davon singen.
Dozent Dr. Thomas Wenzel, genau genommen. Vor zwei Monaten hatte er – zusätzlich zu seiner langjährigen Forschungstätigkeit am Psychologischen Institut – eine Stelle als Dozent für Entwicklungspsychologie an der Frankfurter Goethe-Universität ergattert.
Entwicklungspsychologie, das bedeutete, dass mindestens achtzig Prozent Frauen im Hörsaal saßen und an seinen Lippen hingen. Sehr junge, zum Teil sehr hübsche Frauen. Deshalb der doppelte Aufwand morgens vor dem Spiegel.
Immerhin ging Tom schon scharf auf die Vierzig zu. Achtunddreißig war er aktuell. Aber heutzutage war es ja nicht mehr notwendig, so alt auszusehen, wie man war. Er fühlte sich noch genauso jung wie damals mit zwanzig, und genauso wollte er auch aussehen.
Zweimal die Woche hampelte er sich im Fitnesscenter jedes Gramm Fett vom Leib. Danach ging es auf die Sonnenbank. Nur ein paar Minuten lang, gerade so lange, dass seine Haut immer einen leichten Bronzeton hatte.
Das bisschen Schwabbelbauch, das sich noch hartnäckig dagegen sträubte, das gewünschte Waschbrettmuster anzunehmen, drückte er mit einem Kompressionsmieder weg.
Das enge Ding fühlte sich zwar nicht gerade angenehm an – er konnte darin nur flach atmen, und oft bescherte ihm das Teil heftige Bauchschmerzen –, aber die anerkennenden Blicke der jungen Mädchen machten die paar Unannehmlichkeiten mehr als nur wett.
Die Anzüge, die er früher ganz gerne getragen hatte, hatte er eingemottet und sich stattdessen knallenge Jeans, T-Shirts und coole Pullis gekauft.
Den kleinen goldenen Ohrring, den er sich vor drei Wochen hatte stechen lassen, hatte er wieder abgenommen. Amanda hatte ihn zwar nicht direkt ausgelacht, als er damit nach Hause gekommen war – das würde sie niemals tun! –, aber ein leichtes spöttisches Lächeln hatte sie sich nicht verkneifen können.
„Falsche Seite, Schatz!“, hatte sie ihn auf seinen Fehler aufmerksam gemacht. „Rechts ist cool, links ist schwul. Und ich hoffe doch sehr, du wolltest einfach nur cool sein und nicht signalisieren, dass du die Seiten gewechselt hast?“
Dann hatte sie mehr oder weniger durch die Blume über die Midlifecrisis bei Männern im fortgeschrittenen Alter zu reden begonnen.
Was würde sie erst sagen, wenn sie von dem Mieder wüsste? Er zurrte es sich morgens heimlich im Bad um die Mitte und versteckte es abends in der Werkzeugkiste in der Rumpelkammer, dem einzigen Platz, von dem er sicher war, dass Amanda dort nie hineinschaute.
Vielleicht war es ja tatsächlich die Midlifecrisis, die Toms Blut in Wallung brachte, wenn er in die tiefen Dekolletés blickte, die sich ihm freizügig entgegenreckten. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Gelegenheit, die er mit seiner neuen Position bekommen hatte. Gelegenheit macht Diebe, so hieß es doch, oder?
Die begehrlichen Blicke der meisten Studentinnen versicherten ihm, dass er nur auszuwählen und zuzugreifen brauchte, wenn er wollte. Und, ja, er wollte. Von Tag zu Tag mehr.
Er sprang von dem Pult, auf dem er gesessen hatte, und begann, beim Vortragen hin und her zu schlendern. Dabei war er sich seines guten Aussehens durchaus bewusst, und er fragte sich, wie er das heimliche Ablegen des Bauchweggürtels handhaben sollte, wenn er endlich den ersten Seitensprung wagte.
„Etwa ab dem zweiten Lebensjahr beginnt sich ein Kind von der Mutter zu emanzipieren. Angestoßen wird diese Phase durch neu erworbene Fähigkeiten wie das Laufen und das Sprechen. In dieser Zeit entwickelt das Kind auch eine Vorstellung über das Ich und Du. Es begreift erstmals, dass es ein eigenständiges Wesen …“
„Bitte! Herr Wenzel? Bitte!“
Tom brach ab und hob den Kopf. Es war die Platinblonde, die ihm schon in der ersten Vorlesung aufgefallen war. Sie hatte eine Hand erhoben und schnippte mit den Fingern.
Reflexartig straffte Tom seine Schultern und zog den ohnehin schon maximal komprimierten Bauch ein, was sich anfühlte, als würde in seinem Inneren ein Vakuum entstehen und die Bauchdecke sich hinten an der Wirbelsäule festsaugen.
Die Platinblonde hatte ihm schon mehrmals ziemlich direkt zu verstehen gegeben, dass sie nicht abgeneigt war. Doch obwohl ihn ihre Kurven fast um den Verstand brachten, hatte er sich bis jetzt nicht dazu durchringen können, auf ihr frivoles Spiel einzugehen.
Einzig und allein Amanda hinderte ihn noch daran. Tom hatte nämlich ganz gewiss nicht die Absicht, sich von der Frau, mit der er seit zehn Jahren verheiratet war, zu trennen. Er liebte sie. Er liebte sie wirklich. Er wollte nur ein bisschen in Nachbars Garten spielen und von den verbotenen Früchten naschen.
Die Platinblonde erschien ihm jedoch wie eine dieser üppigen Torten, die im Café Zimtschnecke in einer Vitrine im Schaufenster die Passanten zum Eintreten verführten. Der Anblick war verlockend. Der Genuss war berauschend, aber viel zu kurz. Und anstatt hinterher glücklich und zufrieden zu sein, bekam man es mit Sodbrennen, löchrigen Zähnen und einem zusätzlichen Schwimmreifen um den Bauch zu tun.
„Ja, bitte?“
„Ist das die Phase, die Sigmund Freud die ‚Narzisstische Phase‘ nennt?“
„Ja, sehr richtig.“
Tom nickte und spitzte die Lippen, um dieses stupide Grinsen aus seinem Gesicht zu verbannen, das ältere Herren angesichts einer spärlich bekleideten jungen Frau häufig zur Schau stellten.
„Aber Freud werden wir am Anfang des nächsten Semesters gesondert abhandeln“, fuhr er fort. „Seine Theorien scheinen zwar gerade wieder in Mode zu kommen, jedoch wollen wir fürs Erste nicht davon ausgehen, dass der Mensch von Geburt an ein rein triebgesteuertes Tier ist.
Ein vielstimmiges Kichern schwoll im Hörsaal an. Die Platinblonde leckte sich lasziv über die Lippen.
„Nicht nur“, hauchte sie und produzierte einen filmreifen Augenaufschlag. „Aber ich glaube schon, dass die Sexualität eine wahnsinnig große Rolle im Leben spielt. In meinem auf alle Fälle.“
Heiliger Bimbam! Wenn das keine direkte Aufforderung gewesen war! Genauso gut hätte sie Tom auch gleich ihren Wohnungsschlüssel in die Hand drücken können.
Er bemerkte, wie ein Ruck durch die wenigen männlichen Studenten ging. Sie setzten die Platinblonde vermutlich in Gedanken bereits ganz oben auf ihre To-do-Liste. Und sie waren alle um zwanzig Jahre jünger als er.
Das weckte nun endgültig den Jagdtrieb in ihm. Ziemlich hastig und lustlos brachte er den restlichen Vortrag zu Ende. Dabei verhaspelte er sich mehrmals, weil er an nichts anderes mehr denken konnte, als an das, was sich danach vielleicht ergeben mochte.
Der übliche akademische Beifall, der aus einem Klopfen mit den Fingerknöcheln auf die Pulte bestand, fiel diesmal recht dürftig aus. Kein Wunder, denn er hatte nicht gerade eine Glanzleistung abgeliefert. Die Durchsage der aktuellen Zugverspätungen auf dem Hauptbahnhof wäre vermutlich interessanter und packender gewesen.
Der Hörsaal leerte sich. Manche Studenten riefen ihm ein freundliches „Danke und tschüss, bis zum nächsten Mal!“ zu. Tom antwortete mit einem lächelnden Nicken und gab vor, noch irgendwelche Unterlagen ordnen zu müssen. In Wahrheit wartete er. Und er wartete nicht umsonst.
„Ich fürchte, ich habe heute nicht alles richtig verstanden, Herr Wenzel.“ Die Platinblonde trat so dicht neben ihn, dass eine Hälfte ihres imposanten Vorbaus seinen Oberarm streifte. „Hätten Sie wohl mal ein bisschen Zeit, um mir alles ganz, ganz ausführlich zu erklären?“
„Ähm … wie ausführlich denn?“
„So, dass ich es ganz, ganz tief in mich aufnehmen kann“, erwiderte sie und klang dabei wie die Moderatorin eines Pay-TV-Erotiksenders.
Toms Herzschlag beschleunigte sich, und er begann zu schwitzen. Plötzlich tauchte Amandas Bild wie eine Warnung in seinem Kopf auf.
Wie bereits erwähnt, liebte er seine Frau noch immer von ganzem Herzen. Sie war sechsunddreißig und nach wie vor bildschön und begehrenswert. Aber mit einer Zwanzigjährigen konnte sie natürlich nicht mehr mithalten. Rein körperlich betrachtet.
Dabei gefiel ihm die Platinblonde nicht einmal besonders gut. Auf den ersten Blick mochte man zwar in ein begeistertes „Wow!“ ausbrechen, aber bei genauerer Betrachtung schien der makellosen Hülle überhaupt nichts von dem innezuwohnen, was einen Menschen interessant machte.
Herzenswärme, Liebenswürdigkeit, Intelligenz, Humor, Spontanität – Amanda besaß all das im Übermaß – schienen nicht unbedingt zu ihrer Grundausstattung zu gehören.
Alles an ihr wirkte künstlich. Die fast hüftlangen Haare waren ein bisschen zu blond, ihre Brüste, die nur spärlich bedeckt waren, waren ein bisschen zu prall und reglos, ihre dunkelroten Lippen glänzten wie frisch lackiert, und ihre Wimpern waren so lang, so schwarz und so dicht, dass sie nur aufgeklebt sein konnten.
Dennoch fühlte er sich bei ihrem Anblick wie ein Kleinkind, das im Supermarkt vor dem Süßwarenregal stand und von der Gier übermannt wurde.
„Will ich haben!!“, schien sein innerer Schweinehund zu brüllen, sich auf den Boden zu werfen und mit den Beinen zu strampeln.
„Bei mir zu Hause?“ Der Platinblonden schien sein Nachdenken zu lange zu dauern. „Ich habe über Mittag fast drei Stunden frei.“
Einmal ist keinmal, sagte sich Tom kurz entschlossen und zog sein Smartphone aus der Innentasche seiner coolen Lederjacke.
„Okay, sagen Sie mir die Adresse und Ihre Telefonnummer. Wenn ich es irgendwie einrichten kann, dann komme ich gegen Mittag vorbei.“
***
Vor einem schon ziemlich heruntergekommenen Wohnhaus in Frankfurt-Griesheim stand ein Rettungswagen mit weit offenen Türen. Das zuckende Blaulicht spiegelte sich in den wenigen geschlossenen Fenstern.
Die meisten Fenster der umliegenden Häuser waren jedoch offen. Die Bewohner lehnten sich weit nach draußen und verfolgten neugierig das überaus interessante Spektakel.
Eine junge Frau wurde eben mit viel Mühe von einem tief eingedrückten Autodach geborgen und behutsam auf eine Rolltrage gebettet.
Sie hatte sich beim Fensterputzen zu weit hinausgelehnt, war drei Stockwerke tief nach unten gestürzt und auf dem Dach eines parkenden Wagens gelandet. Zum Glück, musste man sagen, denn sonst wären ihre Verletzungen wohl noch weit schlimmer gewesen.
Die Bewohner des sechsstöckigen Hauses, in dem sich das Unglück zugetragen hatte, hatten sich allesamt auf dem Bürgersteig versammelt. Einer von ihnen hatte den Notruf gewählt, als er den lang gezogenen Schrei und den Gänsehaut erregenden Aufprall gehört hatte.
Doch niemand hatte es gewagt, bis zum Eintreffen des Rettungswagens Erste Hilfe zu leisten oder auch nur nachzusehen, ob die Verunglückte noch lebte. Man las und hörte ja immer mal wieder so Sachen, dass dabei etwas schiefging und man dann einen Haufen Probleme am Hals hatte. „Sieht so aus, als würde sie noch leben“, raunte Ralf Koschitzki, ein Rentner aus dem Erdgeschoss, seiner alten Nachbarin Hilde Kwasnitscheck zu. „Sonst würden die ihr nicht so ein Rohr in den Hals stecken.“
„Das ist ein Beatmungsschlauch“, belehrte ihn die alte Dame, die sich ihren zappelnden Mops unter den Arm geklemmt hatte. „So einen habe ich auch gekriegt, damals, als sie mir die linke Brust abgenommen haben, weil die total verkrebst war. Da war ich in der Städtischen Klinik und …“
„Schauen Sie, jetzt füllen sie ihr was Rotes ein. Wird wohl Blut sein“, fiel Ralf seiner Nachbarin ins Wort. Erstens mochte er sich nicht vom aktuellen Geschehen ablenken lassen, und zweitens hatte er die Geschichte über die Brustamputation schon mindestens hundertmal gehört. „Hoffentlich ist es die richtige Blutgruppe, sonst stirbt sie nämlich“, äußerte er seine Bedenken.
„Wird wohl Blutgruppe Null sein. Die kann man jedem geben, habe ich mal im Fernsehen gehört“, mischte sich Heinz Amtmann aus dem zweiten Stock ins Gespräch. „Die ist neutral, da kann gar nichts passieren, weil die jeder verträgt.“
„Ja, sehr richtig.“ Ralf Koschitzki nickte wissend, obwohl er davon noch nie was gehört hatte. Aber das musste man ja nicht gleich jedem auf die Nase binden. „Ach nein, jetzt laden die sie ein. Da sieht man dann nichts mehr“, stellte er bedauernd fest, als die Rolltrage in den Rettungswagen geschoben wurde und der Notarzt die Erstversorgung – geschützt vor den neugierigen Blicken – drinnen fortsetzte.
Ein Sanitäter kam auf die aufgeregten Hausbewohner zu. Das Namensschild auf seiner rot-gelben Jacke wies ihn als Mark Aigner aus.
„Können Sie mir bitte ein paar Angaben zu der Verunglückten machen?“, bat er und schaute fragend in die Runde.
„Angaben? Was denn jetzt für Angaben?“, hakte Herr Amtmann kopfschüttelnd nach.
„Name, Alter, Angehörige, die wir verständigen könnten, die genaue Adresse?“
„Ach so, ja. Also, das ist die Frau Bergmann. Anna, glaube ich. Oder Antje. So was in der Art. Könnte auch Anja sein. Oder Alma. Aber ganz sicher was mit A. Das Alter weiß ich nicht genau, aber auf alle Fälle ist sie weit unter dreißig.“
„Sechsundzwanzig, ich hab sie mal gefragt“, meldete sich Liselotte Sommer, die direkte Türnachbarin der Verunglückten, zu Wort. „Und sie heißt Victoria.“
„Dann ist das A eben hinten“, rechtfertigte sich Herr Amtmann. „Ich wusste, dass ein A im Namen ist.“
„Genaue Anschrift?“, hakte Mark Aigner nach.
Liselotte Sommer beugte sich über das Tablet, in das der Sanitäter den Namen eingegeben hatte.
„Victoria mit C! Und wohnen tut sie im dritten Stock, Tür achtundzwanzig. Den Ehemann werden Sie nicht erreichen. Der arbeitet auf diesen riesigen Containerschiffen, die den Main rauf- und runterschippern. Der kommt nur alle heiligen Zeiten mal nach Hause.“