Der Notarzt 327 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 327 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Eins ist nicht von dir - Maja verbarg ein furchtbares Geheimnis vor ihrem Mann


Die Ehe von Maja und Alexander ist ausgesprochen glücklich. Für beide fühlt es sich an, als seien sie frisch verliebt - dabei sind sie schon seit über zehn Jahren ein Paar und Eltern von zwei bezaubernden Kindern.
Als selbstständiger Steuerberater kann sich Alex seine Zeit flexibel einteilen. Zu Hause ist er ein äußerst engagierter Vater, der sich liebevoll um seine Tochter Fanny und seinen Sohn Simon kümmert.

Zusammen sind die vier eine wahre Bilderbuchfamilie, und oft genug kann Alexander sein großes Glück kaum fassen. Auch Maja ist selig mit ihren Lieben. Und doch beschleicht sie dann und wann ein mulmiges Gefühl. Es gibt nämlich ein Geheimnis, das sie vor ihrem Partner verbirgt: Vor acht Jahren gab es auch einen anderen Mann in ihrem Leben. Und seit Kurzem weiß sie, dass die Nacht mit diesem Mann nicht folgenlos geblieben ist. Eines ihrer Kinder ist nicht von Alex. Aber wie soll sie ihm diese furchtbare Wahrheit beibringen, ohne ihm das Herz zu brechen und ihr gemeinsames Familienglück zu zerstören?

***

Dr. Peter Kersten ist oft Retter in letzte Minute. In der Unfallchirurgie der Sauerbruch-Klinik kämpft er Tag für Tag um das Leben von Unfallopfern, aber auch um Freundschaften und für die Liebe.
Egal ob bei dramatischen Operationen, mitreißenden Schicksalsschlägen oder den eigenen Sehnsüchten nach Liebe und Zuneigung: Es steht viel auf dem Spiel!

Genießen Sie alle 14 Tage eine neue, bewegende Geschichte um den Notarzt.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Eins ist nicht von dir

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Monkey Business Images/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7162-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Eins ist nicht von dir

Maja verbarg ein furchtbares Geheimnis vor ihrem Mann

Karin Graf

Die Ehe von Maja und Alexander ist ausgesprochen glücklich. Für beide fühlt es sich an, als seien sie frisch verliebt – dabei sind sie schon seit über zehn Jahren ein Paar und Eltern von zwei bezaubernden Kindern.

Als selbstständiger Steuerberater kann sich Alex seine Zeit flexibel einteilen. Zu Hause ist er ein äußerst engagierter Vater, der sich liebevoll um seine Tochter Fanny und seinen Sohn Simon kümmert.

Zusammen sind die vier eine wahre Bilderbuchfamilie, und oft genug kann Alexander sein großes Glück kaum fassen. Auch Maja ist selig mit ihren Lieben. Und doch beschleicht sie dann und wann ein mulmiges Gefühl. Es gibt nämlich ein Geheimnis, das sie vor ihrem Partner verbirgt: Vor acht Jahren gab es auch einen anderen Mann in ihrem Leben. Und seit Kurzem weiß sie, dass die Nacht mit diesem Mann nicht folgenlos geblieben ist. Eines ihrer Kinder ist nicht von Alex. Aber wie soll sie ihm diese furchtbare Wahrheit beibringen, ohne ihm das Herz zu brechen und ihr gemeinsames Familienglück zu zerstören?

Manchmal amüsierte Prof. Lutz Weidner sich insgeheim über das Verhalten seiner Kollegen, wenn er zur allwöchentlichen großen Montagmorgenvisite aufbrach.

Dann herrschten nämlich in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik eine ähnliche Nervosität und hektische Betriebsamkeit, als ob er ein hochrangiger Diplomat oder gar ein König auf Staatsbesuch wäre.

Auf jeder einzelnen Station, die er betrat, wurde er schon an der Eingangstür von einem Empfangskomitee bestehend aus Ärzten und Pflegerinnen begrüßt, die sich allesamt vor Zuvorkommenheit und Unterwürfigkeit überschlugen und ihn dann in einer beinahe feierlichen Prozession in die einzelnen Zimmer geleiteten.

In den meisten anderen Kliniken war zumindest ein bisschen Nervosität wohl angebracht. Es gab nicht wenige Chefärzte, die Gefallen daran fanden, ihre Macht zu demonstrieren. Die ihre Untergebenen schroff zur Rede stellten, sie vor den Patienten herunterputzten und sie persönlich dafür verantwortlich machten, wenn der Heilungsprozess bei einem Patienten zu wünschen übrig ließ.

Dass Lutz Weidner einen eher freundschaftlichen und lockeren Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegte und absolut keine diktatorischen Gelüste hegte, änderte anscheinend nichts an der seit Jahrhunderten üblichen Angst vor der Chefarztvisite.

Es musste sich dabei wohl schon um eine genetische Programmierung handeln. Ähnlich wie die Angst vor dem Zahnarzt, die eigentlich schon lange nicht mehr angebracht war.

Um das Bild vom königlichen Staatsbesuch zu vervollkommnen, fehlten eigentlich nur noch …

„Eine Blasmusikkapelle, die die Stationshymne intoniert, und ein paar kleine Mädchen in Landestracht, die Blütenblätter streuen.“

„Wie bitte?“ Oberarzt Römer, der Leiter der Inneren Medizin, der neben der Eingangstür strammstand, schaute den Chefarzt mit hochgezogenen Augenbrauen verunsichert an. „Ich verstehe nicht ganz … ähm … Blüten … ähm … was …?“

„O Gott!“ Prof. Weidner tippte sich lachend mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Ich habe laut ausgesprochen, was eigentlich nur für mich selbst bestimmt war, Kollege. Ich habe mich gerade ein wenig über die unglaubliche Förmlichkeit amüsiert und den Vergleich mit einem Staatsbesuch angestellt. Blasmusik und Blütenblätter, Sie verstehen?“

„Oh! Ja! Natürlich! Es tut mir sehr leid!“ Dr. Römer, der mit dem Chefarzt unter normalen Umständen schon über so manchen zotigen Witz gelacht hatte, produzierte ein paar linkische Bücklinge und gab das, was er in seiner Nervosität als Kritik aufgefasst hatte, umgehend an die Oberschwester weiter. „Sorgen Sie in Zukunft für etwas mehr Blumenschmuck auf unserer Station, Oberschwester Stefanie! Blumen mit … Blütenblättern!“

„Herrgott, das war doch nur ein Scherz!“ Prof. Weidner schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Also, dann wollen wir, oder? Zimmer eins! Da haben wir gleich eine treue Stammkundin, wenn ich mich richtig erinnere. Also … leider, muss man ja eigentlich sagen. Treue Stammkundschaft ist ja in unserem Metier nicht gerade etwas Positives. Wir sind eines der wenigen Unternehmen, die sich wünschen, dass ihre Kunden nie wiederkommen. Nicht?“

„Jawohl! Will sagen, nein! Natürlich. Nicht! Ähm … richtig!“, stammelte Dr. Römer, der auch diesen Scherz nicht verstanden hatte.

Normalerweise war er ein humorvoller Mann. Aber heute war Visite, und die wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen.

„Zimmer eins! Die Patientenakte von Frau Plattner!“, bellte er einen seiner Assistenzärzte an.

Während der junge Mediziner hektisch den Stapel Mappen, den er sich zuvor unter den Arm geklemmt hatte, nach der richtigen Akte durchsuchte, begann der Oberarzt schon einmal damit, vorzutragen, was er auch ohne Unterlagen noch im Kopf hatte.

„Frau Plattner, das ist die ältere Dame mit den immer wiederkehrenden Lungenentzündungen. Wir haben am Freitag noch einmal ein Lungenröntgen und ein großes Blutbild machen lassen und festgestellt, dass sie …“

„Weg ist“, vervollständigte Lutz Weidner, der bereits in das Zimmer vorausgeeilt war, die begonnene Information des Oberarztes.

„Was? Weg? Wie weg?“ Dr. Römer stürmte in das Zimmer und schaute sich suchend um. Er guckte sogar unter das Bett. Man konnte ja schließlich nie wissen.

„Weg im Sinne von nicht hier“, erklärte der Chefarzt geduldig. „Ganz weg, wie mir scheint. Die Schranktür ist offen, und der Schrank ist völlig leer geräumt.“ Er zog die Schublade an Frau Plattners Nachtschränkchen auf. „Auch leer.“

„Oberschwester! Wieso ist die Patientin weg?“, stellte Dr. Römer die Pflegerin zur Rede.

„Eben war sie noch da!“

„Wann?“

„Na ja, ich habe ihr um halb sieben persönlich das Frühstück gebracht. Da war nicht die Rede davon, dass sie die Klinik zu verlassen beabsichtigte. Und gegen Viertel vor sieben war der Bote vom Zeitungskiosk hier und hat ihr die abonnierte Morgenzeitung gebracht.“

„Und da war sie auch noch in ihrem Bett?“, hakte Dr. Römer nach.“

„Ganz bestimmt. Der Bote hat mir das fette Trinkgeld gezeigt, das er von ihr bekommen hat. Zwei Cent.“

„Nummer drei“, murmelte Lutz Weidner.

„Wie bitte?“, hakte Dr. Römer nach.

„Frau Plattner ist bereits die dritte Patientin, die heute einfach sang- und klanglos verschwunden ist“, erklärte der Chefarzt. „Auf der Kardiologie fehlt eine Frau, der ich heute Vormittag einen Stent implantieren wollte, und von der Orthopädie ist eine weitere Patientin verschwunden, die morgen ein künstliches Hüftgelenk bekommen sollte.“

„Und keine von denen hat sich abgemeldet?“, erkundigte sich die Oberschwester.

„Nein. Sie sind alle kurz nach dem Frühstück plötzlich weg gewesen.“

„Das ist ja mysteriös“, brachte sich nun auch Felix Neubauer, der Assistenzarzt, in das Gespräch ein. „Was gab es denn heute zum Frühstück?“

Lutz Weidner musste lachen.

„Ich glaube nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt. „Selbst wenn Herr Schnattinger, unser Küchenchef, den Tee heute irrtümlich mit Salzsäure aufgegossen haben sollte, so müssten wenigstens noch ein paar Knochenreste übrig geblieben sein“, scherzte er mit Galgenhumor. „Es war doch hoffentlich keine bakterielle Lungenentzündung?“, erkundigte er sich dann besorgt. „Wir müssten sonst ausforschen, ob die Dame sich woanders behandeln lässt, ehe sie halb Frankfurt infiziert.“

„Nein, nein, nicht ansteckend!“, versicherte ihm der Oberarzt. „Ich glaube, der Grund für ihre Anfälligkeit ist in der exzessiven … ähm … Reinlichkeit der Dame zu suchen. Sie hat sich anscheinend jahrelang täglich den Dämpfen von Chlorbleiche ausgesetzt. Das schädigt auf Dauer jede Lunge.“

„Allerdings!“ Der Chefarzt nickte. Dann wandte er sich an die Oberschwester. „Fragen Sie doch bitte unten in der Anmeldestelle nach, ob Frau Plattner wenigstens dort ausgecheckt und ihre Kosten beglichen hat. Wenn ja, so wüssten wir zumindest sicher, dass sie weder entführt wurde noch sich in Luft aufgelöst hat.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Tja, was kann man da schon machen? Besonders klug ist es nicht, mit einer akuten Lungenentzündung herumzulaufen. Aber wir können die Leute ja nicht gut in ihren Betten festbinden.“

***

Anders als an jedem anderen Montagmorgen ging es heute unten in der Notaufnahme sehr gemütlich zu.

Seit dem Schichtwechsel um sieben waren nicht mehr als drei Patienten mit eher unbedeutenden Blessuren hier gewesen, die jeweils innerhalb von zehn Minuten versorgt und wieder entlassen worden waren.

Im Bereitschaftsraum blubberte die Kaffeemaschine und verströmte einen verlockenden Duft.

Jens Jankovsky, der fast zwei Meter große junge Sanitäter, hatte eine Menge selbst gebackene Kuchen und Kekse mitgebracht.

Seine Mutter, die immer Angst hatte, er könnte vom Fleisch fallen, war am Wochenende bei ihm zu Besuch gewesen und hatte ihn mit einem Jahresvorrat an selbst gekochten und tiefgekühlten Speisen und mit all den Leckereien eingedeckt, die er als kleiner Junge so gerne gegessen hatte.

Ein Teil der köstlichen Backwaren stapelte sich jetzt auf vier großen Tellern, die auf dem Tisch in der kleinen Kaffeeküche im hinteren Bereich des Bereitschaftsraums standen.

Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, saß auf der Anrichte, knabberte an einem mit Aprikosenmarmelade gefüllten Schokoladenkeks, ließ die Beine baumeln und wartete darauf, dass der Kaffee endlich fertig durchgelaufen wäre.

Oberschwester Nora strickte an einem winzigen weißen Babyjäckchen für ihre kleine Nichte. Dr. Hannes Fischer, der Anästhesist, brütete über dem Kreuzworträtsel der heutigen Morgenzeitung. Und der rothaarige Assistenzarzt Elmar Rösner saß an Peters Schreibtisch und schrieb seit einer halben Stunde unermüdlich irgendetwas.

„Sag mal, Elmar …“ Peter schob sich noch einen Keks in den Mund. „Wie lange brauchst du denn noch für läppische drei Behandlungsprotokolle? Wunde desinfiziert, Pflaster draufgeklebt, fertig! Dafür kann man doch keine halbe Stunde brauchen. Oder malst du schöne Zierränder drumherum? Wie in der Grundschule?“

„Zierränder? Quatsch! Mit den Protokollen bin ich doch schon längst fertig“, protestierte der junge Mediziner. „Ich schreibe was anderes. Was Privates. Was, das euch nichts angeht.“

„Einen Liebesbrief?“ Jens, der vor der großen Pinnwand neben der Tür gestanden und veraltete Nachrichten und Notizen aussortiert hatte, schlenderte neugierig auf den Schreibtisch zu.

„Wieso Liebesbrief? Wie kommst du denn darauf?“ Elmar drehte hastig den Zettel um, der vor ihm lag.

„Weil deine Ohren fast so rot sind wie deine Haare“, flachste der Sanitäter. Er versuchte, sich den Zettel zu schnappen, doch Elmar war schneller. Er stützte sich rasch mit beiden Unterarmen darauf.

Schwester Annette, die mit ihren einundzwanzig Jahren das jüngste Mitglied in Peters Team war, nahm ein paar Becher aus einem der Küchenschränke.

„Kaffee ist fertig!“, rief sie, als die altmodische Filtermaschine nach einem letzten Gurgeln verstummte.

„Wer einen will, hebt die Hand!“ Peter Kersten hatte sich unbemerkt hinter seinen Assistenzarzt geschlichen, und als Elmar jetzt reflexartig beide Hände hochriss, weil er heute noch keinen Kaffee gehabt hatte und schon sehnlich darauf wartete, griff er blitzschnell zu.

„Für Lena, die Liebe meines Lebens“, begann er vorzulesen. „Also doch ein Liebesbrief. Nein, es ist ein Gedicht!“

Er flüchtete sich lachend in die Küchenecke und lief dort um den Esstisch herum, als Elmar sich mit einem empörten Aufschrei auf ihn stürzen wollte.

„Weiterlesen, bitte!“ Schwester Annette, die inzwischen am Waschbecken hinter der Tür stand und sich vor dem Spiegel die langen hellblonden Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammenband, hielt gespannt in ihrer Tätigkeit inne.

„Wenn ich dich seh – das ist kein Scherz, dann klopft mir immer noch das Herz“, las Peter weiter. Dabei keuchte er vor Anstrengung, weil er unermüdlich – von Elmar gejagt – den Tisch umrundete. „Ich liebe dich so inniglich und denke Tag und Nacht an dich. Dein Mund, den ich so gern liebkose, der ist so rot wie eine Rose. In deinen Augen funkeln Sterne. Ich habe dich so schrecklich gerne. Wenn ich dich abends wiederseh, dann …“

„Weiter!“, drängte der sechzigjährige Anästhesist, dem vor lauter Lachen bereits die Augen tränten. „Ich kann hören, wie Rilke sich vor Neid im Grabe herumdreht, weil ihm nie solche originellen Reime eingefallen sind.“

„Das war’s leider schon“, prustete der Notarzt. „Weiter ist er noch nicht gekommen, unser kleiner nicht ganz dichter Dichter. Was reimt sich denn auf ‚wiederseh‘? Vielleicht können wir ihm helfen.“

„Lieber nicht!“, winkte Nora Lechner feixend ab. „Das wäre ja Beihilfe zur seelischen Misshandlung der armen Lena.“

„Weh reimt sich“, schlug Jens vor. „Schlimmer kann es ja eh nicht mehr werden. Wenn ich dich abends wiederseh, dann tun mir meine Füße weh, weil ich vor Sehnsucht nach deinem Kuss immer so schnell rennen muss.“

„Das ist gut! Schreiben Sie sich das auf, Kollege Rösner!“, rief der Anästhesist lachend.

„Schnee geht auch.“ Die Oberschwester hatte ihr Strickzeug längst beiseitegelegt und wischte sich jetzt Lachtränen aus den Augenwinkeln.

„Oder Juchhe.“ Das war Schwester Annettes Beitrag zu Elmars etwas linkischem Liebesgedicht. „Wenn ich dich abends wiederseh, dann rufe ich ganz laut Juchhe und spring vor Freude in die Höh, du liebreizende Märchenfee“, gluckste sie, verschluckte sich an ihrem Kaffee und musste husten.

„Mensch, unser Annettchen hat sich für den völlig falschen Beruf entschieden. Sie ist ja eine richtig talentierte Dichterin!“, stellte der Sanitäter lachend fest.

„Das ist ein grober Verstoß gegen das Datenschutzgesetz, ihr Pfeifen!“, empörte sich der Assistenzarzt, dessen Gesicht sich inzwischen dunkelrot gefärbt hatte. Er riss seinem Chef den Zettel aus der Hand. „Dafür könnte ich euch verklagen!“

„Und dieses … ähm … Gedicht …“, prustete Peter, „ist ein grober Verstoß gegen die hehre Kunst der Poesie. Was willst du denn damit erreichen? Hast du genug von Lena? Willst du sie damit in die Flucht schlagen?“

„Spinnst du?“, brauste Elmar leidenschaftlich auf. „Im Gegenteil! Damit will ich sie fragen, ob sie mich eventuell irgendwann mal heiraten … wollen … würde. Also … später, wenn ich erst meinen Facharzt gemacht habe.“

„Also, jetzt mal ganz ehrlich, mein lieber Junge!“ Dr. Fischer hob seinen Zeigefinger hoch. „Ich kenne die Kollegin Greven ja ganz gut. Sie ist eine Frau mit Stil und Geschmack.“

Dr. Rösner zuckte mit den Schultern.

„Ja, weiß ich. Und?“

„Na ja, wenn sie sich nach den ersten paar Zeilen dieses scheußlichen Machwerks nicht ohnehin schon totgelacht hat, dann fällt sie spätestens nach der letzten Zeile ins Koma oder jagt Sie wegen seelischer Grausamkeit zum Teufel.“

Er lehnte sich zurück und dachte kurz nach.

„Mit diesem Ring aus Diamant, bitt ich dich sehr um deine Hand. Sag bitte Ja, und sag es laut, werd meine wunderschöne Braut. So oder so ähnlich lautet dann wahrscheinlich der grauenhafte Abschluss von diesem peinlichen Gesülze.“

„Ähm … dann … ist es also nicht gut? Nicht … romantisch?“, erkundigte sich der Assistenzarzt verunsichert.

„Nein!“, schallte es sechsstimmig zurück.