Der Notarzt 334 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 334 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Endlich eine richtige Familie
Als in der Sauerbruch-Klinik ein Traum wahr wurde

Maxima ist ein durch und durch selbstloser Mensch. Schon in ihrer Kindheit war es ihr größtes Bestreben, anderen Menschen zu helfen und diese fröhlich zu machen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wann immer jemand in Not ist oder Unterstützung braucht, ist sie zur Stelle. Ihre eigenen Bedürfnisse stellt sie hinten an - es macht ihr ja die größte Freude, für andere da zu sein!
Als die Dreißigjährige jedoch ungeplant schwanger wird und feststeht, dass der Vater des Kindes in ihrem Leben keine weitere Rolle spielen wird, muss sich Maxima leise eingestehen, dass sie doch nicht so wunschlos glücklich ist, wie sie immer dachte. Denn jetzt, wo sie es ist, die Hilfe bräuchte, steht sie auf einmal ganz allein da. Dabei wäre es so schön, bald nicht nur ihr Kind in den Armen zu halten, sondern endlich eine richtige Familie zu haben und Geborgenheit und Liebe zu spüren!
Während sie in der Sauerbruch-Klinik auf einen Termin mit ihrer Gynäkologin wartet, lernt Maxima im Wartebereich den attraktiven Tim kennen. Zu dem sympathischen Mann fühlt sie sich sofort wie magisch hingezogen. Aber diese Gefühle scheinen ausweglos zu sein, denn wie Tim der Schwangeren aufgeregt berichtet, ist er hier, weil er in wenigen Minuten Vater wird ...

Wie es mit Maxima weitergeht, ob ihr Baby ohne Vater aufwachsen muss und welche ungewöhnliche Geschichte Tim der werdenden Mutter erzählt, das erfahren Sie in dem brandneuen und sehr bewegenden Band der Bastei-Erfolgsserie "Der Notarzt".

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Endlich eine richtige Familie

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: FatCamera / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7518-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Endlich eine richtige Familie

Als in der Sauerbruch-Klinik ein Traum wahr wurde

Karin Graf

Maxima ist ein durch und durch selbstloser Mensch. Schon in ihrer Kindheit war es ihr größtes Bestreben, anderen Menschen zu helfen und diese fröhlich zu machen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wann immer jemand in Not ist oder Unterstützung braucht, ist sie zur Stelle. Ihre eigenen Bedürfnisse stellt sie hinten an – es macht ihr ja die größte Freude, für andere da zu sein!

Als die Dreißigjährige jedoch ungeplant schwanger wird und feststeht, dass der Vater des Kindes in ihrem Leben keine weitere Rolle spielen wird, muss sich Maxima leise eingestehen, dass sie doch nicht so wunschlos glücklich ist, wie sie immer dachte. Denn jetzt, wo sie es ist, die Hilfe bräuchte, steht sie auf einmal ganz allein da. Dabei wäre es so schön, bald nicht nur ihr Kind in den Armen zu halten, sondern endlich eine richtige Familie zu haben und Geborgenheit und Liebe zu spüren!

Während sie in der Sauerbruch-Klinik auf einen Termin mit ihrer Gynäkologin wartet, lernt Maxima im Wartebereich den attraktiven Tim kennen. Zu dem sympathischen Mann fühlt sie sich sofort wie magisch hingezogen. Aber diese Gefühle scheinen ausweglos zu sein, denn wie Tim der Schwangeren aufgeregt berichtet, ist er hier, weil er in wenigen Minuten Vater wird …

„Entschuldigen Sie, es ist mir wahnsinnig unangenehm, Sie belästigen zu müssen, aber könnten Sie bitte mal ganz kurz auf meinen Kleinen aufpassen?“

Die junge Frau, die Verwaltungsdirektor Emil Rohrmoser in der großen Eingangshalle der Frankfurter Sauerbruch-Klinik ansprach, schien es wirklich sehr eilig zu haben. Sie stand leicht nach vorne gebeugt mit zusammengekniffenen Beinen da und deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf das beleuchtete Schild, das die Richtung zu den Toiletten anzeigte.

„Ich muss ganz schnell … Höchstens zwei Minuten. Geht das? Würden Sie, bitte …?“

„Aber natürlich! Sie brauchen sich nicht zu hetzen. Lassen Sie sich ruhig Zeit, wir warten hier auf Sie.“

Der schwergewichtige Manager klemmte sich die Mappe mit den Unterlagen, die er eben von der Anmeldestelle mitgenommen hatte, unter den Arm und nahm der Frau den kleinen Jungen ab, der höchstens ein paar Monate alt sein konnte. Vier oder fünf vielleicht. Mit Babys kannte sich der Direktor nicht so besonders gut aus.

Er überlegte kurz, ob er nach dem Namen und dem Alter des kleinen Jungen fragen sollte, ließ es dann aber lieber bleiben, als er sah, wie unruhig die Frau von einem auf den anderen Fuß tänzelte.

„Laufen Sie lieber, bevor Ihnen noch ein Malheur passiert!“, sagte er lachend.

„Danke! Ich bin sofort wieder zurück.“ Sie rannte quer durch die Halle und verschwand in dem Flur, an dessen Ende sich die Gästetoiletten befanden.

Emil Rohrmoser hatte selbst keine Kinder. Er hatte nie welche gewollt. Er liebte es, Geld zu zählen und zu sparen. Ein Kind war seiner Meinung nach das totale Gegenteil eines Sparschweins. Eine kleine Geldvernichtungsmaschine.

Doch als er jetzt dieses zappelnde Bündel in den Armen hielt, das so hilflos und verletzlich aussah, in dem man jedoch ganz deutlich das pralle Leben pulsieren fühlen konnte, wurde ihm plötzlich ganz warm ums Herz.

„Na, und wie heißt du jetzt eigentlich?“, erkundigte sich der beleibte Direktor bei dem kleinen Jungen, der aus großen, babyblauen Augen zu ihm aufschaute und ihn – ohne jedes Anzeichen von Scheu oder Angst – interessiert musterte. „Ich bin der Emil. Und du?“

„Tatz rörörö!“, lautete die Antwort.

„Na, das ist ja mal ein Name“, sagte Emil Rohrmoser schmunzelnd. „So heißt nicht jeder. Und noch dazu ein Doppelname. Sehr vornehm. Freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen.“

„Ist das Ihrer, Herr Direktor?“ Frau Talhammer von der Poststelle, die mit einem Stoß Briefe zum Verrechnungsbüro unterwegs war, blieb stehen und schnitt ein paar lustige Grimassen, die dem kleinen Jungen ein fröhliches Glucksen entlockten.

„Nein.“ Emil deutete mit dem Kinn auf seinen mächtigen Bauch. „Sie sehen ja, bei mir dauert es noch ein Weilchen. Ich bin erst so ungefähr im elften Monat.“

„Wenn Sie es sagen!“ Lachend setzte die Postbeamtin ihren Weg fort.

„Tja … also …“ Der Klinikdirektor warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es waren bereits zehn Minuten vergangen.

„Denk dir nichts dabei“, beschwichtigte er das Baby, das allerdings kein bisschen besorgt wirkte. „Frauen, weißt du? Wenn die zur Toilette gehen, kann man in der Zwischenzeit in Urlaub fahren, ein Haus bauen und sich einen Vollbart wachsen lassen.“

„Bablbablbööh?“

„Nein, nein, das ist keineswegs bablbabl, das kannst du mir ruhig glauben, denn ich bin seit über dreißig Jahren verheiratet. Noch schlimmer ist es, wenn sie zu zweit zur Toilette gehen. Das bedeutet dann die vierfache Wartezeit.“

„Wamm, dadada?“, erkundigte sich der kleine Junge interessiert, zog Emils Krawatte aus dessen Jackett und steckte sich das Ende in den Mund.

„Was die da drinnen machen? Frag mich das bloß nicht. Ich habe keine Ahnung. Aber sicher nicht nur das, was man auf einer Toilette eben so macht. Das dauert nämlich selbst dann keine halbe Stunde, wenn man am Vortag ein ganzes Pferd gegessen hat und unter Verstopfung leidet.“

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, als das Baby die Augen weit aufriss und ihn mit schief gelegtem Kopf anstarrte.

„Nein, nein! Das war doch nur so dahingesagt. Nicht, dass ich schon jemals ein Pferd gegessen hätte! Nein, ehrlich nicht. Das würde ich niemals tun. Na ja, in der Not …? Der Teufel schläft nicht, weißt du? Deshalb soll man lieber niemals nie sagen.“

Der kleine Junge grunzte ungeduldig und ließ seine Stirn hart gegen Emils Kinn fallen.

„Ja, langweilig, diese Warterei, nicht? Bereits über eine Viertelstunde. Mir tun schon die Füße weh. Das Problem ist, dass ich nicht nachsehen gehen kann. Wir Männer dürfen nicht in die Damentoilette, weißt du? Also, bei dir ginge es gerade noch. Da sagt keiner was. Aber wenn ich hineingehen würde, dann würden die Damen behaupten, ich sei ein Spanner.“

„Bö namm baba?“

„Was ein Spanner ist? Das brauchst du noch nicht zu wissen. Die Frage ist vielmehr, was wir jetzt machen sollen. Noch länger hier herumstehen? Ich glaube, das macht uns beiden keinen Spaß. Weißt du, wie mein Motto lautet?“

„Gaak?“

„Nein, das ist zwar auch ein ganz gutes Motto, aber meines lautet anders. Im Zweifelsfall erst mal was essen, sage ich immer. Das hilft in fast jeder Lebenslage. Na? Sollen wir?“

„Da!“

„Das dachte ich mir. Du stehst ziemlich gut im Futter. Du lässt auch nicht gerne eine Mahlzeit verkommen, wie?“

Herr Direktor Rohrmoser durchquerte die Halle und klopfte an die Fensterscheibe des Informationsschalters, um Schwester Renate, die gerade telefonierte, auf sich aufmerksam zu machen.

Die Pflegerin nickte Emil lächelnd zu und hob einen Finger hoch.

„Eine Sekunde, Herr Direktor.“

„Glaub niemals einer Frau, wenn Sie das zu dir sagt“, raunte der Direktor seinem kleinen Freund ins Ohr. „Siehst du, es sind schon zehn, elf, zwölf, dreize…“

„Stopp!“ Schwester Renate lachte und legte den Hörer auf den Apparat. „Also, was kann ich für Sie tun, Herr Direktor?“ Sie schickte dem Baby ein paar laut schmatzende Luftküsse. „Süß, der Kleine. Ist das …?“

„Nein! Da war eine Frau, die mir den kleinen Jungen hier zum Aufpassen gegeben hat, weil sie vor zwanzig Minuten nur mal schnell für zwei Minuten zur Toilette musste.“

„So ein goldiger, kleiner Fratz!“ Die Pflegerin winkte, und das Baby winkte fröhlich zurück.

„Wahrscheinlich muss sie sich erst noch das Näschen pudern, die Lippen nachziehen, die Fußnägel lackieren, die Augenbrauen ausreißen, sich die Beine rasieren und all so was“, mutmaßte Herr Rohrmoser.

„Und? Was soll ich machen? Soll ich den Kleinen inzwischen zu mir nehmen?“

„Nein, danke! Falls die Mutter heute noch rauskommt, sagen Sie ihr doch bitte, wir sind nur rasch was essen gegangen. Rufen Sie mich auf meinem Handy an, oder schicken Sie sie einfach in die Cafeteria.“

„Okay, wird erledigt. Wie hat sie denn ausgesehen? Damit ich sie gleich erkenne, falls sie nicht sowieso zu mir kommt, um sich zu erkundigen, wo Sie abgeblieben sind.“

„Groß, etwa eins siebzig, schlank, dunkler Pferdeschwanz, so um die fünfundzwanzig, knallroter Kunstfellmantel und …“ Emil kreiste mit der flachen Hand vor seinem Gesicht und formte mit den Lippen einen übertriebenen Schmollmund. „Ziemlich stark zurechtgemacht.“

„Okay, dann werde ich sie bestimmt gleich erkennen. Guten Appetit, Herr Direktor. Ach, dem kleinen Mann würde ich an Ihrer Stelle aber eher noch keine feste Nahrung geben. Höchsten etwas Püriertes. Ähm … einen Babybrei!“, fügte sie hastig hinzu, weil sie den pürierten Schweinebraten förmlich sehen konnte, der dem Direktor spontan vorschwebte.

„Hast du gehört, was sie gesagt hat?“ Herr Rohrmoser machte sich mit dem kleinen Jungen auf den Weg zur Cafeteria. „Ich hätte dir ja einen Schweinebraten mit Kraut und Knödeln spendiert. Aber bitte! Wenn dir die Babypampe nachher nicht schmeckt, dann musst du dich bei Schwester Renate beschweren. Ich kann nichts dafür. Autsch, was machst du denn?“

Kurz bevor Emil die Cafeteria erreichte, packte der Junge ihn an beiden Ohren und lenkte ihn wie ein Pferd am Zügel in die andere Richtung.

„Was denn? Rechts geht es zur Notaufnahme, dort wollen wir doch nicht …“ Er brach ab. „Mensch, du hast recht! Die haben dort einen ganzen Schrank voll Babygläschen. Für die kleinen Patienten, wenn sie mal länger warten müssen und Kohldampf kriegen.“

Der Verwaltungsdirektor leckte sich die Lippen.

„Sag‘s nicht weiter, aber ich habe einmal eines probiert. Rindfleisch mit Möhren und Kartoffeln. Das war gar nicht mal so übel. Bisschen wenig Salz, aber ansonsten ganz genießbar. So eines holen wir uns, und Frau Rosi soll es ein bisschen wärmen. Was isst du denn am liebsten?“

„Gaggelgugu“, lautete die Auskunft.

„Okay“, erwiderte der Verwaltungsdirektor schmunzelnd. „Das kenne ich zwar nicht, aber es klingt irgendwie ziemlich schmackhaft. Mit Kartoffeln oder lieber mit Nudeln als Beilage?“

***

Nach fast eineinhalb Jahren Abwesenheit betrat Tim Danneberg zum ersten Mal wieder deutschen Boden.

Der eisige Winterwind fuhr durch die Ritzen der Gangway, die vom Flugzeug direkt in das Flughafengebäude führte, und er fror unter seiner viel zu leichten Kleidung.

„So ein Mistwetter, was?“, grummelte ein älterer Mann, der neben ihm ging und, ebenso wie Tim, aus Dubai kam.

„Ja, Winter eben.“ Tim nickte und beschleunigte seine Schritte. Er hatte jetzt keine Lust auf eine Unterhaltung.

In Wahrheit konnte er es kaum erwarten, in das leichte Schneetreiben, das er beim Landeanflug über Frankfurt gesehen hatte, hinauszulaufen, die kalte, klare Luft tief in seine Lungen zu saugen und diese von dem Staub und Wüstensand zu reinigen, den er vierzehn Monate lang geschluckt und eingeatmet hatte.

Tim hatte nach dem Abitur in Frankfurt Informatik und IT-Security studiert und sich danach recht schnell einen guten Ruf durch die Entwicklung spezieller Software für große Unternehmen und Banken erarbeitet.

Als er eines Tages das Angebot erhalten hatte, sich um die gesamte elektronische Ausstattung einiger neu gebauter Luxushotels in Dubai zu kümmern, hatte er nicht lange überlegen müssen.

Das Monatsgehalt, die fixen Zuschüsse für Spesen und die Provisionen, die man ihm zusicherte, machten alleine in einem Jahr ungefähr so viel aus, wie er zu Hause im Laufe seines gesamten Berufslebens erwarten konnte.

Er hatte einen Vertrag für drei Jahre unterschrieben, und den wollte er auch erfüllen.

Das Wesentliche war getan. Er hatte für jedes Hotel eine eigene Software entwickelt, die von der Sicherheit über die Buchungen und die Verrechnung bis hin zu einem intelligenten Energiekonzept alles umfasste. Er hatte einige Mitarbeiter ausgewählt und diese umfassend geschult.

Die restliche Arbeit konnte er mehr oder weniger von zu Hause aus erledigen und brauchte jetzt nur noch maximal einmal im Monat für ein paar Tage nach Dubai zu fliegen.

Der Grund, warum er seine Auftraggeber um diese Regelung gebeten hatte, war Otis. Sein Sohn, den er heute erstmals zu Gesicht bekommen würde.

Ein Baby hatte zwar definitiv nicht auf der Liste mit seinen Zukunftsplänen gestanden, aber das Schicksal scherte sich bekanntlich nicht um die Pläne, die man machte.

Mit oder ohne Einladung, Otis war seit sechs Monaten auf der Welt. Tim zweifelte nicht daran, dass er sein leiblicher Vater war, was gab es da also noch lange herumzureden?

Neben seinem tollen Job, der ihm Anerkennung und Geld wie Heu einbrachte, hatte ihn das Schicksal für einen zweiten Job rekrutiert. Einen Job, der ihm keinen einzigen Cent einbringen, ihn dafür vermutlich aber eine Menge Nerven kosten würde. Und den man nicht einfach ablehnen konnte, sofern man ein Mann mit Charakter war.

Er war jetzt hauptberuflich Vater. Otis zählte auf ihn. Und dazu hatte er auch jedes Recht.

Wie er zu seinem Sohn gekommen war? Nun, es war die übliche, dumme Geschichte gewesen. Zwei Tage bevor er nach Dubai geflogen war, hatte er mit seinen Freunden Abschied gefeiert. Irgendjemand aus seinem Bekanntenkreis hatte als Abschiedsgeschenk eine Stripteasetänzerin engagiert. Anna-Lena.

Nein, es war ganz bestimmt nicht Liebe auf den ersten Blick gewesen. Aber Anna-Lena war ein hübsches Mädchen, das unverhohlen mit ihm geflirtet hatte. Und als die Gesellschaft sich lange nach Mitternacht aufgelöst hatte und Tim leicht angesäuselt nach Hause gegangen war, hatte er sie mitgenommen.

Ganz bestimmt hätte er nie wieder auch nur einen Gedanken an sie verschwendet, denn sie war nicht wirklich sein Typ. Sie war ihm viel zu schrill. Zu oberflächlich. Die Hellste war sie auch nicht gerade.

Doch dann hatte ihn – zwei Monate nach der einen Nacht, die so belanglos gewesen war, dass er sich kaum noch daran erinnerte – das erste Foto seines Sohnes erreicht.

Obwohl Otis damals nur wenige Millimeter groß gewesen war und auf dem Ultraschallfoto eher wie eine Kaulquappe ausgesehen hatte, hatte Tim doch hart schlucken müssen.

Er entwickelte Intelligente Technologie, die beispielsweise dazu in der Lage war, ein vierzigstöckiges Luxushotel so gut wie allein zu managen, aber diese kleine Kaulquappe schlug alles, was er bisher geschaffen hatte, um Längen.

Dieses kleine Würmchen brauchte als Input bloß ein bisschen Nahrung, Luft und viel Liebe, dann war es dazu in der Lage, sich völlig selbstständig zu programmieren. Besser, als er es jemals gekonnt hätte.