Der Notarzt 336 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 336 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Ein Team, ein großes Ziel
Ein komplizierter Fall erfordert den Zusammenhalt aller Kollegen
Karin Graf

Erleichtert stürmt Notarzt Peter Kersten durch den Krankenhausflur. Endlich Feierabend! Nach zwölf Stunden Dienst sehnt er sich nach seinem Bett. Er muss nur noch schnell seine Autoschlüssel holen. Aber auf der Schwelle zum Bereitschaftsraum bleibt er irritiert stehen. An die zwanzig Kollegen aus den unterschiedlichsten Abteilungen der Klinik haben sich hier versammelt. Während die einen über Fachbüchern und Studien brüten, befinden sich die anderen in ernsthaften Gesprächen.
Auf Nachfrage erfährt Dr. Kersten, was zu dieser Versammlung geführt hat. Sein Assistenzarzt Adrian ist bei einem Patienten auf einen merkwürdigen Fall gestoßen: Der früher auffallend liebevolle Mann hat sich seit einigen Wochen in einen Tyrannen verwandelt, der seine Frau schlägt und bedroht. Niemand kann sich diese Wesensveränderung erklären. Die verzweifelte Ehefrau sieht als letzten Ausweg nur noch die Scheidung. Doch Adrian ist fest entschlossen, dem Mann zu helfen und mit Hilfe aller Kollegen an der Sauerbruch-Klinik eine medizinische Erklärung für diese plötzlich auftretenden Aggressionen zu finden. Dr. Peter Kersten ist sofort klar: Aus seinem Feierabend wird vorerst nichts. Er will natürlich helfen und dabei sein, wenn das große Rätsel gelöst wird ...

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Team, ein großes Ziel

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: monkeybusinessimages / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7587-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein Team, ein großes Ziel

Ein komplizierter Fall erfordert den Zusammenhalt aller Kollegen

Karin Graf

Erleichtert stürmt Notarzt Peter Kersten durch den Krankenhausflur. Endlich Feierabend! Nach zwölf Stunden Dienst sehnt er sich nach seinem Bett. Er muss nur noch schnell seine Autoschlüssel holen. Aber auf der Schwelle zum Bereitschaftsraum bleibt er irritiert stehen. An die zwanzig Kollegen aus den unterschiedlichsten Abteilungen der Klinik haben sich hier versammelt. Während die einen über Fachbüchern und Studien brüten, befinden sich die anderen in ernsthaften Gesprächen.

Auf Nachfrage erfährt Dr. Kersten, was zu dieser Versammlung geführt hat. Sein Assistenzarzt Adrian ist bei einem Patienten auf einen merkwürdigen Fall gestoßen: Der früher auffallend liebevolle Mann hat sich seit einigen Wochen in einen Tyrannen verwandelt, der seine Frau schlägt und bedroht. Niemand kann sich diese Wesensveränderung erklären. Die verzweifelte Ehefrau sieht als letzten Ausweg nur noch die Scheidung. Doch Adrian ist fest entschlossen, dem Mann zu helfen und mit Hilfe aller Kollegen an der Sauerbruch-Klinik eine medizinische Erklärung für diese plötzlich auftretenden Aggressionen zu finden. Dr. Peter Kersten ist sofort klar: Aus seinem Feierabend wird vorerst nichts. Er will natürlich helfen und dabei sein, wenn das große Rätsel gelöst wird …

„Warum sagen die denn nicht endlich, was los ist? Vielleicht ist am Verteilerkreuz wieder mal ein Unfall passiert. Dort kracht es ja ständig.“

Greta drückte auf ein paar Knöpfe des Bordcomputers, um herauszufinden, warum der Verkehrsfunk sich nicht meldete.

Es war Freitagabend. Greta und Daniel Fabian waren in dem großen Shoppingcenter am Stadtrand gewesen, um ein paar Besorgungen zu machen. Offensichtlich hatte jedoch halb Frankfurt die gleiche Idee gehabt, denn auf der Stadtautobahn ging so gut wie gar nichts mehr.

Für das kommende Wochenende war mildes Wetter mit strahlendem Sonnenschein angesagt worden. Deshalb war vermutlich die andere Hälfte der Frankfurter Bevölkerung ins Grüne – besser gesagt, ins Weiße – unterwegs, um sich noch ein letztes Mal auf den Skipisten außerhalb der Stadt zu tummeln, ehe auch noch das letzte bisschen Schnee geschmolzen war.

„Achtung, hier ist eine aktuelle Verkehrsinformation für den Raum Frankfurt“, kam jetzt endlich die Durchsage, auf die Greta gewartet hatte. „Auf dem Frankfurter Kreuz hat sich auf der A5 in Richtung Stadtmitte ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. Zurzeit ist nur eine Fahrspur befahrbar. Der Stau reicht bereits drei Kilometer weit zurück.“

Greta nickte. „Wie ich sagte. Wir hätten die Autobahn meiden und lieber durch die Stadt nach Hause fahren sollen.“

„Ah ja?“ Daniel zuckelte im Schritttempo dahin und trommelte genervt mit den Fingerspitzen auf das Lenkrad. „Hätten wir sollen? Wie schön, dass du hinterher immer alles besser weißt! Hätte-wäre-würde-wenn!“, spottete er, und Greta zog automatisch den Kopf ein bisschen tiefer zwischen die Schultern.

Doch Daniel war noch lange nicht fertig. Im Gegenteil, er fing gerade erst an.

„Wir hätten auch zu Hause bleiben können, das wäre noch besser gewesen!“, keifte er. „Jeder Trottel weiß doch, dass Freitagabend die Sonntagsfahrer ins Grüne fahren und dass dann auf den Straßen nichts mehr geht.“

Er beschleunigte mit einem erleichterten Grunzen, nur um die Geschwindigkeit nach zehn Metern schon wieder auf fünfzehn Stundenkilometer zu drosseln.

„Aber nein!“, setzte er seine Schimpftirade übergangslos fort. „Es ist ja Winterschlussverkauf, und Madame braucht ja Zierkissen. Und ein Kaffeekännchen. Und neue Gardinen und Spitzendeckchen und Trockenblumensträußchen und einen Klorollenhalter aus Messing, damit die englische Queen sich auf unserem Klo wie zu Hause fühlt, wenn sie mal bei uns kacken möchte!“

Er verstellte seine Stimme zu einem schrillen Kreischen.

„Und da ein Sahnekännchen! Und dort ein Tischdeckchen! Gott, sind diese Geschirrtücher mit den tanzenden Gurken nicht allerliebst? Die müssen wir unbedingt auch noch haben, denn wir haben ja erst tausenddreihundert Stück! Ach, und diese Duftkerzen sind ja auch so entzückend, davon nehmen wir gleich zehn! Ach was, hundert! Nein, tausend!“

Ein flüchtiger Seitenblick in Daniels rotes Gesicht zeigte Greta, dass es jetzt erst so richtig losgehen würde.

„Und zehn Paar Filzschlappen, weil die ja so schön bunt sind und fast nichts kosten. Für unsere Gäste. Als ob wir jemals Gäste hätten! Wer braucht den ganzen Scheiß, verdammt noch mal?“, donnerte er und drosch mit der Faust gegen das Lenkrad. „Kauf dir lieber ein bisschen Hirn! Das könntest du wahrlich gut gebrauchen!“

Er verzog das Gesicht zu einer abscheulichen Grimasse.

„Wir hätten lieber durch die Stadt fahren sollen“, äffte er Greta nach. „Bä-bä-bä-bäää! Herrgott, wie mich das alles ankotzt!“

Mit jedem Wort schwoll seine Lautstärke immer mehr an.

„Anstatt dankbar zu sein, dass ich stundenlang hinter dir herdackle, während du alles an dich raffst, was Blümchen und Rüschen und Fransen und Schleifchen dran hat, musst du auch noch deinen blöden Sabbel aufreißen!“

Greta wusste genau, dass es jetzt besser wäre, still zu sein und abzuwarten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Aber sie war nun einmal nicht geschaffen für die „Devotes-Frauchen-Rolle“.

„Du freust dich doch auch, wenn wir ein hübsches, gemütliches Heim haben. Dafür muss man eben manchmal …“

Weiter kam sie nicht. Daniel explodierte regelrecht.

„Gemütlich und hübsch?“, brüllte er. „Hast du mich jemals gefragt, was ich unter gemütlich und hübsch verstehe? Sicher keine Pölsterchen und Deckchen und Sträußchen und Kerzchen – und schon gar keinen Stau auf der Autobahn!“

Er drückte auf den Fensterheber, ließ die Scheibe trotz der klirrenden Kälte bis ganz nach unten gleiten und lehnte sich weit nach draußen.

„Verpisst euch, ihr Penner!“, brüllte er so laut, dass seine Stimme kippte. Dann machte er übergangslos mit Greta weiter. „Nach Feierabend zu Hause auf der Couch sitzen, fernsehen und ein Bier trinken, das ist hübsch und gemütlich! Sonst gar nichts!“

Er stieß ein wütendes Schnauben aus wie ein gereizter Stier. Dann riss er das Lenkrad herum, scherte mit quietschenden Reifen in die freie Spur nach links und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.

Der eisige Fahrtwind fuhr in den Wagen und zerrte an dem halben Dutzend Papiertragetaschen, die hinten auf der Rückbank standen. Dabei entstand ein Lärm, der sich beinahe wie eine Maschinengewehrsalve anhörte.

„Nicht, Daniel!“, überschrie Greta entsetzt das ohrenbetäubende Knattern. „Das ist die Rettungsgasse! Da darfst du nicht fahren! Geh vom Gas! Bitte! Fahr wieder nach rechts rüber! Bitte! Das ist verboten! Fahr doch, um Himmels willen, langsa…“

Mit einem gebrüllten „Klappe!“ schnellte seine Hand zur Seite und traf Greta mit voller Wucht mitten im Gesicht.

Sie war so geschockt, dass sie augenblicklich verstummte. Die Gefahr, die drohte, weil er mit hundertzwanzig Stundenkilometern die Rettungsgasse entlangschoss, war plötzlich zweitrangig für sie.

Im Moment konnte sie sich nichts vorstellen, was schlimmer sein könnte. Selbst ein Zusammenstoß mit einem Polizeiauto oder einem Rettungswagen, die jederzeit in der Rettungsgasse auftauchen konnten, hätte sie nicht mehr erschüttern können als das, was eben passiert war. Daniel hatte sie geschlagen. Das hatte er noch nie zuvor getan.

Vor noch nicht ganz eineinhalb Jahren hatte die damals neunundzwanzigjährige Greta ihrem gleichaltrigen Mann Liebe und Treue bis in den Tod geschworen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Das war für sie nicht einfach nur so dahingesagt gewesen, weil der Standesbeamte es von ihr hören wollte. Nein, sie hatte es aus ganzem Herzen und voller Überzeugung getan. Weil sie ihn liebte. Für seine Warmherzigkeit, seine Güte, seine unendliche Geduld, seine Großzügigkeit und sein sonniges Gemüt.

Greta war Berufsfotografen. Sie hatte damals den Auftrag erhalten, die Fotos für einen Bildband zu schießen, den der Frankfurter Zoo zum Jubiläum herausgegeben hatte.

Daniel war als Tierarzt im Zoo beschäftigt. Er hatte sie herumgeführt und war mit ihr in so manches Gehege hineingegangen. Sein respektvoller Umgang mit den Tieren hatte sie von Anfang an fasziniert.

Zwei Wochen lang hatte die bildhübsche Fotografin mit den langen roten Locken und den Tausenden Sommersprossen im Gesicht den Zoo täglich besucht. Und als sie das Letzte von Hunderten Bildern gemacht hatte, waren sie und der gut aussehende Tierarzt längst ein Paar gewesen.

Von all seinen wunderbaren Eigenschaften, mit denen er ihr Herz im Sturm erobert hatte, war nicht nur nichts übrig geblieben – sie hatten sich regelrecht ins Gegenteil verkehrt. Seit ungefähr sechs Monaten verwandelte sich Daniel langsam, aber unaufhaltsam in ein Monster.

Ein flüchtiger Blick zur Seite ließ Greta erschrocken zusammenzucken. Daniels Gesicht war trotz der eisigen Kälte schweißüberströmt, fast dunkelrot angelaufen und so wutverzerrt, dass sie ihn nicht wiedererkannt hätte, wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass er es war.

Andererseits … vielleicht war es ja wirklich nicht er. In letzter Zeit hatte sie sich öfter mal dem verrückten Gedanken hingegeben, dass er vielleicht von einem Dämon besessen sein könnte. Sie hatte bisher zwar nie an solche Ammenmärchen geglaubt, aber langsam fing sie an, darüber nachzudenken, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit dran sein könnte.

„Bitte, Daniel!“, versuchte sie noch einmal, ihn zur Vernunft zu bringen. Die Autos, an denen er vorüberschoss, hupten warnend oder auch empört. Greta konnte die Gefahr so deutlich spüren, als säße sie mit im Auto.

Weil sie ihn anschaute, sah sie es nicht rechtzeitig kommen. Sie sah nur in seinem Gesicht, dass die wilde Fahrt nun wohl sehr bald ein Ende hatte und er es nicht mehr schaffen würde, rechtzeitig anzuhalten.

Seine Augen weiteten sich, und das nackte Grauen spiegelte sich darin wider. Er riss den Mund so weit auf, dass sein Kinn seine Brust berührte. Er schrie nicht. Was aus seinem weit aufgerissenen Mund kam, war nur ein überraschtes „Oh!“.

Greta spürte einen leichten Aufprall. Dann hörte sie das metallene Klong!, mit dem die Leitkegel, die zwei der drei Spuren abgesperrt und die Daniel umgenietet hatte, gegen die Leitplanke geschleudert wurden.

Als sie den Blick nach vorne wandte, war die gesamte Frontscheibe mit dem satten Rot eines riesigen Feuerwehrwagens ausgefüllt, von dem sie vielleicht noch einen halben Meter weit entfernt waren.

Greta hatte sich schon öfter mal überlegt, was einem Menschen wohl im Angesicht des Todes durch den Kopf gehen mochte. Jetzt hatte sie die Gelegenheit, es herauszufinden.

Ihre letzten Gedanken waren überraschend banal.

Gut, dann soll es so enden. Dann scheidet uns nun also doch der Tod, und ich kann mein Versprechen halten.

Eine halbe Sekunde später – Greta kam die kurze Zeit wie eine halbe Ewigkeit vor – krachte es.

***

Eines der großen Anliegen von Prof. Lutz Weidner, dem Chefarzt der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, war die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses.

Schon vor etlichen Jahren hatte er mit der Goethe-Universität und der Ärztekammer ein Abkommen getroffen, sich dazu verpflichtet, einmal pro Jahr die fünfzehn besten Absolventen der Medizinischen Fakultät in seinem Krankenhaus aufzunehmen und sie zu wirklich kompetenten Fachärzten auszubilden.

Das war noch nie zuvor so wichtig gewesen wie in diesen Zeiten. In den meisten Kliniken, die heutzutage vorwiegend – wie jedes x-beliebige andere Unternehmen auch – auf Gewinn ausgerichtet waren, wurden Jungärzte, die frisch von der Uni kamen, gerne als Billigpersonal benutzt.

Man ließ sie alleine Nachtdienste in Notaufnahmen oder auf Intensivstationen verrichten, ließ sie Operationen durchführen, die sie noch nie zuvor gemacht hatten, und nicht wenige medizinische Karrieren endeten, kurz nachdem sie begonnen hatten, mit einem Kunstfehlerprozess und der Entziehung der Approbation.

Prof. Weidner konnte sich lebhaft vorstellen, wohin das über kurz oder lang führen musste.

Es gab jetzt schon Statistiken, die aussagten, dass die häufigsten Todesfälle nicht durch Krebs oder Herzinfarkt, sondern durch ahnungslose Ärzte und falsch verordnete Medikamente verursacht wurden. Wie würde das erst in zehn Jahren aussehen, wenn es so weiterging?

Lutz Weidner dachte dabei auch an sich selbst. Er war zweiundsechzig Jahre alt. Noch ging es ihm hervorragend, aber die ersten altersbedingten Zipperlein würden nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Er war sich jedoch nicht sicher, ob er es wagen würde, sich in ein Krankenhaus zu begeben, wenn es so weit war. Außer in die Sauerbruch-Klinik natürlich.

Und so setzte er alles daran, wenigstens fünfzehn jungen Kollegen pro Jahr die bestmögliche Ausbildung zukommen zu lassen. Das war zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immer noch besser als gar nichts.

Da jedoch eine hervorragende Abschlussnote noch lange keine Garantie dafür war, dass der junge Mensch, der ihm ins Haus geschickt wurde, auch tatsächlich das Zeug zu einem guten Arzt hatte, waren in dem alljährlichen Überraschungspaket immer mal wieder auch ein paar Nieten enthalten.

Was Tom Hanks in dem Film „Forrest Gump“ über das Leben sagte, nämlich, dass es wie eine Schachtel Pralinen sei und man nie genau wisse, was man bekäme, das konnte auch Prof. Weidner über seine Assistenzärzte behaupten. Man wusste vorher nie, was man kriegte.

In den ersten paar Wochen nach dem Eintreffen der mehr oder weniger hoffnungsvollen Jungmediziner, fand zwischen den Oberärzten der einzelnen Stationen immer ein reges Feilschen, Tauschen und Handeln statt.

Vorhin war Wolf Habermann, der Leiter der Orthopädie, bei Lutz Weidner gewesen, um „zwei zimperliche Damen, die sich beim Anblick eines nackten Mannes die Augen zuhalten und deren Oberärmchen so dünn wie Strohhalme sind“ gegen einen „starken Kerl, der richtig zupacken kann“ zu tauschen.

Das hatte sich ganz gut getroffen, denn wenige Stunden zuvor war die Kollegin Nolte aus der Kinderstation mit der Bitte an ihn herangetreten, den ganzkörpertätowierten, vierschrötigen Assistenzarzt mit dem derben Humor, den der Chefarzt ihr zugeteilt hatte, gegen „etwas Kindgerechteres“ umtauschen zu dürfen.