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Am Ende siegt die Liebe doch
Trotz aller schweren Zeiten hoffen Ben und Anna bis zuletzt
Von Karin Graf
Vor einem knappen Jahr haben sich Ben und Anna mit einer eigenen Hausarztpraxis auf dem Land selbstständig gemacht. In den idyllischen Ort Birnbach haben sie sich sofort verliebt, hier wollen sie ihr Leben verbringen. Doch was sie sich so schön ausgemalt haben, erweist sich als Katastrophe: Die Dorfbewohner machen dem jungen Arzt und seiner Frau das Leben zur Hölle. Ihren alten Dorfarzt, der sich erst mit über achtzig Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat, den haben sie vergöttert. Aber von Bens Behandlungsmethoden halten sie rein gar nichts. Sehr bald ist die frisch renovierte Praxis daher verwaist, kein Patient lässt sich mehr blicken. Ben und Anna wachsen die Schulden über den Kopf, und auf der Straße werden sie verhöhnt und beschimpft.
Nach langem Ringen sieht das unglückliche Paar ein, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Sie werden wohl oder übel die Praxis verkaufen und in der Großstadt wieder ganz von vorn anfangen müssen.
Doch dann kommt ein furchtbarer Tag, der alles andere in den Hintergrund rücken lässt: Einem kleinen Mädchen widerfährt ein unvorstellbares, grauenhaftes Unglück. Unzählige Dorfbewohner sind dabei, als Ben verzweifelt um das Leben der fünfjährigen Marie kämpft. Und es sieht nicht so aus, als hätte der junge Arzt in diesem schier aussichtslosen Unterfangen eine Chance, das Kind zu retten ...
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Seitenzahl: 120
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Am Ende siegt die Liebe doch
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: helivideo / iStockphoto
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar
ISBN 9-783-7325-8456-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Am Ende siegt die Liebe doch
Trotz aller schweren Zeiten hoffen Ben und Anna bis zuletzt
Karin Graf
Vor einem knappen Jahr haben sich Ben und Anna mit einer eigenen Hausarztpraxis auf dem Land selbstständig gemacht. In den idyllischen Ort Birnbach haben sie sich sofort verliebt, hier wollen sie ihr Leben verbringen. Doch was sie sich so schön ausgemalt haben, erweist sich als Katastrophe: Die Dorfbewohner machen dem jungen Arzt und seiner Frau das Leben zur Hölle. Ihren alten Dorfarzt, der sich erst mit über achtzig Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat, den haben sie vergöttert. Aber von Bens Behandlungsmethoden halten sie rein gar nichts. Sehr bald ist die frisch renovierte Praxis daher verwaist, kein Patient lässt sich mehr blicken. Ben und Anna wachsen die Schulden über den Kopf, und auf der Straße werden sie verhöhnt und beschimpft.
Nach langem Ringen sieht das unglückliche Paar ein, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Sie werden wohl oder übel die Praxis verkaufen und in der Großstadt wieder ganz von vorn anfangen müssen.
Doch dann kommt ein furchtbarer Tag, der alles andere in den Hintergrund rücken lässt: Einem kleinen Mädchen widerfährt ein unvorstellbares, grauenhaftes Unglück. Unzählige Dorfbewohner sind dabei, als Ben verzweifelt um das Leben der fünfjährigen Marie kämpft. Und es sieht nicht so aus, als hätte der junge Arzt in diesem schier aussichtslosen Unterfangen eine Chance, das Kind zu retten …
„Ihr Blutdruck ist ein bisschen niedrig, Herr Kromp. Das wird der Grund für die häufigen Schwindelanfälle sein.“
Der Allgemeinmediziner Dr. Ben Mellendorf nahm dem fünfundsiebzigjährigen Patienten die Blutdruckmanschette vom Oberarm und trug den ermittelten Wert in die Patientenakte ein.
„Hoch!“, protestierte Manfred Kromp nach einer ziemlich langen Denkpause.
„Nein, nein, glauben Sie mir ruhig. Niedrig. Sogar viel zu niedrig.“
Der Patient schob die Unterlippe weit nach vorne und schaute Ben wie ein trotziger kleiner Junge aus zusammengekniffenen Augen böse an.
„War in der Stadt!“
„Schön! In München? Haben Sie was Schönes unternommen?“
„Beim Spezialisten!“
„Ach so! Und der ist zu einem anderen Ergebnis gekommen?“
„Da können Sie aber drauf wetten! Hab‘s schriftlich!“
„Wann war denn das?“, hakte Ben nach.
„Weiß ich doch nicht mehr genau. Vor zwanzig Jahren oder so.“
„Ach, na dann!“ Ben musste lachen. „Der Blutdruck ist kein konstanter Wert, Herr Kromp. Er ändert sich sogar mehrmals am Tag. Das hängt davon ab, was Sie tun, wie Sie sich fühlen, wie viel Sie trinken, was Sie essen. Und besonders im Alter fällt er gerne mal ab. Das ist bei Ihnen der Fall. Deshalb die Schwindelanfälle. Die oberen Regionen werden nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt.“
„Er hat‘s aber gesagt!“
„Der Spezialist?“
„Wer denn sonst? Und dass ich die kleinen Roten ein Leben lang einnehmen muss, weil mich sonst der Schlag trifft, das hat er auch gesagt.“
„Die kleinen Roten?“
„Pillen! Was denn sonst?“
Verstockter alter Zausel, dachte Ben bei sich und bemühte sich, geduldig und freundlich zu bleiben.
„Kommen Sie, Herr Kromp.“ Er lud den alten Herrn mit einer Geste ein, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. „Ich erkläre es Ihnen ganz genau.“
„Das brauchen Sie nicht. Das hat er mir schon genau erklärt. Der Spezialist. Für siebzig Mark! Für so viel Geld wird der mir doch wohl keinen Blödsinn erzählen, oder?“
„Natürlich nicht, Herr Kromp.“ Ben seufzte innerlich. Dieses Gespräch begann ihm langsam auf die Nerven zu gehen. „Aber das war vor zwanzig Jahren. Wie ich schon sagte, verändert sich der Blutdruck ständig. Und wenn er vor zwanzig Jahren zu hoch war, dann heißt das nicht, dass er auch heute noch …“
„Er hat‘s aber gesagt!“, gab sich der alte Mann beharrlich. „Kann ich jetzt mein Rezept haben? Mir sind die kleinen Roten ausgegangen. Dr. Savatzky hat mir immer gleich ein Dauerrezept für ein ganzes Jahr ausgestellt. Da brauchte ich nicht mal zu ihm rein. Das hat mir Fräulein Lotti gegeben. Die nette Sprechstundenhilfe, die Sie entlassen haben!“
„Ich?“ Herrgott noch mal, diese Hinterwäldler machten Ben für Dinge verantwortlich, für die er überhaupt nichts konnte. Sie waren sauer auf ihn, weil Dr. Savatzky nicht mehr praktizierte.
Der Kollege, der Ben die Praxis verkauft hatte, war fast achtzig Jahre alt und schon ziemlich senil. Und jetzt sollte es auch noch seine Schuld sein, dass Fräulein Lotti weg war.
„Fräulein Lotti war über siebzig!“
„Na und? Bin ich auch. Als ob das ein Grund wäre! Aber nett war sie. Und anständig!“
„Sie ist in Rente gegangen. Sie wollte gar nicht für mich weiterarbeiten.“
„Sie wird schon gewusst haben, warum! Kann ich jetzt mein Rezept für die kleinen Roten? Die in der Apotheke in Sauerbach haben gesagt, dass es abgelaufen ist. Und ich habe keine mehr.“
Ben seufzte abgrundtief.
„Nein, Herr Kromp. Ich kann Ihnen beim besten Willen kein Medikament verordnen, von dem ich sicher bin, dass es Ihnen schadet.“
„Ah, dann war also Dr. Savatzky einer, der mir geschadet hat? Das steck ich ihm. Er kommt jeden Freitag in den Goldenen Hirsch zum Stammtisch, da steck ich es ihm. Und die kleinen Roten, die hole ich mir von Dr. Sedlaceck, drüben in Sauerbach!“
„Das habe ich nicht gesagt“, brauste Ben auf. „Ich meinte lediglich, dass …“ Den Rest konnte er sich sparen, denn da war Herr Kromp längst nach draußen geschlurft. Die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloss.
„Tschüss, verstockter alter Zausel! Nimm doch so viele kleine Rote, wie du willst!“, fluchte Ben entnervt und schleuderte die Mappe mit Herrn Kromps medizinischen Unterlagen hoch in die Luft. Blutbefunde, Röntgenbilder, alte Rezepte und Allergietests segelten langsam zu Boden.
Ben riss die Schublade mit dem Hängeregister auf und zählte die Patientenakten, die noch übrig waren.
„Drei! Ist doch voll super!“ Drei Akten waren noch übrig. Drei potentielle Patienten hatte er noch.
Er hatte es geschafft, innerhalb keines ganzen Jahres fast sechshundert Patienten zu vergrätzen. Und warum? Weil er zu jung war. Weil er kein Hiesiger war. Weil seine Arzthelferin schamlose kurze Kleider trug, die ihre Knie nicht bedeckten, und weil sie nicht Fräulein Lotti und er noch dazu mit ihr verheiratet war!
Weil er Dr. Savatzky vertrieben hatte. Weil er den Leuten die kleinen Roten, die großen Grünen, die eckigen Weißen und die länglichen Gelben wegnahm. Und das, obwohl die alten Leute hier im Dorf einen Wettstreit am Laufen hatten, wer mehr Medikamente einnehmen musste.
Neulich war doch tatsächlich eine dieser alten Spinatwachteln bei ihm gewesen und hatte sich bitter beklagt, dass ihre Nachbarin, die zehn Jahre jünger war und im Gegensatz zu ihr überhaupt nicht krank aussah, drei Tabletten mehr bekam als sie.
Kleine Gelbe, dann so ne Kapseln und noch so welche Roserne! Die hatte sie auch haben wollen. Und als er sie ihr verweigert hatte, war sie natürlich zu Dr. Sedlaceck, drüben in Sauerbach geeilt.
„Ich will nach Hause!“, rief Ben frustriert aus. „Die haben hier alle einen Knall! Ich mag die alle nicht!“ Dann sank er vornüber, und seine Stirn krachte schwer auf die Platte seines neuen Schreibtischs.
So blieb er reglos sitzen und wartete auf das nächste zermürbende Donnerwetter, das jetzt unweigerlich folgen würde.
„Was hast du getan, Ben?“ Annas Stimme klang unangenehm schrill, und sie atmete schwer. „Jetzt sind wir auch noch Herrn Kromp los. Er hat mir gerade gesagt, dass er zu Dr. Sedlaceck, drüben in Sauerbach wechselt!“
„Die kleinen Roten“, tönte es dumpf von unten her.
„Wie bitte?“
Ben richtete sich mit einem Ruck auf.
„Ich wollte ihm die kleinen Roten nicht geben!“, schrie er völlig entnervt und fuhr mit beiden Händen kreuz und quer über seinen Schreibtisch, sodass Kugelschreiber, Rezeptblock, Familienfotos, Ablagekorb, Briefe, Stethoskop und Tischkalender zu Boden regneten. „Soll er doch abhauen, der störrische Strohkopf, und sich woanders vergiften lassen! Ich hasse sie alle! Alle! Die sind alle doof! Und gemein! Doof, gemein und hinterwäldlerisch!“
Er zuckte zusammen, als Anna die Hände in die Hüften stemmte. Das war nämlich ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihm eine längere Strafpredigt bevorstand. Und da ging es auch schon los.
„Ist dir eigentlich klar, dass heute Morgen der Gerichtsvollzieher bei uns im Haus war?“, zischte sie. „Und ist dir auch klar, dass er mir meinen gesamten Schmuck, das Auto und die Goldmünzen abgenommen hat, die ich von meiner Großmutter bekommen habe?“
„Was? Wann? Wieso erfahre ich das erst jetzt? Und warum hast du mich nicht …“
„Und ist dir außerdem klar“, zeterte sie weiter, ohne auf seine Fragen zu reagieren, „dass das nicht einmal zehn Prozent unserer Schulden abdeckt? Und weißt du auch, dass die Bank uns eine Frist von zwei Monaten gesetzt hat, um die ausstehenden fünf Kreditraten zu bezahlen, weil sie uns sonst das Haus und die Praxis wegnimmt?“
Sie fuchtelte wild mit den Händen herum und brach in ein irres Gelächter aus.
„Aber wir haben ja noch drei Patienten! Drei! Das reicht ja vollkommen! Das Blöde ist nur, dass wir die bloß deshalb noch haben, weil die sowieso nie einen Arzt brauchen! Sobald die einmal herkommen, jagst du die auch noch zum Tempel raus! Und dann?“
Sie rang keuchend nach Luft.
„Was machen wir dann? Um einen Platz im Obdachlosenheim bitten? Ins Ausland flüchten? Oder knüpfen wir uns dann auf dem Dachboden unseres neu gebauten Hauses an einem der noch nicht bezahlten Querbalken auf?“
„Jetzt geh du nicht auch noch auf mich los!“, wehrte sich Ben. „Ich habe es so schon schwer genug mit diesen einfältigen Landeiern! Woher sollte ich denn wissen, dass …“
„Weil ich es dir gesagt habe!“, brüllte Anna und brach in Tränen aus. „Weil ich selbst in einem Dorf aufgewachsen bin und weiß, dass man dort mindestens tausend Jahre lang leben muss, ehe man von den Einheimischen so halbwegs akzeptiert wird!“ Außer sich vor Wut und Frust, holte sie mit dem Fuß aus und trat gegen das neue Ultraschallgerät.
„Nicht!“ Ben fuhr zusammen. Das Ding war nicht billig gewesen, es war – wie alles andere auch – auf Kredit gekauft und noch lange nicht abbezahlt.
„Aber nein!“, brüllte sie übergangslos weiter. „Du musstest ja unbedingt nach Birnbach am Allerwertesten der Welt übersiedeln und die Praxis eines uralten Dorfdoktors kaufen, der neunzig Prozent aller Eingeborenen mit den eigenen Händen aus deren Müttern gezerrt hat! War doch klar, dass die Leute dem nachtrauern. War doch klar, dass sie einem Fremden, der ihr Enkel sein könnte, nicht über den Weg trauen!“
„Und?“ Ben ruckte trotzig sein Kinn nach oben „Was hast du jetzt vor? Willst du dich von mir scheiden lassen, weil ich ein Versager bin?“
„Das sollte ich wohl!“, zischte sie. „Das sollte ich wirklich! Besser wäre es für mich, anstatt mit dir unterzugehen!“ Sie schüttelte fassungslos den Kopf. „Wieso konntest du dem alten Krauterer seine verdammten kleinen Roten nicht geben? Wieso musst du immer so schrecklich rechthaberisch sein? Wäre dir eine Zacke aus der Krone gebrochen, wenn du ihm das blöde Rezept ausgestellt hättest?“
Ben seufzte und wurde schlagartig ernst und ruhig.
„Herr Kromp hat einen Wert von neunzig zu fünfzig. Das ist weit unter dem Normalwert. Du weißt, was passieren wird, wenn er weiterhin Blutdrucksenker schluckt. Er hat jetzt schon heftige Schwindelanfälle, ist ständig müde und sieht kaum noch etwas, weil Gehirn und Netzhaut nur noch mangelhaft durchblutet werden.
Natürlich wusste Anna Bescheid. Sie war ja diplomierte Krankenpflegerin.
„Aber … aber er bekommt das Medikament so oder so. Jetzt halt von Dr. Sedlaceck.“ Sie lachte unter Tränen. „Der macht jetzt das Geschäft seines Lebens. Ich habe gehört, dass sein Wartezimmer jeden Tag so überfüllt ist, dass die Patienten bis auf die Straße hinaus anstehen. Und dass er seinen uralten klapprigen Japaner gegen einen Porsche getauscht hat.“
„Tut mir leid, Liebling.“ Ben senkte den Kopf. „Ich kann es nicht. Diesmal wollte ich sogar. Wirklich. Aber ich kann es nicht. Ich kann den Patienten nicht wissentlich das Leben verkürzen oder gar nehmen, nur um selbst besser dazustehen. Es geht nicht. Das bringe ich einfach nicht über mich.“
Als Anna die einzelne Träne sah, die sich von den dichten dunklen Wimpern an seinem unteren Lidrand löste, war sie mit drei großen Schritten bei ihrem Mann und legte ihm einen Arm um die Schultern.
„Nicht, Ben! Wir werden das schon irgendwie durchstehen. Schlimmstenfalls müssen wir Konkurs anmelden und noch einmal ganz von vorne beginnen. Wir gehen wieder nach Frankfurt zurück und fragen, ob uns die Sauerbruch-Klinik wieder aufnimmt. Wenn nicht – Krankenhäuser gibt es wie Sand am Meer. Gute Ärzte und Pflegerinnen dagegen nicht. Wir werden schon irgendwo unterkommen.“
„Ja.“ Ben zog die Nase hoch und konnte schon wieder ein bisschen lächelnd. „Drüben im Kreiskrankenhaus von Sauerbach vielleicht. Dann trifft Herrn Kromp zum zweiten Mal der Schlag, wenn er eingeliefert wird – weil ihn wegen der kleinen Roten der Schlag getroffen hat – und er von mir behandelt wird.“
„Und das Letzte, was er von dir hören wird, ist: Ich hab‘s Ihnen ja gesagt!“, ergänzte Anna schmunzelnd.
Sie bückte sich und sammelte Herrn Kromps Unterlagen auf, die spätestens morgen von Dr. Sedlaceck, drüben in Sauerbach angefordert werden würden.
„Du bist zu gut für diese Welt, Schatz“, seufzte sie. „Andere Ärzte kassieren fette Bonuszahlungen von den Pharmafirmen, wenn sie die Patienten mit so vielen Medikamenten wie nur möglich abfüllen. Und wenn die dabei fast hopsgehen, dann kriegen sie auch noch einen Anteil von der Klinik, der sie so viele Patienten wie nur möglich verschaffen.“
„Wenn du einen reichen Killer willst, hättest du lieber einen Mafioso heiraten sollen“, murmelte Ben mit einem unterdrückten Grinsen.
Anna nickte. „Ein Mafioso hätte niemals zugelassen, dass man mir den Verlobungsring wegnimmt. Der hätte extra irgendwas an unser neues Haus angebaut und den Gerichtsvollzieher darin einbetoniert.“
Ben lachte. „Ich verspreche, dass ich zumindest darüber nachdenken werde, Schatz. Wenn unser Vordach demnächst von fünf dicken Säulen gestützt wird, dann weißt du, dass ich es kapiert habe.“
„Dreißig Säulen!“, protestierte Anna grinsend. „So viele Gläubiger haben wir bereits.“
„Dann also dreißig. Der viele Beton, den ich für die Säulen brauche, ist ja auch nicht gerade billig. Aber, sag mal, der hat dir wirklich den Verlobungsring weggenommen?“
Anna nickte und zeigte Ben ihren linken Ringfinger, auf dem nur noch ein weißer Streifen an den traumhaft schönen Smaragdring erinnerte.