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Zu müde, um zu kämpfen
Während der OP gibt ein Arzt viel zu schnell auf
Karin Graf
Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau ist das Leben für den jungen Mediziner Timo ohne jeden Sinn. Mit ihr hatte er doch noch so viel vor: eine Familie gründen, das Leben auskosten. Was soll er jetzt noch auf dieser Welt?
Einzig die Arbeit in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik hält den Arzt davon ab, vollkommen in seinem Leid zu versinken. Hier wird er gebraucht, hier kann er anderen Menschen helfen.
Zuerst sieht es ganz danach aus, als wäre die Verantwortung in seinem Job wirklich Timos Rettung. Während er sich um seine Patienten kümmert, kann er seinen eigenen Schmerz vorübergehend verdrängen. Doch dann kommt es zu einem furchtbaren Zwischenfall.
Im OP liegt ein zwölfjähriges Mädchen, das nach einem tragischen Sturz aus einem fahrenden Zug schwerste Kopfverletzungen erlitten hat. Der Schädel ist mehrfach gebrochen, und auch ansonsten scheint an dem Kind kaum etwas heil geblieben zu sein. Timo ist wild entschlossen, die Kleine zu retten. Doch als er gerade mit der Operation beginnen will und in das Gesicht des bewusstlosen Mädchens blickt, ist er plötzlich wie erstarrt. Sein ganzer eigener Kummer überrollt ihn gnadenlos. Eine lähmende Müdigkeit überfällt ihn, er fühlt keinerlei Energie mehr in sich. Diesen Kampf um das Leben der jungen Patientin kann er einfach nicht führen. Er hat keine Kraft mehr dafür ...
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Zu müde, um zu kämpfen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Morsa Images / iStockphoto
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-8457-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Zu müde, um zu kämpfen
Während der OP gibt ein Arzt viel zu schnell auf
Karin Graf
Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau ist das Leben für den jungen Mediziner Timo ohne jeden Sinn. Mit ihr hatte er doch noch so viel vor: eine Familie gründen, das Leben auskosten. Was soll er jetzt noch auf dieser Welt?
Einzig die Arbeit in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik hält den Arzt davon ab, vollkommen in seinem Leid zu versinken. Hier wird er gebraucht, hier kann er anderen Menschen helfen.
Zuerst sieht es ganz danach aus, als wäre die Verantwortung in seinem Job wirklich Timos Rettung. Während er sich um seine Patienten kümmert, kann er seinen eigenen Schmerz vorübergehend verdrängen. Doch dann kommt es zu einem furchtbaren Zwischenfall.
Im OP liegt ein zwölfjähriges Mädchen, das nach einem tragischen Sturz aus einem fahrenden Zug schwerste Kopfverletzungen erlitten hat. Der Schädel ist mehrfach gebrochen, und auch ansonsten scheint an dem Kind kaum etwas heil geblieben zu sein. Timo ist wild entschlossen, die Kleine zu retten. Doch als er gerade mit der Operation beginnen will und in das Gesicht des bewusstlosen Mädchens blickt, ist er plötzlich wie erstarrt. Sein ganzer eigener Kummer überrollt ihn gnadenlos. Eine lähmende Müdigkeit überfällt ihn, er fühlt keinerlei Energie mehr in sich. Diesen Kampf um das Leben der jungen Patientin kann er einfach nicht führen. Er hat keine Kraft mehr dafür …
Der Wind wirbelte ein einzelnes weißes Blütenblatt hoch auf. Es tanzte eine Weile wie ein unentschlossener Schmetterling im ständig richtungswechselnden Luftstrom, setzte sich kurz auf dem schwarzen Hut eines alten Mannes zur Ruhe, wirbelte wieder auf, berührte Timo Lorenz an der Schulter, überschlug sich, von einem schweren Regentropfen getroffen, rappelte sich wieder hoch und blieb schließlich auf einem schwarzen Stein kleben.
Lilly-Marlen. Wie passend. Es war das Blütenblatt einer Lilie. 2006 bis 2017.
Elf Jahre. Ein Foto war in den Stein eingelassen. Mit Plexiglas vor der Witterung geschützt. Ein Engel mit blonden Locken und großen blauen Augen, die freudig blitzend in die Zukunft blickten. Nur dass Lilly-Marlen keine Zukunft mehr hatte.
Wie und warum, das konnte Timo nicht wissen. Was er jedoch wusste und jetzt deutlich vor seinem inneren Auge sah, war, dass diese blauen Augen nicht mehr existierten. Von den blonden Locken mochten noch ein paar Strähnen übrig sein. Doch die rahmten keine rosigen Wangen und kein strahlendes Lächeln mehr ein. Sie zierten leere Augenhöhlen, lippenlose Kiefer und gebleckte Zähne.
Alles, was an Lilly-Marlen jemals lieblich und schön gewesen war, hatten längst die Würmer gefressen. Und eben jetzt wurde ein neuer Festschmaus für die Würmer in die Erde gesenkt.
Florentina. 1991 bis 2019. Achtundzwanzig Jahre. Fast dreimal so viel Leben wie Lilly-Marlen zur Verfügung gehabt hatte, aber immer noch viel zu wenig.
„Was?“ Timo zuckte zusammen, als jemand ihn an der Schulter berührte.
Julia, seine ältere Schwester, beugte sich nahe zu seinem Ohr.
„Ich habe dich gefragt, ob du noch eine Weile durchhältst, Timo. Du wirkst so … weggetreten.“
„Klar! Mir geht es super! Ich habe nur … Da war ein Blatt … Lilly-Marlen, elf Jahre! Wer denkt sich so was aus? Wer lässt so wundervolle Geschöpfe unter der Erde vermodern? Gott? Dann hat er einen an der Klatsche.“
Erst, als die anderen Trauergäste ihn unverhohlen anstarrten, merkte er, dass er seine Antwort beinahe geschrien hatte. Na und? Ihm war schon lange nichts mehr peinlich.
Wenn man vom Leben auf so grausame Weise hintergangen, betrogen und bestohlen worden war, dann scherte man sich nicht mehr um solche Lappalien. Höflichkeit und gutes Benehmen und zwischenmenschliche Gepflogenheiten und politische Korrektheit, das alles galt für ihn nicht mehr. Die Welt war nicht fair zu ihm gewesen. Jetzt konnte sie ihm den Buckel runterrutschen.
Lilly-Marlen hatte vermutlich auch elf Jahre lang feines Benehmen und vornehme Zurückhaltung eingetrichtert bekommen. Und wozu? Um mit den Käfern und Würmern höflich parlieren zu können, während die sie auffraßen?
Was redete der Typ im schwarzen Kleid dort vorne?
„Florentina hatte keine Sünden, du Quatschkopf!“
Ups! Wieder zu laut. Er musste aufpassen, er begann, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
Wieder starrten sie ihn alle an. Und Julia drückte besorgt seinen Oberarm. Als ob das irgendetwas wiedergutmachen könnte! In den letzten fünf Tagen war sein Oberarm so oft gedrückt und seine Schulter so oft getätschelt worden, dass er dort schon ganz blau sein musste. Timo rückte genervt einen Schritt weit von Julia ab.
Der Pfarrer, dem der Regen längst die Frisur auf groteske Weise geplättet hatte und dem die Tropfen von der Nase in das dicke Buch tropften, von dem er den Blödsinn ablas, den er hier verzapfte, kam jetzt zu seinem Asche zu Asche-Sermon.
„Aber sicher doch! Wenn dieser Gott jeden einzelnen Menschen aus Staub geknetet hätte, dann würde er mit seiner Bastelarbeit wohl etwas pfleglicher umgehen.“ Man konnte ja nun wirklich nicht behaupten, dass Florentina schlecht gelungen gewesen wäre und deshalb ausgemustert werden musste.
„Geh!“ Julia gab ihm einen Schubs in den Rücken.
„Was denn? Wohin? Was ist los? Was willst du von mir? Wieso schubst du mich dauernd? Was? Ach so!“
Der Pfarrer winkte ihn nach vorne zu sich. Ein Schäufelchen in der Hand. Aber Timo wollte nicht. Er wollte keine Schaufel Dreck auf seine Frau kippen. Er wollte nicht mal nach vorne gehen.
Wenn er nach vorne ging und in die Grube schaute, dann würde er sie sehen können. Die Viecher, die sich schon die Lippen leckten und die Lätzchen umbanden und sich um die leckersten Teile stritten.
Außerdem hatte er die Rosen, die Julia ihm zum Runterwerfen gegeben hatte, schon in der Kirche kahlgerupft. Er hielt nur noch die nackten Stängel in der Hand.
Er verabscheute diese ganze bescheuerte, heuchlerische Zeremonie. Und überhaupt …
„Wieso sagt der nichts über Hänschen-klein? Hänschen-klein ist doch auch tot!“
Hänschen-klein war der „Projektname“ ihres Babys gewesen. Sechs Monate alt. Pränatal. In ein paar Jahren würde ein kleines Gerippe im großen Gerippe dort unten liegen. Ein Gerippen-Puzzle, sozusagen.
Gerade jetzt flammte die Abtreibungsdebatte wieder einmal neu auf. Typen wie der Futzi im Kleid dort vorne nannten es Mord, wenn eine Frau sich dagegen entschied, ein Kind zur Welt zu bringen. Aber wenn eines davon auf natürliche Weise starb, dann war es nicht einmal bei der Beerdigung eine Erwähnung wert. Dann hieß es auf einmal, was noch nicht getauft war, hätte noch keine Seele. Also was jetzt? Mal so, mal so?
„Junge! Bitte den Herrn lieber um Hirn für dich! Ups! Sorry! Nee, nichts gesagt.“
Drei Jahre lang, seit ihrer Hochzeit, hatte Florentina versucht, schwanger zu werden. Und als es dann endlich so weit gewesen war, hatte sich neben Hänschen-klein ein dunkler böser Zwilling eingenistet. Projektname: Gebärmutterhalskrebs.
Ach, und übrigens, sehr verehrte Damen und Herren, wollen Sie den größten Witz des Jahrhunderts hören? Ja? Ich bin Arzt und habe es nicht bemerkt. Bis es zu spät war. Ist der nicht zum Schreien komisch?
Timo brach in ein gackerndes Lachen aus und fing sich damit wieder einen Schubs von Julia ein.
„Timo!“
„Ja, ja, schon gut. Mir ist nur gerade ein richtig guter Witz eingefallen.“
Herrgott, er musste sich zusammenreißen. Er merkte ja selbst, dass er ganz übel am Rad drehte. Aber es war ihm jetzt ganz und gar nicht danach, demütig den Kopf zu senken, zu schniefen und einen alten Sadisten anzubeten, der aus der einst so lebenslustigen, wunderschönen und liebenswerten Flora ein Festmahl für das Ungeziefer gemacht hatte.
Jetzt gingen sie alle einzeln nach vorne und bewarfen Florentina mit Erde. Nur für den Fall, dass sie noch nicht wusste, wohin sie jetzt gehörte.
Kling-klang-klong, pochte es dumpf auf die hübsch verzierte Kiste, die Julia ausgesucht hatte. Timo stellte sich vor, wie Florentina plötzlich „Herein!“ rief und sie alle schreiend davonrannten. Darüber musste er schon wieder lachen.
„Timo! Drehst du durch?“
„Wer? Ich? Nein, nein, alles paletti.“
Jetzt bildeten sie eine Schlange. Er konnte sehen, wie sie alle miteinander, wie aufs Stichwort, einen vor Mitleid triefenden Ausdruck in ihre Gesichter zwangen.
Der Erste dieser Abordnung war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Gleich würde er ihm einen schlaffen Händedruck verpassen, seinen Oberarm drücken und ihm ein gehauchtes „Herzliches Beileid. Sie war so ein guter Mensch. Ein Jammer, dass sie so früh gehen musste. Es trifft immer die Guten zuerst“ ins Ohr säuseln.
Wollte er das hören? Nein, sicher nicht!
„Tut mir leid!“, raunte Timo seiner Schwester zu. Und noch ehe sie den Mund aufmachen und nachfragen konnte, was ihm leid täte, wirbelte er herum und rannte los.
Vorüber an endlosen Reihen begrabener Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen. Durch das protzige Portal des Frankfurter Hauptfriedhofs. Vorüber an blank polierten Angeberschlitten. Vorbei an dem Restaurant, in dem Julia eine kleine Trauerfeier arrangiert hatte.
Trauerfeier! Sie würden schlemmen und trinken, als ob es auch für sie kein Morgen gäbe. Sie würden der Form halber ein paar Seufzer und ein paar salbungsvolle Kommentare von sich geben. Nach den ersten paar Bieren würden die ersten zotigen Witze fallen. Und dann würde für sie alles wieder so sein wie zuvor.
Für sie alle. Für ihn nicht. Nie wieder! Für ihn hieß es: Vorhang zu – Ende der Vorstellung – Sperrstunde – Aus die Maus – Tschüss und kommen Sie gut nach Hause!
Er rannte den ganzen Weg bis nach Hause. Er rannte, bis sein affiger schwarzer Anzug, den Julia ihm aufgenötigt hatte, vom Regen und vom Schweiß durchtränkt und schwer war.
Doch der Schmerz, die Trauer, die Fassungslosigkeit und die schreckliche Leere, sie alle konnten problemlos mit ihm schritthalten. Sie hatten sich bei ihm untergehakt, auf seine Schultern gesetzt, an seine Beine geklammert und waren seit fünf Tagen seine ständigen Begleiter. Seine besten Freunde. Zuverlässig, anhänglich und treu bis in den Tod.
Doch das machte nichts. Jetzt nicht mehr. Timo wusste jetzt ganz genau, wie er sie endgültig abhängen konnte.
***
In der Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik näherte sich gerade ein Eingriff der heißen Phase.
Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, trat einen Schritt vom OP-Tisch zurück, deutete auf seinen Kopf und beugte sich nach vorne.
„Jens, bitte!“
Jens Jankovsky, der fast zwei Meter lange Sanitäter, schob ihm die Lupenbrille von der Stirn vor die Augen.
„Okay. Sitzt sie gut oder drückt was?“
„Nein, sitzt perfekt, danke.“
Einen Tumor zu entfernen, gehörte nicht unbedingt zu Peters Routineeingriffen. Dafür gab es die Onkologie mit ihren Spezialisten. Aber der hier hatte keine Zeit, um auf die Warteliste gesetzt zu werden. Der musste sofort raus. Dieser Tumor war praktisch über Nacht ins Kraut geschossen und drückte dem erst sechsundzwanzig Jahre jungen Mann die Leberarterie ab.
Ein paar Stunden länger, und das Organ würde verrotten, den Kreislauf mit Gift fluten und den Patienten binnen kürzester Zeit umbringen.
„Kauter?“ Oberschwester Nora hielt fragend ein Gerät hoch, das fast wie eine elektrische Zahnbürste aussah, an der Spitze jedoch eine Drahtschlinge hatte.
Peter nickte. „Maximale Temperatur. Ich will den Scheißkerl verdampfen, bevor er noch schnell streuen kann.“
Dr. Elmar Rösner, Peters rothaariger Assistenzarzt, dem er vor allen anderen Jungmedizinern den Vorzug gab, weil er gewissenhaft arbeitete, lieber dreimal nachfragte, bevor er einmal etwas falsch machte, und nicht schon kurz nach dem Studium glaubte, die Notfallchirurgie erfunden zu haben, riss ein Paket mit Tupfern auf.
„Wenn du mir versprichst, meine Finger nicht mit zu verdampfen, fange ich den Drecksack auf.“
„Ich versprech‘s. Beschwören kann ich es allerdings nicht. Aber du hast ja eh zehn. Einer mehr oder weniger …“
„Hör mal, du!“
„Nein, ich passe schon auf, El.“
„Tausend Grad, Vorsicht!“ Nora Lechner reichte dem Notarzt den Elektrokauter zu.
„Danke. Bist du so weit, El?“
„Mach ihm den Garaus, Boss!“
„Worauf du dich verlassen kannst, Grünschnabel!“
„Nimm lieber ein bisschen mehr mit, Peter. Der Rand vom sechsten Segment sieht auch schon verhärtet aus.“ Elmar fügte rasch ein zerknirschtes „Sorry!“ hinzu. So mancher andere Chef hätte es einem Assistenzarzt übelgenommen, wenn der glaubte, ihm Ratschläge erteilen zu müssen. Doch Dr. Kersten …
„Schon gut. Wo du recht hast, hast du recht. Immer raus damit. Auch die alten Hasen können sich mal verschätzen. Ja, ich kann es jetzt auch sehen. Danke, Elmar. Achtung, ich schneide.“
Übelriechender Dampf stieg den beiden Medizinern, die sich tief über das Operationsfeld beugten, in die Nasen. Doch keiner der beiden wich auch nur einen Millimeter zurück.
„Ich bin gleich durch!“
„Nur zu, ich habe ihn!“
Ein fast faustgroßer Gewebeklumpen landete klatschend in der metallenen Auffangschale, die Schwester Annette dem Assistenzarzt hinhielt. Die junge Pflegerin sog zischend die Luft ein.
„O Gott! Der ist ja riesig!“
„Allerdings!“ Peter kontrollierte den bogenförmigen Wundrand im rechten Leberlappen und wartete, ob irgendwo Blut austreten würde. Doch die feinen Blutgefäße waren durch die Hitze fest versiegelt worden. Er seufzte zufrieden auf. „Ich denke, damit ist die Sache aus der Welt. Das abgeschnittene Leberstück wird wieder nachwachsen – und zwar hoffentlich ohne unerwünschte Beigabe.“
Peter wischte mit dem Unterarm die Lupenbrille auf seine Stirn zurück und blinzelte ein paarmal, um seine Augen wieder auf normale Sicht einzustellen.
„Bringen Sie den Schweinehund bitte gleich ins Labor, Annette. Der Befund geht direkt an die Onkologie.“
„Bin schon unterwegs! Soll ich auch gleich ein Bett von der Onkologie anfordern?“
„Ja, bitte. Halbe Stunde noch, schätze ich.“
„Wie lange noch für mich?“, wollte Dr. Hannes Fischer, der sechzigjährige Anästhesist, wissen, der auf einem Hocker am Kopfende des OP-Tischs saß und die Monitore der Überwachungsgeräte, mit denen der Patient verkabelt war, nicht aus den Augen ließ.
„Gibt es Probleme, Hannes?“
„Eine Vollnarkose ist immer ein Problem“, erwiderte der Mediziner. „Deshalb würde ich das Narkotikum gerne so bald wie möglich ausschleichen.“