Der Notarzt 354 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 354 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Heute heiratet meine Frau
Dr. Kersten und eine unglaubliche Geschichte
Von Karin Graf

Notarzt Peter Kersten ist von seinem neuen Assistenzarzt begeistert: Der attraktive Mark Wenckthal ist nicht nur überaus hilfsbereit und sympathisch, sondern noch dazu ausgesprochen begabt. Obwohl er als Assistenzarzt eigentlich noch gar nicht über so viel Erfahrung verfügen kann, wirkt er in der Notaufnahme in jeder brenzligen Situation ungewöhnlich kompetent und selbstsicher.
Doch dann kommt es in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik zu mehreren sehr merkwürdigen Situationen, in denen sich Mark äußerst seltsam verhält. Nicht nur Peter Kersten, sondern auch andere Kollegen beschleicht zunehmend der Verdacht, dass der Sechsunddreißigjährige etwas Wichtiges vor ihnen verheimlicht. Ausgerechnet während einer dramatischen OP, bei der es um das Leben eines kleinen Mädchens geht, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Plötzlich ist offensichtlich, dass Mark unmöglich der sein kann, der zu sein er behauptet ...

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Seitenzahl: 118

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Heute heiratet meine Frau

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Africa Studio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8677-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Heute heiratet meine Frau

Dr. Kersten und eine unglaubliche Geschichte

Karin Graf

Notarzt Peter Kersten ist von seinem neuen Assistenzarzt begeistert: Der attraktive Mark Wenckthal ist nicht nur überaus hilfsbereit und sympathisch, sondern noch dazu ausgesprochen begabt. Obwohl er als Assistenzarzt eigentlich noch gar nicht über so viel Erfahrung verfügen kann, wirkt er in der Notaufnahme in jeder brenzligen Situation ungewöhnlich kompetent und selbstsicher.

Doch dann kommt es in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik zu mehreren sehr merkwürdigen Situationen, in denen sich Mark äußerst seltsam verhält. Nicht nur Peter Kersten, sondern auch andere Kollegen beschleicht zunehmend der Verdacht, dass der Sechsunddreißigjährige etwas Wichtiges vor ihnen verheimlicht. Ausgerechnet während einer dramatischen OP, bei der es um das Leben eines kleinen Mädchens geht, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Plötzlich ist offensichtlich, dass Mark unmöglich der sein kann, der zu sein er behauptet.

Was dann nach und nach ans Licht kommt, ist eine beinahe unglaubliche Geschichte, bei der es nicht nur um eine Hochzeit, sondern – für Mark – um alles geht.

„Herr Dr. Jost, Frau Lenzberg ist da und wünscht Sie dringend zu sprechen.“

Mit dieser Nachricht tauchte Dennis Harzwohl, der junge angehende Jurist, der am Hamburger Amtsgericht sein Gerichtspraktikum absolvierte, am Montagmorgen im Büro des zweiundfünfzigjährigen Richters auf.

Dennis erschrak, als der Jurist seinen Kopf so tief nach vorne fallen ließ, dass seine Stirn krachend auf der Platte seines Schreibtischs auftraf.

„Herr Dr. Jost?“ Besorgt eilte er ein paar Schritte weiter in das Büro des Amtsrichters hinein. „Geht es Ihnen gut?“

„Ich lebe noch“, tönte es dumpf von unten her. „Können Sie der Dame nicht sagen, dass ich im Urlaub bin? Oder krank? Oder verstorben? Egal, was. Irgendwas. Ich bitte Sie, halten Sie mir die verdammte alte Schabracke vom Leib.“

Dennis sog zischend die Luft ein. Er war schockiert. Er hatte sich bereits am ersten Tag seines inzwischen drei Monate dauernden Praktikums Dr. Jost zum Vorbild genommen. Er bewunderte seine Contenance, seine Höflichkeit, seinen großen Sinn für Gerechtigkeit und Menschenwürde.

Vor diesem Richter waren wirklich alle Menschen gleich. Ob nun ein millionenschwerer Banker vor ihm saß oder ein kleiner Taschendieb, Richter Jost machte da keinen Unterschied. Dennis hatte noch nie erlebt, dass er jemals sarkastisch, zynisch, spöttisch oder gar menschenverachtend zu irgendwem gesprochen hätte.

Für Dennis war dieser Richter ein heller Stern in dem teilweise schon recht verfilzten Rechtssystem, in dem sich immer öfter wahre Sümpfe aus Korruption und Vetternwirtschaft auftaten.

Genau so wollte auch er einmal sein, wenn er den Talar trug. Er hatte tatsächlich um der Gerechtigkeit willen Jura studiert und nicht, weil man in diesem Metier gut verdienen konnte. Schon seit seiner Grundschulzeit hatte es für ihn keinen anderen Berufswunsch gegeben.

Dennis war praktisch im Gerichtssaal aufgewachsen. Ab seinem achten Lebensjahr hatte er regelmäßig im Zuschauerraum Platz genommen, wenn sein Vater eine Verhandlung gehabt hatte. Also … nicht so. Andersrum. Sein Vater hatte leider immer auf der falschen Seite des Richterpults gesessen. Diebstahl, Körperverletzung, Betrug – solche Sachen.

„Ähm … vielleicht handelt es sich hier um eine Verwechslung, Herr Richter. Die Dame, die draußen wartet, ist weder alt noch … irgendwie … also …“ Er stockte. Es fielen ihm nicht die richtigen Worte ein.

Er hoffte, es möge sich herausstellen, dass er Dr. Jost nur falsch verstanden hatte. Verdammte alte Schabracke, solche Wörter konnten gar nicht aus dem Mund des Mannes gekommen sein, den er so sehr schätzte und bewunderte. Doch …

„Sie mag ja wie eine Dame aussehen, aber das ist nur Verkleidung. In Wahrheit ist sie … sie ist … Ach, mir fehlen die Worte. Schicken Sie sie bitte weg. Und dann suchen Sie Ihre Akte raus und versuchen sie, den Fall jemand anderem aufs Auge zu drücken. Dem Kollegen Auerbach vielleicht. Der hat schon ein Magengeschwür, da kommt es auf eines mehr auch nicht mehr an.“

„Ich fürchte, das wird nicht möglich sein“, erwiderte Dennis und zuckte bedauernd mit den Schultern, obwohl der Richter ihn nicht sehen konnte, weil er noch immer Vogel Strauß spielte. „Frau Lenzberg weiß, dass Sie hier sind. Sie hat sich unten am Schalter nach Ihnen erkundigt.“

Arthur Jost richtete sich auf und seufzte gequält.

„Finden Sie, dass ich ein schlechter Mensch bin, Herr Harzwohl?“

„Im Gegenteil!“, rief Dennis erschrocken aus. „Ich finde Sie … Ich mag … Sie sind mein Vorbild!“

„Ach so? Danke! Aber warum straft Gott mich dann und schickt mir diese Einpersonen-Heuschreckenplage?“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Egal. Holen Sie sie herein. Aber Sie bleiben auch hier und führen das Protokoll, ja?“

„Sehr gerne, Herr Richter!“ Dennis eilte zur Tür zurück. Dort hielt er mitten in der Bewegung inne, als der Richter ihm eine merkwürdige Frage stellte.

„Wollen Sie einmal heiraten, Herr Harzwohl?“

„Später schon. So mit fünfunddreißig vielleicht. Das gehört doch dazu, oder? Eine eigene Familie mit Kindern. Wofür würde man sonst eine Karriere machen wollen?“

„Das sehe ich auch so.“ Dr. Jost, der selbst eine reizende Frau – sie war Staatsanwältin – und drei Kinder hatte, nickte. „Schauen Sie sich Frau Lenzberg gut an, junger Kollege. Prägen Sie sich ihre Verhaltensmuster ein, und wenn Ihnen einmal eine ähnliche Frau über den Weg läuft, dann rennen Sie!“

„Ich verstehe nicht recht, Herr Richter.“ Dennis schüttelte verwirrt den Kopf. Zu ihm war Frau Lenzberg äußerst höflich gewesen. Und sie war ausnehmend attraktiv. Auch keineswegs alt – von wegen alte Schabracke. Er schätzte sie auf fünfunddreißig. Maximal.

„Sie werden es selbst sehen, wenn Sie sich nicht von ihrem Äußeren blenden lassen“, erwiderte der Richter, kramte in seiner Schreibtischschublade und legte schließlich eine blau-weiße Schachtel auf den Tisch, die Baldriandragees enthielt. „Nur so viel: Hätte ich die Wahl zwischen einem Gespräch mit Frau Lenzberg und dem Vorsitz im Prozess Luzifer gegen Gott wegen Seelendiebstahls, ich würde Zweiteres wählen.“

Er schüttelte zwei Dragees aus der Schachtel.

„Geben Sie mir bitte fünf Minuten, bis die hier wirken.“ Er klopfte mit dem Zeigefinger auf die Tablettenpackung. Dann hob er sie hoch, drehte sie um und leerte den gesamten Inhalt auf seine Handfläche. „Ich denke, ich nehme gleich alle.“

***

Die sechsjährige Sissi Meiburg aus Frankfurt war krank. Nichts Schlimmes. Nur ein bisschen Schnupfen, Heiserkeit und ganz leicht erhöhte Temperatur. Nicht schlimm genug, um im Bett bleiben zu müssen, aber gerade schlimm genug, dass ihre Mutter sie nicht zur Schule schicken wollte.

Obwohl Sissi erst in die erste Klasse ging und ihre Erwartungen riesig und rosarot gewesen waren, hatte sie jetzt, wenige Wochen nach Schulanfang, bereits die Nase voll davon. Da kamen ihr die unverhofften Ferien natürlich sehr gelegen.

Da ihre Eltern beide berufstätig waren, hatte Mama sie am Morgen zu Oma Antje gebracht. Oma Antje hatte ein kleines Häuschen am Rande des Frankfurter Stadtwaldes. Dort wohnte sie mit Opa Friedrich, mit Drops, einem Beagle, mit Othello, einem schwarzen Kater, und mit Donald.

Donald war eine Wildgans, die auf dem Flug in den Süden irgendwie abgestürzt war und sich einen Flügel gebrochen hatte. Dr. Ehrenbucher, der Tierarzt, glaubte, dass Donald vielleicht die Höhe der Bäume im Stadtwald unterschätzt und einen Wipfel gerammt haben könnte. Wie auch immer, den Urlaub im Süden konnte Donald nach dem Unfall natürlich vergessen. Dr. Ehrenbucher hatte den Flügel geschient.

Oma Antje wollte im Frühling Ausschau halten, wann die ganze Bande wieder zurückkam, und Donald dann schnell rausbringen, damit er mit ihnen nach Hause in den Norden fliegen konnte.

Donald hatte sich schon recht gut eingewöhnt. Er durfte im Haus frei herumwatscheln, bekam leckeres Entenfutter und verstand sich prächtig mit Othello und Drops.

Das Häuschen von Oma Antje und Opa Friedrich war eigentlich nichts Besonderes. Keine von diesen schicken Villen zumindest, mit all den Säulen und Balustraden und Freitreppen und Glasdächern und riesigen Panoramafenstern, wie sie im Stadtteil Westend herumstanden und von den reichen Bankern bewohnt wurden. Es war nur … Es war ganz einfach …

Also, Sissi hatte beispielsweise in der Schule einmal ein Bild mit Wachsmalstiften zeichnen sollen. Das Bild sollte „So sieht das Paradies aus“ heißen. Und während die meisten anderen Kinder Spielwarenläden oder Schlaraffenländer gemalt hatten, in denen die Baumstämme Zuckerstangen waren, die Gummibärchen auf Sträuchern wuchsen und in den Bächen Cola floss, hatte sie das Häuschen am Waldrand mit der Nummer sieben gemalt.

Nicht etwa deshalb, weil ihr nichts anderes eingefallen war oder sie nicht gut zeichnen konnte. Nein, weil es genau das war: ein Paradies.

Und hier durfte sie jetzt bleiben, bis sie wieder ganz gesund war. Klar, dass sie mit dem Gesundwerden keine besonders große Eile hatte. Wann immer Mama anrief oder abends vorbeikam, um sich nach Sissis Zustand zu erkundigen, nieste und hustete sie, dass es zum Erbarmen war.

„Das ist ein sehr hartnäckiger Virus. Der geht jetzt um“, sagte Opa Friedrich immer, wenn Mama misstrauisch guckte. „Das braucht ungefähr eine Woche, dann ist es wieder gut. Besser, du lässt die Kleine bis Sonntagabend hier, damit sie sich richtig auskurieren kann.“

Und Oma Antje nickte dann immer.

„Ein Rückfall, wenn sie zu früh wieder zur Schule geht, ist doppelt so schlimm. Und sie versäumt ja nichts. Wir üben täglich lesen und rechnen, und das Schreiben hat sie hier in zwei Tagen besser gelernt als in drei Monaten in der Schule.“

Das stimmte auch. Oma Antje hatte nämlich schon ziemlich schlechte Augen. Deshalb las nicht sie Sissi eine Gutenachtgeschichte vor, sondern Sissi ihr und Opa Friedrich.

Die beiden begnügten sich jedoch nicht etwa mit den kurzen, groß geschriebenen Zeilen in den Bilderbüchern für kleine Kinder. Nein, sie wollten Märchen hören. Solche aus dem ganz dicken Buch mit den Groß- und Kleinbuchstaben und den langen, komplizierten Sätzen.

Heute gab es Opa Friedrichs Leibspeise zum Mittagessen: Knödel mit Grieben gefüllt und dazu Salat aus Rote Bete. Das schmeckte auch Sissi, wie eigentlich alles, was Oma Antje kochte.

Dazu schnitt Oma Antje Speck in Würfel. Der Speck musste dann so lange in der Pfanne brutzeln, bis das ganze Fett raus war und so eine Art Speckrosinen übrig blieben. Die füllte sie dann später in Kartoffelteig, formte Knödel daraus und kochte sie.

Donald interessierte sich nicht für Speck, aber Othello und Drops waren ganz aufgeregt und schnupperten die ganze Zeit. Opa Friedrich schnupperte auch. Der hatte gleich vier Knödel nur für sich alleine bestellt.

Oma Antjes Hände sahen aus, als ob sie bluteten. Das kam von den Roten Rüben, die sie erst geschält, dann gekocht und dann in dünne Scheiben geschnitten hatte. Sie hatte sich schon mehrmals die Hände gewaschen, doch die rote Farbe ging nicht so leicht wieder ab. Aber Oma Antje war das egal. Sie mixte gerade die Marinade für den roten Salat, als draußen der Postbote an die Tür klingelte.

Oma Antje wischte sich die Hände an einem Küchentuch trocken und sagte zu Sissi, sie solle schön vom Ofen wegbleiben, weil der heiß sei, das Fett in der Pfanne auch, und da könne alles Mögliche passieren.

Das wusste Sissi natürlich, denn sie war ja nicht dumm. Sie setzte sich an den Küchentisch und blätterte in der neuen Kinderzeitung, die Opa Friedrich ihr am Morgen aus dem Laden mitgebracht hatte.

Aber dann passierte plötzlich etwas richtig Komisches. Es zischte laut, und einer der Speckwürfel hüpfte aus der Pfanne und fast bis an die Decke hinauf.

Drops wartete auf dem Boden mit offener Schnauze und schaffte es tatsächlich, den Speck aufzufangen. Und das, obwohl Drops behindert war. Er hatte ganz krumme Beine, weil er früher in einem Versuchslabor gearbeitet hatte, und die machten dort was mit den Beinen, damit die Hunde nicht weglaufen konnten.

Deshalb stand Oma Antje immer ganz lange im Laden, wenn sie Seife oder Waschmittel oder Zahncreme brauchte, las alles, was auf den Etiketten stand, und kaufte nur Sachen, die garantiert nicht an Tieren ausprobiert wurden.

Sissi machte sich Sorgen um Opa Friedrichs absolute Leibspeise. Wenn alle Speckwürfel bis an die Decke sprangen und dort klebenblieben, konnte man sie ja nicht mehr in die Knödel tun.

Vorsichtig spähte sie in die Pfanne und sah, dass die Speckwürfel schon sehr schrumpelig waren. Einer wurde sogar schon schwarz. Und das Fett war so heiß, dass es rauchte. Man musste es irgendwie abkühlen. Aber womit? Sissi überlegte eine Weile, dann fiel es ihr ein. Mit kaltem Wasser natürlich!

Sie lauschte, ob Oma Antje vielleicht schon käme, aber die hatte ein Paket bekommen und musste draußen irgendeinen Wisch unterschreiben.

Na ja, Wasser in die Pfanne gießen, das war ja schließlich keine Hexerei. Das konnte Sissi auch alleine. Sie war ja schon sechs und kein Baby mehr. Sie füllte am Spülbeckenhahn einen Krug mit kaltem Wasser und goss es über die Speckwürfel.

Der Knall war ohrenbetäubend. Aber noch viel schlimmer war das heiße Fett, das ihr mitten ins Gesicht spritzte. Sie hörte noch, wie Oma Antje, gefolgt von dem Postboten, schreiend in die Küche gerannt kam. Dann hörte sie gar nichts mehr.

Die Schmerzen waren so schlimm, dass ihr Körper beschloss, das Licht, den Ton und auch alles andere auszuschalten.

***

„Ich sagte doch, noch mindestens sieben Jahre, Frau Lenzberg“, stöhnte im Hamburger Amtsgericht Richter Arthur Jost.

Als Dennis mit der feinen Dame das Büro des Richters betrat, hatte dieser bereits die betreffende Akte herausgesucht und aufgeschlagen. Er fuhr mit dem Finger eine Liste entlang und zählte leise mit.

„Fünfundvierzig. Es ist heute das fünfundvierzigste Mal, dass Sie mich aufsuchen. Ich kann Ihnen aber auch heute nichts anderes sagen als bei Ihren vierundvierzig vorangegangenen Besuchen.“

„Das mag schon sein!“, erwiderte Aurora Lenzberg schnippisch und setzte sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. „Aber ich kann Ihnen etwas anderes sagen. Sie haben mir nämlich etwas verschwiegen!“

„Ach ja?“ Der Richter klang genervt und gelangweilt. „Und das wäre?“

„Menschen, die während einer Seereise verschwinden, können schon nach sechs Monaten für tot erklärt werden. Da muss man nicht zehn Jahre warten.“

„Das stimmt.“ Richter Jost nickte und verdrehte dabei die Augen. „Und? Ist Ihr Mann während einer Seereise verschwunden?“

„Es wäre immerhin möglich!“ Frau Lenzberg schlug ihre langen schlanken Beine übereinander, und Dennis wurde rot, als ihr kurzer Rock ziemlich weit nach oben rutschte. Sie hatte ganz unglaubliche Beine.