Der Notarzt 360 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 360 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Wirklich der Anfang vom Glück?

Warum nach der Geburt ihres Babys für Alice alles ganz schwierig wurde


Alice ist überglücklich, als sie ihr neugeborenes Töchterchen im Arm hält. Die kleine Cassandra ist bezaubernd. Auch der frischgebackene Vater Paul blickt zufrieden auf sein Baby. Das Kind ist perfekt, die bildschöne Mutter ist perfekt - alles ist so, wie er es von seinem Leben erwartet. Doch dann wird er zufällig Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei Ärzten der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. Und was er aus dem Gemurmel heraushört, lässt seine inneren Alarmglocken schrillen. Offenbar ist die süße Cassandra nicht ganz so vollkommen, wie sie auf den ersten Blick aussieht. Vielmehr scheint es so zu sein, dass sie mit einer schweren Behinderung auf die Welt gekommen ist.
Fast fluchtartig verlässt Paul die Klinik. Mit diesem Kind will er nichts zu tun haben, soll sich Alice doch alleine darum kümmern!
Alice bleibt fassungslos zurück und schaut mit Tränen in den Augen auf ihr schlafendes Baby. Sie hatte doch von einem behüteten Familienleben geträumt und gedacht, dieser Tag sei erst der Anfang vom ganz großen Glück. Doch nun sind alle Träume mit einem Mal zerplatzt.
Die junge Mutter kann ja nicht wissen, dass ihr das größte Glück tatsächlich noch bevorsteht. Es ist schon ganz nah ...

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Wirklich der Anfang vom Glück?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Trendsetter Images / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9057-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wirklich der Anfang vom Glück?

Warum nach der Geburt ihres Babys für Alice alles ganz schwierig wurde

Karin Graf

Alice ist überglücklich, als sie ihr neugeborenes Töchterchen im Arm hält. Die kleine Cassandra ist bezaubernd. Auch der frischgebackene Vater Paul blickt zufrieden auf sein Baby. Das Kind ist perfekt, die bildschöne Mutter ist perfekt – alles ist so, wie er es von seinem Leben erwartet. Doch dann wird er zufällig Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei Ärzten der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. Und was er aus dem Gemurmel heraushört, lässt seine inneren Alarmglocken schrillen. Offenbar ist die süße Cassandra nicht ganz so vollkommen, wie sie auf den ersten Blick aussieht. Vielmehr scheint es so zu sein, dass sie mit einer schweren Behinderung auf die Welt gekommen ist.

Fast fluchtartig verlässt Paul die Klinik. Mit diesem Kind will er nichts zu tun haben, soll sich Alice doch alleine darum kümmern!

Alice bleibt fassungslos zurück und schaut mit Tränen in den Augen auf ihr schlafendes Baby. Sie hatte doch von einem behüteten Familienleben geträumt und gedacht, dieser Tag sei erst der Anfang vom ganz großen Glück. Doch nun sind alle Träume mit einem Mal zerplatzt.

Die junge Mutter kann ja nicht wissen, dass ihr das größte Glück tatsächlich noch bevorsteht. Es ist schon ganz nah …

„Wie kommen Sie denn daher?“ Emil Rohrmoser, der schwergewichtige Verwaltungsdirektor der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, fiel aus allen Wolken, als seine Sekretärin am frühen Morgen des ersten Januar sein Büro betrat.

Die sonst so biedere Frau in den Fünfzigern trug ein gewagt tief dekolletiertes kornblumenblaues Cocktailkleid, das nicht einmal ihre Knie ganz bedeckte.

Ihre sonst immer streng zurückgekämmten und am Hinterkopf festgesteckten mausbraunen Haare waren einem neckischen Gewirr sehr blond gefärbter Löckchen gewichen. Vorne fiel ihr ein kornblumenblauer Kringel neckisch über das linke Auge.

Damit nicht genug, waren auch noch etliche glitzernde Spängchen in der platinblonden Wolke verteilt. Auf einem davon war eine große Blüte befestigt. Kornblumenblau natürlich.

Das praktische Schuhwerk, das sie sonst immer an den Füßen trug, hatte sie gegen mörderische Stilettos vertauscht, auf denen sie kaum das Gleichgewicht halten konnte.

Kopfschüttelnd hievte Emil sich aus seinem wuchtigen Chefsessel, umrundete seinen Schreibtisch und näherte sich der ungewohnten Erscheinung mit weit vorgestrecktem Kopf und zusammengekniffenen Augen.

„Angemalt haben Sie sich auch! Wie ein frisch lackiertes Schaukelpferd“, kommentierte er tadelnd die dunkel umrandeten Augen, über denen künstliche Wimpern wie Spinnenbeine aufragten, und den scharlachroten Lippenstift. „Und hier haben Sie Dreck kleben.“

Er streckte die rechte Hand aus, zog sie jedoch sofort wieder zurück. Er wagte es nicht, das bunte Papierfitzelchen von Irene Busswalds alabasterfarbenem Busen zu pflücken, der in unverschämter Weise halb aus ihrem Ausschnitt quoll.

„Wo?“ Sie verdrehte die Augen nach unten. „Ach, das! Das ist nur ein Stückchen von einer Luftschlange.“

„Von einer was?“

„Luftschlange.“

„Wozu tun Sie sich Luftschlangen auf die … auf das … auf … dorthin?“

„Doch nicht absichtlich! Um Mitternacht wurden in der Bar Tischfeuerwerke abgebrannt, aus denen eben Luftschlangen gekommen sind. Und buntes Konfetti. Ich komme direkt von der Party.“

„Von der was?“

„Party!“ Irene Busswald verdrehte seufzend die Augen. „Silvesterparty!“

„Wozu gehen Sie auf eine Party?“

Irene schüttelte schmunzelnd den Lockenkopf.

„Was dachten Sie denn, Herr Direktor, was mit mir passiert, wenn mein Dienst hier zu Ende ist?“, unkte sie. „Dachten Sie, ich schließe mich selbst in die Schreibtischschublade weg? Oder stülpe so eine Abdeckung über mich, wie unser Kopierer eine hat? Und verharre so reglos bis zum nächsten Morgen? Ich bin eine Frau in den besten Jahren. Ich habe nebenher auch noch ein Privatleben.“

„Ein was?“

„Privatleben!“

„Sie haben ein Privatleben?“

Nicht einmal im Traum hätte Emil Rohrmoser daran gedacht, seine brave, tüchtige Sekretärin könnte nebenher auch noch irgendetwas anderes sein als … na ja, eine brave, tüchtige Sekretärin eben. Zuverlässig, fleißig, diskret und vor allem unsichtbar, wenn man sie gerade nicht brauchte.

Er hatte ja nicht einmal gewusst, dass sie Brüste und Beine besaß. Im Dienst packte sie immer züchtig weg, was sie jetzt so frivol zur Schau stellte.

„Sei‘s drum!“, winkte er verwirrt ab. „Also? Wie sieht es aus? Haben wir eines?“

„Wir haben eines.“ Irene Busswald nickte und hielt Emil den Zettel hin, auf dem sie bereits gewissenhaft die wichtigsten Daten notiert hatte.

„Alice Kilian, Zimmer neun auf der Geburtsstation. Ihr Baby hat mit dem ersten Glockenschlag um Mitternacht seinen ersten Schrei getan.“

„Bingo! Volltreffer!“ Emil hieb seine rechte Faust in die linke Handfläche. „Großartig! Oder …?“ Er verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen und ballte kampfbereit seine Hände zu Fäusten. „Kann uns das noch jemand streitig machen?“

„Ausgeschlossen. Die Berliner Charité hatte eine Geburt um halb zwölf und eine private Geburtsklinik in München-Grünwald eine um Viertel vor zwölf. Alle anderen waren um Stunden zu früh oder zu spät dran.“

„Hervorragend!“

Jedes Jahr zum Jahreswechsel wetteiferten sämtliche Kliniken des ganzen Landes um das sogenannte Neujahrsbaby. Der kleine Gewinner oder die kleine Gewinnerin konnte sich über die Aufmerksamkeit der Presse und über einen Haufen Werbegeschenke freuen.

Das Krankenhaus, in dem das freudige Ereignis stattgefunden hatte, startete mit kostenloser Werbung ins Neue Jahr. Das war in Zeiten, in denen Kliniken in den Medien fast nur noch mit Kunstfehlern oder anderen Katastrophen in Zusammenhang gebracht wurden, von unschätzbarem Wert.

Grund genug für Emil Rohrmoser, auch am Neujahrstag frühmorgens in seiner Klinik zu erscheinen. Von Frau Busswald hatte er bisher immer angenommen, sie würde dafür dankbar sein, die endlosen einsamen, trübsinnigen Feiertage wenigstens für ein paar Stunden unterbrechen zu dürfen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass sie ein heimliches Doppelleben führte.

„Alice Kilian also“, las Emil von dem Zettel ab. „Macht die was her? Optisch, meine ich.“

„Sie ist sehr hübsch.“

„Und das Kind?“

„Auch.“

„Heißt?“

„Cassandra.“

„Was ist das denn für ein Name?“, unkte der schwergewichtige Verwaltungsdirektor. „Zu meiner Zeit hießen die Mädchen Monika, wie meine Gattin, oder Gerlinde oder Erika, Angela oder Heidi.“

„Das kommt schon wieder“, winkte Irene Busswald gelassen ab. „Zu meiner Zeit wäre man als Frieda, Emma oder Irma in der Schule unten durch gewesen. Diese Namen sind heute wieder topp modern. Auch Emil ist übrigens gerade wieder groß im Kommen.“

„Ach so? Na gut. Unsere Pressesprecherin und der Fotograf?“

„Sind bereits verständigt, unterwegs und werden in wenigen Minuten hier sein.“

„Schön! Dr. Gerlach soll sich ein bisschen zurechtmachen. Die muss auch mit aufs Foto.“

„Frau Gerlach ist im Urlaub“, erwiderte die Sekretärin. Dr. Mattheo Neudörfler war der Geburtshelfer.“

„Neudörfler … Neudörfler … Neu…?“ Emil verdrehte die Augen nach oben und dachte nach. Als endlich ein Bild zu dem Namen vor seinem inneren Auge auftauchte, fielen seine Mundwinkel nach unten, und er schüttelte entschieden den Kopf.

„Das ist doch dieser komische Vorgartenzwerg mit den abstehenden Dumbo-Ohren! Nein, nein, der kommt mir nicht auf das Bild!“

„Nun, er ist nicht besonders groß und auch nicht gerade das, was man einen umwerfend attraktiven Mann nennt“, musste Irene zugeben. „Aber er soll ein wirklich guter Arzt sein.“

„Und?“, fragte Emil provokant. „Sieht man das vielleicht auf einem Foto, dass er ein guter Arzt ist? Was? Nein, sieht man nicht!“, beantwortete er seine Frage gleich selbst. „Was man hingegen in sämtlichen Zeitungen des ganzen Landes sehen wird, sind seine Ohren. Und dass er kaum über den Bettrand gucken kann, weil er so kurz geraten ist. Suchen Sie einen anderen, Busswald!“

„Wen denn?“

„Irgendwen! Einen, der ein bisschen was hermacht! Einen Schöneren. Das kann doch nicht so schwer sein. Wir werden doch nicht nur hässliche Ärzte beschäftigen, oder?“

„Natürlich nicht!“, seufzte Irene. Sie hatte gehofft, die Angelegenheit rasch hinter sich bringen zu können, um endlich ins Bett zu kommen. Sie hatte die ganze Nacht durchgefeiert, auch den einen oder anderen Drink konsumiert und mit einigen sehr netten Herren getanzt. Jetzt war sie rechtschaffen müde.

Außerdem brachten die ungewohnten Schuhe sie langsam, aber sicher um. Ihre Fußsohlen brannten wie nach einem Fußmarsch durch die Hölle, und ihre Zehen fühlten sich an, als wäre eine Planierraupe drübergefahren. Mehrmals!

„Warten Sie!“ Sie eilte in ihr eigenes Büro hinaus und tippte etwas in die Tastatur ihres Computers. „Dr. Kersten, der Leiter der Notaufnahme, hat heute Dienst. Der sieht gut aus.“

„Na also! Rufen Sie unten an. Er soll sich kämmen, die Nase pudern, eine frische weiße Hose und einen frischen Kittel anziehen und vor dem Spiegel lächeln üben.“

„Begeistert wird er davon aber nicht sein“, gab Irene zu bedenken.

„Und das sollte mich interessieren, weil …?“ Emil zuckte trotzig mit den Schultern. „Es steht auch nicht in seiner Dienstbeschreibung, dass er begeistert sein soll. Sehr wohl steht aber darin, dass er zu tun hat, was ihm gesagt wird. Richten Sie ihm das zusammen mit einem guten Neuen Jahr von mir aus. Und dass es sein letztes an dieser Klinik sein wird, falls er sich weigert. Und damit Basta!“

***

Zimmer neun auf der Geburtsstation war ein Dreibettzimmer. Alice Kilian, die kurz nach Mitternacht mit ihrem neugeborenen Baby im letzten freien Bett Einzug gehalten hatte, hatte sich dort nicht gerade beliebt gemacht. Und das eigentlich ganz ohne ihr Zutun.

Aber eine Frau, die offensichtlich immer nur Glück im Leben hatte, kam bei gewöhnlichen Frauen, die sich ständig mit kleinen oder auch größeren Problemen herumschlagen mussten, eben nicht besonders gut an.

Alice war schön. Sogar wenige Stunden nach der Geburt, vor der sie zwölf Stunden lang in den Wehen gelegen hatte, hätte man sie, so wie sie war, für das Cover einer dieser Hochglanz-Modezeitschriften ablichten können.

Und sie war erfolgreich. Sie war Model von Beruf. Keines dieser weltweit bekannten Topmodels, aber immerhin, hier in ihrer Heimat brauchte man nur ihr Gesicht zu sehen und hatte augenblicklich irgendeinen Werbespot oder ein Plakat dazu im Kopf.

Charlotte Wrubel, eine der drei Jungmütter im Zimmer, hätte ihrem Ehemann am liebsten eine geballert, als dieser – noch volltrunken von der Silvesterparty und mit einem bescheuerten Partyhütchen auf dem Kopf – kurz vorbeigeschaut, Alice erblickt und sofort „Sexy wie eine Diva mit Mode von Dessous-Bieber“ gegrölt hatte. Dabei waren ihm die rot geränderten Glupschaugen förmlich aus ihren Höhlen gequollen.

Und als ob das nicht schon peinlich genug gewesen wäre, hatte er sich von Alice Kilians Freund auch noch ein Autogramm erbettelt.

Paul Blaschke, Alice Kilians Freund, war Fußballer. Ebenfalls keiner von den ganz Berühmten, aber man kannte ihn im ganzen Land. Und er war ziemlich attraktiv.

Und natürlich war er nach der Geburt nicht losgezogen, um sich zu besaufen. Im Gegenteil, er hatte Alice gleich am frühen Morgen – mit einem gigantischen Rosenstrauß und einem echten Kniefall – einen Heiratsantrag gemacht und ihr einen wahnsinnig teuer aussehenden Ring an den Finger gesteckt.

Seither war er ständig zwischen der Geburtsstation, der klinikeigenen Cafeteria, den Shops in der großen Eingangshalle und weiß Gott wo sonst noch unterwegs, um alles aufzutreiben, was seinem Luxusweibchen eine Freude bereiten könnte.

Und als ob das alles noch nicht genug wäre, hielt die vom Schicksal nach Strich und Faden Verwöhnte auch noch ein rundherum vollkommenes, makelloses Baby im Arm.

Der kleine Moritz, der Sohn ihrer Bettnachbarin, der eigentlich das Neujahrsbaby hätte werden sollen, wäre er nicht einen Tag zu früh gekommen, musste ein Spreizhöschen aus Gips tragen, weil seine Hüftpfannen zu flach ausgebildet waren.

Es war gewöhnungsbedürftig, das Baby mit seinen angewinkelten, fixierten Beinchen im Arm zu halten und zu stillen. Der Kleine sah ein bisschen wie ein Frosch aus, und statt „Ach, wie süß!“ sagten bei seinem Anblick alle nur „Ach, wie arm!“.

Die kleine Angelina Wrubel im dritten Bett hatte die recht häufig vorkommende, aber zum Glück völlig harmlose Neugeborenengelbsucht und war von Kopf bis Fuß quietschentengelb.

Und jetzt sollte eine, die sowieso schon alles hatte, auch noch einen Haufen Geschenke bekommen und in den kommenden Tagen in sämtlichen Zeitungen und Magazinen des ganzen Landes abgebildet sein.

Seit dem frühen Morgen kam Schwester Miriam alle paar Minuten ins Zimmer gerannt und machte ein riesiges Tamtam darum, dass schon wieder eine Fernsehanstalt um eine Homestory gebeten hatte. Gegen gutes Geld natürlich. Als ob die nicht auch so schon genug davon gehabt hätte!

Da durfte man sich doch wohl wenigstens fragen, ob es in diesem Leben jemals gerecht zuging. Und dass die beiden anderen Jungmütter, deren mindestens ebenso wundervolle Babys in dem Affenzirkus keiner beachtete, ein bisschen lästerten, war doch wohl verständlich. Oder?

„Gefällt Ihnen der Name Cassandra?“, raunte Angelinas Mutter ihrer Bettnachbarin fragend zu.

Die verdrehte die Augen nach oben und schüttelte den Kopf.

„Ich bitte Sie!“, erwiderte sie. „Der angeblich berühmte Fußballer heißt Blaschke. Wenn die erst einmal geheiratet haben, heißt die Lütte Cassandra Blaschke. Grotesk, nicht? Armes Kind!“

Charlotte Wrubel, Angelinas Mutter, feixte.

„Tja, Stil und guten Geschmack kann man sich eben auch nicht für viel Geld kaufen. Also, meine Angelina ist zwar momentan ein bisschen gelb, aber so zerknautscht wie ihre Cassandra sieht sie nicht aus, oder?“

„Ü-ber-haupt nicht!“, bestätigte Frau Baldinger, die Mutter des kleinen Moritz. „Angelina wird einmal eine richtige Schönheit. Sie hat ganz sicher einmal das Zeug dazu, ein echtes Topmodel zu werden. Und mein Moritz sieht jetzt schon wahnsinnig klug aus. Finden Sie nicht auch?“

„Ja, als ob er jedes Wort, das wir sagen, verstehen würde! Er wird bestimmt einmal ein ganz Großer. Bundespräsident vielleicht sogar.“

„Danke! Mein Mann hat es zwar nicht so dicke, dass er mir einen zwetschgengroßen Diamanten schenken kann, aber er hat Moritz dafür seine überragende Intelligenz vererbt. Er ist Bankangestellter, wissen Sie? Fußballer … die haben es ja, wie der Name schon sagt, eher in den Füßen und weniger im Kopf.“

„Aber, das macht doch in diesem Fall überhaupt nichts aus!“ Frau Wrubel kicherte mit boshaftem Vergnügen.

„Wissen Sie, was mein Vater immer gesagt hat? Er sagte: Wie die Mütter, so die Töchter, nur noch um ein bisschen schlechter. Wahrscheinlich wird die Kleine sich ihr Geld später auch einmal damit verdienen, dass sie sich halb nackt auf einem Motorrad ablichten lässt.“

„Herrgott, hören Sie bloß damit auf! Ich kenne diese Plakate. So etwas würde ich nicht einmal für eine Million machen. Und die Dessous, die sie da bewirbt, die kaufe ich nicht. Mein Mann sagt immer: So was Nuttiges hast du nicht nötig. Du siehst selbst in Baumwollschlüpfern heiß aus.“