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Irritiert blickt Prof. Lutz Weidner auf den jungen Mann, dem er gerade angeboten hat, an seiner Klinik eine Stelle als Assistenzarzt anzutreten. Normalerweise ist dies für angehende Mediziner, die gerade die Uni erfolgreich abgeschlossen haben, eine unbeschreibliche Ehre und Erfüllung ihres größten Traums. Die Frankfurter Sauerbruch-Klinik ist eine der besten Kliniken weltweit, und ihr ausgezeichneter Ruf eilt ihr weit voraus. Doch Maxim Seefried wirkt alles andere als euphorisch.
Unbeholfen stammelt er scheinbar wirres Zeug, und es dauert eine ganze Weile, bis Prof. Weidner versteht, was sein Gegenüber sagen will: Maxim ist nur dann bereit, für die Sauerbruch-Klinik zu arbeiten, wenn auch seine ehemaligen Kommilitoninnen Franziska und Amanda eingestellt werden.
Der Leiter der Sauerbruch-Klinik ist es nicht gewohnt, sich Bedingungen stellen zu lassen, aber dieser Maxim verfügt über sehr vielversprechende Referenzen. Zögernd lässt sich Lutz Weidner also auf diesen ungewöhnlichen Deal ein. Er ahnt ja nicht, dass die "jungen Wilden" - wie die Kollegen das Trio schon bald nennen - für viel Unruhe sorgen werden. Sogar der routinierte Notarzt Peter Kersten ist irgendwann kurz davor, die Fassung zu verlieren ...
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Die jungen Wilden
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Syda Productions /shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9778-9
www.bastei-entertainment.de
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www.bastei.de
Die jungen Wilden
Wie ein Ärzteteam an der Sauerbruch-Klinik für Wirbel sorgte
Von Karin Graf
Irritiert blickt Prof. Lutz Weidner auf den jungen Mann, dem er gerade angeboten hat, an seiner Klinik eine Stelle als Assistenzarzt anzutreten. Normalerweise ist dies für angehende Mediziner, die gerade die Uni erfolgreich abgeschlossen haben, eine unbeschreibliche Ehre und Erfüllung ihres größten Traums. Die Frankfurter Sauerbruch-Klinik ist eine der besten Kliniken weltweit, und ihr ausgezeichneter Ruf eilt ihr weit voraus. Doch Maxim Seefried wirkt alles andere als euphorisch.
Unbeholfen stammelt er scheinbar wirres Zeug, und es dauert eine ganze Weile, bis Prof. Weidner versteht, was sein Gegenüber sagen will: Maxim ist nur dann bereit, für die Sauerbruch-Klinik zu arbeiten, wenn auch seine ehemaligen Kommilitoninnen Franziska und Amanda eingestellt werden.
Der Leiter der Sauerbruch-Klinik ist es nicht gewohnt, sich Bedingungen stellen zu lassen, aber dieser Maxim verfügt über sehr vielversprechende Referenzen. Zögernd lässt sich Lutz Weidner also auf diesen ungewöhnlichen Deal ein. Er ahnt ja nicht, dass die „jungen Wilden“ – wie die Kollegen das Trio schon bald nennen – für viel Unruhe sorgen werden. Sogar der routinierte Notarzt Peter Kersten ist irgendwann kurz davor, die Fassung zu verlieren …
Es war noch nie vorgekommen, dass ein Medizinstudent, der erst vor ein paar Tagen seine Approbation erhalten hatte, mit Nein antwortete. Dementsprechend konsterniert starrte Prof. Lutz Weidner, der Chefarzt der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, den jungen Kollegen an, dem er eben eine Anstellung als Assistenzarzt an seiner Klinik angeboten hatte.
Es war Prof. Weidner ein großes Anliegen, junge Menschen, die sehr viel Zeit und Mühe in ihr Studium der Medizin investiert hatten, zu wirklich guten Ärzten auszubilden. Deshalb suchte er jedes Jahr nach den vielversprechendsten Kandidaten.
Da seine Frau – Leonie Weidner – Professorin an der Medizinischen Fakultät war, saß er gewissermaßen an der Quelle und konnte stets aus dem Vollen schöpfen.
Wie jedes Jahr hatte sie ihrem Mann auch diesmal wieder eine Liste mit den Daten der Studienabgänger gegeben, die ihr im Laufe der Jahre besonders aufgefallen waren. Nicht nur deshalb, weil sie bei den Prüfungen und Klausuren stets gute Noten erzielt hatten, sondern auch wegen deren sozialem Engagement, wegen ihres untadeligen Charakters, ihrer geistigen Flexibilität und ihres Einfühlungsvermögens.
Nummer eins auf Leonies Liste war der fünfundzwanzigjährige Maxim Seefried. Von ihm behauptete Lutz Weidners Frau, er könne vermutlich schon alleine durch seine übergroße Liebenswürdigkeit, durch sein ehrliches Interesse an seinen Mitmenschen und seine Bereitschaft, jedem zuzuhören, maßgeblich zur Heilung kranker Menschen beitragen.
An genau solchen jungen Leuten war Lutz Weidner interessiert, denn davon gab es heutzutage nicht mehr allzu viele. Deshalb hatte er den angehenden Mediziner gleich für Montagmorgen zu sich bestellt.
Maxim Seefried war auch sehr gerne gekommen, saß jetzt in Prof. Weidners Büro vor dessen Schreibtisch und war sichtlich aufgeregt. Umso mehr wunderte sich der Chefarzt über das Nein.
„Pardon?“, hakte er zur Sicherheit noch einmal nach. Es war ja immerhin möglich, dass er sich verhört hatte. „Sie lehnen mein Angebot also ab?“
„Ja.“ Der sehr ansehnliche junge Mann mit den kurzen dunklen Haaren nickte überdeutlich. Dann stutzte er und schüttelte ebenso nachdrücklich den Kopf. „Nein!“, rief er erschrocken aus. „Da wäre ich ja total verrückt! Ich meinte, nein, ich möchte … also …ja … Schon. Doch. Natürlich nicht!“
„Also was jetzt? Nein?“
„Nein! Also … ich meine, nein, natürlich lehne ich nicht ab. Also, ja! Natürlich möchte ich. Sauerbruch-Klinik! Hallo? Von Ihnen eine Anstellung angeboten zu bekommen, das ist ja wohl so etwas wie ein Oscar für Filmschauspieler. Nein, besser. Viel besser. Und wie ich will! Aber … nicht alleine, wenn‘s geht.“
Prof. Weidner schüttelte schmunzelnd den Kopf.
„Wir haben hier über zweitausend medizinische Angestellte. Die Gefahr, hier jemals alleine zu sein, ist also verschwindend gering.“
„O Gott!“ Maxim Seefried stöhnte genervt auf und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „So habe ich es auch nicht gemeint. Entschuldigen Sie bitte, Herr Professor, dass ich mich so unklar ausdrücke. Ich bin ein bisschen nervös. Besser gesagt: wahnsinnig nervös.“
„Das macht doch nichts.“ Der Chefarzt erinnerte sich an sein eigenes erstes Vorstellungsgespräch nach vollendetem Studium. Fast vierzig Jahre war das nun schon her. Er war damals an einen dieser blasierten, herrischen Halbgötter in Weiß geraten, dem es ein unglaubliches Vergnügen bereitet hatte, Studienabgänger wie ein Stück Unrat zu behandeln.
Natürlich war auch er nervös gewesen. Seine Hände hatten geschwitzt, er hatte kaum einen geraden Satz herausgebracht, ohne zu stottern, und beim Eintreten war er über eine Teppichfalte gestolpert und wäre beinahe auf der Nase gelandet.
„Also, wie darf ich Ihre Antwort denn nun interpretieren, Kollege Seefried?“
Die Hände des jungen Mannes – gute Chirurgenhände mit langen schlanken Fingern, wie der Chefarzt sofort bemerkte – waren schon ganz weiß und blutleer, so fest hatte er sie ineinander verkrampft.
„Also, zuerst möchte ich sagen, wie sehr ich mich über Ihren Anruf gefreut habe. Ich wäre vor Freude fast ausgeflippt. Ehrlich! Es ist eine unglaubliche Ehre, von Ihnen ausgewählt zu werden, Herr Professor.“
Er räusperte sich auf jene Art, die meistens einem Aber vorausging. Lutz Weidner hielt gespannt den Atem an.
„Aber ich bin nicht alleine. Ich bin drei. Also, ich bin zu dritt. Nein, wir … wir sind zu … Also, wir sind drei. Also, ich und noch zwei andere.“ Genervt über sein hilfloses Gestammel, schüttelte Maxim den Kopf.
Prof. Weidner warf noch einmal einen Blick auf das Blatt, auf dem seine Frau ihm alles Wissenswerte zu diesem Kandidaten notiert hatte. Hier stand nichts über eine psychische Störung. Entweder war ihr dieses kleine Detail entgangen, oder sie hielt es nicht für relevant.
Prof. Weidner faltete seine Hände und schlug einen väterlichen Ton an.
„Und … sind Sie jetzt im Augenblick ebenfalls zu dritt?“
„Ja.“ Maxim nickte überdeutlich.
„Wer sind denn die anderen beiden?“
„Franzi und Amanda.“
„Schön.“ Der Chefarzt nickte lächelnd. Das war mal was Neues. Normalerweise handelte es sich eher um prominente historische Persönlichkeiten, von denen psychisch kranke Menschen meinten, dass diese in ihnen wohnten. Napoleon zumeist. Julius Caesar kam auch häufig vor. Mitunter auch der Typ mit dem braunen Schnäuzer. „Und … welcher dieser drei spricht gerade mit mir? Sie, Franzi oder Amanda?“
„Na … ich.“ Jetzt war es an Maxim, den Chefarzt verwirrt anzugucken. Doch plötzlich dämmerte es ihm. „Nein! Nicht doch!“ Er hob beide Hände hoch und ließ sie wieder auf die Tischplatte sinken. „Herrgott, nein, ich bin nicht schizophren, Herr Professor.“ Er lachte verlegen. „Ich habe keine drei verschiedenen Persönlichkeiten in mir.“
„Sondern?“
„Was ich meinte, war, dass Franzi, das ist meine Kommilitonin Franziska Blum, und Amanda, das ist meine kleine Schwester – wir haben uns vorgenommen, zusammenzubleiben. Beruflich. Also … das heißt, dass ich … also, ich … es heißt, dass …“
„Dass Sie die Bedingung stellen, dass ich auch Ihre Kommilitonin und Ihre Schwester anstellen müsste, wenn ich Sie bekommen will“, half der Chefarzt ihm weiter.
„Ja!“ Maxim stieß einen erleichterten Seufzer aus.
„Und die beiden Damen haben das Studium der Medizin, das praktische Jahr und die dritte Staatsprüfung ebenfalls erfolgreich abgeschlossen?“
„Ja! Also, nein. Amanda nicht.“
„Sie ist noch nicht fertig?“
„Doch!“
Lutz Weidner seufzte abgrundtief. Dieses Gespräch ließ sich ebenso zäh wie verwirrend an. Doch das sehr verlegene Grinsen und das leichte Zittern der Hände des sympathischen jungen Mannes ließen keinen Ärger bei ihm aufkommen. Er provozierte ja nicht absichtlich, er war nur schrecklich nervös.
„Sie studiert also noch? Ihre Schwester?“
„Nein, Mandy ist auch fertig.“
„Aha.“
„Ach Gott!“ Maxim fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare und raufte sie sich, bis sie ihm alle zu Berge standen.
„Sie müssen mich ja für einen kompletten Deppen halten! Amanda hat nicht Medizin studiert. So meinte ich das. Sie hat das Pflegestudium absolviert und vor drei Wochen mit Praktikum und allem erfolgreich abgeschlossen.“
„Großartig!“ Der Chefarzt nickte. „Ich wollte mich ohnehin auch nach einigen Pflegerinnen umsehen, da wir in diesem Jahr etliche in die Rente entlassen müssen. Aber natürlich kann ich niemanden ohne ein Vorstellungsgespräch in Erwägung ziehen. Ich müsste Ihre Kommilitonin und Ihre Schwester persönlich kennenlernen und Einblick in deren Bewerbungsunterlagen bekommen.“
„Ähm …“ Maxim deutete mit dem Kinn hinter sich zur Tür. „Zufällig sind sie beide draußen. Im Wartebereich vor der Station. Draußen. Vor der Tür. Dort, wo diese gelben Plastikstühle stehen. Zum Warten. Für Patienten und Besucher. Deshalb nennt man es auch Wartebereich. Oder Warteraum. Oder …“
Prof. Weidner musste lachen.
„Ich weiß, wo und was das ist. Ich bin schon das eine oder andere Mal daran vorbeigekommen. Dort sitzen sie also, die beiden Damen? Rein zufällig? Und haben die Damen rein zufällig auch ihre Bewerbungsunterlagen dabei?“
„Zufällig ja“, murmelte Maxim, lief rot an und senkte verlegen den Kopf.
„Nun …“ Lutz Weidner dachte eine Weile nach. „Ich bin, offen gestanden, nicht daran gewöhnt, Bedingungen gestellt zu bekommen. Und normalerweise pflege ich auch keine Sonderangebote zu akzeptieren. Drei zum Preis von einem oder so ähnlich. Das ist schon irgendwie …“ Er brach ab und zuckte mit den Schultern. „Aber ich kann mir die Damen ja einmal ansehen.“
„Danke!“ Maxim wollte aufspringen, doch der Chefarzt stoppte ihn mit einer Handbewegung.
„Nein, nein, bleiben Sie sitzen, Kollege. Frau Hoppe, meine Sekretärin, kann die Damen hereinbitten.“ Der Chefarzt hob seinen Zeigefinger hoch. „Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich nur die Besten der Besten in mein Team aufnehme. Die Sauerbruch-Klinik hat, wie Sie vermutlich wissen, einen herausragenden Ruf. Und der kommt nicht von ungefähr.“
„Ich weiß.“ Maxim nickte. „Ich würde sowohl für Franzi als auch für meine Schwester jederzeit die Hand ins Feuer legen, wenn es um die berufliche Kompetenz geht.“
„Gut! Aber hier bei uns zählen nicht nur das medizinische Wissen und die Beherrschung unseres Handwerks. Wir legen auch großen Wert auf ein untadeliges Benehmen.“
Mit einem gestöhnten „Oje!“ sank Maxim wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl zusammen.
„Oje? Dafür würden Sie die Hand also nicht ins Feuer legen?“, hakte der Chefarzt alarmiert nach.
„Ähm … kommt drauf an, was genau mit … ähm … untadeligem Benehmen gemeint ist“, murmelte Maxim fast unhörbar. Er wusste, wenn Prof. Weidner damit perfekte Umgangsformen meinte, dann konnte er die ersehnte Anstellung in einer der besten Kliniken des ganzen Landes getrost in den Wind schießen.
Franzi war seiner Meinung nach eine begnadete Ärztin – oder würde zumindest einmal eine sein, wenn ihre Ausbildung abgeschlossen war.
Doch was ihr Benehmen anbelangte … Oje!
***
Drei Etagen unter der Kardiologie – deren Vorstand Prof. Lutz Weidner war –, in der Notaufnahme, nutzten Dr. Peter Kersten und sein Team das ungewohnt leere Wartezimmer, um vor dem nächsten Ansturm rasch eine Tasse Kaffee zu trinken.
In dieser Abteilung konnte man nie wissen, wann man die nächste Gelegenheit dazu bekommen würde, sich kurz hinzusetzen. Deshalb nutzten sie jede freie Minute, um sich auszuruhen und zu stärken.
„Ist dir ein Witz eingefallen, Elmar?“, fragte der Leiter der Notaufnahme seinen rothaarigen Assistenzarzt, der plötzlich lauthals zu wiehern begann.
Elmar Rösner saß auf der Anrichte in der kleinen Kaffeeküche im hinteren Bereich des Bereitschaftsraums. Er ließ die Beine baumeln, hielt sein Tablet in der Hand, wischte und tippte darauf herum und wartete, bis der Kaffee endlich fertig durchgelaufen war.
„Wahrscheinlich spielt er auf seinem Dienst-Gerät wieder dieses infantile Spiel mit den Schweinen“, grummelte der sechzigjährige Anästhesist der Notaufnahme kopfschüttelnd. „Ich habe mir neulich sein Tablet ausgeliehen, weil ich meines verlegt hatte. Ich wollte einer Patientin den Ablauf der Narkoseeinleitung erklären und ihr den Prozess des Intubierens anhand von Bildern erläutern. Ich muss ein falsches Icon berührt haben, denn plötzlich raste eine wilde Horde Cartoonferkel im Schweinsgalopp laut grunzend über den Bildschirm.“
„Ach, Sie waren das!“, brauste Elmar auf. „Sie haben alle Schweine laufen lassen. Ihretwegen bin ich auf dem Game score über hundert Plätze nach hinten gerutscht!“
„Pardon, werter Kollege“, entschuldigte sich Dr. Fischer übertrieben unterwürfig. „Ich hätte die Patientin selbstverständlich bitten müssen, sich eine halbe Stunde zu gedulden, weil ich erst noch Schweine einfangen müsste.“
„Für meinen Spielstand wär‘s besser gewesen“, grummelte Elmar schmunzelnd, sprang von der Anrichte, schaltete die Kaffeemaschine aus und füllte die vorbereiteten Becher. „Hast du schon das neue Rundschreiben von Direktor Rohrmoser im Intranet gelesen, Boss?“, fragte er Peter Kersten. „Deswegen musste ich nämlich lachen.“
„Nein, habe ich nicht. Was schreibt er denn Lustiges? Kriegen wir alle eine Gehaltserhöhung?“
„Wohl kaum. Hätte ich da gelacht? Nein, ich hätte sofort ein Notfallteam in die Direktionsetage geschickt, um Herrn Rohrmoser auf akuten Alzheimer im Endstadium untersuchen zu lassen.“
„Auch wieder wahr“, musste Peter zugeben. Der Verwaltungsdirektor der Sauerbruch-Klinik rückte freiwillig nicht einmal einen einzelnen Cent heraus. Er müsste schon ziemlich verwirrt sein, um jemandem ohne zwingenden Grund eine Gehaltserhöhung zu bewilligen. „Was dann?“
„Warte, ich lese es euch gleich vor. Drei Zucker und Milch, richtig?“
„Ja, bitte.“
„Kriege ich auch einen, obwohl ich Sie um den Sieg im Schweinefangen gebracht habe?“, erkundigte sich der Anästhesist sarkastisch.
„Ausnahmsweise“, feixte Elmar. „Aber dass mir so etwas nicht noch einmal vorkommt! Schwarz und ohne Zucker, nicht?“
„Ich bitte darum.“
Als der Assistenzarzt die Becher an alle Anwesenden verteilt hatte, griff er wieder zu seinem Tablet.
„Also, passt auf, Kinder. Direktor Rohrmoser gibt bekannt, dass …“
Er verstellte seine Stimme zu dem ewig nörglerischen Tonfall des Verwaltungsdirektors der Sauerbruch-Klinik.
„Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Da meiner Gattin zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, habe ich mich dazu breitschlagen lassen, ihr zu gestatten, sich täglich von acht bis zwei hier in unserem Krankenhaus nützlich zu machen. Ehrenamtlich, versteht sich.“
Elmar unterbrach sich und hob den Kopf.
„Das heißt, dass sie kein Geld dafür kriegt.“
„Was du nicht sagst!“, unkte Peter. „Weiter!“
„Sie behauptet, sich für keine Arbeit zu schade zu sein, also scheuen Sie nicht davor zurück, ihre Dienste ungeniert in Anspruch zu nehmen, und schonen Sie sie nicht …“
„Du meine Güte!“ Peter musste lachen. „Der preist seine Frau ja wie einen Ackergaul auf dem Viehmarkt an.“