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Blind vor Tränen stürzt Martha aus dem Haus, das sie zusammen mit ihrem Verlobten bewohnt. Mit ihrem Ex-Verlobten, müsste es wohl besser heißen, denn nach dem Streit, der sich gerade zwischen ihnen abgespielt hat, ist alles zerstört, was je zwischen ihnen war. Dass Laurin wegen seiner Arbeit bei einer Sondereinheit der Polizei nicht viel Zeit für sie hat, ist nichts Neues, doch diesmal hat er den Bogen eindeutig überspannt. Offenbar ist für ihn alles andere immer wichtiger als sie, aber so kann und will Martha nicht leben. Und vor allem will sie eine solche Ehe nicht führen!
Entschlossen macht sie sich auf den Weg zum Standesamt, um dort den schon längst reservierten Termin für ihre Hochzeit abzusagen. Auch wenn ihr der Verstand sagt, dass sie keine andere Wahl hat, fällt ihr dieser Schritt unglaublich schwer. Sie liebt Laurin über alles - die Tatsache, trotzdem nicht das Leben mit ihm verbringen zu können, bricht ihr beinahe das Herz.
Doch wenn Martha geglaubt hat, dass dieser Tag nicht noch schlimmer werden könnte, dann hat sie sich getäuscht, denn auf dem Bürgeramt gerät die junge Frau plötzlich in größte Lebensgefahr, und sie scheint sich schlagartig mitten in einem Albtraum zu befinden ...
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Der schönste Augenblick
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Nina Buday / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9780-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der schönste Augenblick
Als für Martha und Laurin endlich alles gut wurde
Von Karin Graf
Blind vor Tränen stürzt Martha aus dem Haus, das sie zusammen mit ihrem Verlobten bewohnt. Mit ihrem Ex-Verlobten, müsste es wohl besser heißen, denn nach dem Streit, der sich gerade zwischen ihnen abgespielt hat, ist alles zerstört, was je zwischen ihnen war. Dass Laurin wegen seiner Arbeit bei einer Sondereinheit der Polizei nicht viel Zeit für sie hat, ist nichts Neues, doch diesmal hat er den Bogen eindeutig überspannt. Offenbar ist für ihn alles andere immer wichtiger als sie, aber so kann und will Martha nicht leben. Und vor allem will sie eine solche Ehe nicht führen!
Entschlossen macht sie sich auf den Weg zum Standesamt, um dort den schon längst reservierten Termin für ihre Hochzeit abzusagen. Auch wenn ihr der Verstand sagt, dass sie keine andere Wahl hat, fällt ihr dieser Schritt unglaublich schwer. Sie liebt Laurin über alles – die Tatsache, trotzdem nicht das Leben mit ihm verbringen zu können, bricht ihr beinahe das Herz.
Doch wenn Martha geglaubt hat, dass dieser Tag nicht noch schlimmer werden könnte, dann hat sie sich getäuscht, denn auf dem Bürgeramt gerät die junge Frau plötzlich in größte Lebensgefahr, und sie scheint sich schlagartig mitten in einem Albtraum zu befinden …
Die glorreiche Zeit von Generalmajor a.D. Otto-Anton Poppe war längst vorüber. Leider!
Noch vor ein paar Jahren waren stramme junge Männer, die ihn um einen Kopf überragten – Otto-Anton brachte leider nur einhundertfünfundsiebzig Zentimeter auf die Messlatte – bei seinem Anblick vor Angst erzittert. Sein Wort war Gesetz gewesen.
„Zu Befehl, Herr Generalmajor!“, hatte die Antwort auf alle seine Anordnungen stets gelautet.
Eine andere Antwort hätte er niemals geduldet. Auch dann nicht, wenn er von einem seiner Untergebenen verlangte, mit einem mit Steinen gefüllten Rucksack fünfzig Kilometer weit zu marschieren oder sich der Länge nach in den Dreck zu werfen. Seine Macht war fast grenzenlos gewesen, und er hatte es genossen.
Wo immer er auftauchte, hatten junge Männer die Hacken zusammengeknallt, die Schultern nach hinten gerissen, und ihre Hände waren zum Salut nach oben geschnellt. Wer nicht augenblicklich die vorgeschriebene Haltung angenommen hatte, war streng bestraft worden.
Manchmal, nein, eigentlich immer, hatte er sich wie ein König gefühlt. Als einer der wenigen Auserwählten, die der Elite angehörten. Mächtig, erhaben, unantastbar, gefürchtet und bewundert zugleich.
Doch das hatte sich mit seiner Pensionierung leider schlagartig geändert. Heute war er zweiundsiebzig, und niemand hörte mehr auf seine Kommandos. Wenn er seine Haushälterin Hilde Zeisel anbrüllte, dann brüllte dieses unverschämte Weibsstück einfach zurück.
„Wenn‘s Ihnen nicht passt, wie ich es mache, dann machen Sie Ihren Dreck halt alleine!“
Wenn er einem dieser halbwüchsigen Rotzlöffel, die auf der Straße herumlungerten, befahl, strammzustehen, dann kicherten die nur und tippten sich mit den dreckigen Zeigefingern an die Stirn. Unerhört war das! Und so frustrierend.
Die einzige Freude, die er noch hatte, war der eigene Schießstand, den er sich in dem selbst geplanten und von einer Spezialfirma errichteten Atombunker im zweiten Untergeschoss seines großen Hauses errichtet hatte. Ein richtiges Schlachtfeld hatte er sich dort aufgebaut. Mit beweglichen Pappsoldaten, von denen er täglich ein paar Dutzend umnietete.
Und diese eine Freude, die drei, vier Stunden täglich, wenn er treppab in den Krieg zog, um die vergangenen glanzvollen Zeiten noch einmal zu durchleben, die wollte man ihm jetzt auch noch nehmen.
Die Nachbarn hatten sich über die Knallerei beschwert. Und das, obwohl sein Bunker tief unter der Erde lag, dicke Betonwände hatte und das bisschen Bumm, das durch die Luftfilter nach draußen drang, kaum lauter als das Platzen eines Luftballons sein konnte.
Sie hatten im ganzen Frankfurter Stadtteil Schwanheim Unterschriften gesammelt. Sie behaupteten, er sei nicht mehr ganz richtig im Kopf und eine Gefahr für die Allgemeinheit. Sie verlangten vom Amt, dass man ihm seine geliebte Waffensammlung wegnehmen solle. Diese dreckigen Denunzianten!
Okay, er litt fallweise unter Gedächtnislücken. Manchmal fiel ihm ein Wort nicht mehr ein. Oder ein Name. Es kam vor, dass er beim Bäcker auf das große runde Ding mit der braunen Kruste zeigen musste, weil er nicht mehr wusste, wie man es nannte. Es war auch schon vorgekommen, dass er morgens im Schlafanzug das Haus verlassen hatte.
Hilde Zeisel, diese unsägliche alte Hexe, hatte ihm vor wenigen Minuten dringend angeraten, sich doch auf Alzheimer oder Demenz untersuchen zu lassen. Nur, weil er bei der Morgentoilette die Feuchtigkeitscreme mit der Zahnpasta verwechselt und sich damit das Gesicht eingecremt hatte. Als ob das nicht jedem passieren könnte. Wäre er nicht auf sie angewiesen gewesen, hätte er sie auf der Stelle vor das Kriegsgericht gebracht.
Letzte Woche hatte er ein amtliches Schreiben erhalten. Heute um neun Uhr sollte er sich im Zentralen Bürgeramt in der Innenstadt einfinden. Er sollte sich dort bei einem Amtsarzt auf seine psychische Gesundheit hin untersuchen lassen, und wenn Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit bestünden, würden ihm sein Waffenschein und in der Folge natürlich auch alle seine Waffen abgenommen.
Für Otto-Anton wäre das schlimmer, als verlangte man von einer Mutter, ihre Babys abzugeben. Viel, viel schlimmer.
Um bei diesen Amts-Laffen erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, wer in diesem Land das Sagen hatte, hatte Otto-Anton seine Paradeuniform angezogen. Jetzt stand er vor dem großen Spiegel im Ankleideraum und erfreute sich an dem Funkeln und Glitzern der unzähligen Abzeichen und Orden.
Er übte gerade seinen beinahe tödlichen Oberbefehlshaber-Blick, mit dem er den Amtsarzt in seine Schranken zu verweisen gedachte, als die Tür zum Ankleideraum ohne Vorwarnung aufgerissen wurde.
Erbost fuhr er herum.
„Zeisel!“, brüllte er mit seiner immer noch ziemlich durchdringenden Stimme. „Was erlauben Sie sich! Können Sie nicht anklopfen? Was, wenn ich nackt gewesen wäre?“
„Da gäb‘s auch schon was zu sehen.“ Die Haushälterin verdrehte seufzend die Augen. Dann musterte sie ihn unverschämt grinsend von oben bis unten.
„Wollen Sie wirklich in dem Faschingskostüm zum Amt?“
„Faschingskostüm?“ Otto-Anton war über so viel Dreistigkeit und Respektlosigkeit geschockt.
Seine beiden Hände schnellten zu seinen Schulterklappen nach oben, auf denen die Rangabzeichen golden funkelten.
„Sehen Sie das, Zeisel?“, brüllte er. „Zwei Sterne! Sehen Sie die? Ich bin ein Zweisternegeneral und verdiene als solcher absoluten Respekt und Gehorsam! Haben Sie sich jemals in Ihrem unbedeutenden kleinen Dasein auch nur eine einzelne Zacke eines Sterns verdient, Sie menschliche Null?“
Hilde Zeisel war an solche Ausbrüche längst gewöhnt. Sie hatte vier Kinder großgezogen, und die hatten ihr inzwischen bereits drei Enkelkinder beschert. Ein weiteres war unterwegs. Trotzige Wutanfälle kosteten sie nur noch ein mildes Lächeln.
„Aber ja doch“, erwiderte sie schmunzelnd. „Als ich noch zur Grundschule ging, da gab‘s für besondere Leistungen immer einen goldenen Stern ins Mitteilungsheft. Und weil ich eine ziemlich gute und auch brave Schülerin war, habe ich in den vier Jahren mehr Sterne gesammelt, als auf Ihrem Anzug überhaupt Platz hätten.“
Dazu fiel Otto-Anton Poppe nun wirklich nichts mehr ein. Zivilisten hatte er schon immer als eine Plage betrachtet. Und Frauen sowieso. Weibliche Zivilisten hatten für ihn also einen ähnlichen Stellenwert wie ein Hühnerauge auf der Zehe. Es gab sie, sie waren lästig und nur schwer wegzubekommen.
Er konnte nur die Augen schließen und stöhnend den Kopf schütteln.
„Was wollen Sie hier überhaupt?“, knurrte er. „Sie haben zu den Räumlichkeiten des Generalstabs keinen Zutritt. Außer mit dem Auftrag, hier sauberzumachen.“
„Oh, Pardon, Euer Gnaden.“
Hilde Zeisel schlug die hinteren Enden ihrer Filzschlappen zusammen und legte die rechte Handkante an den Knoten des bunten Kopftuchs, mit dem sie beim Kochen und Putzen ihre grauen Haare bedeckte.
„Melde gehorsamst, dass es schon nach sieben ist. Wenn Sie also vor dem Ausrücken noch ausgiebig frühstücken wollen, dann wäre es jetzt an der Zeit, das Möchtegern-Führerquartier zu verlassen und sich unten im Offizierskasino einzufinden. Es gibt Schinken mit Ei und frische Brötchen.“
„Gut!“ Dieser Ton gefiel Otto-Anton schon viel besser. „Rühren!“, befahl er. Frau Zeisel ließ ihre rechte Hand sinken und nahm eine etwas bequemere Haltung ein.
„Wegtreten!“
„Zu Befehl, Eure sternengeschmückte Herrlichkeit!“ Hilde machte eine scharfe Kehrtwende. Bereits an der Schwelle angelangt, blieb sie stehen, drehte sich noch einmal um, hüstelte und deutete auf Otto-Antons Kopf.
„Was denn noch?“, blaffte er sie unwirsch an.
„Also … wenn schon, dann würde ich Ihnen zu einer anderen Mütze raten. Dieser … ähm … Wikingerhelm ist vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß.“
„Was, zum Teufel …?“ Er trat ein paar Schritte weiter vom Spiegel zurück. Aus der Nähe sah er ohne Lesebrille alles nur noch sehr verschwommen. „Oh!“ Er trug den goldglänzenden Paradehelm, der das Haupt seines Urgroßvaters im ersten Weltkrieg geziert hatte. Eine sogenannte preußische Pickelhaube. In Gold natürlich, denn auch sein Urgroßvater war einer der ganz Großen gewesen.
Erbost fuhr er zu dem Regalbrett herum, auf dem alle Schirmmützen, Barette und Gefechtshelme aufgereiht waren.
„Haben Sie hier Staub gewischt und wieder einmal alles durcheinandergebracht?“
Hilde Zeisel zuckte gelassen mit den Schultern.
„Kann schon sein. Bei all diesen verschnörkelten Staubfängern muss man ja alle paar Tage saubermachen. Die ziehen die Staubmäuse ja fast magisch an. Und dass ich mir genau merke, was wohin gehört, das können Sie nicht auch noch von mir verlangen.“
Otto-Anton nahm die güldene Zierde von seinem fast kahlen Kopf und stellte sie – behutsam und ehrfürchtig wie eine Reliquie – ins Regal zurück.
„Sie werden mit Ihrer Schlampigkeit eines Tages noch einen Krieg auslösen, Zeisel!“, donnerte er. „Was meinen Sie, was passiert, wenn ich in der Öffentlichkeit das falsche Signal setze?“
„Nix“, grummelte die Haushälterin fast unhörbar. „Guckt Sie doch eh keiner an. Und wenn, dann lachen die sich höchstens tot. Also, wie ich schon sagte, das Frühstück ist fertig. Und gehen Sie langsam die Treppe runter.“
„Wieso?“
„Weil heute Freitag der Dreizehnte ist. Da ist man besser vorsichtig.“
„Pah! Aberglaube ist was für dumme Puten wie Sie eine sind“, zischte Otto-Anton.
„Wie Sie meinen“, erwiderte Hilde Zeisel schnippisch. Damit verließ sie den Ankleideraum und hoffte inständig, dass man ihm bei dem heutigen Termin die Spielsachen wegnehmen würde. Zumindest die, die Bumm machten.
Sie hatte so eine ungefähre Ahnung, was er im Keller unter dem Keller, den sie nicht betreten durfte, hortete. Was sie jedoch genau wusste, war, was er in dem Safe aufbewahrte, der im Ankleideraum hinter der langen Stange mit Uniformen und Wintermänteln in die Wand eingelassen war.
Sie war einmal hereingeplatzt, als er vor dem offenen Safe gestanden hatte. Schusswaffen befanden sich darin. So viele, dass er damit einen Laden eröffnen könnte. Und dann noch ein paar Dinge, bei deren Anblick sie Gänsehaut am ganzen Körper bekommen hatte.
Würde er sie für ihre Dienste nicht so gut bezahlen, dann wäre sie längst weg. Sicher fühlte sie sich hier schon lange nicht mehr.
***
Gar nicht weit von Otto-Anton Poppes Haus entfernt, in einer verwinkelten alten Villa in der Schwanheimer Panoramastraße, saßen Peter Kersten und seine Lebensgefährtin Lea König beim Frühstück.
Entspannt und ohne Zeitdruck frühstücken zu können, das kam bei Peter nicht allzu oft vor. Er war der Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. Um diese Uhrzeit kam er sonst entweder gerade erst vom Nachtdienst nach Hause oder war, wenn er Frühschicht hatte, längst weg, denn sein Dienst begann um sieben.
An den meisten Tagen sahen er und Lea sich bestenfalls kurz zwischen Tür und Angel. Einer kam, der andere ging, Hallo, tschüss, bis bald mal, hoffentlich!
Heute hatte Peter sich jedoch den Vormittag freigenommen. Er hatte eine Einladung zu einem Notärztekongress erhalten, der in drei Wochen in New York stattfinden sollte. Sein Reisepass war jedoch vor ein paar Wochen abgelaufen, deshalb wollte er um neun Uhr das Zentrale Bürgeramt in der Innenstadt aufsuchen, um dort ein neues Reisedokument zu beantragen.
Die Zeit drängte, er hatte es während der letzten drei Wochen schon mehrmals versucht, doch immer wieder war ihm im letzten Augenblick irgendetwas dazwischengekommen.
„Wonach suchst du denn?“, fragte der Notarzt schmunzelnd, als Lea sich einen weiteren Pfannkuchen – den dritten bereits – von der Warmhalteplatte nahm, ihn auf ihrem Teller mehrmals wendete und ihn vorne und hinten genau unter die Lupe nahm.
„Nach irgendeinem Makel. Nach einer verbrannten Stelle, einer Luftblase, einer Unebenheit oder einem ausgefransten Rand. Die sind einfach zu perfekt, um echt zu sein. Weißt du, wie oft ich schon versucht habe, Pfannkuchen zu machen? Und weißt du, wie meine aussehen?“
„Oh ja.“ Peter schauderte. Lea war in ihrem Beruf als Kinder- und Jugendpsychologin kaum zu toppen. Die Sechsunddreißigjährige hatte sich in relativ kurzer Zeit einen herausragenden Ruf erarbeitet. Nicht, weil sie besonders genial wäre oder über wundersame Kräfte verfügte, wie sie immer wieder betonte, sondern weil sie Kinder – alle Kinder! – wirklich von ganzem Herzen liebte.
Selbst die verstocktesten kleinen Patienten tauten bei ihr auf, vertrauten ihr, nahmen ihre Ratschläge an und ließen sich von ihr leiten.
Während ein großer Teil ihrer Kollegen nicht perfekt funktionierende Kinder mit Medikamenten abfüllten, setzte sie ausschließlich auf Respekt und Liebe. Und die Erfolge, die sie erzielte, gaben ihr recht. Dafür und für vieles andere bewunderte, schätzte und liebte der Notarzt sie grenzenlos.
Wenn Lea sich jedoch in der Küche beweisen wollte, dann rannte Peter stets als Erstes um einen Feuerlöscher und verabschiedete sich als Zweites gedanklich von einer weiteren Pfanne. Denn die landete üblicherweise zusammen mit Pfannkuchen, Rührei oder was auch immer Lea zuzubereiten versuchte, im Mülleimer. Pfanne und Inhalt untrennbar zu einem schwarzen Klumpen miteinander verschmolzen.
„Muss man irgendwie irgendwelche übermenschlichen Fähigkeiten besitzen, um so was so hinzukriegen? Oder hast du die gekauft und bloß aufgewärmt?“
„Nein.“ Peter schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Du bist nur zu ungeduldig. Du wirfst die Eier mitsamt den Schalen in die Rührschüssel, du verrührst den Teig nicht richtig und drehst den Ofen immer auf die höchste Stufe, damit es schneller geht. Aber mach dir deswegen keinen Kopf, Schatz. Für die Tätigkeiten im Haushalt, die Fingerspitzengefühl voraussetzen und künstlerisch anspruchsvoll sind, hast du ja mich.“
„Soll heißen?“ Lea grinste und quetschte fast die halbe Flasche Dattelsirup über ihrem Pfannkuchen aus.
„Soll heißen, dass du mehr für die niederen Arbeiten zu gebrauchen bis. Müll raustragen, Staubsaugen, Geschirrspülen, du weißt schon, Frauenarbeit eben.“