Der Notarzt 373 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 373 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Unschlüssig blickt Dr. Peter Kersten auf die junge Frau vor ihm. Das Gesicht kommt ihm irgendwie vertraut vor. Doch erst als sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkt, ist ihm klar, wen er hier vor sich sitzen hat. "Das Mädchen mit den sieben Leben!", sagte er leise. "Lilly, nicht wahr?" Es ist viele Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hat. Damals hatte sie dünne Rattenschwänze, knochige Schultern, Knubbelknie und spitze Ellbogen. Seitdem hat sie sich in eine bildschöne Frau verwandelt. Nur das breite, strahlende Lächeln, das ist gleich geblieben.
Als er an diese Zeit zurückdenkt, tauchen schlimme Verletzungen vor dem inneren Auge des Notarztes auf. Gebrochene Knochen, Hämatome, blutige Wunden.
"Ja. Als Sie mich das letzte Mal gerettet haben, sagten Sie, ich hätte sieben Leben", erinnert sich Lilly. "Sechsmal wäre ich beinahe gestorben. Eines habe ich also noch übrig. Und auf das werde ich gut aufpassen."
Dr. Kersten ist erleichtert, seine frühere Patientin so munter zu sehen. Doch nur wenige Stunden später trifft er erneut auf Lilly. Sie wird mit gellendem Martinshorn in die Sauerbruch-Klinik gebracht. Als der Notarzt sieht, in welch furchtbarem Zustand sie sich diesmal befindet, ist ihm auf der Stelle klar, dass es schon ein Wunder bräuchte, um Lilly noch ein siebtes Mal zu retten ...

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Sieben Leben

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nina Buday / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0046-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Sieben Leben

Arztroman um eine junge Frau, die unverwundbar schien

Von Karin Graf

Unschlüssig blickt Dr. Peter Kersten auf die junge Frau vor ihm. Das Gesicht kommt ihm irgendwie vertraut vor. Doch erst als sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkt, ist ihm klar, wen er hier vor sich sitzen hat. „Das Mädchen mit den sieben Leben!“, sagt er leise. „Lilly, nicht wahr?“ Es ist viele Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hat. Damals hatte sie dünne Rattenschwänze, knochige Schultern, Knubbelknie und spitze Ellbogen. Seitdem hat sie sich in eine bildschöne Frau verwandelt. Nur das breite, strahlende Lächeln, das ist gleich geblieben.

Als er an diese Zeit zurückdenkt, tauchen schlimme Verletzungen vor dem inneren Auge des Notarztes auf. Gebrochene Knochen, Hämatome, blutige Wunden.

„Ja. Als Sie mich das letzte Mal gerettet haben, sagten Sie, ich hätte sieben Leben“, erinnert sich Lilly. „Sechsmal wäre ich beinahe gestorben. Eines habe ich also noch übrig. Und auf das werde ich gut aufpassen.“

Dr. Kersten ist erleichtert, seine frühere Patientin so munter zu sehen. Doch nur wenige Stunden später trifft er erneut auf Lilly. Sie wird mit gellendem Martinshorn in die Sauerbruch-Klinik gebracht. Als der Notarzt sieht, in welch furchtbarem Zustand sie sich diesmal befindet, ist ihm auf der Stelle klar, dass es schon ein Wunder bräuchte, um Lilly noch ein siebtes Mal zu retten …

Lilly Heidegger hielt an, stieg von ihrem Fahrrad und schaute zum Himmel hinauf. Selbst der beste Regisseur der Welt hätte keine passendere Kulisse für ihre Mission auswählen können.

Dunkle Wolken zogen am Himmel über Frankfurt auf, kündigten ein Sommergewitter an und illustrierten Lillys innere Furcht, die immer mehr zunahm, je näher sie an ihr Ziel kam.

Warum tat sie sich das überhaupt an? War es wirklich notwendig? Sollte sie nicht besser vergessen, umkehren und ihr weiteres Leben so verbringen, als ob nichts gewesen wäre, anstatt Wunden wieder aufzureißen, die jetzt endlich langsam zu verheilen begannen?

Doch da riss im Westen plötzlich eine kleine Stelle der fast durchgehenden Wolkendecke auf, und die bereits tiefstehende Sonne beleuchtete wie ein Bühnenscheinwerfer genau die eine Stelle, zu der die junge Frau unterwegs war. Während ganz Frankfurt im Schatten versank, wurde das noble Viertel, in dem die Nummer eins auf Lillys Liste lebte, in gleißendes Licht getaucht.

Auch in dem eben noch ein bisschen verzagten Gesicht der bildhübschen Dreiundzwanzigjährigen verschwanden jetzt die Schatten, und ein strahlendes Lächeln breitete sich darauf aus.

„Ich nehme das mal als Bestätigung dafür, dass es richtig ist, was ich vorhabe“, murmelte sie. Dann schwang sie sich wieder auf ihr Fahrrad, um das letzte Stück ihres Weges so schnell wie möglich zurückzulegen, ehe der Mut sie verlassen konnte.

Wie anders diese Wohngegend, die in dem relativ schmalen Raum zwischen dem Palmengarten und dem Botanischen Garten lag, doch gegen all die tristen Viertel und Straßen war, in denen sie selbst aufgewachsen war!

Hier stank es nicht nach Abgasen und Armut, hier waren die Wiesen nicht mit Müll übersät, hier musste man keine Angst haben, auf den Straßen von einer Horde halbstarker Betrunkener angepöbelt zu werden.

Hier waren die Wiesen von einem beinahe unnatürlich wirkenden Grün. Hier duftete die Luft nach Jasmin, nach den letzten Pfingstrosen, nach Lavendel und Gardenien. Hier schrillten keine Hupen, hier kreischte nicht Metall auf Metall, wenn eine Straßenbahn sich in die Kurve legte.

Hier grölte einem niemand schlüpfrige Bemerkungen zu. Hier gellten nicht die Polizeisirenen im Minutentakt, und aus den offenen Fenstern drangen weder Kinderweinen noch giftiges Gezänk.

Hier, in einem der teuersten Wohnviertel Frankfurts, waren die vornehmen Leute zu Hause. Leute, die sich zu benehmen wussten. Wichtige Leute. Leute in einflussreichen, gehobenen Positionen, die abends und an freien Tagen die Ruhe schätzten. Bessere Leute als jene, zu denen sie selbst gehörte, wie man Lilly beigebracht hatte. Die Erfolgreichen. Die Wohlhabenden. Die Elite.

„Wow!“ Zutiefst beeindruckt sog sie die Luft ein, als sie die Adresse erreicht hatte, die an erster Stelle auf ihrer Liste stand. Grünbergweg Nummer zwölf.

Das war kein Haus. Das war auch keine Villa. Das war ein Palast. Drei Stockwerke. Erker und Türmchen und riesige bogenförmige Fenster.

Alleine der Vorgarten war größer als die sogenannte Grünanlage in dem Viertel, in dem Lilly jetzt wohnte. Garagen zu beiden Seiten. Beide groß genug, um jeweils vier Autos Platz zu bieten.

„Sehr nobel“, stellte Lilly fest. „Ob ich wohl stolz darauf sein sollte, dass auch ich meinen Beitrag zum Entstehen dieses Prachtbaus geleistet habe?“, fragte sie sich selbst und gab sich auch gleich selbst die Antwort auf diese Frage. „Wohl eher nicht.“

Lilly lehnte ihr Fahrrad gegen den schwarz lackierten schmiedeeisernen Gartenzaun. Der war gute drei Meter hoch. Tja, wer so offensichtlich so wohlhabend war, der musste sich und seinen Besitz gut beschützen.

Das Gartentor war nicht versperrt. Ehe sie eintrat, warf Lilly zur Sicherheit noch einmal einen Blick auf das große Messingschild. Prof. Dr. Julius Hampel. Psychiater, Universitätsdozent und gerichtlich beeideter Sachverständiger. Ja, hier war sie richtig.

Sechzehn Jahre war es nun her, dass sie ihren Wohltäter zuletzt gesehen hatte. Er hatte ihrem Leben damals eine völlig neue Wendung gegeben. Seitdem war viel Wasser den Main hinuntergeflossen. Seitdem waren fünftausendachthundertvierzig lange Tage ins Land gezogen, und an jedem einzelnen davon hatte sie zumindest einmal kurz an ihn gedacht.

Heute war sie nur hergekommen, um ihn daran zu erinnern, dass sie immer noch da war. Und um ihm für alles zu danken. Das Geschenk, das er sich verdient hatte, wollte sie ihm erst in ein paar Tagen zukommen lassen.

Lillys Hand zitterte, als sie den prächtigen Vorgarten durchschritten hatte und den offensichtlich antiken Türklopfer in Form eines Drachenkopfs betätigte. Ihr Herzschlag nahm an Geschwindigkeit zu, während sie wartete. Und als sich im Inneren des Gebäudes schlurfende Schritte näherten, spürte sie für einen Moment den Drang, sich umzudrehen und wegzulaufen.

Doch sie blieb. Und während hinter dem wuchtigen Portal Schlüssel aneinander klirrten, fragte sie sich, ob er sich wohl noch an sie erinnerte.

Sechzehn Jahre waren eine lange Zeit. Doch Lilly hatte es im Laufe der Jahre zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Die Medien hatten nicht selten über sie berichtet. Ob er ihre Karriere wohl mitverfolgt hatte? Ob er sich daran erfreut hatte, dass er den Grundstein dafür gelegt hatte?

Nun, sie würde es gleich erfahren. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Türklinke, die sich jetzt abwärts bewegte. Und als die Tür aufging, setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf. Ein Lächeln, das einen – wie viele Leute ihr immer wieder versicherten – auf beinahe magische Weise dazu zwang, ebenfalls zu lächeln.

Und offensichtlich wirkte dieser Zauber auch bei ihm. Er lächelte, als er in der offenen Tür auftauchte und sie sah.

Lillys Herz schlug noch ein paar Takte schneller. Er sah noch immer gut aus. Sie wusste, dass er heute dreiundsechzig Jahre alt war. Sein Haar war längst ergraut, aber immer noch voll. Er hatte noch immer dieselbe athletische Statur und dieselbe aufrechte Haltung wie damals. Er trug den Kopf noch immer hoch, das markante Kinn, sich seiner Position bewusst, immer noch stolz nach vorne gereckt. Sein Blick war – trotz des Lächelns – immer noch eine Spur zu arrogant.

„Guten Abend.“

„Guten Abend“, grüßte Lilly ihn höflich zurück.

„Sie wünschen?“

„Erkennen Sie mich wieder?“

Er schaute ihr eine Weile prüfend ins Gesicht, dann zuckte er bedauernd mit den Schultern.

„Helfen Sie mir ein bisschen auf die Sprünge“, bat er. „Sind Sie eine meiner Studentinnen?“

„Nein. Es ist lange her. Vermutlich sehe ich heute völlig anders aus als damals. Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit. Und … vermutlich gab es viele Kinder wie mich, denen Sie … so selbstlos geholfen haben.“

Ein Schatten huschte fast unmerklich über sein Gesicht. Doch Lilly entging er nicht. Sie hatte lange genug Zeit gehabt, um sich seine Reaktion bei ihrem Wiedersehen in vielen verschiedenen Variationen genau auszumalen. Tausend verschiedene Reaktionen und tausend verschiedene Gesprächsverläufe hatte sie in Gedanken durchgespielt.

Vielleicht wusste er selbst nicht, warum – noch nicht –, aber er schien sich jetzt deutlich unwohler zu fühlen als noch wenige Sekunden zuvor. Sein Lächeln war verschwunden, sein Tonfall kühler geworden.

„Möchten Sie mir vielleicht Ihren Namen nennen, oder erwarten Sie von mir, dass ich rate? Das könnte lange dauern, denn ich habe im Laufe meines Lebens Tausende Menschen kennengelernt. Auch Kinder … natürlich. Zwei, drei Mal gesehen und dann aus den Augen verloren.“

„Natürlich.“ Lilly nickte verständnisvoll. „Mir ist schon klar, dass ich nicht die Einzige gewesen bin. Ich dachte nur … na ja, ich stand mindestens einmal pro Jahr ganz groß in der Zeitung.“ Sie legte den Kopf schief und lächelte. „Das Mädchen mit den sieben Leben, so lauteten die letzten Schlagzeilen über mich. Nein?“

„Davon ist mir nichts bekannt!“

Dass er log, konnte Lilly deutlich an den feinen Schweißtröpfchen erkennen, die ihm jetzt an Stirn, Nase und Kinn aus allen Poren traten. Er wusste ganz genau, wer sie war.

„Lilly Heidegger.“

Kaum hatte Lilly ihren Namen ausgesprochen, ging alles plötzlich sehr schnell. Er stieß einen erschreckten Laut aus, dann fasste er sich zuerst an die Kehle, dann an die Brust. Er rang keuchend nach Luft. Er röchelte. Dann fiel er in sich zusammen, als ob der Körper, der den teuren Maßanzug bislang aufrecht gehalten hatte, sich unter dem edlen Stoff in Luft aufgelöst hätte.

Auf der Türschwelle zu ihren Füßen zusammengekrümmt, sich beide Hände auf das Herz pressend, schaute er flehend zu ihr auf.

„Hilfe!“, krächzte er mit letzter Kraft. „Hilfe! Herz! Meine … Tabletten … im Bad … Bitte!“

Lilly beugte sich über ihn und lächelte.

„Aber, aber. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten. Ich habe nur Ihr Bestes im Sinn“, wiederholte sie die Worte, die er vor siebzehn Jahren zu ihr gesagt hatte. „Sträuben Sie sich nicht gegen Ihr Schicksal. Halten Sie nicht an Althergebrachtem fest. Alles wird ganz wundervoll sein. Vertrauen Sie mir.“

Damit drehte sie sich um, blendete seine letzten röchelnden Atemzüge aus und durchschritt den Vorgarten. Die Gartentür ließ sie weit offen stehen. So war die Chance größer, dass irgendein Nachbar nachsehen kam und ihn womöglich noch rechtzeitig retten konnte.

Ehe sie wieder auf ihr Fahrrad stieg, zog sie die Liste aus der Gesäßtasche ihrer Jeans.

„Nummer eins, Dank erfolgreich überbracht“, murmelte sie und strich Prof. Dr. Julius Hampel durch.

Eigentlich hatte sie sich ihm nur kurz in Erinnerung rufen wollen, ehe sie ihm ein paar Tage später die Überraschung präsentierte, die sie für ihn vorbereitet hatte. Doch das hatte sich ja nun erübrigt.

Sie warf einen Blick auf ihre Liste, dann faltete sie das Papier wieder zusammen, steckte es in ihre Hosentasche zurück und schwang sich auf ihr Fahrrad.

Da die Nummer zwei ganz in der Nähe wohnte, würde sie heute noch einen zweiten Besuch schaffen.

Den würde das eigene Gewissen allerdings ganz bestimmt nicht zu Fall bringen. Der hatte nämlich keines.

***

„Jeder Einzelne von euch, meine Lieben, ist mir im Laufe der Jahre wie ein leibliches Kind ans Herz gewachsen. Mich jetzt von einigen von euch verabschieden zu müssen, das ist für mich … das ist … es ist …“

Johann Lenz bedeckte seine Augen mit einer Hand. Je eine Träne kam darunter zum Vorschein und perlte über seine faltigen Wangen abwärts.

„Es ist so, als ob man mir … Es ist … Mein Herz, es blutet, als ob man es mir …“, versuchte er weiterzureden, stockte jedoch abermals, weil seine Stimme brach. Er wandte sein Gesicht ab und erstickte das qualvolle Schluchzen, das ihn übermannen wollte, mit einem großen karierten Taschentuch.

Dann lachte er amüsiert auf und schüttelte den Kopf.

„Nein, wollen wir es mal lieber nicht zu sehr übertreiben“, murmelte er schmunzelnd. „So blöde können die gar nicht sein, dass sie mir das abnehmen.“

Jahrzehntelang hatte er seine Mitarbeiter an der kurzen Leine gehalten, hatte sie, so gut es ging, ausgebeutet und sie so behandelt, wie es ihnen seiner Meinung nach gebührte. Wie Nutzvieh eben. Da konnte er jetzt nicht mit so einem rührseligen Schmu daherkommen.

Also, weg mit den Tränen, den leiblichen Kindern und dem blutenden Herzen. Er markierte das Geschriebene und löschte es mit einem Klick.

Johann Lenz, das war der fast siebzigjährige Inhaber einer pharmazeutischen Fabrik mit dem Namen JoLenz.

Eben jetzt saß er in seinem Arbeitszimmer im Erdgeschoss seiner Villa im Frankfurter Stadtteil Westend und arbeitete an der Rede, die er am Montagmorgen vor seinen fast fünfhundert Angestellten halten wollte.

Besser gesagt: Noch-Angestellte, denn nach Beendigung der Rede würden es nur noch ein bisschen mehr als dreihundert sein. Fürs Erste zumindest.

Er wollte es ihnen als finanzielle Krise, als drohende Insolvenz verkaufen, was natürlich nicht stimmte. Das Gegenteil war der Fall. Das Pharmageschäft boomte wie nie zuvor. Zig neue Krankheiten tauchten alle paar Jahre auf, für die er neue Medikamente entwickelte, und die Leute schluckten die bitteren Pillen brav hinunter, wenn der Arzt ihres Vertrauens sie ihnen verschrieb.

Nein, der wahre Grund der Massenentlassung war ein höchst erfreulicher. Seit einigen Wochen stand er mit einer Gruppe mächtiger, namhafter Großinvestoren in Verbindung, die ihm ein Angebot gemacht hatte, das er nicht ablehnen konnte.

JoLenz sollte eine Finanzspritze von fast einer Milliarde Dollar erhalten, wenn er sich dazu bereit erklärte, sein Unternehmen mit der allerneuesten Technik für die Zukunft umzurüsten.

Die Fabriken der Zukunft arbeiteten mit künstlicher Intelligenz und waren kaum noch auf Menschen angewiesen. Der ersten Entlassungswelle würden noch weitere folgen. Sehr bald sogar. Er hatte die Wundermaschinen längst bestellt, sie würden schon bald geliefert und aufgebaut werden.