Der Notarzt 376 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 376 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Matthias Stefani ist mit Leib und Seele Ehemann und Vater. Seiner Frau Silke liest der Psychologe jeden Wunsch von den Augen ab, und mit seinem Sohn Felix verbringt er jede freie Minute mit Spielen und Quatsch machen. Sie scheinen eine richtige Bilderbuchfamilie zu sein. Doch als Matthias nach einer Fortbildung nach Hause kommt, bricht seine ganze heile Welt mit einem Schlag zusammen. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war, und dem Sechsunddreißigjährigen wird klar, dass er sich all die Jahre etwas vorgemacht hat. Die schreckliche Folge davon ist, dass er seinen geliebten Sohn jetzt womöglich für immer verlieren wird.
Verzweifelt tut er sein Möglichstes, um das zu verhindern. Zur Seite steht ihm dabei sein guter Freund, der Notarzt Dr. Peter Kersten. Aber können die beiden Männer gemeinsam wirklich dafür sorgen, dass alles wieder gut wird?


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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein allzu kurzer Weg mit dir

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: LightField Studios / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0049-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein allzu kurzer Weg mit dir

Doch Matthias versucht alles, um seinen Sohn nicht zu verlieren

Von Karin Graf

Matthias Stefani ist mit Leib und Seele Ehemann und Vater. Seiner Frau Silke liest der Psychologe jeden Wunsch von den Augen ab, und mit seinem Sohn Felix verbringt er jede freie Minute mit Spielen und Quatsch machen. Sie scheinen eine richtige Bilderbuchfamilie zu sein. Doch als Matthias nach einer Fortbildung nach Hause kommt, bricht seine ganze heile Welt mit einem Schlag zusammen. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war, und dem Sechsunddreißigjährigen wird klar, dass er sich all die Jahre etwas vorgemacht hat. Die schreckliche Folge davon ist, dass er seinen geliebten Sohn jetzt womöglich für immer verlieren wird.

Verzweifelt tut er sein Möglichstes, um das zu verhindern. Zur Seite steht ihm dabei sein guter Freund, der Notarzt Dr. Peter Kersten. Aber können die beiden Männer gemeinsam wirklich dafür sorgen, dass alles wieder gut wird?

„Endlich wieder zu Hause!“

Matthias Stefani seufzte so erleichtert auf, als wäre er mindestens ein Jahr und nicht nur vier Tage lang weg gewesen.

Lea König, die auf dem Beifahrersitz saß, hatte schon eine ironische Bemerkung auf den Lippen, sprach sie aber dann doch nicht aus, denn eigentlich fühlte sie ja genauso wie ihr Freund und Kollege. Auch sie fühlte grenzenlose Erleichterung, als sie nach fast vierstündiger Autofahrt die Stadtgrenze von Frankfurt passierten.

Die beiden Psychologen hatten zusammen ein fünftägiges Fortbildungsseminar in Hannover gebucht. Der weltweit bekannte und angesehene Prof. Urs Hügli aus der Schweiz hatte in seiner Einladung mit bahnbrechenden neuen Erkenntnissen, beinahe unglaublichen Ergebnissen aus seinen wissenschaftlichen Forschungen und sensationellen Fallbeispielen geworben.

Lea und Matthias, die beide in Frankfurt praktizierten – Lea als Kinder- und Jugendpsychologin, Matthias als Psychoanalytiker –, hatten sich glücklich geschätzt, die beiden letzten freien Plätze ergattert zu haben.

Unglaubliche Forschungsergebnisse und sensationelle Fallbeispiele, wer hätte da nicht gerne die verlangten tausendfünfhundert Euro lockergemacht, um all das Vielversprechende aus erster Hand zu erfahren?

Liebend gerne hatten sie die lange Fahrt nach Hannover auf sich genommen, um das Allerneueste aus dem Munde des berühmten Kollegen zu hören.

Doch wie so oft im Leben hatte sich bereits nach dem Eröffnungsvortrag des vermeintlichen Genies herausgestellt, dass in den besonders aufwendig gestalteten Paketen zumeist die bescheidensten Geschenke steckten.

Was anfangs nur eine Befürchtung gewesen war, hatte sich im Laufe des ersten Seminartags leider voll und ganz bestätigt. Der fast siebzigjährige Wissenschaftler erwies sich – entblößt von den ständigen Lobhudeleien in der Fachpresse und den internationalen Auszeichnungen, mit denen er seit Jahren förmlich überschüttet wurde – als hohle Nuss.

„Ich hoffe, du bist mir nicht böse, Lea?“, fragte Matthias, setzte den Blinker und nahm die Ausfahrt in Richtung Schwanheim.

Lea musste kurz überlegen, ob Matthias in letzter Zeit irgendetwas gemacht hatte, dessentwegen sie ihm hätte böse sein sollen.

„Weswegen denn?“, fragte sie kopfschüttelnd, als ihr absolut nichts einfallen wollte.

„Na ja …“ Der sechsunddreißigjährige Psychologe überholte einen Reisebus voll winkender Kinder. Lea winkte mit beiden Händen zurück. „Dafür, dass ich dich beim Frühstück mit der Ankündigung überfallen habe, dass ich keinen Bock mehr auf Prof. Hügli habe“, beantwortete er Leas Frage. „Das Seminar wäre ja erst heute Abend um sieben zu Ende gewesen. Meinetwegen verlierst du einen ganzen Tag voller …“

Er brach ab, zog den bunten Folder aus der Türablage, der vor drei Monaten an fast alle Psychologen des ganzen Landes verschickt worden war, und warf einen schnellen Blick hinein.

„Ebenso lehrreich wie unglaublich spannend. Ah ja, genau“, murmelte er. „Meinetwegen versäumst du einen ganzen Tag voller ebenso lehrreicher wie unglaublich spannender Vorträge.“

„Bei dir piept es wohl!“, prustete die Psychologin. „Ehrlich gesagt, habe ich schon gestern Abend überlegt, wie ich dich dazu bewegen könnte, abzubrechen und nach Hause zu fahren. Mir ist nur nichts eingefallen.“ Sie lachte leise. „Du weißt ja, nach exzessivem Dauerschlaf braucht das Gehirn eine Weile, bis es wieder richtig funktioniert.“

„Hast du denn so lange geschlafen?“

„Vier Tage lang fast durchgehend. Du nicht?“ Lea zuckte schmunzelnd mit den Schultern. „Sag bloß, du hast auch nur einen einzigen Vortrag überstanden, ohne spätestens nach fünf Minuten hinüberzudämmern?“

Matthias wandte kurz den Kopf nach rechts und blinzelte Lea grinsend zu.

„Ich war schon immer ziemlich leichtgläubig und ein bisschen naiv. Ich war schon zwölf, als ich die Hoffnung, es gäbe den Weihnachtsmann tatsächlich, endgültig fahrenließ. An das Christkind glaube ich heute noch. Irgendwie.“

„Was willst du mir damit sagen?“ Lea musste lachen.

„Dass ich mich fünf Vorträge lang krampfhaft wachgehalten habe, weil ich damit rechnete, dass das angekündigte Sensationelle doch noch jeden Augenblick kommen und ich es womöglich verpassen könnte“, gestand der Sozialpsychologe und grinste verlegen. „Ich fürchte, ich bin hoffnungslos einfältig. An Ostern gucke ich immer noch hinter jeden Baum, in der Hoffnung, dort ein paar von diesen leckeren Schokoladeneiern mit Cremefüllung zu finden.“

Matthias leckte sich die Lippen.

„Ich glaube, daran ist meine Mutter schuld. Die hat mir an Ostern immer jedes Bonbon einzeln versteckt. Oft habe ich auch noch nach einer Woche etwas gefunden. Das hat mich zu einem manisch Suchenden und ständig Hoffenden gemacht.“

Lea verdrehte lachend die Augen.

„Ich dachte, die Zeiten sind nun endgültig vorüber, in denen man den Müttern für alles Böse, das es in der Welt gibt, die Schuld in die Schuhe schiebt?“

Matthias schüttelte überdeutlich den Kopf.

„Nein, ganz im Gegenteil“, scherzte er. „Du wirst es nicht gehört haben, weil du ja geschlafen hast, aber Prof. Hügli hat ganz richtig gesagt, dass hinter jedem verkorksten Kind eine schlechte Mutter steckt.“

„Großer Gott!“ Lea sog zischend die Luft ein. „Welche ungeahnten Weisheiten mir da entgangen sind!“

Sie schwieg eine Weile und dachte darüber nach, dass Matthias mit dem, was er vorhin gesagt hatte, gar nicht so sehr daneben lag. Er war tatsächlich ein bisschen naiv und leichtgläubig. Auf eine positive und liebenswerte Art allerdings. Er glaubte felsenfest an das Gute. Auch dann, wenn davon weit und breit nichts zu sehen war.

Ganz besonders blind war er, wenn es um Silke, seine Frau, ging. In Schwanheim pfiffen es längst die Spatzen von den Dächern, wie sie ihn betrog und hinterging und was sie trieb, wenn er nicht zu Hause war.

Lea – und mit ihr viele andere, die Matthias schätzten und mochten – hätte ihrem Freund diesbezüglich gerne die Augen geöffnet. Doch wie alle anderen schreckte sie davor zurück.

Eine solche Mitteilung, das war Lea klar, könnte wie eine Bombe einschlagen und ihre langjährige Freundschaft mit Matthias zerstören. Klar, sie selbst würde es ebenfalls als schlimme Intrige werten, würde ihr jemand im Vertrauen stecken, dass Peter nicht gut für sie sei.

„Links oder rechts?“ Mit dieser Frage riss Matthias sie aus ihren Gedanken. „Zu dir oder zu mir?“, fügte er lachend hinzu. „Ich meine, kommst du noch auf einen Kaffee mit zu mir? Silke würde sich bestimmt freuen, dich mal wiederzusehen. Und Felix würde sowieso vor Freude ausrasten. Du weißt ja, wie gern er dich hat.“

„Und ich ihn“, erwiderte Lea wahrheitsgemäß. Sie betrachtete Matthias‘ sechsjährigen Sohn als ihr Patenkind, obwohl er es nicht wirklich war. Silke hatte sich damals entschieden dagegen ausgesprochen, als Matthias Lea als Taufpatin vorgeschlagen hatte.

Obwohl sie selbst kein Kind von Traurigkeit war, hielt sie ihren Mann an der extrakurzen Leine. Sie hatte stattdessen eine ihrer zwei Schwestern als Taufpatin ausgewählt, die sich jedoch einen Dreck um den Jungen scherte. An Weihnachten und zum Geburtstag schickte sie ihm bestenfalls eine Postkarte. Manchmal legte sie großzügigerweise noch ganze fünf Euro als Geschenk dazu.

Lea entschied sich nach kurzem Zögern für …

„Links, bitte. Aber ich würde mich freuen, wenn du Felix heute noch bei mir ablieferst. So könntest du ein paar Stunden mit Silke alleine sein. Ich könnte mit Felix was unternehmen, gegen sechs mit ihm zum Abendessen ins Restaurant gehen und ihn spätestens um halb acht wieder zurückbringen.“

Matthias bog links in die Panoramastraße ein, wo Lea mit Peter Kersten, dem Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, lebte.

„Du magst sie nicht, oder?“, fragte er seufzend.

Die Frage „wen denn?“ war völlig überflüssig, denn Lea wusste genau, dass Matthias über seine Frau sprach. Trotzdem stellte sie diese Frage. Sie wollte damit nur ein bisschen Zeit gewinnen, um sich eine Antwort überlegen zu können, die weder beleidigend noch gelogen war.

„Silke. Du magst sie nicht besonders, oder?“

„Achtung, Moritz, Herrn Eders Katze!“ Lea deutete an den rechten Straßenrand, wo sich der schwarze Kater eines ihrer Nachbarn zum Überqueren der Straße bereitmachte. Wie immer wartete er, bis das Auto nahe genug herangekommen war, dann marschierte er gemächlich los.

Sie lachte, als Matthias stehen blieb, der Kater im Schneckentempo und mit hoch aufgestelltem Schwanz vor seinem Wagen über die Straße stolzierte und ihnen einen triumphierenden Blick zuwarf.

„Ich würde zu gerne wissen, was er sich dabei denkt. Wenn er könnte, würde er wahrscheinlich ein Video von seiner Zeigt-den-Zweibeinern-wo-der-Hammer-hängt-Challenge ins Netz stellen.“

„Schon gut, du brauchst mir keine Antwort zu geben.“ Matthias war ein guter Psychologe. Natürlich durchschaute er Leas Ablenkungsmanöver.

Er hielt vor der verwinkelten alten Villa an, in der sie mit dem Notarzt lebte, an und deutete auf den freien Parkplatz direkt vor der Gartentür. Der war für Peter reserviert, damit er nicht erst lange nach seinem Auto suchen musste, wenn er mitten in der Nacht zu einem Notfall in die Klinik gerufen wurde.

„Peter hat heute Dienst?“, fragte er, um Lea die Peinlichkeit einer Rechtfertigung zu ersparen.

„Ja. Vor acht wird er kaum nach Hause kommen. Eher später“, erwiderte Lea, die genau wusste, was er mit seiner Frage bezweckte, deren Antwort er doch längst kannte.

Sie hatte Peter unterwegs angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sie nun doch schon heute nach Hause käme. Matthias hatte sich mehrmals mit Zwischenrufen an dem Gespräch beteiligt und wusste deshalb sehr wohl, dass er in der Notaufnahme war.

Lea hatte ihrem Freund und Kollegen vorgeschlagen, Silke ebenfalls vor der früheren Rückkehr zu verständigen, doch er hatte es sich in den Kopf gesetzt, sie zu überraschen. Wenn das nur gutging! Lea hatte diesbezüglich kein besonders gutes Gefühl.

„Na, dann …“ Matthias stieg aus, um Leas kleinen Koffer aus dem Kofferraum zu holen. „Vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück und liefere Felix bei dir ab, um ein bisschen Zeit mit Silke verbringen zu können. Ich rufe dich vorher an.“

„Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen“, erwiderte Lea. „Felix ist ein Prachtjunge, und ich verbringe sehr, sehr gerne Zeit mit ihm.“

Sie lachte.

„Dein Sohn schafft es immer wieder, mein oft recht trübes Weltbild innerhalb weniger Minuten geradezurücken. Nach all den seelisch leidenden Kindern, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, wirkt er auf mich tatsächlich wie ein Tropfen Wasser in der Wüste. Er ist so erfrischend normal. So klar. So gesund. Er ist eines der wenigen Kinder, bei denen ich mir absolut sicher bin, dass sie nie psychologische Hilfe brauchen werden.“

Davon war Lea tatsächlich felsenfest überzeugt. Felix war ein so unbefangener, fröhlicher und lebensbejahender Junge, dass er nach Leas Überzeugung ganz bestimmt zu einem psychisch stabilen und großartigen Mann heranwachsen würde.

Dabei vergaß sie allerdings, das Schicksal in ihre Rechnung miteinzubeziehen. Und das war ja bekanntlich unberechenbar.

***

„Geht‘s noch, Frau Albers?“

Im OP in der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik warf Dr. Peter Kersten der hübschen jungen Frau einen besorgten Blick zu. Sie trug Schutzkleidung wie alle anderen auch, stand ein bisschen abseits und filmte das blutige Geschehen auf dem OP-Tisch mit einer kleinen Digitalkamera.

Peter stellte fest, dass ihr Gesicht inzwischen ebenso weiß wie ihr Mundschutz war, dass sie auffällig häufig schluckte und von Zeit zu Zeit ein paar sehr tiefe Atemzüge machte. So, als ob sie sich selbst dazu zwingen müsse, bei Bewusstsein zu bleiben.

„Nennen Sie mich doch bitte Mika“, fiepte die einunddreißigjährige Soziologin und stieß ein verhuschtes Kichern aus. „Das ist die Abkürzung für Miriam-Katrin. Frau Albers, das klingt so … so …“ Sie lachte.

„Erwachsen?“, hakte Peter schmunzelnd nach.

„Nein, albern. Das haben die Kids gleich an meinem ersten Tag in der Grundschule …“, sie kicherte abermals, „vor hundert Jahren also. Das haben sie aus meinem Nachnamen gemacht. Mika Albern. Oder auch die alberne Mika.“

Als ob sie sich an die Gelegenheit, endlich einen Grund zum Sprechen zu haben, wie an einen Strohhalm klammerte, redete sie wie aufgezogen weiter.

Peter kannte das von der ersten großen Hürde seines Medizinstudiums, dem Sezierkurs. Dabei war nur deshalb so heftig gescherzt, kommentiert und geflachst worden, weil die Gefahr, einfach umzukippen, geringer war, solange man sich mit großspurigem Gerede vom grausigen Geschehen ablenkte.

„Mika Albern. Aber da war ich noch relativ gut dran. Einer in meiner Klasse hieß Sauber. Stefan … glaube ich. Der wurde natürlich sofort in Saubär umbenannt. Ich muss gestehen, dass ich da sogar mitgemacht habe. Um von mir selbst abzulenken und mich auf die Seite der coolen Kids zu schlagen. Das war nicht nett von mir. Aber ich war ja noch klein. Und einfältig. Na ja, inzwischen bin ich natürlich erwachsen … so halbwegs zumindest, ha, ha, ha, und …“

„Alles in Ordnung, Mika?“, wiederholte Peter seine Frage.

„Nein, nicht wirklich.“ Ihre Stimme klang wie die einer Maus, die von einer Katze in die Enge getrieben wurde.

Abermals drang ein zittriges Kichern durch ihren Mundschutz.

„Um ganz ehrlich zu sein, bin ich seit Ihrem ersten Schnitt hauptsächlich damit beschäftigt, meinem Frühstück zu befehlen, dort zu bleiben, wohin es gehört. Und auch damit, herauszufinden, ob nur ich diese kleinen schwarzen Pünktchen sehe, die in der Luft herumtanzen.“

„Sie können jederzeit abbrechen, Mika“, erinnerte Peter sie daran, dass sie nicht unbedingt mitansehen musste, was auf dem OP-Tisch vor sich ging. „Es wird nämlich nicht hübscher werden. Im Gegenteil. Sobald ich gleich auch noch das Bauchfell durchtrennt habe, wird eine ganze Menge Blut aus dem Abdomen schwappen. Die Milz ist das am stärksten durchblutete Organ des ganzen Körpers. Wenn sie verletzt ist, kommt sehr rasch einiges zusammen.“