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Mit ihren gerade einmal dreiundzwanzig Jahren hat Rosalie Lambrecht es schon weit gebracht: In Rekordzeit hat sie ihr Medizinstudium abgeschlossen, ihr einjähriges Praktikum absolviert, ihre Doktorarbeit geschrieben und das abschließende Staatsexamen bestanden. Und nun hat auch noch Prof. Lutz Weidner sie zu einem Vorstellungsgespräch in die angesehene Frankfurter Sauerbruch-Klinik eingeladen. Das ist die Chance, eine berühmte Ärztin zu werden. Genau das ist nämlich Rosalies Ziel, für das sie in den vergangenen Jahren auf jegliche Vergnügungen verzichtet hat. Nun ja, nicht ganz. Einmal, vor wenigen Monaten, hat sie sich zu einer einmaligen Nacht mit einem Austauschstudenten hinreißen lassen. Aber abgesehen davon war und ist sie nur auf ihre Arbeit fokussiert.
Als die angehende Assistenzärztin kurz vor dem Vorstellungsgespräch erfährt, dass sie schwanger ist, trifft diese Erkenntnis sie wie ein Faustschlag. Mit einem Mal sind all ihre Hoffnungen und Träume zerplatzt. All die Zeit und Mühe, die sie in ihr Studium gesteckt hat, waren vergeblich. Als alleinerziehende Mutter eines Neugeborenen wird keine Klinik der Welt sie einstellen. Die verzweifelte Frau sieht nur einen Ausweg: Das Kind muss weg ...
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Ungewollte Wege
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: wavebreakmedia / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0497-7
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Ungewollte Wege
Als die Assistenzärztin schwanger wird, platzen ihre Zukunftsträume
Karin Graf
Mit ihren gerade einmal dreiundzwanzig Jahren hat Rosalie Lambrecht es schon weit gebracht: In Rekordzeit hat sie ihr Medizinstudium abgeschlossen, ihr einjähriges Praktikum absolviert, ihre Doktorarbeit geschrieben und das abschließende Staatsexamen bestanden. Und nun hat auch noch Prof. Lutz Weidner sie zu einem Vorstellungsgespräch in die angesehene Frankfurter Sauerbruch-Klinik eingeladen. Das ist die Chance, eine berühmte Ärztin zu werden. Genau das ist nämlich Rosalies Ziel, für das sie in den vergangenen Jahren auf jegliche Vergnügungen verzichtet hat. Nun ja, nicht ganz. Einmal, vor wenigen Monaten, hat sie sich zu einer einmaligen Nacht mit einem Austauschstudenten hinreißen lassen. Aber abgesehen davon war und ist sie nur auf ihre Arbeit fokussiert.
Als die angehende Assistenzärztin kurz vor dem Vorstellungsgespräch erfährt, dass sie schwanger ist, trifft diese Erkenntnis sie wie ein Faustschlag. Mit einem Mal sind all ihre Hoffnungen und Träume zerplatzt. All die Zeit und Mühe, die sie in ihr Studium gesteckt hat, waren vergeblich. Als alleinerziehende Mutter eines Neugeborenen wird keine Klinik der Welt sie einstellen. Die verzweifelte Frau sieht nur einen Ausweg: Das Kind muss weg ...
Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt – seit drei Tagen wusste Rosalie Lambrecht ganz genau, wie es sich anfühlte, wenn man in der einen Sekunde vor Glück die ganze Welt umarmen wollte und in der nächsten geradewegs in die tiefste Hölle stürzte.
Himmelhoch gejauchzt hatte sie, als sie am Freitagmorgen erstens ihre Approbation und zweitens eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik in ihrem Postkasten vorgefunden hatte.
In der kürzestmöglichen Zeit hatte die Dreiundzwanzigjährige es geschafft, ihr Medizinstudium durchzuziehen, ihr einjähriges Praktikum an der Uni-Klinik zu vollenden, ihre Doktorarbeit zu schreiben und einzureichen und die abschließende Staatsprüfung zu bestehen.
Rosalie, das schüchterne kleine Landei, das nie zuvor durch besondere Leistungen aufgefallen war, hatte allen gezeigt, wozu es fähig war, wenn es etwas wirklich wollte.
Es war ein harter Kampf gewesen. Zuerst hatte sie ihre Eltern, die einen Tante-Emma-Laden in der kleinen Gemeinde Lemmingen – etwa vierzig Kilometer außerhalb von Frankfurt – besaßen, davon überzeugen müssen, dass sie nicht dazu geboren war, Wurst und Käse zu verkaufen, Sauerkraut vom Fass abzuwiegen oder Brot in Papiertüten zu stecken.
Das Okay von Wolfram und Gudrun Lambrecht hatte sie vermutlich dem Schockzustand zu verdanken, in den Rosalie ihre Eltern mit dieser Ankündigung versetzt hatte. All die Jahre zuvor hatten diese von ihrem braven, angepassten kleinen Mädchen nie etwas anderes zu hören bekommen als »Ja, Papa. Ja, Mama. Wie du meinst, Mama. Ganz wie du willst, Papa.«.
Sie hatten wohl fix damit gerechnet, dass das bis in alle Ewigkeit so weitergehen würde. Zum bestandenen Abitur hatten sie ihrer Tochter vier brandneue blaue Kittelschürzen geschenkt. Solche, wie sie sie selbst auch in ihrem Laden trugen.
Mit offenen Mündern und geweiteten Augen hatten sie Rosalies Zukunftsplan vernommen: »Mama, Papa, ich möchte Medizin studieren. Ich will Ärztin werden. Ich habe auch bereits einen Studienplatz fix zugesagt bekommen. An der Goethe-Universität in Frankfurt.«
Wolfram Lambrecht hatte wie ein Fisch auf dem Trockenen den Mund auf und zu geklappt und eine Reihe sonderbarer Grunzlaute ausgestoßen. Gudrun Lambrecht hätte auch dann nicht schockierter dreinschauen können, wenn ihr braves Mädchen verkündet hätte, sie wolle als Domina in einem Bordell anheuern. Oder als Löwenbändigerin in einem Wanderzirkus.
Rosalie hatte einfach nur zugehört, als ihre Eltern über diese Angelegenheit diskutiert hatten. Was dabei herauskommen würde, hatte sie eigentlich nur mäßig interessiert, denn sie hatte ihre Entscheidung ja längst getroffen, alles in die Wege geleitet und würde sich von nichts und niemandem auf der Welt davon abbringen lassen.
»Medizin also«, hatte Wolfram Lambrecht gemurmelt und dabei mit dem Kopf gewackelt, als ob er einer dieser Dackel wäre, die in den Sechzigerjahren bei fast allen Leuten hinten auf der Hutablage ihres Autos gesessen und unermüdlich genickt hatten. »Na ja, Medizin also, tja, na ja, was sagt man dazu? Medizin also. Na ja, tja. Na ja ...«
»Wolfram!«
»Was?«
»Sag ihr, dass das nicht geht!«
»Na ja. Warum eigentlich nicht? Medizin ist ja nichts Anrüchiges. Oder? Unser Dr. Blauensteiner hat ja auch mal Medizin studiert. Jetzt ist er Arzt. Solche muss es auch geben. So oft, wie du dich in den Finger schneidest, Gudrun, muss es solche auch geben.«
»Ja, aber doch nicht unsere Rosalie!«
»Wieso denn unsere Rosalie nicht?«
»Der Laden, Wolfram, der Laden!«
»Ach so, ja, der Laden. Na ja. Noch sind wir ja nicht zu alt, um unseren Laden selbst zu führen. Wir haben ohnehin noch gute zwanzig Jahre bis zur Rente. Und dann ... Na ja ... Wer sagt denn, dass ein Arzt keinen Laden haben kann?«
»Ein Arzt hat keinen Laden, Wolfram! Oder kannst du dir vorstellen, dass unser Dr. Blauensteiner, wenn du ihn anrufst, weil du wieder mal Kreislauf hast, zu dir sagt: Erst muss ich noch schnell hundert Gramm Schinkenwurst für Frau Leidenfrost aufschneiden, dann komme ich gleich?«
»Ich kann mir das vorstellen, Gudrun«, hatte Rosalies Vater behauptet. »Und praktisch wäre es auch. Da kämen dann die Kunden in unseren Laden, würden ein halbes Pfund Butter, ein Kilo Mehl, ein Glas saure Gurken von uns und eine Tetanusimpfung und ein Mittel gegen Blutdruck von Rosalie verlangen. Warum nicht? Da würden die Leute sich doch einen Weg ersparen.«
»Ja, aber ... Frankfurt, Wolfram, Frankfurt!«
»Was stimmt denn mit Frankfurt nicht?«
»Unsere Rosalie war doch noch nie alleine so weit fort. Und man weiß ja, wie es in der Stadt zugeht. Rauschgift, Alkohol, Männergeschichten und all so was. Was, wenn sie dort vor die Hunde geht?«
»Ja, in der Stadt kann man ganz leicht vor die Hunde gehen«, hatte Wolfram seiner Frau zugestimmt. »Man kann, aber man muss nicht. Rosalie wird uns keine Schande machen, dazu haben wir sie zu gut erzogen. Und Männergeschichten hat unser Mädchen noch nie gehabt. An so was denkt sie überhaupt noch gar nicht.«
Als ob sie nicht direkt danebengestanden hätte, war das Worte-Pingpong eine gute halbe Stunde lang hin und her gegangen. Und schließlich, als es nichts mehr zu sagen oder zu befürchten gegeben hatte, hatte sie die Erlaubnis erhalten, sich ein Zimmer im Studentenwohnheim der Goethe-Universität zu besorgen und Medizin zu studieren.
Sie hatte ihnen nur ein paar Kleinigkeiten hoch und heilig versprechen müssen. Und zwar ...
Jedes Wochenende nach Hause zu kommen, sich in Frankfurt nicht herumzutreiben, nicht zu trinken, nicht zu rauchen, mit keinen männlichen Studenten etwas anzufangen, tüchtig zu lernen, kein ungesundes Zeug zu essen, abends beizeiten schlafen zu gehen, sich immer warm genug anzuziehen und noch ein paar Dinge mehr.
Rosalie hatte all die Versprechen gehalten. Selbst dann noch, als sie ihr Praktikum gemacht, dabei ihr eigenes Geld verdient und ihren Eltern nicht mehr länger auf der Tasche gelegen hatte. Alle Versprechen bis auf eines. Und prompt war sie dafür hart bestraft worden.
Nein, nicht von ihren Eltern. Die hatten es ja erst mitbekommen, als sie bereits gestraft worden war. Vom Herrn persönlich, wie ihre Mutter, die sehr gläubig war, ihr versichert hatte.
Welches Versprechen sie nicht gehalten hatte? Das mit den männlichen Studenten. Vor vier Monaten. Nur ein einziges Mal.
Fast sechs Jahre lang war sie brav geblieben. Das war ihr nicht schwergefallen, denn ihre Wochentage waren restlos mit Vorlesungen, Übungen, Kursen, Praktika und Lernen ausgefüllt gewesen. Die Wochenenden, an denen ihre Kommilitonen Partys gefeiert hatten, hatte sie ja alle – wie versprochen – in Lemmingen verbracht.
Erst vor vier Monaten war sie schwach geworden. Und das auch nur für einen einzigen unseligen Augenblick, in dem sie eine falsche, eine ziemlich dumme Entscheidung getroffen hatte.
Es war beim Abschlussfest ihres Jahrgangs gewesen. Sie hatte nichts geraucht, sie hatte nichts getrunken, und sie war auch beizeiten schlafen gegangen. Nur leider nicht alleine, sondern mit Jérôme, einem französischen Austauschstudenten.
Sie hatte sich bewusst für Jérôme entschieden. Nicht nur deswegen, weil er nett war und gut aussah, sondern vor allem deswegen, weil es sein letzter Tag in Frankfurt gewesen war. Sie hatte ja keinen Mann zum Heiraten gesucht, sie hatte nur endlich keine Jungfrau mehr sein wollen.
Mit dreiundzwanzig schien es ihr höchste Zeit gewesen zu sein, die Sache hinter sich zu bringen. Und da sie den einen, in den sie seit dem Gymnasium verliebt war, nicht haben konnte, war es ihr egal gewesen, wer den Job erledigte.
Es war nett gewesen. Nicht weltbewegend, aber nett. Am nächsten Morgen hatte sie Jérôme zum Bahnhof gebracht, ihm nachgewunken und den Zettel, auf dem er ihr seine Telefonnummer und seine Pariser Adresse – mit geschätzten fünfzig Herzen umrandet – notiert hatte, noch auf dem Bahnsteig in einen Mülleimer geworfen.
Die folgenden vier Monate hatte sie sich wieder ganz auf ihre Arbeit konzentriert. Das praktische Jahr vollenden, die Doktorarbeit fertigstellen, sich auf die abschließende Staatsprüfung vorbereiten und sie bestehen.
Und dann war das vergangene Wochenende über sie gekommen, das alle ihre Zukunftsträume zum Platzen gebracht hatte.
Wie jeden Freitagabend war sie mit der Bahn nach Lemmingen gefahren. Ihre Mitreisenden mussten sie für komplett verrückt, hyperaktiv oder irgendwie zwangsgestört gehalten haben, denn sie hatte alle paar Sekunden ihre Tasche aufmachen und nachsehen müssen, ob Diplom, Approbation und Einladung zum Bewerbungsgespräch wirklich da waren, oder ob sie nur davon geträumt hatte.
Ihre Eltern hatten sich mit ihr gefreut. Aber ihre Mutter hatte sich merkwürdig verhalten. Rosalie hatte sich von ihr ständig belauert, beobachtet und angestarrt gefühlt.
Am Samstagmorgen – zu dieser Zeit hätte sie eigentlich längst im Laden stehen sollen – war Gudrun Lambrecht in Rosalies Zimmer gestürmt und hatte wortlos eine Papiertüte mit der Aufschrift Marien-Apotheke auf Rosalies Bettdecke geworfen.
»Was ist das?«
»Sieh halt nach!«
Rosalie hatte eigentlich mit einem kleinen Geschenk gerechnet. Für ein Stethoskop war die Tüte zu klein gewesen. Ein Fieberthermometer vielleicht, oder sonst irgendetwas, das man als Ärztin benötigte. Jedoch ...
»Ein Schwangerschaftstest! Was soll ich damit, Mama?«
Gudrun hatte verächtlich aufgelacht.
»Ha! Und du willst eine Ärztin sein?«
»Ich bin nicht ... ich habe nicht ... ich meine, mir ist weder morgens übel noch ...«
Sie hatte abrupt abgebrochen und sich daran erinnert, dass sie ihre Periode schon länger nicht mehr bekommen hatte. Sie hatte es auf den Stress der letzten Wochen geschoben und gar nicht weiter darüber nachgedacht. Dieses eine Mal mit Jérôme konnte doch nicht ...! Oder? Und außerdem hatte sie doch verhütet.
Der Test war positiv gewesen. Sie war schwanger. Und da ja nur ein einziger Termin infrage kam, an dem es passiert sein musste, brauchte sie nicht lange zu rechnen, um zu wissen, dass sie bereits in der letzten Woche des vierten Monats war.
Als Gudrun Lambrecht ihren Verdacht bestätigt sah, hatte sie ihre Tochter umgehend vor die Tür gesetzt. Sie hatte Rosalie aufgetragen, das Malheur sofort aus der Welt zu schaffen und ihr erst dann wieder unter die Augen zu treten, wenn alles vorüber war. Sollte sie daran denken, das Kind zur Welt zu bringen, dann bräuchte sie überhaupt nicht mehr zu kommen.
Und jetzt war Montagmorgen, und Rosalie hatte noch immer keinen Entschluss gefasst. In ihrem Inneren sträubte sich alles gegen eine Abtreibung. Andererseits konnte sie ihre geplante Karriere glatt vergessen, wenn sie es nicht tat.
Ihr Termin bei Prof. Lutz Weidner, der sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hatte, hätte vor zehn Minuten begonnen. Seit einer halben Stunde tigerte Rosalie vor der Sauerbruch-Klinik hin und her. Und genauso rastlos wie sie, tigerten in ihrem Kopf ihre Gedanken hin und her.
Ich sage einfach nichts und suche gleich anschließend eine Abtreibungsklinik auf. Ich sage ihm, was passiert ist, und bitte ihn, ob ich noch mal kommen darf, wenn das Kind auf der Welt und gut untergebracht ist. Ich sage nichts, lasse mich anstellen und irgendwann wird er dann schon merken, was los ist. Ich achte darauf, dass mein Bauch möglichst flach bleibt, bekomme das Baby zu Hause und gebe es zur Adoption frei. Ich sage es ihm doch und hoffe, dass er ...
***
Im vierten Stock der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, auf der Kardiologie, eilte Prof. Lutz Weidner den Flur entlang. Er hatte gerade eine Angiographie durchgeführt, die ein bisschen länger als geplant gedauert hatte.
Jetzt hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er die junge Kollegin, die er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hatte, warten lassen musste. Es waren zwar nur zehn Minuten, aber auch er war einmal jung und ein blutiger Anfänger gewesen, und er konnte sich noch gut daran erinnern, wie nervös er selbst damals vor seinem Vorstellungsgespräch gewesen war.
»Ist sie schon drinnen?«, erkundigte er sich bei Marianne Hoppe, seiner Sekretärin, und deutete mit dem Kinn auf die Tür zu seinem Büro.
»Wer, sie?« Die vollschlanke Mittfünfzigerin mit den bordeauxroten Ringellöckchen zuckte ratlos mit den Schultern.
»Die junge Dame.« Der Chefarzt hielt eine nähere Erklärung nicht für notwendig. Er hatte Marianne extra noch einmal an diesen Termin erinnert, ehe er in das Herzkatheterlabor gegangen war, um die Angiographie durchzuführen.
Eigentlich sollte es ja umgekehrt sein. Seine Sekretärin sollte ihn an die vereinbarten Termine erinnern. Aber es war Montagmorgen, und da wollte er mal nicht so sein. An Montagen hatte Marianne – je nachdem, wie das Wochenende gelaufen war – fast immer schlechte Laune. Das sah er ihr schon seit Jahren nach.
»Name?«, fragte sie jetzt betont gelangweilt und guckte ihn herausfordernd an. »Ich meine, junge Damen gibt es wie Sand am Meer. Die Welt wimmelt nur so davon. Woher soll ich wissen, welche von denen Sie erwarten? Ich bin ja schließlich nicht das Orakel von Elfie. Oder?«
»Delphi«, korrigierte Lutz Weidner sie automatisch, wie er das ebenfalls schon seit Jahren tat.
»Das habe ich jetzt extra falsch gesagt«, behauptete Marianne Hoppe trotzig. »Weil es Ihnen immer so mächtig viel Spaß macht, alles besser zu wissen.«
Der Chefarzt musste lachen.
»Na dann vielen Dank dafür, dass Sie mir eine kleine Freude bereiten wollten, Marianne.«