Der Notarzt 386 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 386 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Notarzt Peter Kersten hält große Stücke auf seine neue Kollegin Dr. Polly Glück. Die junge Frau ist eine fabelhafte Ärztin, unglaublich engagiert, einfühlsam und hilfsbereit. Und doch gibt es immer wieder vereinzelte Momente, in denen dunkle Schatten durch ihre Seele zu wandern scheinen. Momente, in denen Polly plötzlich unnahbar, beinahe aggressiv und zugleich verzweifelt wirkt. Nicht nur Dr. Kersten, sondern auch die anderen Mitarbeiter der Notaufnahme rätseln, was die Ursache für diese heftigen Stimmungsschwankungen sein könnte.
Doch so sehr sie auch grübeln, niemandem gelingt es, hinter Pollys Fassade zu blicken und dahinterzukommen, was sie im Innersten so aufwühlt. Die hübsche Ärztin kämpft nämlich mit einer großen Schuld. Vor einigen Monaten ist ihr ein furchtbarer Fehler unterlaufen, der unvorstellbares Leid nach sich gezogen hat. Und für sie gibt es nur ein Ziel: diesen Fehler wiedergutzumachen ...


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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Impressum

Die zweite Chance

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: fizkes / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0843-2

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Die zweite Chance

Roman um eine junge Ärztin, die einen schweren Fehler wiedergutmachen will

Karin Graf

Notarzt Peter Kersten hält große Stücke auf seine neue Kollegin Dr. Polly Glück. Die junge Frau ist eine fabelhafte Ärztin, unglaublich engagiert, einfühlsam und hilfsbereit. Und doch gibt es immer wieder vereinzelte Momente, in denen dunkle Schatten durch ihre Seele zu wandern scheinen. Momente, in denen Polly plötzlich unnahbar, beinahe aggressiv und zugleich verzweifelt wirkt. Nicht nur Dr. Kersten, sondern auch die anderen Mitarbeiter der Notaufnahme rätseln, was die Ursache für diese heftigen Stimmungsschwankungen sein könnte.

Doch so sehr sie auch grübeln, niemandem gelingt es, hinter Pollys Fassade zu blicken und zu ergründen, was sie im Innersten so aufwühlt. Die hübsche Ärztin kämpft nämlich mit einer großen Schuld. Vor einigen Monaten ist ihr ein furchtbarer Fehler unterlaufen, der unvorstellbares Leid nach sich gezogen hat. Und für sie gibt es nur ein Ziel: diesen Fehler wiedergutzumachen ...

»Grundgütiger!«

Prof. Lutz Weidner, der Chefarzt der Frankfurter Sauerbruch-Klinik und Vorstand der Kardiologie, hatte völlig vergessen, dass er sich zuvor eine Büroklammer zwischen die Zähne geklemmt hatte, mit der er ein paar Unterlagen zusammenheften wollte.

Als ihm jetzt dieser erschreckte Ausruf entschlüpfte, fiel die Klammer natürlich aus seinem Mund und landete – wo sonst! – direkt im Ausschnitt seines weißen Poloshirts, das er unter dem Kittel trug.

Er schauderte. Allerdings nicht wegen der kühlen Metallklammer, die jetzt langsam seine Brust entlang abwärtsrutschte, sondern wegen des schwarz behaarten, fast nackten Mannes, der ihm mit einem anzüglichen, beinahe zahnlosen Grinsen direkt in die Augen blickte.

»Grundgütiger!«

»Was haben Sie denn? Ist was passiert?«

Marianne Hoppe, die Sekretärin des Chefarztes, betrat ihr Büro. Zum Glück stellte sie das Tablett, das mit Kaffeekanne, Tassen, Zuckerdose und Milchkännchen beladen war, auf einem Aktenwagen ab, bevor sie einen Blick auf den Bildschirm ihres Computers warf, über den Lutz Weidner sich mit geweiteten Augen und offenem Mund beugte.

»Aaah!!!« Sie prallte entsetzt zurück. »Was haben Sie da gemacht, Chef?«

»Ich?« Prof. Weidner richtete sich auf. »Ich habe gar nichts gemacht. Ich bin lediglich Ihrer Bitte nachgekommen, kurz auf Ihr Telefon aufzupassen, während Sie in der Kaffeeküche sind. Ich habe das Signal einer eingehenden E-Mail mit dem Klingeln Ihres Telefons verwechselt, und als ich nachsehen kam, sah ich ...«

Er richtete seinen Zeigefinger auf die dubiose Erscheinung auf dem Monitor.

»Das hier! Wer schickt Ihnen so etwas, Marianne?«

Die vollschlanke Mittfünfzigerin mit den bordeauxroten Ringellöckchen beugte sich über ihren Schreibtisch und kniff die Augen zusammen, weil sie ihre Brille nicht aufhatte.

»Uwe!«, beantwortete sie Prof. Weidners Frage.

»Aha! Und warum schickt Uwe Ihnen ein Nacktfoto von sich?«

»Er ist ja nicht nackt. Oder? Sagen Sie bloß ...!« Sie beugte sich noch weiter nach vorne und seufzte erleichtert auf. »Nein, ist er nicht. Er war so aufmerksam, sich ein Feigenblatt vor den ... vor seinen ... vor das ... vor den ... Sie wissen schon vor was zu halten.

Auch der Professor schaute noch einmal genauer nach.

»Das ist kein Feigenblatt, Marianne«, belehrte er seine langjährige Mitarbeiterin. »Das ist ein Grünkohlblatt.«

»Jacke wie Hose!«, winkte Marianne betont gelassen ab.

»Eine Hose wäre in der Tat angemessen gewesen«, konterte der Chefarzt.

»Vielleicht kann er sich ja keine leisten«, erwiderte die Sekretärin achselzuckend.

»Er könnte ja die goldenen ...« Lutz Weidner beugte sich abermals über den Monitor. »Wie nennt man diese Dinger gleich wieder?«

»Nippelpiercings.«

»Aha. Wenn er die verkaufen würde, könnte er sich für das Geld eine Hose und ein Hemd besorgen. Vermutlich wäre sogar auch noch ein Besuch beim Zahnarzt drin. Vielleicht sagen Sie ihm das bei Gelegenheit.«

»Ich?« Marianne goss Kaffee aus der Kanne in die zwei mitgebrachten Tassen. »Wieso ich? Ich kenne den Kerl überhaupt nicht.«

»Nicht?« Lutz Weidner hob überrascht den Kopf. »Und warum schickt Ihnen der dann ein Nacktfoto?«

»Mit Feigenblatt!«, verteidigte Marianne das kleine Restchen Anstand des haarigen Fremden.

»Grünkohl!«, korrigierte Lutz Weidner sie. »Grünkohl enthält sehr viel Vitamin K. Das ist ein fettlösliches Vitamin, das enorm wichtig für eine gut funktionierende Blutgerinnung ist und auch vor Osteoporose und somit auch vor Zahnverfall schützt. Dazu müsste man den Kohl allerdings essen. Äußerlich angewendet hat er meines Wissens keinen gesundheitsfördernden Effekt.«

Er schob seine Lesebrille von der Stirn vor die Augen.

»Dieser Uwe schreibt, er freut sich darauf, dass Sie ihn bald entblättern, um ihm aus dem Gemüse ein leckeres Süppchen zu kochen.« Der Chefarzt schauderte erneut. Dann griff der stets wachsame Mediziner in ihm durch. »Waschen Sie das Blatt vorher wenigstens gründlich. Man kann nie wissen, was ...«

»Zucker?«, versuchte Frau Hoppe ihn von dem unangenehmen Thema abzulenken.

»Drei Stück, bitte.«

Mit einer Hand fischte Marianne drei Zuckerstücke aus der Dose, mit der anderen klickte sie Uwe mit dem Grünkohlblatt rasch weg.

»Ein dummer Scherz, sonst nichts. Milch?«

»Bitte!«

Mit einem beschwingten Düdeldü traf die nächste Nachricht ein.

»Friedhelm, fünfundvierzig und für wirklich alles offen«, las der Klinikchef vor. »Der ist wenigstens angezogen«, fügte er sarkastisch hinzu. »Wahrscheinlich hatte er keinen Kohl im Haus. Und er hat auch Zähne. Aber nicht mehr lange, so, wie diese aussehen. Dafür wäre der Grünkohl wiederum sehr zu empfehlen, denn er stärkt, wie gesagt, auch die Knochen und die Zähne. Innerlich angewendet natürlich nur.«

Beim nächsten Düdeldü verging ihm das Scherzen. Dennis war fünfunddreißig und sah aus, als ob er weder eine Dusche noch eine Badewanne zu Hause hätte. Eine Schere vermutlich auch nicht, denn seine brünetten Haare, die völlig verfilzt waren, hingen ihm weit bis über die Schultern hinab.

»Aha, doch nicht verfilzt. Beziehungsweise absichtlich verfilzt«, stellte der Professor fest.

Im beigefügten Text beschrieb Dennis sich nämlich selbst als Lebenskünstler, megaspirituell und kurz vor der Erleuchtung. Seine Dreadlocks seien ihm heilig, denn nur mit langen Haaren könne man die positiven Schwingungen aus den höheren Dimensionen empfangen, weil diese wie Antennen wirkten.

»Er schreibt ... Grundgütiger!« Lutz Weidner schauderte. »Er schreibt, dass er Sie gerne in die Geheimnisse des Kamasutra einweihen will.

»Jesses!« Marianne fiel vor Schreck der Löffel aus der Hand. Sie bückte sich danach und wischte ihn mit einer Serviette sauber.

Prof. Lutz Weidner versuchte, Blickkontakt mit seiner Sekretärin aufzunehmen, doch die rührte so ausdauernd und schnell in ihrer Kaffeetasse, als wollte sie die darin befindliche Mich zu Butter verarbeiten. Er räusperte sich, doch Marianne Hoppe ignorierte die diskrete Aufforderung ihres Chefs, ihm die Sache zu erklären.

»Wer schickt uns so etwas, Marianne, und warum?«, stellte er sie also direkt zur Rede.

»Uns? Mir!«, stellte sie schnippisch klar. »Ich habe meine privaten E-Mails vorübergehend hierher umgeleitet. Immerhin verbringe ich ja auch mehr als die Hälfte meines Lebens hier.«

»Na gut, dagegen ist natürlich nichts einzuwenden. Aber warum schickt man Ihnen mit Kohlblättern bekleidete Männer und solche, die mit ihren Haaren was auch immer empfangen?«

Marianne seufzte, nahm ihre Tasse vom Tablett, setzte sich auf ihren Drehsessel und schloss das E-Mail-Programm.

»Ich habe mich bei einem Datingportal angemeldet. Na und?«

»Bei einem was?«

»Datingportal!«, fuhr sie ihn ungeduldig an. »Das ist das im Internet, was früher in der Zeitung eine Kontaktanzeige war. Das weiß aber nun doch wohl inzwischen wirklich schon jeder.«

»Sie suchen also einen Mann?«

»Nein!«, brauste sie empört auf. »Also ... nicht so. Heiraten will ich natürlich nicht. Aber ich habe keine Lust mehr dazu, abends ständig alleine ausgehen zu müssen. Alle meine Freundinnen haben jemanden, ständig muss ich mir das rosarote Gesäusel über die diversen Kläuse, Jürgens, Hänse und Karl-Heinzens anhören. Wissen Sie, wie das nervt?!«

Marianne pfefferte ihre Geldbörse, die auf dem Schreibtisch gelegen hatte, in die Schublade und knallte diese zu.

»Wann immer ich mit einer Freundin etwas ausmache, sagt sie in letzter Sekunde ab, weil irgendein Kerl dazwischengekommen ist. Ich habe es langsam satt, alleine im Kino, im Theater oder in der Kneipe zu hocken.«

»Aha.« Prof. Weidner setzte sich auf eine Ecke von Mariannes Schreibtisch und schlug die Beine übereinander. »Und der Herr, mit dem Sie Silvester gefeiert haben? Der war wohl nichts, oder?«

»Ha!« Sie lachte trocken auf. »Das war mein erster Jahreswechsel seit fünfzig ...« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. »Nein, so alt bin ich ja noch gar nicht. Mein erster Jahreswechsel seit zwanzig Jahren, den ich verschlafen habe. Im Sitzen. Mit dem Kopf auf dem Bartresen. Er hat es nicht mal gemerkt und einfach weiter gelabert. Und wissen Sie, worüber er gelabert hat?«

»Nein. Worüber denn?«

»Sobald er erfahren hatte, dass ich in einem Krankenhaus arbeite, hat er angefangen, mir von seiner Prostataoperation zu erzählen. Können Sie sich das vorstellen? Prostata an Silvester! Wissen Sie überhaupt, was das ist?«

»Nun ...« Lutz Weidner legte den Kopf schief und lachte leise. »Ich habe so eine ungefähre Ahnung.«

»Na also! Das ist, als ob ich Ihnen was über meine Eierstöcke oder meine Gebärmutter erzählen würde!«, empörte sie sich. »Können Sie sich das vorstellen?«

»Nun, viele Menschen erzählen mir von ihren Eierstöcken, ihrer Gebärmutter und sogar von ihrer Prostata.«

»Bei Ihnen ist das ja auch was anderes!«, fuhr Marianne ihren Chef unwirsch an. »Sie werden ja auch dafür bezahlt, dass Sie sich so einen Schweinkram anhören. Ich aber nicht! Ich interessiere mich nicht die Bohne für anderer Leute Innereien!«

Der Chefarzt nickte. »Das kann ich verstehen. Aber ...« Er deutete mit dem Kinn auf den inzwischen schwarzen Bildschirm. »Sie werden sich doch mit denen nicht treffen wollen?«

»Grünkohl-Uwe, Friedhelm und Kamasutra-Dennis kommen bestimmt nicht in die engere Wahl«, versicherte Marianne ihm. »Aber es sind ja noch rund zwanzig andere Zuschriften gekommen. Und vermutlich kommen noch mehr. Da wird doch hoffentlich was Brauchbares dabei sein.«

»Wissen Sie was?« Prof. Weidner warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich habe in einer halben Stunde eine Operation, auf die ich mich noch vorbereiten möchte. Aber danach hätte ich Zeit.«

»Und?« Marianne zuckte mit den Schultern. »Mit Ihnen treffe ich mich sicher nicht! Sie sind verheiratet. So eine bin ich nicht.«

»Nein, nein, das war auch nicht meine Absicht. Aber ich könnte mir die anderen Zuschriften ansehen und Ihnen bei der Auswahl behilflich sein. Ich mache mir Sorgen, dass Sie an den Falschen geraten könnten. Und ich denke, ich habe mir im Laufe der Jahre eine recht gute Menschenkenntnis angeeignet.«

Er nickte überdeutlich, als Marianne zweifelnd die Stirn runzelte.

»Doch, doch! Als Mediziner achtet man automatisch auch auf die unterschwelligen Signale, die ein Patient aussendet. Und im Gegensatz zu Ihnen kann ich anhand der Fotos auch beurteilen, ob der Betreffende körperlich und geistig so halbwegs gesund ist.«

»Okay.« Die Sekretärin lachte. »Ich nehme Ihr Angebot dankend an. Dann kann ich hinterher, wenn der Kerl nichts taugt, wenigstens sagen, dass Sie schuld sind.«

»Meinetwegen.« Der Chefarzt stand auf. »Und noch etwas: Ich fände es höchst beunruhigend, wenn Sie sich ganz alleine mit einem wildfremden Mann treffen würden. Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein.«

Marianne lachte laut auf.

»Was denn? Wollen Sie mitkommen und die Typen vorher untersuchen?«

»Nun, das vielleicht nicht gerade. Aber Sie könnten die Auserwählten ja ... lassen Sie mich nachdenken ...«

Prof. Weidner legte die Stirn in Denkerfalten und überlegte. Dann nickte er.

»Ja! Sie bestellen den jeweiligen Herrn in unsere Cafeteria. Ab fünf Uhr abends am besten. Zu dieser Zeit führen wir hier keine vorgeplanten Eingriffe mehr durch, da kann ich mich jederzeit für ein paar Minuten freimachen. Ich könnte am Nebentisch sitzen, Kaffee trinken und mir den jeweiligen Herrn unbemerkt ansehen.«

»Das ist ja richtig rührend, wie besorgt Sie um meine Unschuld sind«, unkte Frau Hoppe. »Warum das denn?«

»Ich möchte nur nicht, dass Sie in Ihr Unglück rennen«, erwiderte der Klinikchef ernst. »Und die paar Minuten, die ich dafür erübrigen müsste, wären nichts gegen den Zeitaufwand und das anfängliche Chaos, die durch das Anlernen einer neuen Sekretärin entstehen würden.«

***

Vier Etagen unter der Kardiologie kamen Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, und sein Team gerade aus dem OP.

Sie waren nach einer dreistündigen Notoperation alle bis auf die Knochen nass geschwitzt, von dem unglaublichen Druck, unter dem sie gestanden hatten, fix und fertig und konnten ihre Zehen kaum noch spüren, weil die vom langen Stillstehen eingeschlafen waren.

Aber sie waren dennoch in Hochstimmung, denn sie hatten das fast Unmögliche geschafft und ein Menschenleben, das schon verloren zu sein schien, gerettet.

Der Patient, ein sechsundzwanzigjähriger Mann, der sich bei einer ebenso rasanten wie tollkühnen Fahrt mit dem Mountainbike durch den verschneiten Frankfurter Stadtwald fast alles gebrochen hatte, was man sich nur brechen konnte – auch das Genick! –, war bei seiner Einlieferung von dem Rettungsarzt für tot erklärt worden.

Peter und seinem Team war es trotz der vergeblichen Versuche der Rettungsmannschaft gelungen, ihn zu reanimieren.

Zum zweiten Mal war er bei der Narkoseeinleitung und zum dritten Mal während der Operation einige Minuten lang klinisch tot gewesen.

»Wenn der Spruch, dass Totgesagte länger leben, stimmt, dann wird dieser Mann zweihundert Jahre alt.« Peter zog sich das völlig durchnässte Oberteil seines OP-Dresses über den Kopf und warf es durch eine Klappe auf dem Flur in den Wäscheschacht.

»Dreihundert Jahre!«, korrigierte ihn Jens Jankovsky, der fast zwei Meter große Sanitäter der Notaufnahme. »Er war ja auch dreimal totgesagt.«

»Richtig!« Peter nickte. Dann schaute er sich suchend nach seiner neuen Mitarbeiterin um. »Polly?«