Der Notarzt 401 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 401 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Vor wenigen Monaten haben Tom und Lena Lenz einen großen Schritt gewagt und sich mit einer eigenen Praxis für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren selbstständig gemacht. Ihre gemeinsame Zukunft haben sie sich in den schönsten Farben ausgemalt. Doch als Lena nach einem abendlichen Einkauf in ihr gemeinsames Zuhause zurückkehren will, stockt ihr der Atem: Das Mietshaus, in dem sie wohnen, existiert nicht mehr. Eine gewaltige Explosion hat das ganze Gebäude in die Luft gesprengt!
Mit zitternden Fingern wählt sie die Handynummer ihres Mannes, und wie durch ein Wunder meldet er sich. Tom lebt! Aber schnell wird klar, dass sich das jeden Augenblick ändern kann. Er und zwei weitere Männer sind im eingestürzten Keller begraben und schwer verletzt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch der letzte noch über ihnen stehende Stahlträger unter der Last der Trümmer zusammenbrechen wird ...


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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Was auch immer passiert

Vorschau

Impressum

Was auch immer passiert

In ihrer schwersten Stunde geben sich Lena und Tom ein Versprechen

Karin Graf

Vor wenigen Monaten haben Tom und Lena Lenz einen großen Schritt gewagt und sich mit einer eigenen Praxis für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren selbstständig gemacht. Ihre gemeinsame Zukunft haben sie sich in den schönsten Farben ausgemalt. Doch als Lena nach einem abendlichen Einkauf in ihr gemeinsames Zuhause zurückkehren will, stockt ihr der Atem: Das Mietshaus, in dem sie wohnen, existiert nicht mehr. Eine gewaltige Explosion hat das ganze Gebäude in die Luft gesprengt!

Mit zitternden Fingern wählt sie die Handynummer ihres Mannes, und wie durch ein Wunder meldet er sich. Tom lebt! Aber schnell wird klar, dass sich das jeden Augenblick ändern kann. Er und zwei weitere Männer sind im eingestürzten Keller begraben und schwer verletzt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch der letzte noch über ihnen stehende Stahlträger unter der Last der Trümmer zusammenbrechen wird ...

»Wenn Sie wollen, können Sie ruhig reingehen«, sagte Marianne Hoppe, die Sekretärin des Chefarztes der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. »Ich würde es Ihnen allerdings nicht empfehlen.«

Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, zog fragend die Augenbrauen hoch.

»Sie haben mich doch selbst vor fünf Minuten angerufen und gesagt, dass ich heraufkommen soll, weil der Chefarzt und Direktor Rohrmoser mich sprechen wollen. Hat sich denn inzwischen etwas daran geändert?«

Die vollschlanke Mittfünfzigerin mit den bordeauxroten Ringellöckchen nickte.

»Das kann man wohl sagen. Das Wetter. Das hat sich geändert.«

Peter warf einen Blick zum Fenster.

»Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Es ist prächtiges Sommerwetter. Genauso wie schon den ganzen Tag lang.«

»Nicht dort draußen. Dort drinnen.« Marianne deutete auf die geschlossene Tür zu Prof. Lutz Weidners Büro. »Dort drinnen befinden sich zwei rauchende Vulkane, die jeden Moment ausbrechen können.«

Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.

»Schon nach fünf. Ich bin raus.« Sie fuhr ihren Computer herunter, warf ein paar persönliche Sachen in ihre Handtasche, stand auf und drückte Peter ein Tablett in die Hand, von dem sie zuvor eine leere Tasse und einen ebenso leeren Kuchenteller entfernt hatte.

»Was soll ich damit?«

»Das können Sie als Schild verwenden. Wenn der Kampf der Titanen dort drinnen in die heiße Phase kommt und sie mit Gegenständen zu werfen beginnen, dann können Sie sich das vor den Kopf halten, damit Sie nicht totgeschmissen werden oder vielleicht gar einen bleibenden Gehirnschaden erleiden.«

Der Notarzt musste lachen.

»Sie übertreiben wieder einmal gewaltig, Marianne. Es ist doch völlig ruhig dort drinnen. Ich kann kein einziges lautes Wort hör...«

Wie aufs Stichwort ertönten in diesem Augenblick hinter der Tür ein paar dumpfe Hammerschläge. Einer der beiden Klinikchefs schien mit der Faust auf die Tischplatte zu dreschen.

»Ich will es aber!«, brüllte Emil Rohrmoser, der Verwaltungsdirektor der Sauerbruch-Klinik. »Und was ich will, das will ich, und das wird getan! Basta! Finito! Punktum! Ende im Gelände! Klappe zu, Affe tot! Da beißt die Maus keinen Faden ab! Das hier ist meine Klinik, und ich bestimme, was hier gemacht wird! Ich bin der Direktor! Ich!«

»Und ich bin der medizinische Leiter dieser Klinik!«, konterte Prof. Weidner mit erhobener Stimme. »Und da es sich hier um eine medizinische Entscheidung handelt, gilt, was ich sage! Ich bestimme, wann der Affe tot ist! Ich bin die Maus, die Ihren Faden abbeißt! Basta!«

»Ups!« Peter zog den Kopf ein bisschen tiefer zwischen die Schultern und blickte ungläubig zur Tür. Es kam wirklich nur äußerst selten vor, dass der Chefarzt einmal laut wurde. Es musste sich also um eine äußerst brisante Angelegenheit handeln, über die die beiden dort drinnen diskutierten.

»Um was geht es denn eigentlich, Marianne?«

»Bin ich die allwissende Müllhalde, oder was?«, fuhr sie den Notarzt gereizt an, während sie ihre Pantoffeln gegen ein Paar hochhackige Pumps tauschte, einen Taschenspiegel aufklappte und ihre Lippen passend zu ihrer Haarfarbe bordeauxrot nachzog. »Aber wenn die sich so fetzen wie jetzt, dann würde ich mal auf Geld tippen.«

Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und warf Dr. Kersten einen mitleidigen Blick zu.

»Haben Sie etwa wieder einmal Ihr Budget für die Notaufnahme überzogen? Wenn ja, dann gnade Ihnen Gott.«

Sie zupfte noch ihre Locken zurecht, dann eilte sie zur Tür. Mit einem verhaltenen Aufschrei blieb sie auf der Schwelle stehen, als aus dem Büro des Chefarztes ein gereiztes »Marianne! Wo bleibt der Kollege Kersten?« tönte.

»Er ist schon da, und ich bin schon weg!«, rief sie zurück, machte augenblicklich wahr, was sie gesagt hatte, und verschwand so schnell, dass Peter nur Sekunden später die Stationstür am Ende des langen Korridors der Kardiologie, deren Leiter der Chefarzt war, zufallen hörte.

»Kersten!«, brüllte Emil Rohrmoser jetzt drinnen im Büro des Chefarztes. »Hierher! Pronto! Wenn Sie dort draußen herumstehen und Maulaffen feilhalten, dann geht die verschwendete Zeit von Ihrem nächsten Monatsgehalt ab!«

»Du meine Güte!« Peter schüttelte schmunzelnd den Kopf, öffnete die Tür und betrat das Büro.

Die beiden Klinikchefs saßen in der Besucherecke. Emil Rohrmoser, dessen Kopf bedenklich gerötet war, beanspruchte mit seiner Leibesfülle beinahe die ganze Breite des braunen Ledersofas. Lutz Weidner, der dagegen schlank und groß gewachsen war, saß in einem der beiden Sessel.

Auf dem Tisch zwischen den beiden Kampfhähnen lag irgendein Schreiben, das wie ein Brief aussah. Um diesen drehte sich der heftige Streit vermutlich.

Peter nahm in dem freien Sessel Platz, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und wartete.

»Kennen Sie diesen Herrn, Kollege Kersten?« Lutz Weidner nahm das Schriftstück vom Tisch und warf es Peter achtlos zu. Der musste sich vorbeugen und es aufheben, denn es war auf den Boden vor seine Füße geflattert.

»Dr. Thomas Lenz, Praxis für Allgemeinmedizin und Chirurgie«, entnahm Peter dem Briefkopf. »Nein, den kenne ich nicht. Wieso sollte ich?«

»Nicht frech werden!«, brauste Direktor Rohrmoser auf.

»Ich frage Sie, weil die Praxis dieses Kollegen sich in Ihrer unmittelbaren Nachbarschaft befindet«, klärte Prof. Weidner den Notarzt auf. »Das tut sie doch, oder?«

Peter warf noch einmal einen Blick auf den Briefkopf.

»Sonnwendgasse siebzehn in Schwanheim. Ja, das ist eine Neubausiedlung, die nur drei Ecken von der Panoramastraße entfernt ist, in der Lea und ich wohnen.«

»Na also!« Emil Rohrmoser nickte zufrieden. »Dann sagen Sie dem misstrauischen alten Zausel bitte, dass es sich bei diesem Herrn Lenz um einen hochanständigen Mann und einen vorzüglichen Arzt handelt.«

»Wie ich schon sagte, ich kenne diesen Mann nicht«, wiederholte Peter kopfschüttelnd. »Ich wusste ja nicht einmal, dass die Häuser in dieser Siedlung schon fertiggestellt und dort schon Leute eingezogen sind. Die Praxis kann es also erst seit sehr kurzer Zeit geben.«

»Er kennt ihn nicht!«, grummelte Lutz Weidner.

»Was Sie nicht sagen!«, konterte der Verwaltungsdirektor. »Stellen Sie sich vor, ich habe zwei gesunde Ohren, und ich habe es selbst gehört. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Kersten wird nach Dienstschluss dort vorbeifahren und diesen Mann kennenlernen.«

»Warum solle ich?«

»Nicht frech werden, Kersten!«

Peter lachte auf. »Könnte mir bitte mal jemand erklären, worum es hier überhaupt geht?«

»Können Sie nicht lesen, oder was?«, schnauzte Direktor Rohrmoser ihn an. »Wenn nicht, dann bekommen Sie ab sofort nur noch die Hälfte von Ihrem bisherigen Gehalt. Rückwirkend. Analphabeten bekommen nur halb so viel. Das bedeutet, dass Sie mir einen Haufen Geld schulden. Mit Zinsen.«

»Ich denke schon, dass ich lesen kann. Ich kann's ja zumindest mal versuchen.« Peter musste sich das Lachen verbeißen. Er überflog den zweieinhalb Seiten langen Brief und stellte fest, dass dieser Dr. Thomas Lenz sich mit der Anfrage an Direktor Rohrmoser wendete, ob es möglich sei, einige Belegbetten in der Sauerbruch-Klinik bekommen zu können.

Seine Ausbildung, sein bisheriger beruflicher Werdegang und seine Referenzen – man würde das alles natürlich erst nachprüfen müssen – lasen sich hervorragend.

Er schrieb auch ganz offen, dass er sich mit der Neugründung seiner Praxis finanziell ziemlich übernommen hatte, hoch verschuldet war und schneller wieder auf die Beine zu kommen hoffte, wenn er hin und wieder eine Operation an einem seiner Patienten selbst durchführen könnte.

Peter hob den Kopf.

»Der Mann ist zumindest ehrlich und gibt offen zu, dass finanzielle Gründe hinter seinem Wunsch stecken. Die meisten schwurbeln in so einem Fall irgendetwas von wegen Sorgen um ihre Patienten daher. Herr Lenz scheint ein offener und netter Mensch und ein guter Arzt zu sein. Wo ist das Problem?«

Er zuckte erschrocken zusammen, als der Verwaltungsdirektor seine Faust auf die Tischplatte drosch und laut »Bingo!« brüllte.

»Da haben Sie es, Sie misstrauischer alter Griesgram! Kersten findet diese Idee fabelhaft. Sie halten doch sonst auch immer so große Stücke auf diesen schamlosen Geldverschwender. Na? Und jetzt?«

»Moment mal, das habe ich so nicht gesagt!«, protestierte der Notarzt. »Ich meinte lediglich, dass dieser Dr. Lenz über eine profunde Ausbildung verfügt, vorzügliche Referenzen vorzuweisen hat und sein Schreiben einen sympathischen Eindruck bei mir hinterlässt.«

»Eben!« Emil Rohrmoser rieb sich die Hände. »Meine Rede. Die Sache ist hiermit geritzt.« Er schickte sich dazu an, aufzustehen, fiel jedoch erschrocken wieder auf die Couch zurück, als der Chefarzt in ungewohnt herrischer Manier »Sitzen bleiben!« donnerte.

»Nichts ist geritzt! Wozu sollten wir Belegbetten vermieten? Verträge mit Belegärzten sind gut für kleine Kliniken, die selbst nicht alle Fachrichtungen anbieten können. Da sucht man sich dann beispielsweise einen niedergelassenen Orthopäden, wenn man selbst keinen hat, oder einen Gynäkologen oder sonst was und schließt mit ihm einen Vertrag ab.«

»Richtig.« Peter nickte. »Es gibt aber keine Fachrichtung, die die Sauerbruch-Klinik nicht selbst abdeckt. Deshalb brauchen wir eigentlich keinen ...«

»Ach, jetzt fallen Sie mir also in den Rücken, Sie windiger Wendehals!«, brüllte der Verwaltungsdirektor erbost. »Ich will es aber! Belegbetten bedeuten gutes Geld, ohne dafür eine Leistung erbringen zu müssen. Und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Basta!«

»Wie immer denken Sie nur ans Geld. So mancher geschenkte Gaul ist schon tot umgefallen, noch ehe man ihn in den Stall bringen konnte«, konterte der Chefarzt. »Vor den Problemen, die sich aus diesem Kuhhandel ergeben könnten, verschließen Sie einfach die Augen. So lange, bis Sie vor vollendeten Tatsachen stehen. Und dann brüllen Sie wieder herum, nicht wahr? Wenn die Sache schiefläuft, behaupten Sie am Ende vielleicht gar, es wäre meine Idee gewesen.«

»Was denn für Probleme? Von welchen Problemen sprechen Sie?«, wollte Emil kopfschüttelnd wissen.

»Nun, bei einem Belegarzt hätten wir kein Mitspracherecht, was die Behandlung seiner Patienten anbelangt. Unser Pflegepersonal müsste seine Anordnungen ausführen, ob wir diese für richtig halten würden oder nicht.«

»Und das kratzt uns, weil ...?«

»Weil ein falsch behandelter Patient, der möglicherweise an der falschen Behandlung oder einer stümperhaften Operation stirbt, natürlich in der Sauerbruch-Klinik sterben würde. Und so stünde es dann auch in allen Zeitungen.« Lutz Weidner zeichnete Gänsefüßchen in die Luft. »Schon wieder ein Kunstfehler mit Todesfolge in der Sauerbruch-Klinik. Und? Wollen Sie das?«

»Heiliges Sparschwein!« Direktor Rohrmoser schnaubte ungeduldig durch die Nase. »Deswegen ja auch die Idee, dass Kersten dem Kerl mal auf den Zahn fühlt. Er soll ihn sich angucken und herausfinden, ob er dazu tendiert, seine Patienten abzumurksen. Dazu wird er doch wohl fähig sein, oder?«

»Ansehen kann ich ihn mir ja mal«, sagte Peter schmunzelnd und stand auf. »Ich rufe ihn an und frage ihn, ob wir uns gegen halb acht Uhr in seiner Praxis treffen können.«

Emil Rohrmosers Augen verengten sich misstrauisch zu schmalen Schlitzen. »Dafür gibt es aber nichts extra. Ist das klar?«

»Glasklar.« Peter lachte.

»Und nehmen Sie Ihre Frau mit«, verlangte Emil. »Die ist Psychologin und soll feststellen, ob er vielleicht einen an der Waffel hat.«

»Meine Lebensgefährtin«, korrigierte Peter ihn. So gerne er das auch gewollt hätte, die Kinder- und Jugendpsychologin Dr. Lea König und er fanden einfach nicht die Zeit dazu, Hochzeitspläne zu schmieden. Dazu waren sie beide beruflich zu stark eingespannt.

»Meinetwegen die auch, wenn es Ihre Frau nicht stört«, erwiderte Direktor Rohrmoser. »Sofern sie es ebenfalls gratis macht. Wir haben kein Geld. Wir stehen kurz vor dem Bankrott. Die Maus wetzt schon ihre Zähne, um uns den Faden endgültig abzubeißen.«

Lutz Weidner warf Peter einen Blick zu und verdrehte stöhnend die Augen.

»Sie rufen diesen Dr. Lenz aber erst kurz bevor Sie ihn aufsuchen an!«, befahl Emil noch. »Höchstens fünf Minuten vorher.«

Peter nickte ernst. »Ich verstehe. Damit er nicht mehr genügend Zeit hat, die Leichen aus seiner Praxis zu schaffen.«

Der Chefarzt prustete hinter vorgehaltener Hand.

»Ich denke, Sie können jetzt gehen, Kollege«, sagte er dann. »Nehmen Sie den Mann bitte gründlich unter die Lupe, suchen Sie auch die Ecken nach versteckten toten Patienten ab, und geben Sie mir morgen früh Bescheid. Dann sehen wir weiter.«

Als er merkte, wie Emil Rohrmoser tief Luft holte – vermutlich, um sich über die freche Bemerkung mit den Leichen zu empören –, zog er rasch seine Brieftasche aus der Tasche seines weißen Kittels.

»Und wir beide gehen auf einen Sprung in die Cafeteria, Direktor. Ich lade Sie zu einem kleinen Imbiss ein.«

Sofort wechselte Emils Gesichtsausdruck von einem wütenden Funkeln zu einem seligen Strahlen.

»Da sage ich nicht Nein, Weidner. Nur das klein streichen wir und ersetzen es durch üppig. Mit Kleinigkeiten kann ich mich als Leiter einer so großen Klinik nicht abgeben.«

***

»Kurz vor sechs Uhr. Ich denke, wir können die Praxis für heute schließen.«

Dr. Thomas Lenz, der dreiunddreißigjährige Allgemeinmediziner und Chirurg, drückte sich die Nase an einem der Fenster seiner neuen Praxis platt und schaute die Straße rauf und runter, um zu sehen, ob sich nicht vielleicht doch noch ein Patient zu ihm verirren wollte.

»Was du nicht sagst«, unkte Lena, seine knapp dreißigjährige Frau. »Wir hätten am Morgen gar nicht erst aufzuschließen brauchen. Drei Patienten in neun Stunden! Das Geld, das wir heute verdient haben, reicht nicht einmal für ein Abendessen.«

Tom legte beide Arme um Lenas Taille und zog sie an sich.

»Es wird schon werden, Liebling«, versuchte er sie zu trösten, obwohl er selbst langsam, aber sicher den Mut zu verlieren drohte. »Hab ein bisschen Geduld und verliere den Glauben an uns nicht.«