Der Notarzt 405 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 405 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Eigentlich genießen Mimi und Fips ein glückliches Leben. Die Geschwister haben einander, und sie haben die liebste Mama der Welt. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass ihre Mutter oft so traurig wirkt. Tagsüber lacht sie mit ihren Kindern und tollt fröhlich mit ihnen herum, aber abends, wenn sie denkt, ihre Kleinen würden schlafen, dann hören Fips und Mimi sie oft weinen. Und die beiden ahnen auch ganz genau, was ihr so schlimme Sorgen bereitet: das fehlende Geld.
Bei einem Kindergartenausflug kommt dem fünfjährigen Fips unverhofft die rettende Idee. Plötzlich weiß er, was sie tun können, um ihre liebe Mama von allen Sorgen zu befreien. Aufgeregt flüstert er seiner kleinen Schwester den fantastischen Plan ins Ohr. Mimi ist sofort Feuer und Flamme. Doch die beiden übersehen dabei, dass ihr Vorhaben nicht nur verboten, sondern lebensgefährlich ist ...


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Inhalt

Cover

Das sage ich nur dir allein

Vorschau

Impressum

Das sage ich nur dir allein

Ein Geheimnis bringt die Geschwister in größte Gefahr

Karin Graf

Eigentlich genießen Mimi und Fips ein glückliches Leben. Die Geschwister haben einander, und sie haben die liebste Mama der Welt. Der einzige Wermutstropfen ist, dass ihre Mutter oft so traurig wirkt. Tagsüber lacht sie mit ihren Kindern und tollt fröhlich mit ihnen herum, aber abends, wenn sie denkt, ihre Kleinen würden schlafen, dann hören Fips und Mimi sie oft weinen. Und die beiden ahnen auch ganz genau, was ihr so schlimme Sorgen bereitet: das fehlende Geld.

Bei einem Kindergartenausflug kommt dem fünfjährigen Fips unverhofft die rettende Idee. Plötzlich weiß er, was sie tun können, um ihre liebe Mama von allen Sorgen zu befreien. Aufgeregt flüstert er seiner kleinen Schwester den fantastischen Plan ins Ohr. Mimi ist sofort Feuer und Flamme. Doch die beiden übersehen dabei, dass ihr Vorhaben nicht nur verboten, sondern lebensgefährlich ist ...

Es war Montagmorgen, kurz nach neun Uhr, als in einer der großen Privatbanken Frankfurts, in der man eine Mindesteinlage von einer Million Euro brauchte, um überhaupt ein Konto eröffnen und die heiligen Hallen betreten zu dürfen, eine wichtige Sitzung stattfand.

In dem eindrucksvollen Sitzungssaal im obersten Stock eines der hoch in den Himmel ragenden Glastürme in Frankfurts Bankenviertel, hatten sich die leitenden Mitarbeiter versammelt, um über die Übernahme einer anderen Privatbank zu verhandeln, die in eine schlimme Krise geraten war und kurz vor dem Bankrott stand.

Auf diese Gelegenheit hatte Thomas Ullrich, der achtunddreißigjährige Direktor der Fidela-Bank, schon lange gewartet. Eugen Otto, seinem Kontrahenten, der sich einmal zu oft am Geld seiner Anleger vergriffen hatte, stand das Wasser bis zum Hals. Er hatte es geschafft, die Bank, die sein Großvater aufgebaut, sein Vater vergrößert und schließlich an ihn übergeben hatte, in nur wenigen Jahren gegen die Wand zu fahren.

Mitleid oder Hilfsbereitschaft waren im Bankenwesen fehl am Platz, und so war es für Thomas ein Leichtes gewesen, seinen Verhandlungspartner in die Enge zu treiben und sein Unternehmen nach einstündiger, zäher Verhandlung für einen Apfel und ein Ei zu übernehmen.

Der Idiot musste froh sein, dass er von seinen Anlegern nicht gelyncht wurde, wenn diese spitzkriegten, dass er ihr Geld, das zu vermehren er ihnen zugesichert hatte, mit Frauen, Autos, Jachten und Luxusreisen verpulvert hatte.

Die Verhandlungen waren abgeschlossen. Jetzt fehlte nur noch Thomas Ullrichs Unterschrift auf den Verträgen, die links unten alle ein bisschen feucht waren, weil Eugen Ottos Hände schweißnass gewesen waren, als er seine zittrigen Krakel unter das Ende seiner Karriere und somit auch seines Luxuslebens gesetzt hatte.

Babette Zucker, die Sekretärin des Direktors, hielt ihm bereits seit geraumer Zeit den Kugelschreiber hin, doch aus irgendeinem Grund war er nicht dazu imstande, diesen zu ergreifen.

»Direktor? Herr Ullrich? Thomas! Deine Unterschrift! Thomas! Was ist los? Hallo?«

Wie aus weiter Ferne konnte Thomas Ullrich die besorgten Fragen und Rufe seines Stellvertreters, des fünfzigjährigen Jan Vanek, hören.

Er wollte lachen, den Kopf schütteln, den anderen, die um den großen runden Tisch herum saßen und ihn besorgt anstarrten, versichern, dass alles in Ordnung sei, dass er nur noch kurz darüber nachgedacht hätte, ob die Verträge auch wirklich hieb- und stichfest seien. Doch er war nicht dazu fähig, auch nur mit dem kleinen Finger zu zucken.

»Herr Direktor?« Babette Zucker – sie sah genauso aus, wie sie hieß – berührte ihn an der Schulter. »Brauchen Sie etwas? Ein Glas Wasser? Eine Kopfschmerztablette? Irgendwas?«

»Die Watte«, murmelte Thomas, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Machen Sie die Watte weg!«

»Wie bitte?«

Warum fragte sie? Sah sie es denn nicht? Irgendjemand hatte ihn von Kopf bis Fuß in eine dicke Schicht Watte eingesponnen. Vielleicht waren es auch Spinnweben. Von einer Riesenspinne womöglich.

Er spürte seinen eigenen Körper kaum noch, er konnte fast nichts mehr hören, er konnte sich nicht bewegen, und er sah alles nur noch verschwommen und trübe durch einen milchigen Schleier hindurch.

Dieser Zustand war nicht schmerzhaft oder unangenehm. Thomas war nur einfach nicht mehr ganz da. Er war irgendwie nicht mehr richtig Teil dieser Welt. Es fühlte sich ein bisschen so an wie der Zustand kurz vor dem Einschlafen. Eben wie in Watte gepackt, nur noch zu zehn Prozent wach und zu neunzig Prozent schon schlafend.

Ah, jetzt wurde wenigstens seine Sicht wieder klarer.

»Ich ... gleich ...«, murmelte er und sah sich plötzlich selbst stocksteif auf dem Stuhl sitzen und ins Leere starren. Von oben.

Thomas Ullrich wunderte sich darüber, warum er sich selbst von oben sehen konnte. Ganz normal war das nicht. Aber irgendwie amüsant.

Sah er vielleicht durch das elektronische Auge einer der gut versteckten Überwachungskameras, die hier jede einzelne vertrauliche Unterredung in Wort und Bild aufzeichneten?

Egal! Wichtig war, dass jetzt alles wieder wie gewohnt funktionierte. Besser noch als wie gewohnt. Er konnte fast schärfer sehen als zuvor, er hatte das Gefühl, sogar einen Floh husten hören zu können, er konnte sich wieder völlig frei bewegen – freier als zuvor –, und die lästige Watte war weg.

Er schüttelte lachend den Kopf.

»Pardon, ich war in Gedanken. Ich bin alle Einzelheiten der Verträge noch einmal durchgegangen. Nur zur Sicherheit. Den Kugelschreiber, bitte, Törtchen.«

Seine Sekretärin kicherte sonst immer neckisch, wenn er sie so nannte. Diesmal jedoch nicht. Diesmal blieb sie ernst. Komisch!

Komisch war auch, dass sein Arm, den er jetzt hob, um den Kugelschreiber zu nehmen und das Dokument zu unterschreiben, sich auf dem Kamerabild, das er von oben sah, nicht mitbewegte.

Komisch war auch, dass seine Lippen sich ebenfalls nicht bewegten, als er seine Sekretärin abermals dazu aufforderte, ihm den Kuli zu geben. Der Vertrag, den er zurechtrücken wollte, bewegte sich ebenfalls nicht, als er ihn an einer Ecke ein bisschen anhob, um ihn leicht schräg hinzulegen. Und die im Sitzungssaal Anwesenden schienen ihn nicht zu hören. Sie redeten über ihn, als ob er nicht hier wäre.

»Ist er mit offenen Augen eingeschlafen? Macht er so was öfter mal?«

»Nein, noch nie. Herr Direktor? Hallo! Direktor Ullrich! Trinken Sie doch einen Schluck Wasser!«

»Seine Augen! Seht euch seine Augen an! Es ist fast nur noch das Weiße zu sehen.«

»Einen Krankenwagen! Frau Zucker, setzen Sie sofort einen Notruf ab. Da stimmt was nicht.«

»Vorsicht!«

Das war der Moment, als Thomas Ullrich sich von oben herab selbst dabei zusah, wie er im Zeitlupentempo seitlich vom Stuhl kippte.

»Hab ihn!«

»Gut! Legt ihn auf den Boden. Nicht auf den Rücken, in die stabile Seitenlage. Atmet er noch?«

Thomas Ullrich schnitt eine Grimasse, als Jan Vanek sich über ihn beugte und sein Ohr, aus dem schwarze Haarbüschel wucherten, gegen seine Lippen drückte.

»Nein, ich glaube nicht. Puls kann ich auch keinen fühlen. Ich glaube, er ist tot. Herzinfarkt vermutlich.«

Aha, so war das also! In Thomas' Beruf war es eigentlich schon fast Tradition, mit fünfzig oder sechzig oder irgendwann dazwischen mit einem Herzinfarkt abzutreten. Aber er war doch erst achtunddreißig!

Er hatte geplant, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen, so hart wie nur möglich zu arbeiten und sich dann mit etwa achtundvierzig – also kurz vor dem drohenden Herzinfarkt – zur Ruhe zu setzen. Jetzt sah es allerdings so aus, als ob das Schicksal den Spieß einfach umgedreht und ihm ein Schnippchen geschlagen hatte.

Er war also tot. Sekunden vor dem Abschluss des größten Coups seiner gesamten Karriere vom Stuhl gekippt und gestorben. Ladenschluss. Ende im Gelände. Aus die Maus.

Warum aber konnte er noch immer sehen, hören und denken? Natürlich hatte auch er bereits über solchen Hokuspokus wie Nahtoderfahrungen gelesen. Beim Zahnarzt im Wartezimmer. Dunkle Tunnel, helles Licht, das eigene Leben, das wie ein Film vor einem ablief. Geigenmusik, weißgewandete Wesen mit oder ohne Flügel, der jüngste Tag, das letzte Gericht.

Doch an solchen Quatsch hatte er nie geglaubt, und er tat es auch jetzt nicht. Wäre an diesem Ammenmärchen etwas dran, dann müsste spätestens jetzt der Gehörnte mit dem Pferdehuf auftauchen und ihn mit in die Hölle nehmen.

Einer der erfolgreichsten Banker der Welt und zugleich ein guter Mensch zu sein, das war nämlich nicht möglich. Man musste gleich zu Beginn einer solchen Karriere entweder seine Seele verkaufen oder für immer ein unbedeutender kleiner Filialleiter bleiben.

Er hielt die Erklärungen der Skeptiker für vernünftiger, die sagten, dass es sich bei solchen Visionen um eine Art Kurzschluss im sterbenden Gehirn handelte. Ein letztes Aufflackern, bevor die Lichter endgültig ausgingen.

Thomas spitzte in freudiger Erwartung die Lippen, als Babette Zucker jetzt dicht neben ihm in die Knie ging und sich mit ihrem Mund seinen Lippen näherte.

»Mein Erste-Hilfe-Kurs ist schon ein paar Jährchen her. Ich weiß nicht, ob ich es noch kann.«

Macht nichts, hätte Thomas gerne zu ihr gesagt, wenn sie ihn nur gehört hätte. In Ihren Armen und mit Ihren Lippen auf meinen das Leben zu beenden, ist eigentlich gar nicht mal so übel.

Jedoch ...

»Lassen Sie mich ran, Frau Zucker. Wenn man es nicht wirklich beherrscht, sollte man die Finger davon lassen. Ich frische meinen Erste-Hilfe-Kurs jedes Jahr auf, um stets up to date zu bleiben.«

Thomas wollte protestieren. Natürlich war es wieder einmal die unglaublich tüchtige Ilona Huber, Vaneks fünfzigjährige Sekretärin, die sich ständig hervortun musste.

Tüchtig war sie ja tatsächlich. Dafür jedoch nicht besonders ansehnlich, und sie hatte Haare auf den Zähnen. Von ihr wollte Thomas nun wirklich nicht Mund-zu-Mund beatmet werden. Aber er konnte nichts dagegen tun. Niemand achtete auf ihn, niemand hörte seinen Protest, und als er die Huber, die sich jetzt rittlings über ihn kniete, mit aller Kraft, die er hatte, von sich stieß, schwankte sie nicht einmal geringfügig.

Sie hatten einander nie leiden können. Sie nahm es ihm übel, dass er mit achtunddreißig Direktor geworden war und der zwölf Jahre ältere Jan Vanek, der sich seit dreißig Jahren für die Bank aufopferte, sich jetzt seinen Anordnungen fügen musste.

Sie nahm es ihm außerdem übel, dass er verdammt attraktiv war und die Aufmerksamkeit der Frauen nicht nur heimlich genoss, sondern seine Gunst gerecht auf alle aufteilte. Auf alle, bis auf sie natürlich.

Jetzt schien es, als ob sie die Gelegenheit voll auskosten und ihre Wut rücksichtslos an ihm auslassen wolle. Sie rammte ihm unermüdlich ihre Fäuste hart gegen die Brust, so hart, dass sie bereits nach wenigen Minuten gehörig ins Schwitzen und ins Keuchen geriet.

Die schwitzende Huber über ihm war wirklich kein schöner Anblick. Überhaupt machte Thomas die ganze Sache jetzt keinen Spaß mehr. Er wollte sich jetzt nicht mehr selbst beim Sterben zugucken. Er wollte die besserwisserischen Kommentare seiner Mitarbeiter nicht mehr hören.

Ich habe ihm erst neulich gesagt, er soll doch mal Urlaub nehmen, bevor er sich total überarbeitet. So unersetzlich ist er nun wieder auch nicht.

Das musste ja so kommen. Er hat täglich an die achtzehn Stunden gearbeitet. Auch an den Wochenenden und den Feiertagen. Und dann die ständigen Langstreckenflüge. Nach New York hin und zurück in einem Rutsch, ohne dazwischen zu schlafen, und dann gleich wieder hierher ins Büro.

Er hatte keinerlei Privatleben. Zumindest kein geregeltes. Da fehlt einem dann ein Ort, an den man sich zurückziehen und neue Kraft tanken kann.

Also, das war eine glatte Lüge. Er »ging« nun schon seit fünf Wochen mit der zwanzigjährigen Isabella Kickinger, die Betriebswirtschaftslehre studierte und während der Semesterferien ein Praktikum in der Fidela-Bank absolvierte. Fünf Wochen! Wenn das kein geregeltes Privatleben war, was dann?

Er hat nie Sport betrieben oder ist wenigstens mal ein paar Schritte spazieren gegangen. Zu viele Affären, zu schnelle Autos, zu viele Drinks. Neulich bin ich ihm nachts in dieser Schickeria-Bar begegnet. Da hatte er doch tatsächlich ...

Thomas wollte nicht hören, was Vanek gerade zum Besten geben wollte. Er konnte sich an die Begegnung erinnern. Damals war Isabella übers Wochenende bei ihren Eltern in Köln gewesen. Er war gleich mit zwei sehr jungen Damen ausgegangen und hatte es ordentlich krachen lassen. Na und?

Er schloss die Augen – oder womit auch immer er noch sehen konnte – und starb. Endgültig.

***

Phillip hatte in zwei Wochen seinen sechsten Geburtstag. Was eigentlich ein schöner und fröhlicher Anlass sein sollte, war für die vierunddreißigjährige Annika Karlin ein großes Problem.

So sehr sie auch rechnete und die Fixkosten und Kreditraten, die demnächst zu bezahlen waren, bis auf den letztmöglichen Termin verschob, an dem sie gerade noch ohne Mahnung samt Strafgebühr davonkommen würde, es half alles nichts. Das Geld reichte wieder einmal hinten und vorne nicht aus.

Sie brütete über der langen Liste, auf der sie während der letzten Monate alle Wünsche notiert hatte, die Phillip geäußert hatte, oder auch jene Dinge, die er bei anderen Kindern besonders sehnsüchtig angeguckt hatte.

Ein Fahrrad. Unmöglich! Eine elektrische Eisenbahn. Unerschwinglich. Ein Hund. Natürlich! Wünschte sich nicht jedes Kind, oder fast jedes, einen Hund? Doch daran war nicht zu denken. Hundefutter, Tierarztkosten, Hundesteuer, Haftpflichtversicherung und so weiter.

Außerdem waren Haustiere in dem Haus, in dem sie mit ihren beiden Kindern in einer winzigen Zweizimmerwohnung lebte, sowieso verboten.

Sie malte ein Fragezeichen neben den Roller. Sie hatte im Secondhandladen, in dem sie praktisch alles kaufte, darum gebeten, sie zu verständigen, wenn sie einen bekamen.

Sie wollte gleich heute damit beginnen, täglich zu Fuß zur Sauerbruch-Klinik zu laufen, um das Geld für das U-Bahn-Ticket zu sparen. Vielleicht reichte es dann zusätzlich zu einem gebrauchten Roller auch noch für die Zutaten für einen schönen Geburtstagskuchen und sechs Kerzen.

Seit ein paar Wochen arbeitete sie als Aushilfe in der klinikeigenen Cafeteria. Küchenhilfe, kellnern, Tische abräumen, Geschirr spülen, Boden wischen ... Sie war sich für keine Arbeit zu schade. Leider klappte es vorerst nur halbtags, vor, während und nach dem größten Mittagsansturm von zehn bis drei Uhr.

Das war einerseits gut so, denn so hatte sie mehr Zeit für Phillip und die fünfjährige Mimi. Andererseits verdiente sie natürlich auch dementsprechend wenig. Zeit für die Kinder war sehr wertvoll ... wenn man sie sich leisten konnte.

Eigentlich hieß ihre kleine Tochter Mia-Marie, aber Phillip hatte diesen Namen nicht aussprechen können, als er noch klein gewesen war, und so hatte er seine Schwester, die nur drei Monate jünger war als er, kurzerhand Mimi getauft. Und Mimi nannte ihren Bruder, den sie über alles liebte, Fips.

Drei Monate Altersunterschied?, fragten immer alle und mutmaßten, dass eines der Kinder adoptiert sein müsse. Aber nein, Mimi und Fips waren beides ihre leiblichen Kinder. Wie das möglich sein konnte?