Der Notarzt 413 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 413 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

In der Frankfurter Sauerbruch-Klinik wissen fast alle Mitarbeiter von dem schweren Schicksal des attraktiven Toxikologen Benjamin Brücken. Vor zwei Jahren hat er auf tragische Weise Frau und Kind verloren. Seitdem vergräbt er sich in seiner Arbeit und verlässt die Klinik kaum noch.
Als er die alleinerziehende Chemikerin Vicky kennenlernt, ändert sich für einen Moment alles. Zum ersten Mal seit langer Zeit lacht er aus ganzem Herzen, zum ersten Mal genießt er wieder die Gesellschaft einer Frau und eines Kindes. Aber dann schlägt das Schicksal erneut zu: Vickys kleine Tochter Elis schwebt von einer zu anderen Sekunde in höchster Lebensgefahr. Wie in einem Albtraum fühlt sich Benjamin zurückversetzt in den Moment, in dem ihm schon einmal das Liebste genommen wurde. Doch er ist fest entschlossen, alles zu tun, um diesmal das Schlimmste zu verhindern ...


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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Heute stirbt hier keiner

Vorschau

Impressum

Heute stirbt hier keiner

Dr. Brücken gibt eine schwer kranke Patientin nicht auf

Karin Graf

In der Frankfurter Sauerbruch-Klinik wissen fast alle Mitarbeiter von dem schweren Schicksal des attraktiven Toxikologen Benjamin Brücken. Vor zwei Jahren hat er auf tragische Weise Frau und Kind verloren. Seitdem vergräbt er sich in seiner Arbeit und verlässt die Klinik kaum noch.

Als er die alleinerziehende Chemikerin Vicky kennenlernt, ändert sich für einen Moment alles. Zum ersten Mal seit langer Zeit lacht er aus ganzem Herzen, zum ersten Mal genießt er wieder die Gesellschaft einer Frau und eines Kindes. Aber dann schlägt das Schicksal erneut zu: Vickys kleine Tochter Elis schwebt von einer zu anderen Sekunde in höchster Lebensgefahr. Wie in einem Albtraum fühlt sich Benjamin zurückversetzt in den Moment, in dem ihm schon einmal das Liebste genommen wurde. Doch er ist fest entschlossen, alles zu tun, um diesmal das Schlimmste zu verhindern ...

»Ich wäre komplett aufgeschmissen, wenn ich hier arbeiten müsste«, murmelte Dr. Peter Kersten, als er im vierten Untergeschoss der Frankfurter Sauerbruch-Klinik aus dem Aufzug stieg und wieder einmal keine Ahnung hatte, in welche Richtung er laufen sollte. Und das, obwohl er schon Hunderte Male hier unten gewesen war.

Obschon die Etagen unter der Erde natürlich genau den gleichen Grundriss hatten wie die sechs Stockwerke über der Erde, kam er sich hier unten immer wie in einem Labyrinth gefangen vor.

Das völlige Fehlen von natürlichem Licht und das Wissen, dass sich Tausende Tonnen Beton, Stahl und Glas über seinem Kopf befanden, ließen ihn jedes Mal schaudern.

Vermutlich konnte er sich hier unten deswegen so schlecht orientieren. Aus psychologischen Gründen. Weil das Hirn Gefahr meldete, wenn man sich in einer Umgebung befand, in der der Mensch eigentlich nichts verloren hatte. Außer wenn er tot und begraben war.

»Himmel noch mal, also was jetzt?«, grummelte er, als er, nachdem er sich bereits total verfranzt hatte, vor einer großen Tafel stehen blieb, die ihm eigentlich den Weg weisen sollte, ihn jedoch nur noch mehr verwirrte. »Links? Von dort komme ich doch gerade. Blödsinn, ich will doch nicht in die Pathologie! Was? Ach so, erst links, dann ...? Hilfe!«

Eine fröhliche Stimme riss ihn aus seiner aussichtslosen Grübelei.

»Herr Dr. Kersten! Wieder mal zu Besuch bei uns in der Unterwelt?«

»Frau Frühwirth!« Er nickte der jungen Laborassistentin freundlich lächelnd zu. »Sie sind die Antwort auf meine Gebete.«

Sie lachte. »Das freut mich. Und worum haben Sie gebetet? Um einen Blindenhund? Wuff! Wohin darf ich Sie führen?«

»In die Toxikologie zu Dr. Brücken, bitte!« Peter seufzte erleichtert auf. »Ich hatte gerade überlegt, ob ich hier stehen bleiben und laut nach Dr. Brücken brüllen soll.«

»Da hätten Sie aber sehr laut brüllen müssen«, erwiderte sie lachend. »Zwischen der Tropenmedizin und der Toxikologie liegt nämlich eine Brandschutztür. Die ist so gut wie schalldicht.«

»Das auch noch!« Peter seufzte. Er deutete mit dem Kinn auf die Tafel. »Wer denkt sich denn solche Wegweiser aus? Vermutlich braucht man ein eigenes Studium, um sich damit zurechtzufinden.«

»Denken Sie sich nichts dabei.« Sie schmunzelte. »Als ich vor drei Jahren auf der Parasitologie angefangen habe, habe ich mich auch ständig verlaufen. Man fühlt sich irgendwie unsicher, wenn keine Fenster da sind und man nicht weiß, ob die Welt dort oben überhaupt noch steht, nicht wahr?«

»Ja, genauso fühle ich mich gerade. Wie ein kleiner Junge, der sich im finsteren Wald verlaufen hat.«

»Man gewöhnt sich daran. Folgen Sie mir, bitte. Wir müssen in die andere Richtung. Hier sind Sie völlig falsch.«

»Das habe ich schon vermutet. Ich habe mich wohl total verlaufen. Das nennt man in der Medizin einen schweren Verlauf«, scherzte er.

»So, da sind wir schon.«

Nachdem die Laborantin ein paarmal nach links, ein paarmal nach rechts, geradeaus und um die Ecke gelaufen war und Peter ganz sicher war, dass er nie mehr wieder zum Aufzug zurückfinden würde, öffnete sie eine massive Eisentür, hinter der ein langer Gang sichtbar wurde.

»Sie finden Dr. Brücken entweder im Labor, das ist die sechste Tür von hier aus gesehen, oder in seinem Büro zwei Türen nach dem Labor. Ist aber eh alles angeschrieben.«

»Vielen Dank, Frau Frühwirth. Beim nächsten Mal stecke ich mir ein Stück Brot ein.«

»Wozu denn ein ...« Sie brach ab. »Ach so! Brot. Brotkrumen. Hänsel und Gretel. Alles klar!« Sie trat lachend den Rückweg an. Als die Brandschutztür zugefallen war, endete ihr Lachen wie mit der Schere abgeschnitten. Unheimlich!

Peter fand Benjamin Brücken, den siebenunddreißigjährigen Leiter der Toxikologie, im Labor, wo er gerade seinen Mikrowellenherd programmierte.

»Hallo, Herr Brücken«, grüßte Peter freundlich. »Ich störe Sie wohl gerade bei der Zubereitung Ihres Mittagessens?«

Der Toxikologe lachte. »Das ist ein Gaschromatograf, Herr Kersten. Da sind Blutproben und Haarproben drinnen, keine Würstchen. Ich führe gerade ein toxikologisches Screening durch.«

»Ach so?« Peter betrachtete das Gerät von allen Seiten. »War der nicht gut fünfmal so groß, als ich das letzte Mal hier unten war?«

»Sie haben recht. Nachdem ich ein ganzes Jahr lang gebettelt habe, hat uns Herr Direktor Rohrmoser vor etwa einer Woche ein neues Gerät bewilligt. Eines, bei dem man nicht mehr unten einheizen, an der Kurbel drehen, die Götter um Hilfe anrufen und dann am Flug der Schwalben erkennen muss, ob die Probe positiv oder negativ ist.«

»Großartig!« Peter lachte, und Benjamin Brücken stimmte in sein Lachen mit ein.

»Natürlich habe ich es mit dem Hinweis bekommen, dass er vermutlich mindestens hundert Angestellte entlassen müsse, weil die Sauerbruch-Klinik nun wegen meines neuen Spielzeugs in die roten Zahlen käme.«

»Das sieht ihm ähnlich«, sagte Peter schmunzelnd. Dann zog er einen zusammengerollten Befund aus seiner Kitteltasche. »Herr Brücken, ich komme wegen des Befundes, den Sie mir am Morgen raufgeschickt haben. Ich kann damit leider nicht viel anfangen. Besser gesagt, gar nichts.«

»Ach, herrje!« Der Toxikologe schaute Peter erschrocken an. »Habe ich einen Fehler gemacht?«

»Das kann ich nicht beurteilen«, erwiderte der Notarzt grinsend. »Ich habe den Befund etwa zehnmal durchgelesen, aber leider verstehe ich nur Bahnhof. Ich dachte immer, nur wir Ärzte schwurbeln völlig unverständliches Zeug daher. Irrtum, ihr Toxikologen seid noch viel schlimmer.«

Dr. Brücken seufzte auf.

»Tut mir leid. In Zukunft werde ich versuchen, mich etwas verständlicher auszudrücken.«

Er startete die Maschine mit einem Knopfdruck und gab Peter mit einer Geste zu verstehen, dass er ihm folgen solle.

»Gehen wir in mein Büro und machen uns einen Kaffee. Dann übersetze ich Ihnen mein Geschwurbel ins Deutsche.«

»Sagen Sie bloß, die hat auch Direktor Rohrmoser springen lassen?«, fragte Peter überrascht, als er den modernen Kaffeevollautomaten in Dr. Brückens Büro stehen sah.

»Wo denken Sie hin?« Benjamin lachte und stellte zwei Tassen unter die Düsen. »Die habe ich von meinen Mitarbeitern zum Geburtstag bekommen. Cappuccino, Espresso, Café Latte, Mokka, Café Crema, Café Karamell ...?«

»Einfach einen Kaffee, Sie alter Angeber!«, flachste Peter und studierte die geschätzten fünfzig Knöpfe an dem Gerät. »Unsere Kaffeemaschine in der Notaufnahme hat bloß einen Knopf. Für ein und aus. Fertig. In Zukunft komme ich zu Ihnen runter, um Kaffee zu trinken.«

»Da wären Sie in guter Gesellschaft.« Der Toxikologe programmierte die Maschine. »Das gesamte vierte Untergeschoss kommt zu mir Kaffee holen, seit ich die neue Maschine habe. Hier geht es oft zu wie in einer Bahnhofskneipe.«

»Das ist ja echte Sahne!«, staunte der Notarzt, als er von dem Cappuccino probierte, den der Wissenschaftler vor ihn auf den Tisch in seiner Besucherecke stellte. »Das kann das Ding auch?«

»Das Ding kann alles außer Socken stricken«, behauptete Benjamin schmunzelnd. Er setzte sich Peter gegenüber und nahm ihm den Befund aus der Hand. »Dann wollen wir mal sehen.«

Er überflog die zwei Seiten.

»Ist doch ganz verständlich geschrieben. Was genau haben Sie nicht verstanden?«

»Ich sage Ihnen lieber, was ich verstanden habe. Das geht schneller«, erwiderte Peter schulterzuckend. »Das Wort Foto kommt hier immer wieder vor. Ich gehe also davon aus, dass die Patientin an einem Foto geleckt hat und davon krank geworden ist. Richtig?«

Benjamin Brücken legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend.

»Beinahe! Aber nicht ganz. Sie haben mir die Blutprobe einer jungen Frau geschickt, bei der wiederholt starke Rötungen an Gesicht und Händen aufgetreten sind und die nach einem einmaligen Besuch im Sonnenstudio heftige Verbrennungen erlitten hat.«

»Richtig.« Peter nickte. »Die Ärmste war bereits bei zig Dermatologen und hat geschätzte hundert Medikamente und Salben verschrieben bekommen, aber nichts hat geholfen. Ich dachte schon an eine Urticaria solaris, eine Sonnenallergie, aber das Phänomen tritt bei ihr nicht immer auf.«

»Nein. Nur, wenn sie Diuretika einnimmt.«

»Entwässerungstabletten? Ja! Ich habe sie gebeten, mir eine Liste aller Medikamente zu geben, die sie regelmäßig oder auch nur gelegentlich schluckt. Darunter war auch ein Diuretikum. Was hat es denn damit auf sich?«

»Der darin enthaltene Wirkstoff Hydrochlorothiazid führt zu einer phototoxischen Reaktion, wenn der Wirkstoff über die Blutbahn in die Haut gelangt und die Haut dann mit UV-Licht in Berührung kommt. Das ist eine gängige Nebenwirkung dieses Medikaments.«

»Himmel noch mal!« Peter zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Wieso sagen einem die Pharmavertreter nichts davon, wenn sie dieses Zeug anpreisen?«

»Hmmm ...« Benjamin tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Lassen Sie mich nachdenken.« Er tat zwei, drei Sekunden lang so, als ob er intensiv grübeln würde, dann grinste er. »Weil es ihnen egal ist? Weil sie durch den entstandenen Schaden zig weitere Medikamente verkaufen können, um den Schaden wieder zu beheben? So was in der Art vielleicht?«

»Ich fürchte, Sie haben recht. Ich verordne das Zeug ohnehin nur im äußersten Notfall, wenn durch massive Wasseransammlungen im Körper bereits das Herz gefährdet ist. Ansonsten rate ich lieber zu Brennnesseltee, Radieschen, Fenchel, Petersilie, Sauerkraut und so weiter. Es gibt ja zum Glück eine ganze Reihe Kräuter und Gemüse, die stark entwässernd wirken.«

»Sehr vernünftig. Frau ...« Benjamin hob den Befund noch einmal hoch. »Frau Bischof hatte eine ganze Menge Hydrochlorothiazid im Blut. Sie muss unmittelbar nach der Einnahme ins Sonnenstudio gegangen sein. Das konnte ja nur mit schweren Erythemen enden.«

»Großartig!« Peter nahm den Befund wieder an sich. »Damit ist der Fall geklärt, und Frau Bischof ist ganz einfach zu kurieren. Keine Diuretika mehr. Sie braucht sie ja ohnehin nicht. Sie nimmt sie nur, weil sie ein bisschen mollig ist und dadurch ein wenig Gewicht verlieren will.« Er stand auf. »Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Und für den Kaffee natürlich. Der schmeckt wie in einem italienischen Café. Lecker.«

»Es war mir ein Vergnügen, Ihnen weiterhelfen zu können, Dr. Kersten. Und was den Kaffee betrifft – jederzeit gerne wieder.«

»Danke. Jetzt muss ich Sie allerdings um noch einen Gefallen bitten.«

»Klar. Was kann ich für Sie tun?«

»Mich zu den Aufzügen zurücklotsen, wenn Sie nicht möchten, dass Sie in ein paar Wochen mein Gerippe irgendwo in einer finsteren Ecke liegend vorfinden.«

»Geht in Ordnung.« Benjamin lachte. »Es ist ein bisschen unübersichtlich hier unten in den Katakomben, nicht wahr?«

»Unübersichtlich und unheimlich.« Peter folgte dem Toxikologen aus dem Büro und den Flur entlang. »Wann haben Sie denn eigentlich zum letzten Mal die Sonne gesehen?«, fragte er. Das fast schneeweiße Gesicht des attraktiven Mannes war ihm schon beim ersten Anblick aufgefallen.

»Ach, das ist schon eine Weile her«, winkte Benjamin seufzend ab. »Es gab viel zu tun in letzter Zeit. Sie wissen ja vielleicht, dass auch die Polizei ihre Drogenscreenings und die Alkoholtests hier bei uns durchführen lässt.«

»Ich wusste, dass Sie auch ein Diplom in forensischer Toxikologie haben. Ich weiß aber auch, dass Sie ein paar Mitarbeiter haben. Wie wäre es denn, wenn Sie ein bisschen mehr Arbeit an sie delegieren würden, anstatt jede Minute rund um die Uhr hier zu verbringen?

»Ja ... das ginge schon«, erwiderte er leise. »Aber ich habe ja sonst ohnehin nichts zu tun.«

»Es ist mehr als zwei Jahre her«, sagte Peter leise. Er wusste, dass Benjamins Frau und die gemeinsame vierjährige Tochter vor etwas mehr als zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. »Es wird langsam Zeit, dass Sie mit dem Leben weitermachen«, fügte er behutsam hinzu. »Ich kann mir gut vorstellen, dass es noch immer unerträglich schmerzhaft ist. Aber ...«

Er brach seufzend ab. Was sollte er denn sagen? Das Leben muss weitergehen? Ihre Frau hätte sich bestimmt gewünscht, dass Sie wieder glücklich werden? Oder: Die Zeit heilt alle Wunden?

Es gab jede Menge Sprüche, die man in so einem Fall sagen konnte. Aber sie hatten alle eines gemeinsam: Es waren leere Worte, die keinen Trost spendeten. Für jemanden, der einen solchen Verlust erlitten hatte, konnte es keinen Trost geben.

»Wenn Sie mal reden wollen, kommen Sie bitte jederzeit zu mir rauf. Okay?«

»Okay. Danke.«

»Ach, und wenn, dann bringen Sie unbedingt einen Cappuccino mit«, fügte Peter noch hinzu, um Dr. Brücken wieder aus der traurigen Stimmung zu holen, in die seine Frage ihn gestürzt hatte.

***

»Schei...benkleister!«

Der einundzwanzigjährige Lagerarbeiter Felix Lindner ließ hastig den Joint fallen, den er sich erst vor einer Minute gedreht hatte und den er – auf einem Stapel Kisten sitzend, die Dosenbohnen enthielten – genüsslich hatte rauchen wollen, damit ihm die bescheuerte Drecksarbeit hinterher leichter von der Hand ging.

Er konnte Andreas Tippel – Felix nannte ihn in Gedanken Tippeltappel –, den Filialleiter des Supermarkts, in dem Felix erst seit zwei Monaten arbeitete, durch einen Spalt in den turmhohen Kisten, hinter denen er sich versteckt hatte, in der offenen Tür zum Lagerraum stehen sehen.

Felix ließ den Joint fallen, zertrat ihn mit dem Fuß und schob die Krümel hastig unter die Palette, auf der die Bohnenkisten aufgebaut waren. Dann wedelte er mit beiden Händen wild durch die Luft, um den süßlichen Geruch zu vertreiben.

Aber vermutlich hatte dieser alte Spießer ohnehin noch nie in seinem traurigen, langweiligen Leben Haschisch gerochen und ließ sich problemlos weismachen, dass es sich um normalen Tabak oder ein neues Rasierwasser handelte.