Der Notarzt 418 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 418 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

In der Frankfurter Sauerbruch-Klinik ist die junge Krankenschwester Sofia überaus beliebt. Sie ist mit Herzblut bei der Sache und tut alles, um den Patienten zu helfen und ihnen den Aufenthalt im Krankenhaus so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch die anderen Mitarbeiter der Klinik können sich jederzeit auf ihre Hilfsbereitschaft und Kollegialität verlassen. Kein Wunder, dass sich der Assistenzarzt Dr. Laurenz Hagen auf Anhieb in die bildhübsche Schwester verliebt hat. Seit einigen Wochen sind die beiden ein Paar, und beide könnten nicht glücklicher sein.
Doch von einem auf den anderen Tag verändert sich Sofia. Die früher immer so freundliche und gut gelaunte Frau gibt plötzlich nur noch patzige Antworten, will sich vor der Arbeit drücken, spricht abfällig über Patienten und geht ihrem Freund konsequent aus dem Weg. Die Belegschaft der Sauerbruch-Klinik rätselt, was wohl mit ihr los ist, aber Sofia weicht jedem Gespräch aus. Nach und nach zeigt sich, dass die junge Krankenschwester einen neuen Lebensplan verfolgt. Und dabei will sie alles hinter sich lassen, was sie beim Erreichen ihres Ziels bremsen könnte ...


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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Der perfekte Moment

Vorschau

Impressum

Der perfekte Moment

Dr. Kersten und eine junge Frau, die nach dem großen Glück sucht

Karin Graf

In der Frankfurter Sauerbruch-Klinik ist die junge Krankenschwester Sofia überaus beliebt. Sie ist mit Herzblut bei der Sache und tut alles, um den Patienten zu helfen und ihnen den Aufenthalt im Krankenhaus so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch die anderen Mitarbeiter der Klinik können sich jederzeit auf ihre Hilfsbereitschaft und Kollegialität verlassen. Kein Wunder, dass sich der Assistenzarzt Dr. Laurenz Hagen auf Anhieb in die bildhübsche Schwester verliebt hat. Seit einigen Wochen sind die beiden ein Paar, und beide könnten nicht glücklicher sein.

Doch von einem auf den anderen Tag verändert sich Sofia. Die früher immer so freundliche und gut gelaunte Frau gibt plötzlich nur noch patzige Antworten, will sich vor der Arbeit drücken, spricht abfällig über Patienten und geht ihrem Freund konsequent aus dem Weg. Die Belegschaft der Sauerbruch-Klinik rätselt, was wohl mit ihr los ist, aber Sofia weicht jedem Gespräch aus. Nach und nach zeigt sich, dass die junge Krankenschwester einen neuen Lebensplan verfolgt. Und dabei will sie alles hinter sich lassen, was sie beim Erreichen ihres Ziels bremsen könnte ...

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen kehrte auch das Lächeln wieder in die Gesichter der Frankfurter zurück. Jetzt gab es keinen Grund mehr, sich mit griesgrämigen Mienen und klappernden Zähnen unter den tief in die Gesichter gezogenen Kapuzen so schnell wie möglich in die warmen Wohnungen und Häuser zu flüchten.

Jetzt machte es wieder Spaß, langsam dahinzuschlendern und vielleicht sogar einen kleinen Umweg durch eine der Grünanlagen zu machen, um sich an dem neuen Leben zu erfreuen, das überall erwachte.

An den Bäumen, die sich noch vor wenigen Tagen wie schwarze Gerippe gespenstisch vom fahlgrauen Himmel abgehoben hatten, sprossen jetzt wieder Tausende Knospen, die mit einem feinen Pling aufplatzten und dabei winzige frühlingsgrüne Blättchen in die Freiheit entließen, die sich rasch entfalteten und von Tag zu Tag üppiger und grüner wurden.

Aus den struppigen braun-gelben Winterwiesen streckten die ersten Frühlingsblumen ihre Köpfchen der Sonne entgegen. Sattgelbe Schlüsselblumen, violette Veilchen, blaue Leberblümchen, weiße Schneeglöckchen und verschiedenfarbige Krokusse malten die Welt nach dem langen Winter endlich wieder bunt.

Es war fast ein bisschen wie in diesen Zaubermalbüchern. Man fuhr mit dem Bleistift über eine völlig leere Seite, und aus dem eintönigen Weiß entstanden die herrlichsten Bilder.

Auch der neunundfünfzigjährige Herbert Pfeiffer machte an diesem wunderschönen Frühlingsmorgen erst noch einen Umweg durch den Frankfurter Grüneburgpark, ehe er sein Büro aufsuchte, in dem er dann den Rest des Tages zubringen musste.

Herbert Pfeiffer war als Hauptbuchhalter in einer der zahlreichen Banken der Finanzmetropole Frankfurt beschäftigt. Leider handelte es sich um keine der feudalen Privatbanken, bei denen die Millionenbeträge, mit denen er rechnete, bestenfalls in der Portokasse landeten.

Es war eine mittelgroße Bank mit eher kleinbürgerlichen Kunden. Er hatte dort im Laufe der Jahre nach einer mittelmäßigen Karriere eine mittelmäßige Position erreicht und erhielt dafür ein mittelmäßiges Gehalt.

Alles an Herbert war mittelmäßig. Er sah nicht gerade wie George Clooney aus, er fuhr einen in die Jahre gekommenen Mittelklassewagen, und nach seiner achtundfünfzigjährigen Frau Ruth hatte sich auf der Straße noch nie ein Mann umgedreht oder ihr gar nachgepfiffen.

Herbert lebte mit Ruth in einem eher unspektakulären Einfamilienhaus und hatte zwei Kinder. Einen Sohn – Sebastian –, der sechsundzwanzig Jahre alt war, und eine Tochter – Valentina –, die vierundzwanzig war.

Beide Kinder waren wohlgeraten, aber leider ebenso mittelmäßig wie er selbst auch. Seine gelegentlichen Träume, dass seine Kinder ihn später als stolzen Vater eines weltberühmten Topmodels und eines ebenso berühmten Erfinders oder Wissenschaftlers aus seiner Mittelmäßigkeit befreien und sein eintöniges Leben ein bisschen aufregender gestalten würden, hatten sich leider nicht erfüllt.

Sebastian war Rechtsanwalt geworden, und Valentina hatte gerade ihre Ausbildung zur Lehrerin für Sport und Geschichte abgeschlossen.

Dagegen war natürlich nichts zu sagen, aber es war eben leider nicht so, dass Herbert tagaus, tagein von Paparazzi verfolgt wurde, die von ihm wissen wollten, ob die Schüler seiner Tochter brav lernten und ob sein Sohn den Prozess um einen beschädigten Maschendrahtzaun gewinnen würde.

Heute jedoch war es viel zu schön, um wie sonst mit seinem mittelmäßigen Schicksal zu hadern. Wie so viele andere erfreute auch Herbert Pfeiffer sich am Wiedererwachen der Natur.

Allerdings galten seine sehnsüchtigen Blicke nicht den grünen Blättern, den bunten Blumen und dem fröhlichen Treiben der Vögel, die einander lautstark dazu beglückwünschten, den harten Winter überstanden zu haben.

Seine Blicke folgten den jungen Frauen und den Mädchen, deren Röcke nun wieder kürzer und bunter wurden und deren Dekolletés nicht mehr unter dicken Jacken und Wollschals verborgen waren.

Lange schlanke Beine steckten nun wieder in dünnen, durchsichtigen Strümpfen, und die hohen Bleistiftabsätze verliehen den jungen Damen jetzt wieder diesen aufreizenden Hüftschwung, der auch in Herberts Innerem längst Totgeglaubtes wiederauferstehen ließ.

Das und nichts anderes war die Art von Frühlingserwachen, die Herbert Pfeiffer an diesem sonnigen und warmen Montagmorgen genießen wollte. Für Blumen und Blätter interessierte er sich nicht so sehr. Der Anblick von Blumen war erfreulich für Frauen, der Anblick von Frauen war erfreulich für ihn.

Er blinzelte einer jungen Frau zu und fuhr sich dabei mit etwas, was er für ein verwegenes Lächeln hielt, durch das volle kastanienbraune Haar. Ganz leicht nur, denn bei der glänzenden Fülle handelte es sich um ein Toupet, das er sich erst am vergangenen Freitag von seinem Friseur hatte anpassen lassen. Echte Haare, aber eben nicht seine.

Ruth, seine Frau, hatte sich halb totgelacht, als er damit nach Hause gekommen war. Außerdem war ihr seine stocksteife Haltung aufgefallen. Sie hatte kurzerhand seinen Pullover nach oben gezerrt und noch mehr gelacht, als sie den breiten Bauchweggürtel gesehen hatte, der ihn daran hinderte, sich zu bücken, frei zu atmen oder auch nur halbwegs bequem zu sitzen.

Ermutigt durch das freundliche »Guten Morgen!« der jungen Dame, die in die Hocke gegangen war, um eines der Veilchen zu pflücken, blieb er stehen.

»Schön heute, nicht wahr? Jetzt ist er endlich da, der Frühling. Wurde aber auch Zeit.«

Sie schaute zu ihm auf und nickte nur. Okay, der Spruch war nicht besonders originell gewesen. Herbert beschloss, am Abend nach Dienstschluss in einen Buchladen zu gehen und sich ein Buch mit flotten Sprüchen zu besorgen.

»Hübsches Veilchen«, versuchte er noch einmal, eine lockere Konversation in Gang zu bringen. »Die Farbe passt genau zu Ihren schönen veilchenblauen Augen.«

»Die sind braun«, erwiderte sie kopfschüttelnd und steckte das Blümchen in eines der Knopflöcher ihrer obenrum weit offen stehenden Bluse, unter deren dünnem Stoff sich ihre strammen Brüste deutlich abzeichneten.

»Soll ich es für Sie herausholen?«, fragte er sehr kurzatmig, als ihr das zarte Blümchen entglitt und in ihrem Ausschnitt verschwand. »Ich bin ein ganz passabler Bergsteiger und finde mich auch in tiefen Schluchten gut zurecht.«

Sie guckte ihn ziemlich genervt an und verdrehte seufzend die Augen. Vermutlich war er trotz des frühen Morgens nicht der Erste, der ihr an die Wäsche wollte.

»Ach, zieh Leine, Opa«, murmelte sie und setzte ihren Weg hastig fort.

Opa? Autsch, das tat weh. Dabei hatte er sich an diesem Morgen ganz besonders viel Mühe mit seinem Äußeren gegeben. Er trug den neuen hellbeigen Leinenanzug mit dem zarten weißen Karomuster, den er sich am Freitag gekauft hatte, und darunter ein kanarienvogelgelbes Hemd.

Er hatte mit dem Ankleiden so lange gewartet, bis Ruth – sie hatte es bis zur Vizedirektorin einer der wirklich großen Banken gebracht und verdiente fast dreimal so viel wie er – das Haus verlassen hatte. Vermutlich hätte sie sonst abermals einen Lachkrampf bekommen und irgendetwas von wegen Midlife-Crisis und so gefaselt.

Von wegen Midlife-Crisis! Er war noch keine sechzig Jahre alt. Und mit dem fülligen Haar und der stromlinienförmigen Figur fühlte er sich richtig attraktiv und mindestens zwanzig Jahre jünger.

Er schaute der jungen Frau verächtlich kopfschüttelnd nach. So schön, wie sie vermutlich glaubte, war sie nun auch wieder nicht. Aber wahrscheinlich stand sie auf ungepflegte, rüpelhafte, langhaarige Typen, die über und über tätowiert waren.

Valentina, seine Tochter, hatte neulich so einen Kerl angeschleppt. An dessen Körper, zumindest an den Stellen, die nicht von der Kleidung bedeckt waren, gab es kein Fleckchen Haut ohne irgendwelche scheußlichen Bilder darauf. Herbert würde nie im Leben verstehen, wie man sich selbst so dermaßen verunstalten konnte.

Nichts gegen Tattoos an sich. Herbert hatte sich am Freitag selbst eines stechen lassen. Auf seinem linken Unterarm prangte jetzt ein Totenkopf, der eine Rose zwischen den Zähnen hatte.

Wenn es in ein paar Wochen so warm wurde, dass man die Hemdsärmel hochkrempeln konnte, dann würden vermutlich auch die Schwellungen und die Entzündungen, die dem Totenkopf jetzt noch ein pockennarbiges Aussehen verliehen, verschwunden sein, und er würde mit dem Tattoo verdammt cool aussehen.

Zum Glück lief zwischen Ruth und ihm schon seit einer geraumen Weile nichts mehr. Als beide Kinder aus dem elterlichen Haus ausgezogen waren, hatte sie sich in Valentinas ehemaligem Kinderzimmer ein eigenes Schlafzimmer eingerichtet. Angeblich deshalb, weil er schnarchte und sie ihren Schlaf brauchte.

Sie hatte das Tattoo also noch nicht gesehen, und dabei sollte es auch bleiben, denn im Gegensatz zu ihm war Ruth tatsächlich auch innerlich so alt geworden, wie sie äußerlich aussah. Mit seiner innerlichen Jugendlichkeit konnte sie nicht mehr mithalten.

Sie bezeichnete seine Ambitionen, ein bisschen mit der Zeit zu gehen, als lächerlich und närrisch. Das nahm er ihr ebenso übel wie den Umstand, dass sie beruflich erfolgreicher war, dass sie sich mit dem bescheidenen Häuschen zufriedengab, obwohl sie mit ihrem fetten Gehalt und den jährlichen Bonuszahlungen leicht eine Luxusvilla hätte kaufen können, und dass sie nichts aus sich machte.

Die aufregenden High Heels, die er ihr neulich geschenkt hatte, lagen noch originalverpackt in der Rumpelkammer. Das kurze Kleid, den Push-up-BH und die künstlichen Wimpern, die er ebenfalls für sie besorgt hatte, hatte sie Valentina geschenkt, und mit dem Gutschein für eine Faltenbehandlung hatte sich ihre Sekretärin Schlauchbootlippen spritzen lassen.

Seither konnte die manche Wörter nicht mehr aussprechen, weil ihre Oberlippe zu wulstig war, um verschiedenen Laute korrekt zu formen. Wenn Herbert seine Frau tagsüber im Büro anrief, musste er immer lachen, wenn die Sekretärin das Gespräch in Ruths Büro durchstellte. »Frau Feiffer, Herr Feiffer nöchte Sie schrechen.«

Dass die junge Frau mit der aufregenden Bluse ihn eben als Opa bezeichnet hatte, nagte heftig an Herberts Gemüt. Auf dem Weg zu seiner Bank überlegte er fieberhaft, ob er sich nicht vielleicht doch trauen und sich Botox spritzen lassen sollte.

Nicht viel. Nur ein bisschen. Nur so viel, dass seine erschlafften Wangen wieder ein wenig praller, die Tränensäcke dagegen weniger prall, seine Lippen ein bisschen voller wirkten und die tiefe Falte über der Nasenwurzel verschwand.

Er gehörte ganz gewiss nicht zu diesen lächerlichen alternden Gecken, die sich mit Gewalt auf jung trimmten. Er war innerlich jung und wollte sein Äußeres einfach nur seinem Inneren anpassen. Was, bitte schön, konnte denn daran verkehrt sein? Die ganze Welt tat es. Es gehörte heutzutage praktisch wie das Haarewaschen, das Duschen und das Rasieren zur Körperpflege dazu.

Wenn diese angeblich so gut aussehenden Hollywoodstars so herumlaufen würden, wie Gott sie geschaffen hatte, dann würde keine einzige Frau sich nach denen umdrehen. Die jungen Dinger würden sich dann im Kino halb totlachen, anstatt sehnsüchtig zu seufzen, wenn beispielsweise James Bond auf dem Motorrad dahinbrauste und seine Tränensäcke im Fahrtwind hinter ihm herflatterten.

Warum also sollte nicht auch er der Natur ein bisschen auf die Sprünge helfen?

***

Emil Rohrmoser, der Verwaltungsdirektor der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, konnte dem warmen Frühlingsmorgen überhaupt nichts Positives abgewinnen. Im Gegenteil, er hätte weiß Gott was für einen kräftigen Kälteeinbruch gegeben.

Er hatte beide Fenster seines Büros in der obersten Etage des Krankenhauses weit geöffnet und schwitzte dennoch wie ein Affe.

Schuld daran war sein Anzug aus dickem Kaschmirwollstoff. Was ihn im Winter herrlich gewärmt und dafür gesorgt hatte, die Heizkosten auf ein Minimum zu senken, fühlte sich jetzt an, als ob er in der Sauna säße. Oder in der Hölle, nachdem des Teufels Großmutter gerade einen Aufguss mit einem ganzen Fass voll Wasser gemacht hatte. Er schmorte im eigenen Saft vor sich hin.

Sein leichter Frühlingsanzug, den er am Morgen aus dem Schrank geholt hatte, passte ihm nicht mehr. Keine Ahnung, warum. Vermutlich war er denen in der Reinigung eingelaufen. Er hatte die Hose nicht weiter als bis zur Hälfte der Oberschenkel hinaufziehen können, und das Jackett saß so knapp, dass er die Arme weder heben noch senken konnte, wenn er darin steckte.

Während jeder andere einfach ins Kaufhaus gehen und sich einen preisgünstigen neuen Anzug kaufen konnte, musste er tief in die Tasche greifen und seinen Schneider bemühen, denn für seine stattlichen Proportionen gab es nichts von der Stange. Zumindest nichts, mit dem man sich in der Öffentlichkeit sehen lassen konnte.

Er konnte ja nicht gut in einem XXXL-Jogginganzug einer Geschäftsbesprechung oder einer wichtigen Sitzung beiwohnen. In seiner Position musste man einen Anzug tragen, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Da biss die Maus keinen Faden ab.

Er hatte lange hin und her überlegt, wie er dieses Problem lösen könnte, ohne dabei zu viel Geld ausgeben zu müssen.

Abzunehmen, wie seine Frau es ihm vorgeschlagen hatte, wäre natürlich die preisgünstigste Variante. Doch das würde zu lange dauern. Dann müsste er auch noch im Hochsommer mit dem dicken Wollanzug – dem einzigen Stück, in das er noch hineinpasste – herumlaufen.

Er hatte ja versucht, ein paar Kilo abzunehmen, doch es hatte nicht geklappt. Mindestens drei Tage lang hatte er das dritte Frühstück weggelassen und dennoch kein einziges Gramm Gewicht verloren.

»Blöder Frühling!«, grummelte er missmutig, wischte mit dem letzten gebratenen Speckstreifen das letzte bisschen Rührei vom Teller und steckte es sich in den Mund.

»Du hast leicht zwitschern!«, fuhr er einen Sperling an, der sich auf dem Fensterbrett niedergelassen hatte und die Krümel der drei Brötchen, die Emil vorhin von seinem Schreibtisch gewischt und dorthin gestreut hatte, vergnügt zwitschernd aufpickte. »Du siehst auch nicht gerade wie ein Hungerhaken aus. Wenn du dir für teures Geld ständig neue Federn kaufen müsstest, würde dir das Zwitschern auch bald vergehen.«